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Grenzwissenschaften - Parapsychologie
(Anm.d.Erf.: Der Artikel stammt von Rudolf Passian aus der Zeitschrift "Wegbegleiter" vom Januar/Februar 1999, Nr. 1, IV. Jahrgang, S. 11 ff.
Anmerkungen des Erfassers stehen in [ ] - Klammern.)

Das Gespenster-Pfarrhaus von Uffikon (CH)

Die mir seit langem bekannten Schwestern Hedwig und Marie-Antoinette ACHERMANN in Luzern berichteten mir folgendes:
Es war an einem letzten Oktobertag in den 1930er Jahren, als unser Vater und unser ältester Bruder auf der Heimfahrt nach Luzern etwas Sonderbares und Unvergessliches erlebten: Sie fuhren nach eingebrochener Dunkelheit - unser Bruder am Steuer - durch die luzernerische Gemeinde Uffikon, als beide gleichzeitig eine am Strassenrand stehende menschliche Gestalt wahrnahmen. Diese war im Stil eines Geistlichen des vorigen Jahrhunderts gekleidet. Sie trug den Wessenbergermantel, einen Dreispitz-Hut und Schnallenschuhe.
"Halt an," sagte unser Vater, "lassen wir den geistlichen Herrn mitfahren." Als die sonderbare Gestalt nach kurzer Distanz neben dem Auto stand, erblickten die beiden Männer ein bleiches, geisterhaftes Gesicht und eine zum Gruss erhobene Hand.
Unser damals junger, in Sachen Geistererscheinungen ungläubiger Bruder fühlte einen kalten Schauer über den Rücken laufen beim Anblick des wächsernen, leicht grinsenden Gesichtes. Als sie die Autotür zum Einstieg öffnen wollten, war die Gestalt verschwunden. Wohin? - Sie fuhren zurück, sie fuhren vorwärts, suchten die ganze Gegend mit ihren Seitenwegen ab, fanden aber keine Spur des Mannes mehr.
Vater und Brüder kehrten geradezu erschüttert von dieser unheimlichen Begegnung nach Hause zurück. Unser Vater erkundigte sich sofort telefonisch beim Ortspfarrer, in der Annahme, dieser habe Kenntnis von der Anwesenheit eines fremden Geistlichen im Dorf. Der Pfarrer äusserte sich vielsagend dahin: "Nein, doch diesen kennen wir."
Unser Vater, der das Vorkommnis dem mit ihm befreundeten Regierungsrat Heinrich Walther selig erzählte, fand dessen Bestätigung. Er wies auch darauf hin, dass der "Uffiker-Geist" in die Ortschronik eingegangen ist. Er sei auch nächtlicherweise im Pfarrhaus erschienen, so dass dieses nicht mehr als solches bewohnt werden wollte und in der Folge als Schulhaus benutzt wurde.
Das Erlebnis hat unseren Vater wie unseren Bruder nachhaltig beeindruckt, so dass sie es oft schilderten. Dadurch blieb es auch uns in lebendiger Erinnerung.
[ Unterzeichnet: ] H. & M.-A. Achermann

Angeregt durch den Hinweis auf die Ortschronik, wendete ich mich mit der Bitte um nähere Auskünfte an die Gemeindekanzlei Uffikon. Binnen kurzem sandte man mir Unterlagen. Hieraus folgende Auszüge:
Aus Eintragungen in alten Kirchenbüchern weiss man, dass um das Jahr 1800 in Uffikon alle zwei bis drei Jahre ein neuer Pfarrer ins Pfarrhaus zog. Man munkelte damals allerlei über spukhafte Vorgänge, aber die Geistlichen wollten nicht so recht mit der Sprache heraus. Vermutlich aus Furcht, die Leute würden sie verspotten.
Von 1814 bis 1816 amtete Pfarrer SCHIFFMANN in Uffikon. Auch er hatte von Gespenstergeschichten gehört, aber er glaubte nicht daran und bewarb sich um diese Pfarrstelle, denn er wollte dem Gerede abhelfen. Als er zwei Wochen in Uffikon war, kam der Gemeinderat und sagte, man würde ihm eine Wohnung im Schulhaus einrichten, denn sie hätten den ewigen Pfarrerwechsel satt. Pfarrer Schiffmann lehnte aber ab, denn er war ja gerade wegen dieser Gespenstergeschichten gekommen. Was er in den zwei Jahren seines Dortseins alles erlebte, berichtete er später schriftlich an Oberst PFYFFER von Altishofen. Auszugsweise sei das Nachstehende wiedergegeben:
Am Sonntag vor Allerheiligen zog ich in Uffikon ein. Ich spürte nichts bis am Neujahrsmorgen. Ich verlangte von meiner Magd meine Papiere, um die Predigt nochmals durchzustudieren. Da fing es an der Türe an zu stossen, als wenn jemand ins Zimmer hinein wollte. Das Stossen wurde immer kräftiger, und ich befahl, die Türe zu öffnen. Es kam aber niemand herein. Nun gab es in allen Wänden einen fürchterlichen Lärm.
Von da an gab es Spukereien ohne Zahl. Nachts, wenn ich schlief, gingen alle Türen auf. In der Küche war ein Getöse, als ob alles Geschirr zerschlagen würde. Am Lichtmessabend war ein Kapuziner bei mir. Als wir beim Nachtessen waren, fing der Spuk wieder an. Wir wollten dem Spuk ein Ende machen. Da entstand ein fürchterliches Getöse, dass das ganze Haus zitterte! Wir schliefen in dieser Nacht in der Stube auf Matratzen. Am Morgen sahen wir, dass alle Kerzen in den Kerzenhaltern an der Wand nach unten schauten.
Einstmals im Sommer, abends um vier Uhr, kam Dr. G. mit seiner Frau und Tochter zu mir auf Besuch. Wir nahmen miteinander ein Glas Wein und Kaffee. Das Mädchen sass zwischen mir und Frau Doktorin. Auf einmal wurde es von unsichtbarer Hand vom Sessel aufgehoben, rückwärts über die Sessellehne gehoben und hinter dem Sessel auf den Boden gesetzt! "Sie können sich selbst denken, was dieses Faktum für einen Eindruck auf uns machte", heisst es im Bericht an Oberst Pfyffer. "Ich bekam von diesen Personen keine Visite mehr." Ein anderes Mal hatte ich Bäume stumpfen und die Äste in den Raum bringen lassen, der nun als Holzkammer gebraucht wurde. Um mir nach dem Essen etwas Bewegung zu verschaffen, hieb ich aus diesen mit einem Beile Büscheln.
Einmal, als ich das Beil zu einem starken Hiebe erhoben hatte, schien mir, als würden auf einmal eine grosse Anzahl sonderbarer Tiere, die im Augenblick wieder verschwanden, zwischen meinen Beinen hindurchspringen. Wenn ich erschrocken wäre, hätte ich vermutlich meine linke Hand abgehauen. Es geschah aber nicht, ich führte meinen Streich mit sicherer Hand und mit Ingrimm laut rufend: "Du wirst mich an meiner Arbeit nicht zu stören vermögen!"
Ich wollte fortfahren, aber beim ersten Streich, den ich tat, brach das Beil, so dass ich den Griff mit der Hälfte des Beiles in der Hand hatte, die andere Hälfte auf den Boden fiel. Es war quer durchgebrochen, nicht nur ohne Lücke und Vertiefung, sondern schnurgerade (glatt) und glänzend, als wenn beide Teile geschliffen wären! Der Schmied, dem ich das Beil brachte, wollte es sich nicht nehmen lassen, dass ich die beiden Teile geschliffen hätte; was ich nicht hätte tun sollen, da er nun wieder beide Teile aufrauhen müsse, wenn er sie wieder zusammenschweissen solle.
Später, es war im Frühling 1815, war meine Mutter mit einer Taufpatin bei mir zu Besuch. Abends, ein wenig vor der Betglocke, hatte man mich nach Buchs gerufen. Kaum war ich weg, so fing es im Hause entsetzlich an zu poltern, lärmen, rauschen, alle Türen auf- und zuzuwerfen, dass meine Mutter mit dem jungen Mädchen und meine Magd in Eile die Flucht zum Hause hinaus nahmen.
Ich vernahm auch immer wieder ungefragt eine Menge Spuk- und Gespenstersagen von diesem Hause. Das vorzüglichste aber war, dass ein Gespenst auf dem Estrich auf einen Sessel gebannt worden sei. Nach dem Tode von Pfarrer N. sei dieser Sessel von den Erben weggenommen worden, und seither sei im Pfarrhof wieder der Teufel los.
Ich hatte ein Hündchen, welches mich so ziemlich zum Glauben brachte, der Geist sei noch da. Und zwar auf dem Estrich und vielleicht wieder an der vorigen Stelle, wo er der Sage nach bis zum Tod des Herrn N. auf den Sessel gebannt sein soll. Ich habe die Probe mit dem Hund am Tage und zur Nachtzeit wohl ein paar dutzendmal gemacht. Ohne mich ging er nie auf den Estrich, sondern wenn er zuoberst auf die Stiege kam, knurrte er, liess den Schweif hängen und eilte die Stiege hinunter.
Musste er aber mit mir auf den Estrich, blieb er jedesmal genau an der nämlichen Stelle stehen, stellte die Haare auf dem Rücken auf und fing ein Gewinsel und ein Gebell und vorwärts und wieder rückwärts zu zucken an, wie es die Hunde machen, wenn sie von jemandem gereizt werden. Doch bei täglicher und nächtlicher Untersuchung entdeckte ich nicht das Geringste, was die Gereiztheit bei diesem Tiere hätte erregen können.
Einmal packte mich der Zorn und ich schrie: 'Einer von uns muss verschwinden!' Da rauschte es zur Küchentür hinaus. Ich eilte nach, aber ich konnte nichts entdecken. - So wurde ich immer geplagt, aber ich sagte niemandem etwas, vor Furcht, man könnte mich verspotten."
Pfarrer Schiffmann wollte über diese Vorkommnisse mit seinem Amtsbruder von Dagmarsellen sprechen und lud ihn ein, nach Uffikon zu kommen. "Aber er erschien nicht. Er wollte offenbar nichts mit der Gespenstergeschichte zu tun haben."
Da rief ich einen Pater vom Kloster Sursee zu Hilfe. Zusammen beschworen wir den Geist, und von da an hörte ich nichts mehr. Doch hatte ich noch immer das Gefühl, dass der Geist im Hause sei. Auch mein Hündchen spürte es wohl, es wäre nie allein auf den Estrich gegangen. Aber die anderen Hausbewohner und meine Besucher hatten von da an Ruhe.
Bevor ich das Pfarrhaus verliess, packte mich noch einmal der Zorn, wenn ich daran dachte, was ich in diesem Hause alles erlebt hatte. Auch meinem Nachfolger sollte es nicht besser gehen, so dachte ich. Als ich das Haus verliess, rief ich aus. "Du, der du mir soviel Unruhe gebracht hast, mache von jetzt an wieder was du willst!" Da ging der Spuk wieder los. Ich weiss, dass er noch bis 1819 andauerte. Von da an hörte ich nie wieder etwas von Uffikon.

(gez. Pfarrer Schiffmann)


Bemerkungen
Das fragliche Haus war 1808 erbaut worden, demnach noch neu, als es zu spuken begann. Das Geschehen selbst zeigt typische Merkmale echten Spuks auf, wobei es rückblickend unwesentlich scheinen mag, von wem die Phänomene verursacht wurden. Sofern es ein verstorbener Mensch war, werden Esoteriker zu der Auffassung neigen, dass es sich lediglich um "seelische Rückstände" (Astralformen) eines Abgeschiedenen handelte. Nur: sollen derartige "Astrallarven" so haltbar sein, dass sie auch rund hundert Jahre später noch (1930) in menschlicher Gestalt gesehen werden?
Bemerkenswert ist auch das Verhalten des Hundes: Er nahm etwas wahr, was menschlichen Augen verborgen blieb. Im übrigen liegt der Spukforschung eine grosse Menge von Pfarrhaus-Spukfällen vor. Warum gerade in Pfarrhäusern? - Über diese Frage nachzudenken sei unseren Leserfreunden überlassen.-

[ Rudolf Passian ]


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Letzte Änderung am 6. August 2000