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Naturwissenschaften - Parapsychologie
(Anm.d.Erf.: Der Artikel stammt von R. Passian aus der Zeitschrift "Wegbegleiter" vom Januar 1998, Nr. 1, III. Jahrgang, S. 14 ff)

Nachruf auf Dr. med. Hans Naegeli - Osjord  (1909-1997)

Einer der besten ging von uns

red. - Mit tiefem Bedauern wurde von uns in der WB-Redaktion die Nachricht vom Heimgang unseres verehrten Lesers und Freundes Dr. med. HANS NAEGELI - OSJORD aufgenommen. Die grösste Trauer erzeugt der Umstand, dass es in der nächsten Generation kaum jemanden geben wird, der die Lücke, die NAEGELls Ableben nun hinterlässt, zu schliessen vermag. - Unser Mitarbeiter RUDOLF PASSIAN fühlte sich geehrt, dass er auf Wunsch seines Freundes NAEGELI die Trauerrede bei dessen Beisetzung am 4.11.1997 halten durfte.

Im 88. Lebensjahr stehend, tätig bis zuletzt, starb am 24. Oktober der international bekannte Arzt, Psychiater, Forscher und Parapsychologe Dr. med. FMH HANS NAEGELI - OSJORD.
Am 17. Januar 1909 als Sohn des Hämatologen OTTO NAEGELI geboren, wuchs er mit vier Geschwistern in einer streng naturwissenschaftlich orientierten Medizinerfamilie auf. Er studierte in Lausanne, Rom, Hamburg, München und Zürich. Seine praktische ärztliche Ausbildung erfolgte u. a. in Paris (Neurologie, an der Salpétrière), Lausanne (Chirurgie), St. Gallen (Innere Medizin) und Zürich (Psychiatrie). An der BLEULER'schen Forschungsstätte Burghölzli wirkte er dreieinhalb Jahre. Seit 1940 führte Hans NAEGELI eine eigene psychiatrische Praxis in Zürich.
Sein ärztliches Wirken verstand er von Anbeginn "nicht nur als ausschliesslicher Analytiker, sondern als im eigentlichen Sinn poliklinisch tätiger Arzt". Und gerade durch sein Bekanntwerden mit dem gesamten Spektrum psychischer Krankheiten konnte es in Anbetracht seines stets offenen Geistes wohl kaum ausbleiben, dass er sich über den Rahmen schulmedizinischen Denkens hinaus auch für medizinische Grenzbereiche zu interessieren begann.
So wandte sich Hans NAEGELI schon während seiner letzten Studienjahre u. a. auch der Parapsychologie zu. 1952 war er Gründungsmitglied der Schweizer Parapsychologischen Gesellschaft (SPG) in Zürich. 1956 wurde er deren Vizepräsident und hatte das Amt des Präsidenten inne von 1958 bis 1980.
Anfänglich waren es insonderheit Spukfälle, die Hans NAEGELls rastlos forschenden Geist interessierten. Er untersuchte sogenannte Poltergeist-Phänomene und erlebte - zusammen mit anderen Forschern der SPG - markante Erscheinungen eines ortsgebundenen Spuks. 1957 wurde er in eine seit Jahrzehnten von Spukphänomenen heimgesuchte Burg in Deutschland gerufen, wo er u. a. eine Art Inbesitznahme seines Körpers durch eine ichfremde Wesenheit am eigenen Leib erfuhr. Er schreibt: "Die Bagatellisierungsversuche mancher Kollegen, ich hätte geträumt und sei unbewusst auf solch ein Geschehen eingestellt gewesen, muss ich zurückweisen. Ist doch niemand berufener als der erfahrene Psychiater, Traum- und Realleben zutreffend beurteilen zu können." Und weiter: "Dieses Erlebnis erwies sich von meinem eigenen psychischen Geschehen so eindeutig unterschieden und unabhängig, dass ich eine transzendente Ursache nicht ausschliessen kann und will."
Verständlich, dass Dr. Hans NAEGELI bei Kollegen grösstenteils auf schroffe Ablehnung stiess, wenn er - in manchen Fällen von diagnostizierter Schizophrenie oder anderen psychiatrischen Krankheitsbildern - die Besessenheitshypothese in biblischer und paracelsischer Auffassung für berechtigt hielt. In seiner zeitweiligen exorzistischen Praxis fand er sich durch bemerkenswerte Erfolge bestätigt.
Dr. Hans NAEGELls Publikationen umfassen ein breites Spektrum. Neben Arbeiten über Psychologie, Psychiatrie und Depressionsforschung finden sich auch die Themenbereiche Mythologie, Spukgeschehen, Feuerfestigkeit, Logurgie und andere. Anstelle des Wortes "Geistchirurgie" führte er den Begriff "LOGURGIE" in die parapsychologische Fachsprache ein, um der a-priori-Annahme vorzubeugen, dass bei den speziell philippinischen Phänomenen Geistwesen im Spiel seien. Auch die Bezeichnung "Analogiekausalität" stammt von ihm, statt des C. G. JUNG'schen Begriffes der Synchronizität.
1967 unternahm Hans NAEGELI eine längere Studienreise nach Brasilien, mit zehn Konferenzen im ganzen Land. Zahlreiche weitere Studien- und Konferenzreisen führten ihn u. a. nach England, Frankreich, Belgien, Spanien, Italien, Österreich, Deutschland, Russland, Japan, Indien, Kanada sowie Nord- und Südamerika. Allein in den Philippinen hielt er sich zwischen 1971 und 1984 insgesamt fünf Monate auf, um dort die Phänomene spiritueller Krankenbehandlungen zu studieren. In Zusammenarbeit mit den Forschern Prof. Dr. WERNER SCHIEBELER und den Schweizern Dr. WALTER FRÜH und HANS TRABER, entstanden wertvolle Filme, welche die Realität der immer wieder angezweifelten Methoden philippinischer Heiler beweisen halfen.
Dr. Hans NAEGELI beschäftigte stets die Stellung der Parapsychologie zu anderen Wissenschaften, so zur Psychologie, Psychiatrie und Naturphilosophie, aber auch zum heutigen Denken. Dies dokumentierte sich in zahlreichen Vorträgen und Veröffentlichungen, wie z. B. in den Beiträgen Parapsychologie in heutiger Sicht (Verborgene Welt 4/1966), Die Psychopathologie des Menschen in psychologischer und parapsychologischer Sicht (IMAGO MUNDI-Band III, 1972), Die Medizin der Frühzeit (IMAGO MUNDI-Band VIII, 1981), Parapsychologie und Naturphilosophie (Vortrag) u. a. m.
Besonders wertvoll, nicht bloss von der Parapsychologie her, sind Dr. Hans Naegelis Bücher Die Logurgie in den Philippinen (Otto-Reichl-Verlag, jetzt St. Goar, 1977), Besessenheit und Exorzismus (Reichl, 1983) und Umsessenheit und Infestation, zu welchem ich das Geleitwort verfassen durfte.
Mit diesen auch für Laien verständlich geschriebenen drei Grundlagenwerken hinterlässt uns Hans Naegeli ein überaus wertvolles Kompendium seines umfangreichen Fach- und Erfahrungswissens, das er überzeugend in den Rahmen naturwissenschaftlichen und naturphilosophischen Denkens einzuordnen weiss. In den Kreisen seiner Fachkollegen mögen diese Werke auf Unverständnis und Ablehnung gestossen oder überhaupt unbeachtet geblieben sein; jeder parapsychologisch Interessierte aber sollte sie unbedingt kennen. Künftige Mediziner und Psychiater, Psychologen und Parapsychologen werden Hans NAEGELls Werk - hoffentlich - zu würdigen wissen!
Unser Freund war auch Co-Autor in dem Sammelwerk von GEORGE W. MEEK Heiler und der Heilprozess (in deutscher Übersetzung erschienen im Hirthammer-Verlag, München). Hier stammt die Arbeit Psychiatrische und psychologische Aspekte der Geistheiler von Dr. Hans NAEGELI. Ferner verfasste er die Vorworte zu folgenden Büchern: Macumba von SERGE BRAMLY (Bauer-Verlag, Freiburg, 1978) sowie zum Phänomen der Tonbandstimmen Die ohne Körper leben von WOLFGANG DREISS und Tote reden von VIKTOR BÄTTIG.
Zuletzt empfand Hans Naegeli es als sein "vordringliches Anliegen..., die Parapsychologie aus der naturwissenschaftlichen Beschränkung auf Kausalität und Statistik in den erweiterten Sichtkreis der Kernphysik, der indischen Philosophien (Tantra Vidya) und der Naturphilosophie hinüberzuführen."
Zur langen Liste der Auszeichnungen und Ehrungen, die unserem lieben Freund im Laufe der Jahre zuteil wurden, gehören Ehrentitel und Ehrenmitgliedschaften in Deutschland, Belgien, Italien, Kanada, Brasilien, Venezuela und Indien. Von der Schweizer Vereinigung für Parapsychologie (SVPP) in Biel (Dr. THEO LOCHER) erhielt Hans NAEGELI 1984 für seine Arbeiten den 1. Preis zuerkannt. Diesem folgte 1990, zusammen mit Prof. Dipl.-Ing. ALEX SCHNEIDER, der Preis für Epipsychologie von der Dr. Hedry-Stiftung, Bern.
Für Hans NAEGELI als echtem - nämlich unvoreingenommenen - Forscher, war auch das Todesproblem kein Rätsel mehr. Er wusste um die feinstofflichen Strukturen der Schöpfung und aller Lebewesen. Sein Woher und Wohin, wie auch das Wozu seines Hierseins waren ihm völlig klar. Er, dem ein an sich schöner Hinübergang beschieden war, ohne schmerzvolles Leidenmüssen, hat - dessen dürfen wir sicher sein - die Grenze zur anderen Welt vollbewusst überschritten. Jene Welt, aus der wir gekommen sind, und in die wir - jeder zu seiner Zeit - zurückkehren werden; jene Welt, die nicht irgendwo hinter den Wolken liegt, sondern die bereits da beginnt, wo unsere Sinne aufhören, uns Eindrücke zu vermitteln.
Mit Hans NAEGELI verlieren wir einen Freund und Wegweiser, der in seiner Person als Arzt auch den Forscher, Wissenschaftler und Seelsorger vereinigte. Er erkannte Wesentliches und gab das Erkannte, wissenschaftlich untermauert, mit vollen Händen weiter. In seinem stets freundlichen und hilfsbereiten Wesen, und in seinem bescheidenen Auftreten, wird er jedem unvergesslich bleiben, der ihn näher zu kennen das Glück hatte.
Wer den rastlosen Geist Hans NAEGELIs kannte, der wundert sich gewiss nicht, dass ihn " eine Reduktion der Weltsicht auf das nur Materielle " niemals zu befriedigen vermochte; ihm war es wichtig, die Dinge beim Namen zu nennen. Völlig zutreffend zitiert er den Astronomen WILLIAM HERSCHEL (1738-1822), welcher den wahren Forscher mit den Worten charakterisierte:
"Der vollkommene Beobachter wird in allen Teilen des Wissens seine Augen offenhalten, damit sie sofort von jedem Ereignis getroffen werden können, welches sich nach den bereits angenommenen Theorien nicht ereignen sollte; denn gerade dies sind die Tatsachen, welche zu neuen Entdeckungen führen. "
Dr. Hans NAEGELI war aktiv bis zuletzt. Zahllose Menschen, denen er zu helfen vermochte, oder die ihn sonst als Mensch und mutigen Forscher zu schätzen wussten, werden seiner stets in Hochachtung und Dankbarkeit gedenken. Sein Weggang hinterlässt eine schmerzliche Lücke, aber wir dürfen sicher sein, dass der Abschied von ihm nur ein vorübergehendes Getrenntsein bedeutet, wiewohl auf unbestimmte Zeit.
Unserem Freund Hans NAEGELI, Ehrenpräsident der SPG, rufen wir in dankbarer Verbundenheit ein herzliches "Gut Licht" zu, und ein überzeugtes AUF WIEDERSEHEN!

Rudolf Passian


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Letzte Änderung am 30. Juli 2000