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Christentum - Ökumene

Artikel von S. Ziegler/Aarg. Kirchenbote (CH), erschienen in der Zeitschrift 'Wegbegleiter' Nr. 3/2006, S. 55+56.

Die Ökumene lebt – Die Gemeinschaft von Taizé

Von Susanne Ziegler in Zeitschrift "Aarg. Kirchenbote" (CH) am 15.10.2005

Frère Roger Schutz (franz. Frère = Bruder, * 12. Mai 1915 in Provence, Schweiz; † 16. August 2005 in Taizé, Frankreich) war der Gründer und lebenslang Prior der ökumenischen Bruderschaft von Taizé (Communauté de Taizé). Er wurde von einer "psychisch Kranken" hinterrücks erstochen.

Auf dem "Pilgerweg des Vertrauens" kommen sie aus der ganzen Welt zusammen: Junge, Alte, Arme, Reiche, Mitglieder aus allen Glaubensrichtungen, Atheisten und solche, die sich einfach von der Kraft der Liebe angezogen fühlen. Die Liebe Christi ist in der kleinen ökumenischen Gemeinschaft von Taizé lebendig. Sie schenkt den Geist der Versöhnung und des Friedens und strahlt diesen hinaus in die ganze Welt. Viele fühlen sich von der Wärme dieser Strahlen angezogen.
Vor allem Jugendliche reisen seit den fünfziger Jahren in das kleine, abgeschiedene französische Dorf im Südburgund und werden Teil eines "Pilgerwegs des Vertrauens auf der Erde". Sie nehmen aus der erlebten Gemeinschaft den Geist des Vertrauens mit nach Hause in ihren Alltag. Sie tragen ihn in ihre Länder, in ihre Kirchgemeinden, Gruppen und Verbände. Der Geist von Taizé schenkt ihnen die Kraft, das erlebte Vertrauen im Glauben zu leben und weiterzugeben.

Gebet, Gesang und Stille helfen, den Glauben zu bewahren

Von Anfang an prägten Musik und spirituelle Gesänge das geistliche Leben der Gemeinschaft. Die Gebete werden vom Gesang getragen und verinnerlicht. Viele Menschen, bergen diese Gebetslieder in sich wie einen Schatz, der sie durchs Leben begleitet und ihnen hilft, ihren Glauben durch alle Höhen und Tiefen hindurch zu bewahren. Wer sich auf den Pilgerweg des Vertrauens begibt, der lernt neben Gebet und Gesang auch den Wert der Stille zu schätzen. Einige reformierte Gemeinden richten darum für ihre Mitglieder einen solchen spirituellen Gebets-Ort ein.
Wo der Geist von Taizé spürbar wird, treten alle konfessionellen Unterschiede in den Hintergrund. Es entsteht eine Einheit, die im Geist der Liebe über alle Gegensätze hinweg ein Band des Vertrauens und der Solidarität zu knüpfen vermag.

Weltweite ökumenische Solidarität mit den Armen

Erbschaften der Brüder, Spenden und Geschenke, werden sowohl für bedürftige und kranke Kinder in Senegal, Bangladesch und in Brasilien als auch für andere Notleidende verwendet. Auch Pilger, die sich eine An- und Rückreise aus fernen Ländern nicht leisten können, werden unterstützt. Die Gemeinschaft, die ausschliesslich von ihrer Hände Arbeit lebt, hat ein Projekt unter dem Namen "Operation Hoffnung" zur Unterstützung der ärmsten Menschen auf der Erde ins Leben gerufen. Dieses ist Ausdruck einer weltweiten Solidarität. Einige der Brüder leben diese Solidarität in kleinen Zellen mitten unter den Armen.

Evangelische und katholische Brüder aus 25 Nationen

Frère Roger gründete 1940 mitten in den Kriegswirren eine Gemeinschaft, deren Geist seither auf der ganzen Welt weitergetragen wird und stetig wächst. Heute gehören der Gemeinschaft rund hundert katholische und evangelische Brüder aus über 25 Nationen an. Diese gelebte Ökumene zeigt beispielhaft, wie konfessionelle Trennungen in der Nachfolge Christi überwunden werden können.
Als „wahrhaft verinnerlichten und vergeistigten Ökumenismus“ bezeichnete Papst Benedikt XVI. in seiner Rede zum Abschied von Frère Roger anlässlich des Kölner Jugendtages 2006 den ökumenischen Geist von Taizé.
Tatsächlich aber geht es um mehr als das. Hunderttausende, die sich auf dem Weg des Vertrauens und des Friedens befinden, sind Beweis dafür, dass das Lebenswerk von Frère Roger mehr ist als Vergeistigung und Verinnerlichung. Sie schlagen, über alle dogmatischen und kirchenpolitischen Lehrsätze hinweg, Brücken zum Nächsten, weil der alles überwindende Geist der Liebe Christi ihnen die Vollmacht dazu erteilt.

Jugendtreffen auf dem "Pilgerweg des Vertrauens"

Zur nächsten Station auf dem "Pilgerweg des Vertrauens" werden zehntausende Jugendliche aus allen Erdteilen erwartet. Vom 28. Dezember 2005 bis zum 1. Januar 2006 trafen sie sich in Mailand und nahmen die Frage wieder auf, die ihnen Frère Roger anlässlich des letzten Jugendtreffens 2004/05 in Lissabon ans Herz legte, nämlich, wie sie in ihrem Alltag zu TrägerInnen des Vertrauens und des Friedens werden können.
Frère Roger wurde am 16. August 2005 in Taizé von einer vermutlich geistig verwirrten Frau während eines Gottesdienstes umgebracht.


Roger Schutz-Marsauche
Bild: Roger Schutz-Marsauche, geboren 1915 in Provence (Kanton Waadt in der Schweiz) gründete 1940 zusammen mit einigen Brüdern im Burgund die Communauté de Taizé.


Innere Führung

Wenn wir uns dem Heiligen Geist überlassen,
befinden wir uns auf dem Weg,
der von der Unruhe
zum Vertrauen führt.

Und wir sagen zu ihm:
Heiliger Geist,
gib, dass wir uns in jedem Augenblick
dir zuwenden.

So oft vergessen wir,
dass du in uns wohnst,
dass du in uns betest,
dass du in uns liebst.

Deine Gegenwart in uns
ist Vertrauen und
stetes Verzeihen.

Frère Roger Schutz


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"Letzte Änderung dieser Seite am 10. Juni 2014"