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Knaur Esoterik - Herausgeber Gerhard Riemann
Alle Rechte vorbehalten Copyright by Droemersche Verlagsanstalt Th. Knaur Nachf. München 1991, ISBN 3-426-04266-5

Rudolf Passian

Licht und Schatten der Esoterik

Eine Orientierungshilfe bei der Beurteilung esoterischer Lehren


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Rudolf Passian - Licht und Schatten der Esoterik : Inhalt

Motto
Vorbemerkungen
Zur Grundfrage nach Gott   ( 18 KB )
Zur Wesensstruktur des Menschen   ( 34 KB )
Schöpfungsgedanke und Seelenherkunft   ( 28 KB ) Spiritismus und Spiritualismus

Zum Ausklang
Weitere Zitate

[Die anderen Kapitel, siehe unten]

Aus urheberrechtlichen Gründen wird nicht mehr Text angeboten als die obigen Kapitel.
Die anderen Kapitel sind:
Theosophie
Die Theosophische Gesellschaft
Kritische Anmerkungen
Schon wieder ein neuer »Christus«
Luzifer als Wassermann?
Die Zahl 666 und das »Tier«
»An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen«
Es ist nicht alles Gold, was glänzt
Mit Sex zur Erleuchtung?
»Die Geisterwelt ist nicht verschlossen«
Kabbala und Tarot
Magie
Hypnotismus, Somnambulismus, Trance und Heilmagnetismus
»Musik wird oft nicht schön empfunden ...«
Alle Macht den Hexen!
Naturgeister und Elementseelen
Astrologie
Alchemie
Yoga und Meditation
Wisse, wolle, wage, schweige! Von Rosenkreuzern, Druiden und Gralsorden
Die Rosenkreuzer
Druiden
Der Gralsorden
[Spiritismus und Spiritualismus]
Esoterik und Neues Zeitalter
Ausklang
Personen- und Sachregister

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Motto

Es ist ganz natürlich, dass wir gegen jede neue Ansicht, über deren Gegenstand wir uns ein Urteil schon gebildet haben, uns abwehrend und verneinend verhalten. Denn sie dringt feindlich in das vorläufig abgeschlossene System unserer Überzeugungen ein, erschüttert die dadurch erlangte Beruhigung, mutet uns neue Bemühungen zu und erklärt alte für verloren. Demgemäss ist eine uns von Irrtümern zurückbringende Wahrheit einer Arznei zu vergleichen, sowohl durch ihren bitteren und widerlichen Geschmack als auch dadurch, dass sie nicht im Augenblick des Einnehmens, sondern erst nach einiger Zeit ihre Wirkung zeigt. Sehen wir also schon das Individuum hartnäckig im Festhalten seiner Irrtümer, so ist es die Masse der Menschen noch viel mehr: An ihren einmal gefassten Meinungen können Erfahrung und Belehrung sich jahrhundertelang vergeblich abarbeiten.
 Schopenhauer


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Vorbemerkungen

Die im vorliegenden Buch zur Orientierungshilfe dienenden Beurteilungen beruhen a) weltanschaulich auf den ethischen Prinzipien der christlichen Lehre, wie sie mit dem Ausspruch »Was du nicht willst, das man dir tut, das füg auch keinem andern zu« verdeutlicht werden, und b) wissenschaftlich auf Forschungsergebnissen und daraus abgeleiteten Aspekten der Parapsychologie.
Zu a: Zugegebenermassen stellt das Grundgebot der Nächstenliebe nichts spezifisch Christliches dar. Buddha und Konfuzius lehrten ähnlich schon Hunderte Jahre zuvor, und auch Sokrates, Plato und Aristoteles können als Vorläufer der christlichen Ethik gelten. Ja schon das um 3000 v. Chr. entstandene »Ägyptische Totenbuch« enthält im 125. Kapitel das Verbot des Tötens, Stehlens und Lügens. Somit wird man Kirchenvater Augustinus wohl kaum des Irrtums zeihen können, wenn er (in seinen »Retractiones«, I, 13) erklärt: »Das, was man jetzt die christliche Religion nennt, gab es schon bei den Alten und fehlte nie seit Anfang des Menschengeschlechts, bis Christus im Fleisch erschien; von wo man die wahre Religion, die schon vorhanden war, anfing, die christliche zu nennen.« All dies deutet auf eine überzeitliche Gültigkeit ethischer Prinzipien hin, wie sie auch die neuere Sterbeforschung aufzeigt.
Zu b: Esoterik ist primär Weltanschauung, Parapsychologie hingegen ist wissenschaftliche Forschung. Hier gebührt vor allem einem ihrer Teilbereiche erhöhte Aufmerksamkeit, den Studien zum Todesproblem, weil hier Lebenshilfe erwartet werden kann für jeden, der sich logischen Folgerungen nicht verschliesst. Als deduktive Erfahrungs- und Experimentalwissenschaft liefert sie das, was man woanders vergeblich suchen wird, nämlich eine glaubwürdige Begründung ethischer Verhaltensnormen. Wer freilich alle Lebensäusserungen aus dem materialistisch eingeengten Blickwinkel »wertfreien« Hochschulwissens und der Froschperspektive mancher grossmäuligen Journalisten zu ergründen sucht, wird über Marx und Freud schwerlich hinauskommen.
Im folgenden wird nun von einigen Persönlichkeiten und Gruppierungen die Rede sein, deren Wirken die Gegenwartsesoterik mehr oder weniger stark mitprägte. Grundsätzlich wäre es unwissenschaftlich und spräche für mindere Intelligenz, wollte man alles, was mit Esoterik und Okkultismus zusammenhängt, von vornherein - ungeprüft und unterschiedslos - in Bausch und Bogen verwerfen und dem Aberglauben oder dem Teufel zuordnen. Andererseits wäre es genauso verkehrt, unkritisch und gutgläubig all das für bare Münze zu nehmen, was unter der Flagge von »Geheimwissen« oder »New Age« segelt. Ähnlich wie in Politik und Geschichtsschreibung wird hier vieles behauptet, dessen Wahrheitsgehalt und Seriosität nur schwer oder auch gar nicht nachprüfbar ist; wer hat schon die Möglichkeiten und wäre bereit, sich der Mühe eines zeitraubenden Studiums schwierig zu beschaffenden Quellenmaterials zu unterziehen. Das nachfolgende Aufzeigen von Schattenseiten der Esoterik und ihrer Erscheinungsformen erfolgt im Pflichtbewusstsein wahrheitsgemässer Berichterstattung und mit genauen Quellenangaben. Dabei bestand nicht die geringste Absicht, andere in ihrem Glauben verletzen zu wollen. Es soll auch nicht ver-, sondern beurteilt werden. Ausserdem sind angeführten Tatsachen und Zitate vielfach für sich schon aussagekräftig genug, um eine eigene Urteilsbildung zu ermöglichen.
Auch für das Gebiet der Esoterik gilt die altbewährte Richtlinie: »Prüfet alles, und behaltet das Gute.« Wer einiges mehr über den Menschen und seine Bestimmung, über Sinnfragen unseres Daseins und metaphysisches Hintergrundgeschehen zu wissen begehrt als das, was Schulen, Kirchen und Massenmedien zu bieten haben, der kann im Bereich esoterischer Anschauungen und parapsychologischer Forschung zu einer beträchtlichen Horizonterweiterung gelangen. Der Esoteriker verträgt ja Wahrheiten im Klartext, während sie dem Exoteriker nur in Gleichnissen (Parabeln) und Beispielen (Analogien) begreiflich gemacht werden können.
Nach esoterischer Auffassung gibt es drei Wege zur Erkenntnis: den Weg des Glaubens, den des Forschens und den der meditativen Innenschau. Auf allen drei Wegen sind Wahrheiten zu finden, d. h. Kenntnisse und Erkenntnisse, die vom einzelnen - je nach Individualität und Motivation - in der Lebensgestaltung von bedeutendem Wert sein können. Damit ist aber zugleich die Relativität des persönlich als wahr Empfundenen angedeutet, denn abgesehen von gewissen Grundtatsachen bleibt die alte Frage »Was ist Wahrheit?« nach wie vor aktuell. Im Zusammenhang mit dem Leitspruch »Keine Religion ist höher als die Wahrheit« wird im Kapitel über Theosophie näher dazu Stellung genommen.
Es ist jedenfalls töricht, über Dinge und Ansichten streiten zu wollen, die sich jeder Kontrolle entziehen und somit Glaubenssache bleiben. Ein Weiser wird deshalb Streitgespräche weltanschaulicher Art tunlichst meiden, weil es ihm kindisch vorkäme, sein augenblickliches Wissen, das sich gegenüber dem Nichtwissen ohnehin verhält wie ein Tropfen Wasser zum Ozean, für unfehlbar und endgültig zu halten. Und was religiöse Sondergemeinschaften anbelangt, die man gern mit der diskriminierenden Bezeichnung »Sekten« belegt, so wäre festzuhalten, dass in ihnen prozentual oft viel mehr charakterlich wertvolle Menschen zu finden sind als in den Kreisen derer, die sich über jene erhaben dünken. Begann durch »Sekteneinfluss« auch nur ein einziger Mensch sein Leben bewusst spirituell positiv zu gestalten, so ist damit die Existenzberechtigung seiner Glaubensgemeinschaft gegeben. Selbstverständlich gibt es auch auf religiösem und esoterischem Gebiet Gruppierungen, vor deren Praktiken und mehr oder weniger sorgfältig getarnten Zielen aufklärend gewarnt werden muss. Deren Verantwortliche freilich kann man getrost den Lebens- und Schicksalsgesetzen überlassen, die der Volksmund »Gottes Mühlen« nennt. Zu beneiden sind solche Leute keineswegs. Und dass es die vielbezweifelte ausgleichende Gerechtigkeit wirklich gibt, ist für den Wissenden längst kein blinder Glaube mehr. Letzterer wird auch ohne esoterische Studien hinfällig, wenn man die Ergebnisse moderner Todes- und Jenseitsforschung begreift und richtig zu interpretieren versteht.
Das im folgenden Dargelegte mag, trotz erkennbaren Bemühens um Objektivität, dem einen zu stark christlich orientiert, dem anderen zu spiritistisch sein, einem dritten aus diesem oder jenem Grunde missfallen. Sei's drum! Niemand vermag es allen recht zu machen. - Dem wahrhaft Suchenden aber möge dieses Buch ein nützlicher Wegweiser sein!

Benutzte Abkürzungen bei den Anmerkungen
MuSch = »Mensch und Schicksal« (nach 1945 erschienene Zeitschrift)
PsStud = »Psychische Studien« (grenzwissenschaftliche Zeitschrift, erschien von 1874 bis 1934 in Leipzig)
RiGuG = »Die Religion in Geschichte und Gegenwart« (theologisches Nachschlagewerk, 2. Aufl., Tübingen 1927)
ZEO    = »Zentralblatt für Okkultismus« (Leipzig, von 1907 bis 1932)
ZfS      = »Zeitschrift für Seelenleben« (Leipzig, von 1915 bis 1939)


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Ausklang

Zum Wichtigsten im Leben gehört: die Religion. Diese Einsicht ist zumeist die Frucht leidvoller Erfahrung, wenn einem in auswegloser Lage nichts anderes mehr verblieb als die Zuflucht zum Gebet. Ohne religiösen Glaubensrückhalt fällt man nur zu leicht der Verzweiflung anheim und kann schliesslich meinen, Selbstmord sei die Erlösung von allem Übel. Und doch ist Glaubenslosigkeit nur eine Folge von Nichtwissen. Wenn allein im Jahre 1989 in der Bundesrepublik rund zehntausend Menschen sich willentlich ihres physischen Körpers entledigten, so bezeugt dies nicht bloss eigene Unwissenheit, sondern auch das permanente Unvermögen der Kirchen zu wahrhafter Seelsorge. Statt dessen ziehen die theologischen Fakultäten überwiegend linkshirnig getrimmte Rationalisten heran, die von anderen Realitäten als den sicht- und messbaren keine Spur einer Ahnung haben, weil ihren Lehrern offenbar jedweder Sinn für Transzendenz abhanden kam; .Wen wundert es, wenn solch blinde Blindenführer ausserstande sind, Trost dort zu spenden, wo er am nötigsten ist: am Grabe innig geliebter Menschen?
Religion, das ist inneres Erleben und spürbare Beziehung zur Personifikation eines höchstvorstellbaren Wesens, in dessen Liebe man sich geborgen fühlen kann; ist die Überzeugung vom Vorhandensein. einer sittlichen Weltordnung und des schützenden Begleitetseins durch unsichtbare Freunde sowie der persönlichen Fortdauer nach dem sogenannten Tode. Religion sollte mit unserem täglichen Denken untrennbar verbunden und nicht bloss sonntags in der Kirche eine Stunde lang aktuell sein. Religion bedeutet keineswegs nur Glauben im Sinne von Nichtstun, sondern erfordert das Erbringen einer Eigenleistung in Form bewusster Charakterveredelung und Arbeit am inneren Menschen, um diesen vorzubereiten für ein Leben auf höherer Stufe als der gegenwärtigen. Religion soll Lebenshilfe bieten zur naturgemäss richtigen Gestaltung und Nutzung unserer irdischen Existenz und uns aufklären können über den metaphysischen Sinn unseres Daseins. Logischerweise muss Religion auch für die Zeit nach unserem Erdenleben ihren Wert behalten und ein brauchbarer Kompass bleiben können durch jederzeit mögliche Aneignung richtungweisender Kenntnisse.
Was jedoch esoterische Lehren und Anschauungen anbelangt, so sollten diese erst recht zu gottbezogener Erkenntniss : (griech.gnosis) führen; zumal bei Esoterikern als feststehend gelten darf, dass unser Erdendasein nur einen begrenzten Abschnitt darstellt in der Kontinuität unseres Seins. Lehrt uns nicht die Natur selbst eine gesetzmässige Entwicklung aus dem Formlosen zum Gestalteten, vom Niederen zum Höherstufigen? Und wenn die Physik nachweist, dass nichts verlorengeht, so besteht keinerlei Veranlassung, dies für den Bereich der Psyche und des Geistes auszuschliessen. Schon anlagemässig und seinem Wesen nach muss der Mensch mehr sein als ein sinnvoll zusammengefügtes Konglomerat von Organen und Zellverbänden. Das Ganze ist sowieso stets mehr als die Summe seiner Einzelteile, und solange die Naturwissenschaft: bloss eine beschreibende bleibt, nicht aber das Wesen der Dinge erklären kann, so lange wird die Religion - wenn sie dogmatischer Erstarrung entsagt - unangefochten und lebensnotwendig bleiben.
Leo Tolstoi vermerkte am 29. 4. 1918 in seinem Tagebuch: »Die Welt entwickelt, vervollkommnet sich. Aufgabe des Menschen ist es, sich an dieser Entwicklung zu beteiligen, sich ihr einzufügen und an ihr mitzuwirken.« Mit anderen Worten bringt dies ein alter Spiritualisten-Leitspruch zum Ausdruck: »Dem Ganzen zum Heil tue jeder sein Teil.« Und in einer medial empfangenen Erläuterung zum Lukas-Evangelium heisst es: »Das Streben nach Erkenntnis ist Aufgabe, und das Leben nach dieser gewonnenen Erkenntnis ist Pflicht. Die euch (dabei) zuteil werdende Hilfe und Erleuchtung aber ist Gnade oder Lohn für diese Pflichterfüllung.« In der Wahl seines Weges zu Gott und der Gestaltung seines künftigen Schicksals ist jeder von uns frei. Emanuel dürfte daher zuzustimmen sein, wenn er empfiehlt, niemandem eine Lehre aufzudrängen. Er sagt: » Lasst jedem auf solchem Wege sich seinem Ziel nähern, der ihm sympathisch ist. Mit der Zeit reift seine Erkenntnis, und er wird vielfach gewundene Wege verlassen, um direktere zu betreten» (a.a.O., S. 239). Dies mag insonderheit auf esoterischem Gebiet gelten, wobei die Mahnung des Esoterikers Dr. Herbert Fritsche nicht überhört werden sollte, wenn er in seiner Einführung erklärt: »Jeder, der sich in das Weltbild der Esoterik hineinbegibt ohne ein festes Abhängigkeitsverhältnis Gott gegenüber, erhält dort Gift statt Balsam!« Und: »Jede Esoterik, die nicht unterbaut ist durch den Geist der Zehn Gebote und der Bergpredigt, kann luziferischen Mächten als Aktionsbasis dienen.«
Fritsche wusste, wovon er sprach. Wie sehr seine Warnung berechtigt ist, veranschaulicht dieses Buch, dessen Verfasser allen ehrlichen Wahrheitssuchern GUT LICHT auf ihrem Wege wünscht!

Rudolf Passian


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Weitere Zitate aus "Licht und Schatten der Esoterik"

Stets gültige Richtlinien zur sicheren Beurteilung von Meistern, Okkultlehren und Geheimgesellschaften erarbeitete schon der deutsche Mystiker und Philosoph Karl von Eckartshausen (1752-1803). Er schrieb:
» Die Vereinigung der Weisen hat mit keiner Gesellschaft, die existiert oder existieren wird, eine Gemeinschaft. Sie verbinden sich nicht durch Eidschwüre. Sie haben weder Konstitutionen noch geschriebene Regeln; weder Konvente noch Zusammenkünfte. Ihre Arbeit ist tätige Gottes- und Menschenliebe.
Sie nehmen niemanden auf; jeder nimmt sich selber auf nach dem Grade der Liebe, den er sich durch seine Handlungen gibt. Nach diesem versetzt er sich in den höheren oder niederen Grad der göttlichen Annäherung.
Sie haben keine Oberen, sie sind alle gleich untereinander, und ihr Vorstand ist Gott. Sie halten weder Sekretäre noch Siegelbewahrer. Der Engel, der die guten Handlungen der Menschen ins Buch der Ewigkeit einträgt, ist ihr Sekretär; und ihr Siegel ist der Stempel der reinsten Absicht, der das Siegel der Liebe auf ihre Handlungen drückt.
Keiner hat dem anderen zu gebieten, jeder gebietet sich selbst nach dem Grade seiner Erkenntnis. Sie schliessen niemanden aus; jeder schliesst sich selbst aus durch die Stufe der Entfernung, auf die er wieder heruntersteigt, wenn er Wahrheit und Güte verlässt. «
Karl von Eckartshausen, 1790

Auf die Frage, warum Gott den Geisterfall zuliess oder dessen jeweilige Folgen nicht aufhob, wäre zu erwidern, dass dann Gott seinen Erstlingen die Willensfreiheit (als höchste Gabe) gar nicht erst hätte verleihen dürfen. Ohne dieselbe aber kann es keine freie, ichbewusst-individuelle Entwicklung geben. Gerade die Willensfreiheit und die damit verknüpfte Eigenverantwortlichkeit unterscheidet ja den Menschen (in seinem Wesen von Geist, Seele und Leib) prinzipiell vom Tier (als einem Wesen von Seele und Leib).
Adelma v. Vay, "Geist, Kraft, Stoff"

Jede Folge ist ein Kreis, und jeder Kreis hat seine Farbe, sein Licht, seinen Schatten, seine Arten von Kräften und Fluiden und seine ihm adäquaten Geister. So hat, von Gott, vom Urlicht an, alles seinen Ausdruck in Geist, Kraft, Stoff nach seiner Art, nach seiner Folge. Und jeder Kreis hat seine Pole; diese bedingen Potenz und Depotenz im eigenen Kreise. Obgleich sie eins in ihrem Kreise sind, sind sie doch wieder so verschieden wie Gesetz und Gegensatz; sie bedingen sich jedoch im Dasein. Der Gegensatz könnte ohne das Gesetz nicht leben, denn er ist wie ein fauler Sumpf, der frisches Wasser als Lebenszufluss braucht, um wenigstens Sumpf bleiben zu können und nicht in eigener Fäulnis zu ersticken und ganz zu vertrocknen. Und die gesetzliche Vernunft findet Arbeit an der gegensätzlichen Vernunft. Durch den Kontakt mit ihr lernt sie sich überwinden ... wird stark und wächst und schreitet fort zu ihrem Ziele, zur Urvernunft.
"Reformierende Blätter", 1878, S. 439

Ein jedes Atom findet seine Belebung, Form und Ausbildung, vom Geistigen bis zur Materie, durch alle Mineralien und pflanzlichen Gewächse. Diesen Verwandlungen stehen leitende Erstlings-Geister vor. Aus der Belebung der Mineralien führt die Rotation das Lebensprinzip in das Pflanzenreich ein, wo es sich zu einem bewussteren seelischen Leben entwickelt. Denn hier entfalten sich die belebenden Kräfte schon einzeln und nach Arten; es beginnen die Abstammungen des einen aus dem andern. Das Verwandeln des fluidischen, mineralischen, vegetabilischen und animalischen Lebens istein Leben; ist das innige Band, welches alles aneinander knüpft.Es ist nirgends eine Trennung, sondern überall Übergänge, Verwandlungen. Das Lebensprinzip wird geartet (manifestiert sich in unterschiedlichen Arten; d.Hrsg.), indem es sich zum Seelenprinzip entwickelt.
Der Geisterfall erzeugte gegensätzliche Fluide, Kräfte und Eigenschaften, ebenfalls durch das Lebensprinzip belebt, wodurch die gröbere Materie, die Giftpflanzen und bösen Tiere - als Folgen des Geisterfalles - entstanden. Es gibt kein uneinverleibtes Seelen- oder Lebensprinzip; nach dem Absterben erfolgt sofort die Wiedereinverleibung dieser Prinzipien. Das Lebensprinzip der abgestorbenen Pflanze erweckt sofort ein neues Leben, und ebenso ist es mit dem Lebensprinzip der Tiere.
In der Erde und den Mineralien liegt das Lebensprinzip sozusagen in der Kindheit. Wenn es diese Phase - sich potenzierend - durchgemacht hat, so belebt es das Pflanzenreich. Es wird dann quasi empfindsamer und fühlt Wärme, Kälte, Licht. Es hat einen rascheren Wechsel von Tod und Leben. Es macht nun dieselbe potenzierende Stufenleiter durch und wird dann - das Tierreich belebend - ein Seelenprinzip, mit Instinkt, Selbsterhaltungstrieb, Gesicht, Gehör, Geschmack begabt.
Das Seelenprinzip nähert sich dem Menschen im Tier; daher ist das mutwillige Töten der Tiere unrecht, ist die Vivisektion eine Barbarei, ein Verbrechen gegen die empfindenden Seelen der Tiere. Einer unschuldigen Seele im Tierleib mutwillig Leiden und Schmerzen der entsetzlichsten Art zu bereiten, ist ein Verbrechen vor Gott und der Natur. Der Mensch hat nicht das Recht, Seelen so grausam zu quälen. Gott gab ihm andere, bessere Mittel an die Hand, wissenschaftlich zu forschen.
Nachdem das Seelenprinzip das Tierreich belebte, zieht es in die Belebung der Elemente ein und wird zu Elementseelen. Diese haben Empfindung, Gehör, Gesicht, Form, Sprache. Sie sind aber keine Individuen, sondern eben Seelen, die einer Verwandlung harren, die sie erst individualisieren soll; sie müssen dem Gesetz, an welches sie gebunden sind, folgen und haben keinen freien Willen.
Die gereinigten Elementseelen steigen sodann (durch die sechs Sonnenkreise) immer reinigend empor bis zum Urlicht, wo es mit Gottes Liebe und Willen - einswerdend - zum Embryogeist geschaffen wird. Die Verschmelzung mit dem Hauche Gottes, diesem Element der Unsterblichkeit, schafft aus den Elementseelen Geister. Dadurch besitzt der Geist zwei Essenzen: die unsterbliche individualisierende Essenz Gottes, und die Seelenessenz, welche die Unsterblichkeit der Natur darstellt. Es ist dies ein männlicher und ein weiblicher Begriff in einem, nämlich dem Dualgeist vereint.
Adelma v. Vay, "Geist, Kraft, Stoff"


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"Letzte Änderung dieser Seite am 10. Juni 2014"