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Geisteswissenschaft - Philosophie / Psychologie
(Anm.d.Erf.: Der Artikel stammt von Dr. Beat Imhof aus der Zeitschrift "Wegbegleiter" vom Januar 1998, Nr. 1, III. Jahrgang, S. 9 ff.)

DAS DREIFACHE TUN

In arabischen Landen grüssen sich die Moslems, indem sie mit der rechten Hand nacheinander Herz, Mund und Stirn berühren. In umgekehrter Reihenfolge tun es die Christen, wenn sie beten, indem sie sich auf Stirne, Mund und Brust bekreuzigen. Diese Gesten wollen sagen: Ich bin mit meinen Gedanken, mit meinen Worten und mit meinem Handeln wohlgesinnt.
Nach einer indischen Weisheitslehre gibt es drei Arten des Tuns: das Tun in Gedanken, das Tun in Worten und das Tun in Werken. HEINRICH PESTALOZZI hat die selbe Dreiheit in seiner Pädagogik betont, indem er forderte, es seien in der Erziehung Kopf, Herz und Hand gleichzeitig zu fördern. Mit dieser Dreiteilung ist das ganze Wesen des Menschen angesprochen: Sein Geist, seine Seele und sein Körper.
In dem Dreigespann von Denken/Reden/Handeln nimmt die Gedankenkraft gewiss eine führende Rolle ein, denn so wie einer denkt, so spricht und handelt er auch. Deshalb konnte NOVALIS sagen: "Der Gedanke ist alles, die Handlung nur sein Schatten." Wer richtig reden und handeln will, muss daher zuerst richtig denken. Soll unser Reden und unser Handeln wirkungsvoll werden, müssen vorerst unsere Gedanken kraftvoll sein. Ist ein Gedanke einmal gedacht, verselbständigt er sich als energiegeladener Informationsträger und führt fortan eine Art Eigenleben als Elemental. Der hellsichtige Heiler und Weisheitslehrer STYLIANOS ATTESHLIS aus Zypern, bei uns bekannt unter dem Namen DASKALOS, sagt von den Gedankenbildern, sie würden mit einer Intensität ausgesandt, die der Heftigkeit der Wünsche entspreche, durch die sie hervorgebracht wurde. Wenn diese am gedachten Ziel angekommen seien, kehrten sie zu ihrem Urheber zurück, um erneut und mit verstärkter Kraft hinausgeschickt zu werden (1).
Da Gedanken fliessende Energien sind, bauen sie aufgrund einer inneren Gesetzmässigkeit, die für alle Arten von Energie gilt, Kraftfelder auf, positive Gedanken bewirken positive Energiefelder. Ausserdem ziehen diese Felder die ihnen entsprechenden Elementale an, wodurch ihre Kraft noch verstärkt wird. Durch unser Denken schaffen wir also jene Verhältnisse und Geschehnisse, die unserer eigenen gedanklichen Gesinnung und Stimmung entsprechen. Daher trifft der Satz zu: "So wie du denkst, so bist du", oder "Was zu dir gehört, das kommt dir zu." Was wir in unseren Gedanken wohnen lassen, ist entscheidend für unser Glück und Weh.
Da also die Gedanken die Urheber unserer Worte und Taten sind, ist es ratsam, unser Denken in Zucht und Ordnung zu halten. Der chinesische Weise KUNG-TSE mahnt uns: "Achte auf deine Gedanken, sie sind der Anfang deiner Taten."
Es gibt auch ein Tun in Worten. Das Wort nimmt eine mittlere Stellung ein zwischen den Gedanken und den Taten. So wie das, was wir in der Psychologie Seele nennen, das verbindende Glied zwischen Geist und Körper darstellt, so ist das Wort das Bindeglied zwischen Gedanke und Tat. In den alten Weisheitslehren wird dem Wort erschaffende Macht zugedacht. So heisst es in einem altägyptischen Mythos: " Gott Ptah erschuf alle Dinge, indem er sie beim Namen rief " Und von Toth, dem Erfinder der Sprache, wird dort berichtet, er habe die Welt durch die Urkraft des Wortes geschaffen. Im indischen Mantra-Yoga wird gelehrt, die Welt sei aus dem heiligen Urwort OM entstanden. Die biblische Schöpfungsgeschichte erwähnt neunmal die Aussage: " Und Gott sprach ". Im allgemeinen bedenken wir Wesen und Wirkung der Worte zu wenig.
Ein einmal ausgesprochenes Wort kann kaum zurückgeholt oder rückgängig gemacht werden, aber es wird früher oder später einem Echo gleich wiederkehren. Folgendes CHRISTUS-Wort ist daher sehr bedenkenswert: "Ich sage euch: Über jedes Wort, das die Menschen reden, werden sie am Tage des Gerichts Rechenschaft ablegen müssen, denn aufgrund deiner Worte wirst du freigesprochen und aufgrund deiner Worte wirst du verurteilt werden." (Matth. 12, 36)
So wie Gedanken bestimmte Schwingungen erzeugen, so tun es auch die Worte. Nach einem physikalischen Gesetz bauen fliessende Energien bestimmte Kraftfelder auf. Nun sind gedachte und gesprochene Worte auch fliessende Energien, die ihrerseits Kraftfelder erzeugen. Positive Worte bauen harmonische Kraftfelder auf, negative Fluch- und Schimpfworte dagegen schaffen negativ geladene Energiefelder. Auf jeden Fall kehren die Worte früher oder später zu ihrem Ausgangspunkt zurück, und sie rächen sich, wenn wir sie missbrauchen. In den altindischen Erzählungen der Puranas wird von einem mantrischen Krieg zwischen den Dewas (Engel) und Asuras (Dämonen) berichtet. Als Waffe diente das gesprochene Wort. Ein Asura wollte einen Dewa mit einem kraftvollen Schlagwort treffen. Da er diesem eine falsche Betonung und einen hasserfüllten Inhalt gab, kam das Wortgeschoss wie ein Bumerang auf ihn zurück und tötete ihn. Die Geschichte beweist uns, wie wortgewaltige Führer und Verführer aller Zeiten durch ihre Hetz- und Propagandareden vielfach Völker und Nationen aufwiegelten, Revolutionen anzettelten und Kriege heraufbeschworen. Diese Worttäter sind die eigentlichen Drahtzieher im grossen Weltgeschehen. Die Macher und Beweger sind freilich nicht jene, die ihre Ideen in wortreichem Palaver vertun, sondern jene, die der Sprache mächtig genug sind, um ihre Gedanken in durchschlagende Worte zu fassen und in die erfolgreiche Tat umzusetzen.
Freilich gibt es oft genug auch ein gedankenloses Daherreden, so dass Worte leeren Hülsen und Kartuschen gleichen. An der Wand einer Werkstätte las ich einmal die Aufforderung: " Vor Inbetriebnahme des Mundwerkes bitte Hirn einschalten! " Wer viel denkt, redet wenig; wer viel und wortreich redet, denkt wenig.
Da fragte einer: " Wie soll ich wissen, was ich denke, wenn ich nicht höre, was ich sage. " Goethe lässt Mephisto höhnisch spotten: " Gewöhnlich glaubt der Mensch, wenn er nur Worte hört, es müsse sich dabei doch auch was denken lassen. "
Was wir in Wort und Sprache kleiden, wird uns bewusst. Es gibt kaum ein wortfreies bewusstes Denken. Worte sind also Bewusstmacher von Gedanken. Wenn uns die Worte fehlen, liegt uns der Gedankeneinfall wohl zuvorderst auf der Zunge, doch können wir ihn nicht fassen, solange wir die entsprechenden Worte nicht finden. AUGUSTINUS erlebte dies so: "Fragst du mich, weiss ich es nicht; fragst du mich nicht, weiss ich es."
So wie wir durch tröstende Worte das Leid eines anderen mildern können, so haben wir es in der Hand, ob wir uns durch unsere Rede am Unrecht anderer beteiligen wollen. BUDDHA gab einem Schüler folgende Belehrung: " Wenn etwas Böses zu dir kommt, dann behalte es für dich und sage es nicht weiter, dann wird etwas Böses weniger in der Weit sein. " (2)
Gedanken, die sich in Worte kleiden, werden zu Werken. In diesen verwirklicht sich, was wir uns gedanklich vorstellen und mit Worten bewusst machen. Unsere Handlungen und Werke sind also in die Tat umgesetzte Gedanken. Für GOETHE sind Denken und Tun " die Summe aller Weisheit. Beide müssen sich wie Ein- und Ausatmen im Leben ewig fortbewegen. Wie Frage und Antwort soll eines nicht ohne das andere stattfinden. " Man möchte nun meinen: So wie wir denken, so reden wir auch, und entsprechend handeln wir. Dem ist aber keineswegs immer so. Wie oft stellen wir da oder dort einen Widerspruch fest. Nicht immer sprechen wir aus, was wir denken. Schöne Worte machen ist weniger aufwendig als gute Taten vollbringen. So manches lässt sich leichter herbeireden und bereden als wirklich tun. Worte mögen belehren, Taten erst können überzeugen. Deshalb mahnte FRANZ VON ASSISI seine Mitbrüder: " Lasst uns mehr durch unser Leben predigen als mit Worten. " Und ERICH KÄSTNER brachte es auf den Punkt: "Es gibt nichts gutes, ausser man tut es."
Bei einem gradlinigen Menschen folgen die Worte den Gedanken, und die Taten gehorchen den Worten. Geht einer aber krumme Wege, täuscht er mit Worten, denen nicht die entsprechenden Werke folgen. Damit führt er nicht nur andere, sondern vor allem sich selbst hinters Licht, indem er glaubt, es käme früher oder später nicht an den Tag. Die Stunde der Wahrheit kommt gewiss.
Im unsterblichen Teil unseres Wesens werden alle Gedanken, Worte und Werke wie in einem Computer oder wie in einer Kartei gespeichert. Jede Regung und jede Bewegung in unserem Tun wird dort vermerkt. Am Ende des Lebens werden in der astralen Welt all diese Daten abgerufen und uns wie in einem Film vorgeführt, wobei wir uns als Handelnde und als Zuschauer der Handlung zugleich erleben, um dann eine Art Schlussbilanz über das vergangene Leben zu ziehen. Was unter dem Strich bleibt, ist dann entscheidend für unsere Entwicklung in der geistigen Welt.
Wer dies bedenkt, der wird seine Gedanken, Worte und Werke im Verlauf seines Lebens wohl ernsthaft unter seiner Gewissenskontrolle halten, weil alles Tun seine Folgen hat. Die Seherin ANNA KATHARINA EMMERICH wusste: "Alles, was der Mensch denkt, spricht und tut, hat in sich etwas Lebendiges, das fortwirkt zum Guten oder zum Bösen." (3) Und in dem Buch von Mirdad ist zu lesen: "Denke so, als ob jeder deiner Gedanken in flammenden Buchstaben an den Himmel geschrieben wäre, so dass jedermann es lesen könnte. Sprich so, als ob die ganze Welt nur ein einziges Ohr hätte, das begierig wäre, nur auf dich zu hören. Handle so, als ob die Folgen deiner Taten auf dich zurückfielen. " (4)

Dr. Beat Imhof


Literaturhinweise

(1) SYLIANOS, ATTESHLIS: "Esoterische Lehren". Knauer Taschenbuch Nr. 4279, München 1991, S. 157
(2) LEHMANN, JOHANNES: "Buddha. Leben. Lehre. Wirken." C. Bertelsmann Verlag, München 1980
(3) EMMERICH, KATHARINA: "Visionen". Aschaffenburg 1971, S. 48
(4) NAIMY, MIKKAIL: "Das Buch von Mirdad". Irisiana Verlag, Wehrheim 1977


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Letzte Änderung am 30. Juli 2000