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Religion
(Anm.d.Erf.: Der Artikel stammt von Walter Vogt, Zürich aus der Zeitschrift "Wegbegleiter" vom Juli/Aug. 1999, Nr. 4, IV. Jahrgang, S. 231 ff. Anmerkungen des Erfassers stehen in [ ]-Klammern.)

Buddha und Jesus Christus - Eine Auslese beachtenswerter Parallelen

Mäyä, die Mutter des Erhabenen, legte anlässlich eines Festes das Keuschheitsgelübde ab; sie bat ihren Gatten, kein fleischliches Liebesverlangen auf sie zu richten. In der folgenden Nacht hatte sie einen Wahrtraum. In ihre Seite ging ein weisser Elefant ein. Fortan widmete sie sich ganz religiöser Gedanken und Übungen. Nach zehnmonatiger Schwangerschaft gebar sie einen Knaben. Engel preisen ihren Sohn als Erlöser und verheissen seiner Mutter: "Alle Freude komme über dich, Königin Mäyä - jauchze und sei froh, denn dieses Kind, das du geboren hast, ist heilig."
Der Engel Gabriel zu Maria: "Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären, des Namen sollst du Jesus heissen. Der wird gross sein und ein Sohn des Höchsten genannt werden; und Gott der Herr wird ihm den Stuhl seines Vaters David geben; und er wird ein König sein über das Haus Jakob ewiglich, und seines Königreichs wird kein Ende sein." (Lukas 1, 31-35) Jesus wird von einer Jungfrau geboren, weil er von aller Sünde frei ist.
Als Mäyä ihre Eltern besuchen wollte, wurde sie von der Niederkunft überrascht. Maria bringt ihr Kind auf dem Wege von Nazareth nach Bethlehem (Volkszählung) zur Welt. Bei der Geburt beider Kinder ist der Himmel von einem Lichtglanz erfüllt.
Asita, der weise Seher, besucht das Bodhisattva-Kindlein im Palast des Königs Shuddhodana; er sagt ihm eine gewaltige Mission voraus, dennoch beginnt er zu weinen. Als er bestürzt befragt wurde, weshalb er denn schluchze, antwortete der Greis: "Ich weine, weil ich so alt bin, dass ich den Tag nicht mehr erleben kann, da dieser Heiland, der Bodhisattva, als Buddha auf der Erde wandeln wird!" Hierzu eine äusserst bemerkenswerte Erklärung Rudolf Steiners:
"Jener Asita, der damals den Bodhisattva nur als Kindlein im Palaste des Shuddhodana gesehen hatte, er wurde wiedergeboren als jene Persönlichkeit, die uns im Lukas-Evangelium als der greise Simeon geschildert wird (Lukas 2, 25-35). Simeon, so heisst es im Lukas-Evangelium, war vom Geiste beseelt, als ihm das Kindlein gebracht wurde. Das war derselbe, der als Asita einst geweint hatte, weil er in seiner damaligen Inkarnation nicht mehr das Buddha-Werden des Bodhisattva erleben konnte." Nun verstehen wir seinen Gefühlsausbruch: "Herr, nun lässest du deinen Diener im Frieden fahren, wie du gesagt hast; denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen." (Fussnote 1)
Buddha macht eine kleine Reise, wird vermisst, aber später in tiefer Meditation gefunden. Schon in der Schule kennt der kleine Prinz alle Schriftarten. Es ist eine Art Analogie zum zwölfjährigen Jesus im Tempel; er diskutiert mit den Thoragelehrten, während ihn die Eltern verzweifelt überall suchen.
Von Epikur (341- 270 [v.Chr.]) wird berichtet, dass er bereits mit zwölf Jahren mit dem Studium der Philosophie begann. Auch Octavian, der spätere Augustus, soll im gleichen Alter schon eine Rede gehalten haben. Josephus behauptet von sich, dass bedeutende Gelehrte aus Jerusalem zu ihm pilgerten, als er erst vierzehn Jahre alt war.
Mit etwa dreissig Jahren beginnt Buddha seine religiöse Unterweisung. Um die gleiche Zeit macht sich auch Jesus auf, um seine frohe Botschaft zu verkünden. Buddha fastet, ja er kasteit sich, dennoch wird er vom Bösen versucht. Jesus widerfährt die gleiche Versuchung, als er volle vierzig Tage und Nächte in der Wüste fastete. Von Kasteiungen wird jedoch nichts erwähnt (auch bei Zarathustra gibt es eine solche Versuchergeschichte).
In freiwilliger Armut ziehen sowohl Buddha als auch Jesus durch die Städte und Dörfer. Beide sprechen in Gleichnissen und Bildern, um auch die ungebildeten und schlichten Menschen belehren zu können; sie redeten eindrucksvoller und mächtiger als die Brahmanen (Hindupriester) und die Schriftgelehrten der Pharisäer und Sadduzäer. Die Friedfertigkeit wird von beiden gepriesen. Die Menschen werden aufgefordert, das Böse durch das Gute zu überwinden. Gemeinsam ist ihnen auch die Feindesliebe.

Keiner soll etwas Schriftliches der Nachwelt hinterlassen haben (Eusebius, der Vater der Kirchengeschichte, weiss jedoch von einem Briefwechsel Jesu mit Abgarus Ukkama von Edessa. Diese Dokumente sind jedoch sehr umstritten, wurden aber in den Jahren 1845/46 an Jakob Lorber geoffenbart).
Das brüchig gewordene Brauchtum der Brahmanen wird von Buddha angegriffen, dennoch verneint er die soziale Ordnung der damaligen Zeit nicht. Mit Nachdruck weist er aber darauf hin, dass das Kastenwesen keine göttliche Institution sei. Ferner ist er der festen Überzeugung, dass gewisse sakrale Handlungen begangene Sünden nicht aufzuheben vermögen. Jesus griff die Pharisäer mit ungestümer Wucht an; er schleuderte ihnen die sieben Weherufe entgegen. Den Sadduzäern warf er Unkenntnis der Gesetze und der Kraft Gottes vor. Jesus bekämpfte nie die Sekte der Essener, was bis heute zu grossen Spekulationen in der Gelehrtenwelt führte.
Buddha verwirft die blutigen Opfer der Brahmanen. In dieser Hinsicht denkt Jesus ebenso (aus einer uralten Handschrift geht hervor, dass er die Tiere schützte und ihnen sehr zugetan war).
Buddha hatte zwölf Hauptjünger, was auch bei Jesus der Fall war. Die ersten Anhänger des Erhabenen waren zwei Brüder. Bei Jesus verhält er sich gleich, später berief er noch ein zweites Brüderpaar. In ihren Reihen befinden sich ein Lieblingsjünger und ein Verräter.
Das Töten, Lügen und Stehlen wird von Buddha gebrandmarkt, ebenfalls der unerlaubte Geschlechtsverkehr. Seine Ethik stimmt mit den Zehn Geboten überein.
Buddha schreitet über den Hochwasser führenden Ganges. Jesus wandelt am See Genezareth auf dem Wasser. Petrus tat es ihm gleich, als aber sein Glaube klein wurde, begann er zu sinken. Einem Buddhajünger geht es ebenso. Beide werden aber gerettet (die deutsche Dichterin Annette Droste-Hülshoff besass auch die Fähigkeit, auf dem Wasser zu laufen.)
Der grösste Kirchenkritiker der Gegenwart, Karl-Heinz Deschner, schreibt zur Wunderfrage:
"Seine Wunder wollte Buddha so wenig wie Jesus die seinen als blosse Schaustellungen verstanden wissen. So sagt Buddha zu einem Yogi, der nach fünfundzwanzigjähriger Kasteiung trockenen Fusses einen Fluss überschreiten konnte: 'Hast du wirklich damit deine Zeit vergeudet, und du brauchst doch dem Fährmann nur einen Heller zu geben, dann setzte er dich in einem Kahn über.' Aber später spielt im Mahäyäna-Buddhismus das Wunder dieselbe Rolle wie in der christlichen Kirche oder im Islam. Die Masse lässt sich eben in jeder Religion mehr durch Zauber, Magie, äussere Garantien beeindrucken, als durch den geistigen Charakter, das Ethos. Sie will, dass für sie etwas geschieht, aber nicht durch sie."
"Das Scherflein der Witwe": Nach einer buddhistischen Erzählung spenden Reiche in einer religiösen Versammlung kostbare Gaben. Da kommt eine arme Witwe, die nur zwei Geldstücke besitzt. Es ist alles, was sie hat, doch sie spendet es mit Freuden. Der Oberpriester erkennt ihre edle Gesinnung, weshalb sie auch von ihm gelobt wird. Nicht was man tut ist wichtig, sondern wie man es tut. Ausschlaggebend allein ist das Motiv. Der Evangelist Markus schildert die ganz gleiche Begebenheit im 12. Kapitel, Verse 41-44. Wie kann es zu einer solchen Übereinstimmung kommen? Bekannt ist der Forschung, dass es zur Zeit Christi gerade in Judäa etliche buddhistische Missionen gab. Ganz bestimmt hat ein religiöser Austausch stattgefunden. Gelehrte zogen von Osten nach Westen. Palästina trieb Handel mit Indien über die berühmte Gewürzstrasse.
Um dem Christenglauben zu schaden, behaupten einige Autoren, dass Jesus die Kreuzigung mit Hilfe der Essener überlebte. Nach seiner Genesung soll er nach Indien gepilgert sein. In Kaschmir suchte er nach den verlorenen Stämmen Israels. Hochbetagt starb er in Srinagar. Dort wird tatsächlich das Grab eines Propheten gleichermassen von Buddhisten, Hindus und Moslems verehrt.

Anmerkung: Die These vom Jesus-Grab in Srinagar darf als widerlegt gelten (siehe Buch von Günter Grönbold "Jesus in Indien. Das Ende einer Legende", Kösel-Verlag, München, 1985). Ich selbst war mit einer Studiengruppe dort. Niemand weiss, wer und ob überhaupt jemand da begraben liegt. - R. Passian


Fussnote 1: Der Verfasser möge verzeihen, aber Aussagen solcher Art (wie von R. Steiner) sind spekulativer Natur und somit reine Glaubenssache (d. Red.).


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Letzte Änderung am 18. April 2000