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Parapsychologie

Artikel von Walter Vogt, erschienen in der Zeitschrift 'Wegbegleiter' Nr. 2/2006, S. 48-53.

Das Wiedergänger-Phänomen

Eine kleine Auslese von Walter Vogt

Definition

„Identifizierbares Phantom eines Verstorbenen; nach dem Volksglauben Tote, die in ihrem Leben (noch ungesühnte) Schuld auf sich geladen haben und nun ruhelos umgehen, meist zur Mitternacht. 1. auf Kirchhöfen oder am Ort ihrer Untat, oder unwürdig Bestattete.“
Bonin, Lexikon der Parapsychologie

„Tote, die keine Ruhe fanden, z.B. Meineidige, Mörder und Selbstmörder, sollten angeblich aus ihrem Grab von Zeit zu Zeit wiederkehren. Man hatte Angst vor diesen Wiedergängern und bedeckte bei Todesfällen alle Spiegel bis nach dem Begräbnis, oder man warf Kämme (Wollkämme) über den Leichnam, um so der Gefahr, dass der Tote wiederkehren und sich einen weiteren holen würde (Nachzehrer), zu begegnen. Tote durften auch bei der Beerdigung nicht zu sehr beweint werden, weil sie sonst keine Ruhe fänden und wiederkehren würden, glaubte man.“
Helmut Hiller, Lexikon des Aberglaubens

Antike

Der römische Historiker Tacitus (um 55-120 n. Chr.) berichtet über Wiedergänger aus längst vergangenen Zeiten. Unter anderem erwähnt er, dass die Germanen ihrem höchsten Gott Wotan Menschenopfer darbrachten. Von ihm vernehmen wir, dass dieser Volksstamm "normale Verbrecher" öffentlich an Bäumen aufhängte. Wer aber Schandtaten gegen die sittlichen Anstandsregeln beging, sei verborgen im Moor hingerichtet worden. Diese Tortur erlitten neben Feiglingen und Kriegsscheuen vor allem die "Unzüchtigen". Um ein Wiedererscheinen der Unholde völlig zu verhindern, wurden Pfähle in den Moorboden getrieben, die sich über dem Leichnam kreuzten. Auf anderen wiederum legte man schwere Steine oder sie wurden mit Einhengungen aus Zweigen und Ruten beschwert. Im Gebiet der nordischen Randkultur wurden gefesselte Skelette in Hockstellung gefunden. Im hannoverschen Wendland grub man verdächtige Tote wieder aus. Wenn die Leiche noch unversehrt war, wurde ihr der Kopf vom Rumpf getrennt. Also nicht von ungefähr werden heute noch Moore nachts ungern aufgesucht, denn von Irrlichtern ist oft die Rede. Im Volksglauben gelten sie als Seelen Verstorbener oder ungetaufter Kinder. Im Oldenburgischen kennt man sie unter dem Begriff "Spoklecht" [verm. Spuklicht].
Die Aufgeklärten wissen es besser: Leuchterscheinung durch Selbstentzündung von Methan (Sumpfgas) oder Phosphorwasserstoff entstehende Flämmchen.

Bericht aus Island

In den Sagas wird berichtet, dass der Spuk um die Wiedergänger bei der Einführung des Christentums noch sehr verbreitet war. Vor allem waren es Bösewichte, die nach ihrem Abscheiden die Lebenden in Angst und Schrecken versetzten. Wurden sie aber nachträglich auf christliche Art in heiliger Erde bestattet, verfolgten sie Lebende nicht mehr. Hin und wieder kam es aber auch vor, dass Übeltäter dem Feuer übergeben wurden. Dagegen wurde aber auch Einsprache erhoben. Grund: mit dem Rauch konnten sich nämlich die Ermordeten in die Luft erheben und von dort aus die Lebenden quälen. In der Geschichte von Goden Snorri (Thule 7) wird folgendes erzählt:
„Der Bauer Thorodd kommt mit seinen Leuten auf See um, die Leichen fand man nicht. Beim Totenmahl trat Bauer Thorodd in die Stube und mit ihm seine Gefährten, alle durchnässt. Die Männer nahmen Thorrod wohl auf, denn sie sahen darin ein gutes Vorzeichen. Man nahm nämlich damals an, dass in der See ertrunkene Männer bei Ran (der Meeresgöttin) gastlich aufgenommen wären, wenn sie zu ihrem eigenen Totenfest erschienen. Denn heidnischer Aberglaube war damals noch ziemlich im Schwange, wenn die Leute auch schon getauft waren und sich Christen nannten. Thorrod und die Seinen gingen durch den ganzen Schlafraum. – Sie erwiderten keines Mannes Gruss. Dann setzten sie sich an das Feuer in der Küche, doch die Männer flohen aus dieser; Thorodd aber mit seinen Gefährten blieb am Feuer sitzen, bis es niedergebrannt war. Dann machten sie sich fort. Dies wiederholte sich jeden Abend.“

Aus der Zeit der Romantik

Vier Persönlichkeiten sollen hier erwähnt werden, die mit diesem Phänomen konfrontiert wurden. Johann Heinrich Jung-Stilling (1740–1817) erlangte hohes Ansehen durch seine "Szenen aus dem Geisterreich". Mit seinem grossen Werk "Die Seherin von Prevorst" wurde der Arzt Justinus Kerner (1786–1862) geradezu berühmt. Ganz ungewöhnliche Begebenheiten schildert uns Johann Christoph Blumhardt (1805–1880) in seinem grossen Kampf um die Gottliebin Dittus. Ein Kronzeuge für die Existenz der Jenseitswelt ist ohne Zweifel Johann Friedrich Oberlin (1740–1826); er wirkte segensreich als Pfarrer im Steintal (Elsass). Seine Worte: „Seit dem Tod meiner Frau sah ich sie neun Jahre lang fast alle Tage, träumend oder wachend, teils bei mir, teils drüben an ihrem jenseitigen Aufenthaltsorte, wo ich merkwürdige Dinge, auch politische Veränderungen, lange ehe sie sich ereigneten, von ihr erfuhr...“ [Blumhardt: siehe WB 2/2005, S. 26]

Neuzeit

Politische Würdenträger und Heerführer erlebten Wiedergänger

Fürst Otto von Bismarck (1815–1898) ist Zeuge. Während des Krieges 1870/71 erschien ihm nachts ein Soldat, der ihm erklärte, dass er gefallen sei. Die später eingetroffene Meldung bestätigte seinen Tod. Dieser Monarch hatte übrigens einen Hang zum Übersinnlichen. Im Sachsenwald umarmte er im Alter viertelstundenlang uralte Eichen. „Alte Bäume sind Ahnen“, meinte er.

Moltkes Sohn und ein Freund des Hauses spielten die Cellosonate von Chopin. Der alte berühmte Feldherr hatte in einem Armsessel Platz genommen und hörte der Musik zu. Plötzlich seufzte er auf ... und seine Seele entfloh. Zu gleicher Zeit verliessen zwei namentlich genannte Kavallerie-Offiziere das Gebäude des Generalstabes in Berlin. Da erschien ihnen der alte Haudegen; sie nahmen Haltung an und grüssten. Auch der Posten präsentierte sein Gewehr. Moltke jedoch grüsste nicht und ging mit ruhigen Schritten an ihnen vorüber. Er trug weder Mütze noch Degen. Plötzlich entschwand er ihren Blicken. Rasch verbreitete sich die Kunde, dass der Generalfeldmarschall zur gleichen Minute gestorben sei.

Ein Bericht aus der ehemaligen Sowjetunion

Die russische Zeitschrift "Iswestija" publizierte einen Fall, den es nach atheistisch-materialistischer Weltanschauung gar nicht geben darf. In der Sprechstunde von Prof. Dr. G. W. Sugarew erschien ein Mädchen in einem rosa Kleid und bat ihn innig, doch seine kranke Mutter zu besuchen. Der Arzt lehnte ab mit der Begründung, dass er keine Krankenbesuche mache. Die Bittstellerin aber flehte ihn an, doch eine Ausnahme zu machen, denn die Mutter befände sich in Lebensgefahr. Das Mädchen gab ihm noch die genaue Adresse und verschwand. Nach einigem Zögern entschloss sich der Arzt doch, die Mutter aufzusuchen. Er erkundigte sich bei den wartenden Patienten nach dem Verbleib der kleinen Botin. Es wurde ihm versichert, dass sich kein Mädchen im Wartezimmer aufgehalten habe. Der Professor war verblüfft, fertigte seine Patienten rasch ab und begab sich nach der Wohnung der Kranken. Als er ihr vom Besuch ihres Kindes berichtete, konnte sie es einfach nicht fassen, denn ihre einzige Tochter war bereits vor zwei Tagen gestorben. Der Sarg befand sich noch im Nebenzimmer. Er ging hin und fand dort zu seinem Entsetzen das tote Kind im rosa Kleid, das einige Stunden vorher in seinem Sprechzimmer gewesen war.

Zwei Pfarrherren waren perplex...

„Vor etlichen Jahren fuhr ich wie in jedem Herbst auf einem "Berner Wägele" ins Remstal (Baden-Württemberg), um einzukaufen. Neben mir als Kutscher der Bauer N. aus W. Zwischen 23 und 24 Uhr gerieten wir an eine Steigung der Fahrstrasse. Wir beide stiegen ab, um die Pferde zu entlasten. Das Gefährt fuhr dadurch etwas schneller, so dass ich einige Meter zurückblieb. Plötzlich sah ich neben mir einen Mann, der mir wohlbekannt war, weil er ja aus meinem Dorf stammte. Er trug seltsamerweise den langen schwarzen Rock, den unsere Bauern sonntags landesüblich tragen. Er zog seinen Hut und sagte: ‚Guten Abend, Herr Pfarrer! Ich komme nur, um ihnen zu sagen, dass Sie bald heimfahren müssen. Am Freitag ist eine Beerdigung. Es ist ein Unglück geschehen, im Wald beim Holzmachen ist einer erschlagen worden!' Der Mann war unverkennbar der Bauer W. Ich fragte zurück: ‚Ja sind Sie mir deswegen eigens bis hierher nachgelaufen?', aber ich erhielt keine Antwort mehr. Er war augenblicklich verschwunden. Mit langen Schritten holte ich den Wagen ein. Der Kutscher fragte mich: ‚Was hat denn der W. von Ihnen gewollt?' Der Mann kam nicht mehr zum Vorschein. Als ich anderntags an meinem Zielort ankam, fand ich auf dem Frühstückstisch ein Telegramm meiner Frau: Bauer W. sei im Wald beim Holzfällen tödlich verunglückt.“

Unheimliches Erlebnis in der Pfarrstube (stark gekürzt)

Bei seiner Predigtvorbereitung hatte ein evangelischer Pfarrer ein völlig unerwartetes Erlebnis. Plötzlich erschien ihm sein verstorbener Vorgänger, den er von einem Bild her kannte. Der "verblichene" Amtsbruder sprach ihn an und klagte, dass er im Jenseits keine Ruhe fände. Voller Verblüffung fragte ihn der Geistliche, ob er ihm irgendwie helfen könne. Der Wiedergänger berichtete ihm, dass es sich um eine unselige Erbgeschichte handle. Er erzählte dem erstaunen Kollegen, dass er zusammen mit seinem Kirchenrat einen falschen Entschluss gefasst habe. Der Unselige bat nun den Pfarrer, er möchte doch mitkommen, um die betreffenden Dokumente aus dem Aktenschrank zu holen. Aufgrund des Schriftstückes erklärte er ihm die Zusammenhänge; dann verschwand er so schnell wie er gekommen war. Der Seelsorger besuchte nun die alten Mitglieder des früheren Kirchgemeinderates. Einstimmig wurde der seinerzeitige Beschluss aufgehoben und korrigiert. Von diesem Zeitpunkt an erschien der Wiedergänger nicht mehr, denn das Vermögen konnte den rechtmässigen Erben ausbezahlt werden.

Zu diesem sensationellen Bericht taucht eine berechtigte Frage auf. Was vermag eine reuige Seele nach ihrem Abscheiden von dieser Welt zu bewirken? Gemäss der katholischen Fegefeuerlehre ist eine Wiedergutmachung möglich. Der protestantische Theologe Dr. Kurt E. Koch kontert: „Wir haben keine Chance, vom Jenseits her Dinge wieder zu ordnen und wieder gutzumachen.“

Obiger Autor bringt ein anderes Wiedergänger-Ereignis:

„Ein Bauer liess sich von seinem Gemeindepfarrer seelsorgerisch beraten. Die Bauersfamilie wurde nachts durch einen Wiedergänger beunruhigt. Der Pfarrer gab dem Angefochtenen den Rat, er solle mit seiner Frau für den Wiedergänger beten, dass Gott ihm die Sünden vergebe. Dann würde der Wiedergänger nicht wieder erscheinen. Ich muss ausdrücklich betonen, dass ich diesen Rat des betreffenden Pfarrers nicht billige. Wir haben nicht für Wiedergänger zu beten, sondern Gott darum zu bitten, dass er uns von den Wiedergängern beschützt. Wir können höchstens, wie es Blumhardt einmal getan hat, dem Wiedergänger sagen: ‚Gehe zu Jesus Christus, wenn er dich vorlässt.' Ich würde sogar soweit gehen, dass ich im Namen Jesu den Wiedergängern gebieten würde, nicht mehr zu erscheinen.“ [Blumhardt: siehe WB 2/2005, S. 26]

Auch Tiere nehmen Wiedergänger wahr

Immer wieder wird berichtet, dass selbst die zahmsten Pferde an einer gewissen Stelle scheu werden; sie bäumen sich auf und gebärden sich wie wild. (Dies ist übrigens auch beim Stallspuk der Fall.) Nur mit gütigem Zureden gelingt es, sie zu beruhigen. Umfragen ergeben meistens, dass dort ein Verbrechen geschah, welches auf Erden nicht gesühnt wurde. Der Täter müsse dort noch umgehen und sein Unwesen treiben. Frage: Was geschieht aber mit dem Opfer?
Ein alter Frachtfuhrmann und grosser Pferdekenner, der ganz Mitteleuropa durchfahren hatte, wusste von "Festmachern" zu berichten. Seine Pferde konnten plötzlich einfach nicht mehr weiter, obwohl kein Hindernis festgestellt wurde. Hier war schwarze Magie im Spiel. Der Zauberbann konnte gebrochen werden, indem man mit einem schweren Hammer von vorne auf die Wagendeichsel schlug. Dadurch aber wurde oft der "Festmacher" getötet oder schwer verletzt. Dieser stand vermutlich in seinem Astralkörper knapp vor den geplagten Tieren, welche ihn hellsehend wahrnahmen.

Ein persönliches Erlebnis

Während des 2. Weltkrieges (1939–1945) bewachten die Schweizersoldaten die Landesgrenzen. Deshalb konnten viele Bauernhöfe nur noch durch Frauen, und die Nicht-Dienstpflichtigen notdürftig bearbeitet werden. Auf dem Land wurden deshalb Schüler als Hilfskräfte eingesetzt. Auch ich (1926) gehörte zu ihnen. Oft musste ich das Pferd eines Nachbarn zurückbringen; altershalber konnte es nicht mehr in der Kavallerie eingesetzt werden. Jedesmal bäumte es sich an einer bestimmten Stelle auf die Hinterbeine und riss mich in die Höhe. Immer wurde mir angst und bange, denn das arme Tier begann zu schnauben und ängstlich zu wiehern. Der betreffende "Ort" befand sich neben einer Metzgerei. Was hat dieses Tier wohl wahrgenommen? – Damals wusste ich es nicht.

Kleine kritische Betrachtung

Keineswegs lassen sich alle Wiedergänger-Erlebnisse auf einen Nenner bringen. Die Tiefenpsychologie betrachtet das Phänomen als eine Aussenprojektion des menschlichen Bewusstseins. Ohne Zweifel kommen auch krankhafte Phantasien in Frage. Auch Symptome einer Geisteskrankheit können solche Begebenheiten hervorrufen. Selbst eine eidetische Veranlagung kann in Betracht gezogen werden. [Eidetik: siehe WB 3/2005, S. 26ff]
Der grosse Reformator Luther, der viel mit dem Teufel zu tun hatte, wies darauf hin, dass Dämonen und böse Geister das Aussehen von Verstorbenen annehmen können.

Die Verklärung Jesu

Gerade die Bibel ist Kronzeugin für ein solches übersinnliches Geschehen. Matthäus 17,3: „Und siehe, da erschienen ihnen Mose und Elia; sie redeten mit ihm.“

Der bekannte Tübinger Professor der Theologie, Karl Heim, sagte immer wieder zu seinen Studenten: „Die Toten sind uns näher als wir annehmen.“


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"Letzte Änderung dieser Seite am 10. Juni 2014"