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Geisteswissenschaften - Linguistik

Artikel von Rudolf Passian, erschienen in der Zeitschrift 'Wegbegleiter' Nr. 2/2003, S. 49-50.

Muttersprache, Mutterlaut...

Von Rudolf Passian

"Ein Volk verliert seine Würde nicht durch verlorene Kriege, sondern durch den Verfall seiner Sprache." (Josef Weinheber)

Peter Rosegger schrieb: "Wenn die Welt sich zerstört, dann fängt das so an: Die Menschen werden zuerst treulos gegen die Heimat, treulos gegen die Vorfahren, treulos gegen das Vaterland. Sie werden dann treulos gegen die guten Sitten, gegen den Nächsten, gegen das Weib und gegen das Kind." Heute würde Rosegger noch hinzufügen: "und gegen ihre Muttersprache".

Felix Dahn hatte recht, als er sagte: "Des Volkes Seele lebt in seiner Sprache". Die Kraftfelder der Einzelseelen eines Volksorganismus bilden gemeinsam eine Kollektivseele, somit ein psychophysikalisches Energiefeld, dessen biologisches Zentrum im Übersinnlichen wurzelt. Wird nun eines Volkes Sprache (bewusst oder unbewusst) nachhaltig verfremdet, so stellt dies einen schöpfungswidrigen Eingriff in die evolutionsgeprägte Naturordnung dar. Dies bewirkt entwicklungsmässig nicht vorgesehene Veränderungen im mentalen und seelisch-geistigen Bereich der Kollektivpsyche. Die Denk-, Empfindungs- und Verhaltensweise sowohl des einzelnen als auch seiner ethnischen Gemeinschaft ist dann nicht mehr ursprünglich. In Israel hat man dies klar erkannt; dort legt man grössten Wert auf die Erhaltung und Pflege volkstypischer Faktoren. Anscheinend weiss man dort mehr als bei uns über die Mehrdimensionalität unseres Seins und dessen Vernetzungen transzendentaler Art.

Der Dichter Wilhelm Kotzde schrieb: "Ein jedes Volk ist ein Organismus aus des Schöpfers Hand. Wohl an seinen Grenzen flutend wie alles Lebendige, aber doch in sich geschlossen, von seinem eigenen Gesetz getragen. Dieses ist das ihm gegebene Gebot Gottes, in welchem ihm Ziel und Weisung liegt. Jede irdische Macht, welche diese Weisung verwirrt oder trübt, versündigt sich an Gottes Gesetz."

Daraus folgt: Jede gewollte Verfremdung oder gar Beseitigung einer Sprache (mittels Verbots, sie zu sprechen, wie dies u.a. nordamerikanischen Indianervölkern erging), ist ein Verbrechen an der Volksseele!

Von Seiten der Wissenschaft wurden wir Menschen herabgewürdigt zu einem zufällig entstandenen, aber hochentwickelten und triebgesteuerten Tier. Der Mensch ist aber weit mehr als nur das Produkt sinnvoll zusammengefügter organischer Materie; als Träger eines unverwechselbaren Ichbewusstseins gehört er mit seiner Selbstverantwortlichkeit einer höheren Wesenheits- und Sinnstufe an. Tieferes Nachdenken und Forschen nach dem Wesen des Menschen, nach seinem Woher und Wohin, und nach dem Wozu seines Daseins führt unweigerlich zum Erahnen des Wichtigsten, was es für uns geben kann, nämlich zur Religion! Wahre Religion jedoch erfordert nicht nur praktizierte Hinwendung zum Göttlichen, sondern auch den sympathieunabhängigen Schutz anderer vor Unrecht und Leid. Das rücksichtslose Zurückdrängen unserer Muttersprache durch Anglizismen ist aber ebenfalls ein Unrecht, besonders der älteren Generation gegenüber, die das Englische nicht beherrscht. Ganz abgesehen davon, dass Briten und US-Amerikaner sich – umgekehrt – so etwas nie bieten lassen würden.

Frankreich hat ein Gesetz zum Schutze der französischen Sprache. Auch einige andere Länder. Dies hat absolut nichts mit nationalistischem Denken zu tun. National und nationalistisch sind ebenso grundverschiedene Dinge wie "sozial" und "sozialistisch". National eingestellt zu sein heisst (nach Peter Rosegger) lediglich, die ererbten guten Eigenschaften seiner Nation in der Form praktischer Ausübung allzeit und jedermann gegenüber zu pflegen . –


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"Letzte Änderung dieser Seite am 10. Juni 2014"