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Literatur - Poesie

Gedichte von Elisabeth Clüver und Friederike Hauffe, ausgewählt von Werner Schiebeler

Gedichte

Ergebung

Es wandelt alles auf Erden,
der Tag wird finst're Nacht;
auf Sommer muss Winter werden,
es weint oft, wer gelacht.

Du Vater waltest da droben
und führst auch mich so treu,
Du sendest alles von oben,
ob's hell, ob's dunkel sei.

So will ich denn nimmer klagen,
tu' freudig meine Pflicht,
will denken an allen Tagen,
Du Gott verläßt mich nicht.

Elisabeth Clüver (1842–1884)

Vertrauen

Ich will mich nun nicht ferner sorgen,
Gott ist getreu, Er führt mich gut!
Ich bin am Abend, wie am Morgen
zu aller Zeit in seiner Hut.
Ja, ohne Ihn fällt nicht vom Dach
ein Sperling, nicht vom Haupt ein Haar,
viel weniger verging ein Tag,
wo Er nicht segnend mit mir war!

Vergib o Gott, dies bitt ich stündlich,
den Kleinglauben, der mich erfüllt,
ist doch die Liebe unergründlich,
die ewig Deinem Schoße entquillt!
Wenn Du es willst, Du kannst es wenden
das Ungemach, das mir gemacht,
Du leitest stets mit Mutterhänden
die Dir vertrauen Tag und Nacht!

Elisabeth Clüver (1842–1884)

Gebet

Vater erhöre mich!
Erhöre mein Beten und Flehen!
Vater ich rufe zu Dir,
Lasse Dein Kind nicht vergehen!
Siehe meinen Schmerz,
Meine Tränen,
Flöße mir Hoffnung ins Herz,
Stille mein Sehnen!
Vater ich rufe zu Dir,
Habe Erbarmen!
Nehme doch etwas von mir,
Der Kranken, der Armen.
Vater ich lasse Dich nicht,
Wenn auch Krankheit und
Schmerz mich verzehren,
Wenn ich des Frühlings Licht
Seh' nur im Nebel der Zähren,
Vater, ich lasse Dich nicht.

Friederike Hauffe, die Seherin von Prevost (1801–1829)
(Friederike Hauffe lebte ab 1826 im Hause des Oberamtsarztes von Weinsberg Dr. Justinus Kerner.)

Gott zur Ehre

Zu Gottes Ehre führ dein Leben,
zu dienen Ihm sei stets bereit,
dein Herz zum Höchsten zu erheben,
das sei dir Freude allezeit.
Den Herrn ruf an in deiner Not,
in Glück und Leiden komm zu Gott.

Schickt er dir Trübsal - nimm sie hin
mit festem Mut – er hilft dir tragen –
nach oben richte Herz und Sinn,
du darfst kleinmütig nie verzagen,
bet' ohn' Aufhören spät und früh,
denn Gott verläßt die Seinen nie!

Wie hält Er dich so wunderbar
von Kindheit an in treuer Hut!
Sein Auge sieht dich immerdar,
mit Vaterlieb es auf dir ruht
O danke Ihm mit Herz und Mund
und liebe Ihn von Herzensgrund!

Auf Adlerflügeln trägt Er dich,
du merkst stets sein treues Walten;
sei du nur treu, dann sicherlich
wird Seine Liebe nie erkalten.
Du sollst Ihn loben spät und früh,
der Herr vergißt die Seinen nie!

Elisabeth Clüver (1842–1884)

Geduld

Geduldig trage jede Last
die dir dein Gott beschieden.
Wenn du genug gelitten hast,
wird dir wohl stiller Frieden.
Gott kann dich führen durch die Nacht
zum schönsten goldnen Ziele.
So hat er immer es gemacht,
so lernen es uns viele.

Gibt es von jedem Gram befreit
auch wohl ein Herz auf Erden?
O nein, es muß durch manches Leid
zu Gott gezogen werden.
Wir lernen in der Krankheit oft
den Arzt von Herzen lieben –
und wer den Himmel einst erhofft,
muß sich durch Leiden üben.

Elisabeth Clüver (1842–1884)

So oft die Glocke schlägt

So oft die Glocke schlägt,
erinn're dich daran:
Des Herren Mund dich frägt,
ob recht du hast getan.

Es mahnt die Glocke stets,
dass schnell entflieht die Zeit,
und von der Erde geht's
dann in die Ewigkeit.

Stündlich zeigt sie dir an
daß du ein Pilger bist,
dem Gott hinzugetan
noch eine Gnadenfrist.

O höre auf die Fragen
die deutlich sie dir stellt,
so wirst du Schätze tragen
dereinst aus dieser Welt.

So wirst du, wenn zuletzt
sie dir ins Ohr getönt,
ins Himmelreich versetzt
und bist mit Gott versöhnt.

Elisabeth Clüver
(1842–1884)


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Letzte Änderung am 10. Juni 2014