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Bücher - Rezension

Buchbesprechung von Rudolf Passian, erschienen in der Zeitschrift 'Wegbegleiter' Nr. 1/2003, S. 67+68.

Henny Jutzler, "Können Tiere denken? Vom Wesen und Verstand der Tiere"

Reichl-Verlag, D-56329 St. Goar, 220 S., Abb., Euro 16.- (SFr. 30.-), ISBN 3-87667-219-8

Mit der Neuherausgabe dieses ursprünglich im Selbstverlag erschienenen Buches erwirbt sich der Reichl-Verlag das Verdienst, wichtige Ergebnisse der Tierverhaltensforschung dem Vergessenwerden zu entreissen. Waren doch um die Jahrhundertwende, bis zum 1. Weltkrieg, die "klopfsprechenden" Pferde und Hunde eine Weltsensation sondergleichen gewesen: das Pferd "der kluge Hans" des Herrn von Osten, die Araberhengste Muhamed und Zarif des Tierpsychologen Karl Krall aus Elberfeld, der Airdaleterrier Rolf von Dr. Moekel aus Mannheim, die Hündin Lola, der Dackel Kurwenal und viele andere, mit denen eine regelrechte Verständigung gelang.

Vom Materialismus verbildete Wissenschaftler wollen uns weismachen, das Tier sei lediglich ein Instinktautomat und somit eine nach ihrem Nutzwert einzuschätzende Sache. Wer jedoch engeren Umgang mit Haustieren hat, der weiss, dass Tiere nicht nur persönlichkeitsverschieden sind, sondern auch denken können. Allein schon ihre Liebe und Treue zum Menschen sind gewiss mehr als bloss ein Anhänglichkeitsinstinkt. Im Mittelalter sah man in den Tieren mehr als nur seelenlose Geschöpfe; man zitierte sie vor Gericht, wenn sie Schaden angerichtet hatten, ja sie konnten sogar exkommuniziert werden. – Wie aber kam es zu der heute so unglaubwürdig anmutenden Verständigung zwischen Mensch und Tier, wovon in Henny Jutzlers Buch (sie war die erste Diplom-Landwirtin Deutschlands) die Rede ist?

Den Anfang machte 1890 Wilhelm von Osten mit seinem Pferd Hans, dem er u.a. das Zählen per Hufstampfen bis fünf beibrachte. Das konnte noch als Dressur gelten. Hans II jedoch erregte ob seiner Intelligenzleistungen als "der kluge Hans" weltweites Aufsehen. Natürlich setzte heftige Opposition ein, denn "denkende Tiere", das konnte und durfte es nicht geben!

Nachdem sich von Osten verbittert zurückgezogen hatte, trat Karl Krall mit Muhamed und Zarif auf den Plan. Mit Hilfe des Klopf-Alphabets gelang eine regelrechte Verständigung mit diesen Pferden und der Nachweis ihres eigenständigen Denkens. Wie glücklich war Krall, als Muhamed zum ersten Mal eine selbständige Antwort gab. Kralls Frage hatte gelautet: "Wenn du rechnen willst, was musst du zuerst tun?" Das Tier antwortete: "Denken!"

Auf eine Tafel geschriebene Worte konnten die Pferde ablesen, und wenn sie etwas nicht verstanden, so klopften sie das Wort "erklären". Schliesslich fand eine spezielle Buchstabiertafel Anwendung. Nach ihr buchstabierten die Tiere z.B. ihre Wünsche frei heraus, ob sie lieber Hafer wollten oder Mohrrüben. Ihre Schreib- bzw. Ausdrucksweise war phonetischer Art, nach dem Klang der Laute und Silben, z.B. "h-l-s" (Hals), "k-r-l" (Karl).

Die durchaus zahlreichen Kritiker nun behaupteten, die Pferde würden die Antworten aufgrund unbewusster Körperbewegungen und Gesichtsmuskelzuckungen ihres Lehrers erraten. Dass hierzu eine noch weit grössere Intelligenz erforderlich wäre, bedachte man nicht. Um jedoch diesen Einwand ein für allemal zu widerlegen, unterrichtete Krall das blinde Pferd Berto und erreichte mit ihm dieselben Leistungen.

Keineswegs minder berühmt wurde der Hund Rolf der Familie Dr. Moekel in Mannheim. Noch jung, war er in einem Tierheim gekauft worden, struppig und ungepflegt. Ein Zufall führte zur Entdeckung seiner aussergewöhnlichen Fähigkeiten:

Im Beisein der Mutter sassen die Kinder eines Tages bei ihren Hausaufgaben. Die kleine Frieda hatte Schwierigkeiten mit dem Rechnen und konnte das Ergebnis von 122 + 2 nicht finden. Frau Moekel verlor die Geduld und strafte die Kleine. Rolf, der sehr an den Kindern hing, blickte Frieda mit einem Ausdruck an, als wollte er ihr helfen. Dies gewahrend, sprach Frau Moekel: "Schau mal, der Rolf macht Augen, als wüsste er es; und du weisst es nicht!" Rolf kam unter dem Schreibtisch hervor zu Frau Moekel hin. Darob erstaunt, fragte sie ihn: "Ja Rolf, weisst du denn, wie viel zwei plus zwei ergibt?" Worauf Rolf eine Pfote hob und seiner Herrin viermal auf den Arm klopfte!

Das war der Beginn sensationeller und zuweilen rührender Erlebnisse mit dem Hund Rolf, der sehr rasch lernte, sich in menschlichen Worten auszudrücken, und zwar ebenfalls in phonetischer Schreibweise. Auch bei ihm kam es zu eigenen Wortbildungen, wie beispielsweise "Haus auf Wasser" (statt Schiff) oder statt des einfachen Wortes "Eis": "Wasser hart von kalt".

In Fortsetzungen schilderte Rolf, der sich selber "Lol" nannte, später seine Erlebnisse, bevor er zur Familie Moekel kam. Nachprüfungen ergaben deren Richtigkeit. Rolf empfing sogar Briefe und klopfte seine Antworten. Jeden Besucher merkte er sich genauestens. Dutzende Zoologen, Psychologen und sonstige Akademiker überzeugten sich von den Fähigkeiten dieses intelligenten Haustieres. Oft aber wurde es ihm zuviel. Als einmal der französische Psychologe Edmond Duchatel mit seiner Sekretärin kam, war diese aufgefordert worden, dem Hund ebenfalls Fragen zu stellen. Sie sagte: "Rolf, möchtest du, dass ich etwas für dich tue?" Worauf Rolf die Antwort klopfte: "Wedle mit dem Schwanz"! – Als ein Herr überschwänglich Rolfs Klugheit rühmte, erwiderte dieser: "In Aug guk Katz, Gaul, Hundl, dann du kann sehen, Tiere kann denken". Mit unseren Worten: "Schau Katze, Pferd oder Hund in die Augen, dann kannst du sehen, dass Tiere denken können"!

Rudolf Passian


Das Buch kann bestellt werden über:
Reichl Verlag Der Leuchter, Auf dem Hähnchen 34, D-56329 St. Goar
Tel. (0049) (0) 6741 1720 - Fax (0049) (0) 6741 1749
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