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Esoterik - Kritische Betrachtungen
(Anm.d.Erf.: Der Artikel stammt von Rudolf Passian aus der Zeitschrift "Wegbegleiter" vom November 1996, Nr. 6, I. Jahrgang, S. 240 ff.)

Anmerkungen zu dem esoterischen Rummel mit "Aufgestiegenen Meistern" und der "Weissen Bruderschaft"

red. - Dass bei alledem -"Maitreya", "Jesus Sananda", "Djwhal Khul", "Vyvamus", "Seth" etc. inbegriffen - grösste Vorsicht geboten ist, sollte jedem Wahrheitssucher, der das Buch "Licht und Schatten der Esoterik" (Knaur-Verlag) von Rudolf Passian kennt, klargeworden sein. Schon Anfang 1990, nach Besuch eines Vortrags über "Vyvamus" bei der Schweizer Parapsychologischen Gesellschaft (SPG) Zürich, verfasste Passian eine Stellungnahme, die ob ihrer zunehmenden Aktualität hier wiedergegeben werden soll:

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde, zur kürzlich erfolgten Einladung zu Seminaren mit der "grossartigen Gelegenheit, mit Wesen der höchsten Ebene der geistigen Welt in Kontakt zu treten", wollen Sie mir bitte ein paar Bemerkungen gestatten:
Dankenswerterweise offeriert die SPG seit jeher eine breitgefächerte Palette an Vorträgen, Kursen und Medien-Konsultationen. Dies ermöglicht jedermann vielfältige Informationsmöglichkeiten, wobei auch Referenten, die den Erwartungen nicht entsprochen haben mögen, zur Entwicklung unserer Unterscheidungsfähigkeit beitragen.
Wir wissen, dass Vorsicht geboten ist besonders auf dem Gebiet medial empfangener Mitteilungen, egal ob diese von Geistern, Meistern oder aus dem Unbewussten des Mediums stammen mögen. Die Meinung, man könne so ohne weiteres und jederzeit höchste Geistesebenen anzapfen, lässt ein sehr bescheidenes Verständnis von deren Wesen und Beschaffenheit erkennen. Es muss daher gestattet sein, Zweifel zu äussern.
Der o. a. Einladung zufolge gehört ein gewisser Vyvamus als hoher Lehrer zur "Geistigen Hierarchie dieses Planeten" und zur "Weissen Bruderschaft". Ihr würden auch Djwhal Khul angehören, Sanat Kumara, Helios und andere. Zum Kennenlernen der "Geistigen Hierarchie" wird auf Bücher von Alice A. Bailey aus dem Lucis-Verlag verwiesen.
In diesem Verlag (ursprünglich "Lucifer-Publishing-Company", seit 1924 "Lucis-Trust") erscheint das umfangreiche Bailey-Schrifttum seit 1922. Lucis heisst also schlichtweg Luzifer. Dieser ist, wie jeder Esoteriker weiss, eine spirituelle Realität. Er ist identisch mit dem Halbgott (und mehr ist er nicht) Prometheus der griechischen Mythologie, der den Göttern das Feuer stahl, um es den Menschen zu bringen. Er ist also kein Licht- sondern Feuerbringer. Zwar wird "Lucifer" (griech. phosphoros) mit "Lichtbringer" übersetzt, aber Phosphor brennt bekanntlich und ist mit Wasser nicht zu löschen. Das dabei entstehende Licht ist ein solches des Feuers und hat nichts mit dem göttlichen Urlicht zu tun, sondern stellt verzerrte Erkenntniskraft dar; es repräsentiert das Geistprinzip des falschen Logos und äussert sich im kalten Verstandesdenken, in purer Ratio. Von tröstender Liebe, Demut, Mitleid und Barmherzigkeit keine Spur!
Das Negative Prinzip kann, ebenso konkret wie das Positive, personifiziert in Erscheinung treten. Das weiss jeder simple Magier. Luzifer ist daher ebenso erfahrbar wie die christlich-göttliche Wirklichkeit. Er ist auch bloss ein Geschöpf und als solches den Natur- und Geistesgesetzen unterworfen. Da er diese nicht zu ändern vermag, können sie nicht von ihm stammen, mag er in seinem Einflussbereich auch noch so viel Macht besitzen. Diese Macht auszudehnen, zu festigen und immer mehr gutgläubige Menschenherzen zu betören, in seinen Bann zu ziehen und den Bestand der Materie zu verewigen, ist offensichtlich sein vordringliches Ziel.
Die in der Esoterik übliche Teilung des personifizierten Negativen Prinzips in die Wesenheiten Luzifer und Ahriman bedeutet: Luziferisch sind alle Dinge und Bestrebungen von aufrührerischer (revolutionärer statt evolutionärer) und überheblicher Tendenz. Fanatismus, Hass, heisse und kalte Kriege sind sein Metier. Ahriman hingegen gilt als Geistprinzip der Verstofflichung und damit dichtester Dunkelheit (Farbensymbolik: Ahriman = schwarz, Luzifer = rot. Weltweit gelten schwarz/rot als die Farben Satans). Ahriman lasst uns in dem Wahn zu glauben, diese Welt sei alles; wir sollen vergessen, dass wir Bürger zweier Welten sind.
Nicht nur als Esoteriker sollte man wissen, dass Luzifer und S a t a n zwei nur scheinbar verschiedene Personifikationen sind. Seit altersher wurde das Prinzip des Bösen doppelgesichtig aufgefasst und stellt lediglich zwei Aspekte einer Wesenheit dar. Dies wird in der "Geheimlehre" Blavatsky's des langen und breiten begründet. Da wimmelt es nur so von "Herren der Flamme" und der "dunklen Weisheit", wobei deren Oberhaupt als von der Venus herkommend dargestellt wird (Venus = Morgenstern = lat. Lucifer). Er gilt als Vertreter des "Sonnen-Logos" auf Erden und soll die Adepten- alias "Geistige Hierarchie" unseres Planeten gegründet haben; ein Hinweis mehr auf das wahre Wesen der von den Damen Blavatsky und Bailey hochgelobten "Meister". Dabei gilt Satan-Luzifer nicht bloss als "Herr der sieben Wohnungen (Sphären) des Hades (griech. Unterwelt), sondern als "der Herr dieser Welt, der Gott unseres Planeten und der e i n z i g e Gott" (Geheimlehre 11, 245).
Frau Baileys Luzifer-Kult geht auf die Begründerin der Theosophischen Bewegung, Helena Petrova Blavatsky (HPB) zurück. Parapsychologisch betrachtet war diese Russin ein starkes Medium von wildwuchernder Medialität. Viele Jahre lang widmete sie sich dem Vulgärspiritismus. Zeitweilige Besessenheit und andere üble Erfahrungen mögen sie veranlasst haben, sich von Geistern (Verstorbener) ab- und "lebenden Meistern" zuzuwenden, die angeblich jahrhundertelang im physischen Körper verweilen können und vorwiegend in Tibet residieren. Von solchen will sie umfangreiche Lehren empfangen haben, die sie in a) "Isis entschleiert" und b) "Die Geheimlehre" niederlegte. Die enormes Wissen offenbarenden beiden Werke stimmen jedoch nicht in allem überein. Beispiel: Während in a) die Reinkarnations- und Karma-Lehre strikt abgelehnt wird, erfährt sie in b) eine ebenso strikte Befürwortung!
HPB mag es, ebenso wie Frau Bailey, gut gemeint haben, aber aufgrund des Affinitätsgesetzes, dem Gesetz der Wesensverwandtschaft bzw. der Anziehung des Ähnlichen, können sich nur ausnahmsweise wirklich hochentwickelte Wesenheiten auf unserer niederen Seinsebene manifestieren. HPB gab denn auch zu, mitunter von Dämonen getäuscht worden zu sein (Miers, "Lexikon des Geheimwissens" 398/99). Und wie oft mag sie es nicht gemerkt haben?
Alice Ann Bailey (AAB) gehörte zum "Inneren Kreis" (Esoteric Section) der US-Theosophen und heiratete 1920 den dortigen Generalsekretär Foster Bailey. Ab 1919 will sie denselben "Tibeter" namensDjwhal Khul "getschännelt" haben, welcher HPB einen wesentlichen Teil ihrer "Geheimlehre" diktiert haben soll.
Es dürfte wenig bekannt sein, dass HPB eine Satansverehrerin war. Sicherlich nicht in extremer Form mit Schwarzen Messen u. dgl., aber für sie waren Luzifer und Satan eins. Sie begründet dies in ihrer "Geheimlehre" ausführlich. So heisst es z. B. im 2. Band, S. 394 wörtlich: "Das, was die Priesterschaft einer jeden dogmatischen Religion, vorzugsweise der christlichen, als Satan, den Feind Gottes bezeichnet, ist in Wirklichkeit der höchste göttliche Geist die okkulte Weisheit auf Erden." HPB nannte ihre erste Zeitschrift "Luzifer".
AAB schöpft aus den gleichen Quellen. Nach ihrer Trennung von der Theosoph. Gesellschaft (Adyar) gründete sie die "Theosophical Association", die 1923 umbenannt wurde in "Arkanschule" (lat. arcanum = Geheimnis). Sie gründete ferner die Gruppe der neuen Weltdiener, die Aktion Weltweiter guter Wille und die Triangels. Millionen Menschen machen in diesen Gruppierungen begeistert mit, ohne zu ahnen, vor wessen Karren sie gespannt wurden.
Das Hauptgebet dieser dominierenden esoterischen Richtung ist die "Grosse Invokation" (Anrufung). Besonders in den Triangels (Dreiergruppen) wird sie täglich vorgenommen und gilt als das "Vaterunser des Wassermannzeitalters".
Wenn es an einer Stelle jener Anrufung heisst: Möge C h r i s t u s wiederkommen auf Erden", so stellt dies nach Constance Cumbey eine arglistige Täuschung dar. Sie weist nach (in "Die sanfte Verschwörung", Verlag Schulte + Gerth, D-Asslar), dass hiermit nicht Jesus Christus gemeint ist, sondern der speziell von Benjamin Creme eifrig propagierte "Maitreya-Christus des Wassermannzeitalters", der angeblich seit 1977 in London weilt. Dieser erklärte durch Creme am 10. 11. 1977: "Alle, die nach mir ausschauen wie nach meinem geliebten Jünger, dem Meister Jesus, werden seine Eigenschaften in mir finden." (Cumbey, 99)
Jesus von Nazareth rangiert in der "Weissen Bruderschaft" ganz unten: Zuoberst thront der "Sonnen-Logos", dem eine "Solare Dreieinigkeit" folgt. Dann kommen "7 Strahlen", und dann "Sanat Kumara", was nach Cumbey lediglich ein anderer Name von Satan sein soll (a.a-O., 71). Sodann folgen diverse Kumaras, Manus, Bodhisattwas und Maha-Chohans etc., und hinter vielen "aufgestiegenen Meistern" finden wir den "Meister Jesus", der - laut Creme - die Erde nie verlassen hat und derzeit im Körper eines 640jährigen Syrers im Himalaja steckt (a.a.O., 89;108). Damit nicht genug: Jesus wurde während seiner letzten drei Jahre in Palästina von dem jetzt in London lebenden "Maitreya-Christus" überschattet und untersteht jetzt einem "Venezianischen Meister"!
Hierzu bedarf es wohl ebenso wenig eines Kommentars wie zu der Aussage, die Atombombe sei ein Produkt eben jener Hierarchie, zu der neuerdings Vyvamus zählt, und entstamme einem "Ashram des 1. Strahles" in Zusammenarbeit mit einer Gruppe des 5. und sei, auf lange Sicht betrachtet, rein wohltätiger Natur. Ob das die Opfer von Hiroshima und Nagasaki auch so empfunden haben mögen? - Niemals würde sich eine in der göttlichen Ordnung wirkende Wesenheit zur Mitarbeit an irgendwelchen Vernichtungsmitteln hergeben!
Freunde, mir liegt es fern, jemanden belehren oder gar verletzen zu wollen. Nach Kahir ist es jedoch ein Akt der Menschenfreundlichkeit, weniger informierte Mitmenschen auf Gefahren aufmerksam zu machen, die nun mal im Dschungel der Esoterik lauern. Ich selber jedenfalls verzichte gerne darauf, mir von dubiosen Wesenheiten "die Aura reinigen" oder "vor, während und nach den Seminaren, auf der feinstofflichen Ebene" an meinen Energiekörpern arbeiten zu lassen "um Blockaden zu lockern". In einem mir bekannten Fall forderte eine Trancepersönlichkeit, die sich "Dr. Natas" nannte (bitte rückwärts lesen!), die Ausbildung des Mediums zum Naturheilarzt. Begründung: "Wir wollen über ihn auf viele Menschen  e i n w i r k e n . . ." - Genügt das? Bitte fassen Sie diese Beurteilung nicht als Verurteilung auf, das steht mir nicht zu. -

Herzlichst Ihr Rudolf Passian


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Letzte Änderung am 8. Juli 2000