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Geisteswissenschaften - Literatur
(Anm.d.Erf.: Der Artikel stammt von Jean Paar (red.) ursprünglich aus "Zeitschrift für Seelenleben", Jahrg. 1909, neu abgedruckt in der Zeitschrift "Wegbegleiter" 1. Teil vom Juli 1996, Nr. 4, I. Jahrgang, S. 158 ff, 2. Teil vom September 1996, Nr. 5, I. Jahrgang, S. 198 ff, 3. Teil vom November 1996, Nr. 6, I. Jahrgang, S. 263 ff, 4. Teil vom Januar 1997, Nr. 1, II. Jahrgang, S. 17 ff, 5. Teil vom März 1997, Nr. 2, II. Jahrgang, S. 70 ff)

Inhalt:


Goethe, Schiller und Lessing als Spiritualisten

red.- Es gilt in geistwissenden Kreisen als Binsenwahrheit, dass der Künstler in seinem Schaffen von Inspirationen geleitet wird. Wes Geistes Kind derselbe ist, lässt sich dann aus seinen Werken ableiten, gemäss dem Bibelwort "an ihren Früchten werdet ihr sie erkennen". Nun soll mit der Auswahl an "Dichterfürsten" kein Personenkult betrieben werden, das Augenmerk muss stets auf den geistigen Wert des Buchstabens gerichtet werden, mag der Schaffende Goethe oder Kleinhans heissen. - Der folgende Beitrag von Jean Paar erschien erstmals 1908 in der "Zeitschrift für Seelenleben"; die zeitliche Herkunft des Aufsatzes lässt sich unschwer an der heute ungewohnt pathetisch erscheinenden Ausdrucksweise erkennen, über die speziell jüngere Leser vielleicht lächeln mögen. Doch würde eine allzu nahe Anpassung an unsere moderne Sprache einem Stilbruch gleichkommen und dem erbaulichen Inhalt nur schwerlich gerecht werden.

VORWORT- Alle Dinge der Erscheinungswelt, so auch alle bedeutenden Menschen der Vergangenheit und Gegenwart stellen an und für sich nur relative Werte dar. Wie für den leiblich Blinden die Erde mit all ihrer Schönheit so gut wie nicht vorhanden ist und es sein gutes Recht ist, den zu verlachen und einen Schwärmer, ja selbst einen Lügner zu schelten, der es versuchen will, ihm eine Vorstellung von dieser Schönheit beizubringen, so auch sind für den geistig Blinden alle bedeutenden Menschen und ihre Werke so gut wie nie vorhanden gewesen. Wie viele, allzuviele Menschen gibt es, die so geistig blind sind, dass sie den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen, den Schöpfer nicht wahrnehmen, trotzdem er sich ihnen täglich und stündlich, ja bei jedem Atemzuge offenbart; wie viele halten Jesus Christus für eine mythenhafte erdichtete Persönlichkeit und die Bibel für das Produkt frommer Schwärmer und Phantasten; sie sind also der Wirklichkeit in beiden Erscheinungen gegenüber blind, beides ist, wie Gott, also für sie so gut wie nicht vorhanden. Wirklich? -
Nein, Gott sei Dank, nein; das Rechenexempel geht weder in dem einen noch in dem andern Falle ganz restlos auf, etwas in allen Dingen, etwas, das über aller Relativität steht, weil in ihm alle Dinge ihren Ursprung haben, ist und bleibt auch für den Blindesten vorhanden und dieses etwas heisst: G o t t .
Mag auch der geistig noch so Blinde eifern und zetern: Ich sehe ihn nicht, ich fühle und höre ihn nicht, ich glaube nicht an ihn; was will dies Wimmern eines blinden Wurmes wider die unfassbare Allmacht, Weisheit und Güte des Schöpfers besagen? Weniger als nichts. Aber solch ein blindes Menschenkind vermag nicht einmal sein eigenes halt- und inhaltloses Wesen zum vollendeten Nichts zu gestalten; auch in ihm bleibt der göttliche Liebesfunke, der Odem Gottes, der zur Vermählung mit der Seele bestimmte Geist vorhanden, harrend des Augenblickes, da die sterbliche Hülle in den Staub sinkt. Doch nicht von Blinden soll jetzt die Rede sein, wohl aber von solchen, die da aus der Tiefe ihres innersten Selbst unvergängliches Gold schürften mit Hilfe und zur Ehre Gottes. Herrlich leuchtet unter denen, die da, aller superklugen Wissenschaft zum Trotz, Gott ahnten, fühlten und glaubten und mit seiner Hilfe wahre Weisheit und wahre Unsterblichkeit errangen; herrlich leuchtet unter diesen das Dreigestirn Goethe - Schiller - Lessing mit unverlöschlichem Glanze am geistigen Himmel der Menschheit. Gross und schön ist das meiste, was jene geschaffen haben; am grössten und herrlichsten aber erstrahlt ihr Dichterruhm da, wo sie das Grösste ahnen und gläubig bekennen, wo sie Gott loben und preisen.
Goethe als Gottgläubiger? Gar mancher, der vom Menschen und vom Manne Goethe so mancherlei, nur nichts gutes gehört und gelesen hat, bislang aber noch keine Zeit fand, ihn anhand seiner Werke wirklich kennen zu lernen, gar mancher von denen mag wohl ungläubig das Haupt schütteln und sprechen: "Die Botschaft hör' ich wohl, allein mir fehlt der Glaube." So sei denn in nachfolgendem der Beweis zunächst für Goethes Gottgläubigkeit erbracht.




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Goethe - 1. Teil

Beginnen wir:

" Im Namen dessen, der sich selbst erschuf,
Von Ewigkeit in schaffendem Beruf,
In seinem Namen, der den Glauben schafft,
Vertrauen, Liebe, Tätigkeit und Kraft,
In jenes Namen, der, so oft genannt,
Dem Wesen nach, blieb immer unbekannt. "
("Proemion" aus "Gott und Welt")

Auch bei Goethe gab es eine Zeit der Unreife, des Zweifels und - der Furcht.
Einst stellten ihm seine Freunde ein Bild des niederländischen Malers Hemling in sein Zimmer, um ihn, den sie als Kunstkenner schätzten, zu überraschen. Das Bild stellte den Heiland dar, doch nicht als Zimmermannssohn, sondern als Mittler zwischen Gott und den Menschen, als den Träger göttlicher Macht und Gerechtigkeit. Goethe betrachtete das Bild eine Weile mit tiefem Interesse, dann sprach er: "Nehmt das Bild fort! Ich kann es nicht ertragen."
Dieser Vorgang zeigt deutlich, dass die Furcht des Herrn als des Glaubens Anfang in der Seele des Dichters bereits zu wirken begonnen und der Skeptizismus der Sturm- und Drangperiode das Feld zu räumen sich entschlossen hatte. Diese Zeit der Krisis, die in dem Ausspruch: "Nehmt das Bild fort! Ich kann es nicht ertragen." wohl ihren Beginn nahm, findet treffenden Ausdruck in dem Gedichte "Eins und Alles". Es heisst da:

" Weltseele komm, uns zu durchdringen,
Dann mit dem Weltgeist selbst zu ringen
Wird unserer Kräfte Hochberuf.
Teilnehmend führen gute Geister,
Gelinde leitend, höchste Meister,
Zu dem, der alles schafft und schuf. "

Welch bedeutsames Bekenntnis ist in diesen Worten enthalten. Mit dem Weltgeiste, mit Gott zu ringen, gleich Jakob, ihm zuzurufen: "Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn!" bezeichnet der Dichter als seiner Kräfte höchsten Beruf. Und wie herrlich beweist er mit seinem Glauben an die zum Herrn geleitenden Schutzgeister, dass wahre Geistesgrösse stets Hand in Hand geht mit Bescheidenheit und Demut, mit der Erkenntnis, dass unser Können allein nicht ausreicht, um den steilen Weg zur Höhe zurückzulegen. Jetzt auch weiss und fühlt er, dass:

"Das Wahre war schon längst gefunden,
Hat edle Geisterschar verbunden.
Das alte Wahre, fass es an!
Du dankst es, Erdensohn, dem Weisen,
Der da, die Sonne zu umkreisen,
Der Erde anwies ihre Bahn.
Und wendest, Mensch, du dich nach innen,
Das Zentrum findest du da drinnen,
Woran kein Edler zweifeln mag
Wirst keine Regel da vermissen,
Und was du nennest das Gewissen,
Ist Sonne deinem Geistestag. "
(Aus" Vermächtnis ", "Gott und die Welt')

Wie glückselig klingen diese Worte, gleich Befreiungsjubel. Nun weiss er es: es gibt nur eine Wahrheit und die war von Ewigkeit her als Band bestimmt, alle Gutgesinnten zu vereinen. Dies Band zu ergreifen, ist ihm nun zur Aufgabe geworden, dankend Ihm, dem Schöpfer und Lenker aller Dinge, dessen Odem in uns den Mittelpunkt unseres Seins darstellt und der in ihm, Goethe, beim Betrachten des vorerwähnten Jesusbildes das Gewissen weckte und die Sonne göttlicher Erkenntnis erstrahlen liess, die seine Seele erstlich zu wahrem Leben erweckte. Goethe zeigt sich hier als Bekenner der Lehre, die schon vor Christus allen grossen Weisen, zumal einem Buddha das einzig oder alte Wahre gewesen und die in Christus ihren vollkommensten Vertreter fand. Dies alte Wahre vermag ein jeder zu finden, der sich dem Zentrum seines eigenen Selbst zu- und von der exzentrischen Aussenwelt abwendet. Dies aber wird nur dem gelingen, der da seinen Willen unter den Willen stellt, mit dessen Hilfe allein ihm der Sieg über die Materie, d. h. aber die niederen Instinkte und Leidenschaften sicher sein wird. "Nicht mein, sondern Dein Wille geschehe", betete selbst Jesus wiederholt und vollendete herrlich sein Werk. Darum wollen auch wir, die wir seinen Namen tragen, täglich und stündlich aus Herzensgrunde beten: "Dein Wille geschehe, im Himmel und auf Erden."
Auf die Frage: "Sagt, ist die Welt von Ewigkeit?" antwortet Goethe im Gedicht "Die Weisen und die Leute":

" Ob wohl der Untergang ihr dräut?
Vermutlich, doch mir ist's nicht leid,
Denn - bleibt nur Gott,
In Ewigkeit wird's nicht an Welten fehlen.
(Aus" Gott und die Welt")

Wie echt kindlich gläubig. "Der liebe Gott wird's weisen" und dies um so sicherer zu deinem Glück, wenn du lebst und "leben lässt". Ist in diesen so überaus schlichten Worten nicht dasselbe enthalten, was Jesus dem ihn versuchenden Pharisäer erwiderte auf die Frage: "Meister, welches ist das vornehmste Gebot im Gesetz?" Jesus antwortete: "Du sollst lieben Gott, deinen Herrn über alles und deinen Nächsten wie dich selbst." Überaus beachtenswert ist auch die Mahnung an diejenigen, die da im Materialismus den Wegweiser zur Lösung der "Welträtsel" zu erblicken glauben.

" Glaubst dich zu kennen,
Wirst Gott nicht erkennen,
Und auch das Schlechte
Göttlich nennen.
Wer Gott ahnet,
Ist hoch zu halten,
Denn er wird nie
Im Schlechten walten. "
("Sprüche in Reimen")

Dass im Leid die Wurzel der Seligkeit zu finden ist, darauf weist folgender Spruch aus dem "Westöstlichen Divan" hin:

"Prüft dich das Geschick,
Weiss es wohl, warum,
Es wünscht dich enthaltsam,
Folge stumm!"
("Sprüche in Reimen")

Der Wissende liest mehr aus diesen einfachen und doch so bedeutsamen Worten als das Weltkind, das vielleicht gar bei dieser Stelle die Nase rümpft und die Enthaltsamkeit für eine überflüssige, nutzlose Sache ansieht, von der wohl, nach seiner Meinung, Goethe selbst nicht so viel gehalten habe. Wer da weiss, wie verzerrt im Spiegel der öffentlichen Meinung eines jeden Menschen Tun und Lassen erscheint, der wird einen jeden Menschen, also auch einen Goethe, nur nach seinen Werken beurteilen und bewerten. So wollen wir uns denn bei Goethe nur an seine Werke halten, an nichts anderes, in der unmöglich tragenden Gewissheit, dass ein Goethe in seinen Werken der Nachwelt keine Lügen hinterlassen hat; dass er das, was er geschrieben, auch in seinem Innersten gefühlt und geschaut und für wahr gehalten hat. Und nun zurück zu dem vorerwähnten Spruch aus dem "westöstlichen Divan".
Goethe berührt - wenn auch nur dem Eingeweihten ersichtlich - darin das geistige Auferstehungsprinzip, die geistige Wiedergeburt, die nur betätigt werden kann durch den vorausgehenden Tod der Materie. Es liegt in seinen Worten der gleiche Sinn, wie in dem herrlichen tiefgründigen Ausspruch Theodor Fontanes:

" Nur der Irrtum ist das Leben,
Und die Wahrheit ist der Tod "

"Töte" sie, die Materie, die materiellen Gelüste und du gelangst durch den Irrtum dieses Lebens hindurch zur Wahrheit. Jakob Böhme sagt:

Wer nicht stirbt,
Bevor er stirbt,
Der verdirbt,
Eh 'er stirbt. "

So ist es. Wer nicht seine leiblichen Instinkte und Leidenschaften ertötet, bevor der ganze Leib dahingeht, der verdirbt, der tötet sein bestes, seine Seele und stirbt dereinst einen hundertfachen Tod. Solchen ruft Goethe die inhaltvollen Worte zu:

Und so lang du das nicht hast,
Dieses 'Stirb und werde!'
Bist du nur ein trüber Gast
Auf der dunklen Erde. "
(Aus dem Gedicht" Selige Sehnsucht", Westöstlicher Divan)

Wer aber diese Grundweisheit, diesen Urgrund eines Lebens in Gott erfasst hat, von dem lässt Goethe im "Faust" die Engel sprechen:

Wer immer strebend sich bemüht,
Den können wir erlösen. "
("Faust", II. Teil, letzte Szene)

Und das ist es, was - leider Gottes - ach so wenige Christen begreifen. Der grösste Teil hält an der bequemen und doch so gefährlichen Anschauung fest, dass sie durch den Erlösertod des Heilandes eine ewig gültige Freikarte für das Himmelreich erhalten hätten. Dass Christus nur den Fluch der Erbsünde durch seinen Tod wettgemacht, durch sein Blut nur diesen Makel an der Seele der Menschheit getilgt, dass aber auf dem Wege, den er uns damit zugleich für ewige Zeiten erschlossen, ein jeder seines Glückes Schmied selbst sein muss, das wollen so wenige begreifen.
Wie spricht der Herr? "Es sei denn, ihr kehret um und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen." Das gilt aber mehr noch all jenen, deren Gemüt das Böse so gefangen und verhärtet hält, dass sie gefüllte Kammern, Schränke und Truhen für ihr wohlverdientes gutes Recht halten und seelenruhig zuschauen können, wie ihre Nächsten hungern und frieren und leibliche und seelische Not leiden. Kehrt auch ihr zurück, kehret ebenfalls um und öffnet Herz und Hand, Kammer und Truhe, auf dass sich dafür euer Inneres mit jenen Schätzen fülle, die der Rost nicht frisst und Motten nicht verzehren. Bemüht auch ihr euch, aufwärts zu streben, damit gute Geister, die allerwärts gegenwärtig und allzeit hilfsbereit sind, euch helfen können, dass ihr erlöst werdet aus dem Joche des Bösen.
Goethes Bedeutung als Anhänger und Vertreter einer antimaterialistischen Daseinsauffassung kommt nicht zuletzt darin zum Ausdruck, dass er stets für das Wahre, Schöne und Gute eingetreten ist. Diese heilige Dreiheit aller grossen Mystiker und Zeugen einer unsichtbaren Welt, von Plato bis Christus und von Christus bis auf Justinus Kerner und die Seherin von Prevorst, sie bildet auch bei unserm Goethe das Grund- und Leitmotiv. Die Seherin von Prevorst kannte weder die Werke Platos noch Goethes, ja sie konnte dieselben in ihrer dörflichen Weltabgeschiedenheit nicht kennen. Wenn sie dennoch demselben Gedankengang mit fast den gleichen Worten Ausdruck verlieh wie jene, so ist diese Tatsache einer auf materielle Weise nicht erklärlichen Übereinstimmung, einer der eindrucksvollsten Beweise für ein immaterielles Dasein. Die Seherin sagt: "Es ist Sache der Seele, von der ihr verliehenen Freiheit einen guten oder schlechten Gebrauch zu machen. Der gute Gebrauch ist, wenn sich die Seele beständig mit dem Wahren, Schönen und Guten des Geistes in Einklang zu erhalten sucht und damit ihr Sinnenleben und die Welt beherrscht."
Wer Plato kennt weiss, dass dessen ganzes Sein auf dem gleichen Grunde fusst; und dass dasselbe bei Goethe der Fall ist, das hat am treffendsten und kürzesten die Stadt Frankfurt a. M. bewiesen, indem sie, zur Erinnerung an ihren grossen Sohn, über dem Eingang zu ihrem Musentempel die Worte:
"Dem Wahren, Schönen und Guten!"
in Stein hauen liess. Wer den tiefen Sinn dieser Worte erfasst hat, der ist auf dem Wege zur Erkenntnis seines besseren Selbst auf dem Wege zu Gott. Im "Buch der Betrachtungen" spricht Goethe:

" Soll das Rechte zu dir ein,
Fühl in Gott was Rechts zu sein!
Wer in reiner Lieb' entbrannt,
Wird vom lieben Gott erkannt. "
("Buch der Betrachtungen", "Westöstlicher Divan")

Hierher gehört auch der Ausspruch:

" E d e l s e i d e r M e n s c h,
H i l f r e i c h u n d g u t !
Unermüdlich schaff er Nützliches, Rechtes!
Ein Vorbild sei er
Der droben geahnten Wesen! "

Und einen solchen Mann heisst man in den Kreisen der Ichmenschen den "grossen Materialisten". -
Rein spiritualistisch auch lässt Goethe in dem Gedicht "Elegie" den Geist einer verstorbenen Freundin der Zurückgebliebenen den Rat erteilen:

" Drum tu wie ich
Und schaue froh verständig
Dem Augenblick ins Auge!
Kein Verschieben!
Begegne ihm schnell,
Wohlwollend und lebend
Im Handeln;
Sei's zur Freude,
Sei's im Lieben.
Wo du auch bist,
Sei alles immer - kindlich!
So bist du alles,
Bist unüberwindlich. "

Welch köstliche Lebensregel enthalten diese Worte und wie tief in das Wesen der Gotteskindschaft eingedrungen musste der sein, der sie aussprechen konnte. Auch das folgende gehört hierher:

Gutes tu rein dem Guten zu Liebe,
Das überliefere deinem Blut.
Wenn's auch den Kindern nicht verbliebe,
den Enkeln kommt es doch zu gut. "
("Buch der Sprüche")

Es deckt sich dieser Spruch mit der spiritualistischen Anschauung, dass nichts geschieht, ohne eine Wirkung zu hinterlassen, sei es im guten, sei es im bösen. Verloren geht nichts und die Endsumme unseres Tun und Lassens werden wir einstmals überschauen und vertreten müssen, gleichwie deren Rückwirkungen auch bei unseren Kindern und Kindeskindern und - bei unseren Nächsten in Erscheinung treten werden. Auch der Anschauung, dass wir der Hilfe Gottes in allen Handlungen und Wandlungen nur sicher sein können, wenn wir wollen, d. h. wenn wir mit Ernst und Strenge ein sittenreines und pflichtbewusstes Dasein leben, gibt Goethe in "Wilhelm Meister's Lehrjahre" Ausdruck, indem er sagt:

" Ich bedurfte einer kräftigen Unterstützung, und die verlieh mir Gott nicht, wenn ich mit der Schellenkappe herumlief. Denn sobald ich mich in das Gewand der Torheit kleidete, blieb es nicht bloss bei der Maske, sondern die Narrheit durchdrang mich durch und durch. "

Weiter heisst es da in "Bekenntnisse einer schönen Seele":

" Ich darf sagen, ich kam nie leer zurück wenn ich unter Druck Gott gesucht hatte. Es ist unendlich viel gesagt, und doch kann und darf ich nicht mehr sagen. So wichtig jede Erfahrung in dem kritischen Augenblick für mich war, so matt, so unbedeutend, unwahrscheinlich würde die Erzählung werden, wenn ich einzelne Fälle anführen wollte. Wie glücklich war ich, dass tausend kleine Vorgänge zusammen, so gewiss, als das Atemholen Zeichen meines Lebens ist, mir bewiesen, d a s s i c h n i c h t o h n e G o t t a u f d e r W e l t s e i. "
Ist es wohl denkbar, dass ein Dichter, der seine Gedanken so reden lasst, etwas anderes glaubt, als dass auch er nicht ohne Gott auf der Welt sei? Und ist es wohl denkbar, dass dieser Gott für ihn nur der alles durchdringende, alles speisende, unfassbare Wohltäter sei? - Wie müssen diejenigen, die das behaupten, ihren Goethe gelesen haben? Goethe, auf Grund einiger Äusserungen aus seiner Sturm- und Drangperiode als Materialisten abtun zu wollen, heisst wahrlich sich gegen das Gute verstocken und blind und taub stellen. Solche Menschen mochte der Dichter wohl auch im Auge haben, als er das folgende, gleichfalls in "Bekenntnis einer schönen Seele", niederschrieb:

" Ich durfte nur Menschen auf dieser Welt ansehen, die gehässigen Gefühlen in ihrem Busen Raum geben, die sich gegen das Gute verstocken und sich und anderen das Schlechte aufdringen wollen, die lieber die Augen schliessen, um behaupten zu können, die Sonne scheine nicht, wie über allen Ausdruck elend schienen diese Menschen mir. "

Und solche Menschen gibt es leider, Gott sei es geklagt, eine unglaublich grosse Anzahl, die da sich und den anderen mit ihren materialistisch gefärbten Trauerfahnen die Sonne verhüllen oder aber die Augen schliessen, um mit einem Schein von Recht behaupten zu können, dass die Sonne nicht scheine.

(Fortsetzung in Wegbegleiter 5/96)
Goethe, Schiller und Lessing als Spiritualisten
Fortsetzung der Serie von Jean Paar -
Aus "Zeitschrift für Seelenleben", Jahrg. 1909




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Goethe - 2. Teil

In dem Gedicht "Die Braut von Korinth" heisst es:

" Schöner Jüngling,
Kannst nicht weiter leben,
Deine Locke nehm' ich mit mir fort,
Sieh sie an genau!
Morgen bist du grau;
Und nur braun erscheinst du wieder dort! "

Hier stellt sich uns Goethe als Verfechter der viel verlachten und verspotteten spiritistischen Anschauung vor, derzufolge die Verstorbenen im Jenseits verjüngt erscheinen.

" Morgen bist du grau,
Und nur braun erscheinst du wieder
Dort! " -

Allen Spöttern und allen Schmäh- und Scheelsüchtigen widmet unser gross, rein und gläubig gesinnter Goethe folgenden Stammbuchvers:

" Wenn Gott so ein schlechter Nachbar wär',
Wie ich bin und du bist,
Wir hätten allesamt wenig Ehr
Der lässt einen jeden,
Wie er ist. "
(Buch der Sprache)

Ob aber dieser Hinweis auf unseren unendlich duldsamen und langmütigen Vater im Himmel, die Gott-, Goethe- und Menschheitsverkleinerer, soweit sie das Vorliegende lesen, künftig von ihrer freud- und nutzlosen Maulwurfsarbeit abhalten wird? - Gott gebe es!
... Wie herrlich, demütig und gläubig klingt es, wenn Goethe spricht:

" Als ich einmal eine Spinne erschlagen,
Dacht' ich, ob ich das wohl gesollt.
Hat Gott ihr doch, wie mir gewollt,
Seinen Anteil an diesen Tagen. "
(Buch der Sprüche)

Man beachte, wie der grosse gottbegnadete Dichterheros so überaus bescheiden bezweifelt, dass er das Recht gehabt, eine Spinne zu töten, und vergleiche dagegen die Mordlust vieler Menschen von heute. Unzählige Lebewesen müssen täglich und stündlich ihr Leben lassen, um die masslose Gier des Menschen nach fleischlicher Nahrung zu befriedigen, und wer in der "glücklichen" Lage ist, sich ein Schiessgewehr und einen dazugehörigen Schein leisten zu können, der pfuscht obendrein dem Schlächter ins Handwerk und trägt unter der beschönigenden Angabe, dass er dem edlen Waidwerk huldige, Tod und Verderben in die friedlichen Gefilde der Natur. Hoch und Niedrig sehen es für gutes Menschenrecht an und sind noch obendrein gar stolz darauf, dass sie zu ihrer Lust und "Erholung', Angst und Schrecken, Qualen und Sterben gefühllos und blutdürstig hineintragen in die grosse Schar friedlicher Geschöpfe und nicht einem von diesen "Christen", die mit demselben erschreckenden Gleichmut, mit dem sie Goethe für einen "Schwerenöter" erklären, den Finger an den Abzug ihrer Mordwaffe legen, nicht einer von ihnen fragt sich:

" Ob ich das wohl gesollt? "

O, dass in unserer rohen und glaubenslosen Zeit Goethisches Denken und Fühlen wiederkehren und den Acker des deutschen Volkstums für edlere Sitten und reinere Gesinnung bereiten möchten.
... Ein Tropfen nur zu sein im Meere des Lebens, wird eines jeden wahrhaft Gläubigen Bestreben sein. Goethe war auch in diesem Sinne wahrhaft gottgläubig. Er beweist dies im "Buch der Parabeln" mit folgendem:

" Vom Himmel sank in wilder Meere Schauer,
Ein Tropfen, bangend; grässlich schlug die Flut,
Doch lohnte Gott bescheid'nen Glaubensmut
Und gab dem Tropfen Kraft und Dauer "
(Buch der Parabeln)

Und ein solcher Tropfen ist ein jeder Mensch, der "bescheidenen Glaubensmut" besitzt und Grosses wird ihm gelingen, ob auch die Welt es nicht für gross hält, und ewige "Dauer" wird sein Lohn sein. Bescheidener Glaubensmut auch spricht aus dem Gedicht, das er als Genesender verfasste, nachdem er eine schwere Krankheit überwunden hatte, die er selbst verschuldete. Das Gedicht heisst "Wunderglaube" und lautet:

" Zerbrach einmal eine schöne Schal',
Und wollte schier verzweifeln;
Unart und Übereil zumal
Wünscht ich zu allen Teufeln.
Erst raste ich, dann weint' ich weich
Beim traurigen Scherbenlesen;
Das jammerte Gott, er schuf sogleich
Die Schale, wie sie gewesen. "
(Buch der Parabeln)

Herrlich auch leuchtet des Dichters Glauben an einen allmächtigen und barmherzigen Gott aus dem Gedicht "Der Gott und die Bajadere", das geradezu als Hohelied auf Gottes Macht und Güte bezeichnet werden kann, ungeachtet der freien Formen, die jedoch nur wieder das eine besagen: "Gott, du bist gross und gütig." Die schönste Stelle darin lautet:

" Doch der Götterjüngling hebet
Aus der Flamme sich empor,
Und in seinen Armen schwebet
Die Geliebte mit hervor.
Es freut sich die Gottheit
Der reuigen Sünder,
Unsterbliche Leben verlorene Kinder
Mit feurigen Armen
zum Himmel empor. "

Und kann wohl einer seine Schriftgläubigkeit, die notwendig einer spirituellen Daseinsauffassung folgen muss, besser und überzeugender dartun als Goethe in dem nachstehenden?:

" Vom Himmel steigend, Jesus bracht
Des Evangeliums ewige Schrift,
Den Jüngern las er sie, Tag und Nacht
Ein göttlich Wort, es wirkt und trifft
Er stieg zurück, nahm's wieder mit,
Sie aber hätten's gut gefühlt,
Und jeder schrieb so, Schritt vor Schritt,
Wie er's in seinem Sinn behielt.
Verschieden, es hat nichts zu bedeuten,
Sie hatten nicht gleiche Fähigkeiten.
Doch trotzdem können sich die Christen
Bis zum jüngsten Tage damit fristen." (Fussnote 1)
(Buch der Parabeln)

Gewiss wird wahre Weisheit nie in den Fehler verfallen, die Bibel von A bis Z als Ausfluss des Göttlichen zu betrachten, denn es haften ihr überall die Spuren menschlicher Unvollkommenheit, der Unzulänglichkeit des Könnens ihrer Übersetzer an. Für den jedoch, der mit Goethe fühlen und sprechen kann, bilden diese Mängel keine Steine des Anstosses. Sie sind völlig gegenstandslos geworden, wo man die Bibel nur als Wegweiser zu Gott betrachtet, nicht als diskutablen Lehrstoff, und wo man mit Goethe ausruft:

" Ich fühlte, fühlte mich getragen,
Gott auf seinem Throne zu erkennen,
Ihn den Herrn des Lebensquells zu nennen,
Seines hohen Anblicks wert, zu handeln
Und in seinem Lichte fortzuwandeln. "
(Buch der Parsen)

Nicht der Bibel Worte, sondern der Bibel Geist machen ihren Wert aus.
Und wenn die ganze Schrift verloren ginge und es bliebe uns nur die mündliche Überlieferung vom Sündenfall und vom Tode des Menschensohnes und seiner Auferstehung, so wäre es für den ernsthaften Gottsucher, d. h. für den reifen Menschen des Wissenswerten genug, um den Weg zu seinem Vater, der da ist im Himmel, zurückzufinden. Ja, Goethe hat vollkommen recht, wenn er spricht:

" Wer Gott vertraut,
Ist schon auferbaut. "
(Sprüche in Reimen)

Auch ist es völlig gegenstandslos, was wir für Worte wählen, um Gott kund zu tun, dass wir ihm vertrauen und um ihm unsere Not und Sorge zu klagen und seine Hilfe zu erflehen. Gott ist kein Weltfürst, er verzichtet im Verkehr mit uns Erdensprösslingen auf äussere Förmlichkeiten, er will nur unser Vater sein, dem nur das eine am Herzen liegt, für das der Menschensohn sein Leben gelassen hat, dass wir wieder seine Kinder werden. Je kindlicher wir zu ihm beten, ihn um unser täglich Brot oder um Hilfe in der Not bitten, um so lieber ist es ihm. Nur kommt es darauf an, dass wir überhaupt beten und bitten; denn Gott weiss sehr wohl, dass unerbetene Gäste und unerbetene Gabe selten willkommen sind, nie aber in ihrem rechten Wert geschätzt werden und darum auch nie Nutzen bringen können. "Bittet, so wird euch gegeben!", so heisst es in der Schrift. Gleichviel aber, ob unsere Bitte wortlos oder mit welchen Worten sie zum Vater, der ins Verborgene sieht, emporsteigt, bittet nur! Glaubet nicht in kindischem Unverstand und Trotz, dass euer Vater, der euch ins Dasein rief, auch euerer leiblichen und seelischen Notdurft genügen müsse, ohne dass ihr ihn darum besonders angeht.
Wer selbst Vater ist, der weiss oder musste es wissen, welch erzieherisches Moment darin enthalten ist, wenn er seinem Kinde, trotzdem er weiss, was ihm nottut, recht oft nahe legt, dass ihm dasselbe um dies oder jenes bitte. Dadurch gewinnt das Empfangene für das Kind bedeutend an Wert, es hat es sich durch die Bitte, die des öfteren gar nicht so leicht von statten ging, gewissermassen erst verdient; es ist ihm "sauer" geworden, und wird es darum um so höher schätzen. Andererseits wird durch die Bitte aber auch das Verhältnis zwischen Vater und Kind ein innigeres, wobei wiederum das Kind den Hauptvorteil davon trägt.
Also hat auch unser himmlischer Vater nur unser bestes im Auge, wenn er Christus sagen lässt:

" Bittet, so wird euch gegeben! "

Aber nicht nur das. Unser Vater weiss sehr wohl, dass viele seiner Kinder der Worte bedürfen, dass sie eine wortlose Bitte noch nicht recht zu schätzen wissen, und darum hat er ihnen das "Vater unser" gegeben, von dem Goethe sagt:

" Das 'Unser Vater' ein schön Gebet,
Es dient und hilft in allen Nöten,
Wenn einer auch 'Vater unser' bet'
In Gottes Namen lass ihn beten. "
(Sprüche in Reimen)

Des Menschen Daseinszweck kennzeichnet er in den "Xenien" mit den Worten:

" Nichts von Vergänglichkeiten,
Wie's auch geschah,
Uns zu verewigen
Sind wir ja da. "
(Sprüche in Reimen)

... Welch' Vertrauen zu dem, ohne dessen Willen uns kein Haar auf dem Haupte gekrümmt wird und der uns allerorten nicht aus den Augen lässt, spricht aus folgendem Vers:

" Hätte Gott mich anders gewollt,
So hätt' er mich anders gebaut,
Da er mir aber Talent gezollt,
Hat er mir viel vertraut;
Ich brauch es zur Rechten und Linken,
Weiss nicht, was daraus kommt,
Wenn's nicht mehr frommt,
Wird er schon winken. "
(Sprüche in Reimen)

Dass aber im übrigen Gott einen jeden sein Haus sich selbst zimmern lässt, gibt Goethe in folgendem Vers zu:

" Wie einer ist, so ist sein Gott,
Darum wird Gott so oft zum Spott. "
(Sprüche in Reimen)

Dasselbe sagt übrigens auch Ludwig Feuerbach mit den Worten:

" Wie der Mensch denkt,
Wie er gesinnt ist,
So ist sein Gott. "

Es besagen diese Aussprüche durchaus nicht, dass Gott sich von uns wie ein Teig nach Belieben kneten und formen lasse, sondern dass Gott einem jeden anders scheint, je nachdem sein eigener Seelenspiegel beschaffen ist. Nur ein völlig planer und reiner Spiegel gibt ein wahrheitsgetreues Bild. Ist der Spiegel nach der einen oder anderen Seite verbogen, blind oder beschmutzt, so entstehen Zerrbilder und unklare Bilder.
Weiter verkündet uns Goethe:

" Gott hat die Gradheit
Ans Herz genommen,
Auf gradem Weg
Ist noch niemand umgekommen. "
(Sprüche in Reimen)

Ja, Goethe war ein unerschütterlicher Anhänger und Verfolger des geraden Weges - und das ist es, was ihm so viele zum Vorwurf machen, ja als Verbrechen anrechnen. Schleichwege oder krumme Wege waren ihm in er Seele zuwider, und wen er auf solchem Wege sah, den traf sein Zorn oder auch sein Spott in unbarmherziger Weise. Er wusste aber auch und war dessen gewiss, was man ihm sonst auch von der Mit- und Nachwelt am Zeuge flicken würde, dass man Unlauterkeit, Lüge und Heuchelei unter allen Umständen nicht zu seinen Untugenden würde zählen können. Drum spricht ebenso viel Ehrlichkeit wie berechtigter Stolz aus den Worten:

" Willst du die wahrhaft frommen Wahrheitswege geh'n,
Dich selbst und andere trügst du nie,
Die Frömmelei allein lässt Falsches auch besteh'n,
Drum hass' ich sie. "
(Sprüche in Reimen)

Abgeklärte Weisheit liegt auch in dem folgenden, womit er uns zur Beschränkung ermahnt und den allzu grossen Wander- und Unternehmungstrieb auf das undenkliche Gebiet des eigenen Selbst verweist.

" Du sehnst dich, weit hinaus zu wandern,
Bereitest dich zu raschem Flug;
Dir selbst sei treu, und - treu den andern,
Dann ist die Enge weit genug.
Halte dich im Stillen rein
Und lass es um dich wettern!
Je mehr du fühlst ein Mensch zu sein,
Desto ähnlicher bist du
Den Göttern. "
(Sprüche in Reimen)

Welche Tiefe und welche Wahrheit liegt in diesen Worten. Ja wahrlich, wer die Kraft und Willen hat furchtlos, treu und rein seine Aufgaben als Mensch - wenn auch im kleinsten Kreise - zu erfüllen, der darf Jesus Christus seinen Bruder und Gott seinen Vater nennen. Ein solcher Mensch wird das erhabene Gefühl der Freiheit in Gott kennen lernen und sich daran zu immer reinerer Höhe erheben, auf dass er Geist von seinem Geiste, auf dass er ihm immer ähnlicher werde.
Dann auch wird er die Goethe'sche Mahnung sich zur Richtschnur machen können:

" Willst du dir ein hübsch Leben zimmern,
Musst um's Vergangene dich nicht kümmern,
Und wäre dir auch was verloren,
Musst immer tun, wie neugeboren.
Was jeder Tag will, sollst du fragen!
Was jeder Tag will, wird er sagen.
Musst dich an eignem Tun ergötzen!
Was andere tun, das wirst du schätzen
Besonders keinen Menschen hassen,
Und das Übrige - Gott überlassen! "
(Sprüche in Reimen)

So vermag nur ein Mensch zu sprechen, der da offenen Auges und reinen Herzens und Sinnes Welt und Leben und aller Dinge Ursache erforscht und erlebt hat und zu der beneidenswert herrlichen Erkenntnis gelangt ist, dass alles nichtig, dem Nachtrauern Unwert und dass nur der sein Leben wahrhaft lebt und rastlos ausfüllt, der drei Dinge sein eigen nennt: Das Ergötzen am eigenen löblichen Tun, die Liebe zum Nächsten, ohne jede Einschränkung, und das Vertrauen zu Gott.
Und den, der uns solche köstliche Weisheit; solchen wahrhaft brüderlichen Rat gibt, den nennen so viele Auchchristen einen Gottlosen.
... Kann wohl, wer da Christ - nicht nur dem Namen nach - ist und Goethes Leben und Wirken als ein Gesamtes überblickt, anders tun, wie auszurufen: Ja, er war ein grosser Geist, der da von einem Grössern als Wegweiser auf diese Erde gesandt worden ist. Er war einer von denen, die ihren Brüdern und Schwestern Helfer zu sein bestimmt sind, um Pfade zu lichten und zu ebnen, die da alle ohne Ausnahme hinführen zu dem einen einzigen Wege, der da führet zu Ihm, zu unserem Vater im Himmel.

(Fortsetzung in Wegbegleiter 6/96)
Goethe, Schiller und Lessing als Spiritualisten
Fortsetzung der Serie von Jean Paar -
Aus "Zeitschrift für Seelenleben", Jahrg. 1909




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Goethe - 3. Teil

Hat auch Goethe eine Zeitlang zu den Bewunderern eines Spinoza'schen Pantheismus gehört, so lassen seine bisher zitierten Aussprüche wohl nicht den allergeringsten Zweifel, dass Spinoza mit seinem brutalen Rechtsgrundsatz: jeder hat soviel Recht, als er Macht hat" keinen nachhaltigen Einfluss auf ihn ausübte.
Ebenso zweifellos aber ist auch, dass der kindlich fromme und unerschütterlich gläubige Lavater einen unauslöschlichen Eindruck bei Goethe hinterlassen hat.
Goethes Bekanntschaft mit Lavater darf daher mit Recht für Goethe wie für die Mit- und Nachwelt das bedeutsamste und folgenschwerste Ereignis in Goethes Leben genannt werden. Lavater allein ist das Mittel gewesen, dessen sich Gott bedient hat, um den Faust in Goethe seiner Erlösung entgegenzuführen.
Unrecht jedoch wäre es, an dieser Stelle nicht auch eines anderen frommen Mannes, Herders zu gedenken, der sich des jugendlichen Dichters gleichfalls mit väterlicher Freundschaft annahm und ihn bei der Herausgabe seiner Jugendgedichte mit Rat und Tat unterstützte. Der Generalsuperintendent Herder war so recht eigentlich des jungen Goethes Generalbevollmächtigter, korrigierte dessen Erzeugnisse in Hinsicht Orthographie und Interpunktion und leitete die Verhandlungen mit Verleger und Drucker. Ob Herder jedoch einen Einfluss auf den inneren Goethe ausgeübt hat, dürfte angesichts der Jugend des letzteren zweifelhaft sein.
Das Leben musste erst den Acker seines Herzens mit dem Pfluge Erfahrung aufreissen, ehe das Samenkorn des Glaubens an einen unsichtbaren Lenker der Geschicke in ihm aufgehen und Frucht tragen konnte. Die Brausejahre der Jugend mussten vorausgehen, ehe denn der goldene Wein klaren Erkennens und felsenfesten Vertrauens seinen unvergänglichen Duft entwickeln konnte, an dem die Menschheit sich zu laben und zu stärken vermag, so lange die Erde ist.
Erst musste Goethe hinab in die Tiefe bacchantischer Lustbarkeit und niederschmetternder Reue steigen, erst mit dem Beginn ernsthaften Forschens die Annalen und Röten ätzender Selbstverspottung und Zweifelsucht durchkosten, ehe denn er den Tag der göttlichen Gnadensonne erschauen und ausrufen durfte:

" Aufwärts!
Aufwärts an deinen Busen,
Alliebender Vater! "
(Ganymed)

Das war jene Epoche, die einen noch klareren und bestimmteren Ausdruck im Briefe vom 10. Mai im "Werther" findet. Dieselbe möge hier einen verdienten Platz finden.

" Eine wunderbare Heiterkeit hat meine ganze Seele eingenommen, gleich den süssen Frühlingsmorgen, die ich mit ganzer Seele geniesse. Ich bin so allein und freue mich so meines Lebens in dieser Gegend, die für solche Seelen geschaffen ist, wie die meine. Ich bin so glücklich, mein Bester, so ganz in dem Gefühl von ruhigem Dasein versunken, dass meine Kunst darunter leidet. Ich könnte jetzo nicht zeichnen, nicht einen Strich, und bin niemals ein grösserer Maler gewesen als in diesen Augenblicken. Wenn das liebe Tal um mich dampft und die hohe Sonne an der Oberfläche der undurchdringlichen Finsternis meines Waldes ruht und nur einige Strahlen sich in das innere Heiligtum stehlen und ich dann im hohen Grase am fallenden Bach liege und näher an der Erde tausend mannigfaltige Gräschen mir merkwürdig werden; wenn ich das Wimmeln der kleinen Welt zwischen den Halmen, die unzähligen, unergründlichen Gestalten, all der Würmchen, der Mückchen, näher an meinem Herzen fühle, und fühle die Gegenwart des Allmächtigen, der uns alle nach seinem Bilde schuf, das Wesen des Alliebenden, der uns in ewiger Wonne schwebend trägt und erhält - mein Freund wenn's um meine Augen dämmert und die Welt um mich her und der Himmel ganz in meiner Seele ruht wie die Gestalt meiner Geliebten: dann sehne ich mich oft und denke: ach könntest du das wieder ausdrücken, könntest du dem Papier das einhauchen, was so voll, so warm in dir lebt, dass es würde der Spiegel deiner Seele, wie deine Seele ist der Spiegel des unendlichen Gottes. "

Und dennoch entstand einige Monate später wie der "Werther" das Gedicht "Prometheus", jenes Unglückskind des grossen Goethe, das bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit von seinen kleinen Nachbetern zitiert wird, um - ihn in den Schmutz zu ziehen und mit dummdreisten Allüren auszurufen: seht er ist doch einer der Unseren.
Verlohnt es sich wirklich, das Andenken Goethes von jener Duzbrüderschaft trennen zu wollen und nachzuweisen, dass sie, die in den abgelegten "Socken" eines Grossen ihre Kleinheit vorteilhafter präsentieren möchten, böse hereingefallen sind? Ja, es verlohnt sich, wenn auch nur zum Nutzen und Frommen aller Gutgesinnten.
Doch zuvörderst sei die "angeklagte" Stelle aus dem Fragment des Dramas "Prometheus", das sich nachher zu dem gleichnamigen Gedicht verdichtete, hier wiedergegeben, zum Beweise, dass wir eine Gefahr für Gutgesinnte nicht darin erkennen.

" Hier sitz' ich, forme Menschen,
Nach meinem Bilde,
Ein Geschlecht, das mir gleich sei,
Zu leiden, zu weinen,
Zu geniessen und zu freuen sich
Und dein (Zeus) nicht zu achten
Wie ich! "
(Prometheus)

Nun hören wir, wie und wann das Gedicht entstand und wie es Goethe selbst einschätzt. In Dichtung und Wahrheit sagt er:

" Das gemeine Menschenschicksal, an welchem wir alle zu tragen haben, muss denjenigen am schwersten aufliegen, deren Geisteskräfte sich früher und breiter entwickeln. Wir mögen unter dem Schutz von Eltern und Verwandten emporkommen, wir mögen uns an Geschwister und Freunde anlehnen, durch Bekannte unterhalten, durch geliebte Personen beglückt werden, so ist doch immer das Finale, dass der Mensch auf sich zurückgewiesen wird, und es scheint, als habe die G o t t h e i t (!) sich sogar zu dem Menschen gestellt, dass sie dessen Ehrfurcht, Zutrauen und Liebe nicht immer, wenigstens nicht gerade im dringenden Augenblick erwidern kann. "

Dieses "kann" ist von Goethe in richtiger Erkenntnis der Absichten des Schöpfers hierhergesetzt. Gott "kann" tatsächlich erst dann seine Huld, Gnade und Hilfe bekunden, wenn der Mensch die sämtlichen unerlässlichen Prüfungen bestanden hat. Ehe dies geschehen, muss sich Gott in Stillschweigen und Untätigkeit hüllen, da sonst das Selbstbestimmungsrecht und die Selbstbildungskraft des Menschen gefährdet würde, wie schon an einer anderen Stelle gesagt wurde. Doch lassen wir Goethe weiter sprechen.

" Indem ich mich nach Bestätigung der Selbständigkeit umsah, fand ich als die sicherste Basis derselben mein produktives Talent. Die alte mythologische Figur des Prometheus fiel mir auf, der a b g e s o n d e r t v o n d e n G ö t t e r n , von seiner Werkstätte aus eine Welt bevölkerte. Ich fühlte recht gut, dass sich etwas bedeutendes nur produzieren lasse, wenn man sich isoliere. Meine Sachen, die so viel Beifall gefunden hatten, waren Kinder der Einsamkeit. Seitdem ich zu der Weit in einem breiteren Verhältnis stand, stockte die Ausführung. Indem ich nun die Hilfe des Menschen auszuschliessen hatte, sonderte ich mich, nach prometheischer Weise, auch von den Göttern ab. Die Fabel des Prometheus ward in mir lebendig. Das alte Titanengewand schnitt ich mir nach meinem Wunsche zu und fing an, ein Stück zu schreiben, o h n e w e i t e r n a c h g e d a c h t z u h a b e n. "

Dieser Charakterisierung seiner eigenen Arbeit, die den "Prometheus"-Verehrern schwerlich eine Freude machen wird, lässt der greise Goethe dann noch in einem Brief an Zelter (11. Mai 1820) die weitere folgen, in dem er das Gedicht schlankweg eine " J u g e n d g r i l l e " nennt. Dies dürfte genügen, um den "Prometheus" "ad acta" zu legen. Goethe selbst hatte ihn nach seinen eigenen, im zuletzt erwähnten Briefe stehenden Worten längst "aufgegeben", und wer ihn, d. h. den "Prometheus", trotz dem immer wieder in ein fragwürdiges "grillenhaftes" Dasein zurückruft, der erweist weder Goethe noch auch der Menschheit einen Dienst damit, wohl aber stellt er sich selbst ein testimonium paupertatis (red. - Armutszeugnis) aus.
Wohl wird nun mancher, vom Lichte moderner materialistischer Aufklärung erleuchtete Kopf Goethe die Freundschaft kündigen und ihn zu den Finsterlingen werfen. Goethe dürfte dies nichts neues sein, und was er schon am Abende seines Lebens den "Aufgeklärten" zurief, was aber gar drolliger Weise viele von denen, die es anging, als eine dem Pantheismus gemachte Konzession ansahen, das gilt auch den Neuerern von heute. Ein echt Goeth'scher Peitschenhieb, dem Übermenschendünkel versetzt, ist somit der Spruch:

" Was soll mir euer Hohn
Über das All und Eine?
Euer Professor ist eine Person,
Gott - ist - keine. "
(Sprüche in Reimen: "Der Pantheist")

Fühlt ihr grössenwahnsinnigen Menschlein, die ihr Gott einfach "wegverordnet" und nun glaubt, ihr habt ein für allemal Ruhe vor Ihm, fühlt ihr den beissend satirischen Hohn nicht heraus, mit dem euch ein Goethe euren Dünkel aufmutzt? - Euer Professor, der dahinter gekommen ist, dass eben alles ganz von selber entstanden sei, ja, dass es eben nur ein Wunder wäre, dass nicht noch viel mehr von selbst entstehe; dieser euer hochwohlweiser Professor, das ist eine Person. Der Gott aber, der nur so lange existierte, bis der Professor kam, der Gott ist, "keine", ein komplettes Nichts. Dixit!
Grosser Goethe, was würdest du heute erst sagen und wie würdest du heute die Peitsche der Satire schwingen angesichts der soeben beendeten Tragikomödie Haeckel (Fussnote 2), zu der sich die gesamte literarische Leibgarde des Materialismus in allen Sprachen ausschweigt ...
- Wie köstlich lässt Goethe die Allesergründer und Alleserklärer, die Geister- und Unsterblichkeitsleugner im ersten Teil des "Faust" (Walpurgisnacht) sich selbst verspotten:

" Ihr Geister seid noch immer da?
Nein, das ist unerhört.
Verschwindet doch!
Wir haben ja aufgeklärt! -
Das Teufelspack,
Es fragt nach keiner Regel;
Wir sind so klug -
Und dennoch - spukt's in Tegel. "

Dass es in Tegel, und zwar im Tegeler Schloss, dem Familiensitze der Humboldts spukte, das war allerdings ein Moment, das es wohl verdiente, den superklugen Geist- und Geisterleugnern zur bleibenden Erinnerung aufbewahrt zu werden. Dem Spuk ist man seiner Zeit gründlich zu Leibe gegangen, allerdings ohne ein anderes Resultat als die Feststellung der Tatsache, dass der Schlossgärtner das Medium sei, nach dessen Entfernung auch die Erscheinungen aufhörten. Selbstverständlich war für die Naturalisten damit der "Schwindel" erwiesen.

" Spotten ihrer selbst
Und wissen nicht wie. "

Folgender Ausspruch beweist ebenfalls, dass Goethe das Geschöpf Mensch denn doch für etwas anderes ansah als für ein Häufchen Materie.

" Wär' nicht das Auge sonnenhaft,
Die Sonne könnt' es nie erblicken;
Läg' nicht in uns des Gottes eigne Kraft,
Wie könnt uns Göttliches entzücken? "
(Sprüche in Reimen)

Er, der als Naturforscher nicht minder gross gewesen wie als Dichter, er war von der Gewissheit durchdrungen, dass das Göttliche in uns nur der Odem eines allmächtigen und unfassbaren, unbegreiflichen Wesens ausser uns sei, dem er im Gedicht "Christi Höllenfahrt" mit jugendlicher Begeisterung zujubelt:

" Der Engel feierliche Chöre,
Die jauchzen vor dem grossen Gott,
Dass es die ganze Schöpfung höre:
' Gross ist der Herr, Gott Zebaoth! ' "

und von dem er im Gedicht "Talismane" schlicht und gläubig bekennt:

" Gottes ist der Orient,
Gottes ist der Occident;
Nord und südliche Gelände
Ruht im Frieden seiner Hände.
Er, der einzige Gerechte,
Will für jedermann das Rechte! "

Das in den beiden letzten Zeilen ausgedrückte bedingungslose Vertrauen zum Schöpfer und weisen Erhalter aller Dinge und gnädigen Lenker und Vollender aller Geschicke findet seinen begeisterten Ausdruck in dem Gegenstück zum "Prometheus", in dem Gedicht "Grenzen der Menschheit" von dem Robert Keil im Buche "Ein Goethe-Strauss" sagt:
"In tief ergreifender Weise atmet es ehrfurchtsvolle Anerkennung der Allmacht und stellt ihr die Kleinheit, Schwäche und Vergänglichkeit der Menschen entgegen."

Am bedeutsamsten ist die erste und zweite Strophe des Gedichtes, sie lauten:

" Wenn der uralte
Heilige Vater
Mit gelassener Hand
Aus rollenden Wolken
Segnende Blitze
Über die Erde sät,
Küss' ich den letzten
Saum seines Kleides,
Kindliche Schauer
Treu in der Brust,
Denn mit Göttern
Soll sich nicht messen
Irgend ein Mensch! "

Hier haben wir in den letzten drei Zeilen eine Absage an den Dichter des "Prometheus" aus Goethes eigenem Munde, wie sie unzweideutiger nicht gegeben werden kann.
Wer somit in der Folge den "Prometheus" rezitiert, ohne auch des Gedichtes "Grenzen der Menschheit" Erwähnung zu tun, der wird den Verdacht auf sich laden, dass er unlautere Mittel anwendet, um der Menschheit und sich selbst auf ihrem Wege zu Gott Hindernisse zu bereiten.
Dass doch all diese Verzögerer wahren Fortschritts sich die Worte Goethes, die er unter dem 7. August 1779 seinem Tagebuch anvertraute, merken möchten, die da lauten:

" Wie kurzsinnig in menschlichen und göttlichen Dingen ich mich umgedreht habe. Wie des Tuns und zweckmässigen Denkens so wenige und in zeitverderbender Empfindung und Schattenleidenschaft so viele Tage vertan worden; wie wenig mir davon zu Nutzen gekommen, und da die Hälfte des Lebens vorüber ist, nun kein Weg zurückgelegt, sondern ich vielmehr nur dastehe, wie einer, der sich aus dem Wasser rettet und den die Sonne anfängt wohltätig abzutrocknen. Gott helfe weiter und gebe Lichter, dass wir uns nicht selbst soviel im Wege stehen, lasse uns vom Morgen zum Abend das Gehörige tun und gebe uns klare Begriffe von den Folgen der Dinge. "
(" Vor hundert Jahren ", Band I, S. 47)

Jung-Stilling, der mit Goethe zugleich die Universität in Strassburg besuchte, sagte von ihm: "Sein Herz, das nur wenige kannten, war so gross wie sein Verstand, den alle kannten."'
Und wahrlich, wer die vorstehende Notiz liest, der muss Jung-Stilling beipflichten. Zeugnis dafür legt auch folgende Stelle aus Goethes Tagebuch vom 13. Mai 1780 ab. Sie lautet:

" In meinem jetzigen Kreis habe ich wenig, fast gar keine Hinderung ausser mir. In mir ist noch vieles. Die menschlichen Gebrechen sind rechte Bandwürmer, man reisst wohl einmal ein Stück los, und der Stock bleibt immer sitzen. Ich will doch Herr werden. Niemand, als wer sich selbst verleugnet, ist wert zu herrschen und kann herrschen. Ich fühle nach und nach ein allgemeines Zutrauen und gebe Gott, dass ich's verdienen möge. Was ich trage an mir und andern, sieht kein Mensch. Das Beste ist die tiefe Stille, in der ich gegen die Welt lebe und wachse und gewinne, was sie mir mit Feuer und Schwert nicht nehmen können. "

Im Anschluss daran erinnert Robert Keil im "Goethe-Strauss" an des Dichters teilnahmsvollen tätigen Beistand in den entsetzlichen Tagen nach der Schlacht bei Jena, und knüpft daran die Bemerkung: "In Gesinnung und im Handeln war er edel, hilfreich und gut und schuf unermüdet Nützliches und Rechtes."
In seiner kindlich unbewussten Natürlichkeit hatte Goethe grosse Ähnlichkeit mit Lavater, mit dem ihn ja auch eine innige Freundschaft übers Grab hinaus verband. Diese kindliche Natürlichkeit zeigt sich auch darin, dass er selbst sich auch nicht im entferntesten der ganzen Grösse seiner Erscheinung und seines Schaffens bewusst war. Auch dass er ein Faktum Hellsehertums, das sich an seine Person knüpft, schlechtweg als "Ahnung" bezeichnet, wirft ein eigenartiges Streiflicht auf den seltsamen Menschen, der bis an sein Ende Kind und Heros, hilfsbedürftig und hilfsbereit, lernend und lehrend, suchend und findend, nehmend und gebend zugleich war. "

(Fortsetzung in Wegbegleiter 1/97)
Goethe, Schiller und Lessing als Spiritualisten
- Fortsetzung der Serie von Jean Paar -
Aus "Zeitschrift für Seelenleben", Jahrg. 1909




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Goethe - 4. Teil

- Wie kindlich treuherzig schildert er den bekannten Vorfall in Sesenheim:

"Ich konnte es nicht unterlassen, Friederike noch einmal zu sehen. Als ich ihr die Hand noch Pferde reichte, standen ihr die Tränen in den Augen, und mir war sehr übel zumute. Nun ritt ich den Fusspfad gen Drusenheim, und da überfiel mich eine der sonderbarsten Ahnungen. Ich sah nämlich, nicht mit den Augen des Leibes, sondern des Geistes, mich mir selbst denselben Weg zu Pferde entgegenkommen, und zwar in einem Kleide, wie ich es nie getragen; es war hechtgrau mit etwas Gold. Sobald ich mich aus diesem Traum aufschüttelte, war die Gestalt verschwunden. Sonderbar ist es jedoch, dass ich nach acht Jahren in dem Kleide, das mir geträumt und das ich nicht aus Wahl, sondern Zufall trug, mich auf demselben Wege fand, um Friederike noch einmal zu besuchen."

Aber nur "sonderbar" findet der Dichter des "Werther" dieses Erlebnis. Der Verfasser des "Faust" dagegen spricht:

" Enthülle dich !
Du musst! Du musst!
Und kostet es mein Leben. "
(Faust, I. Teil)

Und so ergibt sich zunächst die Erkenntnis, dass des Geistes Bestimmung:

" Ein wechselnd Weben,
Ein glühendes Leben,
zu schaffen am sausenden Webstuhl der Zeit,
Zu Weben der Gottheit lebendiges Kleid "
(Faust, 1. Teil)

Am 12. September 1779 besuchte er auf seiner Reise nach der Schweiz den berühmten Staubbach im Lauterbrunner Tal, der sich 900 Fuss tief von senkrechter Felswand als Pletschbach ergiesst und in Millionen von Stäubchen zerteilt, eben als "Staubbach" unten anlangt. Hier ward dem Dichter durch Mutter Natur eine weitere Offenbarung zuteil, deren Ergebnis er in dem Gedicht "Gesang der Geister über den Wassern" niederlegte:

" Der Geist des Menschen
Gleicht dem Wasser,
Vom Himmel kommt es,
Zum Himmel steigt es,
Und wieder nieder zur Erde muss es,
Ewig wechselnd. "

Goethe war bekanntlich ein Anhänger der Reinkarnationslehre, die eine wiederholte Wiederverkörperung der menschlichen Seele, teils auf Erden, teils auf anderen Weltkörpern annimmt. Hierauf spielt er denn auch in den vorstehend zitierten Versen an. In Bezug auf die letzte Zeile dürfte jedoch eine Korrektur am Platze sein, denn die Wiederverkörperung "ewig" stattfinden zu lassen, ermangelt des Zweckes; sie hat nur dann Sinn, wenn sie so oft und so lange erfolgt, bis die Erreichung eines gewissen Grades von Reinheit der Seele den naturgesetzlichen Grund für eine weitere Verbindung von Geist, Seele und Materie beseitigt hat.
Dass die Wiederverkörperung an sich unerlässlich sein dürfte, geht aus der Erfahrung hervor, die ein jeder Mensch macht, täglich und stündlich macht, dass das Böse zu meiden und das Gute zu tun so unendlich schwer ist und Fortschritte auf dem Weg zur Höhe, auf dem steilen und beschwerlichen Pfade zu Gott nur in so langsamem Tempo erfolgen, dass der zwingende Schluss sich aufdrängt: in einem einzigen Erdendasein ist das Zeugnis der Reife schwerlich zu erlangen.
Ungeachtet selbst die Bibel mehrfache Beweise für die Reinkarnation enthält und ungeachtet die Kirche bis ins fünfte Jahrhundert für dieselbe eintrat, gilt sie doch seit dem Jahre 533 unter Papst Justinian stattgefundenen 5. ökumenischen Konzil als "ketzerisch". Der Kanon lautete: "Wer eine fabulöse Präexistenz (Fussnote 3) der Seele und eine monströse Restoration lehrt, der sei verflucht." Hatte Goethe wohl recht, als er schmerzerfüllt ausrief:

" Wer darf das Kind beim rechten Namen nennen?
Die wenigen, die was davon erkannt,
Die, töricht genug, ihr volles Herz nicht wahrten,
Hat man von je gekreuzigt und verbrannt. "
(Faust, 1. Teil 2. Szene)

Doch allzu tragisch hat unser Dichter die äusseren Entwicklungshemmnisse nicht genommen. In der Isolierung seiner selbst und der Nichtbeachtung alles ihm Feindlichen fand er Stärke und Schutz in reichem Masse. Gott war mit ihm, wer konnte da wider ihn sein?
Schwerer war sein Kampf mit seinem inneren Selbst und mit den dasselbe beeinflussenden immateriellen Faktoren. Wir alle stehen mitten in diesem Kampf und werden in ihm stehen bis zum letzten Augenblick, und wir alle, liebe Leserin und lieber Leser, werden, so wir ernstlich wollen und Gott uns gnädig ist, aus diesem Kampfe als Sieger hervorgehen, wenn - dereinst wir die irdisch-materielle Rüstung ablegen dürfen und an der Hand guter Geister hinschreiten zu Ihm, der uns ausgesandt hat, da mit wir uns heimfinden zu Ihm.
Vorerst seufzen und klagen wir noch gar bitterlich mit Goethe:

" Ach, unsere Taten selbst,
So gut als Leiden,
Sie hemmen unseres Lebens Gang.
Dem Herrlichsten, was auch der Geist empfangen,
Drängt immer fremd und fremder Stoff sich an
Wenn wir zum Guten dieser Welt gelangt,
Dann heisst das Bessere: Trug und Wahn "
(Faust 1. Teil, 2. Szene, Monolog)

In diesen Worten ist die ganze Tragödie des Menschengeschlechtes enthalten. Der Mensch ist auf die Erde gesandt worden, um sich selbst und in sich die Schlange der Verführung, das Böse, zu überwinden. So lange er diese Aufgabe nicht gelöst, sind all seine "Taten" ebenso viele "Leiden" und "hemmen", weil statt von der Selbstlosigkeit, von der Selbstsucht diktiert, notwendig unseres, auf Befreiung von der Selbstsucht gestellten Lebens "Gang".
Eine geradezu furchtbare und für den, der nicht einen hilfsbereiten, gnädigen und allmächtigen Gott glaubt, gerade absolut hoffnungsraubende Wahrheit enthalten die beiden letzten Zeilen. Sie besagen, dass dem, der da zum "Guten dieser Welt", d. h. zum materiellen Gut gelangt ist, das "Bessere", das ist der Glaube an Gott und an ein Jenseits "Trug" und "Wahn" heisst.
Ja, immer wieder gibt das Leben unzählige Beweise für die furchtbare Wahrheit der Worte Jesu: "Es ist leichter, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, denn dass ein Reicher ins Reich Gottes komme." (Matth. 19, 2 4)
Nur wo die Stimmen der Welt schweigen, nur da vermögen wir seine Stimme zu vernehmen. Im Geräusche der Welt ist beides unmöglich, am unmöglichsten aber da, wo das "Gute" dieser Welt seine betörende Stimme erhebt. Darum, liebe Leserin und lieber Leser, tut von euch das "Gute dieser Welt" in jeglicher Gestalt, ehe denn es in der unvermeidlichen Scheidestunde von euch genommen wird, und kauft euch dafür das Gute jener anderen Welt, das allein euch geleiten und schirmen wird, wenn Gott euch ruft! Lasset euch die Mahnung Goethes zu Herzen gehen, die er im Gedicht "Talismane" in die Worte kleidet:

" Du danke Gott,
Wenn er dich presst
Und danke Ihm,
Wenn er dich wieder entlässt! "

Kämpft und ringt ohne Unterlass, wie Goethe gekämpft hat! Und ob ihr auch, wie er und wie wir alle ohne Ausnahme, strauchelt und fällt, erhebt euch wieder und beginnt aufs neue, mit frischem Mut den steilen Pfad zur Höhe zu erklimmen! Fallt, aber verliert euren Schild nicht! Kehrt, wie die Jünglinge Roms, mit ihm oder auf ihm zum Vater zurück. Solange ihr im Besitz des Schildes, d. h. des Vertrauens zu Gott, seid und bleibt, solange seid getrost. Habt ihr aber euren Schild verloren, dann - lasst alle Hoffnung sinken, es sei denn, ihr findet ihn mit Gottes Hilfe wieder.
Nehmt euch ein Beispiel am Ringen des Goethe'schen Riesengeistes mit der Materie, dafür auch das Folgende ein Beweis sei:

" Ich stand am Tor -
Jedoch geheimnisvoll am Iichten Tag
Lässt sich Natur des Schleiers nicht berauben,
Und was sie deinem Geist nicht offenbaren mag,
Das zwingst du ihr nicht ab mit Hebeln und mit Schrauben.
(Faust, 1. Teil, 2. Szene, Monolog)

Hierin drückt der Kämpfer Goethe in bescheidener, aber durchaus richtiger Erkennung der Grenzen des menschlichen Könnens aus, dass wir auf den Wegen der sichtbaren Welt allein niemals den Urgrund alles Seienden, das innerste tiefste Wesen der Natur zu erforschen vermögen.
Nicht der "lichte Tag" bescheint den Pfad, der in die allem Seienden zu Grunde liegenden immaterielle göttliche Sphäre führt; nur durch die Dämmerung, die dein innerstes Selbst umhüllt, vermagst du aufwärts zu steigen und die Quelle zu finden, die dir den Lohn deines selbstlosen Handelns - die Entschleierung der Welträtsel - nicht länger vorenthält, aber "abzwingen" lässt sich die Natur diese Lösung der letzten und grössten, der einzig lösenswerten Aufgabe des Menschen nie und nimmer, und - Gott sei Dank, dass es so ist. Gott sei Dank, dass dem menschlichen Willen und Können Grenzen gesteckt sind; Gott sei Dank, dass es einen Willen gibt, dem gegenüber Übermenschendünkel zur Erkenntnis seiner Unzulänglichkeit kommen muss, einen Willen, an dem all unser Scheinwissen ohnmächtig sich erweist, der aber sofort mit grosser Güte sich uns offenbart, sobald wir den Blick nach Oben wenden. Ja, Goethe hat recht, wenn er sagt:

" Ihm ist keiner der Geringste,
wer sich, ohn Hilf und Rettung
Mit dem Blick nach Oben wendet,
Wird's empfinden, wird's erfahren.
Dort erglühen tausend Augen,
Ruhen lauschend tausend Ohren,
Denen nichts verborgen bleibt. "
(Legende)

Ewig wahr aber auch ist das Goethe'sche Wort:

" Wenn ihr 's nicht fühlt,
Ihr werdet 's nicht erjagen. "
(Faust, 1. Teil, 2. Szene)

Diesem geistigen Fühlen aber kommt nur nahe, wer sich wie Goethe mit den Prämissen einer spirituellen Weltanschauung vertraut macht, nicht jener Weltanschauung, die da ihr Genügen im Verkehr mit gleichgearteten immateriellen Wesen findet, wobei das Tischlein-rück-dich und das gleichfalls der Betätigung eines selbstsüchtigen Animismus Tor und Tür öffnende Skriptoskop nur allzu willige und gefällige Hilfe leistet.
Solcher Pseudospiritismus ist hundertmal schlimmer als der krasseste Materialismus, weil durch ihn auf niederer Stufe stehende immaterielle Wesen zu materiellen Zwecken missbraucht und noch unglücklicher gemacht werden, als sie schon sind, diese Schuld aber dereinst an denen, die sie auf sich geladen haben, bitter vergolten wird.
Doch auch für diejenigen Spiritisten, welche da in selbstloser, wenn auch nur in materieller Hinsicht selbstloser Absicht an die Geheimnisse des Jenseits herantreten, auch für die enthalten die Worte des Dichters:
" Und was sie deinem Geist nicht offenbaren mag,
Das zwingst du ihr nicht ab mit Hebeln und mit Schrauben. "
eine gar ernste Mahnung; gibt es doch auch unter ihnen gar viele, die nur deshalb noch nicht ganz und gar von der Existenz eines Jenseits und eines Fortlebens nach dem Tode überzeugt sind, weil sie trotz "Hebeln und Schrauben" ihre Finger immer noch nicht "in die Wundmale des Herrn legen konnten", d. h. immer noch keine gänzlich überzeugenden Tests und Manifestationen erlebt haben.
Diesen ruft Goethe das wahre Wort zu:

" Wer Wunder hofft,
Der stärke seinen Glauben. "

Sogar der grosse Materialist Feuerbach sagt: "Glaube ist Wunderglaube, Glaube und Wunder sind absolut unzertrennlich."
Wer Wunder verlangt, um dadurch gläubig zu werden, der weiss weder, was Glaube ist, noch auch was Wunder sind, der hat des einen wie des anderen Wesen und Zweck noch nicht begriffen, der gleicht dem Kinde, das sich den Vollmond und die Sterne zum Spielball wünschte, oder auch jenem Gesellen, der da sagte: "Arbeiten möchte ich schon, wenn mir's passt, doch erst zahlen's mir den Monatslohn im voraus, dass ich seh, dass Sie Geld haben!"
Nur da, wo die Möglichkeit vorhanden ist, dass die übersinnlichen Vorgänge nicht zwecklos geschehen, nur da können und werden solche in die Erscheinung treten. Gottes Weisheit ist zugleich höchste Zweckmässigkeit, die es unmöglich zulassen kann, dass etwas geschieht, was keinen Zweck hat, d. h. was keinen Erfolg zum Höheren in sich trägt. Gott weiss, was Wunder vor den Augen geistig Blinder, geistig Unreifer, total Ungläubiger, und wenn er selbst in Person vor sie hinträte, die gleiche Wirkung ausüben würden, wie wenn man Perlen vor die Säue würfe. Und Perlen wie Wunder sind doch wahrlich zu einem anderen Zwecke da, als dass sie in den Kot gezerrt werden. Darum:

" Wer Wunder hofft,
Der stärke (zuvor) seinen Glauben. "

Der mache sich zuvor durch den festen Willen, selbstlos die elementarsten Gebote der Nächstenliebe zu erfüllen, würdig der Gnade Gottes, und so ihm diese alsdann zum Lohn für sein reineres Wollen die Binde vor seinem geistigen Auge gelockert hat, dann schöpfe er aus dem unversiegbaren Jungbrunnen der Schrift, und ein Freuden- und Wunderquell von ungeahnter Unerschöpflichkeit wird sich ihm erschliessen.
Ehe dies geschehen ist, d. h. ehe der Mensch die vorerwähnten Bedingungen erfüllt hat, ehe er sich nicht selbst den Riegel von der Pforte entfernt hat, ehe haben Wunder irgend welcher Art so wenig Bedeutung für ihn, wie ja ohnehin bislang das grösste und für die Menschheit bedeutsamste Wunder, die Geburt Christi, für ihn bedeutungslos gewesen ist.
Erst dann, wenn er mit jenem frommen Manne ausrufen kann: "O was ist doch alle Weltfreude, die das Herz so leer lässt, die nichts als Dunst ist gegen die wahre, wesenhafte, tief beglückende und beseligende und nie vergehende Freude, die Jesus bringt! Schliess dich der Freudenquelle auf, dann weisst du erst, was das sagen will: 'Welt war verloren, Christ ist geboren, freue, freue dich, o Christenheit.' "
Eine seltsame und doch auch dem Wissenden wiederum natürliche Übereinstimmung herrscht zwischen dem, was Goethe darnach geistig gesehen und empfunden hat, und dem, was Tolstoi geistig erlebte während des kritischen Höhepunktes seiner Krankheit im Jahre 1905, die wider sein Erwarten und wider seinen Wunsch noch nicht mit dem Hinübergehen ins Jenseits abschloss. Tolstoi schildert den Zustand folgendermassen: "Ich fand mich plötzlich in einer Landschaft voll entzückender Schönheit. Rosige Wölkchen belebten den Äther, silbern leuchtete und glitzerte ein naher Fluss, von dessen Ufern liebliche Melodien zu mir herüber tönten, und ein unaussprechlicher Wohlgeruch erfüllte die Luft." Und so vermag man denn auch Tolstois Traurigkeit zu verstehen, darüber, dass er sich nach diesem Erlebnis auf dem Schauplatz seines bisherigen Kämpfens und Leidens wiederfand, darüber, dass ihm das unsagbar Herrliche, dieser Abglanz eines besseren und schöneren Jenseits noch nicht bleibend geworden war. Ob nicht auch Tolstoi im Sinne Fausts gedacht haben mag:

" H i e r soll ich finden, was mir fehlt?
Soll ich vielleicht in t a u s e n d Büchern lesen,
Dass überall die Menschen sich gequält,
Dass hie und da ein Glücklicher gewesen? "
(Faust 1. Teil, 2. Szene, Monolog)

Ja, alle wahrhaft Weisen haben die Sehnsucht gemeinsam nach dem besseren Jenseits, nach ihrer Heimat, von der sie, veranlasst durch der "Stammeltern Sünde", ausgezogen, dem verlorenen Sohn gleich, um sich in Gemeinschaft mit Schweinen von Trebern zu nähren, dieweilen in der Heimat eine überreiche Fülle der köstlichsten Früchte und die Gemeinschaft der Heiligen ihrer warten, - jener Gemeinschaft, von der Goethe sagt:

" Da alles sich zum Ganzen webt,
Eins in dem andern wirkt und lebt,
Wie HimmeIskräfte auf und niedersteigen
Und sich die goldnen Eimer reichen,
Mit segenduftenden Schwingen
Vom Himmel durch die Erde dringen,
Harmonisch all das All durchdringen. "
(Faust, 1. Teil, 1. Szene)

Von dieser Gemeinschaft und seinem Sehnen nach der Rückkehr in deren Verband schreibt Goethe schon bei Beginn seines "Faust":

" Und mich ergreift ein längst entwöhntes Sehnen
Nach jenem stillen, ernsten Gelsterreich;
Es schwebt nun in unbestimmten Tönen
Mein lispelnd Lied, der Aeolsharfe gleich.
Ein Schauer fasst mich, Träne folgt den Tränen,
Das strenge Herz, es fühlt sich mild und weich,
Was ich besitze, seh ich wie im weiten,
Und was verschwand, wird mir zu Wirklichkeiten. "
(Faust - Zueignung)

In den Worten: "Was ich besitze ..." erkennen wir die Symptome der geistigen Wiedergeburt. In ihr schwindet die Nichtigkeit alles Irdischen, alles dessen, "was ich besitze" und wir gewinnen dafür zurück, es "wird zu Wirklichkeiten", "was verschwand", was uns verloren ging, als das "erste Menschenpaar (red. - oder - im Sinne der Geisterfalltheorie, die der Verfasser ebenfalls vertritt - wohl besser: die erste Gruppe von Geistwesen)" von Gott abfiel. Wie Goethe-Faust sich dessen, was verloren ging, und dessen, was ihn am Wiedergewinn hindert, nur zu sehr bewusst ist, das geht aus folgendem hervor:

" Zwei Seelen wohnen, ach in meiner Brust,
Die eine will sich von der andern trennen,
Die eine hält in derber Liebeslust
Sich an die Welt mit klammernden Organen,
Die andere hebt gewaltsam sich vom Duft
Zu den Gefilden hoher Ahnen. "
(Faust, 1. Teil, 5. Szene)

Darum schmähte man Goethe nicht fürder mehr ob seiner "derben Liebeslust". Er strebt, sie mannhaft zu überwinden, und unterscheidet sich dadurch gar vorteilhaft von vielen seiner Widersacher, denen die derbe Liebeslust bis ins hohe Greisenalter alles, die Gefilde hoher Ahnen dagegen nichts ist. -

(Fortsetzung und Schluss des Kapitels "Goethe" in WB 2/97)
 

Goethe, Schiller und Lessing als Spiritualisten
- Fortsetzung der Serie von Jean Paar -
Aus Zeitschrift für Seelenleben, Jahrg. 1909




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Goethe  -  5. Teil und Schluss

Eine seltsame und doch auch dem Wissenden wiederum natürliche Übereinstimmung herrscht zwischen dem, was Goethe darnach geistig gesehen und empfunden hat, und dem, was Tolstoi geistig erlebte während des kritischen Höhepunktes seiner Krankheit im Jahre 1905, die wider sein Erwarten und wider seinen Wunsch noch nicht mit dem Hinübergehen ins Jenseits abschloss.
Tolstoi schildert den Zustand folgendermassen: "Ich fand mich plötzlich in einer Landschaft voll entzückender Schönheit. Rosige Wölkchen belebten den Äther, silbern leuchtete und glitzerte ein naher Fluss, von dessen Ufern liebliche Melodien zu mir herüber tönten, und ein unaussprechlicher Wohlgeruch erfüllte die Luft." Und so vermag man denn auch Tolstoi's Traurigkeit zu verstehen, darüber, dass er sich nach diesem Erlebnis auf dem Schauplatz seines bisherigen Kämpfens und Leidens wiederfand, darüber, dass ihm das unsagbar Herrliche, dieser Abglanz eines besseren und schöneren Jenseits noch nicht bleibend geworden war. Ob nicht auch Tolstoi im Sinne Faust's - Goethe's gedacht haben mag:

" Hier soll ich finden, was mir fehlt?
Soll ich vielleicht in tausend Büchern lesen,
Dass überall die Menschen sich gequält,
Dass hie und da ein Glücklicher gewesen?
("Faust" 1 Teil, II. Szene, Monolog)

Ja, alle wahrhaft Weisen haben die Sehnsucht gemeinsam nach dem bessern Jenseits, nach ihrer Heimat, von der sie, veranlasst durch der "Stammeltern Sünde", auszogen, dem verlorenen Sohne gleich, um sich in Gemeinschaft von Schweinen von Trebern zu nähren, dieweilen in der Heimat eine überreiche Fülle der köstlichen Früchte und die Gemeinschaft der Heiligen ihrer warten, - jener Gemeinschaft, von der Goethe
sagt:

" Da alles sich zum Ganzen webt,
Eins in dem andern wirkt und lebt,
Wie Himmelskräfte auf- und niedersteigen
Und sich die goldnen Eimer reichen,
Mit segenduftenden Schwingen
Vom Himmel durch die Erde dringen,
Harmonisch all das All durchdringen. "
(Faust, 1. Teil, 1. Szene)

Von dieser Gemeinschaft und seinem Sehnen nach der Rückkehr in deren Verband schreibt Goethe schon bei Beginn seines "Faust":

Und mich ergreift ein längst entwöhntes Sehnen
Nach jenem stillen, ernsten Geisterreich;
Es schwebet nun in unbestimmten Tönen
Mein lispelnd Lied, der Äolsharfe gleich.
Ein Schauer fasst mich, Träne folgt den Tränen,
Das strenge Herz, es fühlt sich mild und weich,
Was ich besitze, seh ich wie im weiten,
Und was verschwand, wird mir zu Wirklichkeiten.
("Faust" - Zueignung)

In den Worten: "Was ich besitze..." erkennen wir die Symptome der geistigen Wiedergeburt. In ihr schwindet die Richtigkeit alles Irdischen, alles dessen, "was ich besitze" und wir gewinnen dafür zurück, es "wird zu Wirklichkeiten", "was verschwand", was uns verloren ging, als das erste Geisterpaar von Gott abfiel. Wie Goethe - Faust sich dessen, was verloren ging und dessen, was ihn am Wiedergewinnen hindert, nur zu sehr bewusst ist, das geht aus folgendem hervor:

" Zwei Seelen wohnen, ach in meiner Brust,
Die eine will sich von der andern trennen,
Die eine hält in derber Liebeslust
Sich an die Welt mit klammernden Organen;
Die andere hebt gewaltsam sich vom Tust
Zu den Gefielden hoher Ahnen. "
(Faust, 1. Teil, V. Szene)

Darum schmähe man Goethe nicht fürder mehr ob seiner "derben Liebeslust". Er strebt, sie mannhaft zu überwinden, und unterscheidet sich dadurch gar vorteilhaft von vielen seiner Widersacher, denen die derbe Liebeslust bis ins hohe Greisenalter alles, die Gefilde hoher Ahnen dagegen nichts ist.

" Und wie nach Emmaus, weiter ging's
Mit Sturm- und Riesenschritten,
Prophete rechts, Prophete links,
Das Weltkind in der Mitten. "

Mit diesen Worten glossiert Goethe, als er im Jahre 1814 in Gesellschaft von Lavater und Basedow den Rhein hinunter zog, das wunderliche Kleeblatt, in dem er selbst sich bescheiden als "das Weltkind" bezeichnet.
Dies "Weltkind" hält es in "Dichtung und Wahrheit" nicht für überflüssig, seines hellseherischen Grossvaters zu gedenken, der einstmals vorausschaute, wie ein Frankfurter Schöffe von seinem Stuhl aufstand und denselben ihm, dem Grossvater, anbot. Tatsächlich starb dieser Schöffe bald nachher, und an seiner Stelle wurde als Schöffe der Grossvater gewählt. Einige Jahre später erlebte der Grossvater eine Schultheissenwahl im voraus. Es stand die Wahl an zwischen drei Bewerbern, davon einer der Grossvater selbst war, der die goldne Kugel aus der Urne zog, während die schwarzen Kugeln den Mitbewerbern zu Teil wurden. Lange Zeit nachher wurde zu später Nachtzeit eine aussergewöhnliche Ratssitzung einberufen, und der Bote, der die einzelnen Schöffen zu benachrichtigen hatte, bat die Grossmutter Goethe's um ein Stückchen Licht für seine Laterne. Da gebot der Grossvater: "Gebt ihm ein ganzes, er hat ja doch die Mühe um meinetwegen." Und tatsächlich zog der Grossvater wiederum unter drei Bewerbern die goldne Kugel und bestieg den Schultheissenstuhl. Goethe gibt auch zu, dass eine Seele auf eine andere auch ohne Zeichen und Laute zu wirken vermöge, und sagt, dass er in Jünglings- und Mannesjahren der Fälle genug erlebt habe, wo auf seinen einsamen Spaziergängen sein intensives Verlangen nach einem geliebten weiblichen Wesen tatsächlich vermocht habe, dass ihm ein solches entgegenkam. Unter anderem habe diese Kraft einmal Frau von Stein veranlasst, um die Mitternachtsstunde zu ihm auf die Strasse zu kommen.
Gerade dies Verhältnis mit der um sieben Jahre älteren Frau von Stein, die noch dazu Mutter von sieben Kindern war, konnte sich Goethe mit natürlichen Dingen nicht erklären. Er hatte stets das Gefühl, als ob sie beide durch gewisse, in einem früheren Leben geknüpfte intime Bande aneinander gefesselt würden. Diesem Fühlen geben auch die folgenden, an Frau von Stein gerichteten Zeilen sprechenden Ausdruck:

" Sag, was will das Schicksal uns bereiten?
Sag, wie band es uns so rein genau?
Auch, du warst in abgelebten Zeiten
Meine Schwester oder meine Frau. "

Goethe glaubte auch bestimmt, dass er bereits einmal als Römer zu Kaiser Hadrians Zeiten gelebt habe, und fand eine Bestätigung dieser Annahme in dem Umstande, dass ihm auf seiner römischen Reise die Reste antiker Kultur so bekannt und vertraut vorkamen. Dass sein inneres Fühlen nicht trog, bezeugt die Tatsache, dass er den 22. März als einen von jeher für ihn verhängnisvollen Tag bezeichnete (siehe die Tagebuchnotiz seines Zeitgenossen Soret vom 22. März 1828), und dass er auch tatsächlich am 22. März 1832 starb. ("Goethe's Unterhaltung mit Soret" - Böhlau-Weimar.) Dass er sein Dasein, völlig im Sinne der Reinkarnationslehre, nur als die Fortsetzung vieler vorangegangener Leben betrachtete, das beweist auch der Umstand, dass er, gelegentlich einer Tischrede, empfangenes Lob abwehrte mit den Worten: "Meine Sachen sind nur Fragmente ehemaliger Existenzen."
Auch dass er nichts geschrieben hat, was nicht vorher lebendig vor seinem innern Auge stand, das beweisen die Worte, die er im Jahre 1824, also schon im Zustande völliger Reife, zu einem Freunde sprach. Sie lauten wörtlich: "Nie habe ich nach der Verkörperung von abstrakten Ideen gestrebt. Ich empfing in meinem Innern Eindrücke sinnlicher, lieblicher, bunter, hundertfältiger Art und hatte als Poet nichts weiter zu tun, als solche Anschauungen und Eindrücke in mir künstlerisch zu runden und durch eine lebendige Darstellung so zum Vorschein zu bringen, dass andere beim Lesen denselben Eindruck erhielten, wie ich bei meinem innern Schauen gehabt hatte." Auch in dem Gedicht "Zueignung" lässt er uns durch den Mund seiner Muse wissen, dass er in seinen Dichtungen nur Wahres bietet. Die Stelle lautet:

" Empfange hier, was ich dir lang bestimmt,
Aus Morgenduft gewebt und Sonnenklarheit,
Der Dichtung Schleier, aus der Hand der - Wahrheit."

Und dies "Geschenk der Wahrheit", das uns Goethe als heiliges Vermächtnis hinterlassen hat, vermögen wir, liebe Leserin und lieber Leser, am besten in seinem Sinne für uns nutzbar zu machen, wenn wir uns die Worte des "Pater Seraphikus" aus dem zweiten Teil des Faust als Anfang und Ende unseres Goethestudiums zu Herzen nehmen. Sie lauten:

" Steigt hinan zu höherm Kreise,
Wachet immer, unvermerkt,
Wie nach ewig reiner Weise
Gottes Gegenwart verstärkt!
Denn - das ist der Geister Nahrung,
Die im frischen Äther waltet:
Ewigen Liebens Offenbarung,
Die zur Seligkeit entfaltet. "

SCHLUSSWORT ZUM KAPITEL "GOETHE"

Die vorstehende Abhandlung beweist unzweideutig, dass Gott für Goethe das a und o der Schöpfung gewesen und dass sein Dichten und Trachten einzig darauf gerichtet war, in sich selbst die materiellen Hindernisse des selbstischen Menschentums zu überwinden und ein gottgefälliges Leben zu leben. In wieweit er diese seine ehrliche Absicht erreicht hat, darüber zu entscheiden steht nur dem zu, der - ohne Fehl ist, und dieser eine ist - Gott allein.
Es steht geschrieben: "Richtet nicht, auf dass ihr nicht gerichtet werdet!" Nicht minder beachtenswert aber auch ist, dass Gott in erster Linie den Willen, und danach erst das Tun beurteilt. Hierin ruht die unzerstörbare und - weil unentbehrliche, darum auch untrügliche Hoffnung alles Gutgesinnten. Denn vor ihm ist keiner gerecht, vor ihm sind wir alle sündige Menschen. Wenn aber der Wille zum Guten das dereinst Entscheidende ist, dann steht Goethe in der vordersten Reihe der Menschheit, und seine Werke verdienen als wegweisende Offenbarungen zur Erkennung und Erreichung unserer Daseinsaufgabe, die da Rückkehr zu Gott heisst, die Beachtung aller Gutgesinnten für alle Erdenzeit.
Wer da an der Hand der vorstehenden Abhandlung den Dichter als Gottgläubigen kennen, schätzen und lieben gelernt, und ihm nicht nur den ersten Platz in seinem Bücherschrank, sondern den wertvolleren ersten Platz in seinem Herzen eingeräumt hat, der wird alsdann auch den Dichter als Mystiker erkennen und verstehen lernen.
Als Mystiker steigt Goethe im "Faust' und im "Märchen von der grünen Schlange" in die tiefsten Tiefen göttlicher Weisheit hinunter, um dort Schätze zu heben, die nur der Eingeweihte zu bewerten versteht. Ihm bringt der Dichter den köstlichen Edelstein aus der schier unergründlichen Tiefe mit herauf, der da im Stande ist, den dunkeln Schrein zu erschliessen und zu erhellen, indem unser göttliches Ichbewusstsein seiner Erklärung entgegenharrt. Und die Zauberformel, die den Unkundigen zum Eingeweihten stempelt, sobald er ihren tiefsten Sinn begriffen hat, die Zauberformel, die da verborgen liegt in der gewaltigen Fausttragödie, wie sie im "Märchen von der grünen Schlange" offen zu Tage tritt, sie lautet:
"Tue jeder seine Pflicht! Und ein allgemeines Glück wird alle Schmerzen in sich auflösen, wie ein allgemeines Leid alle Freuden verzehrt." Tue jeder seine Pflicht!
Zuckt dann dem einen oder anderen, der vielleicht im übrigen wacker sich bemüht, seine Pflichten Gott und der Welt gegenüber zu erfüllen, das Zünglein immer noch, und hält es für ihn gar zu schwer, über des Nächsten, also auch über des Dichters Fehler, den Mantel der Liebe zu decken und vom Toten nur Gutes zu reden, im übrigen aber - zu schweigen, dann lese man Goethe's köstliches Gedicht "Der getreue Eckart" mit den gar beherzigenswerten Schlussversen:

" Verplaudern ist schädlich,
Verschweigen ist gut,
Dann füllt sich das Bier in den Krügen ".

Und dass, liebe Leserin und lieber Leser, im Sinne Goethes und im Sinne der vorstehenden Abhandlung Dein Krug stets gefüllt sein möge, das wünscht von ganzem Herzen

der Verfasser

[Anm.d.Erf.: bearbeitet durch die WB-Redaktion]

red. - Damit beenden wir die Ausführungen zu Goethe. Jean Paar lässt im Originaltext nun je ein Kapitel zu Schiller und Lessing folgen. Den kompletten Text (drei Broschüren) können Sie für DM 15,- plus Porto erwerben beim Verlag Martin Weber. Postkarte oder Anruf genügt.


Fussnote 1: red. - Unser Leserfreund Werner Frangen schreibt passend hierzu: In höchstem Alter hat sich Goethe zu Eckermann wie folgt geäussert: "Sollte die Echtheit einer biblischen Schrift durch die Frage entschieden werden, ob uns durchaus Wahres überliefert worden? So könnte man sogar in einzelnen Punkten die Echtheit der Evangelien bezweifeln, wovon Markus und Lukas nicht aus unmittelbarer Ansicht und Erfahrung, sondern erst spät nach mündlicher Überlieferung geschrieben, und das letzte, von dem Jünger Johannes, erst im höchsten Alter. Dennoch halte ich die Evangelien alle vier für durchaus echt, dem es ist in ihnen ein Abglanz einer Hoheit wirksam, die von der Person Christi ausging, und die so göttlicher Art, wie nur je auf Erden das Göttliche erschienen ist. - Fragt man mich: ob es in meiner Natur sei, ihm anbetende Ehrfurcht zu erweisen? so sage ich: Durchaus! - Ich beuge mich vor ihm, als der göttlichen Offenbarung des höchsten Prinzips der Sittlichkeit ..."

Fussnote 2: red. - Ernst Haeckel (1834-1919), deutscher Zoologe und materialistischer Philosoph, dessen Fälschungen von Embryonen zur "Untermauerung" seiner entwicklungsgeschichtlichen Theorien 1908 bekannt wurden. Sein Name ist heute noch in jedem Lexikon zu finden, wenn auch seine Methoden zur "Wahrheitsfindung" verschwiegen werden. Haeckel beeinflusste nachhaltig die materialistische Geisteshaltung von Naturwissenschaftlern.

Fussnote 3: red. - Nicht die Reinkarnationsidee wurde verworfen, sondern Origenes Lehre der Präexistenz. Lesen Sie hierzu den aufschlussreichen Beitrag von Prof. Dr. Werner Schiebeler "Der Kirchenvater Origenes, das Konzil von Konstantinopel und die Frage der irdischen Wiedergeburt" in WB 6/96, S. 248.


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Letzte Änderung am 11. Februar 2005