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Religion - Christentum - Trinität

Ein Beitrag von Dr. theol. Erich Lubahn aus der Zeitschrift 'WEGbegleiter' Nr. 2/2004, S. 7-10.
Anmerkungen des Erfassers stehen in [ ]-Klammern.

Kritische Fragen zur Trinität

von Dr. Erich Lubahn, D-Waiblingen

Schon die frühesten Taufbekenntnisse der Alten Kirche aus dem 2. Jahrhundert haben Gott-Vater, Sohn und heiligen Geist zum Inhalt. Das Taufbekenntnis, das seit dem 3. Jahrhundert in Rom gebräuchlich war, das sog. Romanum, ist die Vorform des heutigen Apostolischen Glaubensbekenntnisses. In erweiterter Form wurde es beim Konzil in Nicäa, einem Vorort von Konstantinopel, im Sommer 325 offizielle Kirchenlehre. Was all diesen Bekenntnissen gemeinsam ist: Sie sind trinitarisch aufgebaut. Zu fragen wäre: Hat die Trinitätslehre unserer kirchlichen Bekenntnisse einen biblischen Hintergrund?

Paulus schreibt (1. Kor. 12,4 - 6): "Es ist ein Geist..., es ist ein Herr ... und es ist ein Gott, der wirkt alles in allem." Seinen zweiten Brief an die Gemeinde in Korinth schliesst er mit dem Segenswort: "Die Gnade des Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes ist (bzw. sei) mit euch allen!" (2. Kor. 13,13). Diese Dreiheit begegnet uns auch in anderen Bibelstellen, so im 1. Petrusbrief 1,2, im Judasbrief Vers 20 f und in Matthäus-Evangelium 28,19.

Triaden (Dreiheiten) kennt aber nicht nur das Neue Testament. Auch anderen Religionen sind sie nicht fremd. (1) Zu erwähnen wäre auch die Dialektik des Philosophen Wilhelm Hegel (1770-1831) von "These – Antithese – Synthese".

Das Dreieck im jüdischen Davidsstern symbolisiert die Dreiteilung das einstigen Jerusalemer Tempels: Vorhof, Heiligtum, Allerheiligstes. Dem entspricht z.B. der sog. Aaronitische Segen (4. Mose 6, 24 - 26): "Der HERR segne dich und behüte dich (Vorhof), der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig (Heiligtum), der HERR hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden (Allerheiligstes). Die Zahl Drei spielt im jüdischen Denken in vielen Zusammenhängen eine grosse Rolle. Ein Zeugnis dafür ist die Kabbala (zu deutsch: Empfang, durch Tradition Empfangenes). (2)
Auch wenn das Neue Testament keine eigentliche Lehre von der Dreieinigkeit entfaltet hat, so ist doch das, was Kirchenväter in den ersten Jahrhunderten formuliert haben, ein Versuch, dem Ausdruck zu verleihen, was wir in den neutestamentlichen Schriften hie und da angedeutet finden. Wenn wir die Briefe des NT aufmerksam lesen, werden wir feststellen, dass da, wo von Gott die Rede ist, oft auch von Jesus und vom heiligen Geist gesprochen wird. In der Hinsicht besonders eindrucksvoll ist Römer 8,9: "Wenn der Geist Gottes in euch wohnt". Ohne Pause fährt Paulus fort: "'Wer aber Christi Geist nicht hat, der gehört nicht zu ihm." Gott und Jesus, Vater und Sohn, sind also austauschbar. Gott, Geist und Christus gehören einfach zusammen und bilden eine unauflösliche Einheit. Wenn man von dem einen spricht, kann man von den beiden anderen nicht gut schweigen.

Der neutestamentliche Befund der Trinität kann also nicht bestritten werden. Uneinigkeit besteht jedoch hinsichtlich der kirchlichen Lehre von einem "dreieinigen" Gott.

Dazu ein persönliches Erlebnis: In einer Reisegruppe, die in Israel unterwegs war, besuchten wir auch das israelische Parlament, die Knesset. Der jüdische Reiseleiter erklärte uns die vor der Knesset aufgestellte Menora, den siebenarmigen Leuchter, und übersetzte uns die hebräische Inschrift: "Der HERR, unser Gott, ist ein HERR" (5. Mose 6,4). Er bemerkte dazu, dass im Gegensatz dazu die Christen an drei Götter glauben. Dem musste ich widersprechen und erklärte, dass auch wir als Christen, uns zu einem Gott bekennen. Damit wir aber zu ihm Zugang fänden, sandte uns Gott seinen Sohn, der uns den Weg zu ihm bereitet hat. Das erläuterte ich durch neutestamentliche Bibelstellen. Jesus bezeugte seinen Jüngern: "Niemand kommt zum Vater denn durch mich" (Joh. 14,6); ferner sagte Jesus: "Es kann niemand zu mir kommen, es sei denn, dass ihn ziehe der Vater, der mich gesandt hat" (Joh. 6,44). Das tut Gott, der Vater, durch seinen Geist. Paulus bekennt dazu: "Niemand kann Jesum einen Herrn heissen ausser durch den heiligen Geist" (1. Kor. 12,3).

Einmal fragte Jesus seine Jünger: "Für wen halten die Menschen mich?" In der Bevölkerung hatte man eine hohe Meinung von dem Nazarener. Gleichwohl bleibt Jesus unbefriedigt von der Mitteilung der Jünger; darum fragt er weiter: "Und für wen haltet ihr mich?"

Da machte sich Simon zum Sprecher der Jüngerschaft und antwortete: "Du bist der Christus, des lebendigen Gottes Sohn". Jesus antwortet: "...das hat dir mein Vater im Himmel geoffenbart" (Mt.16,13 ff). Jesus identifiziert sich in seiner Gesinnung mit seinem Vater; niemals aber hat er sich zu Gott gemacht. (3)

Die Bibel bezeugt ihn als den ewigen Gottessohn, der sich zum Menschensohn erniedrigte (Phil. 2, 6-10). Das will uns der heilige Geist offenbaren (wörtlich: enthüllen). Er offenbart es dem, der ehrlichen und aufrichtigen Herzens ist (Spr. 2,7; 1. Petr. 5,5) , und der im gelebten Glauben Gott gehorsam sein will (Röm. 1,5-6; Röm. 1,16; 1. Petr. 1,22).

Dem trinitarischen Gottesbekenntnis gemäss beginnen die Kirchen ihre Gottesdienste "im Namen Gottes: des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes". Wenn ich einen Gottesdienst halte, beginne ich den Worten: "Unser Gottesdienst geschehe im Namen Jesu Christi, unseres Herrn zur Ehre Gottes, unseres Vaters, in der Vollmacht des heiligen Geistes." Ich glaube also nicht an drei Gottheiten, sondern an den einen Gott. (4)

Dieser Gott hat seinem Volk Israel – zum Heil der ganzen Menschheit – den Messias verheissen, der von dem Sündenfall (1. Mo. 3), das heisst: dem Ungehorsam des Menschen Gott gegenüber, erlösen soll (1. Mo. 2,16 f). Die Folge des Sündenfalls ist die Ausweisung aus dem Paradies, der Gemeinschaft des Menschen mit Gott und seinem Nächsten.

Für den Menschen ist seitdem das Tor zum Paradies fest verschlossen (1. Mo. 3,24). Dazu kam Jesus Christus (hebr.: Jeschua ha Maschiach, wörtlich: Retter, der Messias (deutsch: der Gesalbte) (5) in unsere Welt, damit wir wieder Zugang haben zum Paradies.

Wer darf durch das geöffnete Tor eintreten? Diejenigen die ein Doppeltes erkannt haben: Zum einen, dass wir Sünder d.h. wörtlich "Zielverfehler" sind; also solche, die nicht wissen, wozu sie eigentlich leben. Zum anderen, dass wir Jesus, den Retter und Erlöser, benötigen, um das Ziel, unser Heil, zu erreichen. Beides will uns der heilige Geist offenbaren, den Gott, unser Vater, durch seinen Sohn über die Welt ausgegossen hat (Apg. 2). Dieser Geist ist nicht eine Person, sondern die "Kraft Gottes", die uns im Namen seines Sohnes zuteil wird. (6) Der Geist Gottes, bzw. der heilige Geist, manifestiert sich aber personenhaft in Menschen und Geistern; bei Menschen, wenn sie in der Vollmacht des heiligen Geistes "Botschafter an Christi Statt" (2. Kor. 5,2) sind, und bei "dienstbaren Geistern" (Hebr. 1,14) als Engel (wörtlich: Boten) Gottes, wenn sie Menschen eine Botschaft zu vermitteln haben (z.B. für viele Bibelstellen: 1.Mo. 32,2; Ri. 6,20; Lk. 1,11; Apg. 8,26).

Aus allem Gesagten ergibt sich für mich: Ich bekenne mich zu einer Dreieinigkeit von Vater, Sohn und heiligem Geist, nicht aber zu drei Gottheiten, sondern zu dem einen Gott, dem Vater in dem Namen seines erstgeborenen Sohnes Jesus Christus in der Kraft und Vollmacht des heiligen Geistes.

Aus Gnaden will Gott uns diese Erkenntnis durch seinen Geist schenken. Wo diese Erkenntnis in einem Herzen geweckt ist, da wirkt der lebendige (auferstandene) Jesus Christus durch seinen Geist dann den lebendigen Glauben, der Gott gehorcht (Rö. 1,5 u. 16,26), und in der Liebe tätig ist (Gal. 5,6). "Die Liebe Gottes ist ausgegossen durch den heiligen Geist in unser Herz" (Rö. 5,5). Die Liebe (Agapê) ist das Kennzeichen gelebten Glaubens. In ihr sind alle Gebote Gottes zusammengefasst. "Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses. So ist nun die Liebe des Gesetzes Erfüllung" (Rö. 13,9 f) Siehe dazu "Das hohe Lied der Liebe", 1. Kor. 13 und Joh. 4,7 ff). Wer das biblische Zeugnis der Dreieinigkeit im Herzen aufgenommen hat, bewährt sein Christsein in der Liebe!


Fussnoten

(1) Siehe dazu "Das Evangelische Kirchenlexikon" 1956 Bd. III, S.1494 und "Die Religion in Geschichte und Gegenwart" (RGG), 1960, Bd. VI, S. 1023 f.
(2) Martin Buber, "Die chassidische Botschaft", 1952, S. 140-156. Gerhard Salomon, "Zahlen der Bibel" 1989, 2. Aufl., S. 37 ff.
(3) Das bezeugen viele biblische Zusammenhänge: Mt. 19,17; 23,8f; Mk. 10,18; Lk. 10,25-28; 18,19; Joh. 1,1-14; 1. Kor. 8,6; Eph. 4,4 ff; 2. Petr. 2,16 f. Das zentrale zusammenfassende Wort: 1. Kor. 15, 20-28!
(4) Die 10 Gebote, das zentrale Bekenntnis der Juden, beginnt mit den Worten: "Ich bin der HERR (Jahweh), dein Gott ... Du sollst keine anderen Götter (Elohim) neben mir haben!"
(5) Der Artikel zum Messias ist aus dem hebr. Verständnis zu verstehen, weil auch Könige in Israel und Propheten Gesalbte (Plural) Gottes waren.
(6) Diese "Kraft" wird uns im AT und NT über 100mal bezeugt. Jesus verheisst seinen Jüngern: "Ihr werdet die Kraft des heiligen Geistes empfangen, welcher auf euch kommen wird" (Apg. 1,8).


[ Anm. d. Erf.: Es wurden kleine Unsauberkeiten korrigiert und geringfügige stilistische Änderungen vorgenommen, die jedoch nicht sinnentstellend sind. ]


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"Letzte Änderung dieser Seite am 10. Juni 2014"