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Parapsychologie - Spiritismus/Spiritualismus

Artikel von Maurice Barbanell erschienen in der Zeitschrift 'Wegbegleiter' Nr. 1/2003, S. 42-44.

Ein "Toter" küsst seine Gattin

Hundertprozentige Beweise vom Weiterleben nach dem körperlichen Tod

Von Maurice Barbanell

Die Geistgestalt nahm den Bleistift, und während ich vor ihr stand – nicht weiter als vier Zoll von diesem "zurückgekehrten Toten" entfernt –, setzte der Mann seine Unterschrift auf den Notizblock, den ich hielt. Dies war der Höhepunkt einer der interessantesten Séancen, denen ich in den vielen Jahren meiner parapsychologischen Betätigung beigewohnt habe. Der Geist, der vollmaterialisiert vor mir stand, d.h. einen zeitweilig physischen Körper gebildet hatte, war Sir Vincent Caillard, bis zu seinem Übertritt ins Jenseits Präsident der "Federation of British Industries" und Finanzrat der weltbekannten Firma Vickers-Armstrong. Mit der Unterschrift, die er auf meinen Notizblock setzte, erfüllte er ein Versprechen, das er einige Monate vorher gegeben hatte.

Die Geschichte von Sir Vincent Caillard und seiner Frau ist so bemerkenswert, dass sie nachstehend etwas ausführlicher beschrieben sei. Lady Caillard hatte sich bis etwa sechs Monate nach dem Hinübergang ihres Gatten niemals Gedanken über Tod und Jenseits gemacht. Erst seit einem öffentlichen Gottesdienst mit dem bekannten Medium Estelle Roberts, an dem Lady Caillard teilzunehmen Gelegenheit hatte, interessierte sie sich ernsthafter für diese Dinge und begann, eigene Forschungen anzustellen. Estelle Roberts hatte ihr nämlich bei dem erwähnten spiritualistischen Gottesdienst genau das Aussehen ihres abgeschiedenen Gatten beschrieben. Bei Sitzungen mit anderen Medien wurde Lady Caillard nicht nur das Aussehen ihres Gatten abermals genau beschrieben, sondern auch seine drei Vornamen und seine Zunamen genannt, obwohl diese das Medium unmöglich wissen konnte.

Lady Caillard wohnte nun einer Séance nach der anderen bei und sammelte nach und nach Dutzende von Beweisen für das persönliche Weiterleben ihres Gatten über seinen "Tod" hinaus. Der Höhepunkt dieser Beweise wurde bei jener bereits erwähnten Sitzung erreicht, auf der sich Vincent Caillard – mit Louise Bolt als Medium – voll materialisiert genau so zeigte, wie er auf Erden ausgesehen hatte. Auch seine Stimme war nach Lady Caillards Aussage ganz unbestreitbar die ihres Gatten. Nachdem Lady Caillard festgestellt hatte, dass Mrs. Bolts ausserordentliche mediale Kraft der schnellste und sicherste Weg war, die Verbindung mit ihrem jenseitigen Gatten herzustellen und aufrechtzuerhalten, lud sie dieses Medium regelmässig zu Séancen nach ihrem Westendhaus "The Belfry" ein. Hier experimentierten sie auf Hunderten von Séancen, um die Mittel und Werkzeuge zu vervollkommnen, durch die sie mit dem Jenseits in direkte Verbindung treten konnten. Eine ganze Reihe von Vorrichtungen wurde ersonnen und gebaut, um diese Séancen von vornherein gegen Betrug und Albernheiten zu sichern. Wissenschaftler, Physiker und Techniker, die bereits in die andere Welt hinübergegangen waren, kehrten zurück, um Vorschläge bezüglich der Konstruktion dieser Psychographen (Geisterschreiber) zu machen.

Eines der Instrumente, das benutzt wurde, war ein einfacher, aber sinnreicher Mechanismus, der "Communigraph" genannt wurde. Dieser Apparat sah wie ein Tisch aus, hatte aber einen Glasschirm obenauf. Unter diesem waren Metallbuchstaben und –zahlen in Kreisform angeordnet. Ein leicht beweglicher Zeiger musste von den Jenseitigen auf die gewünschten Buchstaben gedreht werden. Auf diesem an sich höchst einfachen Wege – der im Prinzip dem bei der "Planchette" entspricht – diktierte Sir Vincent seiner Frau Hunderte von Botschaften und schliesslich sogar ein ganzes Buch. Buchstabe für Buchstabe.

Die Experimente wurden auch in anderer Richtung fortgesetzt, um den jenseitigen Freunden das Hörbarmachen "direkter Stimmen" zu erleichtern. In eine sogenannte "Trompete", d.h. einen einfachen Leichtmetalltrichter ähnlich einem Sprachrohr, wurde ein Mikrophon eingebaut, um die Stimmen aus dem Jenseits auf elektronischem Wege verstärken zu können. Später wurde ein Tonbandgerät aufgestellt. Schliesslich besass Lady Caillard eine ganze Sammlung von Platten und Bändern mit den Gesprächen, die sie mit ihrem Gatten aus dem Jenseits geführt hatte.

Ich besuchte viele dieser Séancen, beobachtete und kontrollierte das Arbeiten des "Communigraph" und erhielt persönliche Botschaften von Sir Caillard und anderen Geistwesen, die sich bei diesen Spezial-Séancen kundgaben. Ich hörte Sir Vincent selbstverständlich mit "direkter Stimme" sprechen und besitze Kopien sämtlicher in "The Belfry" aufgenommenen Sprechplatten. Die Séance, bei der sich Sir Vincent materialisierte und mir seine Unterschrift gab, war die hervorragendste von allen. Sie wurde in gutem roten Licht abgehalten. Es war vollkommen hell genug, um alles zu sehen, was geschah. (1)

Das Medium war in ein kleines, aus vier Vorhängen bestehendes Kabinett mitten ins Zimmer gesetzt worden. Es sass auf einem Stuhl, und ich höchstpersönlich band es mit Stricken daran fest. Der erste Geist, der sich zeigte, war Ethel, des Mediums Kontrolle, welche die Materialisationsphänomene beaufsichtigte. Ethel, eine schöne Gestalt, war in ein blendend weisses Gewand gehüllt. Ich schüttelte ihr die Hand und stellte dabei fest, dass sich ihre weissen Finger völlig menschlich anfühlten. Ich bat sie, ihre Umhänge berühren zu dürfen. Sie waren von feinsten Fäden gewebt und fühlten sich wie Spinngewebe an, weicher als die weichste Seide. Sie machte dann Platz für Sir Vincent. Zuerst hörten wir eine männliche Stimme aus dem Innern des "Zeltes", dann wurden die Vorhänge zur Seite gedrückt und – Vincent Caillard trat heraus.
Mir erschien seine Gestalt etwa sechs Fuss hoch. Die Materialisation war so gut gelungen, dass ich selbst den Schnurrbart deutlich erkennen konnte. Er sprach seine Frau mit deren Kosenamen an und drückte ihr seine Dankbarkeit dafür aus, dass sie seine Lieblingsrosen auf ein nahes Tischchen platziert hatte. Er trat zu der Vase, nahm zwei Rosen heraus und gab sie seiner Frau. Neben ihrem Gatten schritt sie nach vorn vor das Kabinett, und bei der Szene, die sich nunmehr vor meinen Augen abspielte, hatte ich eigentlich kein Recht, dabei zu sein.

Es war ein Wiedersehen zwischen Mann und Frau. Er umarmte seine Gattin, küsste sie und flüsterte ihr Worte der Liebe und der Ermutigung zu. Gedruckte Worte vermögen niemals, diese ergreifende Szene – das Wiedersehen sich Liebender über die Grenzen zweier Daseinspläne hinweg – in seiner Dramatik auch nur annähernd zu beschreiben. Der Mann, den ich greif- und sichtbar vor mir hatte, war ja ein "Toter", einer also, der nach landläufiger Ansicht "nicht mehr existierte".

Und dieser "Tote" drückte dann auch mir die Hand. Genau wie die des Kontrollgeistes Ethel war es eine lebendige Hand, mit der er mir u.a. einen vertraulichen Klaps auf die Schulter gab. Die Stärke dieses "Schlages" machte mich beben. Dann zog sich der Geist für einige Augenblicke hinter den Vorhang zurück, um "Kraft" zu sammeln. Er erschien aber rasch wieder und bat seine Frau, ihm die Armbanduhr zu zeigen, die sie trug und die sie einstmals eigens für ihren Gatten hatte anfertigen lassen. Es handelte sich um ein einmaliges, kostbares Stück. Durch die Betätigung eines kleinen Schnappers schlug die Uhr die Stunden, Viertelstunden und Minuten. Lächelnd hob Lady Caillard ihrem Gatten das Handgelenk mit der Uhr entgegen, und seine materialisierte Hand hob den Schnapper, worauf die Uhr schlug.

Nun bat Sir Vincent mich, aufzustehen und ihm meinen Notizblock zu leihen. Ich gab ihm diesen. Von seiner Frau bekam er einen Bleistift. Sir Vincent versuchte nun, seinen Namenszug aufs Papier zu setzen, war aber mit dem Ergebnis des ersten Versuches noch nicht zufrieden. Da bat er mich, das Notizbuch selber zu halten. Und jetzt schrieb er langsam und deutlich seinen Namenszug auf das Papier. Nach ein paar Abschiedsworten verschwand er dann hinter dem Vorhang, wo er sich auflöste.


Fussnoten

(1) Zur experimentellen Bildung materialisierter Gestalten ist zumeist eine Art "Kabinett" erforderlich, in welchem das Tieftrancemedium Platz nimmt. Diese oft beargwöhnte Kabine dient nicht etwa einem leichteren Betrügenkönnen, sondern zur Ansammlung der nötigen Psychoenergie.
R.P.



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"Letzte Änderung dieser Seite am 10. Juni 2014"