[ Startseite ]  -   [ Wegbegleiter ]  -   [ Zurück ]  -   [ Weiter ]  -   Download -  Kontakt

Lyrik

Gedichte von Brunhild Börner-Kray und Pir-o-Murschid Hazrat Inayat Khan, erschienen in der Zeitschrift 'Wegbegleiter' Nr. 2/2005, S. 80 + 81.
Anmerkungen des Erfassers stehen in [ ]-Klammern.

Jesus von Nazareth und der Jesus der Christen

Immer, wenn die Morgenröte einer neuen Zeit heraufdämmert,
die Sterne über dem Libanon leuchten,
die Zedern wohltuenden Schatten spenden,
treffen sich im Schutze der Hügel
der JESUS der CHRISTEN
und der
JESUS von NAZARETH.
Sie führen ihre Hände an die Stirn, verneigen sich
und nehmen auf der Erde Platz,
die noch die Wärme des vergangenen Tages ausstrahlt.

Nach einer geraumen Zeit der Sammlung und Stille
sprechen sie lange, sehr lange miteinander.

Bevor ein neuer Morgen erwacht, erheben sich beide.
Der JESUS der CHRISTEN übersieht nicht die tiefe Betrübnis
in den Augen des JESUS von NAZARETH –
und der JESUS von NAZARETH sagt zum JESUS der CHRISTEN:

„Mein Bruder, wir sind uns auch dieses Mal nicht näher gekommen,
werden wir denn niemals, niemals zueinander finden?“

Und in seiner unnachahmlichen Art legt
der JESUS von NAZARETH den Mantel über seine Schultern –
und geht seines Weges.

Brunhild Börner-Kray


Mein Geliebter, meine Geliebte

Mein(e) Geliebte(r) ist der/die Eine allein.
Wohin ich auch schaue,
Meine Augen sehen nur Ihn/Sie.

Auf der Suche nach Liebe kam ich in diese Welt.
Als ich aber die Welt gesehen hatte, weinte ich,
Denn ich fühlte Kälte ringsum.
Und in meiner Verzweiflung rief ich aus:
Muss auch ich nun erkalten?
Und mit Tränen hegte ich die Pflanze des Mitleids,
Die ich in meinem Herzen schon fast verloren hatte.

Ich goss Vernunft in das Butterfass der Liebe.
Ich schüttelte und schüttelte,
Dann nahm ich die Butter für mich selbst;
Lass doch den, der mag, die Milch nehmen,
Denn ich habe erlangt, wonach ich mich sehnte.
Ich habe meine Hoffnung gefunden.

Ich brauche eure Philosophien und euren Glauben nicht mehr;
Nichts gelten mir eure Theorien und Glaubensbekenntnisse;
Denn ich habe meine(n) Geliebte(n) gefunden.

Er/Sie, auf dessen Haupt die Kronen der Universen gesetzt sind,
Ist mein(e) Geliebte(r).
Gott * ist mein(e) Herr(in);
Ihm/Ihr bin ich treu,
Mag geschehen, was immer geschehen mag!
Mein(e) Geliebte(r) ist der/die Eine allein;

(frei nach Pir-o-Murschid Hazrat Inayat Khan)


* oder Krishna, Allah, Jahwe (JHVH), ... alle Namen Gottes!

[ Anm.d.Erf.: Das Gedicht ist dem sehr empfehlenswerten Buch "Das Lied in allen Dingen – Sufi-Erzählungen und Gleichnisse vom Glück der Harmonie" von Hazrat Inayat Khan, Verlag Herder Freiburg i.B., 1985, ISBN 3-451-20344-8 entnommen und leicht abgewandelt worden, um zu betonen, dass Gott männliche und weibliche Aspekte in Sich vereint. ]


[ Startseite ]  -   [ Wegbegleiter ]  -   [ Home ]  -   [ Zurück ]  -   [ Weiter ]  -  Download -  Kontakt

"Letzte Änderung dieser Seite am 10. Juni 2014"