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Bücher - Rezension

Buchbesprechung von Jan Veenhof (CH-Gunten), erschienen in der Zeitschrift 'Wegbegleiter' Nr. 1/2005, S. 43-45.
Anmerkungen des Erfassers stehen in [ ]-Klammern.

Beatrice Anderegg : "Mein Weg zum Urvertrauen. Geistiges Heilen – Station der Hoffnung"

Verlag Ubooks, Augsburg, 203 S. Preis: Euro 17,-, SFr 29,80

Mitten im Zentrum von Basel steht die neugothische Elisabethenkirche, die als City-Church durch ein breit gefächertes kulturelles und spirituelles Angebot eine starke Wirkung und Ausstrahlung hat. In diesem Angebot nimmt der Dienst der Handauflegung, jeweils am Donnerstagnachmittag, einen eigenen Platz ein. Viele Besucher haben dort Hilfe, Stärkung für Körper, Seele und Geist gesucht und gefunden. Die Leiterin des Teams von Heilerinnen und Heilern, das sich für diesen Dienst einsetzt, ist Beatrice Anderegg. In diesem Buch beschreibt sie ihren Weg zur Heilerin. In lebendiger Weise berichtet sie über Ereignisse ihrer Lebensgeschichte, die für ihren Werdegang wichtig wurden. Als sensibles und sensitives Mädchen mit einer musischen Begabung ist sie in Basel aufgewachsen. Die Ausbildung als Schauspielerin und Tätigkeiten auf diesem und anderen Gebieten führten sie für längere Zeit nach London und Rom. In ihre Geburtsstadt zurückgekehrt, heiratete sie den – jetzt pensionierten – Pfarrer Erwin Anderegg, der als Seelsorger an der Psychiatrischen Universitätsklinik Basel wirkte, und wurde Mutter von drei Kindern.

In allen Stadien ihres Weges – ihre Reisen brachten sie sogar auf die Südseeinsel Samoa, wo seit einigen Generationen Verwandte von ihr wohnen! – manifestierte sich bei ihr die Offenheit für Glaube und Religion, ebenso wie das Interesse für Menschen und für die Natur, speziell für Tiere. Prägend für ihre Entwicklung ist, dass sie aus persönlicher Erfahrung in vielen Krankheiten die harte Realität von Schmerz und Leiden kennenlernte. Der Heiler ist meistens ein verwundeter Heiler – dieser Leitsatz von C. G. Jung wird durch die Autorin bejaht.

Ihre Erfahrungen, auch in Begegnungen mit Menschen, wurden ihr zu Zeichen, die ihr die Richtung zu ihrer Bestimmung zeigten: Heilerin zu werden. Besonders wichtig wurde die Verbindung mit dem bekannten englischen Heiler Tom Johanson, dessen Einfluss dazu beigetragen hat, dass der Dienst der Heilung in der anglikanischen Kirche Einzug hielt. Der Kontakt mit Pfr. Felix, der bis vor kurzem die oben genannte City-Church in Basel leitete, führte dazu, dass Beatrice Anderegg den Dienst der Handauflegung in dieser Kirche aufbauen konnte.
In ihrem Buch werden allerlei Aspekte des Heilens beleuchtet. Das geschieht nicht durch abstrakte Analysen, sondern durch die lebensnahe Darstellung von Erfahrungen aus der Praxis.

In die Beschreibung von konkreten "Fällen", die übrigens sehr diskret ist, werden manche Gesichtspunkte und Erkenntnisse eingeflochten, die allgemeine Bedeutung haben und für eine faire Beurteilung wichtig sind. Der Titel des Buches drückt das zentrale Motiv aus: Es geht darum, dem leidenden Menschen zu helfen den Weg zum Urvertrauen zu finden und dieses Urvertrauen schliesst sowohl das Selbstvertrauen als auch das Gottesvertrauen ein. Geistiges Heilen bezweckt das ganzheitliche Heil-Werden des Menschen. Deswegen ist das ganze Geschehen der Heilung nicht von der Sinnfrage zu trennen. Das ist auch bedeutsam für die Art und Weise, wie man Krankheiten betrachtet und behandelt. Es ist einseitig und sogar falsch, eine Krankheit nur als einen Feind, der bekämpft werden muss, zu sehen. Eine Krankheit kann einen Menschen veranlassen, nach dem Sinn des Lebens und nach Gott zu fragen.

Heiler sind immer nur Instrumente für Gottes heilende Energie. Für ihren Einsatz sind Einfühlen, Mitfühlen und Nachfühlen unerlässlich. Die Autorin verteidigt das geistige Heilen gegen voreilige Kritik, die oft auf Missverständnissen und Voreingenommenheit beruht, z.B. die Meinung, dass dieses Heilen nur einen Placebo-Effekt bewirkt. Mit Recht macht sie demgegenüber geltend, dass dieses Heilen auch bei Tieren zu überraschenden Erfolgen führt. Hingegen distanziert sie sich von "absolutistischen" Meinungen und Aussagen, wie etwa, dass es immer die Seele ist, die krank macht. Grundsätzlich geht sie davon aus, dass geistiges Heilen und Schulmedizin einander ergänzen und unterstützen müssen. Selbst arbeitet sie in der Arztpraxis eines Schulmediziners mit. Das ist ein hoffnungsvolles Zeichen von Offenheit auf beiden Seiten, das Nachfolge verdient!

Beatrice Anderegg gibt manche Anregung; ich denke dabei auch an die wertvollen Bemerkungen zu speziellen Themen, z.B. über Homosexualität (ist keine Krankheit!), Zwänge, Sterbebegleitung. Natürlich können im Rahmen dieses Buches nicht alle Fragen beantwortet werden. Ich nenne ein Beispiel. Die Autorin ist, m.E. mit Recht, überzeugt von der Existenz der Seele vor und nach ihrer Inkarnation in einen menschlichen Körper, welcher der Seele und dem Geist bei ihrer Entwicklung helfen soll. Jedoch lehnt sie, ebenso mit Recht, eine voreilige Verbindung von Krankheit und Schuld ab. Wie sind beide Gesichtspunkte zu kombinieren? [ Wie sind beide Standpunkte vereinbar? ] Hier müsste man weiterdenken, wobei natürlich das Konzept "Karma" nicht unbesprochen bleiben kann.

Ich möchte dieses Buch herzlich empfehlen. Indem man die Lektüre geniesst, kann man gleichzeitig manches lernen. Gerne möchte ich noch darauf hinweisen, dass der Dienst der Handauflegung seit einigen Jahren auch in anderen Kirchen in der deutschsprachigen Schweiz angeboten wird, u.a. in Zürich und Thun-Allmendingen; Info beim Rezensenten, Tel. 0041 (0)33-251 02 90.

CH-Gunten, Jan Veenhof


[ Anm.d.Erf.: Es wurden einige stilistische und orthographische Korrekturen vorgenommen, die jedoch nicht sinnentstellend sind. ]


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"Letzte Änderung dieser Seite am 10. Juni 2014"