[ Startseite ]  -   [ Wegbegleiter ]  -   [ Zurück ]  -   [ Weiter ]  -   Download -  Kontakt

Grenzwissenschaften - Spirit(ual)ismus
(Anm.d.Erf.: Das folgende Portrait stammt von Rudolf Passian aus der Zeitschrift "Wegbegleiter" in WB vom Juli/Aug. 1999, Nr. 4, IV. Jahrgang, S. 221 ff,
WB vom Sept./Okt. 1999, Nr. 5, IV. Jahrgang, S. 304, WB vom Nov./Dez. 1999, Nr. 6, IV. Jahrgang, S. 377 ff, als Fortsetzung.
Anmerkungen des Erfassers sind in []-Klammern.)

William T. Stead, (5.7.1849 - 15.4.1912)

[Einleitung]

150 Jahre ist es her, seit der später zum Pionier des Spiritualismus gewordene William T. Stead diese Erdenbühne betrat. Als namhafter Journalist, Zeitungsverleger und Friedenskämpfer befasste er sich eingehend mit der Problematik eines Weiterlebens nach dem körperlichen Tode. Durch seine Gabe des automatischen Schreibens sowie der mehrmals erlebten Materialisation seines hinübergegangenen Sohnes, mit dem er sich über anstehende Probleme unterhielt wie zu Lebzeiten, wurden ihm die Mehrdimensionalität des Universums und die Unzerstörbarkeit des menschlichen Ichs zur Gewissheit.
Eine Bekannte von Stead, die verstorbene Zeitungsherausgeberin Julia AMES, die ihn via automatischer Schrift kontaktierte, lieferte ihm viele Beweise. Sie war es, welche die Schaffung eines Kontaktbüros anregte: Trauernde Hinterbliebene sollten die Möglichkeit bekommen, sich vom Weiterleben ihrer Lieben zu überzeugen. Dieses "Büro Julia" wurde verwirklicht. Während der drei Jahre seiner Existenz (24.4.1909 - 15.4.1912) wurden rund 1300 Kontakte hergestellt. Gratis. Julia bestand darauf.
Die schreibmedial empfangenen "Briefe von Julia" übersetzte der seinerzeitige Zürcher Kassationsgerichtspräsident Dr. Georg SULZER ins Deutsche. Sie erschienen im Dezember 1904 im Rohm-Verlag in Lorch.
Steads Tochter Estelle, ebenfalls schreibmedial veranlagt, erhielt schon lange vor dem Bekanntwerden der Titanic-Katastrophe die Nachricht hierüber von ihrem dabei ums (Erden-)Leben gekommenen Vater. Er übermittelte einen Bericht über seine Eindrücke während und nach jener Katastrophe, und wie es für ihn dann weiterging. Das Buch erlebte in England viele Auflagen (deutsch: "Die blaue Insel", 1961, 87 S.).
William T. Stead, der 1908 zum Friedensnobelpreis vorgeschlagen worden war, materialisierte sich bei dem szt. bekannten Medium Etta WRIEDT.
Sein Wirken war vorbildlich, sowohl als Forscher, wie auch als Mensch.


WB vom Juli/Aug. 1999, Nr. 4, IV. Jahrgang, S. 221 ff

William T. Stead: Der Verkehr mit der nächsten Welt

red. - Das nachfolgende ist die Fortsetzung des Beitrages "Glaubt nicht blindlings an hochklingende Namen" im WB 2/99. Im Vorwort zu seinen Mitteilungen sagt W. T. Stead:

Wenn diese Botschaften herausgegeben werden, so werden sie manchen Protest verursachen, besonders unter Spiritualisten. Die Leute werden finden, dass ich sehr streng in meiner Kritik bin, wenig ermutigend für Medien, und den Zustand des Geisterdaseins kaum als einen glücklichen schildere. Das stört mich nicht, denn wenn diese Botschaften nur gelesen und diskutiert werden, so werden sie von grossem Wert sein dadurch, dass sie die Leute nachdenken lassen. Es gibt nichts besseres, als auf Menschen zu treffen, die mit einem derselben Meinung sind, es gibt Aufschwung.
Obwohl ich - auf der Erde - viele Versuche mit psychischer Forschung durchgeführt und ungeheuer viel über dies Problem gelesen habe, da ich versuchen wollte, die Möglichkeiten des Spiritualismus zu ergründen, finde ich, dass ich sehr unwissend war und viele Vorurteile hatte, und dass ich noch viel lernen muss.
Ich erzähle Ihnen nicht viel, aber ich sage Ihnen, dass Spiritualismus keine Spielerei ist, und Mediumismus grosse Gefahren in sich birgt. Alle, die zum Spiritualismus kommen, um sich zu zerstreuen, um Macht über andere zu gewinnen oder um von armen Narren auf verbotene Weise sich Geld zu ergaunern, setzen sich schweren Strafen aus.
Menschen, die damit experimentieren, sollten dies in einem religiösen und rein wissenschaftlichen Geiste tun. Ihre Methoden sollten genau und die Kontrolle scharf sein. Das ist der einzige Weg, die tiefen Rinnen zu vermeiden, in denen der Wagen des Spiritualismus zu versinken droht.

Anm. d. Red.: Das sind überaus deutliche Warnungen, die beherzigt werden sollten, bevor man sich an irgendwelche Versuche zur Herstellung eines Jenseitskontaktes wagt. Wir vom WB können die Worte Steads nur unterstreichen. Deshalb wird im WB so oft und eindringlich gewarnt vor dem okkultistischen Sumpf von Esoterik-Markt und New-Age-Rummel. Wer sich partout nicht warnen lässt und meint, die Erfahrungen anderer missachten zu dürfen, muss eben die Folgen seines Fehlverhaltens tragen. Bedauerlich ist dann nur, wenn hierdurch dem eigentlichen Sinn und Zweck des christlichen Spiritualismus Schaden zugefügt wird: dem Überzeugtsein vom individuellen Weiterleben nach dem körperlichen Tode, vom Vorhandensein höherer (aber auch niederer) Seinsebenen, vom Dasein und der Hilfsbereitschaft unserer Schutzengel und jenseitigen Begleiter, von der erlösenden Mission Jesu Christi (die in der Christenheit in Vergessenheit zu geraten droht), von unserer Gotteskindschaft und der erfahrbaren Gottesliebe. Es geht bei alledem tatsächlich um unser "Seelenheil". Wäre dies nicht so, dann würden sich dämonische Mächte nicht so anstrengen, die christliche Religion zu beseitigen und dem "Fürst dieser Welt" zum Siege zu verhelfen.

Geister und Medien

Es ist für die Geister ebenso schwierig, auf die Erde zurückzukommen, wie es für Euch schwierig ist, in das Reich der Geister einzudringen.
Wir haben nicht mehr die Fähigkeit, in der physischen Substanz zu leben. Sie weicht uns aus, genau so, wie die Substanz der höheren Welten Euch ausweicht.
Wir haben Eindrücke und Erlebnisse, die den Euren ähneln - und doch so verschieden von ihnen sind. Wir kennen Licht, Farbe und Geräusche; aber diese ähneln nur entfernt denen, die Ihr als solche kennt. Wir haben Bedürfnisse, die an Durst, Hunger und Schlaf erinnern, die aber mehr Bedürfnisse des Geistes als solche des Körpers sind.
Trotz aller unserer Wünsche, auf Eure Rufe zu antworten, sind wir oft verhindert, das so zu tun, wie Ihr es erwartet. Das liegt an der Verschiedenheit des Niveaus.
Ich will nur sagen, dass es oft leichter für Euch ist, zu uns zu kommen, als für uns, zu Euch durchzudringen. Der Schlaf gestattet Euch, tausendmal besser mit uns in Verbindung zu treten, als durch alle Medien der Welt, und die Hilfe, die Euch auf diese Weise gegeben wird, ist oft viel wirksamer und eindringlicher.

Die spiritualistischen Fähigkeiten des Menschen

Medien sind wirklich nur mittelmässige Mittler für die Geister, ein zufälliges Mittel, dessen sie sich bedienen müssen, solange nichts Besseres vorhanden ist. Das bedeutet: bis sich in den menschlichen Wesen die spiritualistischen Sinne weiter entwickelt haben. Es ist abnorm, dass die Abgeschiedenen zu den noch physisch Lebenden zurückkommen müssen, wie sie es müssen, wenn sie sich Euch manifestieren wollen. Die Seelen der Toten, ausgenommen in der ersten Periode, die dem Tode folgt, haben nichts mit der Erde direkt mehr zu tun, da ihre geistige Entwicklung sie von dem niedrigeren Gebiet, in dem die Menschheit lebt, weit fortzieht.
Der Mensch ist es, der zu den Geistern vordringen müsste, indem er die spiritualistischen Fähigkeiten in sich weiterentwickelt. Ihr alle seid zu dieser Entwicklung befähigt. Ihr alle habt spiritualistische Fähigkeiten in embryonaler Form in Euch, die sich in Eingebungen und Impulsen bemerkbar machen, von denen Ihr nicht wisst, wo Ihr die Ursache dazu suchen sollt, weil Ihr zu stark in Eurem physischen Körper lebt und nicht oft Notiz von Eurer Seele nehmt.
Ihr handelt und denkt so, als wäret Ihr für immer nur physische Existenzen, und nur sehr selten so, als würdet Ihr Euer Leben im Geistigen fortsetzen; aber Ihr seid immer Geister, auch wenn Ihr Euch noch innerhalb Eures physischen Körpers befindet. Eure Seele würde Euch bemerkbarer werden, wenn Ihr Euch häufiger mit ihr beschäftigen würdet, und die Toten würden sich Euch besser manifestieren können.

Wie Botschaften bewirkt werden.

Ich komme zurück auf die Medien. Sie sind bestenfalls ein kärgliches Mittel zur Verbindung. Die Gedanken, die ihnen übertragen werden, sind belastet durch das Gewicht ihrer physischen Körper und deformiert durch den Widerstand ihrer Gehirne. Sie sind in Gefahr, dem Einfluss übelwollender Geister zu unterliegen, und je intelligenter und übelwollender ein solcher Geist ist, um so grösser ist die Gefahr.
Wenn wir einmal ganz von den Gefahren absehen und uns nur auf die Botschaften konzentrieren, so finden wir, dass diese oft durch den Durchgang durch diese Mittlerschaft verzerrt werden.
Wenn der Geist, der sich manifestieren will, wünscht, gewisse Tatsachen komplizierter Natur zu erklären - so z.B. die spirituelle Verfassung des Menschen - und wenn er wünscht, Ideen zu entwickeln, die von den Menschen nicht allgemein geglaubt werden, so muss er unübersteigbare Schwierigkeiten überwinden, und die Botschaft wird dadurch ungenügend und verzerrt. Was den Stil anbetrifft, so wird der grösste Dichter nur banale Wortzusammenstellungen durch ein Medium ohne Kultur hindurchbekommen.
Wir haben schrecklichere Hindernisse zu überwinden, wenn wir einen fremden Körper als Mittler benutzen müssen z.B. wenn das Medium in Trance ist. Sehr oft kommt es vor, dass wir einige unserer Fähigkeiten teilweise einbüssen, und es verursacht uns Qualen, wenn wir versuchen, eine Idee auszudrücken, die wir in der Art, wie sie das Medium wiedergibt, später nicht erkennen oder doch nur teilweise wiedererkennen können.
Das ist weder unsere Schuld, noch die des Mediums; denn der physische Körper stört und hindert uns.

Aura oder Muschel des Menschen.

Ich will versuchen, Euch etwas über die Auren der Medien zu sagen. Ihr wisst, dass es die Strahlung ihres Fluidums ist, die zu dem Namen "Aura" geführt hat. Die Qualität der Aura ist bei den einzelnen Personen sehr verschieden. Einige Auren haben eine sehr machtvolle Strahlung, die sehr weit reicht und das Medium schützt, wie wenn es in einer Muschel sässe. In solchen Fällen ist es für die Geister schwierig, das Medium zu erreichen. Wenn sie sich nähern, so werden sie zurückgeworfen, wie von einem elektrisch geladenen Gegenstand. Sie können von dem Medium nicht Besitz ergreifen und sind gezwungen, ihr Ziel auf Umwegen zu erreichen.
Ihr wisst, dass, wenn sich zwei gleichgestimmte Klaviere in demselben Raum befinden, und man schlägt eine Taste auf dem einen Instrument an, die gleiche Saite auf dem anderen Instrument zu schwingen beginnt. So muss, im Falle einer weitreichenden Aura, das Fluidum des Geistes mit dem des Mediums in Übereinstimmung gebracht werden, damit das Fluidum des Geistes gleichmässig mit dem des Mediums schwingen kann.
Wenn das Medium sehr sensitiv und der Geist mächtig ist, können manchmal ausgezeichnete Resultate erzielt werden. Dies ist der Fall bei "intuitiver" oder indirekter Mediumschaft. Ich nenne es indirekt, weil der Geist nicht von dem Medium Besitz ergreifen kann, sondern in einiger Entfernung von ihm bleiben muss. Dieser Tatsache entspricht es, dass die "intuitiv" empfangenen Botschaften, obwohl länger, entwickelter und oft von einem höheren Niveau, doch nicht so präzise sind, wie die durch ein "direktes" Medium empfangenen.
Nicht viele Tatsachen - zum Unterschied von Ideen - werden durch Medien dieser Art übermittelt. Schwingungen von Tatsachen, wie Namen und Daten, haben nicht die gleiche Natur, wie solche, die einen moralischen oder metaphysischen Gedanken zum Inhalt haben. Sie sind von einer mehr materiellen Art und besitzen eine zu kurze Wellenlänge, um das sensitive Zentrum eines Mediums zu erreichen, das eine machtvolle Aura besitzt. Bei "intuitiven" Botschaften bleibt der Geist weit ab vom Medium, so dass nur Vibrationen, die eine genügend grosse Reichweite haben, das Medium erreichen.
"Intuitive" Medien sind nicht in Verbindung mit niederen Geistern. Sie können lediglich mit weit fortgeschrittenen Intelligenzen in Verbindung treten. Ihre Aura oder schützende Muschel kann nicht leicht durchdrungen werden.

Das Durchdringen der Muschel.

Medien, deren Muschel leicht zu durchdringen ist, ziehen viele Geister an. Je durchlässiger ihre Aura ist, desto präziser werden die Botschaften sein, die sie übermitteln. Wenn ein Geist fähig ist, vollständig in die Aura des Mediums einzudringen, kann er seinen Zuhörern sehr exakte Tatsachen über sein Leben auf der Erde geben, da er uneingeschränkter Herr der Organe des Mediums ist. Er kann volle Herrschaft über den Körper des Mediums gewinnen während der gesamten Trance, und teilweise Herrschaft während der Halbtrance, während derer das Medium bei Bewusstsein bleibt.
Im Allgemeinen kann die Aura nur an einer Stelle durchdrungen werden. So kann z.B. der automatische Schreiber, der dazu gebracht werden kann, Botschaften in einer Sprache niederzuschreiben, die ihm unbekannt ist, nicht die Erscheinungen sehen, die der Hellsehende sieht oder die Worte hören, die zu dem Hellhörenden gesprochen werden.
Eine bestimmte Menge ätherischen Fluidums wird dem physischen Körper entzogen beim Bewegen von Objekten, Rücken von Tischen usw. Wenn die Aura des Mediums leicht zu durchdringen ist, wird das Phänomen von intelligenter Art sein, wenn die Aura schwer zu durchdringen ist, ergeben sich Phänomene ohne viel Geist.
In dem Augenblick, wo die Aura eines Mediums von Geistern durchdrungen werden kann, ist es vielen Gefahren ausgesetzt; denn dann ist die Tür geöffnet für alle Arten von Einflüssen, und wenn das Medium schwach oder seine Moral zweifelhaft ist, wird es ein Spielball schwärmender, übelwollender Geister. Ein Opfer dieser Dinge kann man werden, ohne an Sitzungen teilzunehmen. Viele Menschen haben leicht zu durchdringende Auren und stehen unter dem Einfluss von Wesen, die von ihnen angezogen werden auf Grund ihres unstabilen Willens und ihrer schlechten Gedanken.

Hohe Moral ist der beste Schutz.

Die beiden grossen Arten von Medien - das indirekte ("intuitive") und das direkte (durch das materiellere Wirkungen hervorgebracht werden) -zerfallen in Abteilungen und Unterabteilungen, die der Natur ihrer Fluide und der Qualität ihres Geistes entsprechen.
Mrs. PIPER z.B., deren Aura wunderbar zu durchdringen war, hatte zu gleicher Zeit eine hohe Moral und eine sehr entwickelte Intelligenz; sie wurde deshalb von übelwollenden Geistern nicht belästigt. Andere, deren Aura viel weniger durchdringbar ist als ihre, sind ein Spielball schrecklicher Einflüsse, weil ihr Wille schwach und ihre Moral schlecht ist.
Wenn ein Medium eine Aura hat, die durchdrungen werden kann, so sind die Geister in der Lage, in sein psychisches Sein einzudringen, entweder leicht oder mit Schwierigkeiten, je nach dem Grade der Affinität zwischen Geist und Medium.
Ein Geist höheren Charakters kann sich einem sehr materiell veranlagten Medium nicht nähern, ohne zu leiden wie unter Erstickungsanfällen, manchmal bis zum Bewusstloswerden, bei demselben Medium aber wird ein grober Geist ganz in seinem Element sein. Auf der anderen Seite wird sich der grobe Geist bei einem feineren Medium fühlen wie ein Bauer im Salon, er wird nicht wissen, wie er sich zu benehmen hat.
Einige Medien haben Fluide, die nur mit einer bestimmten Art von Geistern harmonieren, und können Phänomene nur hervorbringen, wenn sie mit solchen Geistern in Verbindung kommen. Andere haben anpassungsfähige Fluide und können mit vielen Arten von Geistern in Verbindung treten.

[Rudolf Passian]

(Fortsetzung im nächsten Heft)


WB vom Sept./Okt. 1999, Nr. 5, IV. Jahrgang, S. 304

William T. Stead: Der Verkehr mit der nächsten Welt (2)

Die verschiedenen Wege des Verkehrs

Nehmen Sie z.B. das, was Sie jetzt gerade erfahren. Sie (Mad. HYVER), durch welche diese Botschaften gegeben werden, sind ein "intuitives" Medium. Ich bin mit Ihnen in Verbindung durch die Vermittlung Ihres spirituellen Seins - wie eine Intelligenz mit einer anderen.
Ich übermittle Ihnen keine einzelnen Worte. Ich spreche zu Ihnen in der Sprache der Geister, das heisst, ich denke, und die Schwingungen meiner Gedanken übertragen sich durch die Vermittlung unserer Geistkörper. Ihr Geistkörper leitet meine Gedanken in Ihr Hirn, wo sie bewusst werden, und Sie selbst übersetzen diese Gedanken in zusammenhängend geschriebene Ausführungen.
Ich würde in der Lage sein, Ihnen sehr subtile und komplizierte Gedankengänge zu vermitteln, solange Sie in Ihrem Verstand Worte besitzen, die diese Ideen ausdrücken können; ich könnte dagegen niemals durch Ihre Vermittlung eine mathematische Formel produzieren oder ein wissenschaftliches oder geschichtliches Problem, welches Sie nicht beherrschen. Wenn Sie z.B. den Namen Nebukadnezar kennen, so kann ich Sie schreiben lassen "Der Stolz Nebukadnezars". Kennen Sie jedoch diesen Namen nicht, so würden Sie schreiben Der Stolz eines grossen Herrschers" oder etwas ähnliches. Die Idee würde die gleiche sein.
Ich könnte Ihnen keine Tatsache aus meinem früheren Leben vermitteln oder eine bestimmte Kenntnis kommender Dinge, da dies Tatsachen sind und nicht Ideen. Will ich solche Dinge übertragen, so muss ich mich eines "direkten" Mediums bedienen.
Aber ich kann Sie veranlassen - mögen Sie nun ein "direktes" oder ein "intuitives" Medium sein - solche Gefühle wie Freude, Furcht, Zärtlichkeit oder Liebe auszudrücken, weil dies Gefühle meiner Seele sind und ich Ihre Seele in gleiche Schwingungen mit meiner eigenen versetzen kann.

Inspiration und Stil.

Wenn ein "intuitives" Medium nur eine mittelmässige Sensitivität besitzt, so erscheint alles, was es schreibt, in einem gleichförmigen Stil. Ist es aber sehr sensitiv, so wird es fähig sein, die Persönlichkeit und den Geist desjenigen, dessen Gedanken es überträgt, zum Ausdruck zu bringen. Mit einem Medium verhält es sich wie mit einem Musiker. Jeder, der Klavierspielen gelernt hat, kann ein Stück von Beethoven auf irgendeine Art spielen, ein wirklicher Musiker aber wird Beethoven anders interpretieren, als indem er mechanisch die Noten in Musik umsetzt - er wird versuchen, in seine Interpretation die Seele des Komponisten hineinzulegen und den Ausdruck, der seinem Genius gleichkommt.
Ferner wird im "intuitiven" Medium die Fähigkeit in Tätigkeit gesetzt, die Ihr "Inspiration" nennt. Es befindet sich im Zustand eines "inspirierten" Komponisten, der die feinen Harmonien der himmlischen Sphären zu hören vermag; in dem Zustand des Dichters, der hört, wie ihm mysteriöse Stimmen seine Rhythmen einhauchen; im Zustand eines Malers oder Bildhauers, der fühlt, wie er von Kräften getragen und gehoben wird, die er nicht kennt; im Zustand des Wissenschaftlers, der die Geheimnisse des Universums unverhüllt vor sich liegen sieht.

Antworten auf alberne Fragen.

Sobald die Leute sehen, dass ein Medium Papierblätter beschreibt, glauben die Leute, sie brauchten ihm nur Fragen zu stellen, ganz gleich, wie zusammenhanglos und lächerlich diese auch sein mögen, und schon bekämen sie Antwort.
Sie bilden sich ein, das Medium könne mit allen und jeden Geistern in Verbindung treten, dass kein Gegenstand ihm zu niedrig sei und dass es Hinweise für geschäftliche Zwecke geben könne. Wenn es darauf nicht eingeht, sagen die Leute, es sei kein Medium, und schreiben das, was es niedergeschrieben hat, seiner Einbildung zu. Das ist falsch und ungerecht.
Ein "intuitives" Medium, sogar ein ausgezeichnetes, kann nur eine Kategorie von Phänomenen hervorbringen. Es mag ausgezeichnet sein für metaphysische Dinge, aber unfähig für Musik. Es kann eine Schwingung herannahen fühlen, sie mag seinem spirituellen Wesen bemerkbar und bewusst werden, aber die Schwingung bleibt ohne Form; sie schafft kein Bild in seinem Geist.

Gute "intuitive" Medien sind sehr selten - und daher ist ein grösserer Teil der, Botschaften, die von den Geistern her empfangen werden, banal in Form und Inhalt, wenn sie niedergeschrieben sind. Ein Medium muss ausserordentlich sensitiv und prädisponiert für das Geistige sein, bevor es die Echos aus der geistigen Welt aufnehmen kann. Es ist gleicherweise notwendig, dass die Experimentierenden es nicht auffordern, Phänomene zu produzieren, zu denen es nicht imstande ist, es muss bei seinen speziellen Phänomenen belassen bleiben. Dann aber können Botschaften von hohem Wert erzielt werden.
Der grosse Vorzug eines "intuitiven" Mediums ist der, dass ein Geist, der versucht, mit ihm in Verbindung zu treten, nicht mit irdischen Störungen in Berührung kommt. Da er nicht in die Aura des Mediums einzudringen braucht, bleibt er in der geistigen Sphäre und seine Gedanken fliessen leicht, da sie nicht durch irdische Zustände beschränkt sind.

Eure und unsere Ideen.

Ein Geist lebt nicht wie ein Mensch, und sein Leben ist von dem irdischen so verschieden, dass es uns unmöglich ist, Euch eine Idee davon zu geben, so wie es einer Schwalbe unmöglich ist, einen Karpfen die Ereignisse ihres Lebens verstehen zu lassen. Ihr seid in diesem Fall die Karpfen, und Ihr wollt, dass wir in jedem Fall so antworten, wie Karpfen antworten. Ihr wünscht, dass wir noch an unserer alten, irdischen Daseinsform Interesse nehmen sollen, und an unseren Handlungen und Gedanken, die wir auf der Erde gehabt haben, und an Euren Gedanken und Handlungen und Eurer Zukunft; an all diesen irdischen Dingen, an die wir uns nur schwer erinnern können und die uns als wertlos und von unsäglicher Nichtigkeit erscheinen.
Glück und Trauer auf Erden gleichen nicht Glück und Trauer in der anderen Welt. Dinge, die Euch erfreuen oder traurig machen, erscheinen uns insgesamt als armselig und kindisch. Dies ist der Grund, dass wir Euch manchmal nicht so interessiert und sympathisch zu sein scheinen, wie Ihr das erwartet.
Dagegen fühlen wir wohltätig alle Zuneigung, die Ihr für uns habt, und alle die gehobenen und reinen Gedanken, die in Euch sind und die dem geistigen Gebiet angehören.
Wir können symbolisch die Gefahren sehen, denen Ihr ausgesetzt seid, in den Leuchtausstrahlungen, die Euch umgeben, und wir können Euch die Hoffnung auf ein Gelingen oder die Warnung vor einer Gefahr vermitteln. Schwerer ist es aber für uns, exakte Tatsachen zu sehen. Wir können Euch helfen, aber nicht immer in der Weise, die Ihr Euch vorstellt.
Wenn Ihr uns nach so vielen irdischen Dingen fragt, mit denen wir nicht mehr in Kontakt sind, so kostet es uns grosse Anstrengung, mit Euch in Verbindung zu treten.
Wenn Ihr uns befähigen wollt, Euch Anweisungen dieser Art zu geben, so benutzt ein "direktes" Medium, aber Ihr könnt nicht sicher sein, dass Ihr Erfolg haben werdet.
Es gibt ungezählte Dinge über die Geister zu sagen und über die unterschiedlichen Zustände des menschlichen Bewusstseins. Die Menschen wissen fast nichts von den gewaltigen Gesetzen, die ihr Leben beherrschen, und alle, ausgenommen eine kleine Anzahl von "Toten", sind genau so unwissend wie die Menschen auf der Erde. Das ist der Grund, weshalb so viele Sitzungen ohne Erfolg bleiben müssen, und so viele der hervorgebrachten Phänomene wertlos zu sein scheinen.
Sie müssen die Geduld haben, mir noch länger zuzuhören. Ich danke Ihnen dafür, dass Sie so lange geschrieben haben. Sie unterziehen sich einer grossen Anstrengung, obwohl das Schreiben sehr leicht zu erfolgen scheint.
Wenn die umgebenden Umstände nicht die richtigen sind oder wenn jemand versucht, zu viel herauszuholen, so ist jede Mediumschaft eine Ursache der Ermüdung und gelegentlich sogar der Gefahr. Die Experimentierenden sollten sich das wohl merken und beachten, wenn sie mit einem Medium arbeiten, denn in vielen Fällen sind die Geister nicht in der Lage dem Medium Hilfe zu leisten.

Schicksal nach dem Tode.

Ich bedaure, dass ich viele Leute enttäuschen muss, die sich einbilden, dass die ganze Geisterwelt ein verschönertes Abbild der irdischen sei. Das ist nicht der Fall. Nur die erste Stufe des astralen Lebens birgt eine Ähnlichkeit mit dem irdischen Leben, und diese Stufe ist für viele eine Quelle von Trübsinn, Angst und Leiden.
Diejenigen, deren Seelen nur wenig entwickelt sind, die keinerlei Geistigkeit oder Ahnung vom jenseitigen Leben haben, befinden sich hier im Zwielicht; die Gottlosen sind in Dunkelheit und Pein, und die mittelmässigen haben eine mittelmässige Existenz, ein Abbild ihres irdischen Daseins. Wenn sie sich von der Erde und von der niederen astralen Welt befreien, haben die höher entwickelten Seelen ein Leben in Gedanken und Gefühl, welches alles an Herrlichkeit übertrifft, was Ihr Euch vorstellen könnt.
Viele können diesen Zustand nicht erlangen. Sie sind wie die Seelen von denen Homer spricht, die im Hades umherwirbeln wie tote Blätter vor dem Herbstwind. Diese unzählbaren Seelen, die keine physischen Körper haben und nicht länger imstande sind, die Leidenschaften oder Nöte zu befriedigen, die sie zu haben glauben, sind angefüllt mit Sehnsucht nach einem weiteren Erdendasein. Andauernder Gedanken noch unfähig, können sie kein Leben der Intelligenz begreifen und keines, das frei ist von Egoismus.
Es gibt daher in der Atmosphäre der Erde eine unzählbare Menge von wandernden und trostlosen Seelen, die auf irgendein Licht auf der Erde warten (das Licht eines medialen Menschen), und die in wirbelnden Scharen zu der Stelle drängen, wo sich ihnen eine Möglichkeit, sich zu manifestieren, bietet.

Wie der Verkehr bewirkt wird.

Ein Geist in Qualen wird sich nur schwach bemerkbar machen, er wird kraftlos und unzusammenhängend sein. Wenn er versucht, eine Verbindung herzustellen, so leidet er an Geist und Körper, und das Medium wird mit ihm leiden. Er wird stets ermüdend und dem Medium häufig schädlich sein.
Ein Geist, der ziemlich glücklich auf der Astral-Stufe ist, wird viel leichter durchdringen. Er wird fähig sein, sich für Eure und überhaupt für irdische Dinge zu interessieren. Seine Kraft, dies zu tun, richtet sich nach dem Grade, bis zu welchem seine geistigen Fähigkeiten entwickelt worden sind bzw. bis zu welchem sie während seines irdischen Lebens eingeschränkt blieben.
Zum Beispiel: Dein Grossvater mag ein wertvoller und wohlgebildeter Arbeitsmann gewesen sein mit einem hohen moralischen Geist, aber mit einem unentwickelten Intellekt. Er würde in der Lage sein, Dir in Deinem Fortkommen zu helfen, aber nur so weit, als ihm seine Fassungskraft und seine beschränkten Ideen vom Leben das gestatten.
Dein Vater dagegen, wenn er in einer Wissenschaft oder Kunst unterrichtet worden ist und ein kultivierter und intellektueller Mensch war, wird sich weniger für die materiellen Dinge Deines Lebens interessieren. Er mag Dich lieben, aber seine kultivierte Intelligenz führt ihn zum Geistigen und hinweg vom Materiellen. Er wird sich nicht um Deine Karriere kümmern, soweit es sich um materiellen Erfolg handelt, aber er wird versuchen, Deine innere Entwicklung zu unterstützen.
Dein Grossvater wird z.B. irgend jemand dahingehend beeinflussen, dass er Dir in einem schwierigen Augenblick mit Geld zur Seite steht, während Dein Vater Dir vielleicht die Idee zu einer Erfindung oder eine wissenschaftliche Entdeckung inspirieren könnte.
Ich habe mich weit von dem Thema des "intuitiven" Mediums entfernt, ich glaube aber trotzdem, dass das, was ich gesagt habe, nützlich sein wird.

Ich erlebte mein Ertrinken nochmals.

Die Verbindung durch ein "intuitives" Medium erlaubt dem Geist, in seiner eigenen Sphäre zu verbleiben, und das erweckt in ihm keine lebhafte Vorstellung von seinem irdischen Leben. Seine Erinnerungen an das irdische Dasein werden aber sehr schmerzlich und klar wieder hervorgerufen, wenn er zum erstenmal versucht, durch ein "direktes" Medium sich zu manifestieren. Um mich manifestieren zu können, habe ich oft versucht, mich eines "direkten" Mediums zu bedienen, indem ich in seine Aura eindrang. Der erste Kontakt erweckte in mir die Erinnerung an meinen Tod durch Ertrinken - das Gefühl des Erstickens. Ich wusste sehr wohl, dass ich nur mit einem Medium in Kontakt trat, trotzdem kamen mir die Ereignisse meines physischen Lebens für einige Augenblicke stark zum Bewusstsein.
Wenn das Medium hellsichtig ist, so versuche ich, mich ihm zu zeigen. Diese Vision kann der Wirklichkeit ähneln, oder sie kann nur von einer ungenauen Form sein, je nach dem Grad meiner Kraft und Eurer Aufnahmefähigkeit, und je nachdem, ob die Umgebung günstig ist oder nicht.
Wenn ich meinen letzten Astral-Körper noch habe, werde ich in der Lage sein diesen dem Medium sichtbar zu machen und die Manifestierung wird leichter für mich sein.
Sollte ich meinen Astral-Körper verlassen haben und nur meinen Geist-Körper besitzen, der in Wirklichkeit mein eigentliches Selbst ist, so bin ich gezwungen ein Bild meiner irdischen Gestalt zu formen. Ich muss mich in einer mehr oder weniger leuchtenden Form zeigen, wenn ich nicht fähig bin, ein solches Bild herzustellen.
Wenn das Medium nur hellsichtig ist und ich wünsche, einen Beweis meines Daseins zu geben, so muss ich Bilder von Gegenständen wählen, Worte oder Daten in leuchtenden Buchstaben schreiben und gewissermassen Photographien vergangener und zukünftiger Ereignisse geben.

[Rudolf Passian]

(Fortsetzung im nächsten Heft)


WB vom Nov./Dez. 1999, Nr. 6, IV. Jahrgang, S. 377 ff

William T. Stead: Der Verkehr mit der nächsten Welt (3)

Notwendige Bedingungen

Sehr oft verhindern die Teilnehmer an einer Sitzung die Produktion eines Phänomens, indem sie es sich zu heftig wünschen. Ein Freund sagt mir zum Beispiel: "Zeige mir den Gegenstand, den ich Dir bei der und der Gelegenheit übergab". Wenn er zu stark wünscht dass ich ihm diesen Gegenstand zeige (z.B. eine Krawatten-Nadel), so kann man zehn gegen eins wetten, dass ich nicht in der Lage sein werde, ihn zufrieden zu stellen. Ich bin innerhalb der Aura des Mediums, und er schwingt quer durch die Aura und vertreibt die Fluide, die ich erzeuge.
Eine der wichtigsten Vorbedingungen für eine gute Manifestation ist es, dass die Anwesenden sich still verhalten. Heftige Wünsche, grosse Trauer, rastloser Sinn verursachen Fehlergebnisse. Das ist der Grund, warum Ihr Franzosen weniger erfolgreiche Sitzungen habt als die Engländer. Ihr kommt mit allerart ganz zweckfremden Einfällen zur Sitzung. Schon eine Fliege, die vorbeisummt, zieht Eure Aufmerksamkeit ab, und wenn das erwartete Phänomen nicht sofort produziert werden kann, so werdet Ihr ungeduldig oder gebt vielleicht den Versuch auf Ihr seid immer bereit, Geister und Medien zu verspotten.
Niemand sollte über ein Phänomen witzeln; denn es kostet oft grosse Anstrengung oder sogar Erschöpfung. Geister, die versuchen, sich zu manifestieren, arbeiten auf einer Oberfläche, die beweglicher ist als Wasser, einer Oberfläche, die der leiseste Hauch in Bewegung bringt. Ihr wisst, dass ein ruhiger See, die ihn umgebenden Gegenstände wie ein Spiegel wiedergibt, dagegen nur verworrene und gebrochene Bilder zeigt, wenn seine Oberfläche von dem leisesten Wind gekräuselt wird.
Unruhe unter den bei einer Sitzung Anwesenden kann teilweise oder ganz eine Manifestation verhindern - mit Unruhe meine ich nicht nur die Unruhe des Körpers, sondern die der Seele. Ein Mensch kann bei allen Erscheinungen sich ganz ruhig verhalten und kann doch einen Sturm in seiner Seele wehen lassen auf Grund irgendeiner Sache, die ihn beunruhigt, oder weil er an jemand denkt, der ihm missfällt, und diese Unruhe überträgt sich magnetisch auf seine Nachbarn. Dann aber wird der Geist, anstatt eine ruhige und empfangsbereite Oberfläche vorzufinden, hin und her geworfen wie ein Wrack auf stürmischer See.

Im Körper eines Anderen.

Kommen wir zurück auf die Medien. Wenn gute Bedingungen gegeben sind, kann ich mit dem Hellsehenden auf Grund von Bildern oder anderen Symbolen in Verbindung treten, ich kann kurze Sätze mit dem Hellhörenden wechseln und einem guten Schreiber kann ich leicht direkte und vollständige Botschaften vermitteln.
Ich könnte bemerkenswerte Beweise meiner Identität geben, indem ich von dem Körper eines Mediums Besitz ergreife. Dafür müsste ich allerdings ein "direktes" Medium benutzen, Mrs. Piper zum Beispiel.
Ich könnte andere, die nur sehr mechanisch arbeiten, veranlassen, Botschaften in Sprachen zu schreiben, die sie nicht kennen, andere Gespräche zu führen, und wieder andere, zu zeichnen oder zu malen. Das Ergebnis hängt ganz und gar davon ab, wie weit ich die Kontrolle über das Medium erlangen kann.
Viele, die während der Manifestationen bewusst bleiben, sind ausgezeichnete Medien, und durch sie werden überzeugende Phänomene hervorgebracht. Diese Manifestationen sind jedoch selten, so klar wie solche durch ein Medium, das in völliger Trance seine Persönlichkeit aufgibt.
Im Fall der vollständigen Trance eines hochentwickelten Mediums kann ein abgeschiedener Geist, nachdem er seine Kräfte eine Zeitlang versucht und erprobt hat, fast ganz sein irdisches Selbst zurückgewinnen. Zuerst ist dieses Besitzergreifen von einem fremden Körper eine ausserordentliche Erfahrung für ihn. Zu fühlen, dass er wirklich er selbst ist in einem anderen Körper, mit Augen zu sehen, die nicht genau die gleiche Art zu sehen haben, wie die seinen sie hatten, mit Ohren zu hören, die die Geräusche anders aufnehmen, als die seinen das taten, mit einem Gehirn zu denken, an das er nicht gewöhnt ist - all das ist zuerst grotesk.
Nach und nach gewöhnt er sich an den fremden Körper. Er versucht, zu handeln und zu sprechen, aber die Anstrengung, die er dazu benötigt, ist sehr gross. Es ist schwer, diesen ungewohnten Körper zu bewegen und sich selbst durch seine Mittel auszudrücken, besonders, wenn die Maschine, die er da fährt, nur mittelmässig ist.
Sogar mit einem ausgezeichneten Medium ist die Situation schwierig. Wir müssen Vorbereitungen treffen, und nach der Manifestation sind wir erschöpft.
Wir benötigen eine bestimmte Menge an Mut und Ausdauer, um zu Euch zu gelangen, selbst wenn wir an das Medium gewöhnt sind. Immerhin, wenn wir die Fähigkeit gewonnen haben, ein Medium vollständig zu beherrschen und überzeugende Beweise von unserem Dasein zu geben, haben wir einen schönen Lohn für unsere Anstrengungen.

Dinge, die man nicht fragen soll.

Unglücklicherweise werden unsere Anstrengungen von den irdischen Menschen nicht genügend unterstützt. Er denkt über uns noch in irdischen Begriffen und schaut auf uns noch zu sehr von Eurem individuellen Gesichtspunkt aus.
Nachdem Ihr die Tatsache unseres Vorhandenseins erfasst habt, verlangt Ihr von uns, dass wir Euch auf einen glücklichen Weg geleiten sollen, oder dass wir Genien sein sollen, die durch die Berührung mit einem magischen Ring allen Euren Kummer und Eure Sorgen in Freude verwandeln. Das ist eine falsche Einstellung, durch die viele Sitzungen erfolglos bleiben.
Es ist ein grober Fehler, die Geister mit Euren eigenen, gewöhnlichen Affären zu behelligen. Wenn sie in der Lage sind, etwas für Euch zu tun, so werden sie es tun, aber wenn Ihr von ihnen Dinge verlangt, die keinen Sinn und Verstand haben, so lauft ihr Gefahr, sie in ihrer Entwicklung zu hindern.
Es ist nicht immer gut für einen Geist, mit irdischen Umständen in Beziehung zu stehen, und deshalb ist es nicht gut, wiederholte Bitten an einen Geist zu richten. Wenn Ihr darauf besteht, so zu handeln, so könnt ihr die Ursache sein, dass derjenige, den Ihr sucht, von seinem eigenen Weg abweicht, oder, wenn er nicht antworten kann, so mag irgendein Wesen an seiner Stelle erscheinen, das Euch viel Ärger verursachen kann.
All das hindert nicht, dass Euch Hilfe von oben gegeben wird, wenn es nötig ist. Eine spontane Warnung, die wir Euch senden, ist von Wert; denn sie wird nur gegeben, wenn sie nützlich ist. Diejenigen, die Ihr liebt, wissen gut, wie sie Euch helfen können, aber es kann sein, dass gerade der, den Ihr ruft, nicht erreichbar ist, und in dem Fall besteht nicht auf Eurem Wunsch.

Verderben guter Gaben.

Viele Sitzungen werden verdorben durch den Egoismus der Anwesenden. Es gibt viele Leute, die nicht versuchen, die Möglichkeiten der Verbindung zwischen den beiden Welten zu verbessern, sondern die mit dem Spiritualismus nur spielen wollen, und die eine Menge kindischer und dummer Fragen stellen, die einem Freund zu stellen, sie sich schämen würden. Nicht nur bleiben die Sitzungen unbefriedigend, wenn man sich in dieser Art benimmt, sondern auch die Entwicklung des Mediums wird gehemmt, die besten Gaben werden verdorben und die schönsten Fähigkeiten bleiben unentwickelt.
Ihr müsst nicht glauben, dass die Ergebnisse, die bei einer Sitzung erreicht werden, nur von Geistern abhängen. Diese können nur das Material benutzen, das ihnen von dem Medium und seiner Gruppe angeboten wird. Sobald ein Geist mit dem Medium in Verbindung kommt, steht er gleichzeitig in Verbindung mit allen Mitgliedern der Gruppe und muss mit den Einflüssen rechnen, die jeder unbewusst heranbringt.
Die Gruppe sollte regelmässig zu festgesetzten Zeiten zusammenkommen, und zwar, wenn möglich, in dem Heim eines Mitgliedes, das die Sache studiert hat und dafür bürgt, dass eine Verbindungsaufnahme gewünscht wird. Eine Sitzung, die unter diesen Bedingungen abgehalten wird, hat mehr Aussicht auf Erfolg, als eine, die zu unregelmässigen Zeiten und unter ungünstigen Bedingungen abgehalten wird.
Die Personen, aus denen eine Gruppe sich zusammensetzt, sollten untereinander harmonieren. Sie sollten von gutem moralischen Charakter sein, denn eine Person, die bösartig ist und schlechte Gedanken hat, bringt Unordnung in die Sitzung und zieht Geister an, die in vieler Weise Zerstörung verursachen können. Eine gewisse Kultur muss gefordert werden, da die Erscheinungen in einer Gruppe ohne intellektuelles Interesse sich nicht über Gemeinplätze erheben.

Wie wir für die Geister aussehen.

Geister, die sich auf der Erde manifestieren, sehen nicht ein Zimmer und Menschen darin, wie Ihr sie seht. Sie kennen nicht die Begrenzung durch Mauern, und sie sehen die Möbel, Bilder und sonstigen Kleinigkeiten nur im spirituellen Sinne und nicht in ihrer materiellen Form.
In dem Raum, worin Sie jetzt schreiben, haben Sie verschiedene Kunstgegenstände. Sie haben für mich nicht das Aussehen von Holz, Kupfer, Porzellan, Bronce oder bemalter Leinwand. Ich sehe in ihnen nur die Idee, die der Künstler hatte, als er sie schuf. So sehe ich diese schöne chinesische Vase nicht als ein Stück bemalten Porzellans, sondern als einen harmonischen Rhythmus.
Die Menschen in diesem Raum erscheinen mir nicht als Fleisch und Blut, sondern als Seele und Geist. Magnetische Wellen, Gedanken und Gefühle gehen von ihnen aus. Sie sind schön oder hässlich, leuchtend oder matt oder von einem Zwischengrad, je nach dem Stand ihrer Seele. Gesundheit bestimmt bis zu einem gewissen Grade die Stärke der Schwingungen.
Wenn die beherrschenden Gedanken der Menschen, die an einer Sitzung teilnehmen, gesund, rein und frei von Egoismus sind, so sind sie harmonisch und bewirken ausgezeichnete Bedingungen für psychische Experimente. Die Bedingungen werden gestört und unsicher, wenn ein störendes Element sich in der Gruppe befindet.

[Rudolf Passian]


[ Startseite ]  -   [ Wegbegleiter ]  -   [ Home ]  -   [ Zurück ]  -   [ Weiter ]  -  Download -  Kontakt

Letzte Änderung am 13. April 2000