[ Startseite ]  -   [ Wegbegleiter ]  -   [ Zurück ]  -   [ Weiter ]  -   Download -  Kontakt

Religion - Christentum - Engel

Artikel zusammengestellt von Sabina Mira und Martin Weber, erschienen in der Zeitschrift 'Wegbegleiter' Nr. 5/2001, S. 158+159.

Engel in unserer Wirklichkeit (2) - Erzengel Gabriel

Im letzten Artikel zum Thema Engel wurde ganz kurz der Begriff des "Flügels" angedeutet, als eine der ganz wenigen Gemeinsamkeiten bei der Vielfalt der Engelbeschreibungen. Was hat es damit auf sich?
Wenn man sich Schutzengel-Geschichten anschaut, so wird sich nur in Ausnahmenfällen die Erwähnung des "Flügel" finden. Zumeist bemerkt der Erlebende erst nach einer solchen Begegnung, dass er es mit einem Engel zu tun hatte; diese treten auf wie du und ich, mit Kleidung, Gestik, Schwerkraftüberwindung (obwohl man sich gelegentlich über eine gewisse Leichtigkeit oder Mühelosigkeit von Vorgängen z.B. Klettern, wundert) und natürlich ohne Flügel. Sprechen tun sie, wenn überhaupt, nur wenig.
Die Flügelbeschreibungen stammen ja auch meist von Kindern oder hellsichtig veranlagten Menschen. Hans Georg Leiendecker, der sich malerisch viel mit Lichtwesen beschäftigt, fügt diesen Geschöpfen häufig „Energie-Ausstrahlungen“ hinzu (vgl. das Bild; eine ähnliche Bewandtnis dürfte es übrigens mit dem weithin bekannten „Heiligenschein“ haben).
Rudolf Passian hat viele Beispiele solcher Erlebnisse gesammelt und in einen Zusammenhang gebracht. Aus seinem Buch Abschied ohne Wiederkehr? - Tod und Jenseits in parapsychologischer Sicht bringt er hierzu viele beeindruckende Beispiele, wobei noch zu beachten ist, dass der Schutzengel keineswegs immer als Person auftritt (der Unterschied zwischen einem Schutz-Engel und einem Schutz-Geist besteht darin, dass letzterer bereits inkarniert war, während ersterem dies „erspart“ blieb).
Zur Aufgabe des Schutzgeistes schreibt Passian (S. 209 ff): „Der Schutzgeist ist die gottgeordnete Instanz, welche jedem Menschen in seinem irdischen Leben zur Seite steht. Diese Instanz wird an seiner Wiege in ihr Amt eingesetzt. Das Leben eines jeden Menschen hat eine so grosse Bedeutung, dass die geistige Welt Interesse daran hat, dass es sich in jeder Hinsicht der göttlichen Bestimmung gemäss entwickelt.
Darum hat der Schutzgeist die Aufgabe, auf das Gewissen seines ihm Anvertrauten einzuwirken.
( ... ) Der Schutzgeist ist freiwilliger Helfer. Niemand muss ein solches Amt übernehmen. jeder aber übernimmt es mit Freuden.
( ... ) Der Schutzgeist ist der einzige Freund, der völlig selbstlos ist und uns nie verlässt, der nie die Geduld verliert und der sich ehrlich mit uns freut, wenn wir das Böse überwinden und das Gute erkennen. Wer sich mit der Tatsache des Schutzgeistes innerlich vertraut macht, geht ganz anders, viel sicherer, nie einsam, nie missverstanden, nie ohne Liebe durchs Leben. Er wird sich allerdings auch mehr zusammennehmen, auch wenn er allein ist, und auch in Gedanken.“
Während den meisten Lesern der Schutzengel-Gedanke wahrscheinlich schon vertraut ist, dürfte weniger bekannt sein, dass uns neben einem „höheren“ Wesen auch ein „niederes“ Wesen begleitet (es hat alles zwei Seiten), für das wir ähnliche Aufgaben haben wie der Schutzgeist für uns, allerdings mit dem Unterschied, dass wir dem „Niederen“ ein Vorbild sein sollen in unserem Dasein, an dem er sein eigenes Verhalten messen und bewerten kann.

Erzengel Gabriel (hebr.: Held Gottes)

Er ist der Erzengel des Aufstiegs, der Reinheit und bedingungslosen Liebe und zuständig für die Erweckung des Herzens und des göttlichen Geistes im Menschen. Des Weiteren steht er für die Auferstehung, die Hoffnung, göttliche Vollkommenheit und Gnade sowie Erlösung und Befreiung, für das Gericht und den Tod. Gabriel ist der Verkünder von Wahrheit, Enthüllung und Offenheit. Er hält das Originalkonzept der Vollkommenheit, den göttlichen Plan, für jedes Individuum aufrecht. Gabriel – „Gott ist meine Stärke“ - wird als der Engel betrachtet, der für die Wiederherstellung der wahren Sicht zuständig ist und Feinde in Freunde verwandelt. Er gilt als der Engelsfürst des Westens und steht für das Element Wasser. In der biblischen Geschichte bringt er Maria die frohe Botschaft, dass sie den Sohn Gottes empfangen wird. Er sagte auch die Geburt von Johannes dem Täufer voraus.
In der persischen Überlieferung gilt er als der mächtigste aller Engel und ebenso als der Boten-Bringer, der Bote Gottes, so wie er auch in den christlichen und jüdischen Schriften benannt wird.
Im islamischen Glauben gilt Gabriel als Schutzengel des Propheten Mohammed. Mohammed sagte, dass es Gabriel mit den 140 Paar Flügeln gewesen sei, der ihm den Koran diktiert habe. (1) Für die Mohammedaner ist er der Geist der Wahrheit, der auch die Lügen und sündvollen Städte, wie Sodom und Gomorrha, zerstörte.
In rabbinischer Literatur ist Gabriel der Engel der Gerechtigkeit. Ebenso wie Michael hat auch er seinen Ursprung im Chaldäischen.
In anderen Überlieferungen ist er der Engel des Mondes, der den Menschen Hoffnung und Träume bringt. Er wird als Prinz der Cherubim angesehen und als ein Engelsprinz der Gegenwart Gottes. Er regiert über das Paradies und ist somit über die Engelwächter des Paradieses gesetzt. Ebenso gilt er als ein Oberhaupt der Engel der Ordnung und sitzt zur linken Gottes. Im gesundheitlichen Bereich ist Gabriel für den Wasserhaushalt im Körper zuständig und aktiviert und reinigt die Ausscheidungsorgane.

Gabriels Rolle in der Gegenwart

Er ist zuständig für die Erweckung des Herzens und des göttlichen Geistes im Menschen. Seine grosse Botschaft an die Menschen ist, sich mit dem göttlichen Ursprung verbunden zu sehen, sich als ganzheitlich zu begreifen. Und das symbolisiert die Lilie, die wie die Lotospflanze für den Verbindungskanal zwischen oben und unten, also die Weltenachse, steht.

Martin Weber / Sabina Mira


Quellen
Gustav Davidson, A Dictionary of Angels
Christine Cerny, Das Buch der Naturgeister
Rudolf Passian, Abschied ohne Wiederkehr


Fussnoten
(1) 140 Paar Flügel?
Diese eher unwahrscheinliche Angabe wird glaubwürdig, wenn man die "Flügel" als energetische und wahrnehmbare Ausstrahlung ansieht (vgl. Bild von Hans Georg Leiendecker).
In diesem Fall war es dann ein hoher Engel mit einer sehr starken Ausstrahlung, wie wir es bei Gabriel annehmen dürfen, was dann von Mohammed wiederum als „140 Paar Flügel“ interpretiert wurde.


Bilder
Hans Georg Leiendecker: Die Botschaft
Bild: Hans Georg Leiendecker, Die Botschaft, 1998


[ Startseite ]  -   [ Wegbegleiter ]  -   [ Home ]  -   [ Zurück ]  -   [ Weiter ]  -  Download -  Kontakt

"Letzte Änderung dieser Seite am 10. Juni 2014"