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Biographie
Sudetendeutsche Zeitung, Volksbote, Folge 38, 17.9.2004
Anmerkungen des Erfassers stehen in [ ]-Klammern.

SUDETEN-DEUTSCHE IN ALLER WELT

Rudolf Passian - Buchautor und Parapsychologe aus Reichenberg

Ein Gottsucher aus dem "Gelben Elend"

Seine 80 Jahre sieht man dem jetzt in der Schweiz lebenden gebürtigen Reichenberger nicht an. Dabei hatte auch er viel durchzumachen: Kriegsdienst mit 17, schwere Verwundungen, 1946 Heimatvertreibung. 1947 wurde er in der SBZ von den Sowjets verhaftet und zu 25 Jahren Zuchthaus wegen politischer Witze verurteilt, die als "Antisowjet-Propaganda" und damit als schwerkriminell galten. Angelastet wurde ihm auch das Sammeln von Unterschriften unter Heimatvertriebenen für eine Eingabe an die UNO, in der höflich ersucht wurde, eine eventuelle Rückführung der Vertriebenen in ihre Heimat zu prüfen. Bekannt wurde Passian später als Buchautor und Parapsychologe. Im folgenden Beitrag schildert er Stationen und Erkenntnisse seines Lebens.

"Gelbes Elend" war der Name für den aus gelben Backsteinen errichteten Zuchthauskomplex in Bautzen. Konzipiert für 1200 Häftlinge, war die Anlage stets mit mehr als 7000 Gefangenen überbelegt. Ebenso wie die ehemaligen KZs Buchenwald, Sachsenhausen und andere war Bautzen als sogenanntes Schweigelager ("Speziallager 4") von der Aussenwelt total abgeschirmt.
So erfuhren wir zum Beispiel von der Gründung zweier deutscher Staaten nur gerüchtweise. Für die Angehörigen galten wir als verschollen. Tausende starben, bevor sie nach Sibirien verfrachtet werden konnten.
In diesem "Gelben Elend" wurde ich zum Gottsucher. Denn wenn man während Jahren der Hoffnungslosigkeit, irrsinnigen Hungers und Lebendig-Begrabenseins ständig mit dem Tod konfrontiert ist, taucht zwangsläufig die Frage auf: Was ist der Tod eigentlich? Bedeutet er das absolute Ende der Persönlichkeit oder kommt noch etwas danach? Worin besteht der Sinn unseres Lebens und Leidens? Und letztlich: Gibt es überhaupt einen Gott, wie die Religionen ihn lehren? Noch dazu einen "Gott der Liebe"?
Das waren bohrende, quälende Fragen. Doch niemand vermochte sie plausibel zu beantworten. Auch nicht die für solche Fragen zuständigen mitgefangenen Theologen und Seelsorger. Wessen Gottvertrauen in solcher Lage nicht tragfähig genug ist, dem bleiben nur noch Trostlosigkeit und Verzweiflung.
1955 packte mich eine typische Lagerkrankheit, die zumeist das nahe Ende signalisierte. Auf der Pritsche liegend, sagte ich zu einem Kameraden (er hiess Sepp Klass und war aus Westdeutschland): "Wenn es einen Gott gibt, so müsste er sehen, wie es mir jetzt geht." "Ja," erwiderte Sepp, "das müsste er sehen." Zwei Tage später kam ich überraschend frei! Danach floh ich in den Westen.
Dort war das Wirtschaftswunder am Aufblühen. Der Neubeginn war für unsereinen jedoch schwer, nicht nur wegen der gesundheitlichen Folgen. Ich besass nur, was ich auf dem Leibe trug. Vom Staat gab es ganze 36 Mark Unterstützung pro Woche; wenigstens waren die Krankenhausaufenthalte gratis.
Bald jedoch machte ich mich auf die Suche nach Antworten auf die Sinnfragen unseres Daseins, vor allem nach Aufklärung über den Sterbevorgang und das Wesen des Todes. Fündig wurde ich schliesslich bei der Parapsychologie. Diese Forschung kümmert sich als einzige um gewisse Grenzbereiche der Wissenschaften.
Die katholische Kirche besitzt an der vatikanischen Universität seit über 30 Jahren einen diesbezüglichen Lehrstuhl. Dessen Forschungsergebnisse lässt die Kirche leider ungenutzt, obwohl sie sehr hilfreich sein könnten, gerade in unserer Zeit der allgemeinen Orientierungslosigkeit. Allein die moderne Sterbeforschung bestätigt (unbeabsichtigt) uraltes religiöses Glaubensgut, und zwar in zweierlei Hinsicht: Erstens, dass der so sehr gefürchtete Tod nur unseren physischen Körper betrifft. Unsere Persönlichkeit jedoch, mit ihrem Ichbewusstsein, lebt in einem Seelenleib weiter. In einer anderen Dimension und unter veränderten Lebensbedingungen. Zweitens bedingt die Kontinuität der lebendigen Entwicklung, dass uns nach dem Körpertod nichts anderes erwartet als die logisch kausalen Folgen unseres Denkens und Verhaltens im Erdenleben. Das Bibelwort "Was du säest, wirst du ernten" ist von überaus ernster Tragweite. Es gilt ausnahmslos für jeden Menschen, egal ob gottgläubig oder nicht.
Wir sind wirklich unseres Schicksals Selbstgestalter über das Grab hinaus. In meinem Buch "Abschied ohne Wiederkehr?", für das der deutsche Vater der Raumfahrt, Professor Hermann Oberth, der Lehrer Wernher von Brauns, das Vorwort schrieb, bringe ich eine leichtverständliche Zusammenfassung der diesbezüglichen Forschungsergebnisse.
Was "die Sache mit Gott" anbelangt, bin ich heute nicht mehr auf blindes Glaubenmüssen angewiesen. Gott sei Dank! Die Beweisführung ist mehr von indirekter (deduktiver) Art, aber streng logisch. So weiss ich jetzt zum Beispiel unumstösslich, dass es Engel wirklich gibt. Das ist ein Erfahrungswissen. Und nicht nur Kinder haben einen Schutzengel, sondern auch jeder Erwachsene, sofern er dessen Einwirkungsmöglichkeiten nicht durch liebloses oder gar kriminelles Verhalten behindert. Allein die erfahrbare Existenz der Engelwelt ist ein indirekter Beweis für das Vorhandensein einer höheren Ordnung, in die wir eingebettet sind.
Wenn man mich nun fragt, ob ich die christliche Lehre für die einzig richtige Religion halte, so antworte ich: Für ihre Anhänger hat jede Religion ihren Eigenwert. Lernen kann man überall. Ein grosser Pluspunkt der Lehre Jesu ist, dass in ihr die Liebe am stärksten betont wird. Und Liebe entspricht offenbar dem Grundprinzip der Schöpfung. Das beweist jeder neue Frühling. Das erkannten auch die meisten der klinisch tot gewesenen Menschen, die quasi mit einem Fuss schon im Jenseits waren und zurückkehren durften. Dies alles hat nichts mit Frömmelei oder theologischer Spekulation zu tun. Ich halte mich an Tatsachen. Zudem sollte man Theologie nicht mit Religion gleichsetzen: Theologie kann man studieren, Religion aber ist persönlich erfahrbar. Ein Beweis dafür ist der uralte Schutzengelglaube. Er fusst auf millionenfachem Erfahrungswissen. Mein neues in der Schweiz preisgekröntes Buch "Der Engelreigen" habe ich besonders für Mitmenschen geschrieben, die wie wir Heimatvertriebenen viel Elend und Leid erdulden mussten, und die vielleicht nicht mehr an einen Gott christlicher Prägung zu glauben vermögen.
In unserer unheilvollen Zeit wäre eine Wiederbesinnung auf das Wesentliche vordringlich Dazu gehört vor allem eine Abkehr vom rein materialistisch-ich-bezogenen Profitdenken.
Laut Pascual Jordan hat der Materialismus aufgehört, eine naturwissenschaftlich begründete Philosophie zu sein; er ist vielmehr ein naturwissenschaftlich begründeter Irrtum geworden. Um jedoch ihr Machtsystem nicht zu gefährden, sind die Materialisten gezwungen, gewisse Tatsachen zu leugnen oder zu ignorieren.
Um welche Tatsachen es sich handelt? Nun, um die Tatsachen jenes neuen Welt- und Menschenbildes, welches von der Kernphysik und von der Parapsychologie erarbeitet wurde. Die Kernphysik hat vor allem den Primat der Materie ad absurdum geführt. Demnach ist nicht die Materie der Ursprung und die Grundlage alles Seins, sondern Energie. Das ist experimentell bewiesen. Schon für Albert Einstein war Materie lediglich "eine Form der ewigen Energie".
Wenn aber Materie nicht, wie bislang angenommen, das unveränderbar Ursprüngliche ist, so entfällt damit die Grundlage der materialistischen Evolutionslehre samt der kühnen Behauptung, alles Vorhandene sei im Wechselspiel von Zufall und Auslese entstanden. Der Mensch ist hierbei lediglich als ein Produkt der Selbstorganisationsprinzipien der Materie zu betrachten, und sein Tod bedeutet das absolute Ende jedweder Individualität.
Daraus pflegt man zu folgern, dass es keinen Gott gibt, und damit auch keine Instanz, der man im religiösen Sinn Rechenschaft schuldig wäre. Dieser Unsinn ist die Grundlage jeglichen Macht- und Profitstrebens, unabhängig von Regierungsformen, und wird Milliarden Menschen nach wie vor eingebleut.
Worauf sich meine feste Überzeugung vom Weiterleben nach dem Sterbevorgang stützt?
Vor allem auf die sehr lehrreichen Ergebnisse der Sterbeforschung selbst. Millionen Menschen mit Nahtodes-Erfahrungen können unmöglich alle irgendwelchen Halluzinationen erlegen sein, wenn sie übereinstimmend von einer erlebten und sehr intensiv empfundenen Lebensrückschau erzählen, worin sie mit allen Einzelheiten ihres bisherigen Lebens konfrontiert wurden. Nicht nur traumhaft, sondern absolut wirklich.
Als besonders schockierend wird dabei die ethische Bewertung empfunden, die jede Situation der eigenen Vergangenheit begleitet. Das Ganze ist dermassen deutlich geprägt vom Bewusstsein von Recht oder Unrecht, dass die Betreffenden es nie vergessen.
In der Regel führt dies nach ihrer Wiederbelebung zu einer positiven Kurskorrektur in ihrem Denken und Verhalten. Sie erkannten den Sinn ihres Daseins, ihre persönliche Lebensaufgabe, und dass kein Verstoss gegen das Grundgesetz der Liebe ungesühnt bleibt.
Auch nicht die Verbrechen, die bei der Heimatvertreibung geschahen und offiziell sanktioniert wurden. Aus dieser Sicht sind auch "Schreibtischtäter" um ihr nachtodliches Schicksal nicht zu beneiden. Nach dem Zurücklassen des physischen Leibes dominiert nämlich das Gesetz der Anziehung des Ähnlichen und man gravitiert in eine Existenzebene, die frequenzmässig dem eigenen charakterlichen Wert entspricht.
Wie es dort aussehen und zugehen mag, wo Schwerstkriminelle hingelangen, das deutete Friedrich Schiller an mit den bedeutsamen Worten: "Der Mensch begehre nimmer zu schauen, was die Götter gnädig bedeckten mit Nacht und Grauen!"
Hätten demnach die Religionen recht, wenn sie von Himmel und Hölle reden? Und, wie die katholische Kirche, von einem Zwischenreich (Purgatorium)? Nach meinem Ermessen ja.
Dies zu glauben oder nicht, muss allerdings jedem selbst überlassen bleiben. Mir liegt es fern, jemanden belehren zu wollen, aber gerade meinen Landsleuten, ja allen, die schweres Leid erdulden mussten, möchte ich dringend ans Herz legen, sich mit all diesen Fragen und Aspekten ernsthaft zu befassen.
Vielen mag unverständlich anmuten, dass man in den Massenmedien so wenig über solche Dinge vernimmt. In der Tat wird leider mit Erfolg versucht, diese Grenzlandforschung zu ignorieren oder lächerlich zu machen. Die Gründe hierfür dürften aus meinen Darlegungen leicht erkennbar sein.
Der Hauptgrund liegt zweifellos in einer geradezu panischen Furcht vor den persönlichen Konsequenzen, die sich aus den hier angedeuteten Fakten ergeben. Lieber macht man in gewohnter Weise weiter, auch wenn dies zu einer abermaligen Katastrophe führt.
Die Lehren der Vergangenheit finden kaum Beachtung, überall läuft die Kriegsrüstung auf vollen Touren, und der Hass feiert blutige Triumphe.
Die deutschen Heimatvertriebenen aber haben richtig gehandelt, als sie in ihrer 1950 verkündeten Charta feierlich auf Rache und Vergeltung verzichteten! Wohin die Missachtung des von Christus gelehrten Vergebungsgesetzes führt, zeigt das Beispiel Palästina in entsetzlicher Weise. In jener anderen Welt, die wir das Jenseits nennen, und die nicht weniger real ist als unser Diesseits, werden die Peiniger der Heimatvertriebenen auf die Vergebung ihrer Opfer angewiesen sein.
Seit 45 Jahren bin ich forschend und publizistisch aktiv. Ich fand jene Aufklärung, die ich suchte und betrachte es als zum Gebot der Nächstenliebe gehörend, mein Wissen in Form einer gut fundierten Lebens- und Orientierungshilfe weiterzugeben. Dabei enthalte ich mich jeglichen Missionierungseifers, denn naturgesetzliche Fakten anzuerkennen oder nicht, bleibt persönliche Sache jedes einzelnen.
Freilich: Um das Lesen einiger Bücher wird man nicht herumkommen, wenn man in ein Wissensgebiet eindringen will; wobei der Philosoph Georg Christoph Lichtenberg (1742-1799) wohl nicht ganz Unrecht hatte, wenn er meinte: "Wenn ein Kopf und ein Buch zusammenstossen, und es klingt hohl, muss dann die Schuld immer nur am Buch liegen?"
Trotz allem Schweren, das ich im Gegensatz zu vielen anderen überlebte, bin ich dankbar für mein Schicksal. Denn es verhalf mir zu einem begründeten Gottvertrauen.

Von Rudolf Passian sind unter anderem folgende Bücher erschienen: "Abschied ohne Wiederkehr? Tod und Jenseits in parapsychologischer Sicht". Otto Reichl Verlag, Sankt Goar, 1988; 412 Seiten, 19 Euro (ISBN 3- 87667-7) sowie "Der Engelreigen. Antwort auf viele Fragen". Martin Weber Verlag, Schutterwald, 2003; 310 Seiten, 18 Euro (ISBN 3-928867-09-1).


Abbildungen
[ Die Bilder sind technisch nicht in bester Qualität wiedergegeben, da sie einem Zeitungsartikel entnommen wurden. ]

Rudolf Passian
Bild 1: Rudolf Passian aus Reichenberg

Gedenkstätte in Bautzen (Sachsen)
Bild 2: Die heutige Gedenkstätte in Bautzen (Sachsen).

Bautzener Gebäudekomplex 'Gelbes Elend'
Bild 3: Der Bautzener Gebäudekomplex 'Gelbes Elend'.

Blick aus Zelle auf 'Freigang'-Hof
Bild 4: Blick aus einer Bautzener Zelle auf den 'Freigang'-Hof.


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"Letzte Änderung dieser Seite am 10. Juni 2014"