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Esoterik - Okkultismus

Beitrag von Rudolf Passian aus der Zeitschrift 'Wegbegleiter' Nr 4/2001, S.127-132, erschienen im Verlag Martin Weber, D-77746 Schutterwald
Anmerkungen der Redaktion stehen in [ ]-Klammern.

Geschäftsokkultismus

Preiswerte Titel plus Erleuchtung

[ (red.) Der folgende Artikel ist ein Auszug aus dem Buch Licht und Schatten der Esoterik von Rudolf Passian. Nachdem dieses Buch seit einiger Zeit vergriffen war, erscheint es demnächst als aktualisierte und erweiterte Neuausgabe im Otto-Reichl-Verlag, D-56329 St. Goar. Der Verfasser betont, dass es ihm fernliegt, irgend jemandes Überzeugung zu verletzen, sondern dass er einfach Impulse zu einer kritischen Diskussion beitragen möchte. Wir möchten dieses Thema in der nächsten Ausgabe als "Leserforum" weiter zur Sprache bringen und laden deshalb die Leserinnen und Leser ein, Kommentare zu senden. ]

Zu den bekanntesten kommerziellen Unternehmen auf esoterischem Gebiet gehören:

Reiki

Bei der Reiki-Einweihung werden dem angehenden Meister bestimmte Symbole, Handstellungen und Mantras übermittelt, die angeblich "eine bleibende Verbindung zur Quelle der universellen Lebensenergie herstellen". (1) Wenn das wahr wäre, dann verwundern die auffällig vielen Selbstmorde unter Reiki - Meistern!

Mittlerweile stiess ich auf die Behauptung, der Reiki - Begründer Mikao Usui sei "Leiter einer christlichen Priesterschule in Kyoto" gewesen, nach anderer Quelle "christlicher Vorsteher einer kleinen Universität in Kyoto". (2) Eine Zuschrift an mich besagt, Usui habe keinen Doktorgrad besessen.
Bei alledem fällt es schwer, die Usui - Erzählung überhaupt für bare Münze zu nehmen. Er habe wissen wollen, wie JESUS geheilt hat. Zu guter Letzt habe er 21 Tage lang auf einem heiligen Berg meditiert. In einer Licht-Vision, die ihn zu Boden warf, seien ihm dort die Heilungssymbole und ihre Anwendung übermittelt worden. Anderen Quellen zufolge soll ihm Jesus erschienen sein. Merkwürdig mutet allerdings an, dass hiervon sowie von der christlichen Ausrichtung des angeblichen Herrn Usui so gut wie gar nichts in der heutigen Reiki - Praxis zum Tragen kommt. Eine Dame schrieb mir: "Sie haben vollkommen recht, wenn Sie schreiben, von Gott oder Jesus sei im Reiki keine Rede. Jeder Reikimacher verbeugt sich im Geiste vor den vier Grossmeistern und bedankt sich nach der Behandlung auch wieder bei ihnen. Von ihnen allen hängen Fotos im Behandlungszimmer, möglichst immer mit angezündeten Kerzen."
Als Usuis Nachfolger agierte ein gewisser Dr. Chujiro Hayashi, der - ebenso wie Usui - "den wahren Meister verkörperte". Er sei Stabsoffizier gewesen und endete durch Selbstmord. Seine Nachfogerin, die US-Bürgerin Hawayo Takata (sie lebte auf Hawaii) soll die hohen Preise für die jeweiligen Grade eingeführt haben. Dem Vernehmen nach waren ihr jedoch, als Ausländerin, nicht alle Reiki-Geheimnisse anvertraut worden, sondern nur gewisse Anwendungen. Näheres würde hier zu weit führen.
Dr. Barbara Ray, eine andere "Meisterin", behauptet, das "wirklich authentische System" weiterzugehen. (3) Diese Dame gründete die T.R.T.A.I. (The Radiance Technique Association International, früher A.I.R.A.). Die jetzige "Grossmeisterin" Phyllis Lei Furomoto, eine Enkelin von Frau Takata, gründete ihrerseits die "REIKI-Alliance" und gab die Meisterweihe frei, die vordem nur vom Grossmeister vorgenommen werden konnte. Damit entstand jene Flut von Reiki-Meistern und Meister-Ernennern, der wir uns heute ausgesetzt sehen. Allein in Deutschland soll es bereits an die 10.000 Reiki-Meister geben!
Einer Information aus Holland zufolge kostet der erste Grad 300 Gulden. Der zweite immerhin 1.200 Gulden, mit der Begründung, man bekäme dafür das Vierfache an Kraft als beim ersten Grad. Im zweiten Grad wird Fernbehandlung gelehrt sowie Mental-Training, Darmsanierung (Angaben entstammen einem Buchprospekt), Reinigung von Wohnräumen, Reiki-Dusche (!) Blockadeauflösung, Karma-Reinigung (!) und die Behandlung schwerer Krankheiten. Und selbstredend werden auch Rückführungen angeboten. Bis zur Meister-Einweihung durch die Allianz sollen dann drei Jahre oder mehr vergehen. Das kostet dann die Kleinigkeit von 20.000 Gulden!
Für Wirbel in der Reiki-Geschäftsszene sorgte ein gewisser Eckart Strohm (Jahrgang 1950), der 1991 die "Reiki Association International" (R.A.I.) gründete und im Schnitt nur halb soviel verlangt wie die Allianz: die ersten drei Grade für 280, 680 und 2.500 Mark, und für den Meister-Lehrer-Rang 10.000 Mark.
Laut Prospekt gehört Strohm, der sich "Magus" nennen lässt, "zu den wenigen Menschen, denen vom Erzengel Uriel erlaubt wurde, in der Akasha-Chronik, dem Gedächtnisspeicher der Menschheit, zu lesen" (Uriel gilt in der Ostkirche als Todesengel!). Strohm behauptet kühn, in besagter Chronik alte Heilmethoden aus Atlantis gefunden zu haben und dieses "Meisterwissen aus Atlantis" weiterzugehen. Neben den herkömmlichen Reiki-Titeln gibt es bei ihm "Arolo-Grade" zu kaufen, plus dem Titel "Arolo-Grossmeister". Selbstverständlich erhält man durch die Einweihung auch hier den Zugang zum höchsten göttlichen Energiestrom"; was von reichlich kindischen Vorstellungen zeugt, es sei denn, man betrachtet den "Herrn dieser Welt" als Gott.
Qing Bo Sui, laut "esotera" in Hamburg lebender Qi-Gong- und Tai-ji-Lehrer, hält die horrenden Reiki-Preise für pure Geschäftemacherei. Er findet es lächerlich, zu glauben, etwas sei umso wertvoller und wirksamer, je teurer es sei. Und das Getue mit Graden und Titeln kommentiert er mit der trockenen Feststellung: "Die Geschäfte im Westen erfordern Titel".
Reiki wird normalerweise in drei Graden vermittelt. Laut "esotera" 2/97 (S. 40) sind alle Informationen über den 2. und 3.Grad geheim und "dürfen nicht offengelegt werden, um das System zu schützen". Und: "Kein Seminar und keine Behandlung dürfen kostenlos vermittelt werden, weil der Energieaustausch gewährleistet sein (!) und der Empfangende sich selbst mit einbringen muss". Gemeint ist sein Geld. Wer sich nicht an die vorgeschriebenen Preise hält, muss mit Repressalien rechnen. "Es hat schon sehr unschöne Szenen gegeben, sie erinnern mich an die Zeugen Jehovas", berichtet meine holländische Quelle. - Wozu nur noch zu sagen wäre: Sapienti sat, dem Verständigen genügt es!

AVATAR-Kurse

Je dubioser, desto erfolgreicher. Dieses bewährte Rezept gilt besonders für den Esoterik-Markt. Mit genügend Unverschämtheit, der richtigen Mixtur an "Geheimlehren", grossen Versprechungen, Titelerwerb, Einweihungs-Firlefanz und saftigen Preisen liegt man fast immer richtig. Und wenn schon nicht aus Indien oder Fernost, so muss die Sache doch zumindest aus den USA kommen ...
Harry Palmer beispielsweise hat den Dreh gut heraus. Bei ihm kann man in bloss einer Woche ein Avatar werden, ein "Miterlöser der Welt"! Kostenpunkt: etliche tausend Mark! Ein Klacks! Möglichst bald danach soll man den "Meisterkurs" absolvieren; doch der kostet dieselbe Summe bereits in US-Dollar. Den obersten erreichbaren Grad in der Avatar-Hierarchie (jedenfalls bis etwa 1994) erlangt man in einem "Wizard-Kurs". Für mindestens 5.000 Dollar, einen weiteren für 7.500 Dollar, und so weiter. Der Begriff Wizard lässt sich von Hexerei und Schwarzmagie schwerlich trennen, aber der erleuchtete Palmer sieht das anders. Dank der Leichtgläubigkeit seiner Avatare wurde er zum vielfachen Millionär-, wodurch seine Einschätzung der geistigen Kapazität vieler "Esoteriker" überzeugende Bestätigung fand.
Palmer gründete die Organisation "Star's Edge International", welcher (laut "esotera" 3/91, S.29) lediglich er selbst, seine Frau und zwei Mitarbeiterinnen angehören. Von den enormen Kursgebühren geht ein beträchtlicher Teil sowohl an die Lehrer, als auch an Palmer. Das System wird nach dem Schneeballprinzip betrieben. In seinem Buch "Avatar, die Kunst befreit zu leben" dreht sich alles um das liebe Ich, und um die Nichtigerklärung herkömmlicher moralischer Wertvorstellungen. Die teils konfus-abstrakten Gedankenkapriolen liegen auf der Ebene der Empfehlung im "Faust" die Menschen zu verwirren. Doch Palmer tut dies "in grenzenloser Liebe". Im Avatar-Informationsmaterial wird (lt. "esotera" 12/94, S. 36) vorgegaukelt, das Ganze habe mit alten Weisheitslehren, z.B. mit den indischen Veden zu tun. "Diese Behauptung trifft nicht zu". Und weiter: "In den Avatarkursen wird mit Hilfe von Gehirnwäsche-Methoden gelehrt, wie man Unerwünschtes "diskreiert" und Erwünschtes "kreiert". Dabei steht ein einziges "ethisches" Prinzip im Hintergrund: "Ob eine Kreation (Botschaft, Idee, Ware oder Dienstleistung) ethisch ist, hängt ausschliesslich davon ab, welchen Wert sie für die am unmittelbarsten von ihr Betroffenen darstellt".
Weiter lautet es in den als streng vertraulich gekennzeichneten Avatar-Seminarunterlagen: "Wenn man diesen Codex versteht und in seinem Sinne kreativ ist" kann man für sich selbst Wohlstand und Macht kreieren ... oder die Ursache für seinen Mangel an Wohlstand und Macht erkennen".
Selbstverständlich verspricht auch Palmer Freiheit. "Wo Freiheit ist, ist Energie .... kann nichts falsch getan werden. In der Freiheit gibt es kein rechtes oder unrechtes Tun mehr ... Ein Mensch, der keine Furcht mehr hat, ist grosser Liebe fähig. Und der wahrhaft Liebende kann tun, was er will." Crowley lässt grüssen!
Ausser zur Drogenszene, gehörte Palmer elf Jahre lang der Scientology-"Kirche" an. Die Prägungen von Ron Hubbard und Crowley ("Meister Therion") sind denn auch deutlich erkennbar. Palmers Lehren entsprechen genau den Tendenzen jener luziferisch-satanischen Hintergrundmächte des Weltgeschehens, welche Armin Risi in seinem Buch "Machtwechsel auf der Erde" (Govinda-Verlag) akribisch genau kennzeichnete. Jedenfalls erscheint es ratsam, um Avatar-Anbieter freundlich grüssend einen Bogen zu machen, wiewohl sie ihre Einstellung als untadelig empfinden mögen. (4)

BEP / UNH / Pegastar

Zu einer der schillerndsten aber auch erfolgreichsten Figuren im Sumpf des Geschäftsokkultismus wurde der Österreicher Helmut Josef Ament. Anfangs gab er Dianetic-Kurse (Scientology), bis er den Esoterik-Trend zu nutzen begann und seitdem mehr als ein Dutzend einschlägige Firmen gründete. Zuerst proklamierte er mit seinem "Bewusstseins-Erweiterungs-Programm" (bep) und der "United Human Organisation" (UNH) eine Art Weltbürgerschafts-Vereinigung. Für seine Bücher und Kassetten baute er ein Vertriebssystem nach dem üblichen Schneeballprinzip auf, mit Gebietsaufteilung und Lizenzgebühren. Im Juli 1986 wurde "bep" als "Hersteller und Vertreiber esoterischer Literatur" zu 48.000 Mark Schadenersatz verurteilt, weil ehemalige Mitarbeiter sich betrogen fühlten. (5)
Versprochen wurde und wird die Vermittlung "Jahrtausendealten Wissens, angereichert mit modernen Erkenntnissen der heutigen Wissenschaft". Ohne dieses Wissen habe man keine Chance, zu Erfolg und Reichtum zu gelangen.
Mit seinem Buch "Erfolg durch geheimes Wissen", mit Computer-Software-Paketen (für 10.800 Schweizerfranken), einem 640-seitigen Lehrgang "Die universellen Gesetze des Erfolgs" (in 12 Monatsraten à 59 SFr. zahlbar) und anderen Ködern wird versucht, Leute als Lizenznehmer zu gewinnen. Meditationskassetten, esoterische Bücher und anderer Krimskrams soll zusätzliche Einnahmen sichern. Aments Firma "Pegastar" trat bereits unter verschiedenen Bezeichnungen in Erscheinung: Cosmosoft, Cosmotronics, Futuresoft, Rainbow-Team, Profimade, New Age Verlag, Institut für Modernes Lernen oder Humanpower. "Beim Stichwort Humanpower wird mir heute noch mulmig", schrieb die Schweizerin Andrea K. an die Konsumenten-Zeitung "K-Tip", in der Aments Methoden angeprangert worden waren. "Vor bald 20 Jahren köderte man mich unter dem Namen 'bep-Verlag': ich musste eine gewisse Anzahl Bücher und Kassetten kaufen und weiterverkaufen. Doch ausser psychischer Gehirnwäsche gab es keine Unterstützung. Die damalige Erfahrung war mir eine Lehre fürs ganze Leben" (8.4.98).
Die von Ament verkauften "Repräsentanzen" (Gebietsvertretungen) kosteten von 22.500 Mark an aufwärts. Der Repräsentant hat innerhalb eines Jahres einen bestimmten Umsatz zu machen, andernfalls veräussert Ament das Gebiet weiter. Die wenigsten schaffen diese Auflage.
Das von Ament und seinen Helfershelfern verbreitete Gedankengut ist eine Mischung aus Psychologie, Parapsychologie, Astrologie, Radiästhesie (Pendelübungen) und Allerweltsokkultismus. Das alles kann man in jedem esoterischen Buchladen billiger kaufen als z.B. bei der Ament-inspirierten "Kosmologie Universität" und "Gesundheits-Akademie", allwo man "Dipl. Kosmologe" werden kann. Ohne irgendwelche Voraussetzungen! "Nur" 7.500 SFr. kostet das (8.500 SFr. bei Ratenzahlung). Da kommt man schnell auf eine Summe von mehr als 10.000 Franken!
Die auf seriös getrimmte Reklame verspricht u.a. finanzielle Unabhängigkeit und Verschontbleiben von Krankheiten. Und: "Was Sie auch anfassen, es gelingt!" Im Lehrgangsmaterial inbegriffen ist eine Buchreihe mit dem unseriösen Titel "Geheimnis der Grossen" (844 SFr.). Für BEP- oder "Geheimnis der Grossen"-Teilnehmer oder UNH-Mitglieder gibt es 5% Rabatt. Neu: KAIZEN-Mentaltraining. KAIZEN, so wird erklärt, bedeute dauernde Entwicklung.
Entlarvend ist die schematische Darstellung der Seinsebenen: Als Spitze der Pyramide gilt die Materie (der Körper). Darunter folgen die Äther-Ebene, dann die Emotional-Ebene, danach die Mental-Ebene, und zuunterst (!) die Spirituelle Ebene. Materie ist demzufolge das Höchste! Kommentar überflüssig. Erstaunlich ist nur, dass sich für so etwas ein Dr. med., smart lächelnd, zur Verfügung stellt.
In einer Stellungnahme zu den Aktivitäten der Ament-Leute wird gesagt: "Ob es den Autoren überhaupt um die Verbreitung von weltbewegenden Gedanken geht, darf erheblich bezweifelt werden. Man hat eher den Eindruck, dass hier mit besten Marketingmethoden Marktnischen ausgesucht und ausgenutzt werden und gutgläubige Menschen nicht nur Geld, sondern auch inneres Engagement und Zeit verlieren. Gewinner sind hier immer nur wenige: die, die längst in den oberen Etagen regieren. Auf der Strecke bleiben wieder einmal, wie so oft, die Erfolglosen, denen nur noch der Traum vom schnellen Glück und Geld bleibt." (6)

NATHAL-Methode

Unter die Rubrik Geschäftsokkultismus dürfte auch das "NATHAL-Institut" in Wuppertal einzuordnen sein. Die Methode wird als "Weg der Erkenntnis und der Entwicklung" angepriesen, als "Weg zur Genialität und zum Supra-Dialog". Unter letzterem wird offenbar die Verständigung mit jenseitigen Ebenen verstanden, einschliesslich der Möglichkeit, "andere solare Systeme zu kontaktieren" (aus der in einem akademisch-gestelzten Deutsch gehaltenen Programmschrift "Die Nathal-Methode").
NATHAL ist der rückwärts gelesene Name des Mediums Dr. Gertje Lathan, die gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten Dr. Philippe Evrard diese Kommunikationsmethode vermarktet. Als er sich von ihr in diese "Psychotechnik" einführen liess, trat bei ihm eine Art Schreibmedialität auf, die sich im Entstehen von merkwürdigen Schriftzeichen äusserte. (7)
Aus meiner nunmehr 45jährigen Erfahrung heraus kann ich behaupten: Spirituell wirklich höherentwickelte und in der göttlichen Ordnung wirkende Geistwesen lehnen es strikte ab, sich für geschäftsorientierte und egoistische Zwecke herzugeben. 1993 kostete hier ein Training von vier bis fünf Tagen die stolze Summe von drei- bis viertausend Mark!
Im übrigen lässt die Aussage von Frau Dr. Lathan mangelnde Kenntnis der zahllosen Nah-Todes-Erfahrungen (NTE) erkennen, wenn sie sagt, der Gehirntod sei der Anfang des Lebens im feinstofflichen Bereich "und damit das Leben im Glück", das keine Zeit kennt. Das stimmt nicht. Man lese das Buch von Dr. med. Maurice Rawlings, "Zur Hölle und zurück" (Verlag C.M. Fliss, Hamburg). Die erfahrene Parapsychologin und Gründerin der Wiener "Liga für parapsychologische Forschung" Gina L. Hirsche schrieb: (8)

"Ein Medium, das seine Begabung aus egoistischen Gründen zur Verfügung stellt, ist für die höhere geistige Welt unbrauchbar. Es wird nur Wesen aus den unteren Ebenen anziehen, nämlich diejenigen, von denen die Bibel sagt: Du sollst nicht die Toten befragen." Womit geistig Tote gemeint sind; denn die Bibel unterscheidet bekanntlich zwischen dem körperlichen und dem geistigen Tod. Geistig tot ist, wer in Gottferne lebt, was vor allem durch praktizierten Materialismus geschieht.

Aura Soma

Die besonders von den Damen Blavatsky (HPB) und Bailey (AAB) propagierte Ideologie des "Luci's Trust" (anfänglich "Lucifer-Trust" genannt) treibt üppige Blüten. Hierzu gehören Produkte wie Aura Soma, Meister-Essenzen, Meister-Ketten (aus Halbedelsteinen), Erzengel-Tropfen und ähnliches mehr. Eine mir bekannte Dame wurde aggressiv, nachdem sie ihre Handflächen mit "Erzengel-Tropfen" eingerieben hatte.
Aura Soma wurde, laut Werbeschrift, von einer blinden aber hellsichtigen britischen Heilerin namens Wicki Wall "in tiefer Meditation empfangen und besteht aus vier Anwendungsweisen: Balance-Ölen, Aura-Reiniger und Aura-Schutz, Meister Quintessenzen und Tinkturen". Allen gemeinsam sei eine Basis von 49 Aromen, Pflanzenauszügen und Kristall-Essenzen.
Die Balance-Öle bestehen aus zwei Farbschichten, die durch die Verwendung von Öl und Emulsion erreicht wird. Aus alledem entstand ein Riesenangebot an Mittelchen, die zu respektablen Preisen verkauft werden. 1995 waren es 90 Balance-Öle, zu je 28 Mark! Dazu kommen Pomander, Colour-Tinkturen und Meister-Essenzen à 25 Mark. Um welche "Meister" es sich handelt, sagen die Namen: Serapis Bey, St. Germain, El Morya, Djwal Khul, Kuthumi, Sanat Kumara usw. (9)
Viele mögen nach Anwendung solcher Präparate den gewünschten Erfolg erzielt haben, aber ich frage mich: Wie kann man aus einer trüben Quelle - nämlich jener der Aufgestiegenen Meister luziferischer Prägung - die heilende Kraft sauberen Wassers erwarten wollen?

SILVA MIND CONTROL

Nach José Silva [benannt] wird ein Verfahren angepriesen, um Zugang zu unserem "inneren Helfer" zu bekommen; zu unserer "inneren Stimme, die uns mit unserem höheren Selbst verbindet". Mit Hilfe dynamischer Meditation und positiver Imagination (bildhaftem Vorstellungsvermögen) lassen sich Alltagssorgen schnell überwinden ... Von der entspannten Bewusstseinsebene, die "Alpha-Grundstufe" genannt wird und alle Lebensabläufe steuert, "lassen sich Probleme des Alltags mühelos beherrschen" und sogar Führungsqualitäten erlangen und steigern. Im Alpha-Zustand unserer Gehirnwellen muss man sich eine Räumlichkeit visualisieren, die fortan als Ausgangspunkt der Mind-Control-Aktionen zu dienen hat. Es würde sich dann ein "Ratgeber" ein- und vorstellen, den man künftighin sehen und mit dem man alles besprechen möchte. Die Persönlichkeit als solche könne man nach Belieben wählen, solle aber nicht erstaunt sein, wenn sich eine andere Wesenheit manifestiert.
Johanna Michaelsen berichtet in ihrem Buch "Der Geist befahl mir: Heile!" (Asslar, 1984) über ihre Erfahrungen mit dieser Methode. Als Christin wünschte sie sich, Christus zu begegnen, gemäss dem Wort "Klopfet an, so wird euch aufgetan" (Luk. 11,6 und Offb. 3,20). Tatsächlich nahm sie eine ehrfurchtgebietende Gestalt wahr, doch stellte sich dieselbe sehr bald als raffinierte dämonische Täuschung heraus. Man kann sich also denken, woher, aus welcher Ecke die mittels der Mind-Control-Methode aktivierten "Ratgeber" kommen. Vielleicht nicht alle, aber man lässt besser die Finger von solchen Praktiken.

JASMUHEEN und die "Lichtnahrung"

21 Tage nichts essen, davon die ersten sieben Tage auch ohne Flüssigkeiten. Danach zwei Wochen lang nur verdünnte Fruchtsäfte. Im Idealfall erreicht man dann Erleuchtung und die Fähigkeit, sich fortan nur noch von der (Prana genannten) Lichtnahrung aus dem uns umgebenden Aether zu nähren. So jedenfalls lautet die Theorie der Australierin Ellen Greve, die sich Jasmuheen nennt und die sich über mangelnden Zuspruch zu ihrem "21-Tage-Prozess" nicht beklagen kann. Sie behauptet, von dieser "Lichtnahrung" zu leben. Nur ab und zu gönnt sie sich ein Stückchen Schokolade.
Im deutschen Sprachraum sollen sich um die 4.000 Menschen dieser Hungerkur unterzogen haben. Unbedenklich ist das freilich nicht. Es gab bereits Tote. Schon nach drei Tagen kann infolge Nichttrinkens Nierenversagen eintreten. Für Jasmuheen kein Problem: Es sterben doch täglich Leute. Wenn jemand an der Gewaltkur zugrunde geht, so ist das eben sein Karma. Zudem sei ein Toter unter 5.000 erfolgreichen Absolventen des Prozesses zu verschmerzen. (10)
Nahrungslosigkeit, oft über Jahre, ist nichts Neues. Sie wurde zumeist bei sehr einfachen, aber zutiefst gottverbundenen Menschen schon öfters beobachtet. Beispielsweise bei der stigmatisierten Therese Neumann von Konnersreuth, die 17 Jahre lang täglich nur eine Hostie und etwas Wasser zu sich nahm. Maria Furtner aus Frasdorf lebte 52 Jahre nur von Wasser. Ebenfalls aus Oberbayern stammte Therese Freutsmiedl. An fester Substanz genossen diese Frauen lediglich die Hostie. Auch der Schweizer Nationalheilige Niklaus von der Flüe lebte rund zwanzig Jahre von Wasser. Bei den Genannten war demnach deren religiöse Grundhaltung ausschlaggebend; eine solche werden jedoch die wenigsten Jasmuheen-Anhänger in drei Wochen schaffen. Deshalb stellt die Jasmuheen-Methode eine grobe Fahrlässigkeit dar, auch in geistiger Hinsicht.
Über Jasshmuheens geistige Quellen lässt uns ihre Buchwerbung nicht im Unklaren: "Seit sich Jashmuheen von Prana ernährt, arbeitet sie intensiv mit den Aufgestiegenen Meistern zusammen ... Mutter Maria, Sananda, Arcturius, Kuthumi und St. Germain..." (Buchtitel: Botschaft der Aufgestiegenen Meister).
Zum Buch Camelot heisst es: "In diesem Werk wird dem Leser durch moderne Magie und göttliche Alchemie das Paradies enthüllt. Die Aufgestiegenen Meister haben Jashmuheen zu ihrem ersten Roman angeleitet..."
Natürlich weiss diese (an sich recht sympathisch wirkende) Botschafterin luziferischen Lichtes auch, wie man in der Akasha-Chronik liest, wie man Engel kontaktiert oder einen magischen Schutzschild erschafft u.a. mehr. Gutgläubig sieht sie in ihren Meistern eine "himmlische Bruderschaft". Doch so gut dies alles gemeint sein mag: Weiss sie es wirklich nicht besser?

LICHT, LICHT, LICHT

Lichtbotschaften, Lichtflügel, Lichtarbeit jede Menge! Die Botschaften kommen zumindest - wer's glaubt wird selig - von Erzengeln. Die scheinen nur darauf gewartet zu haben, sich endlich in unsere Esoterikszene einschalten zu können. Zuhauf findet man "Engel-Medien" im Angebot, sie preisen "Almadin-Energie" an, den "Ophaniel-Kodex", Erzengel-Seminare, Seraphim-Seminare und Schamanen-Seminare. Auch den Titel eines "Dipl. Lichtarbeiter" kann man erwerben, an 28 Abenden, zum Preise von 2.520 SFr. Eine Ausbildung zum Schamanen, an 14 Wochenenden, kostete schon 1988 runde 5.000 Mark! Wie viel mag es heute sein?

Releasing

Hier handelt es sich um eine Methode des Loslassens. Entwickelt von Dr. E. E. Lindwall und seiner Frau Ruth. Auch da ist viel von Liebe die Rede. Releasing, so wird verkündet, "möchte uns Menschen daran erinnern, dass wir eine Seele sind". Mit Verlaub: Wir sind keine Seele, wir haben eine! Weiter: "Die Seele ist ihrem Wesen nach eins mit der EINEN LEBENSKRAFT, aus der alles kommt, die in allem ist und zu der alles geht" heisst es in einer Reklame von 1955, wo zwei Tagesseminare à 170 Mark angeboten werden und Einzelsitzungen (von nur 30 Minuten!) für 120 Mark! Möglichkeiten, um Geld loszuwerden, gibt es also mehr als genug "für alle, die auserwählt sind, für den Frieden und die Liebe auf der Erde in Gottes Namen zu dienen". - Nun, so zahlt denn auch in Gottes Namen!

Rudolf Passian


Literaturangaben / Fussnoten

(1)"esotera" 5/1993, S. 42

(2) Gertrud Manasek, in "REIKI, ein Geschenk des Himmels", Gütersloh 1996, S. 16

(3) "esotera" 2/1997, S. 38

(4) Mit dem Text "Die Eleganz der Freiheit" und "Das Star-Training" sucht per Inserat ein AVATAR-Macher in Österreich Kunden. Kostenpunkt: 25.000 Schilling (ca. 3.500 Mark) ohne Mehrwertsteuer. Es heisst da: "Es ist einfach lässig, erfolgreich zu sein. Es ist einfach lässig, Ziele zu erreichen und Träume zu verwirklichen. Es ist einfach lässig, glücklich zu sein." - Esoterisch verbrämter Edelmaterialismus in Reinkultur!

(5) "Material-Dienst" 2/1987, S. 51. "bep" legte Berufung ein. Wie die Sache endete, geht aus den mir zur Verfügung stehenden Unterlagen nicht hervor.

(6) "Material-Dienst" 2/87, S. 53

(7) Sofern es welche sind. Ein ähnliches Phänomen erlebte ich bei einen Medium in Sao Paulo / Brasilien (s. Passian, "Abenteuer PSI" S. 192). Jenes Medium produzierte 42 unterschiedliche Schriftcharaktere, schrieb mit beiden Händen gleichzeitig und meinte, es seien Schriften von Planetariern.

(8) Sonderdruck "Raum und Zeit" Nr. 66/1993.

(9) Es sei hier noch einmal darauf verwiesen, dass "Sanat Kumara" einer der von Luzifer missbrauchten Namen ist. * [siehe Anmerkung von Armin Risi] Er wird als "Erd-Logos" betrachtet. In der Bailey'schen "Arkanschule" nennt man ihn "das Grosse Leben, in dem wir leben, weben und unser Sein haben, Welches Selbst das Wahre Licht der Welt und der Planetarische Erleuchter ist".
Von El Morya lautet das "Gebet an Shambala":
"Der Du mich auf den Pfad der Arbeit gerufen hast, nimm meine Dienste an und meine Bitte. Nimm meine Arbeit an, o Herrscher, der Du siehst mich bei Tag und Nacht. Lass Deine Hand walten, o Herrscher, denn die Finsternis ist gross. Ich folge Dir." (entnommen dem Seminar-Programm 1/1995 vom Künstlerhof Starczewski, "Zentrum der Wahrheit und Erleuchtung St. Germain" in Höhr-Grenzhausen, BRD).

(10) "esotera" 4/1999, S. 14. Bemerkenswerterweise kann längere Nahrungslosigkeit auch während eines Besessenheitszustandes auftreten. Justinus Kerner erzählt von einem besessenen Kind, das - bis zu seiner Befreiung - ein halbes Jahr ohne Nahrung blieb, weil es nicht zu schlucken vermochte. (Kerner, "Blicke eines Arztes in die Geheimnisse der Geisterwelt", Stuttgart 1927, S. 86).

* [ Anmerkung von Armin Risi: In gewissen fundamentalistischen Publikationen wird Sanat-Kumâra sogar direkt als einer der Namen Luzifers bezeichnet. Dieser Name kommt jedoch aus den vedischen Offenbarungen. Sanat ist ein bekanntes Sanskritwort und bedeutet "immerwährend, nicht vergehend", verwandt mit dem Wort sat "ewig" (bekannt z.B. aus der Wendung sat-cid-ananda, "ewig seiend, allwissend, glücklich", womit die drei Haupteigenschaften Gottes bezeichnet werden).
Die oftmals zitierte Behauptung, im Wort Sanat verberge sich der Name Satan, entspringt "religiösen" Vorurteilen und einer Unkenntnis des Sanskrit, denn Sanskrit ist eine Silbenschrift und keine Buchstabenschrift. Die Silben Sa-na-t(a) können also nicht willkürlich in Sa-ta-n umgedreht werden. Interessanterweise kennt die Sanskritsprache auch das Wort satana, das "fällen, fallen, (um)stürzen" bedeutet!
Das Wort Kumâra (ausgesprochen: kumar) bedeutet "Jüngling", insbesondere "Prinz" oder allg. "Sohn eines Herrschers". Sanat-Kumâra ist in der vedischen Offenbarung ein eindeutig identifizierbares Wesen der höchsten Engeldimension. Er gehört zu den vier ersten "Söhnen" (vergleichbar mit dem, was im Abendland "Erzengel" genannt wird) des ersteingeborenen Wesens der Schöpfung, das im Sanskrit Brahmâ heisst. Diese Wesen haben sich, wie die Erzengel, nicht gegen Gott gewandt und sind nie gefallen. Sie sind "Lichtwesen, die nie alt werden", was der Bedeutung des Namens "Sanat-Kumâra" und, wie allgemein bekannt, eine charakteristische Eigenschaft aller Engel ist.
Es ist also gefährlich, religiöse Vorurteile in Kulturen und Sprachen, die man nicht kennt, hineinzuprojizieren. - Aber Rudolf Passians Hinweis ist sehr berechtigt, nämlich dass dieser Name missbraucht werden kann (und wird), ähnlich wie z.B. auch der Sanskritname Maitreya. ]


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"Letzte Änderung dieser Seite am 10. Juni 2014"