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Religion - Sekten
(Anm.d.Erf.: Der Artikel stammt von Rudolf Passian aus der Zeitschrift "Wegbegleiter" vom November 1998, Nr. 6, III. Jahrgang, S. 257 ff.)

Der Rummel um das Medium "URIELLA" und ihren "ORDEN FIAT LUX"

Die Problematik des Offenbarungsspiritismus und der "VATER-MEDIEN"

ÜBERSICHT: ERIKA BERTSCHINGER alias "URIELLA" dient der Journaille seit Jahren als willkommenes Objekt billiger Sensationshascherei. Dies verstärkte sich in letzter Zeit infolge der von ihr kolportierten Katastrophen-Prophezeiungen, denen zufolge im August dieses Jahres der 3. Weltkrieg ausbricht. Danach soll im November ein Meteorit in die Nordsee stürzen und mit bis zu 300 m hohen Wellen weite Teile Europas überschwemmen. Kurz vor der Jahrtausendwende wird der Einschlag eines Meteoriten in Nord- oder Mittelamerika ganze Erdteile verschwinden lassen. Ein Drittel der Menschheit wird sterben und aus unserer Erde der Planet Amora entstehen.

Im "Zyschtigs-Klub" des Schweizer Fernsehens konnte man am 21.07.1998 eine Diskussion verfolgen zwischen URIELLA, ihrem Ehemann "ICORDO" und einer Ordensangehörigen einerseits, sowie einer Psychologin, einem evangelischen Pfarrer und dem als Sektenexperten geltenden Prof. Dr. theol. GEORG SCHMID (Fussnote 1) andererseits.
Zur Diskussion selbst wäre aus meiner Sicht zu sagen, dass URIELLA ihrem gewiss ernsthaften Wollen nur schadet, wenn sie unbeherrscht anderen ins Wort fällt. Was jedoch ihr Mann sagte, wie auch ihre Begleiterin, hatte Hand und Fuss. Ihr Aufgetakeltsein zu kritisieren, steht mir zwar nicht zu, aber seriös wirkt es kaum: auch hier wäre weniger mehr, meine ich.
Auf die Gegenseite hätte ein versierter Parapsychologe als Diskussionspartner gehört, denn was da geboten wurde, war keineswegs umwerfend: Die zur Schau getragene Besorgnis um das Wohl und Wehe der Ordensmitglieder für den Fall des Nichteintreffens der Prophezeiungen war kaum überzeugend. Hier war der Pfarrer das m. E. schwächste Glied. Da aber das heutige Theologiestudium immun zu machen scheint gegen jedwege Horizonterweiterung, so ist wohl kaum etwas Besseres zu erwarten.
Nun zu URIELLA selbst und ihren Verlautbarungen: URIELLA ist das, was wir in der Parapsychologie ein "Medium" nennen. Infolge ihrer medialen Veranlagung vermag sie in Trance zu gehen. Zudem gibt sie an, hellsehend und hellhörend zu sein. Sie und ihre Anhänger sind überzeugt, dass JESUS sich ihrer Begabung bedient, um als "Sprachrohr Gottes" Mitteilungen an uns zu geben.
Medialität in ihren unterschiedlichsten Formen kann, sofern eine Veranlagung da ist, entwickelt werden oder spontan auftreten. Letzteres scheint bei URIELLA der Fall gewesen zu sein, nachdem sie beim Reiten vom Pferd gestürzt war (beim bekannten bayrischen Hellseher ALOIS IRLMAIER war es das Schockerlebnis des Verschüttetwerdens an der Front, welches zum Ausbruch seiner Hellsichtigkeit führte).. URIELLA war ehedem Mitglied der Geistigen Loge Zürich gewesen und somit über Möglichkeiten eines Jenseitsverkehrs orientiert. Als angeblich reinkarnierte MARIA MAGDALENA fühlte sie sich schon bald zum besonderen "Sprachrohr Gottes" auserkoren.
Hier haben wir es mit einem Phänomen zu tun, welches in der parapsychologischen Forschung seit jeher ein kniffliges Problem darstellte. Es würde jetzt hier zu weit führen, den Faktor der Selbstsuggestion bei medialen Menschen sowie gewisse psychisch-astrale Wechselwirkungen des Jenseitsverkehrs darzulegen. Hierzu sind eingehende Studien erforderlich. Menschen wie URIELLA gibt es nämlich Dutzende, ja es hat schon Hunderte gegeben, die sich als von "Jesus-Vater" oder gar von Gott selbst auserwählt dünkten (daher der Ausdruck "Vater-Medien"). Es entbehrt nicht einer gewissen Tragik, wenn solchermassen gutgläubige und gutmeinende Menschen ihre ganze Kraft, ihre Zeit und ihr Vermögen opfern, um ihrer vermeintlichen Auserwähltheit gerecht zu werden. KAHIR, der in diesen Dingen gut Bescheid wusste, schrieb (in Mensch und Schicksal, Jahrg. 1951, S. 15) u. a., dass leider viele Medien den Ursprung von dem, was sie empfangen, höher ansetzen, "als dies tatsächlich der Fall ist. Daher die vielen 'Vatermedien', wo nur der eigene Wunsch der Vater des Gedankens ist. Wenn wir bedenken, wieviel Eigenseelisches sich ... einzuschalten vermag, dann sollten wir begreifen, dass Kritiklosigkeit hier nicht am Platze ist."
Ein Jenseitiger nun, der sich als JESUS ausgibt, muss dennoch nicht in jedem Falle ein Dämon sein. EMANUEL (Fussnote 2) sagte, es sei ja nicht notwendig, dass JESUS "stets nahe sei, und dies ist nur selten der Fall; aber er sieht, dass ein Medium oder ein durch diese Belehrungen erhaltender Kreis einer gewissen Lehre, eines Tadels, eines trostreichen Wortes bedarf. Er sieht das Bedürfnis, er will, dass es befriedigt werde. Wer von seinen Dienern dann das Wort ausspricht, das er gesprochen haben will, ist Nebensache; es ist doch der Meister, der gesprochen. Ihr sagt ja doch auch, das Gebäude wurde von jenem Bauherrn erbaut, wenn er auch nicht einen Stein mit eigener Hand niedergelegt hat. Ihr könnt doch nicht sagen, Maurer habe das Haus gebaut?"
So betrachtet, erfüllen auch die vielen Vatermedien einen spirituell positiven Zweck, indem sie das Denken ihrer Anhänger gottbezogen ausrichten und dazu veranlassen, ihr Leben entsprechend zu gestalten. Was wäre daran verwerflich?
In puncto Katastrophen-Prophezeiungen wäre URIELLA allerdings Zurückhaltung anzuraten. Das Schüren von Weltuntergangsängsten ist bislang noch immer "ins Auge" gegangen. Dass als Folge menschlichen Fehlverhaltens Schlimmes auf uns zukommt, dazu braucht man kein Hellseher zu sein. Und dass wir uns in einer Periode wendezeitlichen Charakters befinden, ist ebenfalls deutlich erkennbar.
Mit der zu erwartenden Blamage nicht eingetroffener Prophezeiungen fügt URIELLA dem, wofür sie eigentlich eintritt, unnötigen Schaden zu; denn für die skrupellose Journaille sind solche Dinge ein gefundenes Fressen, um alles lächerlich zu machen, was über den eigenen Horizont geht.
Bei aller Hochachtung vor der Ernsthaftigkeit und dem tiefen Gottglauben der Menschen um URIELLA, scheint es sowohl ihr selbst wie auch ihren Anhängern an den erforderlichen Grundkenntnissen auf mystisch-religiösem Gebiet zu mangeln. Zweifellos gibt es so etwas wie eine "religiöse Realität, aber eben nicht bloss Licht, sondern auch Schatten. Das Linksrühren des Athrum-Wassers z. B. gibt zu denken; es sei denn, URIELLA wäre Linkshänderin.
Zudem steht geschrieben (Lukas 21, 8): "Viele werden kommen in meinem Namen und sagen, ich sei es und: 'Die Zeit ist herbeigekommen'. Folget ihnen nicht nach!" - Im übrigen aber sollte hier wie auch anderswo der Leitsatz Matth. 7, 16 gelten: "An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen". - In dieser Hinsicht haben die Fiat-Lux-Anhänger wohl kaum etwas zu befürchten.

Rudolf Passian




Anmerkung d. Red.: Vor Drucklegung sandte RUDOLF PASSIAN diesen Beitrag an Herrn ICORDO BERTSCHINGER von Fiat Lux, für den Fall des Wunsches einer Stellungnahme. Vor allem interessiert PASSIAN die Linkshändigkeit von URIELLA, sowie die Einstellung von Fiat Lux gegenüber anderen "Jesus-Medien", wie z. B. GABRIELE WITTEK vom Universellen Leben (früher Heimholungswerk Christi) in Würzburg. In seiner leider ausweichenden Antwort vom 3. September 1998 schreibt EBERHARD BERTSCHINGER EICKE, alias ICORDO (Hervorhebungen übernommen): "Leider erlaubt es meine Zeit nicht, ausführlich auf Ihre Ausführungen einzugehen. Manches ist richtig. Anderes wiederum beruht auf Missverständnissen oder sogar falschen Berichten, die Sie vermutlich aus den Massenmedien entnommen haben...
In der vergangenen Offenbarung vom 30.08.98 durften wir vernehmen, dass es aufgrund der Gebete unseres ORDENS und der Barmherzigkeit GOTTES einen kurzen Aufschub für den Ablauf der allerletzten apokalyptischen Ereignisse gegeben hat. Vermutlich glauben Sie nicht, dass JESUS CHRISTUS sich, via Uriella in Volltrance, offenbart. Den Medienberichten bezüglich der schon im August eingetretenen Katastrophen und Börsen-Chrash-Infos müssen Sie dagegen Glauben schenken.", etc. Kein Kommentar. -


Fussnote 1: Hinweis für WB-Leser/innen: PROF. SCHMID erklärte am 8.05.1998 im Fernsehen, "Magie funktioniere nur dort, wo man daran glaubt". Dämonen hält er für "psychisch schwierige Energien", als "Schatten in uns", der sich von unserer Psyche abspalten kann.
Fussnote 2: BERNHARD FORSBOOM: Das Buch Emanuel, Drei Eichen-Verlag, S. 215. Ein 2. Band erschien unter dem Titel Kundgebungen des Geistes Emanuel im Verlag Martin Weber, D-77746 Schutterwald (ISBN-Nr. 3-9805119-0-1, DM/sFr 36,-).



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Letzte Änderung am 5. August 2000