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Geisteswissenschaft - Philosophie / Psychologie
(Anm.d.Erf.: Der Artikel stammt von Dr. Beat Imhof aus der Zeitschrift "Wegbegleiter" vom März/April 1999, Nr. 2, IV. Jahrgang, S. 83 ff.)

Optimismus zur Jahrtausendwende

Aus meinem neu entstehenden Buch "Suche nach dem Lebenssinn"

Wir stehen gegenwärtig am Beginn eines neuen Jahrzehnts, eines neuen Jahrhunderts, eines neuen Jahrtausends und eines neuen Weltenmonats, also wahrhaftig an einem seltenen zeitlichen Übergang. So manches ist in unseren Tagen fragwürdig geworden und wird angezweifelt. Was gestern noch gültig war, scheint morgen nicht mehr von Belang. Die Erkenntnisse von heute sind die Illusionen von gestern und die Irrtümer von morgen. - Neue Ansichten und neue Ideen künden sich an, besonders bei der jungen Generation. Ein neuer Entwicklungsschub für die Menschheit ist angesagt. Die Welt liegt in Wehen; ein neues Zeitalter will geboren werden. Mit Alfons ROSENBERG können wir sagen: "Die Leiden unserer Gegenwart sind die Geburtswehen eines neuen Zeitalters." (1)
Wir befinden uns wieder einmal in einer Fin-de-siècle-Stimmung, welche bei leichtgläubigen Pessimisten wahre Endzeitängste auslöst. Schon GOETHE gestand zu seiner Zeit in einem Gespräch mit ECKERMANN: "Denkt man sich bei deprimierter Stimmung recht tief in das Elend unserer Zeit hinein, so kommt es einem oft vor, als wäre die Zeit nach und nach zum Jüngsten Tag reif" (2)
Die Menschheit erlebt gegenwärtig eine Art "Sturm- und Drangzeit", eine Reifungsphase wie der junge Mensch sie durchlebt vor seinem Erwachsenwerden. Es handelt sich hier nicht, wie manche Unheilspropheten wissen wollen, um eine Endezeit, sondern um eine Wendezeit, nicht um einen Untergang, sondern um einen Übergang in ein neues Äon. Dieses wird sowohl den Abbruch von alten, morschen Denkmustern als auch den Aufbruch zu neuen Gedankenformen bringen.
Tatsächlich befinden wir uns in einer Art Veränderungsrausch und Wandlungstaumel, der freilich nicht von allen leicht zu verkraften sein dürfte. C.G. JUNG erhob schon 1958 seinen Warnruf in der Erwartung umwälzender Geschehnisse gegen Ende unseres Jahrhunderts. Er schreibt: "Ich bin, ehrlich gesagt, bekümmert um das Los derer, die unvorbereitet von den Ereignissen überrascht werden und ahnungslos deren Unfassbarkeit ausgeliefert sind." (3)
Doch seien wir optimistisch. Der Trend geht eindeutig weg vom materialistischen Denken hin zu spirituellen Erfahrungen. Der Theologe und Naturforscher Pierre Teilhard de CHARDIN vertrat bereits vor 50 Jahren die Ansicht: "Wir nähern uns trotz aller Fehlschläge und aller Unwahrscheinlichkeiten einem neuen Zeitalter, in dem die Welt ihre Ketten abwerfen wird, um sich endlich den Kräften innerer Affinitäten zu überlassen." Er stellte fest: die geistige Temperatur unseres Planeten ist im Steigen begriffen. Die Menschheit muss auf eine höhere Schwingungsebene gebracht werden, wenn sie überleben will. (4)
Zweifellos sehen wir uns in grosse politische, ökologische, wirtschaftliche und moralische Krisen hineingestellt, was zusammenhängt mit dem Ende des Fische-Zeitalters, welches den Zeitraum von 100 v. Chr. bis 2000 n. Chr. umfasst. Gekennzeichnet waren diese 2'100 Jahre durch ständige Auseinandersetzungen und Entzweiungen, wie das astrologische Fische-Symbol dies veranschaulicht: zwei konvexe Bogen sind mit einem Balken verbunden. Beide Teile streben auseinander und kommen doch nicht von einander los, weil sie durch das Joch des Zwanges aneinander gebunden sind. Die gegensätzlichen Pole waren Armut und Reichtum, Macht und Ohnmacht, Herrschaft und Versklavung, Krieg und Frieden. Und nicht zu vergessen: der Kampf der Geschlechter.
Im nun beginnenden Wassermann-Zeitalter wird es zu einschneidenden Veränderungen und Umwertungen kommen. In einem Interview aus dem Jahre 1960 kündigte der damals 85jährige C.G. Jung an: "Wir befinden uns gerade jetzt im Übergang von der Fischeperiode zum Wassermann, was sehr gut neue Werte mit sich bringen könnte." (5)
Das astrologische Zeichen Wassermann, dargestellt durch zwei parallel laufende Wellenlinien, wird das kommende Jahrtausend beeinflussen und dieses mit dem Stempel seiner Eigenart prägen. Hier geht es nicht mehr um Entweder-Oder-Kämpfe, sondern um ein miteinander in Freiheit, Gleichheit und Geschwisterlichkeit. Symbolisch wird das Zeichen Wassermann veranschaulicht durch einen Mann, der aus einem Krug das Wasser des Lebens über die Erde ausgiesst. Das heisst: das männliche Geistprinzip wird sich mit dem weiblichen Lebensprinzip verbinden. Leben wird sich vergeistigen, Geist wird sich im Menschen verlebendigen. Es handelt sich hier um die Vereinigung der Gegensätze und damit um die Aufhebung der Polaritäten, die im Fischezeitalter so schmerzlich zu spüren waren. Gleichberechtigung, aber nicht Gleichschaltung von Mann und Frau, wird ein vordringliches Thema der neuen Zeit sein. Die Psychiaterin Margarete MITSCHERLICH ist sogar der Ansicht: "Die Zukunft ist weiblich, oder es gibt sie nicht." (6) Sie ist überzeugt, dass die Zukunft den Frauen gehören wird und dass sie diesen vermehrt berufliche und gesellschaftliche Möglichkeiten und Aufgaben, aber auch Verpflichtungen bringen wird. Die weibliche Art des Denkens wird allgemein mehr Anerkennung und Beachtung auch in der Öffentlichkeit erfahren. Daraus werden sich neue Strukturen für Ehe und Familie ergeben.
Im Fischezeitalter war der Mann der Befehlende, die Frau die Gehorchende, der Mann der Verdienende, die Frau die Dienende und Bedienende. Die neue Zeit könnte sogar in mancherlei Hinsicht zu einem Rollentausch führen. Heute sind immer noch 90 Prozent aller Chefpositionen und Direktorenstellen von Männern besetzt. Dies wird sich im kommenden Jahrtausend gewiss ändern. Numerologisch kommt dies in den Jahreszahlen zum Ausdruck. Im vergangenen Jahrtausend war die erste Zahl der Jahrzahl stets eine Eins, also eine männliche Zahl. Ab dem Jahre 2000 wird für das folgende Jahrtausend die weibliche Zwei die erste Stelle einnehmen. Mit und ohne Frauenquote wird das neue Jahrtausend zweifelsohne weniger männlicher, dafür aber mehr menschlicher sein. (Fussnote 1)
Im nun sich anbahnenden Wassermann-Zeitalter werden unsere Sinne empfänglicher für höhere Schwingungen. Neues spirituelles Erwachen kündet sich an, das nicht mehr von dogmatischen Bekenntnissen abhängig ist. Kommende Generationen werden eine gerechtere und menschlichere Politik betreiben, frei von Korruption und Ausbeutung. Die noch bestehenden grossen sozialen Unterschiede unter den Menschen und Völkern werden allmählich verschwinden. Das soziale Netz wird engmaschiger und die Schlupflöcher in den Gesetzeslücken, die zu unsozialem Verhalten verführen, werden gestopft.
Selbstbeherrschung wird ersetzt durch Fremdbeherrschung, die Entdeckung der seelischen Innenwelt wird wichtiger sein als die Eroberung der Aussenwelt. Ein neues Bewusstsein wird sich der Menschen bemächtigen. Nicht das kosmetische, sondern das kosmische Bewusstsein wird von Bedeutung sein, denn die Geschichte der Menschheit ist "eine Geschichte des wachsenden Bewusstseins." (7) Die Aufwärtsentwicklung auf der Evolutionsspirale kann jetzt eine neue Runde antreten. Eine geistige Weltenwende kündet sich an. Die materialistische und mechanistische Welterklärung wird abgelöst durch ein spirituelles Weltverstehen.
Die neue Zeit bringt uns immer neuere und schnellere Kommunikationsmittel. Temporekorde werden laufend gebrochen. Schon heute brausen Hochgeschwindigkeitszüge mit 300 km in der Stunde dahin. Die französische "Concorde" fliegt bereits mit doppelter Schallgeschwindigkeit (2320 km/h). Magnetschwebebahnen sind in Deutschland und in Japan in Planung. Machen wir uns auf eine turbulente Zukunft gefasst. Es werden neue Energiequellen durch umweltfreundlichere Energiegewinnung und mit saubereren Energieträgern erschlossen. Der Ausstieg aus der Atomenergie wird kommen. Fortschritte in der Raumfahrt mit planetaren Reisen sind bereits geplant, riesige Weltraumstationen sind im Bau.
Ob all der rasanten technischen Entwicklung, die typisch ist für das reformfreudige Wassermann-Zeitalter, sollte das geistige Erwachen der Menschheit nicht zu spät kommen, denn hiervon hängt unsere Zukunft ab. Helfen wir mit, dass die kommenden Jahrhunderte uns nicht nur sauberere Luft und klareres Wasser bescheren, sondern auch mehr Licht und Wärme in den Herzen der Menschen.
Hierzu eine Symbolgeschichte: Ein Weiser wurde von seinen Schülern gefragt: "Wie kann man den Zeitpunkt bestimmen, da die Nacht schwindet und der Tag beginnt? Ist es dann, wenn man von weitem ein Schaf von einem Hund unterscheiden kann?" "Nein, das ist es nicht", sagte der Wissende. "Ist es dann, wenn man im dämmrigen Morgengrauen einen Apfelbaum von einem Birnbaum auseinanderhalten kann?" "Auch das ist es nicht", gab der Lehrer zurück. "Wann ist es denn?" wollten seine Jünger wissen. "Es ist dann", sagte der Meister, "wenn ihr in das Angesicht irgendeines Menschen schaut und darin eure Schwester oder euren Bruder erkennt. Dann wird es Tag und die Finsternis schwindet. Solange das nicht geschieht, bleibt es Nacht auf unserer Erde." (8)

[ Dr. Beat Imhof ]


Fussnote 1: Anm. d. Red.: Dürfen hier Zweifel laut werden? US-Bomberpilotinnen werfen ihre tödliche Last (auf ein nahezu wehrloses Land) ebenso skrupellos ab wie Männer. Kann es schlimmere Bestien geben als fanatisierte mordende "Frauen" (siehe kommunistische oder islamische Frauenbataillone)? Schiller: "Da werden Weiber zu Hyänen, und treiben mit Entsetzen Scherz ..." - Auch im Parlamentarismus (Ministerinnen, Ministerpräsidentinnen etc.) ist vom Bessermachen nichts zu merken.


Literaturhinweise:
(1) Rosenberg, Alfons, Durchbruch zur Zukunft. Der Mensch im Wassermann-Zeitalter, O. W. Barth Verlag, München-Planegg 1958, S. 8.
(2) Beutler, E. Hrsg.: Goethe - Werke, Briefe, Gespräche. Artemis Verlag, Zürich 1984, S. 686.
(3) Jung, Carl Gustav: Ein neuer Mythos. Rascher Verlag, Zürich 1958, S. 7-8.
(4) Börner-Kray, Brunhild: Wassermann-Zeitalter. Verlag "Dem Wahren-Schönen-Guten", Baden-Baden 1986, S. 14-15.
(5) Young, Gordon: Interview mit C.G. Jung. In: C.G. Jung im Gespräch, hrsg. von R. Hinshaw/L. Fischli. Daimon Verlag, Zürich 1986, S. 298.
(6) Mitscherlich, Margarete: Die Zukunft ist weiblich. Pendo Verlag, 1987, S. 63.
(7) Schmidt, Karl Otto: Der kosmische Weg der Menschheit. Drei Eichen Verlag, München 1971, S. 21.
(8) Imhof, Beat: Wahrheit und Weisheit. Symbolgeschichten. Rothus Verlag, Solothurn 1995, S. 49.

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Letzte Änderung am 9. August 2000