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Grenzwissenschaften - Parapsychologie - Erfahrungsbericht
(Der Artikel stammt von Prof. Dr. Werner Schiebeler (und z.T. aus der Zeitschrift 'Iswestia', Moskau 1930), erschienen in der (neuen) Zeitschrift "Wegbegleiter", Probenummer vom Nov. 2000, S. 6 ff)

Eine verstorbene Tochter bittet um Hilfe für ihre kranke Mutter

Theologen beider Konfessionen stehen paranormalen Begebenheiten oft sehr ablehnend gegenüber. Entweder halten sie derartige Ereignisse für Aberglauben, für psychotisch oder ähnliches, oder aber aus Glaubensgründen für verwerflich. Eine der wenigen Ausnahmen in dieser Beziehung war der evangelische Tübinger Theologieprofessor Karl Heim (20.1.1874 - 30.8.1958). Dieser verband eine betont biblische Haltung mit einer Aufgeschlossenheit für die erkenntnistheoretischen, naturwissenschaftlichen und philosophischen Probleme seiner Zeit. Darüber hinaus war er in gewissem Masse den parapsychologischen Dingen gegenüber aufgeschlossen, die er dem Sprachgebrauch seiner Zeit gemäss „Okkultismus“ nannte. Er verfasste unter anderem das sechsbändige Werk „Der evangelische Glaube und das Denken der Gegenwart“ (1931 - 57). Sein geistiger Kampf galt besonders dem sog. Materialismus. So schreibt er in einem weiteren Buch mit dem Titel: „Ich gedenke der vorigen Zeiten. Erinnerungen aus acht Jahrzehnten“, Furche Verlag, Hamburg 1960, S. 303:
„Soweit ich sehen kann, wird der Materialismus nicht durch die Quantenphysik des heutigen Atomzeitalters den Todesstoss erhalten, weil diese den meisten Menschen nicht zugänglich ist. Ich glaube, dieser Todesstoss wird von einer ganz anderen Seite kommen, von der man ihn gar nicht erwartet hätte, deren Bedeutung aber heute in zunehmendem Masse erkannt wird, nämlich vom Okkultismus und der Fülle von unleugbaren Tatsachen, die dieser uns erschliesst. Ehe ich im folgenden eine dieser okkulten Tatsachen herausgreife, muss ich eine Vorbemerkung machen. Wir wissen ja als Christen, dass die Bibel uns den Verkehr mit der Geisterwelt verbietet. Ich würde deshalb auch niemals an einer spiritistischen Sitzung teilnehmen. Aber obwohl wir selbst niemals Mittel anwenden, um in Verkehr mit Geistern zu kommen, müssen wir doch davon Kenntnis nehmen, dass es diese Erscheinungen gibt. Im Kampf mit dem heutigen Materialismus sind wir genötigt, auf diese Tatsachen Bezug zu nehmen.“

"Totenbefragung" verboten?

Hier ist zunächst ein Einwand zu machen. Wie viele Theologen und andere Christen verwechselt Prof. Heim die Toten der Bibel mit normalen verstorbenen Menschen oder sogar mit Geistwesen, die im Auftrag Gottes mit uns Verbindung aufnehmen. Wenn Gott uns also durch Mose sagen lässt (3. Mos. 20,6): „Wenn sich jemand an die Totengeister und Wahrsagegeister wendet und sich ihnen hingibt, so werde ich mein Angesicht gegen einen solchen Menschen kehren und ihn aus der Mitte seines Volkes ausrotten“, so sind damit nicht irgendwelche verstorbenen Menschen gemeint, sondern die gottfeindlichen Geistwesen, die sog. geistig Toten.
Die ersten Christen haben in ihren Gemeinden in starkem Masse den Verkehr mit der jenseitigen, der Geistigen Welt, angewendet und waren darauf sogar angewiesen, um geistige Belehrungen zu erhalten. Sie betrieben also etwas, was wir heute „Spiritismus“ nennen, d.h. die Aufnahme der Verbindung mit der jenseitigen Welt. Der Apostel Paulus lässt sich in seinem ersten Brief an die Korinther, Kap. 12 - 14, sehr eingehend darüber aus. In Kap. 12,1 sagt er: „In betreff der Geistesgaben aber will ich euch, liebe Brüder, nicht im Unklaren lassen.“ Und für dieses Wort Geistesgaben steht im griechischen Text das Wort pneumatikós mit den Bedeutungen: geistig, geistlich, geisterfüllt, zur Geisterwelt gehörig. Paulus zählt dann die verschiedenen Geistesgaben auf, z.B. die Gabe der Weisheitsrede, der Heilungsgabe, der Verrichtung von Wundertaten, der Weissagung und der Unterscheidung der Geister. Er fasst das zusammen mit den Worten (1. Kor. 14,1): „Jaget also der Liebe nach! Doch bemüht euch auch um die Geistesgaben, besonders aber um die Gabe der prophetischen Rede.“ (Übersetzung Prof. Hermann Menge). Und mit prophetischer Rede sind die Durchgaben von jenseitigen Wesenheiten, von Geistern Gottes, durch den Mund eines Menschen, eines sog. Propheten gemeint. Diese Propheten spielten als Bindeglieder zur jenseitigen Welt, als Mittler zwischen der göttlichen und der irdischen Welt, sowohl zur Zeit des Alten Bundes, als auch des Neuen Bundes eine ausschlaggebende Rolle. Heute bezeichnet man solche Mittler mit einem anderen Fremdwort als Medien.
Neben den guten Propheten gab und gibt es zu allen Zeiten auch die sog. Lügenpropheten, also die Mittler zur gottfeindlichen Welt. Diese sollte und soll man natürlich auf jeden Fall meiden.
Prof. Heim fährt dann in seinen Ausführungen fort: „Es ist ein Kennzeichen unserer Zeit, dass immer wieder irgendwo ein Mensch auftritt, den man als ein sogenanntes Medium bezeichnen muss, der sich zwar im gewöhnlichen Leben ganz wie ein gewöhnlicher Mensch benimmt, der aber ab und zu plötzlich in einen Trance-Zustand fällt, in dem er, ohne sich dessen bewusst zu sein, zum Organ einer geheimnisvollen Macht wird, die sich durch ihn offenbart, indem sie durch ihn redet oder schreibt oder malt.“

Das Medium Carlos Mirabelli

Prof. Heim berichtet nun recht ausführlich über die Phänomene des bedeutendsten brasilianischen Materialisationsmediums Carlos Mirabelli (2.1.1889 - 29.4.1951) (Fussnote 1), das auch Johannes Greber in seinem Hauptwerk ausgiebig würdigt. Aber sowohl Greber als auch Heim berichten fälschlich, dass Mirabelli durch seine Beteiligung an wissenschaftlichen Versuchen seine Medialität verloren habe. Das stimmt nicht. Der Altphilologe Dr. Hans Gerloff hat in seinem Buch „Das Medium Carlos Mirabelli“ (Verlag Walter Pustet 1960) ausdrücklich darauf hingewiesen, dass das nicht der Fall gewesen ist und Mirabelli seine Medialität behielt, bis er am 29.4.1951 vor seinem Hause von einem Kraftfahrzeug überfahren und dabei getötet wurde.
Die mediale Tätigkeit Mirabellis und seiner wissenschaftlichen Untersucher hält Heim aber (S. 305) „für einen frevlerischen, von der Heiligen Schrift ausdrücklich verbotenen Versuch des Menschen, eigenmächtig in die Geheimnisse der jenseitigen Welt einzudringen. Diese eindeutige Ablehnung des Okkultismus als Religionsersatz darf uns aber keinen Augenblick hindern, die Tatsächlichkeit der okkulten Phänomene, soweit sie wirklich erwiesen ist, unbefangen anzuerkennen und die Bedeutung richtig einzuschätzen, die diese Phänomene in ihrer unbestreitbaren Tatsächlichkeit für die Widerlegung des atheistischen Materialismus besitzen.“
Zu dieser Auffassung kann ich nur sagen, dass die Bibel an keiner Stelle eine gründliche und gewissenhafte Untersuchung der Verhältnisse in und mit der jenseitigen Welt verbietet. Sie verbietet nur die Verbindung mit der gottfeindlichen Welt. Zum Religionsersatz darf man die Parapsychologie, also die Wissenschaft, die sich mit diesen Dingen befasst, allerdings nicht machen. Daher sagt ein anderer evangelischer Theologe, der Züricher Prof. für Dogmen- und Kirchengeschichte Fritz Blanke (22.4.1900 - 4.3.1967), in einer Arbeit „Parapsychologie und Christentum“ (Neue Wissenschaft, Heft 4/1954): „Nicht, als ob die Parapsychologie den Glauben ersetzte, aber die Ergebnisse parapsychologischer Forschung schaffen für den Glauben Raum, und darum ist die junge Wissenschaft der Parapsychologie, richtig verstanden, eine hilfreiche Brücke zum Vollzuge christlicher Existenz. Wenn wir Theologen den Menschen der Gegenwart wirklich dienen wollen, so haben wir alle Veranlassung, das parapsychologische Forschen ernst zu nehmen und es gewissenhaft zu verarbeiten.“
Aber kommen wir zurück zu Prof. Heim. Nach dem Bericht über Carlos Mirabelli führt er ein weiteres Beispiel an, das den strengen Materialismus widerlegt. Er berichtet: „Welche innere Erschütterung ein okkultes Ereignis im Innern eines Menschen hervorrufen kann, der im Materialismus befangen ist, zeigt das folgende Geschehnis, von dem in russischen Zeitungen geschrieben worden ist.

Fallbeispiel

Der russische Emigrant und Professor Gregor Rostunitsch berichtet in den 'Okkulten Stimmen' (Heft 7, 6.10.1956) gemäss einer Veröffentlichung in der 'Iswestia', Moskau 1930, folgende Begebenheit: 'Während der Sprechstunde von Professor Dr. G. W. Sugarew erscheint in seinem Empfangszimmer ein Mädchen in einem rosa Kleid und bittet den Professor, seine kranke Mutter zu besuchen. Der Professor lehnt ab, weil er keine Hausbesuche mache und schlägt dem Mädchen vor, die Mutter in die Sprechstunde zu bringen. Aber das Mädchen beschwört den Arzt, in die Wohnung der Kranken zu gehen, teilt die Anschrift mit und verlässt das Sprechzimmer. Der Professor bereut, so entschieden abgesagt zu haben, eilt ihr in das Wartezimmer nach und fragt die Patienten, wo das Mädchen, welches eben sein Untersuchungszimmer verlassen habe, geblieben sei. Gar kein Mädchen ist aus dem Sprechzimmer herausgekommen, erwidert ein Kranker, und überhaupt war hier gar kein Mädchen. Der Professor ist verblüfft. Er beeilt sich, die Wartenden abzufertigen, fährt zu der bezeichneten Wohnung und findet eine kranke Frau. Als er ihr von dem Besuch erzählt, erklärt ihm die erstaunte Frau, ihre einzige Tochter sei vor zwei Tagen gestorben und der Sarg stehe noch im Nebenzimmer. Der Professor öffnet die Tür und sieht mit Entsetzen im Sarge dasselbe Mädchen im rosa Kleid liegen, das einige Stunden vorher in seiner Sprechstunde war. - Erschüttert sucht er selber einen Nervenarzt auf, büsst schliesslich sein seelisches Gleichgewicht ein und muss in eine Heilanstalt überführt werden.“
Heim fügt dann noch hinzu: „Es ist wohl anzunehmen, dass dieser Arzt durch eine geeignete Behandlung wieder geheilt worden ist; aber das Unerhörte seines Erlebnisses lässt sich nicht verkennen.“
Offen bleibt bei diesem Vorgang, ob es sich um eine Vision des Professors oder um eine (nur ihm sichtbare) wirkliche Materialisationserscheinung gehandelt hat.

Prof. Dr. Werner Schiebeler


Fussnote 1: Das Medium Carlos Mirabelli (2.1.1889 - 29.4.1951) war das bedeutendste brasilianische Materialisationsmedium. Er war so stark veranlagt, dass sich bei ihm die Gestalten am hellichten Tage materialisierten; lebensecht, wie ganz normale Menschen! Sie stellten sich vor, sprachen mit den Anwesenden, liessen sich anfassen und ärztlich untersuchen. Der Altphilologe Dr. Hans Gerloff hat in seinem Buch „Das Medium Carlos Mirabelli“ (Verlag Walter Pustet 1960) dieses bedeutende Medium ausführlich beschrieben.


Kurz-Biographie von Prof. Dr. Werner Schiebeler

Werner Schiebeler, Diplomphysiker, Prof. Dr. rer. nat., geboren 1923 in Bremen, Studium der Physik in Göttingen und 1955 Promotion mit einer Arbeit am Max-Planck-Institut für Strömungsforschung in Göttingen. Von 1955-1965 Tätigkeit in der Elektroindustrie bei der Firma Standard-Elektrik-Lorenz AG in Pforzheim, davon sieben Jahre als Leiter einer Entwicklungsabteilung für elektronische Fernschreibetechnik. Ab 1965 Dozent für Physik und Elektronik an der damaligen Staatlichen Ingenieurschule in Ravensburg, der heutigen Fachschule Ravensburg-Weingarten. 1971 Ernennung zum Professor und 1983 der Eintritt in den Ruhestand. Neben den naturwissenschaftlich-technischen Lehrfächern seit 1969 regelmässige Vorlesungen und Vorträge an der Weingartner Hochschule und im ganzen deutschsprachigen Raum über das Lehrgebiet der Parapsychologie und Parapsychophysik auch nach Eintritt des Ruhestandes. Veröffentlichung von Büchern, Zeitschriftartikeln, Broschüren und zweier Filme.

Bild von Werner Schiebeler


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"Letzte Änderung dieser Seite am 10. Juni 2014"