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Bücher - Rezension
(Anm.d.Erf.: Die Buchbesprechung stammt von Dr. Erich Lubahn aus der Zeitschrift "Wegbegleiter" vom Januar/Februar 1999, Nr. 1, IV. Jahrgang, S. 54 ff.)

Buch von Werner Schiebeler über Johannes Greber, sein Leben und sein Werk

Werner Schiebeler, "Johannes Greber - sein Leben und sein Werk", Verlag Martin Weber, Fabrikstr. 1, 77746 Schutterwald 1998, ISBN 3-9805119-1-X, Farb. brosch., 185 S., 34 Abb., 19,80 DM/sFr

Alle Religionen haben ihren Ursprung in Offenbarungen, prophetischen Weissagungen und Visionen. Durch sie teilen Mächte aus der unsichtbaren Welt Menschen in unserer Welt etwas mit, was den fragenden und suchenden Menschen interessiert. Diese Mächte suchen auf die zentrale Frage nach dem Sinn der menschlichen Existenz auf unserem Planeten Antwort zu vermitteln; dabei geht es um die Frage nach dem Woher und Wohin jedes Individuums. Es ist ja ein moderner philosophischer Grundsatz: Wer keine Antwort auf die Frage nach dem Woher und dem Wohin für jeden Menschen hat, weiss auch zu der (oft quälenden) Frage nach dem Warum und Wozu keine Lösung zu vermitteln (Sartre und Heidegger).
( ... ) Was Johannes Greber durch persönliche Visionen und durch die Vermittlung "Dienstbarer Geister" (Hebr. 1,14) neu erfahren durfte, schildert er zentral in seinem Buch "Der Verkehr mit der Geisterwelt Gottes, seine Gesetze und sein Zweck". Darauf geht Werner Schiebeler besonders ein. Er stellt das Gedankengut von Johannes Greber in seinen historischen Zusammenhang. Dadurch wird deutlich, warum Greber sich von seiner Kirche trennen musste und den christliche Glauben neu auf den Leuchter stellte. Dass das wesentlich durch "spiritistische Kundgaben" ausgelöst wurde, macht viele Leser skeptisch. In christlichen Kreisen wird der Spiritismus pauschal abgelehnt. Das kommt aus einem von unserer religiösen Kultur geprägten Vorverständnis: Durch den Spiritismus sprechen "böse Geister" und "tote Geister". Vor diesen Geistern warnt Johannes Greber in allen seinen Publikationen. Auch Werner Schiebeler berichtet davon und hat zu diesem Thema eine besondere Schrift verfasst: "Die Zuverlässigkeit medialer Durchgaben und die Prüfung der Geister" (erhältlich über den Verlag, 4,- DM/sFr).
Was die Propheten der Bibel bezeugen ist ein "positiver Spiritismus". Mit "Spiritismus" sind immer Kundgaben aus der unsichtbaren Welt gemeint; da gibt es solche aus der unsichtbaren Finsterniswelt und der unsichtbaren Lichtwelt. Davon berichtet die Bibel in vielen Zusammenhängen. Was Johannes Greber in seinem Leben als Christ hat erfahren dürfen, ist die "Vergegenwärtigung" dieses "positiven Spiritismus". Damit hat sich Greber total von seiner katholischen Tradition getrennt und dem heute fragenden und suchenden Menschen Anstösse zum "Umdenken" vermittelt. Umdenken bedeutet das wörtliche Verständnis der Bibel zu dem von der Kirche oft missbrauchten Wort "Busse". Das neue Verständnis der Bibel von Johannes Greber ist "evangeliumsgemäss" geworden.
Werner Schiebeler schreibt sein neues Buch über Johannes Greber nicht als sein "Fan", sondern mit kritischer Sachlichkeit. Auch Greber selbst ist für mich ein kritischer Theologe. Bei seinen Aussagen geht es ihm in besonderer Weise um den konfessionellen Missbrauch der Absolution (dem Zuspruch der Vergebung der Sünden) und der Trinitätslehre. Vieles was da Grundsätzliches ausgesagt ist, wird auch von der Hermeneutik (dem Verfahren der Auslegung und Erklärung von Texten) vieler Theologen bestätigt. Dass auch im evangelischen "Augsburgischen Bekenntnis" (1530) manche katholischen Verständnisse übernommen wurden, wie z.B. in Fragen der Trinität, der Transsubstantiation, der Absolution und der Sukzession, ist jedem kritischen Theologen bewusst. Kein Christ sollte dogmatische Lehraussagen unkritisch übernehmen. Es gilt für jeden der biblischen Grundsatz: "Prüfet alles, und das Gute behaltet" (1.Thess. 5,21). Für kritisch denkende Menschen geben Greber und Werner Schiebeler wertvolle, neue Denkanstösse.
Besondere Aufmerksamkeit gibt Werner Schiebeler dem, was Johannes Greber über "Geist, Geister, der Heilige Geist" ausgesagt hat. Dies Thema kommt - wie ich sehe - bei den christlichen Kirchen oftmals zu kurz. Hier tut Aufklärung not. Johannes Greber bietet Hilfe an. Es ist eine biblisch belegte Tatsache, dass sich Gott bei seinen Kundgaben oft hoher Geistwesen bedient. Jedoch scheinen mir Johannes Grebers Aussagen, "den Geist Gottes" (Sing.) mit "einen Geist Gottes" zu übersetzen, zu pauschal und einseitig und damit exegetisch nicht haltbar. Es handelt sich keineswegs immer nur um "Übersetzungsfehler". Auch in diesem Stück ist jeder Leser zur kritischen Prüfung aufgefordert. Dass Gott, der selbst "der Geist" ist (Joh. 4,24), vielfach durch seine Engel (wörtlich übersetzt: Boten) spricht, ist unwidersprochen. Jedoch sollte man aus dieser Tatsache keine starre Lehraussage machen.
Jedem, der als "Christ" kritische Anstösse zum Denken, Umdenken und Neudenken nicht scheut, ist das neue Buch von Werner Schiebeler über Johannes Greber sehr zu empfehlen! ( ... ) Werner Schiebeler behandelt in seinem Buch aber nicht nur religiös-theologische Fragen, sondern berichtet umfassend mit vielen Bildern und Dokumenten auch über das Leben von Johannes Greber, sowohl in Deutschland vor seiner Auswanderung in die U.S.A., als auch später in Amerika. In Deutschland ist besonders seine Betätigung als Begründer eines Hilfswerkes und als Reichstagsabgeordneter erwähnenswert. In den U.S.A. ist seine Gründung einer eigenen kleinen Kirchengemeinde wichtig, die er "Church of Believers in God" nannte. Auch die Ereignisse nach Grebers plötzlichem Tod 1944 und die Gründung der Johannes-Greber-Memorial-Foundation werden besprochen.

Dr. Erich Lubahn


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Letzte Änderung am 6. August 2000