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Grenzwissenschaften, Nahtod-Forschung

Kommentar von Thomas Frey, erschienen in der Zeitschrift 'Wegbegleiter' Nr. 3/2005, S. 68-70.

Persönlicher Kommentar zu Beiträgen über Elisabeth Kübler-Ross
und die Nahtod-Forschung

Red. Der Kommentar bezieht sich auf die Artikel "Zum Tod der Sterbeforscherin Elisabeth Kübler-Ross" (WB 3/2005)
und "Wunderbare Landschaften jenseits des Tunnels" (WB 3/2005). – T.F.

Der Soziologe Knoblauch irrt, wenn er meint, dass die Verbindung von Glaube und Wissenschaft der strengen Auffassung von Wissenschaft zuwiderlaufen muss. Er irrt auch, wenn er behauptet, dass die Nahtod-Forschung nicht beweisen kann, dass danach noch etwas kommt. Das muss übrigens nicht mehr durch die Nahtod-Forschung bewiesen werden, sondern ist schon längst durch inzwischen 150 Jahre parapsychologischer Forschung überreichlich bewiesen worden. Es geht nun m. E. eher darum, zu erforschen, für welche Menschen es auf welche Weise "drüben" weitergeht. Hier weisen die Forschungen von Elisabeth Kübler-Ross eine Lücke auf. Sie hat den Übergang in die jenseitige Welt zumeist als positive Erfahrung beschrieben. Andere Forscher haben jedoch aufgezeigt, dass das nicht für alle Menschen gilt. Es wurden viele Nahtod-Erfahrungen beschrieben, die ausgeprägt negativen Charakter hatten und die Betroffenen äusserst schockierten. In einem Punkt gebe ich dem Wissenschaftler Knoblauch jedoch recht. Nicht jede Nahtod-Erfahrung ist "echt", d.h. es gibt wohl vermutlich eine Durchmischung von stressbedingten halluzinatorischen Gehirnabläufen in Todesnähe und echten ausserkörperlichen, geistigen Übergangserfahrungen beim Sterbevorgang. Es ist ein "sowohl-als auch", nicht ein "entweder-oder". In der Auseinandersetzung der Gegner und Befürworter (der Bedeutung der Nahtod-Erfahrungen für ein Weiterleben nach dem Tod) haben wohl beide Seiten recht, wenn sie ihre Standpunkte darlegen und zu untermauern versuchen. Hier bin ich an eine Aussage von Armin Risi erinnert, der mir nach einem Wegbegleiter-Seminar in Bezug auf Gespräche mit den Besuchern sagte: „Die Menschen möchten vor allem ihre Vorurteile bestätigt sehen.“ Das gilt für alle Menschen, auch für Wissenschaftler. Wer Nahtod-Erfahrungen nicht als Hinweis für ein Weiterleben nach dem Tode hält (oder halten will), der sucht alle entsprechenden Hinweise "niederzureden", schreckt oft auch nicht vor unfairen Argumenten/Anschuldigungen zurück. Den einseitigen Befürwortern muss hingegen auch vorgeworfen werden, dass sie anderen (bzw. zusätzlichen) Erklärungsmöglichkeiten für Nahtod-Erfahrungen oft ebenso unverständig gegenüberstehen. Über hirnphysiologische Vorgänge ist die materielle Wissenschaft inzwischen recht gut informiert und kennt viele Phänomene, welche mit echten NTE durchaus "verwechselt" werden können, um nur Hirnabläufe unter Drogeneinwirkung, klassische "Geisteskrankheiten" oder ausserordentliche Stressituationen (zu denen das Sterben wohl auch gehört) zu nennen. Kurz gesagt: Nicht jede NTE-Erfahrung ist bereits ein kurzfristiges Jenseitserlebnis, aber es gibt offenbar NTE, die wirklich ein solches Erlebnis waren. Nun, es genügt schon eine echte Erfahrung, um den wissenschaftlichen Nachweis zu erbringen, dass es ein Naturgesetz gibt, welche diese Erfahrung erlaubt; das ist Pech für materialistische Wissenschaftler. Ihre eigene Doktrin besagt: Damit ein Naturgesetz allgemein gültig und wahr ist, müssen alle Beobachtungen mit ihm übereinstimmen. Wenn also nur eine NTE echt ist, d.h. nicht mit den bisher bekannten Naturgesetzen erklärbar ist, dann sind die bekannten Naturgesetze unvollständig. So sind nun einmal die selbsterklärten Gesetze der Naturforscher. Und diese wollte wohl kein heutiger Wissenschaftler anzweifeln, ohne sich selbst "den Teppich unter den Füssen wegzuziehen". So weit so gut: Wir haben also festgestellt, dass die bekannten Naturgesetze zur Erklärung von "echten" NTE-Erfahrungen unvollständig sind. Da liegt der Schluss nahe, dass das Weiterleben nach dem Tode zusammen mit allem, was uns darüber (siehe 150 Jahre parapsychologischer Forschung) bekannt ist, das gesuchte ergänzende Naturgesetz ist, welches fehlt, um das nicht passende Ereignis zu beschreiben. Motto: „Wenn etwas wie eine Ente aussieht, quakt wie eine Ente, dann ist es eine Ente!“ – In diesem Zusammenhang bin ich stets an folgenden Sinnspruch erinnert:

UNMÖGLICH – Bedeutet:
1. Passt mir nicht, und sollte es dazu kommen, werde ich dagegen sein.
2. Ich will in Ruhe gelassen werden.
So reagieren viele Menschen auf unangenehme Neuigkeiten.
Beide Haltungen sind grundfalsch.
frei nach John Brunner aus dem Roman "Morgenwelt"

Der Journalist Bopp hat m. E. recht, wenn er meint, dass man so sterbe, wie man gelebt habe, d.h. dass sich beim Sterben die geistige Befindlichkeit, die man während eines ganzen Lebens erworben bzw. weiter verfestigt hat, für die geistigen Abläufe während des Sterbens und für die Befindlichkeit im Jenseits massgebend sind. Negativ gepolte oder gänzlich unvorbereitete Menschen haben eher unangenehme Sterbeerfahrungen zu erwarten und positiv gepolte oder gut vorbereitete Menschen entsprechend angenehmere. Deshalb wird der Übergang für viele Menschen nicht leicht sein. Damit möchte ich niemandem Angst machen, aber es wird in den höheren spirituellen Lehren nirgends gesagt, dass das Sterben einfach, sondern für uns alle eine einschneidende Erfahrung sei. Wie es nach dieser (dann doch verhältnismässig schnell) überstandenen Extremerfahrung "drüben" weitergeht, das ist dann offenbar sehr verschieden. Der Sterbevorgang ist wohl besonders für jene schwer, die sich sehr stark mit ihrem materiellen (grobstofflichen) Leib identifizieren. Diesen gilt es beim Übergang abzulegen und sich (wieder) an den feinstofflichen Körper, unseren eigentlichen Körper, zu gewöhnen. Der feinstoffliche "Lichtkörper" als Träger unseres Geistes und unserer Seele (Lebenskraft) ist wohl wandelbar, jedoch grundsätzlich unsterblich.

Was nun Elisabeth Kübler-Ross angeht, so danken wir ihr für die mutige, unermüdlich engagierte, öffentlichkeitswirksame Vorreiterrolle, die sie bei der Erforschung des Sterbevorgangs und der Nahtod-Erfahrungen gespielt hat. Und gewiss danken ihr auch viele Geister von Verstorbenen, die durch sie oder dank ihres Wirkens eine bessere Sterbensbegleitung hatten als ohne ihr jahrzehntelanges Bemühen um ein besseres Verständnis des Todes – dieses für jeden Menschen so wichtigen finalen Übergangsereignisses.

Es mag sein, dass sich E. K.-R. im Überschwang eventuell mit "falschen" Geistern eingelassen hatte oder dass ihr die Schmeicheleien ihrer devoten Anhänger oder der weltweite Ruhm zu Kopfe gestiegen waren. Aber es steht uns nicht an, so pauschal darüber zu urteilen, wie dies z.B. Herr Höneisen tut. Wer wie E. K.-R. jahrelang zu leiden hatte, den kann schon mal Bitterkeit und Wut überkommen. Wir alle sind fehlbare Menschen und lassen uns zu so mancher Bemerkung hinreissen, die wir später vielleicht bereuen.

Im Artikel von Rolf Höneisen wird deutlich, dass E. K.-R. von kirchennahen christlichen Kreisen vor allem für ihre Nahtod-Forschungen und ihre Beschäftigung mit "esoterischen" Themen angegriffen wurde. Die christlichen Kirchen sind sehr empfindlich, wenn ihre Deutungshoheit in Bezug auf die Wahrheit über Geister, Tod und Jenseits in Frage gestellt wird. Wer sich für Esoterik interessiert, sich mit Geistwesen einlässt und mit Spirit(ual)ismus beschäftigt, muss kirchlicherseits mit Ausgrenzung rechnen. Das ist ja so typisch... Herr Höneisen zitiert auch Wissenschaftler und Journalisten, die ihm "Munition" für seine Kritik an der Nahtod-Forschung und an E. K.-R. liefern, die aber auch über seine eigenen christlichen Überzeugungen vermutlich nur milde lächeln würden. Wie z.B. "Der Spiegel" mit allen religiösen und esoterischen Themen umspringt, ist ja bestens bekannt.
Es soll nicht unerwähnt bleiben, dass neben E. K.-R. auch Raymond A. Moody zu den grossen Gestalten der modernen Sterbeforschung gehört.
Den Artikel "Tanz ins Dunkle" (welch ein Titel!) habe ich einbezogen, weil er viele (für uns) erhellende Details über das Leben von E. K.-R. enthält und die Haltung radikal-christlicher Kreise zum Spirit(ual)ismus dokumentiert.

Eine (auch selbstkritische) Schlussbemerkung: Es ist schon tragisch, wie sich religiöse Menschen immer wieder gegenseitig (verbal und physisch) "zerfleischen". Die negative (Geister-)Welt wird's freuen...

Thomas Frey


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"Letzte Änderung dieser Seite am 10. Juni 2014"