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Geisteswissenschaft - Theologie
(Anm.d.Erf.: Der Artikel von Dr. A. Däumling stammt aus der Zeitschrift "Wegbegleiter" vom Juli 1996, Nr. 4, I. Jahrgang, S. 166 ff.
Anmerkungen des Erfassers stehen in [ ]-Klammern, Auslassungen sind mit [ ... ] angegeben.)

Wie verträgt sich die christliche Erlösungslehre mit der Reinkarnationsidee?

red. - Zu diesem Thema stellte uns Herr Dr. A. Däumling einen Beitrag zur Verfügung, den er 1947 als Leiter der Münchener "Arbeitsgemeinschaft Religionsphilosophie" verfasste und szt. in den Mitteilungen der "Gemeinschaft für religiöse und geistige Erneuerung" veröffentlichte. Dr. Däumlings kurz und übersichtlich gefasster Beitrag ist von bleibender Aktualität. Ergänzend sei hingewiesen auf das Kapitel "Bibel, Kirche und Reinkarnation" in "Wiedergeburt, ein Leben oder viele?" von Rudolf Passian (Knaur-Taschenbuch Nr. 4154 [ ... ] ). Das gewohntermassen objektiv und leichtverständlich geschriebene Buch, 1986 in der Schweiz mit einem Preis ausgezeichnet, erschien bereits in 10. Auflage.

Die Stellung der Bibel zur Wiederverkörperungslehre
Die Bibel ist bekanntlich kein stilistisch und inhaltlich einheitliches Werk, sondern setzt sich aus Mythen, Gesetzbüchern, Chroniken, Dichtungen, Biographien, Briefen und Erlebnisberichten zusammen. Es lassen sich daher auch scheinbar gegensätzliche Meinungen aus ihr ableiten. So wird etwa Christus von Jesaja und Paulus als "Friedensfürst" (Jes. 9, 6) gepriesen, während er an anderer Stelle von sich selbst sagt: "Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert" (Math. 10, 34). Zumal die Lehre Christi, - soweit sie die Bibel überliefert - nicht ausdrücklich und gemeinverständlich das Problem der Wiederverkörperung einschliesst, ist ein sorgfältiges Abwägen der für und wider die Reinkarnationslehre sprechenden biblischen Argumente angezeigt. Einige derjenigen Bibelstellen, welche die Möglichkeit wiederholter Erdenleben besonders deutlich anklingen lassen, wurden von der Arbeitsgemeinschaft Religionsphilosophie mit folgendem Ergebnis diskutiert:

a) Die Wiederkehr des Elias (Mk. 9,9)
1. Die Vorstellung vom Wiedererscheinen des Elias war im jüdischen Volke allgemein lebendig (Mal. 4, 5; Math. 16, 14).
2. Jesus selbst bezeugt eine Reinkarnation: Johannes, der Täufer ist Elias (Math. 11, 14; 17,10-13).
3. Johannes der Täufer leugnet diese Beziehung (Joh. 1, 21) bzw. weiss trotz Prophezeiung an seinen Vater (Luk. 1, 17) nichts davon.
4. Die Inkarnation von Propheten, als einem besonderen Menschentyp, stellt einen Ausnahmefall dar (Luk. 9, 19).
5. Bei Elias liegt keine typische Reinkarnation vor, da er nicht gestorben ist (2. Kg. 2, 11).

b) Das Gespräch Jesu mit Nikodemus (Joh. 3)
1. Der Begriff "Wiedergeburt" spricht als "nochmalige Geburt" (Joh. 3, 4) im Zusammenhang mit "irdischen Dingen" (Joh. 3, 12) nicht gegen die Reinkarnationslehre.
2. Unter "Wiedergeburt" ist jedoch sinngemäss ein geistiges, nicht fleischliches Neuwerden zu verstehen (Joh. 3, 5-5).
3. Der Begriff "Wiedergeburt" ist ferner abzuheben von der "Wiederkunft" Christi, die keine neue Inkarnation darstellt (Math. 24, 23-30, Mk. 13, 26; Lk. 17, 20-25; 21, 27).
4. Der Begriff "Wiedergeburt" ist nicht identisch mit der Auffassung einer leiblichen Auferstehung der Toten am jüngsten Tage (Joh. 5, 28-29).
5. Unter "Auferstehung" ist nach Math. 22, 23 -32 keine Wiedereinkörperung, sondern eine "engelhafte" Lebensform gemeint. Vgl. 1. Kor. 15: "Der zweite Adam..." und Joh. 11, 23-26: "Ich bin die Auferstehung..."

c) Die Heilung des Blindgeborenen (Joh. 9)
1. Wenn der Blindgeborene selbst gesündigt hat, dann vor der Geburt d.h. möglicherweise in einem "Vorleben" (Joh. 9,3).
2. Jesus widerlegt die pharisäische Auffassung, dass jedes körperliche Gebrechen Strafe für eine Sünde sei (Joh. 9, 3).
3, Es wären demnach im Sinne der Wiederverkörperungslehre auf Grund dieser Bibelstelle ausser "karmischen" auch gewissermassen freiwillige Inkarnationen mit schweren Belastungen "zur Offenbarung der Werke Gottes" anzunehmen (Joh. 9, 3).
4. Das Schicksal des Blindgeborenen berührt ausserdem das Problem der Schöpferwillkür (vgl. Math. 20, 15: "Darf ich mit meinem Eigentum nicht machen, was ich will?") und der freien Gnadenwahl (vgl. Römer 9, 15: "Ich begnadige, wen ich begnadigen will..."), welches in gewissem Gegensatz zu einem Inkarnations-"Gesetz" steht.
5. Das der Reinkarnationslehre zugrundeliegende Prinzip eines gesetzlichen geistigen Entwicklungsweges mit karmischer Ausgleichstendenz wird durch die gleichnishafte Heilung des Blindgeborenen wie auch durch die Anschauung vom "jüngsten Gericht" zugunsten einer nur gnadenhaften Erlösungslehre verdrängt, was die ablehnende Einstellung der christlichen Kirchen zur Wiederverkörperungslehre vom Grundsätzlichen her verständlich macht.

Zusammenfassend lässt sich über die Stellung der Bibel zur Reinkarnationslehre vorläufig aussagen:
I. Der Gedanke der Wiederverkörperung ist den Zeitgenossen Jesu, besonders auch seinen Jüngern, geläufig.
II. Eine Wiederverkörperung des Menschen wird in den Evangelien nicht ausdrücklich gelehrt, aber auch nicht eigens widerlegt.
III. Aus Einzelstellen der Bibel lässt sich kein bündiger Beweis für oder wider die Reinkarnationslehre führen; der paulinischen Auffassung "... wie es dem Menschen bestimmt ist, einmal zu sterben, und darauf das Gericht folgt..." (Hebr. 9, 27) (Fussnote 1) steht etwa u.a. der "Spruch" Jehovas im Gebet des Moses gegenüber: "Kehret wieder, ihr Menschenkinder! - Denn tausend Jahre sind... wie eine Nachtwache... " (Es. 90, 3).
IV. Christus hat seine Lehre ausdrücklich als nicht abgeschlossen erklärt und die Offenbarung neuer Erkenntnisse - möglicherweise auch im Sinne einer gesetzmässigen Wiederverkörperung - durch den "Geist der Wahrheit' verheissen: "Noch vieles hatte ich euch zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht ertragen. Wenn aber er, der Geist der Wahrheit kommt, wird er euch in alle Wahrheit einführen." (Joh. 16, 12).

Christliche Erlösungslehre und Reinkarnationslehre
Unzulänglichkeit, Vergänglichkeit und Leid kennzeichnen grossenteils das menschliche Erdendasein. Die Erlösung aus den Fesseln irdischer Unvollkommenheit ist daher von jeher eine Sehnsucht des Menschen. Es lassen sich drei grundsätzlich verschiedene Möglichkeiten ihrer Erfüllung denken:
1. Selbsterlösung durch gute Werke, asketische Übungen usw.
2. Gnadenerlösung durch göttlichen Eingriff, insbesondere durch den Opfertod Christi,
3. Gesetzliche Loslösung vom Irdischen durch geistigen Erfahrungs-, Erkenntnis- und Reifungsweg.
Jede dieser Möglichkeiten wird in bestimmten Religionsformen zu verwirklichen versucht. So findet sich der Gedanke der Selbsterlösung vorwiegend in heroischen Religionsformen, etwa in der der Germanen oder im Fakirtum. Der Schwerpunkt liegt hierbei auf der ethischen Vervollkommnung des Menschen durch fortgesetzte Willensanstrengung. Alles eigene Bemühen reicht jedoch nie für eine völlige Überwindung der Angst und Unfreiheit aus; immerhin bildet auch für die beiden anderen Erlösungsarten dies eine wesentliche Voraussetzung: die aktive Beteiligung des Individuums am Erlösungsprozess (vgl. Faust: "Wer immer strebend sich bemüht, den können wir erlösen").

Eine Erlösung "nur aus Gnade" wird vom Christentum paulinischer bzw. lutherischer Prägung vertreten. Durch den Opfertod Jesu ist die Erlösung ein- für allemal vollzogen; der Mensch ist von allen Ängsten und inneren Nöten befreit, wenn er sich gläubig dem Heiland hingibt. Bei dieser Auffassung liegt der Schwerpunkt - ähnlich wie im Buddhismus - auf der Befreiung von Sünde, Leid und Irrtum. Wie steht es aber mit der positiven Seite der Erlösung, dem Hingelangen zur Vollkommenheit? Wieviele Tugenden erwirbt der Mensch in einem Erdenleben und bekräftigt sie durch Taten? Lässt sich uneingeschränkte Selbstlosigkeit, allumfassende Weisheit und vollendete Liebe überhaupt in der Menschenform verwirklichen?
Diese Fragen verweisen auf den dritten Erlösungsweg, der die Reinkarnationslehre einschliesst. Die Auffassung der Spiritualisten von der Entwicklung des Menschengeistes besagt, in groben Zügen skizziert, dass dieser keimhaft und "rein" von Gott ausgegangen sei, durch falsche Benützung seiner Willensfreiheit sich vom vorgezeigten Weg abgesondert habe und dadurch der Verdichtung und Beengung der Materie verfallen sei, diese aber wiederum durch Gottes Gnade als Ort der Umkehr benützen kann, um durch leidvolle Erfahrung und beseeligende Erkenntnis schliesslich wieder freiwillig zu Gott zurückzukehren. Er muss - durch viele "Schulden" und Verwandlungen hindurch - einmal zur Vollkommenheit gelangen, da die grenzenlose Liebe und Langmut des väterlichen Gottes letztlich stärker ist als aller "Trotz" des Kindes, das seinem Wesen nach die Bestimmung der ursprünglichen Gotteskindschaft in sich trägt. Das irdische Dasein stellt nur einen kleinen, aber keineswegs unbedeutenden Ausschnitt in der Entwicklung des Geistes dar, nämlich jene tiefe Stufe, auf der die erlebten Folgen der "Sonderung" zum Anlass der freiwilligen Umkehr werden (vgl. Gleichnis vom verlorenen Sohn, Lk. 15, 11-32). Solange die Aufgaben dieser Stufe nicht erfüllt sind, muss der gefallene Geist sich des Erdenkleides zu seiner Reifung bedienen, d.h. durch Inkarnationen hindurchgehen, bis er dem Anziehungsgesetz der Materie entwachsen ist. Das Ziel wiederholter Erdenleben ist somit die Erlösung.
Christus zeigte durch sein Leben und seine Lehre auf, welches die Voraussetzungen sind, um vom Zwang der Materie befreit und einer neuen Daseinsform teilhaftig zu werden. "Das Gesetz des Geistes befreit vom Gesetz der Sünde und des Todes" (Röm. 8, 2). Durch Christus ist der Menschheit die grosse geistige Entwicklungslinie, auf die prophetische Offenbarungen schon vor ihm allerorts hinweisen, unmittelbar real vor Augen geführt und die Erlösung aus dem Zustand der Gesondertheit potentiell vollzogen. "Durch einen Menschen ist der Tod gekommen, durch einen Menschen kommt die Auferstehung" (aus dem geistigen Erstarrungszustand). Denn wie in Adam alle dem Tode verfallen sind, so werden in Christus alle das Leben haben. Ein jeder, wenn er an die Reihe kommt. Christus macht den Anfang (1. Kor. 15, 22-23).
Die Verbindung zwischen Gnadenerlösung und entwicklungsgesetzlicher Erlösung vom Irdischen erschwert nun allerdings der vom historischen Christentum aus der alttestamentlichen Menschwerdungsmythe hergeleitete Begriff der Erbsünde, demzufolge alle Sündigkeit auf den ersten Menschen, Adam, zurückzuführen sei. Wie könnte aber ein "Gott der Liebe" seine Kinder für fremde Schuld büssen und zur "Versöhnung" seinen unschuldigen erstgeborenen Sohn grausam hinrichten lassen? Der Auffassung vom stellvertretenden Opfer scheint der jüdische Brauch des "Sündenbockes", der mit den Verfehlungen der Frommen magisch beladen in die Wüste gejagt wurde, zugrunde zu liegen. Die Geistlehre vertritt hingegen die Anschauung, dass die einzelnen Menschengeister in Präexistenzen "karmische" Schuld auf sich geladen haben. Jedes Individuum wäre demnach für seine Sünde (Sonderung) selbst verantwortlich. Betrachtet man nun aber Adam nicht als "Stammvater", sondern als eine symbolische Figur, die das spezifische Menschsein charakterisiert, so lässt sich der individuellen eine kollektive Schuld gegenüberstellen, die eine Erlösung durchaus auch im Sinne allgemeiner Geistesentwicklung erheischt, d. h. ein Freiwerden von der Körpergebundenheit als der Folge des allen Menschengeistern gemeinsamen Abfalles. Nicht durch die Fortpflanzung der Körper "vererbt" sich die Schuld, sondern die Schuld der Individualgeister bringt das gemeinsame Menschenkleid und die Erlösungsbedürftigkeit aus dem Inkarnationszwang mit sich. So verstanden kann auch der Spiritualist die Erlösung von der "Erbsünde" durch Christus bejahen.
Nach der Lehrmeinung des kirchlichen Christentums stellt der K r e u z e s t o d  C h r i s t i (und die nachfolgende Auferstehung) die Erlösungstat dar. Für den Spiritualisten ist sowohl die Lösung eines Karmas durch Liebesopfer als auch das Fortleben eines Geistes nach dem physischen Tode und sein In-Erscheinung-treten in fluidalem oder kompakt materialisiertem Gewand (wie bei Jesus zwischen Ostern und Himmelfahrt) nichts grundsätzlich Neues, so dass er eher geneigt ist, die erlösende Mission Christi in seiner Inkarnation als solcher zu sehen. Dass "in der Fülle der Zeit" der reine Geist Gottes mit seiner von Grund auf erneuernden Gnadenkraft in solidarischer Form unmittelbar in den Bereich erdengesetzlicher Entwicklung eindrang, darin liegt die Erlösungstat, die weit über die Wirkung freiwilliger Inkarnationen von hohen Prophetengeistern wie Buddha hinausreicht. Seit der Epiphanie [(Fussnote 2)] des Christusgeistes ist der Menschheit der Weg offen, auch aus den niedrigsten Entwicklungsstufen u n v e r z ü g l i c h in das Lichtreich zurückzukehren nach dem "Gesetz" der Liebe und Gnade. Hierin liegt kein Widerspruch zur Reinkarnationslehre, die auf dem Gesetz von Ursache und Wirkung fusst. Das Wort Christi "Ich bin nicht gekommen, das Gesetz aufzulösen...." (Mt. 5, 17) gilt in einem weiteren Sinne, als nur auf den Dekalog [(Fussnote 3)] bezogen. Der göttliche Gesetzgeber braucht in seiner Weisheit keine Ordnung zurückzunehmen oder "Ausnahmen zu machen"; seine Führung ist gerechter, als wir Menschen es oft begreifen, und seine Gesetzeswelt ist gekennzeichnet durch den von Christus geoffenbarten Geist der Geduld, Barmherzigkeit und Liebe. Auf Gott bezogen sind Kausalgesetz und Gnade keine Gegensätze, sondern jede göttlich-geistige Entwicklungsordnung trägt den Stempel der Gnade und der Erlösungstendenz.
Der Verkündigung des Apostels Paulus zufolge (Eph. 1,7; Kol. 1,13 usw.), kommt dem Blut Christi erlösende Wirkung zu. Meist verbindet sich damit die alte Vorstellung von der versöhnenden Funktion des Opferblutes (die eine zürnende Gottheit voraussetzt). Liegt aber im Bild des Blutes nicht noch eine tiefere Bedeutung? Wie beim Menschen das Blut als Lebensträger bezeichnet werden kann, so auch auf den Christusgeist bezogen als jene lebenspendende geistige Substanz, von der es im Johannes-Evangelium (6, 53) heisst: "Wenn ihr sein Blut nicht trinkt, habt ihr das Leben nicht in euch". Gerade die mystische Identifizierung von Blut und Wein bei der Abendmahleinsetzung spricht für diese spirituelle Interpretation, denn wie wäre sonst der Ausspruch Christi (Mt. 26, 29) sinnvoll, dass er mit seinen Jüngern "das Gewächs des Weinstockes neu trinkt im Reiche seines Vaters" - das "inwendig" und "nicht von dieser Welt ist? "Wer mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich in ihm" (Joh. 6, 56). Hier kann im Bild des Blutes bzw. Weines doch wohl nur jene das ganze Wesen durchdringende und durchströmende geistig-reale Kraft gemeint sein, die eben vergeistigend und erlösend wirkt. Das Blut Christi wird in dieser Bedeutung "ausgegossen" wie an Pfingsten der Heilige Geist und zwar sowohl "zur Vergebung der Sünden" wie auch "zu ewigem Leben". Wer also in der Nachfolge Christi dessen Geistkraft in sich aufnimmt und realisiert oder, mit Paulus zu sprechen: "in Christo" lebt, der mündet wieder ein in die gesetzliche Bahn des durch Irrtum (Verführung) und ichsüchtigen Hochmut (unerlaubtes Essen vom "Baum der Erkenntnis") verlassenen bewussten Geistlebens und nimmt entwicklungsgesetzlich zu an Freiheit, Liebe und neuer Erkenntnis ("Dein Wille geschehe!" "Dein Gesetz ist in meinem Herzen").
Die in Vorstehendem aufgezeigte Synthese zwischen christlicher Erlösungslehre und der Lehre von der geistigen Entwicklung erfährt noch eine besondere Beleuchtung durch den Hinweis auf die uralte Sehnsucht der Menschheit nach dem Erlöser, einem Messias. Dieser bei fast allen Rassen und Völkern aufzufindende Gedanke, dass ein "Held" vom Himmel herabsteigen und eine Erneuerung herbeiführen werde, dürfte bereits in dem spiritualen Entwicklungsgesetz als solchem seinen Ursprung haben. Die göttliche Kraft selbst schafft den Menschen ein neues Königreich (Basileia). Bei den alten Juden war das Gesalbtsein das äussere Zeichen für den göttlichen Auftrag und den Besitz höherer Geistesmacht. Der Name Christus (griech. chrisein = salben) hebräisch Messias (maschâch = salben) weist auf diese geistige Mission als Führer der Menschheit hin. "Gott hat Jesus von Nazareth mit dem heiligen Geiste und mit Kraft gesalbt" (Apg. 10, 38). Dem Wirksamwerden dieser göttlichen Geistkraft ist die entscheidende Bedeutung für den weiteren Weg der Menschheit zuzuschreiben. Dieses unvergängliche Geistfeuer trug Christus in die Erdendunkelheit und will es immer wieder in den Menschen entzünden, damit das Ewige alles Unzulängliche verbrenne. Entfaltet sich der Geist in diesem Läuterungsprozess zu neuer Bewusstheit und tatauslösender Erkenntnis, dann wird das Gesetz der Reinkarnation abgelöst von der Wirksamkeit höherer Gesetze, die die Menschen einzeln und die Menschheit im Ganzen zum Ziele ihrer Entwicklung, zur Wesensvollkommenheit, zum Ruhen in Gott geleiten.

Dr. A. Däumling


Fussnote 1: Es besteht absolut kein plausibler Grund zur Annahme, die Betonung müsse unbedingt auf dem Wort "einmal" liegen. Ebensogut, ja wahrscheinlicher, könnte dies für das Wort "sterben" gelten!
[ Fussnote 2: (Zitat Bertelsmann-Universal-Lexikon, 1991:) Epiphanias (Epiphanie), in den christlichen Kirchen das Fest der "Erscheinung des Herrn"; urspr. als Geburtsfest Christi begangen, dann Fest der Hl. Drei Könige (6.1.). ]
[ Fussnote 3: (Zitat Bertelsmann-Universal-Lexikon, 1991:) Dekalog = 10 Gebote [Mose] ]


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Letzte Änderung am 8. Juli 2000