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Wohltätigkeit - Spendenaufruf

Spendenaufruf von Rudolf Passian an alle Wegbegleiter-Lesefreunde/innen, Sommer 2004
Anmerkungen des Erfassers stehen in [ ]-Klammern

AMIGUINHO FELIZ darf nicht sterben!

Hilferuf aus Blumenau/Brasilien zur Erhaltung einer Kinder-Hilfsstätte

Es geht um den Fortbestand einer vorbildlichen Kindertagesstätte, entstanden aus den Wunschträumen eines Kriegskindes, das nur Hunger, Not und Lieblosigkeit kannte: der dazumal siebenjährigen Ursula Richter. Was sie mir aus ihrem Leben erzählte, hängt sie nicht an die grosse Glocke. Nur Freunde erfahren gelegentlich einiges:

Ein halbes Jahr vor Kriegsende im Vogtland (Sachsen, später DDR) geboren, verbarg die Mutter sie zwei Jahre lang auf dem Dachboden. Dass Ursula überhaupt am Leben blieb, grenzt an ein Wunder. "Bin eines von zwölf Kindern", erzählt sie, "und nur mein Bruder Peter und ich haben denselben Vater." Beide waren unerwünscht, was die Mutter sie mehr als deutlich spüren liess: Viele Schläge für Peter, Missachtung für Ursula.
Schliesslich heiratete die Mutter einen Mann aus Hannover. Mit zwölf Personen auf engstem Raum zusammengepfercht, wurde dort weiter gehungert. Die Mutter bekam noch ein Kind, einen Knaben, den sie überaus liebevoll umhegte, während sie Ursula und Peter nie in den Arm nahm. Ursula erzählt: "Eines Tages kam eine behördliche Kontrolle. Die stellte fest, dass mindestens zwei Personen zuviel in der kleinen Wohnung sind. Meine Mutter zeigte sogleich auf meinen Bruder und mich und sagte: ‚Die beiden könnt ihr gleich mitnehmen!' - So kamen wir ins Waisenhaus."

Ein Kind gelobt: Ich werde armen Kindern helfen!

Im Waisenhaus wurde genauso gehungert. Später war Ursula oft zu schwach, um zur Schule gehen zu können. Und schon als Kleinkind holte die Mutter sie oft zur Verrichtung von Hausarbeiten, auch bei Nachbarn. "Ich weiss noch, ich war etwa drei Jahre alt, da sah ich unsere Mutter kommen. Da habe ich mich versteckt, ich wollte sie nicht sehen."

Triste Kindheitsjahre folgten, ohne Liebe und Geborgenheit. Eines Tages, in ihrem siebenten Lebensjahr, schaute Ursula nachsinnend aus dem Fenster, während ihr der ganze Jammer ihres entbehrungsvollen Daseins zu Bewusstsein kam. Und wie ein Gelöbnis entrang sich ihrem Herzen der heisse Wunsch, später einmal armen Kindern all das zu geben, "was mir gefehlt hat: ausreichend Essen, Liebe, Spielzeug und Anziehsachen" (Erst mit 17 Jahren bekam sie erstmals ein neues Wäschestück, mit 24 Jahren in Kanada den ersten Geburtstagskuchen!). "Wann immer ich kleine Kinder sah, fragte ich mich: Haben die wohl satt zu essen? - Und oft dachte ich, wie es wohl sein mag, wenn man von der Mutter lieb angefasst wird."

Nach Beendigung einer kaufmännischen Lehre liess Ursula sich in Bremen zur Krankenschwester ausbilden. Danach, im Oktober 1967, ergab sich die Gelegenheit zum Besuch zweier Halbschwestern in Kanada, von denen sie die Schiffspassage geschenkt bekam. Da sie daraufhin in Kanada bleiben wollte, musste sie Englisch lernen und ihre Schwesternausbildung etwa zur Hälfte wiederholen. Sie schaffte es und wurde schliesslich Kinderkrankenschwester. Einen kleinen Teil der Ausbildungskosten übernahm der Staat. Den Hauptteil sowie ihren Lebensunterhalt deckte die tapfere Ursula mit Gelegenheitsarbeiten in Läden und Restaurants, als Putzfrau und nachts als Aushilfs-Schwester.

Die grosse Wende: "In mir hörte ich eine Stimme"

Auch dies waren für Ursula harte Jahre, aber ein Paradies gegen früher! Endlich konnte sie ein normales Leben führen, konnte sich satt essen und Kleidung kaufen. Und da sie als Kind ihren Gottglauben trotz allem nicht verloren hatte, schloss sie sich in Kanada einer Kirche an. Da geschah am 25. März 1971 während eines Gottesdienstes etwas Seltsames: Plötzlich vernahm sie deutlich eine Stimme in sich selbst, welche die Frage stellte: "Bist du bereit, mir jetzt zu dienen? In einem anderen Land?"

Ursula wusste nicht, wie ihr geschah. Sie erklärt: "Es war eine innere Stimme; aber so klar, als ob jemand neben mir sprechen würde. - Meine erste Antwort war: 'Nein. Jetzt, wo ich endlich mal Geld verdiene und mir fast alles kaufen kann, was ich möchte?' Dann aber fühlte ich, es war Jesus, der zu mir sprach! Da erinnerte ich mich an mein Versprechen, das ich als Kind einmal gegeben hatte..." - Noch gleichentags bekam sie den Besuch eines Ehepaares, welches sie einlud, mit nach Brasilien zu reisen, man wolle dort etwas für Kinder tun.

Ursula ging mit, und 1979 ein zweites Mal. Freiwillig und unbezahlt arbeitete sie als Kinderkrankenschwester in einer Tagesstätte. Finanziell unterstützt wurde sie von ihrer Kirche in Kanada. Als nach zweieinhalb Jahren ihre Dienstverpflichtung geendet hatte, kamen zwei Elternpaare zu ihr und baten, ihre Kinder doch weiterhin betreuen zu wollen. So begann Ursula mit dem Aufbau ihrer eigenen Tagesstätte. "Als wir 40 Kinder hatten, kam ein Anruf aus Kanada, man könne mich leider nicht mehr unterstützen. Es gäbe da eine Klausel, derzufolge nur Verheiratete unterstützt werden dürfen ..."

Durchhaltevermögen

scheint eine Stärke von Ursula zu sein. Unverdrossen hielt sie sich an ihr Kindheitsgelöbnis und baute, trotz zahlloser Schwierigkeiten, ihre vorbildliche Kinder-Tagesstätte auf. Hier werden derzeit von 22 Helfern 160 Kinder betreut, im Alter von wenigen Wochen bis zum 16. Lebensjahr. "Als die ersten Kinder schulreif wurden, begann ich mit dem Schülerprogramm: Eine Gruppe kommt morgens, macht Hausaufgaben, spielt, isst zu Mittag und geht dann zur Schule. Kurz vor 12 Uhr kommt die nächste Gruppe, speist erst zu Mittag, ruht ein wenig, macht Hausaufgaben und verrichtet kleine Dienste. Es sind Kinder, die halbtags allein zu Hause wären oder die kein ordentliches Zuhause haben." Und weiter:
"Das Centro ist behördlich als gewinnlose Institution anerkannt und bekommt von der Stadt Blumenau und dem Land (Santa Catarina) monatlich geringe Zuschüsse. Zwanzig Prozent der Eltern sind ausserstande, etwas zu zahlen, der Rest so viel sie können."

"Der Staat liess uns im Stich"

"Bis vor zwei Jahren bekamen wir auch vom Staat Zuschüsse. Dies wurde plötzlich eingestellt mit der Begründung, Zuschüsse seien Sache der Länder und Kommunen. Seitdem nehmen die Schwierigkeiten enorm zu. Ein Kind kostet uns monatlich 180 Reals (etwa 82 SFr. oder 52 Euro), das macht 28'800 Reals. Von der Stadt gibt es 55 Rs., vom Land nur 17 Rs. Leider nie pünktlich. Einiges kommt von lokalen Spendern. Mühsam versuchen wir, die Lücke von rund 10'000 Rs. (ca. 5'000 SFr, oder 3'300 Euro) abzudecken mit Bazaren, Verlosungen, Verkauf von Mahlzeiten, Gebäck usw. Oftmals müssen wir Rechnungen einfach liegen lassen, bis wieder mal Geld eingeht." Als ich Ursula Richter kennen lernte, war sie mit den Lohnzahlungen 2 ½ Monate im Rückstand. Kredite mussten aufgenommen werden. Der Buchhalter, glücklicherweise überzeugter Christ, wartete bereits seit 1 ½ Jahren auf Entlöhnung! Auch bleibt

für Spielzeug kein Geld

übrig. Anlässlich meines 80sten bat ich meinen Freundeskreis, auf Geschenke zu verzichten und statt dessen das Werk von Ursula Richter zu unterstützen. Für AMIGUINHO FELIZ war dies vorläufig die Rettung, und Ursula meinte: "Gäbe es doch noch andere Achtziger, die ebenso denken und handeln!" Aber wo sind solche? Es kann ja auch eine weniger hohe Jahresanzahl sein...

Wie wäre hier wirksam zu helfen?

Liebe Leserinnen und Leser, mir ist völlig klar, dass es überall Not zu lindern gäbe, sogar auch in der Schweiz; und dass unser Helfenwollen und -können eng begrenzt ist. Dennoch möchte ich einen Vorschlag unserer beliebten Dichterin und Liederkomponistin Grete Busse-Scheltzke aus Blumenau aufgreifen, welche die Schaffung kleiner Spendenkreise empfahl: Mehrere Menschen guten Willens tun sich zusammen und geben allmonatlich einen kleinen Betrag - und sei es noch so wenig. Viele Wenige geben ein Viel.

Neben der finanziellen Absicherung zum Fortbestand von AMIGUINHO FELIZ sollten gottgläubige Mitmenschen auch

das ernsthafte Gebet

für Ursula Richter und ihr vorbildliches Wirken nicht vergessen. Wie aus meinem Beitrag "Bete nie zum Schein" (in meinem Buch DER ENGELREIGEN, S. 288) ersichtlich ist, sind gedankliche Energien physikalisch messbar und unterliegen somit dem Gesetz von Ursache und Wirkung. Beten allein genügt aber nicht, man muss auch etwas tun: Bete und arbeite - ora et labora! Wäre die Christenheit über das Wesen unserer Gedankenkräfte und den Sinn des Betens richtig aufgeklärt worden, so stünde es heute besser um die Kirchen.

Im Übrigen: Hut ab vor Ursula Richter! Eine schlimme Kindheit und Jugend gilt ja heute in der Justiz als strafmindernd selbst bei schlimmsten Verbrechen. Hätte nicht auch unsere Freundin allen Grund gehabt, 'die Gesellschaft' zu hassen und sich zu rächen? Könnte man es ihr verübeln, wenn sie verbittert wäre? Nein, Ursula Richter bewahrte sich die Fähigkeit des Mitleids, der Anteilnahme am Leid anderer und des Helfenwollens. Wer von uns würde solch seelische Grösse aufbringen? Ein Leben lang?

Dies halte sich jede Leserin und jeder Leser selbstkritisch vor Augen, und handle entsprechend, damit die Schliessung des CENTRO AMIGUINHO FELIZ abgewendet werden kann! Bedenken wir doch: das Negative verdankt sein Überhandnehmen der Gleichgültigkeit und Trägheit all jener Menschen, die zum Sieg des zeitlos Guten nicht beitragen ...

Allen, die sich angesprochen fühlen und mithelfen wollen, sei ein herz-lichtes ,Vergelt's Gott' zugerufen!

Ihr Mitwanderer
Rudolf Passian

(Spenden mit dem Vermerk "Kinderhilfe Blumenau" können auf folgende Konten eingezahlt werden:
In Deutschland: R. Passian, CH-Horw, Kto-Nr. 5427.09 Volksbank Rhein-Wehra, D-79702 Bad Säckingen, BLZ 684 900 00.
In der Schweiz: Freundeskreis R. Passian, Kto-Nr. 20304.01, Raiffeisenbank CH-6048 Horw, Clearing 81186, PC-Kto-Nr. der Bank 60-4987-2).


[ Anm.d.Erf.: Herr Passian schreibt in seinem Begleitbrief zum Spendenaufruf:
"Ich hatte menen Freundeskreis anlässlich meines 80sten Geburtstag gebeten auf Geschenke zu verzichten und stattdessen für Ursula Richter zu spenden. Es kam eine schöne Summe zusammen, aber die Unkosten (z.B. Löhne für die Mitarbeiter) gehen weiter. Es wäre gut, wenn sich noch Spender/innen finden würden.
Frau Richter kenne ich persönlich. Sie ist absolut in Ordnung und verwendet von den Spenden keinen Rappen für sich selbst. Ein Teil 'ihrer' 160 Kinder und Angestellten (die den gesetzlichen Mindestlohn erhalten, derzeit rund SFr. 80.- monatlich) bildet Gebetsgruppen. Täglich danken sie und bitten die himmlische Welt um weitere Hilfe ..." ]


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"Letzte Änderung dieser Seite am 10. Juni 2014"