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Kirchen - Politik

Beitrag von Rudolf Passian, erschienen in der Zeitschrift 'Wegbegleiter' Nr. 2/2002, S. 36 + 37.

Frage an eine evangelische Kirchenzeitung

Kein Interesse an verfolgten Christen?

Liebe Freunde, ist Ihnen aufgefallen, dass unsere Massenmedien fast nie über Christenverfolgungen berichten? Warum eigentlich nicht? Hat irgend jemand ein Interesse daran, solch erschreckende Vorkommnisse zu verschweigen? Man ist doch sonst so sehr empfindsam, wenn es um Menschenrechte geht.
Als die Schweizer evangelische Zeitung KIRCHENBOTE eine redaktionelle Umbesetzung erfuhr, hoffte ich, doch auch mal etwas über die Nöte verfolgter Glaubensgeschwister zu lesen. Bis jetzt leider vergeblich. Auch bei Gottesdiensten vermisst man die Fürbitte für verfolgte Christen. Da ich Hass und Terror jahrelang am eigenen Leibe zu spüren bekam, kann ich die körperliche und seelische Not unschuldig verfolgter Mitmenschen gut nachempfinden. Deshalb schrieb ich am 8. Februar 2002 an die Redaktion dieser grössten evangelischen Zeitung der Deutschschweiz folgenden Brief:

Sehr geehrte Christen,
mit Interesse lese ich seit Jahren den "Kirchenboten" und hoffte, dass man im erneuerten Blatt endlich mal – wenigstens ab und zu – der verfolgten Christen gedenken würde. Nur einmal fand ich eine Meldung, seitdem nichts mehr. Für die Verantwortlichen des Kirchenboten gab es verfolgte Christen offenbar weder im damaligen Ostblock noch in islamischen Ländern. Auch der mutige (jüdische) Pfarrer Wurmbrand, der in rumänischen Gefängnissen viele Jahre lang Furchtbares erdulden musste, war Ihnen noch nie eines Wortes würdig!
Ist das Ihr 'Christentum der Tat'?
In der Monopol-Presse finden Christenverfolgungen kaum Erwähnung, und wenn, dann nur in winzigen Meldungen (s. beiliegende Kopie). Ich frage Sie: Haben Sie jemals wegen Ihres religiösen Glaubens leiden müssen? Haben Sie jemals zittern müssen vor der Gestapo oder der Stasi? Sind Sie überhaupt willens, die Leiden verfolgter Christen anzuerkennen und bekanntzumachen, damit für diese Menschen – wenigstens – gebetet wird? Bislang hörte ich noch in keinem Gottesdienst, dass der verfolgten Christen Erwähnung getan worden wäre!
Ist Ihnen bekannt, dass unterlassene Hilfeleistung nicht nur juristisch strafbar ist, sondern für die Schuldigen Folgen zeitigt auch über das Grab hinaus?
In der Ausgabe 2/2002 wird auf der ersten Seite für den UNO-Beitritt der Schweiz geworben. Mit sehr einseitiger Argumentation übrigens. Wieder einmal tuten die evang. Kirchen ins Horn der Mächtigen. Wie szt. im 3. Reich (mit "Gott segne den Führer" usw.). Damals waren die evang. Kirchen Deutschlands dermassen zerstritten, dass Hitler ein Sondergesetz erlassen musste zur Sicherung ihres Fortbestandes! Nach dem Krieg rechtfertigten sich diese Kirchen mit Widerstandskämpfern wie Niemöller und Bonhoeffer... Fazit: Es ist selten gut, wenn Kirchen sich in die Tagespolitik einmischen; ihre Aufgabe ist es, das Evangelium Christi zu verkünden, und zwar in einer Art, dass die Leute nicht mehr in Scharen davonlaufen!
Mit freundlichen Grüssen, R. Passian


Liebe Freunde, zugegebenermassen wird man sich über diesen Brief nicht sonderlich gefreut haben. Mahner sind fast immer unwillkommene Leute. Dass man jedoch meine Zuschrift völlig ohne Antwort liess, dürfte seitens verantwortungsbewusster Menschen (und noch dazu Christen!) kaum zu vertreten sein.
Bitte veranlassen auch Sie Ihren Pfarrer, in den Predigten und Fürbitten der verfolgten, gefolterten und ermordeten Glaubensgeschwister in aller Welt zu gedenken. –


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"Letzte Änderung dieser Seite am 10. Juni 2014"