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Rudolf-Passian-Forum - Erfahrungsbericht

Beitrag von Doris Schmidt, erschienen in der Zeitschrift 'Wegbegleiter' Nr. 2/2002, S. 38 + 39.

Rätselhafte Bewahrung vor Selbstmord

Wir werden in unserem Leben oft seltsame Wege geführt. Wege mit Zeichen und Wundern, aber wenigen ist es vergönnt, sie bewusst zu erleben und auch zu verstehen. Da mir die grosse Gnade zuteil geworden ist, zu diesen wenigen Glücklichen zu gehören, will ich nachfolgend eines meiner Erlebnisse erzählen:
In meiner Jugendzeit versuchte ich viermal, mir das Lebenslicht auszulöschen. Doch das Schicksal wollte es immer anders, stets kam in letzter Stunde eine schützende helfende Hand.
Besuchsweise weilte ich auf einer wundervollen Besitzung in der Lausitz. Meine Leiden hatten sich verschlimmert, die Schmerzen waren fast unerträglich. Ich musste sehr viel liegen, was mir als Gast sehr peinlich war. Ein Zuhause hatte ich nicht. Anderswo konnte ich in diesem Zustand nicht bleiben, alle Mittel waren erschöpft. Also lieber ein Ende, als so weitermachen. Ich beschloss, am nächsten Abend, wenn die Sonne sank, diese Welt zu verlassen.
Am nächsten Nachmittag machte ich noch einen kleinen Spaziergang. Dann setzte ich mich am Waldesrand, gerade dem Sonnenuntergang gegenüber, auf eine Bank.
Ich hatte einen herrlichen Rundblick. Vor mir lag eine weite Ebene mit Wiesen, Gebüsch und kleinen Seen. Eine wundervolle Stille war in der Natur, kein Vogel mehr zu hören, nichts regte sich mehr. Auch kein Mensch war mehr zu sehen, die ganze Stimmung so ganz dazu angetan, sich auf das Ende vorzubereiten.
Ich beschloss zu warten, bis die Sonne hinter dem Horizont verschwand. Und als es dann so weit war und nur noch die letzte Rundung der Sonne sichtbar, ergriff ich die Waffe.
Plötzlich ertönte ein Rauschen in der Luft, wie ich es in meinem Leben noch nie wahrgenommen hatte, und ehe ich so recht begriff, was eigentlich geschah, war ich auch schon von Dutzenden von Libellen von Kopf bis Fuss bedeckt! Auch nicht ein Fleckchen an mir war frei; Kleid, Arme, Füsse, alles war dicht bedeckt.
Ich war regelrecht gefesselt, konnte mich nicht rühren, wollte ich nicht die Tierchen verscheuchen, was ich als grosse Tierfreundin natürlich nicht übers Herz brachte.
Das Eigenartige dabei war, dass sich auch nicht eines auf die Bank gesetzt hatte; sie sassen nur auf mir, und so wie die Tierchen sich gesetzt hatten, so blieben sie auch. Nicht eines rührte sich! Das sich mir bietende liebliche Bild beeindruckte und beglückte mich so, dass ich von meinem Vorhaben immer mehr abgelenkt wurde...

Stundenlang hätte ich so sitzen mögen und mich an diesem Gottesgruss erfreuen können. Denn dass es ein ganz besonderer Gottesgruss war, hatte ich inzwischen erfasst.
Mich hatte die mich bedeckende Farbensymphonie so gefesselt, dass ich mein Vorhaben vollständig vergass! Gottes wunderbare Fügung und Hilfe wurde mir wieder bewusst und sein Wille, dass ich noch nicht sterben sollte, sondern auf dieser Erde noch eine Mission zu erfüllen habe.
Und als ich meinen Seelenfrieden vollkommen wiedergefunden und mich entschlossen hatte – auf seine Hilfe vertrauend –, meinen Weg weiterzugehen, erhoben sich die Tierchen wie auf Befehl und entschwanden zur untergehenden Sonne hin.
Tief erschüttert ging ich nach Hause.

Doris Schmidt


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"Letzte Änderung dieser Seite am 10. Juni 2014"