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Psychologie - Lebenshilfe

Beitrag von Dr. Beat Imhof aus seinem Buch „Vertraue dir selbst“, Hilfe in Lebenskrisen, rothus Verlag, Solothurn 1999, ISBN 3-9520410-9-2, erschienen in der Zeitschrift 'Wegbegleiter' Nr 2/2001, S.67+68

Krisenzeiten sind Wandlungszeiten

Vieles spricht dafür, dass wir uns gegenwärtig in einer Zeit des Umbruchs und des Aufbruchs befinden. Ein neues Weltbild kündigt sich an. Erinnern wir uns, welch enorme Veränderung unsere Weltanschauung erfuhr, als in den ersten Jahrzehnten unseres Jahrhunderts ganz neue Erkenntnisse über Wesen und Wirken der Naturgesetze bekannt wurden. Dies hat zahlreiche Naturwissenschaftler nicht nur in eine intellektuelle, sondern sogar in eine existenzielle Krise versetzt (1). Weitere umwälzende Neuerungen werden in den kommenden Jahrzehnten und Jahrhunderten folgen.
Kritische Zeiten mit ihren Höhen und Tiefen gibt es nicht nur im Leben einzelner Menschen, sondern auch im grossen Weltgeschehen. Dies wird uns deutlich, wenn wir unsere Kulturgeschichte der letzten sechs Jahrtausende verfolgen, etwa an Hand des „Kulturfahrplans“ von Werner Stein (2) oder mit Hilfe von Arno Peters zweibändiger „Synchronoptischer Weltgeschichte“ (3), die auf 61 farbigen Tabellen die wichtigsten Ereignisse für die Zeit von 4000 v. Chr. bis zum Jahre 1965 n.Chr. übersichtlich auflistet.
Weltreiche sind entstanden und wieder verschwunden. Vielen kulturellen Höchstleistungen folgte nach geraumer Zeit ein Niedergang. Jedes Geschehen schlägt mit der Zeit in sein Gegenteil um. Nichts ist von Dauer. Das einzig Beständige ist der Wandel. All dies geschieht nicht zufällig. Wir erkennen in diesem rhythmischen Wechsel von Auf und Ab eine Gesetzmässigkeit, deren Verlauf einer Wellenbewegung gleichkommt. Nach dem Analogiegesetz „Wie oben, so unten – wie im Himmel, so auf Erden“ entsprechen die grossen weltgeschichtlichen Zeitabläufe bestimmten kosmischen Zyklen. Verschiedene Kulturvölker haben diese in Perioden eingeteilt. So beschreibt Hesiod in Griechenland um 700 v. Chr. fünf Zeitalter, die er fünf Metallen zuordnet. Nach der persischen Kosmologie des Zarathustra wird ein Weltenjahr von 12000 Jahren in drei Weltperioden zu je 4000 Jahren eingeteilt. Die alten Römer wissen von vier Zeitaltern, die indischen Veden sprechen von vier Weltzeitabschnitten, die sie Yugas nennen, die Chinesen bezeichnen acht Weltjahreszeiten, und der jüdische Talmud berichtet von sieben Grossperioden. (4)
Die astrologische Einteilung in zwölf Zeitalter zu je 2100 Jahren hat mit der Wanderung des Frühlingspunktes durch den Tierkreis zu tun. Es handelt sich um jenen Ort am Himmelsglobus, wo sich die jährliche Sonnenbahn im Aufstieg von der Süd- zur Nordhalbkugel mit der Ebene des Himmelsäquators schneidet. Dies geschieht zur Zeit der Frühlings-Tagundnachtgleiche jeweils am 21. März. Der griechische Astronom Hipparch hat im Jahre 125 v. Chr. diesen Frühlingspunkt im Zeichen des Widders geortet. Wegen der Kreiselbewegung unserer Erdachse wandert dieser Punkt entgegen dem Uhrzeigersinn rückwärts durch die zwölf Tierkreiszeichen und benötigt für einen ganzen Umlauf rund 25900 Jahre. Diesen Zeitraum nennen wir ein Grosses Weltenjahr oder ein Platonisches Jahr. Der zwölfte Teil davon ist ein Weltenmonat von 2100 Jahren.
In der alten jüdischen Geheimlehre der Kabbala wird von einer kosmischen Schlange berichtet, die in 370 Sprüngen vorwärts eilt. Jeder dieser Sprünge umfasst siebzig Jahre, was der durchschnittlichen Dauer eines Menschenlebens gleichkommt. Bereits in den biblischen Psalmen heisst es: «Unser Leben währt siebzig Jahre. Und wenn es hochkommt, sind es achtzig» (Ps 90, 10).
Diese Wanderung des Frühlingspunktes durch die Jahrtausende veranschaulicht den grossen Rhythmus im Entwicklungsablauf der Erd- und der Menschheitsgeschichte. Die zwölf Abschnitte, durch die der Frühlingspunkt wandert, haben einen Bezug zu den zwölf Tierkreiszeichen. Jedesmal wenn der Frühlingspunkt von einem Zeichen ins nächste übergeht, kommt es zu einer Veränderung des Zeitgeistes, zu einem Umbau des gängigen Denkmodells, zu einem Paradigmawechsel.
Eine solche Veränderung ist tatsächlich in unserer Zeit fällig, denn der Frühlingspunkt befindet sich jetzt am Ende des Fische-Zeichens und am Beginn des Zeichens Wassermann. Dabei handelt es sich hier um einen fliessenden Übergang, genau so, wie es in unserer Klimazone bereits Ende des Winters frühlingshafte Tage gibt und am Anfang der Frühlingszeit ab und zu noch winterlich sein kann.
Das Fische-Zeitalter, das unsere vergangenen 2100 Jahre beherrscht hat, kündigte sich zu jener Zeit an, als die Menschheit einen deutlichen Bewusstseinswandel erfuhr durch die Lehren jener Weisheitslehrer, die fast zur gleichen Zeit gelebt haben. Diese geistigen Wegbereiter haben in den vergangenen zweitausend Jahren das Denken der Menschheit nachhaltig geprägt. Erwähnt seien hier Lao Tse (geb. 604 v. Chr.), Pythagoras (geb. 582 v. Chr.), Konfuzius (geb. 551 v. Chr.), Buddha (geb. 536 v. Chr.), Zarathustra (geb. um 500 v. Chr.), Sokrates (geb. 470 v. Chr.), Hippokrates (geb. um 460 v. Chr.), Platon (geb. 428 v. Chr.) und Aristoteles (geb. 384 v. Chr.).
Die Menschheit steht nun am Anfang eines neuen Weltenmonats und damit am Beginn einer neuen Kulturepoche. Dieser Zeitenwechsel wird begleitet von Krisen und Erschütterungen, die eine Umgestaltung und Neuordnung einleiten. Das bis anhin vorherrschende analysierende und unterscheidende Spezialistendenken wird abgelöst von einem ganzheitlichen Denkprozess. Das Umweltbewusstsein und das Gesundheitsbewusstsein werden deutlich zunehmen. An die Stelle von lokalen Problemlösungen werden globale treten. Die Menschenrechte werden weltweit beachtet werden müssen.
Der Anbruch einer neuen Zeit gibt uns Anlass zu neuen Hoffnungen für die Zukunft und zu einem besseren Entwurf für das Werden des Menschen, damit wahr werde, was eine alte östliche Weisheit ankündigt:

Einst wird sich erheben der Stein,
um Pflanze zu werden,
wird sich erheben die Pflanze,
um Tier zu werden,
wird sich erheben das Tier,
um Mensch zu werden,
wird sich erheben der Mensch,
um wahrhaft Mensch zu werden,
eines Tages ...

Dr. Beat Imhof


Literatur:
(1) Capra, Fritjof: Wendezeit. Bausteine für ein neues Weltbild, Scherz Verlag, Bern, München, Wien, 1983, S. 9
(2) Stein, Werner: Kulturfahrplan. Die wichtigsten Daten der Kulturgeschichte. F.A. Herbig Verlagsbuchhandlung, München, Berlin, Wien 1970.
(3) Peters Arno: Synchronoptische Weltgeschichte. Universum Verlag, Tabellenband 1952, Textband 1970.
(4) Künkel Hans: Das grosse Jahr. Der Mythos von den Weltzeitaltern. Urania Verlag, Waakirchen 1980, S. 34



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"Letzte Änderung dieser Seite am 10. Juni 2014"