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Spiritismus - Erfahrungsbericht

Artikel von Maurice Barbanell erschienen in der Zeitschrift 'Wegbegleiter' Nr. 1/2002, S. 25-28.
Anmerkungen des Erfassers stehen in [ ]-Klammern.

Die glücklichste Frau der Welt

Von Maurice Barbanell

red. - Wenn es um Grundfragen des Lebens geht, um nachtodliches Weiterleben und Jenseits, so sind diesbezügliche Erfahrungen derart sicher fundiert, dass man keine weltanschauliche Diskussion zu fürchten braucht. Alle Argumente, die gegen unsere Erkenntnisse und Lehren vorgebracht werden, sind durch millionenfache Erfahrung längst widerlegt. Ausserdem fehlt den Vertretern der Gegenseite oft das elementare Wissen, das sie zu einem Urteil über die Geistlehre berechtigen würde.
Maurice Barbanell war selbst Medium. Durch ihn manifestierte sich der Geist Silver Birch (Silber-Birke). B. war zudem langjähriger Herausgeber der Zeitschrift "Psychic News".
Der folgende Bericht Barbanells ist der erste Beitrag zum Thema "Identitätsbeweise Jenseitiger", in der künftig Erfahrungen dieser Art der Vergessenheit entrissen oder erstmalig veröffentlicht werden sollen. Erfahrung ist bekanntlich der beste Lehrmeister. Die Seriosität der Berichterstatter muss natürlich vorausgesetzt werden und es jedem Leser, jeder Leserin selbst überlassen bleiben, das Geschilderte für möglich zu halten oder nicht.

Für neue Leser : Im folgenden ist von einem relativ seltenen parapsychologischen Phänomen die Rede, dem Phänomen der direkten Stimme. Hierbei ertönen die Originalstimmen der Jenseitigen entweder frei im Raum, oder man benutzt Schalltrichter, sog. Trompeten (die bei Dunkelsitzungen mit phosphoreszierender Farbe bestrichen sind, um ihre Bewegungen verfolgen zu können). Im Mediumismus des 19. und des frühen 20. Jahrhunderts waren Medien mit dieser Begabung keineswegs selten. Um Betrug vorzubeugen, gab es ein einfaches Mittel: Das Medium musste den Mund voll Wasser nehmen, oder der Mund wurde zugepflastert. Doch lassen wir nun Maurice Barbanell zu Wort kommen:

Die nachstehende Geschichte Bessie Mannings fällt in die Kategorie 'unwiderleglich beweiskräftige Fälle' der Erbringung eines Identitätsnachweises einer Hinübergegangenen. Dieses 'tote' Mädchen gab durch direkte Stimme ihre Adresse an und fügte weitere Informationen hinzu, die weder dem Medium noch sonst einem der Anwesenden bekannt waren. Bei den nachher angestellten Ermittlungen erwiesen sich alle Angaben als völlig richtig.
Ich bestreite hier jedem Skeptiker das Recht, diesen Fall anders auszulegen, als dass ein 'totes' Mädchen von jenseits des Grabes zurückkam und den vollen Beweis ihrer Identität gab. Ferner zeigt uns dieser Fall, dass inbrünstige Gebete gehört und – manchmal – beantwortet werden.

Eines Abends versammelten wir uns, etwa zwanzig Personen, im Heim von Mrs. Estelle Roberts (ein bekanntes Londoner Medium R.P.), um einer Direkte-Stimme-Sitzung beizuwohnen. Fünf oder sechs von uns waren feste Mitglieder dieses kleinen Kreises, während der Rest aus Bekannten bzw. Fremden bestand, die in der Hoffnung gekommen waren, Mitteilungen von ihren Abgeschiedenen aus dem Jenseits zu empfangen.
Wir setzten uns, wie üblich, im Kreis und bildeten die Kette. In der Mitte wurde die Aluminium-Trompete plaziert, die mit Leuchtfarbe angestrichen war, um ihre Bewegungen auch in der Dunkelheit genau beobachten zu können. Derartige Trompeten werden in "Direkte-Stimme-Zirkeln" immer benutzt, da sie es den Jenseitigen leichter machen, zu den Anwesenden zu sprechen, d.h. ihre "Stimmen zu materialisieren", wenn ich mal so sagen darf. Es kommt natürlich auch vor, dass Geistwesen direkt aus dem freien Raum laut und verständlich sprechen, aber dieses Phänomen ist selten und erfordert ein für diese Art von Manifestationen besonders geeignetes und geschultes Medium.
Schon bald war an dem stossweisen Atmen des Mediums zu erkennen, dass es in Trance gefallen war. Die Sitzungsteilnehmer sangen nun laut einige fröhliche Lieder, um die Odkraft zu erhöhen, die für die Hervorbringung von Geisterstimmen notwendig ist.
Es dauerte auch nicht lange, da begann die Trompete hin- und herzuschwingen. Sie erhob sich vom Boden und schwebte im Innern des Personenkreises umher. Durch den Leuchtfarbenanstrich war jede Bewegung deutlich zu erkennen.
Und dann wurde die Stimme von Red Cloud, dem Kontrollgeist des Mediums, hörbar. Dieser Red Cloud, der gewissermassen die Rolle eines jenseitigen Zeremonienmeisters spielte, sprach jeweils erläuternd vor und nach den verschiedenen sich mitteilenden Geistwesen. Wenn es, was mitunter vorkam, den Jenseitigen nicht gelang, mit eigener Stimme zu sprechen, machte Red Cloud den "Dolmetscher" und gab das Gewünschte durch.
"Gott segne euch alle!" begrüsste er uns in gewohnter Weise. Und dann sprachen nahezu zwei Stunden lang Stimme für Stimme durch die Trompete, Männer und Frauen, Jugendliche und Kinder, alles Stimmen jener, die die Welt in ihrer Unwissenheit 'tot' nennt. Und auf einmal wandte sich Red Cloud an mich: "Es ist ein Mädchen hier, das mich bat, eine Verbindung zu ihrer noch auf Erden lebenden Mutter herzustellen. Sie will selber zu dir sprechen und den Beweis ihrer Identität erbringen."
Red Cloud bestand immer darauf, dass die jenseitigen Angehörigen, Freunde und Bekannten selbst die überzeugenden Beweise dafür erbrachten, dass sie wirklich das waren, wofür sie sich ausgaben.
Oft sagte Red Cloud bei diesen Gelegenheiten scherzend zu uns: "Stellt nicht immer so geistreiche Fragen wie: 'Bist du das, Tom?' oder: 'Richard, bist du es?' "
Zu Beginn jeder Séance wurden Neulinge unter den Sitzungsteilnehmern gebeten, eventuelle Fragen an Red Cloud oder die anderen Jenseitigen so zu formulieren, dass sie nicht von vornherein Beweise aus der Hand gaben.
Ich fragte Red Cloud: "Kenne ich dieses Mädchen?"
"Nein", antwortete er, "aber du kannst ihr helfen."
Die Trompete kam zu mir herangeschwebt, und eine Stimme, offenbar die eines jungen Mädchens, sagte: "Ich will ja – gut – ich will ja..."
"Bitte nur zu sprechen", sagte ich ermutigend. "Wenn du mir eine Botschaft übermitteln willst..."
"Ich will, wenn ich nur kann", kam es zögernd aus der Trompete. Dann wurde die Stimme deutlicher: "Mein Name ist Bessie Manning. Ich starb letzte Ostern an Tuberkulose. Ich habe auch meinen Bruder Tommy mitgebracht. Er wurde durch einen Autounfall getötet. Meine Mutter hat Ihre Zeitung gelesen und gebetet, dass eines Tages der gute Helfer Red Cloud mich zu einer Sitzung mitbringen würde."
In den "Psychic News", dem Blatt, das ich herausgebe, hatte ich nämlich einige dieser "Direkte-Stimme-Séancen" beschrieben, und offenbar hatte Bessie Mannings Mutter diese meine Artikel gelesen.
"Ich will gern deiner Mutter eine Botschaft senden", sagte ich.
"Dann sagen Sie Mutter, dass ich noch meine zwei langen Zöpfe habe. Ich bin zweiundzwanzig, und ich habe blaue Augen. Sagen Sie ihr bitte auch, sie soll hierherkommen. Können Sie sie mitbringen?" Und zögernd setzte sie hinzu: "Sie ist nicht reich – sie ist arm."
"Ich werde sehen, ob es mir möglich ist, sie hierherzubringen."
"Sie ist so unglücklich", fuhr Bessie fort, "weil sie uns beide verloren hat. Sie werden ihr helfen, nicht wahr? Gott wird Sie segnen, wenn Sie ihr helfen. Ich danke ihnen – danke, danke!"
"Bevor ich aber deiner Mutter eine Botschaft senden kann, muss ich wissen, wo sie wohnt."
"Ja natürlich!" Und langsam und deutlich gab sie die Adresse an: 14 Canterbury Street, Blackburn.
Bessie Mannings Stimme folgte sofort die Red Clouds, die das bekannte Bibelwort zitierte: "So du tust anderen..."
"Kann ich Mrs. Mannings zu der nächsten Sitzung mitbringen?" fragte ich und erhielt sofort die Zustimmung.
Was würden Sie, liebe Leser, in einem Falle wie dem vorliegenden getan haben? Bedenken Sie, dass ich nie zuvor von einer Bessie Manning gehört hatte, auch nicht wusste, ob es eine Mrs. Manning gab bzw. ob in Blackburn überhaupt eine Canterbury Street existierte.
Nun – ich hegte keinen Zweifel an der Richtigkeit der erhaltenen Informationen und sandte gleich am folgenden Morgen ein Telegramm an Mrs. Manning, 14 Canterbury Street, Blackburn, mit dem Inhalt: "Ihre Tochter Bessie sprach gestern abend im Red Cloud-Zirkel zu uns."
Ich erhielt keine Antwort. Weshalb ich am nächsten Tag noch einmal telegrafierte. Zwei Tage darauf kamen gleich zwei Briefe von Mrs. Manning an. Der erste lautete wie folgt:
"Ich weiss nicht, wem ich die grosse Freude, die mir gegeben wurde, zu verdanken habe. jedenfalls danke ich Ihnen von ganzem Herzen und aus ganzer Seele für das Telegramm, das ich letzten Samstag erhielt. Ich lachte und weinte in einem Zug. Am liebsten möchte ich meine Freude von den Dächern der Häuser hinausschreien. Welch gütiger Geist ist doch Red Cloud, und wie lieb und gut sind auch Sie! Ich weiss, dass Sie die Güte haben werden, mir zu berichten, was meine Bessie Ihnen gesagt hat.
Ach, welch grosses Glück für mich und die Meinen! Wie kann ich Ihnen genug danken? Ihr Telegramm, dieses Stückchen Papier, bedeutet mir mehr als alle Schätze der Welt. Ich will mit aller Kraft meines Herzens für Sie beten.
Sie werden mir schreiben, ob Bessie mir eine Botschaft übersandte, nicht wahr? Wieder und wieder danke ich Ihnen! Auch mein Mann und meine zwei andern Töchter fügen ihren Dank hinzu."
In ihrem zweiten Brief schrieb Mrs. Manning:
"...bitte entschuldigen Sie, aber es war mir nicht möglich, Ihnen ein Bestätigungstelegramm zu schicken, denn im Augenblick sind bei uns die Umstände nicht rosig. Wir werden trotzdem tun, was in unserer Macht steht, um Ihnen zu danken. Sie können nicht ermessen, was Ihre Nachricht für uns bedeutet.
Meine Tochter Bessie starb am letzten Ostermontag, und mein Sohn wurde vor etwa neun Jahren getötet. Ich sehne mich danach zu erfahren, was Ihnen Bessie gesagt hat, und wenn es Ihr Wunsch ist, können Sie es in Ihrer Zeitschrift veröffentlichen. Ich möchte andere Eltern und Hinterbliebene trösten, wie ich getröstet worden bin. Es muss grossartig sein, an Zirkeln mit Estelle Roberts teilnehmen zu können. Ich wünschte, ich hätte auch ihre segensreiche Gabe. Nochmals vielen Dank!"
Das war eine Bestätigung der aus dem Jenseits erhaltenen Angaben. Keine noch so wissenschaftlichen und komplizierten Theorien über Telepathie und "Ausflüsse aus dem Unterbewusstsein" können die Tatsachen wegerklären. Die Möglichkeit von Suggestionen, von Betrug oder heimlichem Einverständnis unter den Beteiligten scheidet von vornherein aus. Mrs. Manning hatte das Medium Estelle Roberts niemals in ihrem Leben gesehen und stand auch nicht in Briefwechsel mit ihr. Und doch waren mir durch ihre abgeschiedene Tochter der volle Name samt Adresse durchgegeben worden, untermauert von einer Botschaft, die sich bis ins kleinste Detail als richtig erwiesen hatte.
Eine Mutter, die zwei ihrer Kinder verloren hatte, war durch die unwiderleglichen Tatsachen des Spiritismus überzeugt worden, dass der sogenannte Tod kein Ende des Lebens ist, sondern ein neuer Anfang. Und sie hatte in diesem Wissen Trost und Kraft gefunden.
Später, als ich Mrs. Manning persönlich kennenlernte, erzählte sie mir, dass sie Tag und Nacht Gott darum gebeten habe, ihr einen Beweis für die Tatsache des Weiterlebens nach dem Tode zu geben. Und diese ihre dauernden inbrünstigen Gebete waren erhört worden. Wie es zugegangen ist, dass die in Blackburn aufgestiegenen Gebete in London erfüllt wurden, weiss ich nicht. Ich weiss nur, dass es geschah.
Ich machte es Frau Manning möglich, zur nächsten Séance nach London zu kommen. Da ihr Mann arbeitslos und die Familie fast mittellos war, wurde ihr die Fahrt bezahlt.
Ich holte Mrs. Manning von der St. Pancras-Station ab und zeigte ihr erst einige Sehenswürdigkeiten Londons. Dann fuhren wir hinaus nach Teddington, wo Estelle Roberts ihre Sitzungen abhielt.
Gar nicht lange, nachdem das Medium in Trance gefallen war und die Stimmen der Jenseitigen hörbar wurden, meldete sich Bessie und sprach hocherfreut zu ihrer Mutter.
"Ma! – hier ist Bessie!" Man hörte ihrer Stimme die Aufregung an.
"Ja, Bessie!" rief Mrs. Manning ungestüm. "Das ist ja wundervoll! Du weisst, wie ich dich liebe, gelt?"
"Ja, es ist wunderbar, Ma!" kam Bessies Stimme durch die Trompete. "Gott segne dich! Sag Vater, er soll sich nicht kränken. Tommy ist auch hier. Wir sind hier zusammen. Tommy ist auch voller Eifer, mit dir zu sprechen. Es ist so wunderbar, dass ich gar nicht weiss, was ich sagen soll – ich bin so aufgeregt!"
"Bitte sei nicht aufgeregt, Liebstes", beruhigte sie Mrs. Manning. "Sag mir alles, was du auf dem Herzen hast. Kommst du in unser Heim, Bessie?"
"Du weisst, dass ich es tue, Ma", war die Antwort. "Ich versuche oft, mit dir zu sprechen. Tag für Tag sprichst du zu meinem Bild, stehst davor, nimmst es und küsst es. Ich beobachte dich all die Zeit über."
Nach der Séance versicherte mir Mrs. Manning, dass Bessies Angaben völlig richtig seien. Sie stehe oft vor dem Bilde ihrer Tochter, küsse es und spreche zu ihm.
Um ihrer Mutter zu beweisen, dass sie tatsächlich wusste, was zu Hause in Blackburn geschah, sagte Bessie: "Du sprachst heute morgen mit Vater wegen seiner Stiefel, nicht wahr, Ma?"
"Ganz richtig", gab Mrs. Manning zu.
"Du sagtest, sie müssten geflickt werden."
"Ja, ja, Bessie."
"Meine Ma! Ich habe sie immer nur Ma genannt", ertönte Bessies Stimme erklärend aus der Trompete. Ich hatte nämlich alle Worte Bessies noch einmal wiederholt, damit sie der Stenograph, der immer anwesend war und jedes Wort festhielt, alles genau verstehen konnte. Und ich dachte, dass Bessie einmal Mutter und einmal Ma gesagt hätte. Deswegen die vorstehende Berichtigung Bessies, womit sie feststellte, dass sie immer nur Ma zu ihrer Mutter sage.
Ein weiterer Beweis für die Identität Bessies war, als sie sagte, dass die Perlen, die ihre Mutter trug, früher ihr gehört hatten und dass sie diese vor ihrem Übergang ins Jenseits immer getragen habe.
Das war das Ende des Gespräches zwischen Mrs. Manning und ihrer "toten" Tochter. Red Cloud meldete sich und sagte: "Bessie hat den Knaben Tommy mitgebracht." Und er fügte – immer bestrebt, Beweise zu liefern – hinzu:
"Tommy ist nach seinem Vater benannt worden."
Auch das stimmte, wie Mrs. Manning bestätigte.
Als die Séance vorüber war, weinte Mrs. Manning. Aber es waren Freudetränen.
"Ich bin die glücklichste Frau der Welt!" sagte sie mit strahlenden Augen und mit vor Ergriffenheit bebender Stimme.
Nun ja – wenn jemals eine Mutter ohne jeden Schatten eines Zweifels den Beweis bekam, dass ihre verstorbenen Kinder das Grab überlebt hatten, dann war es Mrs. Manning. Ich war froh, ihr zu dieser Erkenntnis verholfen zu haben.
Am nächsten Morgen, ehe Mrs. Manning wieder nach Blackburn zurückfuhr, gab ihr Estelle Roberts noch eine Privat-Séance. Dabei sprach sie abermals mit Bessie. Diese Sitzung war erfüllt von Beweiserbringungen aller Art, denn Bessie teilte ihrer Ma hunderterlei Dinge mit, die ohne jede Möglichkeit eines Zweifels ihre Identität bewiesen. Bessie sandte auch an andere Familienmitglieder Botschaften, eine davon an ihren Liebsten.
"Sag Billie, dass ich mich noch genau an den Ring erinnere, den er mir gab – und den ich trug, als mein Körper begraben wurde."
Einige Tage nach ihrer Rückkehr nach Blackburn schrieb mir Mrs. Manning:
"Ich muss Ihnen diese Zeilen schreiben, um damit viele andere Trauernde zu trösten. Ich weiss, dass mich deswegen viele segnen werden, aber auch, dass mich ein paar Unbelehrbare verspotten und verlachen werden. Doch das letztere soll mich nicht kümmern.
Mein einziger Sohn, den ich über alles liebte, wurde von einem Auto überfahren. Er war ein lieber kleiner Knirps, der innig an mir hing. Ich wurde damals halb wahnsinnig, verlor alle Hoffnung und allen Lebensmut.
Acht Jahre später verlor ich meine Tochter Bessie, eines der süssesten und herzigsten Mädchen, die je lebten. Kurz vor ihrem Ende sagte sie: 'Wenn es überhaupt möglich ist, komme ich zurück.' Ich wusste, dass sie ihr Versprechen halten würde. Von dem Red Cloud-Zirkel hatte ich oft gelesen und gehört, ahnte aber nicht, dass sich durch ihn meine Tochter kundgeben würde.
Es war ein grosses Staunen und eine unbändige Freude in mir, als ich das Telegramm von Mr. Barbanell erhielt. Durch seine Güte wurde es mir möglich, nach London zu fahren und selbst dem Zirkel beizuwohnen. Es war für mich ein unvergessliches Erlebnis. Jeder der Teilnehmer behandelte mich gütig und freundlich. Ich hörte viele Stimmen aus dem Jenseits, die alle von den noch auf Erden weilenden Angehörigen erkannt wurden. Es war höchst wunderbar.
Ich hörte meine eigene Tochter zu mir sprechen in derselben lieben Art und mit denselben Eigentümlichkeiten der Sprache, die für mich als Bessies Mutter unverkennbar sind. Sie sprach von Vorfällen familiärer Art, von denen kein anderer Mensch auch nur eine Ahnung haben konnte. Ich, ihre Mutter, bin der berufenste Richter, und ich schwöre vor dem allmächtigen Gott, dass es meine verstorbene Tochter Bessie war.
Bessie berichtete mir, dass sie ihren Bruder Tommy mitgebracht habe, gab seinen Namen und beschrieb die Umstände, unter denen er ums Leben gekommen war. Sie erinnerte mich ausserdem an viele Dinge, die bei uns zu Hause passiert waren, die ich aber schon vergessen hatte.
Ich danke Gott aus ganzem Herzen und ganzer Seele, dass er meine Gebete erhört hat. Ich habe keine Furcht mehr vor dem sogenannten Tod. Für mich bedeutet er die glorreiche Wiedervereinigung mit meinen vorausgegangenen Lieben."

Trauer, Kummer und Verzweiflung waren mit einem Schlage von Mrs. Manning genommen worden. Wieder einmal hat der so viel geschmähte Spiritismus einem Menschen, der aufrichtig und unentwegt Gott um ein "Zeichen" gebeten hatte, zu der Erkenntnis verholfen, dass das Leben ewig und unzerstörbar ist, dass der sogenannte Tod nichts weiter ist als ein Übergang in andere Seinszustände, dass nur die Unvollkommenheit unserer körperlichen Sinne die Ursache ist, dass eine vorübergehende Trennung zwischen Abgeschiedenen und Hinterbliebenen stattfindet.
Mögen die Tatsachen des Spiritismus im Rahmen unseres irdischen Weltbildes doch endlich den Platz einnehmen, der ihnen zukommt. Wie unendlich viele Tränen könnten getrocknet, wie viele Verzweiflungsschreie in Ausrufe der Freude und Dankbarkeit verwandelt werden, wenn endlich die Menschen ihre Aufmerksamkeit auf die Tatsachen und Erkenntnisse richten würden, die seit Jahrtausenden für alle Wissenden und Weisen Selbstverständlichkeiten sind.

Wer Augen hat, zu sehen, der sehe – wer Ohren hat, zu hören, der höre! Wer aber unter allen Umständen – ganz gleich aus welchen Gründen – nicht sehen und nicht hören will, dem ist nicht zu helfen!

[ Beitrag bearbeitet von Rudolf Passian ]


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"Letzte Änderung dieser Seite am 10. Juni 2014"