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Rezension - Buch
(Anm.d.Erf.: Der Artikel stammt von Rudolf Passian aus der Zeitschrift "Wegbegleiter" vom März/April 1999, Nr. 2, IV. Jahrgang, S. 127 ff.)

Leben nach dem Tod - überraschende neue Beweise

Maurice S. RAWLINGS, "Zur Hölle und zurück. Leben nach dem Tod - überraschende neue Beweise".

Des Verfassers Interesse an der Thanatologie, der Sterbeforschung, wurde geweckt durch spontane Erzählungen von Patienten, die er aus dem Zustand des klinischen Todes ins Leben zurückgeholt hatte. Sein seit 1996 in Deutsch vorliegendes Buch erschien in den USA bereits 1993, so dass seine Beurteilungen anderer Sterbeforscher nicht mehr zutreffen. Rawlings bemängelt z.B. bei Frau Dr. KÜBLER-ROSS, Dr. R. MOODY und anderen, dass sie immer nur von wunderschönen Nah-Todeserfahrungen (NTE) berichten würden. Dadurch sei der falsche Eindruck entstanden, als stünde durchaus jedem Sterbenden der Himmel offen, ungeachtet dessen, was der einzelne "auf dem Kerbholz" hat; sobald man mit dem grossen liebevollen LICHT in Berührung kommt, sei alles vergeben und vergessen, was man falsch gemacht hat.
Der Grund jedoch, weshalb die Sterbeforscher anfangs wenig oder gar keinen erschreckenden NTE begegneten, lag daran, dass sich (wie Moody sagte) unter ihren Berichterstattern keine "üblen Typen" befanden, und zum andern daran, dass schlimme oder gar höllische NTE verständlicherweise nur ungern preisgegeben werden.
Rawlings erwartet von Forschern, dass sie sich auch mit negativen NTE befassen. Mittlerweile ist das der Fall. Dabei zeigte sich, dass der Prozentsatz negativer NTE bis zu 50% beträgt! Oft beginnen NTE negativ, gestalten sich dann aber ins Positive um oder umgekehrt. Wie allenthalben in der Natur, herrscht auch hier eine ungeheure Vielfalt: Keine zwei Sterbeerlebnisse gleichen einander völlig, jeder stirbt seinen eigenen Tod.
Nachdem Rawlings auf diesem Gebiet zu forschen begonnen hatte, begann er alsbald zu bezweifeln, ob das vielgepriesene liebevolle LICHT wohl wirklich immer gut und echt sei. In etlichen Fällen hatte es sich zuletzt sogar als schrecklich empfundenes Feuer entpuppt, und statt einer Begegnung mit lieben Vorangegangenen umgab die Betreffenden entweder eine bedrückende dunkle Leere oder sie fühlten sich von dämonischen Gestalten angegriffen oder in sonst einer körperlich empfundenen Bedrängnis. Solche Menschen sind dann heilfroh, wieder ins diesseitige Leben zurückgeholt worden zu sein; im Gegensatz zu all jenen, die an der Schwelle zum Jenseits ein beglückendes Erlebnis hatten und keinerlei Verlangen nach Rückkehr ins Diesseits empfanden.
Belangreich ist bei alledem, wie Dr. Rawlings, der zuvor nichts von Religion und vom Beten hielt, ganz unvermittelt zum Glauben kam:
Im Jahre 1977 trat bei der EKG-Untersuchung eines 48jährigen Patienten Herzstillstand ein. Man begann sofort mit Wiederbelebungsmassnahmen, plus dem Einsetzen eines Herzschrittmachers. Während des rhythmischen Drückens auf den Brustkorb, begann der Patient plötzlich die Augen nach oben zu drehen und zu schreien: "Nicht aufhören, ich bin in der Hölle, ich bin in der Hölle!" Rawlings dachte: "Der halluziniert". Doch sein Patient schrie weiter: "Um Gottes willen, nicht aufhören! Verstehen Sie denn nicht? Jedesmal, wenn Sie loslassen, bin ich wieder in der Hölle!"
Der Autor berichtet: "Dann bat er mich, für ihn zu beten, was mir fast wie eine Beleidigung vorkam. Ich sagte ihm klipp und klar, er möge gefälligst den Mund halten. Ich sei Arzt, und kein Pfarrer oder Psychiater."
Als Rawlings jedoch die erwartungsvollen Blicke der Krankenschwestern sah, wusste er, dass ihm nichts anderes übrigbleiben würde als - wenn auch nur zum Schein - ein Gebet zu erfinden.
Rawlings tat es und forderte den Mann auf, die Worte nachzusprechen: "Jesus ist Gottes Sohn ..." usw. - Und plötzlich war der Patient "nicht mehr der schreiende tobsüchtige Irre, der mit wildem Blick um sein Leben kämpfte... Er war jetzt ruhig und friedlich und kooperativ...."
Dieses Vorkommnis erschütterte Dr. Rawlings zutiefst, es verursachte bei ihm eine grundlegende Sinnesänderung in seiner ganzen Lebenseinstellung. Das zum Schein gesprochene Gebet mit seiner völlig unerwarteten Wirkung führte nicht nur seinen Patienten, sondern auch ihn selbst zum Gottglauben. Und der Autor stellt (S. 43) die Frage: "Was lernen wir daraus? - Dass man nie zum Schein ein Gebet sprechen sollte, es könnte funktionieren!" Und: "Wenn es eine Hölle gibt, so ist es nicht gefahrlos, zu sterben" (S. 114).
Sterbebegleitern empfiehlt Dr. Rawlings, dem oder der Hinübergehenden nicht bloss etwas vom schönen LICHT zu sagen, das ihn oder sie erwartet, sondern vor allem auf JESUS hinzuweisen, und dass man sich ihm allein anvertrauen solle (S. 114).
Das Buch ist überaus interessant, auch wenn man sicherlich nicht alles Gesagte unterschreiben kann. So wirft der Autor z.B. die ernsthaft forschende und christlich fundierte Parapsychologie mit Esoterik- und New-Age-Rummel kurzerhand in einen Topf. Es ist zu hoffen, dass Rawlings seine diesbezügliche Unterscheidungsfähigkeit inzwischen besser entwickeln konnte. Aber so manche seiner Angaben decken sich mit dem, wovor auch ich in meinem Leitfaden "Licht und Schatten der Esoterik" nachdrücklich warne.
Immerhin sollten gerade wir, die wir unser Weltbild mit Hilfe parapsychologischer und esoterischer Fakten oder Aspekte zwar erheblich erweiterten, aber den Boden der Lehre Christi nicht verliessen, in der Lage sein, uns keiner Tatsache oder neuen Einsicht zu verschliessen. So ist es m.E. recht belangreich, im Buch von Rawlings zu erfahren, dass der berühmte Arthur FORD als morphiumsüchtiger Alkoholiker starb, dass Edgar CAYCE bis auf 30 kg abgemagert war, als er starb, oder dass das Medium Jane ROBERTS mit ihrem allwissenden Geistführer SETH im verhältnismässig jungen Alter von 55 Jahren gestorben ist. "Das bedeutet", so Rawlings, "dass Seth entweder nicht allwissend war oder dass er Jane absichtlich nichts von ihrem bevorstehenden Tod gesagt hat" (S. 196). Freilich, wenn man das grimassenhafte Gesicht auf Fotos von Jane Roberts in Trance sieht, so kann man sich nur schwerlich vorstellen, dass es sich hier um ein höheres Geistwesen in positivem Sinne handeln soll.
Schliesslich sei noch bemerkt, dass die einzelnen Abschnitte nicht immer im Inhaltsverzeichnis aufgeführt sind. Leider fehlt auch ein Stichwortverzeichnis.

Rudolf Passian


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Letzte Änderung am 9. August 2000