[ Startseite ]  -   [ Wegbegleiter ]  -   [ Zurück ]  -   [ Weiter ]  -   Download -  Kontakt

Erfahrungsberichte

Erlebnisbericht von W. O., erschienen in der Zeitschrift 'Wegbegleiter' Nr. 2/2003, S. 53 sowie Stellungnahmen der WB-LeserInnen aus Heft 3/2003, S. 66-69.
Anmerkungen des Erfassers stehen in [ ]-Klammern.

Der Rabe am Fenster

Ich sass in meinem Zimmer an einer Arbeit, die mich intellektuell stark beanspruchte, und war ganz versunken. Da erschreckte mich plötzlich ein lautes Geräusch, wie wenn jemand Kieselsteine an ein Fenster wirft.

Ich war erstaunt, denn die Haustür war ja offen, und im ganzen Haus, das im Dorf ziemlich abseits stand, war niemand ausser mir. Ausserdem befand ich mich im zweiten Stock; wer also Steine ans Fenster werfen wollte, musste sehr gut zielen können. Da das Geräusch aus einem anderen Zimmer gekommen war, stand ich auf, ging hinüber, öffnete ein Fenster und schaute nach unten. Niemand zu sehen.

Ich wartete eine Weile (vielleicht hatten sich Kinder einen Spass ausgedacht) und ging in das nächste Zimmer, um auch dort nachzusehen. Da kam das Geräusch wieder, noch lauter als zuvor, und ich schlich in die Küche und spähte um die Ecke. Es war ein Rabe. Er sass draussen vor dem geschlossenen Fenster und hackte mit dem Schnabel an die Scheibe. Dann schien er mich anzuschauen und flog weg.

Ich ging hin und sah nach, ob vielleicht etwas Essbares auf dem Fensterbrett war. Das war aber nicht der Fall. Nun ist ein Rabe bei uns hier nichts Ungewöhnliches. Ich wunderte mich dennoch; warum hackte er an die Scheibe? Wollte er mir etwas zeigen? Ich ging durch alle Zimmer und schaute hinaus, ob ich den Raben irgendwo sehen könnte. Und tatsächlich: er sass keine 20m entfernt auf einer Telefonstange und äugte herüber. Dann stiess er genau drei Schreie aus und flog davon. Und diesmal fand ich ihn auch nicht mehr, obwohl ich mehrfach aus allen Fenstern schaute.

Langsam ging ich zurück an meinen Arbeitsplatz; da war mir, als würde ich ein Pfeifen hören. Und dann hatte ich plötzlich eine Gänsehaut und den Gedanken: ich bin hier nicht allein. Nochmals ging ich durch alle Zimmer, den ganzen Körper angespannt, und noch einige Male durchliefen mich Schauer. Aber ich fand und sah: Nichts.

Meine Frage ist nun, ob sich irgend jemand einen Reim auf dieses Erlebnis machen kann. Bitte wenden Sie sich dazu an den Verlag. Danke. (W.O.)


(red) Wir freuen uns auf viele Stellungnahmen. Bitte schriftlich an die bekannte Verlagsadresse senden (im Impressum abgedruckt).


[ Die nachfolgenden Leserbriefe erschienen im Wegbegleiter-Heft 3/2003, S. 66-69. ]

Stellungnahmen zum Erlebnisbericht: "Der Rabe am Fenster" (eine Auswahl)

Vögel kommen gelegentlich zu Tode, indem sie im Fluge gegen ein grosses Fenster prallen. Sie können anscheinend das Glas nicht von weitem als Hindernis erkennen. Zur Warnung versieht man die Fenster in Neubauten mit den Silhouetten von Raubvögeln. Der kluge Rabe hat sich anscheinend durch energisches Hacken davon überzeugt, dass das Fenster – entgegen dem Augenschein – undurchlässig ist. Dass das menschenähnliche "Klopfen" in einem einsam stehenden Haus Schrecken und nachträglich Gruseln erregt, ist ebenfalls völlig natürlich. Esoterische Hintergründe sind da nicht anzunehmen.
Werner Frangen, D - Karlsruhe

Die Person, die das erlebte, war stark mit Denken beansprucht. Ich vermute, dass sie irgend eine Problemlösung erzwingen wollte und sie sich dabei verkrampfte, was ein falscher Weg ist. Problemlösungen bekommt man am besten durch Entspannung. So kann der Sinn darin liegen, dass sie sich dadurch entspannt hatte und so das Problem schneller gelöst worden ist. Das war vielleicht ein Eingreifen eines Schutz- oder Lernengels, die uns begleiten, ohne dass man sie sieht. Es würde mich interessieren, ob diese Person nachher das Problem gut lösen konnte.
Fritz Bächinger, CH - Zürich
Red. – Soweit uns bekannt, stellte die Person aufgrund des Raben-Erlebnisses die aktuelle Arbeit ein.


Grundsätzliches zum Vogelorakel

Ein Beitrag von Stefan Fischer, D - Nürnberg

Das Augurium
Die Vogelschau oder die Weissagung durch die Begegnungen und Erlebnisse mit Vögeln war zuletzt noch in Europa, insbesondere bei den Römern, eine gesellschaftlich anerkannte magische Orakelkunst. Sie oblag den dafür zuständigen Auguren (Vogel-Zeichen-Deutern). Den kampferprobten Römern war es nicht einmal zu lästig, spezielle Hühnervögel zu hegen und mit sich zu führen, um an deren Verhalten Genaueres über ihr taktisches Vorgehen [zu erfahren] und den Ausgang einer Schlacht zu beurteilen. Alle frühen Hochkulturen pflegten die Vogel-Orakelmethode auf ihre Weise; so kamen schliesslich die Römer mit ihr in Berührung. Das aufstrebende Christentum hat bekanntermassen leider auch diese okkulte Berufskunst verdrängt, wie so viele "heidnischen Gebräuche". Andererseits findet man immer wieder Hinweise und Berichte in christlichen Schriften und Heiligenlegenden, wie sehr die alte Vogelsymbolik insgeheim modifiziert, aber immer wieder auftaucht und im Rahmen der Mystik nicht nur geduldet, vielmehr sogar verherrlicht wurde. Ich erinnere hier nur an Gregor den Grossen, dem Tauben Geheimnisse ins Ohr geflüstert haben, und an Franz von Assisi, der sich mit ihnen verständigen konnte. Bei den Naturvölkern trifft man heute noch auf überbrachtes Wissen und auf Auguren, die diese Orakelkunst auf ihre kulturspezifische Art und Weise deuten.

Nun, was den vertechnisierten Industriezeitalter-Menschen angeht, so ist das Verlangen nach und der Umgang mit der Auguria, den Zeichen und Prophezeiungen durch die Vogelorakel, immer noch vorhanden. Diese Sehnsucht wird wohl auch nicht im Menschen erlöschen, solange es Vögel auf unserer Erde gibt und solange es Menschen gibt, die diese Geschöpfe auf ganz besondere Weise lieben. Ein weiterer Schritt aus dieser Sehnsucht führt zur Problematik der Qualitäten der Orakelkunst schlechthin. Alles hängt natürlich vom Auguren persönlich ab. Ganz klar ist hier leider auch wieder zwischen Könnern und Nichtkönnern zu differenzieren. Letztgenannte zeichnen sich durch Unwissen, Spekulation und krasse Fehldeutungen aus, welche schliesslich einem Menschen das Leben verhärmen können. Leider sind gute Auguren rar, aber es gibt sie immerhin. Nach parapsychologischen Erkenntnissen und ethischen Grundregeln müssen folgende Kriterien erfüllt sein:

Allgemeine Kennzeichen eines berufenen Auguren
  1. er/sie muss Vogelhalter (gewesen) sein und hat mindestens einen elternlosen Jungvogel grossgezogen, und wenigstens ein aussichtslos krankes Tier gesund gepflegt.
  2. er/sie hat mindestens ein ASW(Ausser-Sinnliche-Wahrnehmung)-Erlebnis mit Vögeln erfahren.
  3. er/sie verlangt kein direktes Honorar für seine Auslegungen.
  4. er/sie prophezeit niemals mit festgesetzten Zeitangaben, Datum, Jahreszahlen, Hinweisen auf Personen, Gegenstände...
  5. er/sie töten nicht ihr Totemtier (alle Vögel sind gemeint) zur Weissagung, wie es bei Schwarzmagiern und bei diversen Kulten der Fall ist.
  6. er/sie setzt sich für Tier-, Umwelt-, Naturschutz ein.
  7. er/sie kennt sich in der parapsychologischen Phänomenologie gut aus.
  8. er/sie gibt nicht an, jedes Vogelorakel auslegen zu können, denn jeder vernünftige Mensch weiss davon zu berichten, jeden Tag aus der Lebensschule der göttlichen Natur zu lernen.
  9. er/sie ist ein gläubiger Mensch.
Sind alle Eigenschaften und Tugenden eines berufenen Auguren erfüllt, so kann davon ausgegangen werden, dass jener befähigte Mensch seinen Mitmenschen dahingehend dienlich wird, indem er ihre zum Teil ja sehr wunderlichen Begegnungen, Erlebnisse, Träume und Visionen mit Vögeln richtig auslegt.

Ein wichtiges Kriterium im Zusammenhang mit der Augurie muss noch festgehalten werden. Eine Orakelauslegung kann und darf niemals allein über eine rein schriftlich anonyme Darstellung erfolgen. Der Augur muss wenigstens telefonischen Kontakt zum Bittsteller haben, am besten eignet sich natürlich das persönliche Gespräch. Das hat folgende Hintergründe:

Es gibt zwei Arten der Augurie:
1. Das natürliche Augurium
2. Das unnatürliche (PSI)-Augurium

Die Unterscheidung dieser beiden Erscheinungsformen kennzeichnet den Meister in seiner Kunst aus. Es ist alles andere als einfach, ein Vogelorakel fachgerecht auszulegen. Nach dem Gesetz der Entsprechungen von Ursache und Wirkung, innerhalb unseres kosmischen Gefüges, in dem der Mensch durch die Mitgeschöpfe der Erde (hier die Vögel) eine nachweisbare Verbundenheit erfährt, treten auch sonderbare Phänomene in Erscheinung. Das unnatürliche- oder PSI-Augurium ist hier gemeint. Dies, was der Volksmund stets als Unheilsbotschaft auslegt, wenn beispielsweise die Krähe am Fenster klopft oder die Eule um Mitternacht ruft und den baldigen Tod der betreffenden Person angeblich vorankündigen, dies kann das Werk von den sogenannten Trug- bzw. Foppgeistern sein, die bewusst falsche Stimmungen und Ängste bei den Menschen auslösen wollen, ja sich geradezu einen üblen Spass daraus machen und dem daher keinerlei ernstzunehmende Bedeutung beigemessen werden sollte.

Diese niedrigen, erdverhafteten Geistwesen sind in der Lage, auch Vögel zu besetzen, in Form von zeitweiser Besessenheit bzw. kurzweiliger Umsessenheit, um so die Tiere ihrem Willen gefügig zu machen. Im Klartext heisst das, dass tatsächlich Zeichen und paranormale Geschehnisse mit Vögeln, sowohl den davon Betroffenen, als auch den Auguren, mittels Irrweg an der Nase herumführen können, folglich absolut betrügerisch wirken. Ausser viel Aufregung und Nervenzerrüttung passiert dann nämlich gar nichts; es trifft nichts weiter ein und dies ist dann auch schon der Endbeweis für ein aufgefopptes PSI-Phänomen. Dieses unliebsame Phänomen grassiert also nicht nur im Mediumismus eines Spiritismus und Spiritualismus, es untermauert vielmehr deren empirische Lehrgebäude. Deshalb versteht man nun vielleicht besser, wie wichtig es ist, dass der Augur in vieler Hinsicht, also besonders in geistigen Angelegenheiten und natürlich zwischenmenschlich bewandert sein muss. Nur dieser durchschaut überhaupt solche Fallen und Falschheiten und erarbeitet so die Unterscheidungsgabe zwischen natürlichem Augurium und unnatürlichem PSI-Augurium, allerdings – wie schon oben erwähnt – geht dies nur vonstatten, wenn der lebendige, persönliche Kontakt zwischen beiden, dem Deuter und Bittsteller, erfolgt.

Das natürliche Augurium hingegen bleibt ein tiefgreifendes mystisches Erlebnis, das im Menschen seinen einmaligen Eindruck hinterlässt. Liegt diese Art der Zeichen vor, was ja eben nur der erfahrene und berufene Augur beurteilen kann, wird sich auch das erfüllen, was als Aussage vorgestellt worden ist.

Red. – Wir danken Herrn Fischer für die Erlaubnis zum Abdruck dieses Beitrags.


[ Startseite ]  -   [ Wegbegleiter ]  -   [ Home ]  -   [ Zurück ]  -   [ Weiter ]  -  Download -  Kontakt

"Letzte Änderung dieser Seite am 10. Juni 2014"