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Erfahrungsbericht

Beitrag eines Mitwanderers, erschienen in der Zeitschrift 'Wegbegleiter' Nr. 1/2003, S. 4-7.

Die Katze aus dem Jenseits

Erfahrungsbericht eines Mitwanderers

Wir hatten seit einigen Jahren ein Haustier, eine junge Kätzin, die von klein auf bei uns wohnte. Sie war wie alle Katzen: mal gut, mal schlecht gelaunt, mal ein paar Tage am Stück unterwegs, mal kaum aus dem Haus zu kriegen. Wenn man mit ihr sprach, hatte man gleich das Gefühl, sie verstünde einen exakt. Wenn es ihr aber nicht passte, tat sie so, als verstünde sie nichts, legte den Kopf schief und miaute fragend. Manchmal, wenn keiner mit ihr rechnete, schlich sie sich abends ins Zimmer und miaute in einer Weise, als wolle sie sagen: "Hallo, hier bin ich." Wie gesagt: Eigentlich wie die meisten Katzen, die wir kennen. Und doch hatte sie eine merkwürdige Angewohnheit.

Wenn einer von uns in den Supermarkt zum Einkaufen ging, dann ging sie ein Stück des Weges mit, wartete dann und sprang irgendwo hervor, wenn man sich wieder auf dem Rückweg befand. Auch auf manchem Spaziergang begleitete sie uns wie ein treues Hündchen, aber natürlich ohne Leine. Das war aussergewöhnlich, und die Kinder freuten sich jedes Mal, wenn sie unsere Katze unterwegs erblickten. Sie gehörte fest zur Familie.

Schliesslich zogen wir um in ein neues Zuhause. Wir nahmen unsere Katze namens "Ramsis" selbstverständlich mit und liessen sie die ersten beiden Tage nicht aus dem Haus, um sie an die neue Umgebung zu gewöhnen. Alles klappte prima, Ramsis fühlte sich sichtbar wohl, zumal im grossen Garten jede Menge Mäuse zu jagen waren.

Nach zwei Monaten aber kam Ramsis abends nicht wieder. Auch nicht am nächsten Tag, auch nicht die Woche darauf. Wir suchten die Gegend ab und inserierten auch in der Zeitung, ohne Ergebnis. Etwas später dann rief eine Dame bei uns an und erzählte, sie habe vor zwei Wochen am Strassenrand eine überfahrene Katze gesehen, auf die unsere Beschreibung in der Zeitung passen könnte. Allerdings sei der Kadaver längst beseitigt, so dass eine genaue Prüfung nicht mehr möglich sei.

Unsere Kinder waren natürlich tieftraurig, zumal sie schon tagelang von entsprechenden Ahnungen berichteten. Auch für uns Eltern war die Sache damit klar, denn dass Ramsis so lange weg war, das hatte es noch gar nie gegeben. Wir zündeten also eine Kerze an, schickten dem anhänglichen Tier unsere guten Gedanken und wünschten ihm das Beste. Die Kinder suchten sich im Album Bilder von ihr heraus, waren stiller als sonst und fragten auch, ob es einen Katzenhimmel gäbe usw. Sie trauerten, und auch uns Grosse liess das Ereignis nicht unberührt.

Die Wochen vergingen, der Alltag ging weiter, und die Gespräche von und über Ramsis wurden seltener, ohne sie deswegen zu vergessen. Kurz vor Weihnachten dann geschah etwas Seltsames: meine Frau war mit den grösseren Kindern zu Gange, ich brachte den Kleinsten ins Bett. Gewöhnlich ist das so, dass man ihn in sein Bettchen legt und dann noch ein paar Minuten bei ihm sitzen bleibt, bis er eingeschlafen ist. Aber diesmal kam er nicht richtig zur Ruhe. Ich hielt also sein Händchen fest (das beruhigt ihn normalerweise) und blieb sitzen. Ich war ziemlich müde vom Tag und hing meinen Gedanken nach, das Zimmer war dunkel, die Tür angelehnt, es war sehr still. Da hörte ich plötzlich klar, laut und deutlich ein mir sofort bekanntes "Miau". Ich schaute überrascht herum, da kam es nochmals: "Miau!"

Ich versuchte, das Dunkel mit meinen Augen zu durchdringen, aber ich konnte nichts erkennen. Die Tür war angelehnt wie zuvor. Da hörte ich mich ganz unwillkürlich sagen: "Hallo, Ramsis, bist du auch mal wieder da!"

Natürlich bekam ich keine Antwort. So langsam dämmerte mir auch, dass die Katze physisch nicht da sein konnte, obwohl ich sie regelrecht FÜHLEN konnte. Als ich wieder ganz im Hier und Jetzt angekommen war, stand ich auf (der Kleine war auch endlich eingeschlafen), ging zu den anderen und fragte, wer gerade vor der Tür herummiaut hätte. Alle waren erstaunt, denn sie waren alle in einem Zimmer gewesen und keiner hatte es verlassen, seit ich den Kleinen hingelegt hatte. Ich fragte noch, ob vielleicht jemand ausser mir ein Miauen gehört habe, was jedoch nicht der Fall war. Auch hatte keiner ein Möbelstück verrückt oder sonst ein Geräusch erzeugt, was einem Miauen ähnelte. Im Grunde waren meine Fragen auch nutzlos, denn ich hatte das Miauen ja glasklar IM ZIMMER vernommen, und die Tür war angelehnt gewesen. Von aussen konnte das Geräusch nicht gekommen sein.

An diesem Abend setzten wir uns alle zusammen, zündeten noch einmal eine Kerze für Ramsis an und schickten gute Gedanken zu ihr. Seit diesem Ereignis ist auch der letzte Rest an Trauer verschwunden, bei uns Grossen und bei den Kindern. Es war mir, als habe sich Ramsis von uns verabschiedet, wozu sie im irdischen Leben ja nicht mehr gekommen war, denn es war das mir so vertraute typische "Hallo, hier bin ich"-Miauen.

Natürlich stellt sich die Frage, ob ich wirklich ein Miauen gehört habe, ob Ramsis tatsächlich tot ist, und wenn ja, ob sich ein Tier aus dem Jenseits, falls Tiere dort überhaupt sein können, für unsere Sinne wahrnehmbar mitteilen können. Wie bei Erfahrungsberichten üblich, lässt sich kaum etwas wissenschaftlich fassen und prüfen oder gar wiederholen. Und wie ebenso üblich, hat es für den, der es erlebt hat, keine Bedeutung, ob die Wissenschaft ein Erklärungsmodell besitzt oder nicht. Bei uns ist Friede eingekehrt in Bezug auf Ramsis seit jenem Abend, und das ist es, was meiner Ansicht nach zählt.

M.W.

Die Katze 'Ramsis'
Die Katze 'Ramsis'


Kommentar von Rudolf Passian

Die Schilderung unseres Mitwanderers beruht meiner Überzeugung nach auf objektivem Erleben. Haustiere haben, im Gegensatz zu wildlebenden Arten, den grossen Vorteil, sich durch ihren engen Umgang mit uns Menschen quasi zu individualisieren. Als reine Seelenwesen fehlt ihnen zwar (noch) der unsterbliche Geistfunke, aber sie sind auf dem Wege dahin, und wir Menschen sind dabei ihre 'Entwicklungshelfer'. Nach ihrem körperlichen Tode leben Tiere genauso weiter, wie wir Menschen. Was uns miteinander verband, bleibt bestehen: Liebe! In der Regel bleiben sie weiter bei uns. Man sollte daher ihren Schlafplatz, Futternapf usw. belassen und nicht sogleich alles verändern, so, als wäre der Freund aus dem Tierreich nicht mehr da. Auch mit der Anschaffung eines anderen Tieres sollte man geraume Zeit warten. So lange wir an das gestorbene Tier in Liebe denken, so wurde uns von drüben gesagt, behält es seine astrale Form bei. Wir werden es wiedersehen, wenn wir selbst dereinst "das Tor" durchschritten haben; und es wird bei uns bleiben auch drüben, in der anderen Welt. So lange wir wollen, d.h. bis wir es – jedenfalls aus Liebe – freigeben für seine weitere individuelle Fortentwicklung.

Richtig ist auch, dass die Familie des Berichterstatters eine Kerze anzündete zum Gedenken an den samtpfotigen Freund. Nur Unwissende können darüber lächeln. Wie sagte Ephides, der jenseitige Dichter, zu Menschen, die um ihren kleinen Hund trauerten? Er sagte: "Ihr könnt dem Seelchen auf seinem Wege mitgeben von eurer Liebe; und es wird dankbar euch verbunden bleiben, bis ein nächstes Zusammenfinden (...) die einmal geknüpfte Bindung vertieft. Denn es kommt immer wieder zueinander, was einmal verbunden war."

Alle wahren Mitarbeiter Gottes bringen Liebe hinein die Welt, weil sie wissen, dass ohne Wärme und Liebe alles Leben lahm liegen würde.

Die Harmonie des Menschen mit Gott und die Harmonie der Menschen untereinander gewährleistet die Auferstehung im Geiste. Wird sie bald kommen? Wer mit Christus betet "Dein Reich komme!" der zweifelt nicht daran. Wie dies auch der Dichter Emanuel Geibel so schön in folgenden Versen ausdrückt:

Und wenn dir oft auch bangt und graut,
als sei die Höll' auf Erden,
nur unverzagt auf Gott vertraut:
Es muss doch Frühling werden!



Buchtipp:
Sylvia Barbanell, Wenn deine Tiere sterben, Artha-Verlag, D-Haslach, ISBN 3-89575-070-0


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"Letzte Änderung dieser Seite am 10. Juni 2014"