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Erlebnisberichte

Beitrag von Rudolf Passian/Resi Passmoser, erschienen in der Zeitschrift 'Wegbegleiter' Nr. 3/2004, S. 42-46.

Erlebnisse mit zwei Klosterfrauen

Das abgeholte Vaterunser – Schwester Onesima bedankt sich – Die Führung zum "Meier-Grab" – Die befreiende Kraft des Kreuzschlagens – Rasche Heilung aus dem Jenseits

von Resi Passmoser

red. – Im Laufe der Jahre wurden im WB schon des Öfteren hochinteressante Erlebnisse der Tiroler Sensitiven Resi Passmoser (1891-1961) gebracht. Sie war eine einfache Frau aus dem Volke, Katholikin, die ihr Gottvertrauen bis zur unerschütterlichen Gottverbundenheit entwickelt hatte. Ein weiterer Bericht von ihr sei hier im Original-Wortlaut wiedergegeben.
R.P.

Im Jahre 1929 war ich zur Erholung in einer Heilanstalt. Als ich mich kurz vor Weihnachten von einer lieben – ich möchte fast sagen engelhaften – Schwester namens Reinalda verabschiedete, sagte sie: "Ich hätte eine Bitte, liebe Frau Passmoser. Würden Sie für mich, wenn ich gestorben sein werde, ein Vaterunser beten?"

Ich war sehr überrascht über diese Bitte, schaute die Schwester nachdenklich an und sagte: "Wie können Sie, liebe Schwester, denn schon jetzt ans Sterben denken? Sie sind doch noch so jung, erst 22 Jahre!"

"Ja", flüsterte sie, "man weiss nicht, wie schnell es einmal geht, aber – nicht wahr, Sie versprechen mir, dann ein Vaterunser für mich zu beten?"

Ich lächelte und sagte, dass ich das gern tun wolle, wenn es ihr Wunsch sei. "Ich will sogar mehr für Sie beten, als nur das eine Vaterunser. Aber wie soll ich es denn erfahren, wenn Sie einmal gestorben sein werden? Wir gehen heute auseinander und wissen nicht, ob wir uns jemals wieder sehen oder voneinander hören."

"Sie haben schon recht, aber – wenn Sie es erfahren, bitte – beten Sie dann ein Vaterunser für mich."

Ich versprach es ihr und wünschte ihr noch recht viel Freude in ihrem schönen, segensreichen Beruf. Das war, wie gesagt, einige Tage vor Weihnachten 1929.

Am 5. Februar 1930 lag ich gegen 8 Uhr abends im Bett und las. Mein Mann war verreist. Ich dürfte etwa zwei Stunden gelesen haben, da hatte ich auf einmal das Gefühl, als stehe jemand neben mir. Ich spürte einen leisen Wind um mein Gesicht streichen und sah einen hellen Lichtstrahl durchs Fenster hinaus verschwinden.

Ich wunderte mich, doch als eine Weile nichts Weiteres geschah, las ich schliesslich in meinem Buch weiter. Nach einiger Zeit aber wiederholte sich das Geschehene, nur mit dem Unterschied, dass diesmal der Lichtstrahl nicht durch das Fenster, sondern durch die Wohnzimmertür verschwand.

Als ich mich dann wieder meinem Buch widmen wollte, hatte ich erneut das Gefühl, als schaue mir jemand über den Kopf hinweg ins Buch. Als ich aufschaute, spürte ich wieder den leichten Wind und sah den Lichtstrahl zur Wohnzimmertür huschen.

Jetzt stand ich auf und ging prüfend durch alle Räume der Wohnung. Es war alles in Ordnung. Die Kinder schliefen tief und ruhig. Also legte ich mich wieder ins Bett, um weiterzulesen. Doch kaum hatte ich das Buch zur Hand genommen, wurde es mir von einer unsichtbaren Kraft zugedrückt, so dass ich die beiden Daumen, die eingeklemmt wurden, mit einem Ruck herausziehen musste.

Nun legte ich das Buch auf den Nachttisch, löschte das Licht aus und sagte zu mir: Ganz gleich, wer jetzt bei mir ist – für den oder die Betreffende will ich jetzt ein Vaterunser beten. Ich hatte das Gefühl, als sei ein Kind gestorben, weil alles so schön und rein um mich war.

Als mein Mann ein paar Tage später heimkam, erzählte ich ihm mein Erlebnis. Er meinte: "Es wird schon jemand gestorben sein, der ein Gebet gebraucht hat." Es war ja schon oft der Fall gewesen, dass abgeschiedene Seelen mit einer solchen Bitte an mich herangetreten waren. Der Gedanke an die kleine Schwester Reinalda kam mir überhaupt nicht.

Im Laufe des Monats März bekam ich von einer Dame, die gleichzeitig mit mir in dem erwähnten Erholungsheim gewesen war, die Nachricht, dass die Schwester Reinalda gestorben war. Da musste ich sofort an das seltsame Erlebnis vom 5. Februar denken und fragte mich, ob der unsichtbare Gast die Schwester Reinalda gewesen war, die das ihr versprochene Vaterunser selbst bei mir "abgeholt" hatte. Als ich mir die Erlebnisse vergegenwärtigte, stellte ich fest, dass ich an diesem Abend nur das eine Vaterunser gebetet hatte, kein weiteres für all die anderen Seelen, wie ich es sonst zu tun pflege. Ich muss sofort nach dem Amen eingeschlafen sein, etwas, was mir sonst eigentlich nie passiert.

Um mir Gewissheit zu verschaffen, schrieb ich an die Oberin der Heilanstalt und schilderte ihr mein Erlebnis vom 5. Februar. Sie teilte mir dann auch mit, dass die liebe kleine Schwester Reinalda gerade an dem betreffenden Abend gestorben war. Ihre Seele hatte sich also gleich nach dem Sterben ihr versprochenes Vaterunser bei mir geholt. Mehr hatte sie offenbar nicht gebraucht, was die Ursache war, dass ich nach dem Amen gleich einschlief. Jetzt wusste ich auch, warum ich das Gefühl des Reinen und Schönen gehabt hatte.

Als ich vor Jahren einmal sehr krank war, hat mich eine andere Klosterschwester gepflegt. Nach meiner Genesung kam ich noch öfters mit ihr zusammen, da wir am gleichen Ort wohnten. Zwischendurch sah ich sie lange Zeit nicht, weil sie ab und zu in andere Orte versetzt worden war.

Eines Tages ging ich durch die Strassen, als ich das Sterbeglöcklein läuten hörte. Nun habe ich mir zur Gewohnheit gemacht, wenn ich das Glöcklein höre, für den betreffenden Verstorbenen ein Vaterunser zu beten. Ich tat dies auch in diesem Falle. Als ich das Amen gesprochen hatte, hörte ich deutlich eine Stimme sagen: "Ich danke dir!" Ich war verwundert, denn auf diese Weise sofort nach dem Gebet hatte sich noch kein Abgeschiedener bei mir bedankt.

Ich stellte mir innerlich die Frage, wer wohl der Verstorbene sein könne. Daraufhin vernahm ich die Stimme abermals, die jetzt einen Namen nannte, nämlich den der Schwester Onesima.

Ich war erschüttert, konnte es einfach nicht glauben, zumal ich keine Ahnung davon hatte, dass die Schwester wieder im Ort war. Ich ging sofort in das Kloster, um mich zu erkundigen. Die Oberin bestätigte mir den Heimgang der Schwester Onesima. Als ich ihr mein Erlebnis erzählte, wollte sie es erst nicht glauben, sondern dachte, ich habe die Parte (= Aushang - red.) gelesen, was aber nicht der Fall war.

Einmal erfuhr ich nach einer Rückkehr von einer Reise, dass einer unserer guten Bekannten namens Meier in der Zwischenzeit verstorben war. Ich ging also auf den Friedhof, um an seinem Grab zu beten. Beim Betreten des Friedhofes bat ich in Gedanken den Verstorbenen, mich an sein Grab zu führen, dessen Lage mir unbekannt war.

Ich wurde zuerst den ganzen Mittelgang des Friedhofes entlang geführt, musste dann rechts abzweigen und durch die Gräberreihen wandern. Und immer, wenn ich den Impuls zum Halten bekam, stand ich vor einem Grabe mit dem Namen Meier. Aber es handelte sich nicht um den Meier, den ich suchte.

Das geschah mir siebenmal. Erst das achte Grab – und dieses war nahe dem Eingang – war dann das gesuchte "Meiergrab". Ich musste über diese kuriose Art der "Führung" lächeln. Ich hatte an jedem "Meiergrab" ein Vaterunser für den Verstorbenen gebetet, denn mir war klar geworden, dass sie alle ein Gebet nötig hatten.

Einige Zeit später wollte ich wieder einmal ein Grab suchen und bat vor dem Betreten des Friedhofes die "armen Seelen", mich hinzuführen, wie ich es auch bei anderen Gelegenheiten manchmal tue. Kaum war ich durch das Friedhofstor hindurch, war es mir, als ob viele Hände mich zurückhalten wollten. Ich spürte Hände an meiner Brust, an den Armen, an den Füssen. Ich konnte einfach nicht weitergehen. Also kehrte ich erst einmal um und überlegte, was zu tun war.

Als ich es nun ein zweites Mal versuchte, wurde ich noch ärger zurückgedrängt, so dass es mir kalt den Rücken herunterlief. Aber ich liess mich nicht irremachen oder gar abschrecken. Ich machte im Namen Jesu Christi das Kreuzeszeichen, mit starker Konzentration und ganz gross. Und auf einmal konnte ich ungehindert eintreten und weitergehen. Nach einigen Minuten stand ich plötzlich vor dem gesuchten Grab und freute mich sehr.

Für jene armen Seelen aber, die mich zurückzuhalten versucht hatten, betete ich dann ganz besonders. Seitdem ist mir so etwas nicht wieder passiert.

Solange die "Stimme von Oben" Worte spricht, die nicht direkt einen selbst, sondern andere Menschen betreffen, ist die damit verbundene seelische Erschütterung nicht so arg. Wenn es sich aber um Mitteilungen oder Warnungen handelt, die einen selbst oder nahe Angehörige betreffen, ist es oft schwer. Mir geschah es, dass mir der Tod eines meiner Kinder vorher mitgeteilt wurde, damit ich mich darauf vorbereiten und um Kraft bitten konnte, diesen Verlust mit Ruhe und Gottvertrauen zu ertragen.

Bezüglich der Schwester Reinalda, von der ich anfangs erzählt habe, möchte ich noch ein eindrucksvolles Erlebnis nachtragen. Einmal litt ich an einer schweren beiderseitigen Angina und hatte hohes Fieber. Der Arzt kam täglich, sagte aber, dass es zum Schneiden noch zu früh sei. Die Mandeln seien noch ganz rot anstatt gelb; wir müssten noch drei oder vier Tage warten.

Ich hatte furchtbare Schmerzen, konnte Tag und Nacht nicht schlafen, brachte auch keinen Bissen hinunter. Mit einem Wort: es war unerträglich.

Da kam mir plötzlich der Gedanke an die kleine Schwester Reinalda, die seinerzeit gekommen war, um sich bei mir ihr Vaterunser abzuholen. Jetzt rief ich sie im Geiste an und bat sie, mir doch zu helfen. Ich sei schon halb am Ersticken und halte den Zustand einfach nicht länger aus. "Bitte, bitte!" rief ich, "hilf mir! – sicher darfst du mir im Namen Jesu helfen."

Da – was war das? Plötzlich fühlte ich eine kleine feine Hand über meine rechte Halsseite streichen, und als ich den Kopf nach rechts wandte, strich dieselbe Hand über die linke Halsseite. Und im nächsten Augenblick brach in meinem Hals – auf beiden Seiten zugleich – alles auf. Die Geschwüre hatten sich geöffnet.

Als am gleichen Tag der Arzt wiederkam, bekannte er, dass er vor einem Rätsel stehe, denn er habe noch nie erlebt, dass eine eitrige Angina aufbricht, bevor sie reif ist. Es kam auch nur Blut heraus, kein Eiter. Wie froh war ich, dass die Mandeln nicht aufgeschnitten zu werden brauchten!

Schon wenige Tage später war ich wieder gut beisammen; das Fieber war verschwunden, und ich konnte meiner kleinen, lieben, guten Schwester Reinalda für ihre tatkräftige Soforthilfe von ganzem Herzen danken.

Eingesandt von Rudolf Passian


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"Letzte Änderung dieser Seite am 10. Juni 2014"