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Parapsychologie - PSI-Phänomene

Artikel von Prof. Dr. Werner Schiebeler erschienen in der Zeitschrift 'Wegbegleiter' Nr. 2/2003, S. 31-46.

Echte und scheinbare PSI-Phänomene: Das "Geheimnis der Hebeversuche"

Von Prof. Dr. Werner Schiebeler

Ein sehr wichtiges Gebiet der Parapsychologie sind die sog. physikalischen Erscheinungen. Bei ihnen handelt es sich um das Auftreten von mechanischen Kräften, von elektrischen, magnetischen, thermischen, akustischen und photochemischen Vorgängen, die nicht mit den bisherigen Kenntnissen der Physik erklärt werden können. In der Regel ist zur Erzeugung solcher Vorgänge die Anwesenheit eines paranormal veranlagten Menschen erforderlich. Besonders eindrucksvoll sind die Vorgänge, bei denen materielle Gegenstände paranormal bewegt werden, in der Weise, dass keine bekannten physikalischen Kräfte auf sie einwirken. Man spricht bei diesen Erscheinungen von Telekinese oder heutzutage häufig von Psychokinese. Dabei ist oft die Meinung verbreitet, dass die Vorgänge ihre Urheberschaft in der Psyche (d.h. also dem Geist) eines lebenden Menschen haben. In manchen Fällen mag diese Auffassung tatsächlich zutreffend sein. In anderen Fällen erscheint es aber doch als sehr wahrscheinlich, dass diese Vorgänge von nichtirdischen Wesenheiten verursacht werden oder jedenfalls nicht von der Psyche lebender Menschen herrühren.

In dieser Abhandlung soll als Beispiel nur die paranormale Erhebung oder Levitation eines Tisches aufgezeigt werden, bei der sechs Versuchsteilnehmer, darunter zwei Medien, einen Tisch durch lose auf die Tischplatte gelegte Hände zum Schweben bringen. Dabei werden also von den Teilnehmern keinerlei mechanische Hub- oder Zug-Kräfte auf den Tisch ausgeübt, sondern es wird nur eine lose Berührung hergestellt.

Die Bilder 1 und 2 (3, S. 132) sollen den Sachverhalt verdeutlichen. Sie entstammen einer grossen Zahl gleichartiger Aufnahmen des dänischen Berufsphotographen Sven Türck (5) und sind um 1940 entstanden. Türck experimentierte mit den beiden Kopenhagener Medien Boerge Michaelsen (auf dem Bild hinten rechts) und Anna Melloni, geb. Rasmussen (vorne links). Sämtliche sechs Versuchsteilnehmer hatten zunächst ihre Hände flach auf den Tisch gelegt. Die Tischkante und Tischbeine und die Stirnen und Unterarme der Versuchsteilnehmer waren mit phosphoreszierenden Leuchtbändern beklebt. Bei der stark abgedunkelten Beleuchtung sollten sich durch die Leuchtbänder alle Bewegungen gut erkennen lassen.
Sven Türck wünschte ein Schweben des Tisches. Es stellte sich nach einigen Minuten ein. Der Bewegungsvorgang selbst erfolgte bei diesen Erscheinungen nicht immer ruhig und gleichförmig, sondern manchmal ruckartig und seitlich ausweichend. Die Versuchsteilnehmer wurden dadurch oftmals vom Tisch unsanft gestossen. Aus diesem Grunde nahmen sie teilweise, wie man auf den Bildern sieht, nach Abheben des Tisches ängstlich und abwehrend die Hände von der Tischplatte. Der Tisch schwebte schliesslich in etwa 50 cm Höhe für eine Zeit von ein bis drei Sekunden frei in der Luft. Bei den Bildern 1 und 2 handelt es sich um Blitzlichtaufnahmen, die auch den Raum unter dem Tisch zeigen, damit man erkennen kann, dass kein mechanischer Hebemechanismus vorhanden ist, wie das die Gegner alles Paranormalen immer behaupten.

Sven Türck vertrat die Auffassung, dass unsichtbare Geistwesen die eigentlichen Verursacher des Hebevorganges waren.

Paranormale Erhebung eines Tisches
Bild 1: Paranormale Erhebung eines Tisches in Kopenhagen unter Mitwirkung der dänischen Medien Boerge Michaelsen (hinten rechts) und Anna Melloni (vorne links). Aufgenommen mit zwei Kameras gleichzeitig aus verschiedenen Blickwinkeln.

Bei telekinetischen Vorgängen müssen die Medien nicht unbedingt bei vollem Bewusstsein sein, sondern können sich auch in Halbtrance oder Volltrance befinden. Dabei stehen sie unter der Kontrolle einer anderen Wesenheit, z.B. eines sogenannten Kontrollgeistes aus der jenseitigen Welt. Er steuert in diesem Zustand die gesamte Muskulatur einschliesslich der Sprechorgane der Medien an. Im Fall der Halbtrance erleben und hören sie zwar alle Vorgänge mit, ihre Wahrnehmungs- und Merkfähigkeit ist jedoch gemindert.

Vorgang von Bild 1 (anderer Blickwinkel)
Bild 2: Vorgang von Bild 1, nur mit Blick unter den Tisch, um zu zeigen, dass kein mechanischer Hebemechanismus vorhanden ist.

In diesem Zustand waren auch zwei Medien bei eigenen Versuchen. Bild 3 (3, S. 134), zeigt eine von 23 Aufnahmen, die der Verfasser 1979 gemacht hat. Die beiden Versuchspersonen, Frau A. und Herr B., haben in Halbtrance einem Tisch mit einer Masse von 5,25 kg die Hände aufgelegt. Sie trugen Stoffhandschuhe, damit sie den Tisch nicht unbewusst mit den Händen kippen konnten. Die Stoffhandschuhe gleiten auf dem glatten Tisch und machen ein Kippen durch Schieben unmöglich.

Paranormale Teilerhebung eines Tisches
Bild 3: Paranormale Teilerhebung eines Tisches von 5,25 kg Masse. Die beiden medialen Versuchspersonen tragen Stoffhandschuhe, damit die Hände auf der glatten Tischplatte gleiten und der Tisch nicht absichtlich oder unabsichtlich durch Schieben der Hände gekippt werden kann. Aufnahme am 17.2.1979 nahe bei Ravensburg.

Nach einigen Minuten kam der Tisch ins Schwanken und kippte schliesslich, so dass er in schräger Lage auf zwei oder auch nur einem Bein für 5 bis 20 Sekunden stehen blieb. In dieser Stellung konnte ich den Tisch mit meiner Hand von oben mit einer Kraft von schätzungsweise 10 Newton (etwa 1 kp) belasten, ohne dass der Tisch zurückfiel. Die Versuche haben sich aber leider nicht so weit entwickelt, dass es zum freien Schweben des Tisches kam. Die Erscheinung verschwand nach einigen Wochen wieder. Der Zustand der Halbtrance stellte sich bei den beiden Medien während einer von allen Teilnehmern gebildeten Handkette im Verlauf von 10 bis 20 Minuten ein. Die zwei Medien und noch sechs weitere Versuchsteilnehmer sind berufstätig und waren meist frühere Hörer meiner Vorlesung über Parapsychologie. Die Versuche sind nicht getrickt worden. Keiner von den Teilnehmern hätte Interesse daran gehabt. Alle wollten echte paranormale Vorgänge erleben und sich nicht selbst betrügen. Als Verursacher der Erscheinungen bezeichneten sich jenseitige Wesenheiten, die sich als verstorbene Menschen ausgaben.

Wer etwa annimmt, dass der Tisch von Bild 3 zwar nicht absichtlich, aber doch unbewusst mit den Händen der Medien ganz normal gekippt sein könnte, stelle selbst einmal dazu Versuche an. Mit von oben aufgelegten blossen Händen oder mit Gummihandschuhen lässt sich ein so kleiner Tisch ohne Schwierigkeiten kippen. Das gelingt bei glatter Tischplatte aber nicht mehr, wenn man Stoffhandschuhe überzieht oder ein Blatt Papier unter seine Hände legt. Dann gleiten die Hände auf dem Tisch, und genügende Schubkräfte lassen sich nicht mehr ausüben. Wir haben uns vor den Versuchen sehr sorgfältig darüber vergewissert, dass sich der Tisch bei aufgelegten Händen nicht kippen liess. Alle, auch die weiteren Zuschauer, haben bei den Versuchen aufgepasst, dass die Hände immer auf der Tischplatte blieben und nicht etwa seitlich gedrückt wurde.

Derartige Vorgänge können bis heute physikalisch nicht erklärt werden, erklärt in dem Sinne, dass sie nicht auf einfachere bekannte physikalische Vorgänge zurückgeführt und damit auch nicht in das mathematische Gebäude der Physik eingefügt werden können. Man nennt sie deshalb "paranormal" und spricht von PSI-Phänomenen, d.h. Erscheinungen, die der Parapsychologie zuzuordnen sind.

Scheinbare PSI-Phänomene – die Hebeversuche

Neben diesen Vorgängen der Paraphysik sind seit langem Versuche bekannt, bei denen weitgehend beliebige Versuchspersonen Gegenstände oder Menschen mit ausgestreckten Zeigefingern nach einer gewissen Vorbereitung zu heben vermögen, nachdem sie ihnen vorher als zu schwer erschienen und die sie auch bei grosser Anstrengung nicht heben konnten. Bei einer weitverbreiteten Versuchsform wird folgendermassen vorgegangen: Ein möglichst gewichtiger Mensch, das Hebeobjekt, setzt sich auf einen Stuhl. Vier nicht zu starke Versuchspersonen versuchen, den Menschen in sitzender Stellung mit den ausgestreckten Zeigefingern der rechten Hand auf Kommando zu heben. Dazu faltet jede Versuchsperson die Hände und spreizt den Zeigefinger der rechten Hand von den gefalteten Fingern ab. Die vier Zeigefinger werden unter die Kniekehlen und Achseln des Hebeobjektes geschoben. Auf Kommando wird versucht, den Menschen zu heben. Für gewöhnlich gelingt das nicht, da man mit dem Zeigefinger auch bei grosser Anstrengung nicht die erforderliche Kraft aufbringt, einen ausgewachsenen Menschen zu viert zu heben.
Können die vier Versuchspersonen jedoch den Hebeakt auf die beschriebene Weise sofort oder nach einiger Übung und Anstrengung ausführen, so ist entweder ein gewichtigeres Hebeobjekt zu wählen oder die Versuchspersonen sind gegen schwächere auszuwechseln.

Rhythmische Atemübungen vor Hebeversuch
Bild 4: Einem 104 kp schweren Mann legen vier junge Damen ihre Hände auf den Kopf und machen rhythmische Atemübungen.
Über die Hebeversuche wurde am 9. Juli 1970 sogar in der Bildzeitung berichtet.


Nachdem nun in einigen Vorversuchen festgestellt ist, dass das Objekt nicht gehoben werden kann, legen ihm die vier Versuchspersonen die Hände übereinander gemeinsam auf den Kopf und atmen im Takt etwa 10 bis 20 mal tief ein und aus (Bild 4). Danach wird auf Kommando wiederum versucht, den sitzenden Menschen zu heben (Bild 5). Es stellt sich nun heraus, dass ein hoher Prozentsatz von Versuchspersonen imstande ist, das Hebeobjekt zu heben, und zwar entweder bereits nach der ersten Atemserie (was selten ist) oder nach weiteren Atemserien mit jeweils nachfolgendem Hebeversuch (Bild 6).

Hebeversuch eines 104 kp schweren Mannes
Bild 5: Die Damen greifen mit ihren gestreckten Zeigefingern unter die Kniekehlen und die Achseln des zu hebenden Mannes und versuchen, ihn zu heben.

Erfolg bei Hebeversuch nach Atemübungen
Bild 6: Die Atemübungen haben den vier Damen so viel zusätzliche Kraft verschafft, dass sie den gewichtigen Mann tatsächlich heben können.

Wenn schliesslich das Versuchsobjekt gehoben werden kann, sind die Versuchsteilnehmer ausserordentlich verblüfft darüber, wie mühelos der Vorgang abläuft und dass man einen scheinbar federleicht gewordenen Menschen mehrere Sekunden lang etwa 1,5 m über dem Erdboden zu halten vermag, bis er schliesslich wieder schwerer zu werden scheint und man ihn wieder auf seinem Stuhl absetzen muss.

An Stelle eines lebenden Menschen kann man auch zu dritt oder viert einen schweren oder genügend beschwerten Tisch heben, indem die ausgestreckten Zeigefinger der rechten Hand unter der Tischkante angesetzt werden. Für die Atemübungen werden die Hände der Versuchspersonen gemeinsam übereinander auf dem Tisch aufgeschichtet. Auch hier hat man bei erfolgreichem Versuchsablauf das subjektive Gefühl, einen sehr leicht gewordenen Tisch zu heben. Ein Versuch wird für den nächsten Sylvesterabend empfohlen.

Diese schon sehr alten Versuche sind vor mehr als 30 Jahren besonders durch die Autoren Karl Spiesberger (2) und Dr. Theo Locher (3; 4) verbreitet worden. Ersterer führte auch öffentliche Demonstrationen im Fernsehen durch, letzterer unternahm weit angelegte Versuchsreihen mit Schülern des Handelsgymnasiums in Biel (Schweiz).

Möglichkeiten zur Erklärung des Hebevorganges

  1. Das Hebeobjekt verliert während des Versuchs vorübergehend Masse und damit Gewicht, wird also leichter.
  2. Die Schwerebeschleunigung "g" (Erdanziehungskraft) wird vorübergehend örtlich verringert. Damit wird das Objekt also ebenfalls leichter.
  3. Es treten zusätzliche Kräfte auf, die an dem Hebeobjekt angreifen und die Versuchspersonen in ihren Bemühungen unterstützen.
  4. Die Versuchspersonen werden vorübergehend kräftiger.
Falls Vorgänge gemäss den Möglichkeiten 1) bis 3) vorliegen sollten, wäre das physikalisch von ausserordentlicher Wichtigkeit, zumal sich das Phänomen mit relativ grosser Regelmässigkeit und ohne grossen Aufwand erreichen lässt. Es wäre dann ein echtes Paraphänomen.

Für den untersuchenden Beobachter fällt zunächst auf, dass die Hebeversuche im allgemeinen mit körperlich untrainierten Versuchspersonen unter erschwerten Bedingungen (nur Benutzung eines Zeigefingers gestattet) vorgenommen werden. Die Versuchspersonen sind bei Benutzung beider Hände mit sämtlichen Fingern durchaus imstande, einen beleibten ausgewachsenen Menschen zu heben. Aber auch bei Benutzung nur des rechten Zeigefingers überschreitet das Ruhegewicht des Hebeobjektes nur um schätzungsweise 10 bis 30 % die vereinigten Kräfte der Versuchspersonen. Es treten also nicht scheinbare Gewichtsverminderungen oder Kraftzunahmen von ein oder mehreren Zehnerpotenzen auf. Man kann das Objekt durchaus so schwer machen, dass es von den Versuchspersonen auch nach längerer Atemvorbereitung nicht mehr gehoben wird.

Um das beschriebene Phänomen mit den Messmethoden der Physik zu untersuchen, wurden vom Verfasser mit Ingenieur-Studenten der Fachrichtung Physikalische Technik an der damaligen Staatlichen Ingenieurschule Ravensburg (heute Fachhochschule Ravensburg-Weingarten) 1970 eigene Versuche vorgenommen. Zunächst konnte bestätigt werden, dass ein menschliches Hebeobjekt nach dem beschriebenen Ritual bei subjektivem Gefühl der Leichtigkeit von jeweils vier Studenten gehoben werden konnte.

Um nun zu Messungen überzugehen, wurde eine Versuchsanordnung gebaut, die in den Bildern 7 und 8 wiedergegeben ist.

Die Versuchsanordnung

Versuchsanordnung
Bild 7: Versuchsanordnung, bestehend aus einer Holzplatte mit Griffbügeln, einem Trägerfrequenz-Messverstärker und einem Tintenstrahlschreiber.

Es handelt sich um eine Holzplatte (Bild 7), die an den vier Ecken mit Gummi (zur Vermeidung des Abrutschens) ausgekleidete Griffbügel aufweist, in die jeweils die Zeigefinger gesteckt werden konnten. Die vier Griffbügel sind über Stahlseile und eine Rollenumlenkung (Bild 8) an Verbindungsstücken aus Stahlblech befestigt, die ihrerseits in Haken an der Holzplatte eingehängt sind.

Anordnung zur Messung der Hebekräfte
Bild 8: Anordnung der Griffbügel mit Umlenkrolle und waagerecht liegenden Verbindungsstücken mit aufgeklebten Dehnungsmess-Streifen zur Messung der Hebekräfte.

Bei den Hebeversuchen wurden die von den Fingern ausgeübten Kräfte auf die Verbindungsstücke aus Stahlblech übertragen, die sich dadurch geringfügig dehnen. Diese Dehnungen werden durch aufgeklebte Dehnungsmess-Streifen in elektrische Widerstandsänderungen umgeformt, die proportional den ausgeübten Kräften sind. In einem Trägerfrequenz-Messverstärker KWS/5T-5 der Firma Hottinger Baldwin Messtechnik wurden die Widerstandsänderungen in einer Messbrückenschaltung in elektrische Spannungswerte umgewandelt, die mit Hilfe eines Tintenstrahlregistrierschreibers Oszillomink der Firma Siemens als analoge Registrierkurve in Abhängigkeit von der Zeit wiedergegeben wurden.

Auf diese Weise konnten die von den vier Versuchspersonen ausgeübten Kräfte in vier getrennten Kurven in Abhängigkeit von der Zeit registriert werden. Die vier Einzelkräfte wurden ausserdem durch eine elektrische Additionsschaltung in einem fünften Kurvenzug als Summenkurve geschrieben. Ein sechster Kurvenzug ergab schliesslich eine Zeitmarkierung mit einem Zeitmarkenabstand von jeweils 1 Sekunde.

Als Hebeobjekt dienten zwei Blechkanister, die auf die Holzplatte geschnallt wurden, einer mit Beton ausgegossen, einer nach Bedarf mit Steinen gefüllt. Das Gesamtgewicht der zu hebenden Versuchsanordnung wurde nach orientierenden Probeversuchen den Versuchspersonen angepasst und schliesslich zu 94,3 Kilopond (kp) festgelegt. Dieses Gewicht konnte unter Normalbedingungen von den Versuchspersonen auch bei grösster Anstrengung nicht gehoben werden, wobei es seine Ausgangslage auf einem 78 cm hohen Tischchen hatte. Nach den eingangs erwähnten Atemübungen, die in Bild 9 dargestellt sind, konnte die Versuchsanordnung entweder sofort oder nach einigen vergeblichen Versuchen etwa 60 cm hoch gehoben und in dieser Stellung 4 bis 5 Sekunden gehalten werden (Bilder 10 und 11).

Die Anordnung wurde vor Beginn der Versuche sorgfältig geeicht und auf Linearität geprüft. Die Mess- und Ablesegenauigkeit vom Registrierstreifen betrug bei der Gesamtkraft etwa ± 1%, bei den Einzelkräften etwa ± 2%. Der Sinn der Versuche war es herauszufinden, ob die früher erwähnten Möglichkeiten 1) bis 3) in Erscheinung treten, d.h. ob das Hebeobjekt leichter wurde bzw. ob zusätzliche unterstützende Kräfte auftraten oder ob gemäss Möglichkeit 4) die Versuchspersonen kräftiger wurden.

Vorbereitung des Hebeversuches
Bild 9: Rhythmische Atemübungen zur Vorbereitung des Hebeversuches. Die Hände liegen auf dem Kanister mit Beton.

Wären die Möglichkeiten 1) bis 3) in Erscheinung getreten, so wären von den Fingern geringere Kräfte aufzubringen gewesen, als dem Normalgewicht des Hebeobjektes entsprach.

Im Fall 4) der kräftiger gewordenen Versuchspersonen müssten Kräfte registriert werden, die dem Normalgewicht des Hebeobjektes entsprachen, zuzüglich dem Trägheitswiderstand (d'Alembertsche Hilfskraft) bei der Aufwärtsbewegung des Körpers.

Die Versuchsanordnung wird vom Tisch aufgehoben
Bild 10: Die Versuchsanordnung wird vom Tisch aufgehoben.

Die Versuchsanordnung wird gehalten.
Bild 11: Die Versuchsanordnung wird mit einem Gewicht von 94,3 Kilopond fünf Sekunden lang in maximaler Höhe gehalten.

Die vorgenommenen Versuche und ihre Auswertung zeigen nun tatsächlich, dass das Gewicht des Hebeobjektes während des Hebevorganges nicht abnahm, dass keine zusätzlichen Kräfte auftraten, sondern dass die gesamten Kräfte von den Zeigefingern der Versuchspersonen aufgebracht wurden. Die Bilder 12 bis 15 zeigen die registrierten Kurvenvorläufe der Versuchsreihe 3. In Bild 12 wurde ohne Atemvorbereitung eine maximale Gesamtkraft von 77 kp aufgebracht, die innerhalb von 3 - 4 Sekunden bei annähernd linearem Anstieg ihren Höchstwert erreichte. Das Hebeobjekt rührt sich nicht vom Fleck. Es erschien den Versuchspersonen unmöglich, das Objekt zu heben.

Hebeversuch ohne Atemvorbereitung.
Bild 12: Gesamtgewicht der Versuchsanordnung 94,3 kp. Hebeversuch ohne Atemvorbereitung. Maximal erzielte Gesamtkraft 77 kp. Versuchsanordnung nicht gehoben. Der unterste Kurvenzug gibt den Verlauf der Gesamtkraft wieder.

Hebeversuch mit Atemvorbereitung
Bild 13: Gesamtgewicht der Versuchsanordnung 94,3 kp. Versuch mit Atemvorbereitung. Maximal erzielte Gesamtkraft 99 kp. Versuchsanordnung gehoben.

Die maximalen Einzelkräfte in Bild 12 betrugen für die vier Versuchspersonen Bo. 24,5 kp, Be. 20,0 kp, Kn. 18,5 kp, Do. 20.0 kp (Die Buchstaben sind die Anfangsbuchstaben der Familiennamen). Es ist zu beachten, dass diese maximalen Einzelkräfte nicht zur selben Zeit auftreten, so dass ihre Summe stets grösser ist als die maximal erzielte Gesamtkraft. Die Summe der momentanen Einzelkräfte war jedoch gleich der momentanen Gesamtkraft, wie man für beliebige Zeitpunkte bei sorgfältiger Auswertung der Registrierkurven feststellen kann. Diese Auswertung ist auf den Originalen gut möglich, weil das Registrierpapier einen schwach gelblichen Rasterunterdruck hat.

Erfolgreicher Hebeversuch nach Atemvorbereitung
Bild 14: Gesamtgewicht der Versuchsanordnung 94,3 kp. Versuch mit Atemvorbereitung. Maximal erzielte Gesamtkraft 99 kp. Versuchsanordnung gehoben.
Hebeversuch ohne Atemvorbereitung
Bild 15: Gesamtgewicht der Versuchsanordnung 94,3 kp. Versuch ohne Atemvorbereitung. Maximal erzielte Gesamtkraft 93 kp. Versuchsanordnung nicht gehoben. Der unterste Kurvenzug zeigt jeweils den Verlauf der Gesamtkraft.

Bei dem zweiten Hebeversuch (Bild 13) mit Atemvorbereitung konnte das Objekt bereits gehoben werden. Die maximal erzielte Gesamtkraft betrug jetzt 99 kp. Sie ist die Gegenkraft zu dem Gewicht des Hebeobjektes von 94,3 kp und zu dem Trägheitswiderstand von Ft= 4,7 kp. Man kann aus letzterem die aufgetretene maximale Beschleunigung a berechnen. Es ist
Formel
Nach der Beschleunigungsphase kommt die Bremsphase. Die Trägheitskraft kehrt ihr Vorzeichen um, die Gesamtkraft sinkt vorübergehend auf 90 kp und pendelt dann um den Wert von 94,3 kp. Dieser Wert wurde für etwa 4 Sek. aufrecht erhalten. Kurz vor dem Absetzen wurde noch einmal in einer Beschleunigungsphase ein Wert von 99 kp erreicht. Der Verlauf und die maximalen Werte der Einzelkräfte sind dem Bild 13 zu entnehmen. Es zeigt sich, dass die Versuchsperson Kn. ihre Kraft von 18,5 kp auf 30 kp gesteigert hat, die Vp. Do. dagegen zunächst nur von 20 kp auf 20,5 kp. Bei einem dritten Hebeversuch (Bild 14), wiederum mit rhythmischer Atemvorbereitung, wurde das Objekt bei einer maximalen Gesamtkraft von 99 kp abermals gehoben. Ein vierter Hebeversuch (Bild 15) wurde ohne Atemvorbereitung durchgeführt. Die maximal erzielte Gesamtkraft betrug nur noch 93 kp. Die Versuchsanordnung konnte also nicht mehr gehoben werden.

Zwei weitere Versuchsreihen (Nr. 1 und 2) sind in der Tabelle des Bildes 16 wiedergegeben. Hier zeigt die Versuchsreihe 2, dass es oft erst nach einer ganzen Reihe von Versuchen gelang, die Versuchsanordnung zu heben. Trotz der schnellen Versuchsfolge trat unter dem Einfluss der Atemvorbereitung keine Ermüdung, sondern eine langsame Kräftesteigerung ein. Nach Aussetzen der Atemvorbereitung ist es wegen Kräfteabnahme meist nicht mehr möglich, die Versuchsanordnung zu heben. Es gibt jedoch auch Fälle, bei denen man noch ein oder zweimal das Objekt, wenn auch unter Zeitverkürzung, heben kann. Die hier wiedergegebenen Messwerte weisen in die gleiche Richtung, weil nicht bei allen Versuchspersonen nach Absetzen der Atemvorbereitung sofort ein Kräfteabfall einsetzte.

Ergebnis der Untersuchung

Die Versuchsergebnisse zeigen, dass es sich bei den geschilderten Hebeversuchen nicht um ein ausserordentliches physikalisches und auch nicht um ein paraphysikalisches Geschehen handelt, sondern dass hier bei den Versuchspersonen ein vielleicht auf den ersten Blick verwunderliches physiologisches Verhalten auftritt.

Zusammenstellung der Versuchsergebnisse
Bild 16: Zusammenstellung der Versuchsergebnisse von drei Hebeversuchsreihen. Das Gewicht der gehobenen Versuchsanordnung betrug jeweils 94,3 kp.

Es wird aber verständlich, wenn man weiss, dass Mensch und Tier über Leistungsreserven verfügen, die in besonderen Situationen (z.B. durch Todesangst oder Chemikalien, Doping) mobilisiert werden können. Offensichtlich kann man einen Teil der Leistungsreserven bei untrainierten Menschen auch durch einfache Atemübungen (oder andere Rituale) frei machen. Ausserdem soll auch erfolgreiches Gewichtheben bei Schwerathleten von einer guten Atemtechnik abhängen.

Die hier dargelegte Lösung des "Rätsels" der Hebeversuche bedeutet keinesfalls, dass sie sich in ähnlicher Weise etwa auch auf sämtliche anderen Levitationsphänomene und telekinetischen Vorgänge der Parapsychologie anwenden liesse. Bei diesen liegen Geschehnisse vor, die von der heutigen Physik bislang in keiner Weise gedeutet werden können. Parapsychologische Teildeutungen dagegen sollen in einer nachfolgenden Abhandlung vorgetragen werden.

Noch eine technische Anmerkung: Die in dieser Abhandlung angegebenen Kräfte und Gewichte sind in der Einheit des technischen Masssystems mit Kilopond (kp) bezeichnet. Im täglichen Leben werden Gewichte meist in Kilogramm (kg) angegeben, was aber physikalisch falsch ist, denn Kilogramm ist im heute üblichen Internationalen Masssystem die Einheit für eine Masse. Das Gewicht einer Masse von 1 kg in Meereshöhe (d.h. die Kraft, mit der sie von der Erde angezogen wird) beträgt dagegen G = 1 kg • 9,81 m/sek2 = 9,81 Newton. Auf der Mondoberfläche behält die Masse ihren Wert von 1 kg bei, ihr Gewicht dagegen beträgt wegen der geringeren Anziehungskraft des Mondes nur 1/6 von dem auf der Erde.


Literaturangaben

1) Locher, Theo: "Die Hebeversuche – Ihre Demonstration, ihre Erklärung", Bulletin für Parapsychologie, Brügg, 5/1968, S. 1 - 6

2) Locher, Theo: "Das Rätsel der Hebeexperimente bleibt ungelöst!", Bulletin für Parapsychologie, Brügg, 4/1969, S. 6 - 7

3) Schiebeler, Werner: "Zeugnis für die jenseitige Welt", Verlag "Die Silberschnur", D 5461 Melsbach/Neuwied 1989

4) Spiesberger, Karl: "Das Rätsel der Schwerkraftminderung", Die Andere Welt, Freiburg/Br. Jahrgang 1967, 6 Folgen in den Heften 5 bis 11, zwischen S. 399 und 1007

5) Sven Türck: "Jeg var Dus med Aanderne", Steen Hasselbachs Forlag, Kopenhagen 1940



Der Mensch, der Diener und Ausleger der Natur,
wirkt und weiss soviel,
als er von der Ordnung der Natur
durch Versuche oder durch Beobachtung
bemerkt hat;
weiter weiss und vermag er nichts.

Francis Bacon


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"Letzte Änderung dieser Seite am 10. Juni 2014"