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Literatur - Rezension
(Anm.d.Erf.: Der Artikel stammt aus der Zeitschrift "Wegbegleiter", Nov. 1997, Nr. 6, 2. Jhrg.)

GEIST-KRAFT-STOFF UNTER DER LUPE

red. Seit langem wird über die vermeintlichen Fälschungen, Einschübe oder auch "Korrekturen" in der Bibel gestritten. Man fragt sich, wie so etwas geschehen kann, dass überhaupt Veränderungen eines Urtextes zugelassen werden, wo doch klar ist, dass jede Abweichung vom Original einen Schleier mehr auf die Sache legt. Im folgenden finden Sie, liebe Leser, nun ein Musterbeispiel eines solchen Vorgangs. Sicherlich gut gemeint, doch letztlich unbegreiflich und anmassend. Menschlich eben.

Liebe Freunde, im Verlag wird gelegentlich angefragt, wieso wir behaupten, das Buch "Geist Kraft Stoff' sei nur im Verlag Martin Weber erhältlich, bzw. es enthalte den unveränderten Originaltext. Nun, es stimmt, dass es das o. a. Buch nochmals gibt; nämlich herausgegeben von Gisela Weidner, von der auch ein Buch "Emanuel" stammt, und die für diese und andere Bücher oft in der Zeitschrift "esotera" wirbt.. Was hat es damit auf sich?
Zunächst zum Original. Über die Niederschrift des Buches durch Baronin Adelma von Vay berichteten wir bereits in der Ausgabe 3/97. Rudolf Passian nun ist es zu verdanken, dass es überhaupt eine Neuauflage gibt. Er beliess dabei sogar die "alten Druckfehler" im Text, auch deswegen, weil dadurch die Kosten für die Neuauflage gesenkt werden konnten (ein Druckfehlerverzeichnis befindet sich auf Seite 120 im Buch).
Frau Gisela Weidner nun, ebenfalls begeistert von "Geist Kraft Stoff', bat Herrn Passian um Erlaubnis für eine weitere Auflage, für die sie Kosten und Vertrieb übernehmen wolle, Herr Passian stimmte dem auch zu, und wir finden gleich auf Seite 4 ihrer Ausgabe den Hinweis auf diese Zustimmung. Bis hierher ist nichts einzuwenden, ja, es ist sogar sehr löblich, wertvolle Literatur weiter zu verbreiten.
Auf Seite 9 im Vorwort der Herausgeberin jedoch ändert sich die Sache. Hier steht: "Mit Unterstützung der geistigen Verfasser kommt es zu dieser Neuauflage. (...) Das Werk blieb im Originaltext, nur wurde die damalige Ausdrucksweise der heutigen Sprache angepasst. Dort, wo Klarheit zur Wahrheit fehlte oder diese undeutlich zum Ausdruck kam, wurde dies zum besseren Verständnis berücksichtigt."
Liebe Leser, wie viele Einschübe und Änderungen in der Bibel mögen wohl mit der genau gleichen Begründung vorgenommen worden sein? Natürlich mit dem Hinweis, dass "die geistigen Verfasser" beteiligt gewesen sein sollen, wie es ja auch Gruppierungen gibt, für die jede inhaltliche Änderung in der Bibel das Werk von "vom heiligen Geist inspirierter Menschen" war und damit keine Autoritätsfrage mehr gestellt werden brauchte. Auch unser schönes Buch Emanuel enthält ein ähnliches Vorwort, diesmal von Prof. Walter Hinz. Zitat: "Wir glaubten uns befugt, die Fremdwörter gleich im Text zu verdeutschen, soweit dies tunlich erschien."
Jedoch keiner der "Correctores" gibt dem Leser die Möglichkeit, die durchgeführten Korrekturen selbst zu prüfen, weil keiner angibt, was er eigentlich verändert hat. Und das, liebe Leser, ist eben die o. a. menschliche Anmassung. So ändert sich Stück für Stück eines Urtextes, und man kann sich vorstellen, was nach 2000 Jahren "Bibelarbeit" noch übrig ist. Und doch genügt das Vorhandene, um uns voran zu bringen, wie auch Emanuel immer wieder betont. Aber zurück zum Thema.
Es bereitet sehr viel Mühe, zwei Bücher quasi Satz für Satz zu vergleichen, um die Abweichungen herauszulesen. Nachfolgend finden Sie nun nebeneinander einige ausgewählte Passagen aus den beiden "Geist Kraft Stoff'-Büchern, und Sie können selbst entscheiden, ob das Vorwort von Gisela Weidner zutrifft, oder ob vielleicht eine andere Grundhaltung zum Ausdruck gebracht wird. Unterschiedliche Seitenzahlen erklären sich durch die unterschiedlichen Formate beider Bücher.

Vergleichstabelle
GKS NEUAUFLAGE DURCH RUDOLF PASSIAN GKS NEUAUFLAGE DURCH GISELA WElDNER 
S. 9: Am Anfang war das Wort, das Wort war bei Gott, und Gott ist das Wort.  S. 25: Am Anfang war das Wort und das Wort war in Gott
S. 9: ... ein belebendes Prinzip - ein Wort! Wo war dieses Wort? Bei Gott! Und Wer war dieses Wort? Gott war dieses Wort? So waren Gott und das Wort Eins.  S. 25: ... ein belebendes Prinzip - ein Wort! Und wer war dieses Wort? Christus, der eingeborene Sohn war das ausgesprochene Wort Gottes! So waren Gott und das Wort eins. 
S. 97: Eine solche göttliche Mission erfüllte Christus, als Gottes Sohn auf Erden, er, der wahrhaftig Geist von Seinem Geiste, Gottes Sohn ist, anderer Wesenheit als eure und unsere Paradieses-Geister.  S. 202: Eine solche göttliche Mission erfüllte Christus, als Gottes Sohn auf Erden, er, der wahrhaftig Geist von Seinem Geiste und Gottes eingeborener Sohn ist, also von anderer Wesenheit als die Erstlinge und Paradieses-Geister. 
V. 107: ... drei geistige Prinzipien: das unwandelbare Eins, Gott, die Ihm relativen Erstlinge, die den Erstlingen relativen Geister. Erblickt hier die geistige Dreieinigkeit!  S. 222: ... drei geistige Prinzipien: die unwandelbare Eins, Gott, den eingeborenen Sohn Christus, und den Heiligen Geist = die Summe aller vollkommenen, also nie abgefallenen Geistwesen, sowie die abgefallenen Geistwesen, die ihre Wesensvollkommenheit erreicht haben. Erblickt hier die geistige Dreiheit. 
S. 110: Die Erstlinge Gottes sind da; sie sind die Mittler zwischen euch und Gott, an deren Erlösungswerk ihr glauben müsst, nicht nur als Menschen in diesem kurzen Erdenleben, sondern für alle Ewigkeit. S.228: Die Erstlinge Gottes sind da; sie sind die Mittler zwischen Gott und den von Gott abgefallenen Geschöpfen! Jedoch an Christus glauben heisst, mit und in Christus leben und durch sein Leben in euch sein Erlösungs- und Befreiungswerk fortsetzen! 

Damit soll es genug sein. Es ist an dieser Stelle im übrigen gar nicht wichtig, welche Version denn nun der (relativen) Wahrheit näher kommt.
Fest steht, dass der Urtext geändert, interpretiert wurde, und zwar ohne Vermerk, an welchen Stellen dies geschah. Das ist, mit Verlaub, verwerflich, und es ist kaum anzunehmen, dass ein guter Geist solche nicht nachvollziehbaren Änderungen vornimmt. Es entstehen nur neue Zweifel, neuer Streit. Selbst vermutlich richtige Korrekturen (S. 63 Org.: ... der empfangende Teil des Duals der Mann / S. 133 Weidner: ... der gebende Teil des Duals, der Mann.) müssen gekennzeichnet werden, sonst ist jede Präzision verloren. Dieser Artikel wird übrigens auch an Frau Weidner geschickt; sollte sie uns antworten, werden wir dies natürlich abdrucken. Wer die vergleichende Arbeit selbst fortsetzen will zu Studienzwecken, kann Frau Weidners Version bestellen bei: Gisela Weidner, Postfach 405, A-1071 Wien.

Martin Weber


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Letzte Änderung am 23. Februar 2000