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Nachruf

Nachruf und Würdigung von H.-C. Lubahn und H.-M. Niethammer, erschienen in der Zeitschrift 'Wegbegleiter' Nr. 2/2006, S. 40-46.

Pastor Dr. Erich Lubahn vom Herrn heimgerufen

Der hochverdiente Pastor i. R. der Evangelisch-methodistischen Kirche, wurde vom Herrn am Freitag, den 16. Dezember (2005 um 7.45 Uhr) im Alter von 82 Jahren nach kurzer schwerer Krankheit heimgerufen.

Pastor Dr. Erich Lubahn
Bild: Pastor Dr. Erich Lubahn ( 21. Februar 1923 – 16. Dezember 2005 )

Lebenslauf

Erich Lubahn wurde am 21. Februar 1923 in Berlin geboren. Sein Elternhaus war christlich-lutherisch orientiert. Der Vater war Mitglied der Bekenntniskirche.
Erich Lubahn sollte nach der Pensionierung seines Vaters dessen Nachfolger werden als Leiter des durch ihn gegründeten und geleiteten Beamtenheimstättenwerkes, des heutigen BHW. In diesem Sinn wurde die Ausbildung von Erich Lubahn geplant und begonnen.
1942-1945 war Erich Lubahn Soldat. Nach dem Krieg war er an der Seite seines Vaters sozial-politisch engagiert.
Im Februar 1948 erlebte Erich Lubahn bei einer Evangelisation der Evangelischen Allianz in Wiesbaden eine Bekehrung. Dies und seine Kriegserlebnisse waren ihm Anlass, seine Zukunft neu zu überdenken und zu planen. So begann er mit einem Theologiestudium im Herbst 1948 bis zum Sommer 1952. Während dieser Zeit promovierte er auch als Diplomvolkswirt.
Im Herbst 1952 wurde er Pastor der Methodistischen Kirche.
Dort lernte er auch seine Frau Ruth kennen, die er 1952 heiratete, und mit der ihm 4 Kinder und bis heute 14 Enkel geschenkt wurden.
Er war 5 Jahre in Schorndorf tätig, dann für 10 Jahre in Konstanz mit einer Beauftragung als Diasporapfleger der Süddeutschen Konferenz, dann für 2 Jahre in Waiblingen.
Ab 1969 stellte ihn die vereinigte Evangelisch-methodistische Kirche auf Bitten des Bruderrates der Bibelkonferenzstätte Langensteinbacherhöhe frei, dort als „Geistlicher Leiter“ zu wirken. Dort war er verantwortlich bis zur Pensionierung 1984, also insgesamt für 15 Jahre.
Nach der Pensionierung siedelten Erich und Ruth Lubahn wieder nach Waiblingen um. Die vier Kinder waren alle selbständig. Sie erfreuten ihre Eltern mit 14 Enkeln.
Im Pensionsstand nannte sich Erich Lubahn gerne, einer alten Tradition gemäss, "Reiseprediger". Er hat noch viele Dienste in der Nähe und Ferne tun dürfen. Zunehmend wurde die Seelsorge ein Schwerpunkt seines Dienstes.

Hans-Christof Lubahn

Würdigung

Als Pastor sah Erich Lubahn seinen Schwerpunkt einerseits in der Lehre. Neben Verkündigung und vielen Vorträgen veröffentlichte er eine Reihe von Büchern und Aufsätzen. Noch im Ruhestand organisierte er Ferienseminare für Theologiestudenten über den eisernen Vorhang hinweg. In seinen theologischen Ansichten war er entschieden, manchmal auch etwas aussergewöhnlich, dabei aber zutiefst überzeugt von der Universalität der Gnade.
Und dies machte ihn auf der anderen Seite zunehmend zu einem geschätzten und beanspruchten Seelsorger. Noch bis in die letzten Wochen verbrachte er täglich oft Stunden am Telefon in seelsorgerlichen Gesprächen. Da hatte er ein grosses Herz. Und was dabei „für den Himmel herauskam“ (wie er es formulierte), überliess er seinem Herrn, der ihn beauftragte. Als Kirche sind wir dankbar für seinen Dienst und seinen Einsatz.
Erich Lubahn hatte ein reiches und erfülltes Leben. Das hat er selbst ihnen so bestätigt. Als er vor Wochen mit der Krebsdiagnose den ärztlichen Rat erhielt, nun alles das noch zu machen, was er im Leben noch machen wollte, da stellte er im Kreis seiner Enkel fest, dass er alles das gemacht hatte. Er konnte sein Leben abschliessen. Lebenssatt nennt die Bibel das manchmal – und es ist das höchste, was sie über ein Leben im Diesseits sagen kann.
Lebenssatt – das ist aber gerade nicht die Art von Sattheit, die von den Dingen dieser Welt nicht genug kriegen kann und dann nur zu schnell damit einhergeht, dass einem des Lebens überdrüssig wird. Er wollte sich nicht unter die zählen lassen, von denen es im Psalm heisst: „Sie haben ihr Teil schon im Leben, indem du ihnen den Bauch füllst mit deinen Gütern.“
Nein, trotz dieses erfüllten Lebens und noch in seinem Wunsch, sterben zu dürfen, war in ihm diese Sehnsucht, die weiterreicht, und dieses Wollen, das über das hinausgeht, was man hat und braucht in diesem Leben:
„Ich aber will schauen dein Antlitz in Gerechtigkeit, ich will satt werden, wenn ich erwache, an deinem Bilde.“
Es ist dieses Aber des Glaubens, das Erich Lubahn sich mit seinem ganzen Ich, mit seiner Person und Seele zu eigen gemacht hat. So hat er, der Seelsorger, für seine Seele gesorgt. Gerade als er fast nicht mehr essen, schon gar nicht sich satt essen konnte, blieb das seine Hoffnung: Sich satt sehen zu können an Gottes Angesicht. Und gerade als er zum letzten Mal die Augen schloss, blieb dies sein Teil: Die Hoffnung auf ein neues Erwachen, weil Gott ihn auferweckt.

In einem seiner Bücher schreibt er einmal: „Worauf wir uns im gegenwärtigen Leben ausrichten, das bestimmt unsere Zukunft nach dem Sterben.... Jede Seele nimmt durch das Sterben hindurch mit, wie sie in diesem Leben gelebt hat ...“
Was Erich Lubahn mitnimmt, ist die Hoffnung auf das Angesicht Gottes. Ein Angesicht, das voller Güte und Liebe ist, voller Leben und voller Schönheit, voller Barmherzigkeit und Gerechtigkeit. Ein Antlitz, dessen Anblick uns in diesem Leben nicht zuteil wird. Und doch hat es für uns Gestalt angenommen, hat es auch für den Verstorbenen sich verkörpert in dem, dessen Geburt wir in diesen Tagen feiern: Jesus Christus. In dem Kind in der Krippe, in dem Menschen, der über diese Erde ging, in dem Gekreuzigten, der auferweckt wurde. Da begegnet uns Gottes Bild. Und nicht ein totes Abbild, sondern das lebendige Ebenbild Gottes, in dem unser Schicksal vorgezeichnet und unsere Hoffnung auf ewiges Leben verbürgt ist. Denn – so noch einmal aus dem schon erwähnten Büchlein: „Wie sich Jesus mit Gott identifizierte, so darf es der Mensch lernen, sich mit Jesus zu identifizieren.“
Der Verstorbene darf nun schauen, was er geglaubt hat. Besser: den, an den er geglaubt hat. Wenn er aufwacht, wird es kein fremdes Gesicht sein, sondern der, der ihm alles in allem sein will, und an dem er sich sein Leben lang nicht satt sehen konnte!

H.-M. Niethammer



(Red.: Anfangs April 2006 erfuhr ich durch eine WB-Leserin, dass Herr Lubahn im Dezember 2005 überraschend gestorben war und wurde gefragt, ob ich nicht einen Nachruf veröffentlichen wolle. Das tue ich natürlich gerne, denn das WB-Heft hat von Dr. Lubahn einige Artikel veröffentlichen dürfen, in denen hochumstrittene christliche Fragen aufgriffen und m. E. unorthodox [ungewöhnlich] aber bibelfest behandelt wurden. Ausserdem kannten sich Herr Lubahn und Herr Schiebeler persönlich gut. Bemerkenswert: Beide sind sowohl innert Monaten geboren als auch gestorben, d.h. die Geburts- und Todestage liegen nahe beieinander.
Auch Herr Martin Weber (v. Verlag d. WB) war mit Herrn Lubahn bekannt.
Um Näheres über Herrn Lubahn zu erfahren, führte ich ein bewegendes Gespräch mit seiner Gattin. Die Lebensdaten zu diesem Nachruf stellte mir dann Sohn Hans-Christof Lubahn freundlicherweise zur Verfügung.
Aus Sicht der WB-Redaktion verdanken wir Herrn Lubahn, dass er als ausgebildeter, in einer Kirchenhierarchie arbeitender Theologe Verbindungen zwischen rein christlicher Lehre und dem Geistchristentum sah und beschrieb. Zudem gab er sich offenbar mit bestimmten kirchenchristlichen Dogmen nicht zufrieden, sondern überprüfte diese anhand der Bibel kritisch.
So gesehen, glich sein Werk auffällig dem Schaffen von Herrn Schiebeler. Beide versuchten aus ihren erlernten Berufen heraus (Physiker, Theologe) eine Brücke zum Geistchristentum zu schlagen; beide kritisch mit Hilfe ihres zur Verfügung stehenden "geistigen Instrumentariums". Herr Schiebeler untersuchte die Verbindungen von parapsychologischer Forschung mit dem Geistchristentum und Herr Lubahn untersuchte die geistchristlichen Elemente in der "organisierten" Christenlehre (z.B. evangelisch-methodistisch).



Folgende Artikel erschienen bisher von E. Lubahn im WB-Heft:
Das Schrifttum von Dr. Erich Lubahn ist im freien Buchhandel erhältlich. Empfehlenswerte Titel:
Zum Schluss komme nochmals Erich Lubahn selbst zu Wort:

„Es gibt zweierlei Christen:
Die einen glauben an die Barmherzigkeit Gottes,
die anderen sind barmherzig durch ihren Glauben.“




Herr Werner Schiebeler schätzte Frau Clüver offenbar und ihr nachfolgendes Gedicht ist seiner Freundschaft zu Herrn Lubahn gewidmet. – T.F.)

Vergänglichkeit

Lacht dir das Leben auch sonnig und schön
glaube nur, glaube, bald wird es vergehn.
Seht auch der Leib noch in Blüte und Kraft,
bald naht der Tod, der die Glieder erschlafft.

Drum denke beizeiten du an den Tod,
so wirst du nicht zittern, wenn er dir droht.
Mach früh dich mit dem Gedanken vertraut:
vergänglich ist all', was die Sonne beschaut.

Die Freuden, die dein Leben versüssen,
Die Tränen, die deinem Kummer fliessen,
die Freuden, die Lieben, die um dich stehn,
im Tode sie all' wie der Staub vergehn.

All' was du durch Müh' erlernt und durch Fleiss,
was du dir erworben mit saurem Schweiss,
was Schönes besessen du im Leben,
im Tode musst alles du wiedergeben.

Dein Haus, deine Felder und all', was dir lieb,
von allem dir auch nicht ein Körnlein verblieb.
Im Tode bist du wie ein Bettler so arm,
wenn dir nicht der Glaube im Herzen glüht warm.

Wenn du nicht die Tugend von Herzen geübt,
wenn du nicht geglaubt, nicht gehofft und geliebt.
Drum hänge nicht an die Güter dein Herz,
sonst bringt dir der Tod nur Kummer und Schmerz.

Doch hast du dein Leben dem Höchsten geweiht,
dann winkt dir die ewige Seligkeit.
Dann wirst du im Tode nicht untergehn,
dann führen dich Engel in himmlische Höhn.

Elisabeth Clüver, 17.3.1842 – 17.5.1884


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"Letzte Änderung dieser Seite am 10. Juni 2014"