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Knaur Esoterik - Herausgeber Gerhard Riemann
Alle Rechte vorbehalten Copyright by Droemersche Verlagsanstalt Th. Knaur Nachf. München 1991

Rudolf Passian - Licht und Schatten der Esoterik : Eine Orientierungshilfe bei der Beurteilung esoterischer Lehren

Schöpfungsgedanke und Seelenherkunft

Weltentstehung

Über die Entstehung unserer Welt und des Alls gibt es eine kaum überschaubare Vielfalt an Lehren und Mythologien. Beginnend mit noch heute ausgeübten Gottesdienstformen bei sogenannten primitiven Völkerschaften, reichen sie über alte Mysterienkulte bis in das Denken heutiger Hochreligionen hinein. So sind z. B. die beiden biblischen Schöpfungsberichte stark vom assyrisch-babylonischen Kulturkreis gefärbt und beruhen auf der im Altertum üblichen geozentrischen Weltvorstellung.
Ohne auch dieses Thema nur einigermassen ausreichend behandeln zu können, möchte ich doch wenigstens einige Begriffserläuterungen und allgemeine Unterscheidungsmerkmale anführen: Kosmogonie ist die Lehre der Entstehung und dem Vergehen der Welt. Kosmologie hingegen ist die Lehre vom Weltganzen und seiner Ordnung, die Wissenschaft der Gesetze, die den Kosmos beherrschen, woraus sich eventuell auf eine letzte Ursache allen Seins und Geschehens schliessen lässt. DieKosmobiologie versucht, Lebensmöglichkeiten und -bedingungen ausserhalb unseres Globus zu erforschen. Dieser Begriff findet neuerdings auch in der Astrologie Anwendung.
Unterschieden wird ferner zwischen einem Schöpfungswirken als Akt göttlicher Tatkraft und einer Kosmogonie als spontanem Werden und Wachsen des Alls aus sich heraus, zwischen Weltschöpfung und Weltwerdung also. In beiden Versionen aber geht aus einem strukturlosen Urzustand stufenweise ein geordnetes Sein hervor, und selbst wenn man der Hypothese »Gott« entbehren zu können glaubt und von innewohnenden Selbstgestaltungsprinzipien der Materie spricht, ist nicht viel gewonnen. Es bleiben nämlich die Fragen »Woher? « und »Warum so und nicht anders? « übrig. Genau besehen schildern die Schöpfungsmythen selten einen wirklichen Anfang. Das Entstehende ist vielmehr Erneuerung, Wiederholung. Erstaunlich ist, wie aus solch inkonsequentem Denken Religionen entstehen konnten. Griechische Denker waren anscheinend die ersten, die anstelle von dramatischen Göttermythologien die Macht des Geistes und des Gedankens (griech. logos) setzten (Anaxagoras, um 500 v. Chr.). (Fussnote 1)
In Wissenschaftlerkreisen herrscht gegenwärtig die Urknalltheorie vor. Sie wird allerdings auch schon wieder in Frage gestellt. Demnach soll es vor schätzungsweise dreizehn bis achtzehn Milliarden Jahren einen entsetzlichen Knall gegeben haben und damit die Materie entstanden sein; nicht bloss unsere Erde, sondern unser ganzes Milchstrassensystem. Solche fiktiven Zahlenangaben setzen freilich voraus, dass unsere Zeitberechnung seit jeher die gleiche war.
Die ständige Ausdehnung des Universums seit dem Urknall wird neuerdings ebenfalls bezweifelt, und eine Theorie jagt die andere. Bislang glaubte man, unser Milchstrassensystem würde mit 500 Kilometern in der Sekunde einem neuentdeckten Galaxienhaufen entgegenrasen, der möglicherweise ein Drittel mehr Galaxien (Milchstrassensysteme) enthält als normale Ansammlungen solcher Art und der deshalb ein unermesslich starkes Gravitationsfeld aufweist. Andererseits kennt man die »schwarzen Löcher«, in denen die Materiedichte bloss ein Zehntel der sonst im Universum üblichen betragen soll. In einem davon, welches in Richtung des Sternbildes Bootes (Bärenhüter) liegt und circa 300 Millionen Lichtjahre gross ist (ein Lichtjahr entspricht rund 9,5 Billionen Kilometern!), hätten gut zweitausend Galaxien mit Milliarden Sternen Platz! - Dies nur zur Veranschaulichung, wie lächerlich hiergegen erdenmenschliche Wichtigtuerei anmutet! (Fussnote 2)
Für unsere Naturwissenschaft beginnt die Schöpfung erst mit dem Entstehen der Materie, also mit dem Urknall. Man erklärt uns, am Anfang habe es nur glutflüssige Materie gegeben, die noch nicht Träger von Leben sein konnte. Mit der Materie entstanden Raum und Zeit. Raum ist Form, Zeit ist Bewegung. »Der Urgrund alles Seins ist Bewegung«, bzw. alles Seiende ist Bewegung. Man könnte noch hinzufügen: und Wandlung. Ist es aber nicht so, dass Form und Wandlung nur denkbar sind, wenn der Stoff bestimmten Leitgesetzen - mithin geistigen Prinzipien - gehorcht?
Inzwischen sind Astrophysiker überzeugt, dass Sonnen, Planeten und Milchstrassensysteme nicht von ewiger, d. h. endloser Dauer sind. Bei Sternen, so sagen sie uns, beginnt der »Todeskampf« dann, wenn ihre Masse das 3,4fache der Sonnenmasse übersteigt. Sie durchlaufen dann das Explosionsstadium einer Supernova, stossen Materie ab und ziehen sich im Verlöschen zu sogenannten »weissen Zwergen« zusammen. Mit zunehmend verkleinertem Radius werden sie zu Pulsaren. Nach ihrem Gravitationskollaps ist für unsere Wahrnehmungsfähigkeit nur noch ein »schwarzes Loch« feststellbar.
Wenn das stimmt, so stehen wir vor einem grossen Schöpfungsgeheimnis, denn die ungeheuren Materiemassen, die von den »schwarzen Löchern« quasi geschluckt wurden, sind nicht bloss unsichtbar geworden, sondern auch elektromagnetisch nicht mehr feststellbar. Wohin sind sie entschwunden? Nahmen sie einen anderen Aggregatzustand an? Läuft die Zeit in den »schwarzen Löchern« vielleicht entgegengesetzt? Ist unser sichtbares Universum aus einem solchen unsichtbaren durch Umwandlung hervorgegangen? Wäre der Urknall lediglich ein explodierendes »schwarzes Loch«? Wussten die Weisen Indiens schon vor Jahrtausenden und ohne Beobachtungsinstrumente mehr über diese Zusammenhänge, wenn sie vom Ein- und Ausatmen Brahmas sprachen? - Fragen über Fragen!
Nach uralter arisch-indischer Auffassung ist das Schöpfungsgeschehen ein ewiger Kreislauf von Wiederholungen, in welchem die »Tage und Nächte Brahmas«, diese Perioden tätigen Seins und ruhenden Nichtseins, einander abwechseln. Die aktiven Etappen werden Manvantara genannt, die inaktiven Pralaya. Zusammen sollen sie ein Vielfaches der kosmischen Zahl 432 betragen, angeblich 4320 Millionen Jahre. Das ist dann ein Kalpa. Merkwürdigerweise hat unser Tag (12 mal 3600) 43 200 Sekunden. 432 000 Jahre soll das Zeitalter des Kali-Yuga, in dem wir uns angeblich befinden, umfassen. Wen mag es wundernehmen, wenn Esoteriker sich von einer solch gigantischen Weltschau mit ihren grosszügigen Aspekten mehr angezogen fühlen als von der etwas kleinkariert wirkenden mosaischen Schöpfungsgeschichte und dem Alten Testament, das in seiner Gesamtaussage den Eindruck erweckt, als existiere das Weltall Israels wegen?
Beim Einatmen Brahmas vergeht scheinbar die Schöpfung, sie geht in einen Ruhezustand über, so wie (nach Jean Charon) die denkenden Elektronen des menschlichen Körpers nach dessen Tode in eine Art Grundzustand zurückfallen. In diesem Zustand verbleiben sie angeblich, bis »sie in die materielle Substanz einer anderen organisierten Struktur eingehen, sei es nun Pflanze, Tier oder Mensch«. (Fussnote 3)
Das ist übrigens, genau besehen, eine naturwissenschaftliche Begründung der umstrittenen Reinkarnationstheorie, der Lehre von den wiederholten Erdenleben, den mehrfachen Existenzen desselben Ichs in immer wieder anderen Körpern! »Der Tod wäre dann auch für einen Stern nichts anderes als der Übergang in einen anderen Zustand und damit in Wahrheit eine Wiedergeburt«, schreibt Charon. - Alle Akademiker und besonders Theologen, die noch in überholten Denkschablonen befangen sind, sollten Charons Buch »Der Geist der Materie« kennen und jenes von Werner Trautmann, »Naturwissenschaftler bestätigen Re-Inkarnation«, um den Anschluss an neue, alle Begrenztheit sprengende naturwissenschaftliche Denkmodelle nicht zu verpassen.
Jedenfalls bedeuten die biblischen Worte »von Ewigkeit zu Ewigkeit« (von Äon zu Äon) nichts anderes, als dass damit zwar sehr lange, aber keineswegs endlose Zeitspannen gemeint sind. »Von Manvantara zu Manvantara«, heisst es in den heiligen Schriften Indiens. Der Begriff »Zeitalter« wäre in der Übersetzung zutreffender bzw. verständlicher.

Die Seelenentwicklung

Wenn Seele und Geist zweierlei Dinge sind und wir annehmen dürfen, dass der ichbewusste menschliche Geist als Gottesfunke »von oben« kommend zu denken ist, so wäre zu fragen, woher denn die Seele stammt?
Obwohl es auch hier sehr gewagt erscheint, ein sich dem »Laborversuch« entziehendes Problem kurz und dennoch einigermassen verständlich umreissen zu wollen, möchte ich es wenigstens andeutungsweise versuchen; denn ohne tiefere Kenntnis des bis hierher Dargelegten bleiben esoterische Lehren unverstehbar.
Die »Hypothese Gott« als gegeben hinnehmend, steht im »Buch Emanuel« von Bernhard Forsboom (S. 19): »Am Anfang war Gott. Gott ist Urleben, ist Schöpfungskraft, schöpferische Bewegung, die sich zu Geistindividualitäten kristallisieren musste.« Die auf uns unerklärliche Weise aus Gott hervorgegangenen Urgeistwesen (Erstlinge) sollen befähigt gewesen sein, selber schöpferisch zu schaffen und andere Geistwesen, ihnen ähnlicher Art, ins Dasein zu rufen. Somit waren die Erstlinge gottebenbildlich, Gott relativ ähnlich, indessen die Geister der zweiten Schöpfung in Relativität zu den Erstlingen standen.
Nach dem österreichischen Mystiker Jakob Lorber (1800-1864) soll Gottes Erstschöpfung »Satana-Luzifer« gewesen sein, ursprünglich als weiblicher Aspekt gedacht, unter deren Leitung ein Teil der Urgeister infolge gegengesetzlich angewendeten Eigenwillens »fiel«. (Fussnote 4) Der Lorber-Interpret Dr. Walter Lutz schreibt hierzu: »Da jedoch nach ewiger Ordnung den Gottabtrünnigen die nährenden Lebensströme aus Gott versiegen mussten, so erstarrten sie gleichsam und verdichteten sich zu hilflosen Massen. So entstanden ... die Urnebel der Materie oder des Weltstoffes.« Gott schloss sodann, wie es in der von Adelma von Vay empfangenen Schöpfungsgeschichte »Geist, Kraft, Stoff« heisst, den infolge seiner Derotation (zum göttlichen Entwicklungsgesetz) erstarrten Gegensatz in das »Gesetz der Gnade« ein, nämlich in neue Naturgesetze, die es den gefallenen Wesen ermöglichen sollten, sich durch Eigenarbeit zu reinigen, zu potenzieren und ihre ursprüngliche Ausgangsposition im Laufe der bildenden Zeit wieder zu erlangen.
Helfer in diesem Rückführungsprozess waren und sind vor allem die nichtgefallenen Erstlinge. »Mit Hilfe der treugebliebenen Engelsgeister entwickelte der Schöpfer aus den Urnebeln des Weltenstoffs, durch Gliederung und Neubelebung, den Bau des materiellen Universums« (Lutz). Damit habe Gott auf den zahllosen Weltsystemen und Weltkörpern, die als Gesamtheit den »verlorenen Sohn«, die Astralgestalt Luzifers, darstellen, eine Erlösung (Lösung) der in der Materie gebundenen Wesen eingeleitet. Kahir sagt es mit anderen Worten: »Das Irdisch-Seelische befindet sich noch in einem Zustand der Entwicklung und geistigen Reifung, da unsere menschlichen Seelenfunken aus dem astralen Lichtkleide des gefallenen Erstlingsgeistes Luzifers stammen. Sie können ihre Freiheit erst durch die Wiederverbindung (Re-ligio) mit dem ihnen neu eingehauchten Gottesfunken (dem >Christus in uns<) erlangen, um selbst wieder reiner Geist zu werden.« Und das 53. Kapitel in »Erde und Mond« verdeutlicht, »dass die ganze gefestete Erde eine Seele des Satans ist; ja nicht nur die Erde allein, sondern auch alle anderen zahllosen übrigen Weltkörper sind gestaltet aus dieser einen Seele, welche eben in diesen Weltkörpern schon in zahllose Kompendien geteilt wurde«. Die Seele ist somit teilbar. Demzufolge auch die Urseele des - nach Lorber - erstgeschaffenen Urgeistes, aus dessen Seelensubstanz fortwährend neue Seelen gewonnen werden. (Fussnote 5) »Der Geist aber ist nicht teilbar; sondern wo er als Einheit in eine grosse oder kleine Seele gelegt wurde, da bleibt er auch als eine Einheit.«
Die aus Myriaden von Lebensfunken zusammengesetzte menschliche Seele bzw. der Seelenkörper besteht dieser Quelle zufolge aus Elementen der Naturreiche (Mineral, Pflanze, Tier), die sie im Verlauf von Jahrmillionen durchwanderte. Ferner aus Substanzen siderischer Natur (siderisch oder astral heisst auf die Sterne bezüglich) sowie aus dem seelischen Erbgut des Elternpaares. An anderer Stelle heisst es: »Alles, was diese Erde von ihrem Mittelpunkt an bis weit über ihre höchste Luftregion hinaus enthält, ist Seelensubstanz.« Wenn wir diesen Angaben glauben wollen, so wäre demnach weder unser Seelenkörper als Konglomerat von Lebensfunken (Monaden) noch unser fleischlicher Leib eine Gottesschaffung; sie entstanden vielmehr und bildeten sich naturgesetzlich während ihres langen Weges über die Naturreiche. (Fussnote 6) Das alles ist und bleibt vorerst gewiss eine Sache des Glaubens, und später einmal, im Grossen Licht, wird uns vielleicht manches anders erscheinen.
Der Jakob Lorber zugekommenen Lehre nach ist der Mensch das Endziel der Entwicklung: »Die aus der luziferischen Materie aufgestiegene Menschenseele soll - unter dem Einfluss des ihr eingehauchten Gottgeistfunkens - sich im irdischen Leben bewähren. Durch freiwillige Erfüllung der Liebesgebote Gottes soll sich der Mensch immer höher, bis zur wahren Gotteskindschaft, entwickeln, um schliesslich am Ziel der Vollendung zur wahren Freiheit und Seligkeit des ewigen Lebens einzugehen«, sagt Walter Lutz in seinen zehn Punkten zur Neuoffenbarung. Eine andere Quelle besagt, der Mensch habe zu begreifen, dass er der Anfang einer neuen, einer geistigen Entwicklungslinie in der Schöpfung ist und grosse Verantwortung trage.
Was mir persönlich beim Werk Lorbers, das zweifellos enorm viel Wahres enthält, weniger behagen will, ist die überragende Rolle Luzifers. Fast könnte man Verständnis bekommen für diejenigen, die sich einer Luzifer- und Materieverherrlichung hingeben. (Fussnote 7) Ob das richtig sein mag? Gemäss dem siebzehnten Kapitel im elften Band des »Grossen Evangeliums« entstand aus Gott selbst überhaupt nur Luzifer, und dieser schuf alle anderen Geister. Der katholische Pfarrer Johannes Greber (1876-1944) hingegen wurde belehrt, dass Christus der Erstgeborene sei und dass aus ihm die übrige Geisterwelt »auf dem Wege der fortschreitenden geistigen Zeugung« ins Leben trat. Hier war bzw. ist Luzifer der zweite Sohn Gottes, nach Christus also, und die Auflehnung geschah nicht gegen Gott, sondern gegen Christus. (Fussnote 8) Hinwiederum heisst es in »Geist, Kraft, Stoff«, dass aus Gott direkt viele Erstlinge entstanden. Sie sollten Gott begreifen und erfassen lernen, um durch eigenes intelligentes Wirken eins zu werden mit ihm. Luzifer war einer dieser Erstlinge und wird indirekt als vorzüglichster bestätigt.
Es liegen also schon in den hier zitierten drei bedeutenden und christlich orientierten Offenbarungsquellen erhebliche Aussagenunterschiede vor. (Fussnote 9) Wollte man weitere Lehrsysteme berücksichtigen, einschliesslich solcher aus dem nichtchristlichen Bereich, so ergäbe sich eine noch weit verwirrendere Vielfalt. - Was hat diese bedauerliche Tatsache zu besagen?

1. Wichtig sind die Übereinstimmungen, ihnen gebührt besondere Aufmerksamkeit. Die wesentlichste davon ist die einmütig bekundete Existenz Gottes als Ursprung aller Dinge. Eine andere, dass ein »Fall« in die Materie stattgefunden hat. Viel spricht für die Wahrheit dieser Lehre, denn das tief im Menschenherzen empfundene Sehnen nach Glück und Geborgenheit, nach einer heilen Welt in Frieden, Gerechtigkeit und bleibender Freude, entspringt anscheinend einer unterschwelligen Erinnerung an vormals erlebte paradiesische Zustände.
2. Beim Heruntertransformieren höherer Wahrheiten auf das irdische Niveau kommt es naturgemäss zu Verzerrungen. Die Ursachen hierzu können vielfältigster Art sein, wie jedem Parapsychologen bekannt sein dürfte. Ausserdem müssen wir uns damit abfinden, dass uns zufliessende Informationen nichtmenschlicher Herkunft aus sehr unterschiedlichen Ebenen (Sphären) der Astralwelt kommen und nur selten direkt aus höhergeistigen Bereichen. Daraus lässt sich für uns folgende Lehre ziehen:
3. Alles, was uns brauchbar dünkt und geeignet erscheint, als Lebenshilfe zu dienen und uns auf unserem »Heimweg ins Vaterhaus« vorwärtszubringen, ist gut. Wir sollten es dankbar und offenen Herzens entgegennehmen; dabei aber nicht in den Fehler verfallen, die Empfehlung »Prüfet alles, und das Gute behaltet« (1. Thess. 5,21) und »Prüfet die Geister, ob sie von Gott sind« (1. Joh. 4,1) zu vernachlässigen oder gar zu missachten. Es ist erfahrungsgemäss riskant, einem einzelnen Lehrgebäude absolute Irrtumslosigkeit zuzubilligen, nur weil es von dieser oder jener Autorität stammt oder zu stammen vorgibt.


Anmerkungen »Schöpfungsgedanke und Seelenherkunft«
Fussnote 1: RiGuG Bd. 5, Sp. 225 und 228. Im allgemeinen wird der Begriff Logos (lógos) in der Esoterik anders aufgefasst als im Christentum. Als oberstes schaffendes Prinzip gilt der »kosmische Ur-Logos« oder Brahman, »welcher nach einer universalen Welten-Nacht (Pralaya) immer wieder das Universum neu ins Leben ruft und erhält. Ihm allein gebührt der Name >Gott<, weil alle Wesen (auch die Logoi) seine Geschöpfe sind« (B. Flemming, »Kleines Lexikon und Register für das theosophische Weltbild«, München 1976, S. 20). Die Logoi sind demnach Manifestationen des kosmischen Logos, des Weltgeistes, und wirken als »Sonnen-Logoi«. Ein Sonnensystem ist gewissermassen der sichtbare Leib eines Sonnen-Logos, eines Schöpfergottes mit drei Aspekten, »der aus der Ursubstanz (Mulaprakriti) ein Sonnensystem erschafft und eine Anzahl von Monaden aus dem >Urgrund< dahineinverpflanzt, damit sie in langen Äonen einmal seinen Status erreichen« (Flemming, a.a.O., S. 33). Mit »Urgrund« bezeichnet der deutsche Mystiker Meister Ekkehart die unmanifestierte Gottheit.
Fussnote 2: Hierzu noch folgendes Beispiel: Der Stern VVCephei im Sternbild des Cepheus in der Nähe des Grossen Bären hat einen Durchmesser von 2,2 Milliarden Kilometern. Wäre er an der Stelle unserer Sonne, so würde er über die Umlaufbahnen der Planeten Merkur, Venus, Erde, Mars und sogar Jupiter hinausreichen! Astronomen zählen diesen gigantischen Himmelskörper zur Kategorie der Roten Riesen.
Fussnote 3: Jean E. Charon, »Der Geist der Materie«, Berlin 1979, S. 147.
Fussnote 4: Im 56. Kapitel von »Erde und Mond« wird gesagt, Satana als Geist sei der Gottheit (hier wird der Begriff Gottheit verwendet statt Gott) gegenübergestellt »wie das Weib gegenüber dem Mann«. Die Gottheit habe in das Wesen Satana-Luzifers »Ideen ohne Zahl hineingezeugt, dass sie reif geworden wären in seinem gesammelten Lichte. Und es wäre aus dem Lichte dieses Geistes eine Wesensschöpfung von höchster Klarheit hervorgegangen, und die ganze Unendlichkeit wäre fort und fort aus ebendiesem Lebenslichte stets mehr und mehr bevölkert worden. Aber da dieser Geist eine so hohe Bestimmung hatte, nahezu ein zweiter Gott neben dem Schöpfer zu sein, so musste er auch eine seiner Bestimmung entsprechende Freiheitsprobe bestehen, die er jedoch nicht bestanden hat, weil er sich über die Gottheit erheben und diese sich unterwürfig machen wollte. Ein Rangstreit also war es, was dieser Geist gegen die Gottheit verbrochen! Da aber die Gottheit ihm den Vorrang nicht erteilen konnte, so erbrannte er in seinem Grimm und wollte die Gottheit förmlich vernichten. Sie aber ergriff ihn in allen seinen Teilen, nahm ihm alle spezifischen Wesenheiten, bildete daraus Weltkörper und umhüllte den Geist dieser endlosen Wesensseele mit den allermächtigsten Banden in den Tiefen der Materie. « Und im Kapitel zuvor heisst es: »Und wollt ihr wissen, wo dieser allerböseste Geist mit seinem eigentlichen Ich oder Lebenszentrum seinen Aufenthaltsort hat, so kann euch dieses unschwer gesagt werden. Der Sitz oder Kerker dieses Geistes ist der eigentlich festeste Mittelpunkt eurer Erde, auf den alles eindrückt, auf dass der Gefangene sich nicht allzu gewaltig bewege und alles Wesen der Erde zerstöre.«
Fussnote 5: Kahir, in »Mensch und Schicksal«, 5. Jg., Nr. 9, 16. Das folgende Zitat entstammt »Erde und Mond«, 4. Aufl. 1953, S. 151.
Fussnote 6: »Monaden«: Dieser Begriff findet sich in der Leibnizschen Monadologie, wonach die Welt aus Monaden verschiedenen Vollkommenheitsgrades aufgebaut ist. Dabei ist z.B. jedem (aus zahllosen Monaden bestehenden) Körper eine Zentralmonade (Seele) zugeordnet. Lebensgrund aller Monaden ist die unendliche Zentralmonade der Welt (Gottheit). - Aus »Wörterbuch der Philosophie«, Berlin 1981, S. 162. Nach theosophischer Definition sind Monaden »die in der Urgottheit ruhenden >göttlichen Funken<, welche von einem Sonnen-Logos in sein System aufgenommen und nach äonenlanger Entwicklung in allen Bewusstseinsbereichen zu seinem eigenen Status gebracht werden«. Die »Monadische Ebene« gilt als zweithöchste Region eines Sonnensystems, wo die Monaden warten, um von einem Sonnen-Logos aufgenommen zu werden (Flemming, a.a.O., S. 24 f.).
Fussnote 7: Vgl. Pierre Teilhard de Chardin, »Hymne an die Materie«: »Du herrschest, Materie, in erhabenen Höhen, wo die Heiligen glauben, dir auszuweichen; so durchsichtiges und so bewegliches Fleisch, dass wir dich nicht mehr von einem Geist unterscheiden. Trage mich empor, Materie, durch das Bemühen, die Trennung und den Tod. Trage mich dorthin, wo es endlich möglich sein wird, das Universum keusch zu umarmen! « Wie immer Teilhard de Chardin, der von führenden New-Age-Leuten sehr geschätzt wird, diese Worte auch gemeint haben mag: Weder herrscht die Materie »in erhabenen Höhen«, noch vermag sie, uns irgendwohin zu tragen. Sie wurde uns notwendig als Schule, um unsere schwerwiegenden Irrtümer zu erkennen und um einiges wiedergutzumachen; sie selber jedoch trägt Merkmale zweckgebundener Vergänglichkeit. Selbstverständlich fühlen wir uns der »Mutter Natur« in liebender Dankbarkeit verbunden für alles, was sie uns zum Leben schenkt und fernerhin schenken wird, sofern wir sie nicht kaputtmachen. Nur verwechseln wir bei alledem nicht das Erschaffene mit dem Schöpfer, sondern erkennen und bestaunen in ihren Wundern die vielfältigen Ausdrucksformen göttlichen Liebewirkens. »Alles Natürliche ist wunderbar, und alles Wunderbare ist natürlich! «
Fussnote 8: Johannes Greber, »Der Verkehr mit der Geisterwelt«,Teaneck/USA, 2. Aufl. 1932, S. 265 und 268. Obwohl in Grebers faszinierendem Buch nicht alles als letzte und absolute Wahrheit zu bewerten sein dürfte, halte ich doch die auf Luzifer bezogene Angabe für glaubwürdiger als bei Lorber. Landläufig ausgedrückt: Luzifer kann unmöglich so blöd gewesen sein, es mit Gott aufnehmen zu wollen!
9 Wozu noch Emanuel Swedenborg gehört. Zu ihm war gesagt worden, es gäbe keinen Teufel und keinen Engel oder Geist, der nicht Mensch gewesen wäre; alle hätten ihr Dasein als Mensch begonnen (»Himmel und Hölle«, Nr. 311-317).



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"Letzte Änderung dieser Seite am 10. Juni 2014"