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Religion - Sekten
(Anm.d.Erf.: Der Artikel stammt von Rudolf Passian aus der Zeitschrift "Wegbegleiter" vom November 1997, Nr. 6, II. Jahrgang, S. 273 ff. Anmerkungen des Erfassers stehen in [ ] - Klammern.)

BHAGWAN SHREE RAJNEESH

Ein Menschheitslehrer wie Christus?

red. - Dr. Gabriel Looser, ein bekannter Esoteriker und Sterbebegleiter in der Schweiz, stellte in einem Beitrag den Sex- und Rolls-Royce-Guru Bhagwan, der sich zuletzt Osho (der Erleuchtete) nannte, auf eine Stufe mit Jesus Christus. Unser Freund Rudolf Passian sah sich daraufhin zu einem Leserbrief veranlasst, den wir im Folgenden abdrucken:

Die folgende Stellungnahme wolle nicht als Kritik missverstanden werden, sondern als eine Darstellung aus meiner Sicht. Und da jedermanns Meinungsbildung vom jeweiligen Kenntnisstand plus persönlichen Erfahrungswerten abhängt, so hat eben auch jeder von seinem Standpunkt aus recht. Dies wird der von mir sehr geschätzte Verfasser des Beitrages über Bhagwan wohl ebenso sehen und daher sachliche Einwände gelten lassen.
An sich sind Überraschungen aus dem Lager der Theologenzunft nichts Ungewöhnliches, wobei sich der Bogen von der fadenscheinigen Ganztod-Theorie bis zur Gott-ist-tot-Parole spannt; aber wie man "Osho" mit Jesus auf eine Stufe stellen bzw. vergleichen kann, finde ich doch etwas erstaunlich. Und obwohl mir jedwedes Belehrenwollen anderer fernliegt, so ganz unwidersprochen möchte ich Dr. Loosers Wertung doch nicht lassen, auch auf die Gefahr hin, mir Feindschaft einzuhandeln.
Herrn Dr. Looser dürfte bekannt sein, dass im esoterischen Dschungel mit Begriffen wie Meister, Weisse Bruderschaft, Erleuchtung, Göttlichkeit, Erlösung usw. viel Schindluder getrieben wird. In meinem Buch "Licht und Schatten der Esoterik" (Knaur-Verlag), das man kennen sollte, bevor man sich ins Labyrinth esoterischer Heilslehren begibt, sind auf Seite 211 die Merkmale zur Unterscheidung von echten und falschen Meistern angeführt. Wahre Meister würden es z. B. strikt ablehnen, die Arbeitskraft anderer auszunutzen oder Geld zu nehmen. Sie geben auch weder Kurse noch sammeln sie einen Kreis von Bewunderern um sich. Ferner wird kein echter Meister einen Menschen jemals von sich abhängig machen. Er wird sich lediglich als Werkzeug Gottes betrachten und als einen Wegweiser zu Gott. Mehr nicht.
Bhagwan lehrte unter anderem, die Familie als Gesellschaftsform habe zu verschwinden. An ihre Stelle tritt die Kommune, in der die Kinder gemeinsam erzogen werden und nur ihre Mutter, nicht aber ihren Vater kennen (was bei den Bhagwan'schen Gruppensexpraktiken ohnehin nur schwer herauszufinden wäre). Sex mit Kindern ist selbstverständlich, Schuldgefühle sind Unsinn. Schuld ist eine Erfindung der Religionen bzw. Priester, um Menschen besser unterjochen zu können, und so fort. - In seinem Ashram waren Vergewaltigungen und Knochenbrüche an der Tagesordnung; doch das schien den "Meister" ebenso wenig zu berühren wie Selbstmorde seiner Anhänger. Der Tod war ja für ihn sowieso das Höchste. "Jeder, der in Rajneeshpuram oder im Umkreis von 24 Meilen stirbt, wird erleuchtet sein" wurde in der "RajneeshTimes" vom 13.07.1984 verkündet.
Wes Geistes Kind dieser schlaue Inder war, zeigen u. a. seine überaus gemeinen (veröffentlichten!) Witze sowie seine niederträchtigen Bemerkungen über Mutter Teresa. Er hatte sie eine Heuchlerin, Kurpfuscherin und Betrügerin genannt und ihre aufopferungsvolle Arbeit als kriminell bezeichnet! Sie schrieb ihm daraufhin einen Brief, erklärte ihm die Art ihres Wirkens und bot Vergebung für seine Entgleisungen an. Mit der Bemerkung "eine dumme, idiotische Frau" war für ihn die Sache abgetan. Man lese das Buch "Der Todeskuss, Wahn und Wirklichkeit der Bhagwan-Bewegung" (Neuhausen, 1985) von Eckart Flöther, der vieles hautnah erlebte.
Übrigens bleiben wahre spirituelle Meister vital und gesund bis zuletzt. Bhagwan hingegen erkrankte auch körperlich. Für mich jedenfalls kann nur derjenige ein wahrhaft Eingeweihter sein, der anderen ein uneigennütziger Freund und Führer zu Gott ist. Wobei er keinen Zweifel darüber lässt, welchen Gott er meint.
Gewiss, niemand von uns sollte sich zum Richter eines anderen aufwerfen [ aufspielen ], und "Osho" ist den Schicksalsgesetzen gewiss genauso unterworfen wie wir alle. Aber es muss die Frage erlaubt sein, ob es nicht vernünftiger gewesen wäre, seinen vielen Anhängern statt Gruppensex und abstrusen Psycho-Techniken besser jene Form von Liebe zu lehren, der wir unser Sein verdanken, und deren Betätigung keine irdische Religion eindringlicher betont als das Christentum! Wieviel namenlose Not hätte man doch mit den enormen Geldsummen, die "Osho" zur Verfügung standen, beseitigen können! Die "dumme, idiotische" Mutter Teresa tat dies auf ihre Weise, in aller Demut. - Was hat hingegen der "Menschheitslehrer Osho" vorzuweisen?
Herrn Dr. Looser sei gesagt: Wenn wir einmal die irdische Ebene verlassen, dann fällt nicht in die Waagschale, welcher Philosophie, politischer Ideologie oder Religion wir den Vorzug gaben, sondern allein, wieviel Tränen wir auf verhärmten Gesichtern zum Versiegen bringen konnten; ob wir, trotz des luziferischen Zeitgeistes, unbeirrt festhielten an unserem Gottvertrauen und [ ob wir ] Nächstenliebe praktizierten. Gerade Sie, als Sterbebegleiter und Kenner der NTE-Literatur, sollten eigentlich die Gabe der "Unterscheidung der Geister" haben!

Rudolf Passian

Immer sind es nur wenige,
die die Geschicke der Menschheit beeinflussen,
und diese wenigen sind Sendboten des Lichtes
oder der dunklen Mächte;
an ihren Werken sind sie zu erkennen.
        Philo


[ Anm.d.Erf.: Die Bhagwan-Rajneesh-Bewegung wird auch Neo-Sannyas-Bewegung genannt. Die Mitglieder heissen 'Sannyassin'. ]


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Letzte Änderung am 28. Juli 2000