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Religion - Bibel - Tiere

Beitrag von Walter Vogt (Zürich), erschienen in der Zeitschrift 'Wegbegleiter' Nr. 2/2003, S. 51+52.
Anmerkungen des Erfassers stehen in [ ]-Klammern.

Die Bibel und die Tiere

Eine Auslese von Walter Vogt, Zürich

"Furcht und Schrecken vor euch sei über allen Tieren auf Erden und über allen Vögeln unter dem Himmel, über allem, was auf dem Erdboden wimmelt, und über allen Fischen im Meer; in eure Hände seien sie gegeben." 1. Mose 9, 2
Ist die Heilige Schrift tierfeindlich? Nach obigem Zitat könnte es vermutet werden. Gemessen an fernöstlichen Religionen ist ihr Reden spärlich. Dennoch lohnt sich eine Durchforschung. Wir gewinnen wunderbare Einblicke. Von ihnen soll hier die Rede sein. Am fünften Schöpfungstag erscheinen die Tiere. Fische und Vögel werden gezeugt. Es sind die ersten sich bewegenden Kreaturen. Ihnen gilt der erste Segen Gottes; er gibt der Tierwelt eine Würde, die sie am sechsten Schöpfungstag mit dem Menschen teilt. Friede herrscht zwischen Mensch und Tier.

Altes Testament

Mose 5, 22: "Wenn du deines Bruders Rind oder Schaf irregehen siehst, so sollst du dich ihrer annehmen und sie wieder zu deinem Bruder führen... Wenn du deines Bruders Esel oder Rind unterwegs fallen siehst, so sollst du dich ihrer annehmen und ihnen aufhelfen."
Sprüche 12, 10: "Der Gerechte erbarmt sich seines Viehs; aber das Herz der Gottlosen ist unbarmherzig."
Joel 2, 22: "Fürchtet euch nicht, ihr Tiere auf dem Felde; denn die Auen in der Steppe sollen grünen und die Bäume ihre Früchte bringen."
Hosea 2, 20: "Und ich will zur selben Zeit für sie einen Bund schliessen mit den Tieren auf dem Felde, mit den Vögeln unter dem Himmel und mit dem Gewürm des Erdbodens..."
Jesaja 11, 6-8: "Da werden die Wölfe bei den Lämmern wohnen und die Panther bei den Böcken lagern. Ein kleiner Knabe wird Kälber und junge Löwen und Mastvieh miteinander treiben. Kühe und Bären werden miteinander weiden, dass ihre Jungen beieinander liegen, und Löwen werden Stroh fressen wie die Rinder. Und ein Säugling wird spielen am Loch der Otter, und ein entwöhntes Kind wird seine Hand strecken in die Höhle der Natter."
Jesaja 43, 20: "Das Wild des Feldes preist mich, die Schakale und Strausse, denn ich will in der Wüste Wasser und in der Einöde Ströme geben..."
Jesaja 56, 9: "Ihr Tiere alle auf dem Felde, kommt und fresset, ihr Tiere alle im Walde."
36. Psalm, Vers 7: "...Herr, du hilfst Menschen und Tieren." - Immer ist die göttliche Fürsorge gegenwärtig.
50. Psalm, Verse 10-11: "Denn alles Wild im Walde ist mein und die Tiere auf den Bergen zu Tausenden. Ich kenne alle Vögel auf den Bergen; und was sich regt auf dem Felde, ist mein."
Im 148. Psalm werden Menschen und Tiere aufgefordert, den Namen Gottes zu loben. Im Buch Tobias (in der evang. Kirche gilt es als apokryph) ist von einem Hund die Rede, der als treuer Begleiter des Menschen erscheint. (Im Orient wird dieses Tier meistens als unrein bezeichnet.) Tiere im Dienste Gottes: Die Taube zeigt das Ende der Sintflut an. Raben speisen den Elia. Ein Fisch erscheint, um Jona zu retten.

Neues Testament

Vor allem in den synoptischen (1) Evangelien wird der Tierwelt gedacht. Bei der Geburt unseres Erlösers sind Tiere anwesend. Als Jesus in der Wüste weilte, gesellten sich Tiere zu ihm. Von den Sperlingen heisst es, dass keiner ohne den Willen Gottes auf die Erde fällt. Hunde lecken die Geschwüre des armen Lazarus.

Symbolik

Das Tier erscheint auch als Symbol. Es gilt als Ausdruck religiöser Begriffe. In Anlehnung an Jesaja 53,7 nennt Johannes der Täufer den zu ihm kommenden Jesus "das Lamm Gottes". Es gilt als reines Tier im israelitischen Opferwesen. Der Hirte ruft seine Schafe beim Namen. Die Fürsorge desselben für jedes einzelne Schaf finden wir bei Matthäus 18, 12 und Lukas 15, 4. Die Schlange ist Abbild der religiösen Heuchelei, aber auch Vorbild für die kluge Haltung der ausgesandten Jünger. Ist der schreiende Hirsch nicht ein Gleichnis des sich nach Gott sehnenden Menschen? Und der Hahn, verkörpert er nicht die Wachsamkeit? Der Höhenflug des Adlers ist mit dem erlösten Menschen zu vergleichen. "Dem Schöpfer steht nichts gleiches gegenüber und nichts steht über ihm. Der Mensch aber als Geschöpf steht unter seinem Schöpfer und dieser ihm als ein DU gegenüber, dem er zu antworten hat. Die Herrschaft des Menschen über die Tiere und über die Erde ist demnach keine souveräne, unbeschränkte, sondern eine verliehene und darum verantwortliche." (Max Huber)

Im Römerbrief berichtet Paulus, dass die ganze Schöpfung bis zu diesem Augenblick gemeinsam seufzt und in Wehen liegt. Mutige Theologen und Theologinnen sind sich einig im "Glauberger Schuldbekenntnis", denn dort heisst es: "Wir bekennen vor Gott, dem Schöpfer der Tiere und vor unseren Mitmenschen: Wir haben als Christen versagt, weil wir in unserem Glauben die Tiere vergessen haben. Wir waren als Theologen nicht bereit, lebensfeindlichen Tendenzen in Naturwissenschaft und Philosophie die Theologie der Schöpfung entgegenzuhalten. Wir haben den diakonischen Auftrag Jesu verraten und unseren geringsten Brüdern, den Tieren, nicht gedient. Wir hatten als Pfarrer Angst, Tieren in unseren Kirchen und Gemeinden Raum zu geben. Wir waren als Kirche taub für das Seufzen der misshandelten und ausgebeuteten Kreatur."


Fussnote
(1) [ übersichtlich zusammengestellt, nebeneinandergereiht; bei Bibeltexten meist in mehreren Sprachen ]


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"Letzte Änderung dieser Seite am 10. Juni 2014"