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Ethik
(Anm.d.Erf.: Der Artikel stammt von Rudolf Passian aus der Zeitschrift "Wegbegleiter" vom März 1997, Nr. 2, II. Jahrgang, S. 66ff. Anmerkungen des Erfassers stehen in []-Klammern.)

OB DAS GUTE JEMALS SIEGT?

Speiübel könnte es einem werden, wenn man die täglichen Nachrichten vom Weltgeschehen sieht oder liest: Allenthalben Unfrieden, Aufruhr, Krieg. Hass und Bestialität, Lüge und Betrug! - Reichten zwei schreckliche Weltkriege mit ihrem unbeschreiblichen Elend nicht aus, um die Menschheit zur Vernunft zu bringen? Ist der "homo sapiens", der angeblich vernunftbegabte Mensch, intellektuell unfähig, aus seiner Geschichte zu lernen? - Noch rauchten 1945 die Trümmer, da wurde - parallel zur Parole "Nie wieder Krieg!" um- und weitergerüstet, und seitdem zettelte man mehr als 150 Kriege an! Unsummen verpulverte man in eine geradezu irrsinnige Rüstung; Geld, das zum Wohle notleidender Menschen und Völker so segensreich hätte eingesetzt werden können ...
Während an den Hochschulen krasseste Materialisten herangezogen werden und dem kalten Verstandesdenken Herz und Gemüt geopfert wird, tun wir unserer Nährmutter Erde alles nur denkbar Böse an, machen wir sie und ihre Früchte krank mit Hekatomben von Gift und quälen sie mit Hunderten nuklearer Sprengkraftversuchen.
Daneben geschehen entsetzliche Verbrechen an Menschen (Tschernobyl) und Tieren (Vivisektion) seitens einer schöpfungsfeindlichen, profitorientierten Wissenschaft, hinter deren vielgepriesener "Voraussetzungslosigkeit" sich die grässliche Fratze des philosophischen Materialismus verbirgt. Und so wird Krieg um Krieg provoziert, werden mörderische "Befreiungsbewegungen" forciert, die "Freiheit, Gerechtigkeit und Wohlstand für alle" propagieren und meinen, paradiesische Zustände auf Blut und Tränen aufbauen zu können. Doch dort, wo solche Menschheitsbeglücker an die Macht kommen, kennzeichnen KZs, Genickschüsse und geheime Gefängnisse die blutige Spur des "Herrn dieser Welt" ...
Ist die Menschheit wortwörtlich "von allen guten Geistern verlassen"? Sind die Mächte der Finsternis stärker als jene des Lichtes? Haben erstere den "Heimplatzvorteil" der materiellen Welt? Geht es bei alledem um ein bestimmtes Ziel? -
Und wie im grossen Weltgeschehen, so ist es auch im Kleinen, beim Menschen selbst: Wer tiefer zu blicken vermag, der gewinnt den Eindruck, dass um die Seele jedes Einzelnen von uns zwei gegensätzliche Kräfte ringen: Licht und Finsternis, Geist und Materie, Gut und Böse. Doch was ist "gut"? Ist das nicht ein ebenso relativer Begriff wie Wahrheit?
Nun, Gut und Böse lassen sich aus geistiger Sicht sehr klar definieren. Kahir sagt hierzu (in "Mensch und Schicksal" Nr. 8/1951, S. 15): "Zweifellos sind Gut und Böse als Möglichkeiten seit der Urschöpfung vorhanden. Gut ist alles, was lebensbejahend, das Leben aufbauend und fördernd ist. Demnach ist der Gegensatz 'Böse' alles Lebensfeindliche, alles, was in erster Linie das geistig-seelische Leben zu verneinen, zu hemmen oder auszulöschen sucht. Diese einfache Formel setzt freilich die richtige Auffassung des Wortes 'Leben' in seiner ganzen Tragweite voraus. Man kann diesen Begriff nicht weit genug fassen, denn Leben ist nicht nur unser begrenztes Dasein, wie so viele meinen, sondern der Inbegriff des Seins überhaupt. Leben ist der bewusste Ausdruck der dahinterstehenden Urkraft Liebe, also das innerste Wesen Gottes. Daher sind im geistigen Sinn Lieben und Leben identisch."
Aus geistiger Sicht bedeutet Finsternis das Fehlen von Licht. Auch der Schatten verdankt seine Existenz dem Licht, denn er entsteht nur da, wo sich dem Licht ein Hindernis entgegenstellt. Also ist das Licht das Ursprüngliche, Primäre! Das bedeutet: So übermächtig das Böse sich auf der materiellen Daseinsebene auch entfalten mag, jedwede Dauer ist ihm versagt! Mit anderen Worten: Die Macht des Bösen ist der Vergänglichkeit unterworfen; die Macht des Guten hingegen reicht weiter, aus dem einfachen und logischen Grunde, weil das Gute in Harmonie mit den Schöpfungsgesetzen schafft und infolgedessen im Einklang mit dem Willen Gottes. Dennoch sind die Träger des bösen Prinzips nicht verloren, aber sie unterliegen den Härten der Rückführungsgesetze. Und sie merken bei alledem offenbar nicht, dass sie dem Guten als Lehrmeister dienen müssen!
In dieser Zusammenschau ist es für Menschen, die an den letztlichen Sieg des zeitlos Guten, Wahren und Schönen glauben, von grösster Wichtigkeit zu wissen, dass wir ein unschätzbares Vorrecht besitzen, nämlich die Wahlfreiheit zwischen Gut und Böse! Ganz gleich, ob wir um diese Wahlfreiheit wissen oder nicht: Je nach unserer Denk- und Handlungsweise werden in jedem Fall die Folgen sein, die wir "ernten". Schicksalserleider sind wir bloss in bezug auf unsere Vergangenheit; für unsere Zukunft jedoch sind wir Schicksalsgestalter. Zwar wirken auch von aussen schicksalsbeeinflussende Kräfte und Faktoren auf uns ein, die um unsere Seele ringen, aber welcher Seite wir uns öffnen, das allein ist unsere eigene Entscheidung! Da gibt es nur ein Entweder-Oder.
Wollen wir also weiterhin Knecht der Materie bleiben und um den Preis des Zeitlichen (Vergänglichen) das Ewige in den Wind schlagen? "Sieh, ob die Welt einen grösseren Narren findt" meinte Angelus Silesius. Wollen wir bis ans Ende unseres Erdenwandels unsere ganze Kraft dem Geldverdienen hinopfern und jedwedes Nachdenken über Sinn, Zweck und Ziel unseres Daseins vermeiden? Oder wollen wir mit der Weltverbesserung bei uns selbst beginnen, indem wir auch an andere denken, im Sinne von Galater 6,2 "Einer trage des anderen Last?" - Das bedeutet keineswegs, dass man sich schamlos ausnützen lassen soll, sondern dass man wenigstens einem Mitmenschen ein wahrer Freund zu sein vermag in Talstrecken des Lebens. - Ausserdem sollten wir uns endlich auf unsere persönliche geistige Führung besinnen, von der wir, wenn's not tut, in spürbarer Weise Kraft und Hilfe bekommen. - Dies ist keine fromme Spekulation, sondern erfahrbare Praxis!
Erschöpft sich hingegen unser ganzes Wollen und Streben in der Gier nach Ansehen, Einfluss, Macht und Besitzvermehrung, so beherrschen uns diese Dinge schliesslich und wir geraten unter den verderblichen Einfluss niederer unsichtbarer Gewalten. Da nutzt es auch nichts, wenn man seine Umgebung mit schönen Worten zu täuschen versucht; früher oder später wird die eigene Ent-Täuschung unvermeidbar sein. Und was bleibt sodann? Lebensmüdigkeit und Verzweiflung, sofern man sich nicht doch einen Rest jenes grösseren Schatzes, der jedem Menschen guten Willens zur Verfügung steht, bewahren konnte: Gottvertrauen!
Die Ergebnisse einer mehr als hundertjährigen Sterbe- und Jenseitsforschung lassen uns unzweideutig erkennen, dass unser Erdenleben am Schluss einer ethischen Wertung unterliegt; also muss es eine höhere Bedeutung haben, als wir ahnen! Wozu auch das ganze Theater, wenn es nicht so wäre? - Mit dem Vorstehenden sollte aufgezeigt werden, dass beim Kampf zwischen Gut und Böse der Mensch das "Zünglein an der Waage" darstellt ... Sehe daher jeder zu, dass die Waagschale des Guten auf seiner Waage zu guter Letzt schwerer wiegt. Denn das Gute kann siegen, aber ohne unsere persönliche Mithilfe nur schwerlich!

Rudolf Passian


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Letzte Änderung am 21. Juli 2000