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Literatur - Rezension
(Anm.d.Erf.: Der Artikel stammt von Rudolf Passian aus der Zeitschrift "Wegbegleiter" vom November 1998, Nr. 6, III. Jahrgang, S. 293 ff.)

Buchbesprechung: BEAT IMHOF, Mut zum Leben

BEAT IMHOF: Mut zum Leben. Psychologische Lebenshilfe. Rothus Verlag, Solothurn 1998. ISBN 3-9520410-8-4, 280 S., geb., sFr. 30,-

Wenn ein Autor auf dem Gebiet der Lebenshilfe, Lebensberatung und Lebensbemeisterung ein wirklich nützliches Buch - eine Art "Handbuch" - anbieten will, so sollte er seine Kompetenz hierzu mit drei Grundvoraussetzungen nachweisen können: 1) sollte er Psychologie studiert haben. 2) sollte er sich in den Philosophien und den Weltreligionen auskennen, aber ebenso auch in Mystik und Esoterik. Und er sollte 3) neben einem gefestigten Charakter, über ein aussergewöhnliches Mass an Lebenserfahrung verfügen. Alle vorgenannten Punkte treffen auf Dr. BEAT IMHOF vollumfänglich zu.
Wer Dr. IMHOF kennt, der weiss: Was er sagt, und was er schreibt, hat "Hand und Fuss". Exzellent versteht er es, System und Übersichtlichkeit in die einzelnen Themenbereiche zu bringen. Er tut das stets in prägnanter und leichtverständlicher Form, und in einem gepflegten Deutsch.
Was ich persönlich an Dr. BEAT IMHOF seit jeher bewundere, ist neben seinem ausgezeichnet funktionierenden Namens- und Zitatengedächtnis sowie seinem staunenswerten Talent der freien Rede, die bei ihm vorhandene glückliche Kombination von Psychologie und Philosophie, von Erfahrungswissen und praktischer Lebenskunst, von Wissen und Weisheit.
Denn Wissen und Weisheit sind ja zwei ganz grundverschiedene Dinge. Nach dem Motto "Wissen ist Macht" kann man sich zwar mit Wissen und Kenntnissen vollstopfen noch und noch; aber Wissen ohne Ehrfurcht, Bildung ohne Herz, sind - nach HERMANN HESSE - die schlimmsten Sünden wider den Geist...
Wissen kann in unserem Leben erst dann zu einem positiven Entwicklungsfaktor werden, wenn es zur Weisheit führt. Aber auch Weisheit bleibt eine unfruchtbare Sache, wenn sie keine Liebe zur Grundlage hat; und zwar jene höhere Liebe, wie sie sich als Schöpfungsprinzip in jedem neuen Frühling offenbart.
Das vorliegende neue Buch zeugt von der lebendigen Fülle einer Lebensphilosophie, wie man sie durch ein Hochschulstudium allein nicht erwerben kann. Da muss man sich schon noch anderweitig umsehen. Und das hat unser Freund gründlich getan. Er gab sich nie mit dem schulisch vermittelten Wissen zufrieden, und er blieb auch kein Theoretiker.
In jahrzehntelanger Praxis als Schulpsychologe, als sozialpädagogischer Erwachsenenbildner, und als Lebensberater sammelte er einen umfangreichen Schatz an Erfahrungen an; ein praktisches Erfahrungsgut, welches er in anschaulicher Weise seinen Lesern und Hörern weitergibt. Seinen schwungvoll dargebotenen Vorträgen zu lauschen, ist ein Genuss!
Ein Mann seines Formats hält sich stets offen für horizonterweiternde Einsichten und Kenntnisse. Freilich erfordert es Mut, noch dazu für einen Akademiker, sich auch ausserhalb der Grenzen schulisch-etablierten Denkens umzuschauen und zu erkannten Wahrheiten zu stehen. Aber bereut hat es noch niemand, seinen Geisteshorizont auch auf unkonventionelle Weise erweitert zu haben. Jeder wahre Philosoph würde so handeln. Und unser Freund BEAT IMHOF entspricht völlig jenem Idealtyp eines Philosophen, wie ihn PLATO skizzierte, in seinem berühmten siebenten Brief an die Verwandten und Freunde des DION aus Syrakus. Für PLATO konnte nur derjenige Mensch ein guter Philosoph sein, der aufs höchste lernbereit bleibt, gedächtnisfrisch, und zu nüchternem Denken fähig.
Die alte griechische Philosophie hatte eine ganz andere Bedeutung als heutzutage. Sie stellte eine in sich geschlossene Einheit dar von Theorie und Lebenspraxis. Diese Einheit umfasste auch Gesetzgebung, Kunst und Religion.
BEAT IMHOF erkannte schon als Student, dass es zur eigentlichen Aufgabe der Philosophie gehört, glaubwürdige Antworten zu finden auf die uralten Menschheitsfragen nach unserem Woher und Wohin, und nach dem Wozu des ganzen Theaters, das wir "Leben" nennen. Dieser Aufgabe ist die heutige Philosophie nicht mehr gewachsen. Und die Kirchen ebensowenig.
Wahre Naturphilosophie müsste auch in der Lage sein, eine allgemein anerkennenswerte und wissenschaftlich untermauerte Ethik zu begründen (früher sagte man "Moral"). Denn jedes Volk, jede Gesellschaft, jede Kultur oder Zivilisation geht erfahrungsgemäss zugrunde, wenn das Denken und Handeln der Menschen nicht mehr von den Leitsätzen einer höheren Ethik bestimmt wird. Diese Binsenwahrheit wird von den Verantwortlichen und den treibenden Kräften unserer Zeit leider ignoriert.
Heute sind viele Menschen nicht mehr bereit, einfach deshalb etwas für wahr zu halten, bloss weil es Eltern und Grosseltern für wahr und richtig hielten. Heute will man wissen. Junge Menschen unserer Zeit wollen z. B. wissen, warum sie "gut" sein sollen im Sinne der biblischen Zehn Gebote. Sie bekommen ja täglichen Anschauungsunterricht, dass es sich persönlich sehr nachteilig auswirkt, diese Gebote zu beachten. Der deutsche "Vater der Weltraumfahrt", Prof. HERMANN OBERTH (der zu einem meiner Bücher das Vorwort schrieb), machte zu dieser realen Situation folgende Aussage. Er schreibt, eines der wichtigsten soziologischen Gesetze sei folgendes:
"Im Leben stehen einem anständigen Menschen auf einem bestimmten Posten so und so viel Wege offen, um vorwärts zu kommen. Einem Schuft stehen bei gleicher Intelligenz und Tatkraft - diese Wege auch alle offen; daneben aber auch andere, die ein anständiger Kerl n i c h t geht. Er hat daher m e h r Chancen vorwärtszukommen, und so findet eine Anreicherung der höheren Gesellschaftsschichten mit Schurken statt. Das muss man wissen, wenn man die Weltgeschichte verstehen will", meint PROF. OBERTH. -
Nötig, d. h. im wahrsten Sinne des Wortes "notwendig" (d. h. eine Not wendend, zum Guten wendend), wäre eine naturwissenschaftlich begründete höhere Ethik. Um aber eine solche ausserhalb des religiösen Spektrums plausibel begründen zu können, müsste man erst einmal das Wesen des Menschen selbst ergründet haben. Solange wir darüber nichts Vernünftiges auszusagen vermögen, nichts über unsere vorgeburtliche Herkunft wissen, und ob es nach dem Tode des physischen Körpers weitergeht oder nicht, solange tappen wir wie die Blinden durchs Leben. Und weil wir so unwissend sind, verstossen wir - ungewollt - ständig gegen die um uns, in uns und durch uns wirkenden Natur- und Geistesgesetze, weil wir uns falsch verhalten.
Ein solches Fehlverhalten vermeiden zu helfen, dazu sind die Vorträge und Bücher unseres Freundes Dr. BEAT IMHOF hervorragend geeignet. Insonderheit sein neues Werk, mit den drei Abteilungen Mut zum Leben, Mut zum Lieben und Mut zum Leiden. Und spätestens im letzten Abschnitt seines Buches, unter dem Titel Alter und Abschied, erkennt der Leser oder die Leserin, dass der Autor weit mehr weiss, als er zuweilen durchblicken lässt ...
Freilich wird und muss es auch Menschen geben, die das Buch achselzuckend aus der Hand legen. Aber wie sagte LICHTENBERG: " Wenn ein Kopf und ein Buch zusammenstossen, und es klingt hohl, liegt dann die Schuld immer am Buche? " -
Irgendwo las ich einmal den Spruch: " Die Wahrheit ist ein bittrer Trank, und wer sie bringt, hat selten Dank, denn der Menge schwacher Magen kann sie nur verdünnt vertragen. "
Wahrheit nimmt ja - gleich dem Wasser - die Form des Gefässes an, in welche sie sich ergiesst. Deshalb wird jeder in seiner Weise das aufnehmen und verwerten, was unser Autor an Lebensweisheit, praktischem Lebenssinn und hilfreichen Hinweisen zu bieten hat.
Auf jeden Fall ist dem neuen Buch unseres Freundes BEAT IMHOF der Erfolg zu wünschen, den es zweifellos verdient! Mögen ihm unter den Leserinnen und Lesern viele weitere und dankbare Freunde erwachsen und daraus unsere gemeinsame Weggefährtenschaft erkennen. - Wir alle sind ja unterwegs, nur fragen sich die wenigsten: Wohin eigentlich?
Seien wir daher dankbar, dass es Menschen gibt, die als wertvolle Wegweiser dienen, wie unser Freund BEAT IMHOF. Er wird gewiss den Versen von FRITZ KUDNIG zustimmen, die da lauten:

Der Narr will tausend Dinge, der Weise sucht nur eins:
wie er zum Urquell dringe des rätselhaften Seins.
Der Narr muss sich verzehren, zum Kerker wird sein Ich -
Der Weise wird gebären ein Weltenall in sich.
Schreck muss den Narren fassen im Tod; er stürzt ins Nichts. -
Der Weise geht gelassen im Glanz des innern Lichts! -

Rudolf Passian


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Letzte Änderung am 5. August 2000