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Geisteswissenschaften - Parapsychologie - Mentalforschung

Mentale Verursachung - es gibt sie, es gibt sie nicht

Buchbesprechung von Markus Bundi in der "Aargauer Zeitung" AZ, Samstag, 24. Juli 1999:
Robert G. Jahn / Brenda J. Dunne: An den Rändern des Realen. Über die Rolle des Bewusstseins in der physikalischen Welt. Aus dem Amerikanischen von Michael Zillgitt. Zweitausendeins Verlag, Frankfurt a.M. 1999, 367 Seiten, 50 Franken.

Mentale Verursachung» ist ein Thema, bei dem die Philosophie, so analytisch oder auch emotional sie dieses in den letzten Jahrzehnten aufbereitet hat, einigermassen hilflos blieb. Es sind die Grundfesten menschlicher Existenz, an denen sich die Analytik übte, Metaphysik demaskierte und Mythologie in die Schranken wies; die Resultate, sie waren - scheinbar - eindeutig. Geist, Seele oder was für ein Name auch immer gewählt wurde, «es» wurde als sogenanntes Epiphänomen klassifiziert, als etwas, das sich bestenfalls in der Vorstellung des Einzelnen abspielt, aber nie über die subjektive Perspektive jenes Einzelnen hinaus zu gelangen vermag. Eine mechanische Wirkung auf etwas ausserhalb, eine Verbindung irgendwelcher Art galt und gilt als esoterischer oder grossartiger Humbug. Das heisst nichts weniger, als dass moderne Strömungen der Philosophie nahezulegen versuchen, dass letzten Endes unsere Welt determiniert ist. Eben weil die physikalische Welt aufgrund des Energieerhaltungssatzes in sich kausal geschlossen sein muss. Damit werden alle anderen Erklärungsversuche, die den Horizont materieller Verhängnisse übersteigen, in die Schranken gewiesen. «Anomalien», «Paranormales» - Stigmata, von denen gerade auch die Bibel voll ist, die aber heute gerademal noch Science-Fiction-Filmen gut anstehen.
Wille? - dessen Freiheit wurde schon immer bestritten, nicht nur, weil dafür «Geist» vorauszusetzen ist, die Argumentation greift tiefer: Da ein subjektiver, im Weiteren agiler und in letzter Konsequenz verursachender Wille in den Parametern unserer Gegenwartslogik nicht zu beweisen ist, bleibt jede vermeintliche Wirkung Hokuspokus. «Kräfte» im physikalischen Sinn sind jedenfalls keine messbar, folglich kann nichts geschehen: «Aus nichts kann nichts werden.» - Demokrits Satz, weit über 2000 Jahre alt, ist Dogma, noch im ausgehenden 20. Jahrhundert. Wir haben noch keinen Weg gefunden, dieses in unserer relativ hochentwickelten Welt zu kippen.
Wenn nun jemand heute behauptet, eine Wechselwirkung zwischen menschlichem Bewusstsein und technischen Systemen wissenschaftlich nachweisen zu können, klingt das wie ein schlechter Scherz. Brenda J. Dunne und Robert G. Jahn, sie Direktorin des Princeton Engineering Anomalies Research Laboratory (PEAR), er Professor für Weltraumwissenschaften, versuchen nun aufgrund einer Vielzahl von Experimenten diesen Beweis anzutreten. Zum einen geht es ihnen um die Einflussnahme des menschlichen Geistes auf einen physikalischen Prozess, zum andern um Fernwahrnehmung (Remote Viewing). Abenteuerlich ist beides. Ein «Galton'sches Brett» etwa, auch Ball-Fall-Maschine genannt, verhält sich unter «Gedankeneinfluss» anders als ohne. Die Kugeln, welche alle an derselben Stelle oben auf das mit regelmässig verteilten Stiften bestückte Brett gegeben werden, weisen in der Einlauf-Statistik nicht mehr die mathematisch zu erwartende Gauss'sche Normalverteilung auf. Wie die jeweilige Person auf das laufende Experiment Einfluss nimmt, steht nicht im Vordergrund, es geht lediglich darum nachzuweisen, dass nach Ausschluss aller möglichen Störquellen nur noch der menschliche Geist als Ursache der Veränderung in Frage kommt. Um verfälschende Einflüsse möglichst auszuschliessen, wurden auch Experimente mit mikroelektronischen Zufallsgeneratoren durchgeführt - mit ähnlichen Ergebnissen.
Von vornherein ausgeschlossen sind «Störquellen» bei der Fernwahrnehmung. Eine «Perzipientin» gibt Auskunft darüber, wo sich jemand anders eineinhalb Stunden später aufhalten wird. Freilich tut sie das, ohne diese Person im Moment der Aussage zu sehen. Und die Person selbst weiss zum Zeitpunkt der Aussage der «Rezipientin» noch nicht, wohin die Reise geht (der Zielort wird mit einem Zufallsmechanismus erst später bestimmt). In der Tat legen Dunne und Jahn eindrücklich nahe, dass das menschliche Bewusstsein zu mehr imstande ist, als die Konventionen der Wissenschaft heute zulassen.
Sind die glühenden Kohlen unter den Füssen also echt? - obwohl alles heil bleibt? Vielleicht ist ja auch der Shaolin-Mönch, der sich mit der Eisenstange eins überziehen lässt, kein Scharlatan.


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