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Knaur Esoterik - Herausgeber Gerhard Riemann
Alle Rechte vorbehalten Copyright by Droemersche Verlagsanstalt Th. Knaur Nachf. München 1991

Rudolf Passian - Licht und Schatten der Esoterik : Eine Orientierungshilfe bei der Beurteilung esoterischer Lehren

Spiritismus und Spiritualismus

Hier wäre zu unterscheiden zwischen Nekromantie, Spiritismus und Spiritualismus. Spiritismus wird fälschlicherweise oft und gern mit Nekromantie verwechselt. Nekromantie ist Totenbeschwörung mit Hilfe schwarzmagischer Prozeduren und in jedem Fall abzulehnen. Im modernenSpiritismus entfällt jedweder Zwang. Die Jenseitskontakte vollziehen sich zumeist via Medien, d. h. über sensitive bzw. entsprechend begabte Personen. Unter Spiritualismus schliesslich ist die Weltanschauung zu verstehen, die sich aus den experimentell und erfahrungswissenschaftlich gewonnenen Erkenntnissen dieser Forschung ergibt.
Strenggenommen darf jeder als Spiritualist gelten, der irgendwie an Auferstehung und ewiges Leben glaubt, auch wenn er sich als Materialist gebärden mag. Letzteres wird allerdings kaum mehr möglich sein, wenn man das Wesentliche dessen, was die moderne Todes- und Jenseitsforschung erarbeitete, zu erfassen in der Lage ist. (Fussnote 1)
Der Beginn des sogenannten modernen Spiritismus setzt mit dem Jahre 1848 ein; demselben Jahr, in welchem durch die Verkündung des Kommunistischen Manifestes eine grosse antispirituelle Gegenbewegung ihren Anfang nahm (was wiederum bestätigen würde, dass jeder Kraft sich eine gleich starke entgegensetzt). Während der Spiritismus von Anbeginn für Religion eintrat und das nachtodliche Weiterleben zu beweisen versuchte, brachte der Marxismus blutige Religionsverfolgungen mit Millionen Opfern, kategorisch erklärend: »Mach dir's im Leben gut und schön, kein Jenseits gibt's, kein Wiedersehn!«
Beide Strömungen schwollen zu Massenbewegungen an, und um die Wende zum 20. Jahrhundert schien aufgrund der Leistungen hervorragender Medien, mit denen die damals bekanntesten Wissenschaftler der Welt experimentierten, der endgültige Sieg über den Materialismus als Weltanschauung nahe zu sein. Zwei entsetzliche Weltkriege jedoch sicherten dessen Herrschaft aufs neue, und erst seit zwei, drei Jahrzehnten ist das öffentliche Interesse an spirituellen Dingen wieder im Kommen. »Ihr Deutschen habt es in der Hand, den Spiritualismus zum Siege zu führen«, erklärte im Jahre 1860 der Führer des amerikanischen Spiritualismus, Andrew Jackson Davis (1826-1910) gegenüber dem deutschen Vorkämpfer auf diesem Gebiet, Dr. Georg von Langsdorff. »Aber erst nach Beendigung eines Europa erschütternden blutigen Krieges.«
Auslösender Faktor jener Bewegung, die als »moderner Spiritismus« in die Annalen der Geschichte einging, war der berühmt gewordene Spukfall von Hydesville (New York). In seinem Buch »Prinzipien der Natur« hatte Davis 1846 vorausgesagt, dass nach Ablauf zweier Jahre Beweise für das Weiterleben nach dem Tode geliefert würden. Daraus ging in den USA der sogenannte amerikanische Spiritualismus hervor. In Europa entwickelte sich auf gleicher Basis der romanische Spiritismus, unter Führung des französischen Professors Hippolyte Rivail, der sich später Allan Kardec (1804 -1869) nannte.
Der Unterschied zwischen beiden Richtungen, die schon bald Millionen Anhänger zählten, lag lediglich in der Wiederverkörperungslehre: Kardec befürwortete sie, Davis lehnte sie ab. Heute hat sich dies weltweit zugunsten der Reinkarnationsidee verschoben, nicht zuletzt durch das Wirken des weithin bekannt gewordenen US-Mediums Edgar Cayce, genannt »der schlafende Prophet« (1877-1945). Von Bedeutung ist der organisierte Spiritismus gegenwärtig nur noch in Brasilien, und zwar die kardecianische Richtung, deren Mitglieder auf etwa vierzig Millionen geschätzt werden. Ungefähr ebensoviel Anhänger weist der dort zur Volksreligion gewordene Umbanda-Kult auf. Bei ihm handelt es sich um christlich verbrämten niederen Spiritismus, der sich aus afrikanischen und indianischen Elementen zusammensetzt. Umbanda versteht sich als weissmagische Richtung und betrachtet sich als Religion der Zukunft. Schon jetzt macht sie der katholischen Kirche, gemeinsam mit den Kardec-Spiritisten (obwohl letztere sich von den Umbandisten distanzieren), schwer zu schaffen. Die Gegenkraft hat sich hier in der schwarzmagischen Quimbanda-Bewegung etabliert, wozu in erweitertem Sinne Candomblé, Macumba, Woodoo usw. gehören.
An sich gab es spiritistische Phänomene schon immer. Der Beginn des modernen Spiritismus ist mit Emanuel Swedenborg (1688 -1772) anzusetzen. Ihm folgten F. C. Oetinger (1702 -1782), Franz Anton Mesmer (1734 oder 1744 -1815), der Arzt Justinus Kerner (1786 -1862), der die Phänomenologie zu studieren begann und als erster deutscher Parapsychologe gelten darf, ferner J. Ennemoser (1787 -1854) und andere.
Im deutschen Sprachraum erlebten Spiritismus und Spiritualismus ihre Blütezeit ungefähr von 1890 bis zum Ersten Weltkrieg. Ab 1S97 erschien im Leipziger Oswald-Mutze Verlag die »Zeitschrift für Spiritismus und verwandte Gebiete« als sechste Publikation dieser Art. Unter Leitung der Brüder Fritz und Dr. Rudolf Feilgenhauer (beide Lehrer in mehr als zehn europäischen Sprachen) entwickelte sie sich zum Organ des Zentralverbandes deutscher Spiritisten und Spiritualisten, das 1915 umbenannt wurde in »Zeitschrift für Seelenleben und neuere Psychologie« und erst bei Kriegsbeginn 1939 ihr Erscheinen einstellte. (Fussnote 2)
Nach 1945 konnte sich der deutsche Spiritualismus nie mehr so recht erholen. Stärker denn je dominierte der Materialismus, im Westen repräsentiert durch den Amerikanismus, im Ostblock durch das Sowjetsystem. Trotzdem gibt es im Westen Entfaltungsmöglichkeiten. In marxistisch regierten Ländern war dies bis vor kurzem völlig ausgeschlossen, ja mit Lebensgefahr verbunden, wie die dortige, im Westen schamhaft verschwiegene Christenverfolgung deutlich genug erkennen lässt. (Fussnote 3)
Es fällt auf, dass in der New-Age-Szene bzw. ihren ideologisch dominierenden Strömungen der Spiritismus keine gute Beurteilung erfährt. Da seitens der etablierten Wissenschaften und der Kirchen gleichermassen geurteilt wird, scheint damit quasi festzustehen, dass bloss Leichtgläubige oder Betrüger dem Spiritismus etwas Positives abgewinnen können. Ob dieser nun zu Recht oder Unrecht in Verruf geriet oder absichtlich diskriminiert wurde, sei dahingestellt; doch lohnt es sich fast immer, das, was öffentlich allzu einhellig verdammt wird, vorurteilsfrei zu untersuchen. Unter Punkt G des Kapitels über Theosophie (»Kritische Anmerkungen«) nahm ich zum Spiritismus bereits Stellung. Soweit es die gebotene Kürze erlaubt, sei dazu noch folgendes vermerkt. Hinsichtlich des Todesproblems wird in der Parapsychologie mit zwei Grundhypothesen gearbeitet, mit der animistischen (vom lat. anima = Seele) und der spiritistischen. Soweit auf ein nachtodliches Weiterleben hinweisende Phänomene unter Mitwirkung eines Mediums zustande kommen, deuten dies die Vertreter der animistischen Theorie als unbewusstes Hellsehen, als Telepathie, Persönlichkeitsspaltung, Leistungen des Unterbewusstseins und ähnliches mehr. Fazit: Ein persönliches Überleben des Todes ist weder beweisbar noch widerlegbar. Anwender der spiritistischen Hypothese sehen die Dinge nicht so einseitig.
Unter Anerkennung animistischer Argumente ziehen sie darüber hinaus ein nachtodliches Weiterleben als Denkmöglichkeit in Betracht und halten wenig von allzu phantastisch ausgeklügelten Deutungsversuchen, die unser Unterbewusstsein zum Wunder aller Wunder machen. Wer das umfangreiche Forschungsmaterial zum Todesproblem einigermassen kennt, der weiss, dass es in seinem Aussagewert konvergierend und unmissverständlich auf ein ichbewusstes Weiterleben nach dem Sterbevorgang hinweist.
Die zentrale Rolle bei alledem spielt der Mensch in seiner von der Medizin noch unerkannten Wesensstruktur. Schon das Altertum kannte einen äusseren und einen inneren Leib. Man wusste, dass letzterer - bei den Griechen »Eidolon« genannt - sich unter bestimmten physiologischen Voraussetzungen zeitweilig aus dem physischen Körper herausbegeben, sich von ihm bis zu einem gewissen Grade trennen kann. »Astralleib« wurde zur gebräuchlichsten Bezeichnung für jenen in uns befindlichen feinstofflichen Organismus, der im Falle von Austrittserlebnissen unser Persönlichkeitsempfinden beherbergt. Wenn er sich dann genügend verdichtet, kann er auch gesehen werden; daher der weltweit verbreitete Geister- und Gespensterglauben. In der Parapsychologie wird hier von Bilokation oder vom Doppelgänger-Phänomen gesprochen, wenn man sich - wie von Klinisch-tot-Gewesenen häufig versichert wird - ausserhalb des physischen Leibs sieht und nun dennoch einen Körper, der oft als »Lichtkörper« empfunden wird, besitzt.
Schon Carl du Prel sah hierin den Schlüssel zur Lösung des Todesrätsels, indem er argumentierte: Was beim Doppelgänger-Phänomen ohne Benutzung des fleischlichen Körpers möglich ist, nämlich dass man ausserhalb desselben und ohne Bewusstseinsverlust existieren kann, das muss auch ohne Besitz dieses Körpers möglich sein, nämlich nach dem sogenannten Tode, der dann nichts anderes wäre als ein Ablegen und Zurücklassen des irdischen Leibes. Dann wäre logischerweise ein Dauerzustand, was im Erdendasein nur ausnahmsweise erlebt werden kann.
Dies würde den spiritistischen Hypothese entsprechen. Wobei es weniger auf eine allgemeinverbindliche Definition von Geist, SeeIe und Leib ankommt als vielmehr auf die Einsieht, dass der Mensch offenbar ein Bürger zweier Welten zugleich ist: des für unsere Sinne erfassbaren Diesseits und des Jenseits, das schon von der Logik unserer Sprache her existieren muss. Das vielumrätselte Jenseits wäre somit lediglich der jenseits unserer Wahrnehmungsfähigkeit liegende andere Teil der Natur. Beide Bereiche wären eigentlich nur eine Sache des Frequenzunterschiedes und könnten somit - räumlich betrachtet - durchaus an ein und demselben Ort gleichzeitig existieren, ohne einander zu behindern. Da nun Jenseitige weiter nichts sind als Menschen ohne physischen Leib, müssten Kommunikationsmöglichkeiten unter bestimmten Voraussetzungen möglich sein.
Ob der Satz von der Erhaltung der Energie in seiner Verlängerung auch für unser Persönlichkeitsbewusstsein gilt, darüber zu spekulieren sei anderen überlassen. Wir halten uns vorerst an erlebbare und somit erfahrbare Tatsachen, wie sie von der Parapsychologie aufgezeigt werden. Ob man die Ergebnisse der modernen Todes- und Jenseitsforschung ablehnt oder für wahrscheinlich hält und daraus weltanschauliche Konsequenzen ziehen mag, muss jedermann selbst anheimgestellt bleiben. Es ist auch wenig empfehlenswert auf die Anerkennung solcher Forschungsergebnisse durch die offizielle Wissenschaft warten zu wollen. Das kann erfahrungsgemäss sehr lange dauern, weil - um mit Max Planck zu reden - die Gegner neuer Erkenntnisse erst aussterben müssen. (Fussnote 4) Trotzdem besteht Hoffnung, denn auch zur Anerkennung der anfänglich erbittert bekämpften Hypnose brauchte es Jahrzehnte. Zu den Einwürfen gegen den Spiritismus insgesamt oder im einzelnen sei grundsätzlich betont, dass sie nur bedingt richtig sind. Stets kommt es darauf an, unter welcher Motivation man sich damit beschäftigt. Die katholische Kirche verbot zwar am 24. 4. 1917 (also reichlich spät) die Teilnahme an spiritistischen Sitzungen, aber nicht die Forschung. Aus reiner Neugierde jedenfalls sollte man sich nie mit derlei Experimenten befassen und auch nicht ohne ausreichende theoretische Kenntnisse bzw. einen erfahrenen Leiter.
Zu den hauptsächlichen Einwendungen gegen den Spiritismus wäre folgendes zu sagen:

1. Das biblische Verbot des Totenbefragens nach 5. Mose 18,10 ff. bezieht sich eindeutig auf die Nekromantie, vor allem auf geistig Tote, nicht auf Verstorbene schlechthin. Das besagt u. a. auch der Ausspruch Jesu (Matth. 8,22): »Lass die (geistig) Toten ihre (leiblich) Toten begraben.« Dass sich Gestorbene gegenseitig beerdigen können, ist wohl auszuschliessen. Im biblischen Sinn ist »geistig tot«, wer keinen Gottglauben hat, ob er nun Bewohner des Diesseits oder des Jenseits sein mag. Von Bedeutung aber ist - und das wird meist übersehen -, dass Tote (Verstorbene) beklagt werdenkönnen, also müssen sie irgendwo existieren! Und ebendas sollte Anlass genug sein für wissenschaftliche Untersuchungen, um mehr Klarheit über Wesen und Sinn der menschlichen Existenz zu erlangen.

2. Das Zitieren Jenseitiger, auf welche Art auch immer, ist daher als Nekromantie abzulehnen. Zudem kann es mit beträchtlichen Gefahren verknüpft sein. Anders ist es, wenn ein Kontakt spontan geschieht oder durch Gebet zustande kommt. Im übrigen nutzt Zitieren überhaupt nichts, wenn die andere Seite nicht kann, will oder darf. Aus den erdnächsten Astralregionen drängt man sich jedoch gern an mediale Menschen heran; nur ist das, was von dort kommt, qualitativ der Menschheit ebenbürtig. Deshalb lässt

3. die Qualität von Jenseitskundgaben im allgemeinen sehr zu wünschen übrig. Kontakte mit der anderen Welt sind jedoch ein komplexes Geschehen, und es können viele uns unbekannte Faktoren beteiligt sein. Dabei kann die Art der Manifestation (z.B. durch Klopflaute) mitunter gar nichts aussagen über das Wesen des Urhebers, der durchaus kein ehemaliger Mensch zu sein braucht. In den meisten Fällen wird das nötige Energiefeld unzureichend sein, um eine bessere Verständigung zu gewährleisten.

4. Durch den Tod wird man kein anderer. Er verändert in keiner Weise unsere Persönlichkeit, sondern bloss unsere Lebensbedingungen und die Art unserer Wahrnehmung. Es ist daher irrig zu meinen, man könne von Hinübergegangenen viel erfahren. Manche wissen noch nicht einmal, dass sie gestorben sind, weil sie von alledem keine Ahnung hatten und sich nunmehr in einer Art Traumzustand befinden. Wer jedoch schon zuvor um diese Dinge wusste, findet sich rascher zurecht.

5. Widersprüche und Offenbarungsspiritismus. Die widersprüchlichen Aussagen auch von unzweifelhaft hoher Warte haben ihren Grund vornehmlich in der unterschiedlichen Erkenntnisstufe der Kommunikatoren. Verzerrungen können euch beim Heruntertransformieren von Informationen aus höheren Seinsbereichen entstehen. Daher gilt grundsätzlich die Weisung 1. Joh. 4,1: »Prüfet die .Geister, ob sie von Gott sind«, d. h., ob sie eine christliche Einstellung vertreten, und 1. Thess. 5,21: »Prüfet aber alles, und das Gute behaltet.« Gut kann in diesem Zusammenhang nur das sein, was uns unsere Bestimmung besser erkennen lässt. Nutzen von alledem hat infolgedessen bloss derjenige, von dem man sagen kann, dass er durch seine Beschäftigung mit Spiritismus und Geheimwissenschaften zu einem besseren Menschen wurde.
Beim Phänomen der sogenannten Jesus- oder Vatermedien ist es irrig zu glauben, es sei in jedem Falle Jesus, der sich persönlich manifestiert, oder Mutter Maria oder sonst ein hoher Geist. Zwar kann sich eine Wesenheit wie Jesus sicherlich über tausend Kanäle zugleich manifestieren; zu beurteilen jedoch, ob Mitteilungen wirklich aus höchster Quelle stammen, ist nur anhand des Niveaus des Empfangenen möglich. (Fussnote 5)
Dass Gott selbst sich manifestieren könne, dürfte energetisch eine Unmöglichkeit sein. Uns in tiefer Depotenz Befindlichen würde das Urlicht in direkter Einstrahlung atomisieren. Erst über viele Stufen heruntertransformiert und unserer Aufnahmefähigkeit angepasst, kann uns höheres Wissen zugänglich gemacht werden.

6. Der Spiritismus kann keine neue Religion sein, und es obliegt ihm auch nicht, die alten zu bekämpfen. Er ist aber geeignet, einen besseren Zugang zur Religion zu ermöglichen. »Ihr seid nicht gesandt worden, die Kirchen zu zerstören« (wie jene linkspfadige Meister-Hierarchie), »sondern sie zu erfüllen im Geiste der Wahrheit durch Glaube und Liebe«, heisst es in einer Jesus-Kundgabe. Friedrich Funcke hat gewiss recht, wenn er schreibt: »Wer sich in seinem Glauben wohl fühlt und die Bedürfnisse von Vernunft und Gemüt durch ihn befriedigt sieht, wer sich nicht nach höherer Erkenntnis sehnt, der bleibe bei seinem Glauben, er ist für ihn der richtige, und es ist kein Grund vorhanden, sich von ihm abzuwenden. Wenn er die von Christus gegebene Lehre tatkräftigst befolgt, wird er dereinst an den ihm gebührenden Ort kommen, und es macht wenig aus, ob er an Geister geglaubt hat oder nicht.« (Fussnote 6)

7. Die Identifizierung Jenseitiger gehört zu den schwierigsten Problemen des Jenseitsverkehrs. In Anbetracht der geringen Kontrollmöglichkeiten (geeignete Hellsehmedien sind rar) ist der jeweilige Identitätsnachweis nur selten und bestenfalls privatim für die Bezugspersonen überzeugend zu erbringen; Überdies müssen es nicht in jedem Fall Verstorbene, d. h. ehemalige Erdenmenschen sein, die sich bei Kontakten manifestieren. Als Kommunikationspartner können auch Naturgeister oder Wesenheiten dämonischer Art auftreten. Bei alledem schützt Unkenntnis gewisser Gesetzmässigkeiten nicht vor »Strafe« in Form der Folgen falschen Verhaltens. Wenn grosse Namen genannt werden oder der erhoffte (gestorbene) Verwandte oder Freund sogleich zur Stelle ist, sei man auf der Hut. In 99 von 100 Fällen sind Täuscher am Werk.

8. Auch Lebende können sich manifestieren. Da unser Ich nicht in jedem Falle vom physischen Organismus abhängig ist, kommt es vor, dass ein noch auf Erden Lebender sich in einer spiritistischen Sitzung manifestiert.' Zu der Zeit wird sich der Betreffende im Schlaf oder in einem aussergewöhnlichen psychischen Zustand befinden, z. B. Übermüdung oder Erschöpfung. Gelegentlich einer Materialisationssitzung in Ofen (Stadtteil von Budapest) war unwissentlich ein Lebender zitiert, und dessen Tod ist durch falsches Verhalten eines Sitzungsteilnehmers herbeigeführt worden. (Fussnote 7)

9. Die Gefahren spiritistischer Betätigung sind, obwohl sie oft überbetont werden, keineswegs zu unterschätzen. Vor allem die des Belogenwerdens ist gross. Wer nicht reinen Herzens an derlei Dinge herangeht, der lasse lieber die Finger davon. Wie bei der magischen Praxis können auch hier psychische Störungen und sehr unangenehme Belästigungen die Folge des Verlassens gottbestimmter Gesetze sein. Man lasse auch nie das Anziehungsgesetz des Ähnlichen ausser Betracht: Wir empfangen überwiegend das, was uns »zusteht«, was unserem eigenen innersten Wesen entspricht. Und da bei Kontakten naturgemäss zuerst die erdnächsten Astralzonen angezapft werden, ist von dort
kaum etwas. Erbauliches m erwarten. Als Folge unsachgemässen Verhaltens kann es zu Spukerscheinungen kommen, zu lästigem Stimmenhören und schlimmstenfalls zur Besessenheit. Vor jedweder Übertreibung ist daher dringend abzuraten.

10. Schwindelmedien, Betrüger undGeschäftemacher, auch auf diesem Gebiet, berühren nicht das Wesen der Sache. Es ist deshalb töricht, die Verdienste des Spiritismus zu ignorieren oder einfach abzutun mit dem Hinweis auf »Schemen und Astrallarven« oder »Ergebnisse der dramatisierten Spaltung der Gruppenseele« und wie ähnlich ausgeklügelter Unsinn sonst noch genannt werden mag.

11. Gegen den dialektischen Materialismus liefert der Spiritismus und im Verein mit ihm der christliche Spiritualismus die schärfsten Waffen. Die Kirchen hingegen erweisen sich als ohnmächtig. Er ist zwar nicht die letzte Wahrheit, aber ein bedeutender Schritt zur Erkenntnis dessen, was man sich unter Wahrheit vorzustellen pflegt. Der experimentell und erfahrungsgemäss untermauerte Spiritualismus als Weltanschauung unterscheidet sich schon in seiner Grundforderung diametral vom ideologischen Materialismus: Weltverbesserung nicht durch gewaltsamen Umsturz mit Blut und Tränen, sondern Selbstverbesserung des einzelnen. Je mehr Menschen das einsehen, um so gerechter und angenehmer muss logischerweise das Gemeinschaftsleben werden. Hier ist sogar die simpelste spiritistische Offenbarungsschrift dem durchfeiltesten sozialistischen System, das an Neid-, Missgunst- und Hassgefühle appelliert und ohne Unterdrückung Andersdenkender gar nicht vorstellbar ist, ethisch himmelhoch überlegen. Nirgends in der von mir studierten umfangreichen spiritistischen Literatur fand ich auch nur eine Spur von Hassgedanken; hingegen stets die Grundtendenz zu vernünftigem Denken und Handeln im
Sinne der Bergpredigt. Darüber hinaus ist keine andere Denkrichtung so wie der Spiritismus geeignet, die ausgerechnet in der Christenheit so extreme Angst vor dem Sterbenmüssen zu beseitigen. Als spiritualistische Lebensphilosophie lässt er zudem die Härten des Daseins leichter ertragen und würde sowohl Selbstmordzahlen als auch Kriminalität drastisch senken, wenn diesbezügliche Kenntnisse Allgemeingut würden.
12. Ein recht verstandener Spiritualismus - der freilich auf die »Hypothese Schöpfergott« nicht verzichten kann - vermittelt ein für unsere derzeit allgemeine Entwicklungsstufe angemessenes Verständnis für die göttliche Weltordnung, für den gesetzlichen Ablauf allen Geschehens im Kleinen wie im Grossen, für unsere vorgeburtliche und den Leibestod überdauernde Existenz, über Sinn, Zweck und Ziel unseres Daseins sowie über die kausalitätsbedingte Selbstverantwortlichkeit des Menschen für sein Denken und Verhalten. Damit ist der Spiritualismus - im Gegensatz zum Materialismus - in der Lage, ethische Verhaltensregeln glaubwürdig zu begründen und ohne Vermassungstendenzen ein tragfähiges Fundament zu gestalten für ein friedvolles Miteinander aller Menschen guten Willens. Ob man sich dabei zum Christentum bekennt oder zu einer anderen oder gar keiner Religion, dürfte für die Allgemeinheit von minderer Bedeutung sein, wenn nur Liebe und gegenseitige Achtung dominieren.

Wenn der Materialismus im Vorstehenden schlecht wegkommt, so möchte ich auch hier eventuellen Missverständnissen vorbeugen und auf keinen Fall den Eindruck erwecken, als seien Materialisten samt und sonders primitiv und weniger achtbar als Gottgläubige. Mitnichten! Denn erstens finden sich überall sämtliche Schattierungen menschlicher Existenz, weil Charakter und Weltanschauung zwei grundverschiedene Dinge sind (wiewohl ersterer durch letztere geformt werden kann). Zweitens haben wir der wissenschaftlichen Methodik des Materialismus unseren technischen und wirtschaftlichen Aufschwung sowie allerlei Bequemlichkeiten und noch vieles andere zu verdanken (dass dies auf Kosten unserer Lebensgrundlagen geschah, weil man rücksichtslos und von falschen Voraussetzungen ausging, steht auf einem anderen Blatt). Und drittens stellt der Materialismus im Grunde genommen auch nichts anderes dar als einen Glauben im Sinne von Fürwahrhalten, eine Religion, jedoch ohne Gottbezogenheit. Denn ob man nun glaubt, alles sei von selbst entstanden oder alles wurde geschaffen, läuft doch in letzter Konsequenz auf dieselbe Unbegreiflichkeit hinaus und damit auf die Kapitulation menschlichen Verstandesdenkens! (Fussnote 8)
Wir müssen zugeben, dass ein Dasein Gottes nach exakt wissenschaftlicher Methode ebensowenig beweisbar ist wie der materialistische Glaubenssatz, wonach Geist sich aus Materie entwickelt habe. Verstandesmenschen können die Existenz einer allem übergeordneten, unvorstellbar intelligenten Macht bestenfalls erahnen; aber kausales Denken führt uns da in eine Sackgasse, weil dann ja auch Gott eine Ursache haben müsste, die ihrerseits wieder von einer anderen Ursache herrührt - usw. Zuletzt bleibt nur entweder Resignation oder Glaube, was Emanuel Geibel (1815 -1884) treffend mit den folgenden Worten beschrieb:

Studiere nur und raste nie, du kommst nicht weit mit deinen Schlüssen;
das ist das Ende der Philosophie, zu wissen, dass wir glauben müssen.

Ein kindlich-einfaches Gottvertrauen, ohne Wenn und Aber, erwies sich in den Stürmen des Lebens noch stets am tragfähigsten und hat so manchen vor dem Verzweifeln bewahrt.
In hoffnungsloser Gefangenschaft z. B. Kann mandas anschaulich beobachten. Doch auch im Jenseits, so wird uns von dort versichert, sei der religiöse Mensch im Vorteil, denn dort gestalte sich dies zu einem inneren Licht ...
Was jedoch die Religionsgemeinschaften ganz allgemein angeht, so stehen diejenigen in der Gefahr des zeitlichen Überrolltwerdens, die sich weiterführenden Kenntnissen und Erkenntnissen und damit dem Strom des Lebens - beharrlich verschliessen. Möge ihnen die Geschichte untergegangener Religionen eine Warnung sein, die sich zu ihrer Zeit auch als die allein richtigen dünkten.
Nach der kommenden grossen Wende soll ja auch die Religion »ausgeputzt und gereinigt« werden, wie es in einer ernstzunehmenden Prophezeiung heisst. (Fussnote 9) Leo Tolstoi (1828 - 1910) schrieb kurz vor seinem Tode, es werde eine Zeit kommen, wo die Welt kein Bedürfnis mehr haben werde für Armeen, scheinheilige Religionen und »entartete« Kunst.


Anmerkungen »Spiritismus und Spiritualismus« Fussnote 1: Vgl. Emil Matthiesen, »Das persönliche Überleben des Todes. Eine Darstellung der Erfahrungsbeweise«, 3 Bde., Berlin 1936-1939 (nach dem Krieg in Neuauflage). Dieses in seiner Art unerreichte Grundlagenwerk wurde noch nie widerlegt. Ferner: R. Passian, »Abschied ohne Wiederkehr? - Tod und Jenseits in parapsychologischer Sicht. Erlebtes, Erfahrenes, Erforschtes«. Mit einem Vorwort des 1989 gestorbenen Vaters der Weltraumfahrt, Prof. Hermann Oberth (Buschhoven, 4. Aufl. 1984). Das Buch ist mehr volkstümlich geschrieben. Nach dem Lesen dieser Bücher dürfte man zumindest nachdenklich werden.

Fussnote 2: Schon 1872 begann der Verlag Oswald Mutze mit der Herausgabe einer »Spiritistisch-rationalistischen Zeitschrift« von Prof. Julius Meurer und Dr. Josef Chavanne. Ab 1874 folgte die Fachzeitschrift »Psychische Studien« (1926 umbenannt in »Zeitschrift für Parapsychologie«), die als beste ihrer Art bis 1934 erschien. Ferner erwarb sich der Verlag grosse Verdienste um die Herausgabe der »Bibliothek des Spiritualismus in Deutschland" «, mit Übersetzungen und Originalwerken bedeutender Autoren. Nach dem Englandflug von Rudolf Hess am 10.5.1941 wurde alles beschlagnahmt und der Verleger inhaftiert. - Ein hervorragendes Fachorgan war auch das bei Max Altmann in Leipzig (von 1907 bis 1933) verlegte »Zentralblatt für Okkultismus«.

Fussnote 3: Es mutet merkwürdig an,dass nicht nur in der New-Age-Literatur, sondern auch in den Massenmedien zwar ausgiebig die NS-Verbrechen angeprangert, jedoch die kommunistischerseits an Christen verübten Abscheulichkeiten weitgehend ignoriert werden. Warum eigentlich? Als Vorsitzender der Vereinigung »Kirche in Not« schrieb der vormalige Präsident der deutschen Bundesanstalt für Arbeit, Josef Stingl, im November 1985: »Vor einigen Wochen wurde ein Priester mit sechs seiner Mitbrüder nach 25jähriger Haft aus dem Gefängnis eines Ostblocklandes entlassen. Durch unmenschliche Haftbedingungen und Folter sind sie gesundheitlich schwer geschädigt. Sie leben jetzt in einer unvorstellbaren Not. Für das tägliche Brot und den Unterhalt sowie für Medikamente sind sie auf unsere Hilfe angewiesen.« Und: »Warum schweigen die Medien, wenn das geistige Leben von Millionen Menschen, namentlich in den Ostblockstaaten, bedroht, geknebelt und bekämpft wird, wenn die geistige Not Entbehrung, Arbeitslosigkeit und Hunger nach sich zieht? - Das grosse Heer der Christen in Not wartet und hofft« Ja, warum wohl schweigen die Medien? Und vor allem die Kirchen? Hat hier jemals ein Weltkirchenrat interveniert wie in der Schweiz, als Tamilen in ihre Heimat zurückgeschafft werden sollten! Warum, um Gottes willen, verweigert man leidenden und verfolgten Christen und ihren Familien jedweden Trost und auch materielle Hilfe? Einer aus dem Heer von Glaubensverfolgten ist der aus Rumänien stammende protestantische Pfarrer Richard Wurmbrand. Als Sohn jüdischer Eltern wandte er sich in jungen Jahren dem Kommunismus zu und wurde dann überzeugter Christ. Sein Bekenntnis brachte ihm vierzehn Jahre Haft in kommunistischen Gefängnissen ein, bis er im Zuge modernen Menschenhandels freigekauft werden konnte. Erschütternd ist sein Buch »Gefoltert für Christus« (Stephanus-Verlag, Uhldingen). Er sagt, in seinen Büchern habe er die massivsten Verbrechen verschwiegen, weil sich sonst kein Verleger gefunden hätte! »Noch verhältnismässig harmlos« nennt er es, wenn Bewachungssoldaten in die Münder der vor ihnen knienden Christen urinierten! Pfarrer Wurmbrand wurde für DM 40 000; von Rumänien freigekauft, begab sich in die USA und baute dort ein Hilfswerk für verfolgte Christen auf. Dafür wurde er von kirchlichen Dachverbänden sowie vom Lutherischen Weltbund und dem Weltkirchenrat massiv kritisiert. Keinen Pfennig gaben sie für sein Hilfswerk, aber riesige Summen an die SWAPO und andere gewalttätige Organisationen. Von 1970 bis einschliesslich 1989 zahlte der Weltkirchenrat 8'716'000 Dollar ohne Kontrolle über die Verwendung. In bezug auf führende Kirchenkreise in der Bundesrepublik erklärte Wurmbrand: »Obwohl man durch die brutale Teilung des eigenen Landes eigentlich hätte wissen müssen, wozu der Kommunismus fähig ist, hat man vor allem in den evangelischen Landes- und Freikirchen einfach nicht wahrhaben wollen, was jetzt vor aller Welt offenbar wurde: dass die bewussten Christen unter dem Kommunismus teilweise entsetzlich zu leiden hatten. Dazu ein Beispiel 1966 lud mich der amerikanische Senat ein, über die Situation in meiner Heimat zu berichten. Ich schloss mein Zeugnis damit, dass ich die Folternarben auf meinem Körper zeigte. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) meinte dann in Stellungnahmen, das wären Narben von einer Lungenentzündung. Ich werde diese Infamie nie vergessen! Jeder Arzt kann bestätigen, dass eine Lungenentzündung nie solche Narben hinterlässt. Ein anderes Beispiel: Mitte der sechziger Jahre besuchte der damalige Präsident des kirchlichen Aussenamtes der EKD eine Pfarrerkonferenz in Rumänien. Alle Pfarrer hatten Schreckliches hinter sich. Doch der deutsche Kirchenmann wollte es offensichtlich nicht wahrhaben. In das Schweigen der Anwesenden hinein erzählte er Witze, um die Situation aufzulockern. Merkte er gar nicht, dass keiner lachte?« (Aus »Stimme der Märtyrer« Nr. 3/1990, 7.) Auf die Frage, ob er sich einmal um ein Gespräch mit dem jetzigen Generalsekretär des Weltkirchenrates, Emilio Castro, bemüht habe, erwidert Wurmbrand: »Ja, ich habe mit Castro gesprochen. Aber er war nicht interessiert an meinem Bericht über Rumänien. - Seine Vorgänger hatte ich um Hilfe aus dem Sonderfonds des Antirassismusprogramms gebeten, aus dem auch die gewaltanwendenden kommunistischen Gruppen wie SWAPO und ANC unterstützt werden. Ich bat um Geld, um den Angehörigen von inhaftierten Christen helfen zu können ... Doch man lehnte ab. Inhaftierte Christen im Kommunismus gab es, für sie nicht.« Mit Verlaub: Es könnte einem speiübel werden, wenn man die Verlogenheit selbst in kirchlichen Spitzenkreisen zur Kenntnis nehmen muss! Doch wolle man mich auch hier nicht missverstehen, denn jeglicher Hass liegt mir fern. Wer nämlich wirklich gelitten hat, der verlernt das Hassen. Denjenigen, die mich wegen nichts und wieder nichts zu 25 Jahren Zuchthaus verurteilt, die mir mit zahllosen anderen eine Hölle auf Erden bereiteten, die mich um Gesundheit und die besten Lebensjahre brachten, habe ich längst vergeben und würde ihnen Hilfe nicht verweigern, wenn sie in Bedrängnis kämen. Aber niemand kann von mir verlangen, ein System zu bewundern, das aus Menschen Bestien macht. Hass, Lüge und Gottlosigkeit sind die Hauptverursacher namenlosen Elends in der Welt. Der Marxismus, so viele seiner sozialpolitischen Forderungen auch berechtigt gewesen sein mögen, wurde zu einer Ideologie des Hasses und der Intoleranz. Nur zwei Beispiele: »Die Erziehung zum Hass ist notwendig. Hass ist in unserer Zeit als politisch-moralisches Gefühl ein ebenso hoher sittlich positiver Wert wie die Liebe«, lautet eine Aussage in der DDR-Zeitschrift »Pädagogik«!- Die in Halle/Saale erscheinende SED-Zeitung »Freiheit« brachte am 6. 11. 1959 folgendes Gedicht:
Hass! - Schreit doch den Hass in jede Wohnung,
        lernt doch zu hassen ohne Schonung!
Hass! - Tragt ihn hinein in die stillen Gassen,
        lernt auch die Blumen heiss zu hassen!
Hass! - Allerorts und zu jeder Stunde,
        Hass auch in trauter Kaffeerunde!
Hass! - Sei jetzt mein Freund, sei mein Gefährte,
        führe die Hand an meinem Schwerte!
Hass! - Kehre in meine Feder nieder,
        werde das Lied jetzt aller Lieder!
Hass! - Und keine Liebe? Keine Liebe!
        Hass nur übt Vergeltung. Übe!

Warum dieser abgrundtiefe Hass!Und was soll denn eigentlich vergolten werden? - Aber der Westen schweigt. Er schwieg zu den »sozialistischen« Konzentrations- und Zwangsarbeitslagern mit ihren Millionen Toten ebenso wie zur Erziehung zum Hass schon im Kindergarten und zum vormilitärischen Drill von Kindern ...
Etwas Derartiges wird man im vielgeschmähten Spiritismus vergeblich suchen. Als Gegenstück zum vorstehenden zwei medial empfangene Gedichte:

Ein guter Mensch wird nie in Hass verbittern,
mag er nun Undank oder Leid erleben;
er wird trotzdem für seinen Nächsten zittern
und liebevoll dem Feinde selbst vergeben.

Die eigne Not wird minder schwer empfinden
wer edles Mitgefühl bewahrt im Herzen;
ein starker Geist wird Sorgen überwinden
und lindernd stillen noch der andern Schmerzen.

Und vom jenseitigen Dichter Ephides, der sich über das Medium Hella Zahrada zu manifestieren pflegte:

Ihr würdet nicht so leichthin Böses denken,
erschauet ihr des Bösen Angesicht.
Ihr würdet euer Haupt betroffen senken
und schweigend ihm ein stummes Mitleid schenken,
das ferne ist von Rache und Gericht!

Ich sah des Bösen Augen einst im Spiegel.
Sein Antlitz, es war mein und es war dein
und trug noch auf der Stirne Gottes Siegel.
Es schlief, ich rief und löste so den Riegel
und liess das Böse ins Bewusstsein ein.

Auch Luzifer ist einstens rein gewesen.
Verzweiflung ist des Bösen tiefster Grund.
Das Böse dürft ihr hassen, nichtden Bösen.
Ihn hassen bindet, Liebe nur kann lösen;
ein Wort der Güte spreche euer Mund.

(Aus »Ephides, ein Dichter des Transzendenten«, Hemsbach 1984. Die sehr wertvollen Ephides-Gedichte erschienen in verschiedenen Verlagen.)

Fussnote 4: In seinem Vortrag »Ursprung und Auswirkung wissenschaftlicher Ideen«, veröffentlicht in der »Zeitschrift des Vereins Deutscher Ingenieure«Jg. 1933, 780.

Fussnote 5: Emanuel war gefragt worden, ob es denn wirklich Jesus selber sei, der sich im »Verein geistiger Forscher« in Budapest über Trancemedien kundgibt, deren Gesichter bei solchen Anlässen »erglänzten«, ja was überhaupt von dem eigentümlichen Phänomen der »Vatermedien« zu halten sei, über die angeblich »Jesus-Vater« spricht. - Aus Emanuels Antwort: »Es ist ja nicht notwendig, dass er selbst stets persönlich nahe sei, und dies ist nur selten der Fall ... Wer von seinen Dienern dann das Wort ausspricht, das er gesprochen haben will, ist Nebensache; es ist doch der Meister, der gesprochen (hat). Ihr sagt ja doch auch, das Gebäude wurde von jenem Bauherrn erbaut, wenn er auch nicht einen Stein mit eigener Hand niedergelegt hat. Ihr könnt doch nicht sagen, der Maurer habe das Haus gebaut? « - Und weiter: »Bedenket das Wort >Ewigkeit<, und bedenket die Langmut Gottes, die alles auswirken und ausklingen lässt, die keinen Ton unterbricht, sondern ihn verhallen lässt« (Bernhard Forsboom, »Das Buch Emanuel«, München o.J., S. 215 ff).

Fussnote 6: Friedrich Funcke, »Christentum als Weltanschauung und Lebenskunst«, Lorch 1929, S. 310.

Fussnote 7: ZfS 1930, 183.

Fussnote 8: Prof. Hermann Oberth: »Der Materialismus ist ein blosser Glaube und ist entstanden durch die Reaktion intelligenter, aufrechter Menschen gegen Volksverdummung, Unduldsamkeit und Heuchelei; und schuld daran, dass er gekommen ist, waren die Kirchen!« (»Katechismus der Uraniden«, Wiesbaden 1966, S. 59.) - Dr. Max Kemmerich: »Das, was >Philosophen< und >Naturforscher< an die Stelle der Religion setzten, ist gleichfalls Religion, nur dass sie an den Glauben ihrer Anhänger weit grössere Anforderungen stellen als irgendeine Religionsgemeinschaft« (»Das Weltbild des Mystikers«, Leipzig 1926, S. 212 ff).

Fussnote 9: Beitrag von F. Renner in »Neue Wissenschaft« Nr. 11/12-1955, 371. - »Wir sagen nicht, was später kommt, denn das wissen wir nicht«, erklärte ein Jenseitiger dem anglikanischen Geistlichen Stainton Moses (1839 -1892) gegenüber. »Aber für jetzt sagen wir, dass euer und unser Leben regiert wird von Gesetzen, welche ihr finden könnt. Gesetzen, welche - wenn ihr ihnen gehorcht - euch zu Glück und Frieden führen, so sicher, als sie euch ins Unglück stürzen, wenn ihr sie absichtlich verletzt.«
Und bei anderer Gelegenheit: »Es ist unsere Aufgabe, für das Christentum das zu tun, was Jesus für das Judentum getan bat. Wir wollen die alten Formen wegnehmen, ihren Sinn vergeistigen und sie neu beleben. Wir wollen kein Jota aus der Lehre entfernen, welche Jesus der Welt gab. Wir wollen aufräumen mit den menschlichen, materiellen Ansichten und ihnen den verborgenen geistigen Sinn zeigen, den sie verloren haben. Wir wollen euch mehr und mehr von der Herrschaft des Körpers befreien (heIfen) und euch zu einem geistigen Leben führen, das euch für den entkörperten Zustand geeigneter macht.« Und des weiteren: »Es ist nicht möglich, den ganzen Schrecken der Verzweiflung und des Elends zu schildern, den ein verfehltes Leben zur Folge hat. Es gibt kein spezielles Gericht ... an einem weit entfernten Tag, in welchem der Sünder zur ewigen Höllenstrafe verdammt wird. Es gibt keine Hölle, aber die Flamme der Reue frisst sich in die Seele und reinigt sie wie durch Feuer. Und dies geschieht ... sofort nach dem Tode, sobald das Bewusstsein erwacht« (ZfS 1929, 178, 186).


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"Letzte Änderung dieser Seite am 10. Juni 2014"