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Grenzwissenschaften - Geisterverkehr
(Anm.d.Erf.: Der Artikel stammt von Redaktion des Wegbegleiters/W.T. Stead aus der Zeitschrift "Wegbegleiter" vom März 1997, Nr. 2, II. Jahrgang, S. 86ff.
Anmerkungen des Erfassers stehen in [ ] - Klammern.)

WARNUNGEN UND WARNHINWEISE VON DRÜBEN

red. - Die folgenden jenseitigen Kundgebungen entstammen der Schrift "Der Verkehr mit der nächsten Welt" von W. T. Stead (blaues Heft, London 1949), einem der erfahrensten Jenseitsforscher überhaupt. Trotz mancher sprachlicher Eigentümlichkeit, die möglicherweise von einer allzu "pflichtbewussten" Übersetzung aus dem Englischen herrühren mag, verdient so gut wie jeder Satz hervorgehoben zu werden. - Den meisten zeitgenössischen Medien fehlt Orientierungshilfe, wie sie gerade in der alten, leider vollständig vergriffenen Literatur gewährt wird. Die Einhaltung folgende Richtlinien sind im Geisterverkehr unablässlich, um Schäden an Seele und Leib abzuwenden.

HYPNOTISCHE WIRKUNGEN VON NAMEN

Wenn die Fähigkeit (die Medialität) entwickelt ist, sollte das Medium alle Verbindungen, die es erzielt, strenger Prüfung unterziehen. Es darf sich selbst nicht gestatten, sich von grossen Namen hypnotisieren zu lassen. In 99 von 100 Fällen sind die imponierenden Unterschriften gefälscht. Sie sind, so könnte man sagen, falsche Visitenkarten, die von unbekannten Geistern benutzt werden, um Zutritt in den Zirkel zu bekommen. Das Medium muss auch auf der Hut sein, dass es sich nicht durch Schmeicheleien beeinflussen lässt. Es gibt immer einen Versucher, der bereit ist, einem Medium einzuflüstern, dass die Welt darauf gewartet hat, von ihm gerettet zu werden. Ein guter Führungsgeist wird, wenn er es überhaupt erwähnt, von der Mission des Mediums in bescheidenen Ausdrücken reden, weil es viele Medien gibt und jedes nur eine schmale Furche auf einem ungeheuren Feld bearbeiten kann.
Ein gutes Medium ist schnell mit Kritik zur Hand und wird gern hören, wenn andere die Botschaften, die es empfängt, oder die Manifestationen, die es erreicht, kritisieren. Wer durch Kritik beleidigt ist und verweigert, sich einer strengen Kontrolle zu unterziehen, erscheint entweder eines schlechten Willens oder ungesunder geistiger Einflüsse verdächtig.
Ein Medium ist schliesslich ein Vermittler. Es sollte daher keinen Gegenstand der Eigenliebe daraus machen, Kundgebungen zu verteidigen, die nicht die seiner eigenen Persönlichkeit sind. Es sollte Kritik willkommen heissen, da sie ihm hilft, die Grenzen seiner Kraft zu erkennen und zu lernen, wie es sie beherrschen kann. Ein wirkliches Medium, das unter guten Einflüssen steht, ist niemals eifersüchtig auf andere Medien oder versessen darauf, die besseren Kräfte zu besitzen. Es wird im Gegenteil darnach trachten, seinen eigenen Entwicklungsgrad zu bestimmen, durch Austausch und Vergleich seiner eigenen Erfahrungen mit denjenigen anderer Medien. Eifersucht ist immer ein Zeichen dafür, dass schlechte Einflüsse am Werk sind.
Ein Medium darf sich nicht der Magie ergeben, um seine Kräfte zu erhöhen. Gewisse okkulte Kräfte, die nicht zum irdischen Bereich gehören, haben schreckliche Wirkung auf diejenigen, die so unklug sind, sie zu wecken.

HOCHKLINGENDE NAMEN

Wenn ein Medium nicht gut ausgeglichen ist, so kann es passieren, dass es sich von seinen Mitmenschen absondert und sich einbildet, es sei für eine grosse Sache auserwählt und sei einer der Erwählten. Dies ist eine Form der Besessenheit, die, wenn man nicht dagegen angeht, zum Wahnsinn führen kann.
Jede Botschaft muss nach ihrem Inhalt beurteilt werden und nicht nach dem Namen, der darunter steht. Eine Botschaft, die aus Gemeinplätzen besteht mit einem berühmten Namen als Unterschrift, bringt den Spiritualismus mehr in Misskredit, als eine authentische Botschaft von hohem Wert ihn vorwärtsbringt.
Es ist nicht gesagt, dass Menschen, die auf der Erde hohe Stellungen innehatten, auch grosse Geister werden, weil sie oftmals aus Egoismus und Stolz ihre geistige Entwicklung vernachlässigt haben. Deswegen kann ein Mann, der bewunderte Verse oder schöne Sätze auf der Erde von sich gab, nach seinem "Tode" ein Geist niederer Ordnung werden und vollständig unfähig sein, Belehrung über grosse Wahrheiten zu geben. Alle Wünsche, mit ehemaligen irdischen Grössen in Verbindung zu kommen, würden aufhören, wenn die Menschen diese in ihrem jetzigen miserablen Zustand sehen könnten. Anstatt, dass sie zu ihnen aufsähen, würden sie erschreckt sein oder sie bemitleiden.
Glaubt nicht blindlings an hochklingende Namen, sondern beurteilt den Baum nach seiner Frucht. Ein Mensch, der ein ehrlicher, bescheidener Arbeiter war, kann mehr befähigt sein, eine Belehrung zu geben, als ein berühmter Schriftsteller von hohem Wissen und doch niederer geistiger Entwicklung.
Wenn Ihr einen Führergeist sucht, so vermeidet Berühmtheiten, über deren geistige Entwicklung Ihr nichts wisst, und sucht Euch lieber einen, der, wenn er auch nicht berühmt war, dafür eine gute moralische Haltung hat. Ein solcher Führungsgeist wird Euch weisen Rat geben und gute Einflüsse anziehen.

LEUTE, DIE ÜBLES ZUFÜGEN

Manche Spiritualisten selbst schaden ihrer Sache mehr als ihre Gegner. Ihre Gegner können durch vernünftige Gründe bekehrt werden, aber es kann wenig getan werden gegen die, die Sitzungen einrichten mit zuckenden oder hysterischen Medien, die Euch erzählen, dass Shakespeare ihr Führer ist. Sie schreiben ihm abscheuliche Darstellungen ohne Sinn und Verstand zu und erzählen von ungewöhnlichen Phänomenen, die nur in ihrer Phantasie existieren.

SCHEIN UND TATSACHEN

Viele bilden sich ein, dass die Tatsache ihrer Zugehörigkeit zu irgendeiner okkulten Schule ihnen eine grosse moralische und intellektuelle Überlegenheit gegenüber den übrigen Menschen gibt und dass ihre Lehren unfehlbar seien. Sie vergessen, dass alles Orthodoxe eine tote Sache ist, und dass sie ihren Glauben mumifizieren, genau so wie die Anhänger der Kulte, die sie verspotten.
Fortgeschrittene Geister beurteilen den Wert eines Menschen nur nach der Leuchtkraft seines Geistkörpers. Der Titel eines Spiritualisten oder Theosophen fügt nicht notwendigerweise dem geistigen Wert eines Individuums irgend etwas hinzu, sei er diesseitig oder jenseitig.
Es ist ein grosser Fehler sich einzubilden, dass der Stand des Fortgeschrittenseins eines Menschen durch sein Glaubensbekenntnis dargestellt wird. Es gibt Materialisten oder Atheisten, die bewundernswerte Seelen sind, glühende Protestanten und ernsthafte Katholiken, die sehr vorgeschrittene Geister sind, während viele Spiritualisten und Theosophen weit in der Skala der Entwicklung zurückstehen. Die Etikette macht nicht den Inhalt der Flasche. Nicht das Glaubensbekenntnis, sondern die Handlungen und die moralischen Tugenden zeigen die von einem Menschen erreichte Stufe. Es gibt gewisse arme Arbeiter, deren geistige Entwicklung diejenige eminenter Wissenschaftler, Autoren und sogar psychischer Forscher (veraltet für Parapsychologen) weit überragt.
Wenn der Spiritualismus einen Menschen besser macht, ihn zum Nachdenken bringt, ihn mitleidiger und toleranter macht und ihn dazu leitet, dass er seine Pflichten besser versieht, so kann man sagen, dass er die Lehren versteht; wenn er ihn aber zum Sektierer werden lässt, ihn egoistisch und dünkelhaft macht, so könnt Ihr sicher sein, dass er vom Spiritualismus nicht mehr versteht, als ein bigotter Mensch von der christlichen Lehre. (Fussnote 1)

GEISTER LERNEN WIE MENSCHEN

Die grossen okkulten Lehren sind nicht verloren und können es niemals sein; aber sie werden durch die augenblickliche Art der Erziehung unverständlich gemacht.
Spiritualismus ist keine neue Religion. Es gibt nur eine Religion. Ihre Lehren werden vielleicht alle zweitausend Jahre neu "herausgegeben", wenn der alte Text anfängt, unverständlich zu werden. Alle Wahrheiten des Spiritualismus sind auch in der Heiligen Schrift, und sie existierten als Lehren, lange bevor die Heilige Schrift geschrieben wurde.
Die ewigen Wahrheiten werden heute "neu herausgegeben". Die Spiritualisten haben keinen Grund zum Dünkel, denn sie sind nicht dabei, die Welt mit übernatürlichen Lehren zu erneuern.
Jedes Medium, das glaubt, es sei ein Messias, ist entweder missgeleitet oder irre. Jeder Geist, der vorgibt, Euch unfehlbare Wahrheiten zu verkünden, ist unwissend oder ein Betrüger, der versucht, die zum Narren zu halten, die mit ihm in Berührung kommen. Ein Geist kann nur das lehren, was er selber weiss, und der Mensch kann nur das aufnehmen, was seiner Intelligenz entspricht.

[ Redaktion der Zeitschrift "Wegbegleiter" ]


Fussnote 1: siehe auch unser Motto: "Ohne Liebe kein Heil!...", das aus der selben "Epoche" stammt wie obige Kundgebungen.


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Letzte Änderung am 21. Juli 2000