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Parapsychologie

Artikel von Werner Schiebeler erschienen in der Zeitschrift 'Wegbegleiter' Nr. 1/2002, S. 5-20.
Anmerkungen des Erfassers stehen in [ ]-Klammern.

Die Spukerscheinungen der Eleonore Zugun

von Prof. Dr. rer. nat. Werner Schiebeler

Das Wesen des Spuks

Die wesentlichen Bestandteile des Spuks, der ein Teilgebiet der Parapsychologie darstellt, sind sogenannte physikalische Phänomene. Es handelt sich dabei um ungewollte paranormale Bewegungen von Gegenständen ohne feststellbare physikalische Ursache (sog. Telekinesen), um das paranormale Heranbringen von Gegenständen in umschlossene Räume hinein (sog. Apporte) oder das Gegenteil davon, wobei die Gegenstände manchmal wieder auffindbar sind, manchmal aber für immer verschwunden bleiben. Weiter handelt es sich um das paranormale Auftreten von Geräuschen, Stimmen oder Klopftönen, wobei aber immer eine normale physikalische Ursache ausgeschlossen sein muss. In seltenen Fällen treten auch paranormale Körperverletzungs-Phänomene auf.
Man unterscheidet zwei grosse Teilgebiete des Spuks.

1. Der sog. ortsgebundene Spuk

Er tritt nur an bestimmten Örtlichkeiten auf, in bestimmten Gebäuden, Schlössern z.B., oder in eng begrenzten Bereichen der freien Natur. Das Auftreten der Spukphänomene ist dabei nicht an die Anwesenheit eines bestimmten Menschen gebunden, sondern tritt teils regelmässig, teils unregelmässig in Anwesenheit der unterschiedlichsten Personen in Erscheinung. Ortsgebundene Spukphänomene können über Jahrhunderte hinweg wirksam bleiben, so z. B. das "Wilde Heer" im Odenwald (Deutschland) südwestlich von Fränkisch-Crumbach (6).

2. Der sog. personengebundene Spuk

Er tritt nur in der nächsten Umgebung ganz bestimmter Personen, sog. Spuk-Medien auf. Diese Personen sind häufig Jugendliche, oft in den Entwicklungsjahren. Wenn man sie psychoanalytisch untersucht, kann man bei ihnen häufig innere Spannungen, Affektstau oder ähnliches feststellen. Personengebundene Spukphänomene erlöschen meist nach einigen Monaten oder Jahren von selbst, meist nach Abschluss der körperlichen und geistigen Reifezeit. Die Beendigung kann aber manchmal durch psychotherapeutische Behandlung oder durch den Exorzismus beschleunigt werden. Allen Spukphänomenen ist gemeinsam, dass sie spontan und meist ungewollt auftreten, ihrer Natur nach aber den paraphysikalischen Phänomenen gleichen, die vermittels sog. Medien in Sitzungen oder Versuchen experimentell absichtlich erzeugt werden.
Spukphänomene lassen sich meist nicht lenken. Sie verhalten sich den Menschen gegenüber manchmal neutral, in wenigen Fällen günstig, in vielen Fällen jedoch feindlich, zerstörerisch und manchmal sogar abgrundtief teuflisch.

Der Ursprung des Spuks

Ein personengebundener Spukfall, über den hier berichtet werden soll, konnte besonders gut untersucht und beobachtet werden, und zwar deshalb, weil die Beobachterin, die Wiener Gräfin Zoë Wassilko-Serecki, die rumänischer Abkunft war (Bild 1), das Spuk-Medium samt Spuk für 2 Jahre und 2 Monate zu sich in Wien in die Wohnung nahm. Es handelte sich um das rumänische Bauernmädchen Eleonore Zugun (Bild 2), das am 24.5.1913 in dem Dorf Losna bei Talpa in der Bukowina geboren wurde. Der genaue Ablauf der Vorgänge zu Beginn des Spukgeschehens wurde von dem Berichterstatter der Czernowitzer Allgemeinen Zeitung, Herrn Kubi Klein, sorgfältig recherchiert, und daraus ergab sich folgendes (9):
Im Februar 1925 kam der 18jährige Bauernbursche Ilie Axenti aus dem Dorfe Buhei, das ca. 7 km von der rumänischen Stadt Dorohoi entfernt ist, nach Talpa und besuchte seine Verwandten, die Familie Zugun. In deren Haus lebte auch die Tochter Eleonore Zugun. Sie war damals fast 12 Jahre alt. Ilie teilte der kleinen Eleonore mit, dass ihre gemeinsame Grossmutter in Buhei schwer erkrankt sei und forderte sie gleichzeitig auf, mit ihm zu ihr zu gehen. Eleonore willigte gerne ein, um so mehr, als sie froh war, von Zuhause wegzukommen, da ihre Stiefmutter sie nicht gut behandelte. So machten sich beide auf den Weg nach Buhei. Im Wald fand Eleonore ein Taschentuch, in das eine 2-Lei-Münze eingebunden war. Ihr Vetter bat sie, die Münze wegzuwerfen, da - wie er meinte - "der Teufel in ihr sei". Die Kleine hörte nicht darauf, sondern steckte Taschentuch und Münze ein, um sich gleich bei ihrer Ankunft in Buhei Bonbons für dieses Geld zu kaufen. Obwohl sie, gleichsam als Begrüssungsgeschenk, von ihrer gleichaltrigen Cousine eine Korallenschnur bekommen hatte, weigerte sie sich, trotz dringender Bitte, etwas von ihren Bonbons abzugeben und ass sie ganz allein.
Natürlich entstand deshalb zwischen den beiden Mädchen ein Streit, der ziemlich laut und heftig wurde, so dass sich die Grossmutter, die hinter dem Ofen lag, durch das Geschrei in ihrer Ruhe gestört, in den Streit mischte und Eleonore wegen ihrer Bosheit nicht nur schalt, sondern auch verfluchte. Sie sagte, dass die Bonbons, die mit dem Gelde des Teufels gekauft wurden, nun auch ein Geschenk des Teufels seien. Eleonore habe dadurch, dass sie diese Bonbons ass, den Teufel mitgefressen, und er würde sie nie mehr loslassen.

Der Spuk beginnt

Am nächsten Tage um die Mittagszeit ereigneten sich die ersten Würfe von Gegenständen. Der Bauer Wasile Dimitru Popovici sah am hellichten Tage, während die Sonne schien, wie Steine von unsichtbarer Hand geschleudert durch die Fensterscheiben kamen. Diese Steine fielen im Zimmer auf den Fussboden, und zwar in der Nähe Eleonores, die starr auf einem Fussbänkchen sass.
Wasile Popovici, dem diese Sachen ungeheuer verwunderlich vorkamen, rief mehrere Nachbarn zusammen, die sich gleichfalls vor dem Hause aufstellten und abwarteten. Tatsächlich flogen zuerst ein Kieselstein, hierauf ein Porzellanscherben und späterhin ein halber Ziegelstein durch das Fenster in den Raum und fielen knapp vor Eleonore nieder. Verwunderlicherweise blieb die Grossmutter, die mit der Kleinen im selben Zimmer lag, beim Anhören der Erzählungen der entsetzten Bauern vollkommen ruhig, obwohl sie, wenn auch blind, geistig noch sehr rege war. Sie war damals 105 Jahre alt (sie starb am 15. August 1925). Die zum Skelett zusammengeschrumpfte Greisin lag Tag und Nacht in einem stallartigen Verschlag hinter dem Ofen. Ein grauenhaftes Bild für alle, die zum ersten Mal in ihre Hütte kamen. Der Bauer Popovici, der viel intelligenter war als die übrigen, unternahm es, das Mädchen unausgesetzt zu beobachten. Er tat dies folgendermassen:
Er setzte sich an ein Ende der Küchenbank, an deren anderem Ende das Kind sass. Nach stundenlangem Warten erhob sich vor den Augen Popovicis ein Herdring und flog gegen das Mädchen, wobei er sie am Fusse traf. Kaum wurde der Herdring an seine frühere Stelle gelegt, als sich ein kleines landesübliches Trinkgefäss erhob und gegen Popovici flog. Nach diesen Beobachtungen, die natürlich der ganzen Nachbarschaft mitgeteilt wurden, stand es für die Bauern. fest, dass Eleonore vom Teufel besessen sei, um so mehr, als im Laufe des Aufenthaltes der Kleinen fast die ganze Einwohnerschaft von Buhei Gelegenheit hatte, die Phänomene mit eigenen Augen anzusehen. Hinter dem Hause der Grossmutter liegt heute noch ein grosser Haufen von Scherben, Konservenbüchsen, Maiskolben, die alle der Teufel als Wurfgeschosse benutzt haben soll. Als die Erscheinungen immer ärger wurden, schickte man die Kleine schleunigst nach Hause. Drei Tage nach ihrer Rückkehr nach Talpa flog, als die ganze Familie Zugun im Zimmer war, ein Stein durch die Fensterscheibe, zertrümmerte diese und schlug am Boden auf. Der Stein war klein, rund und ganz nass. Das Haus der Zuguns liegt ca. 60 m vom Serethfluss entfernt, weswegen man annahm, dass der Stein aus dem Fluss gekommen sei. Kurze Zeit später ereignete sich dasselbe, nur war diesmal der Stein wesentlich grösser und schwerer. Am nächsten Tage wurde Eleonore beauftragt, aus einem Nachbardorf Petroleum zu holen. Auf dem Wege dorthin trafen sie plötzlich viele Steine, die von allen Seiten herzukommen schienen, ohne dass jemand in der Nähe entdeckt werden konnte. Das arme Kind kam ganz verstört nach Hause, weshalb man Eleonore zu Nachbarsleuten schickte. Kaum hatte sie deren Zimmer betreten, als auch schon Steine durch die Fensterscheiben klirrten und im Zimmer aufschlugen. Noch am selben Abend sandten die Nachbarsleute Eleonore wieder ihren Eltern zurück, die sich vor Angst kaum fassen konnten, als sofort, nachdem das Kind in ihr Haus gekommen war, grosse Kartoffeln unter dem Bette hervor auf ihren Vater zuflogen und ihn an der Brust und den Schultern trafen. Die Leute beteuerten, dass damals im ganzen Hause keine Kartoffeln vorrätig gewesen seien. Dieser Vorfall brachte die Leute vollends aus der Fassung, und sie geleiteten das Kind zum Pfarrer, der es in Begleitung von ungefähr 14 Bauern am nächsten Morgen zum alten Pfarrer von Zamostea führte.

Zwei Pfarrer werden eingeschaltet

Der Pfarrer von Zamostea, namens Macarescu, war ein weisshaariger Greis von ehrfurchtgebietendem Aussehen und seit Jahren infolge einer Lähmung ans Bett gefesselt, an das man ihm Eleonore brachte. Kaum war das Mädchen einige Minuten in seinem Zimmer, als ein gusseiserner Topf, der fern von jeder menschlichen Berührung auf einem Wandbrett stand, plötzlich in tausend Stücke zersprang und die Scherben klirrend auf den Boden fielen. Gleich darauf barst ein irdenes Gefäss, das sich auf dem Herde befunden hatte. Die Splitter wurden in den Hof geworfen. Kaum hatten sich die Leute von ihrem Schrecken etwas erholt, als beide Innenfenster platzten und einer der hinausgeworfenen Scherben ins Zimmer zurückfiel. Die Aussenfenster waren unversehrt geblieben. Diesen Vorfällen wohnten ausser dem Pfarrer, sein Sohn, der Diakon Macarescu und der Dorfschullehrer Joan Teodorescu bei. Während die anderen fluchtartig den Raum verliessen, blieb Teodorescu vor dem Fenster stehen und hatte Gelegenheit zu beobachten, wie eine riesige Truhe, die an der Wand stand, sich von selbst zu bewegen begann. Diese Bewegung bestand darin, dass die Truhe bald nach vorne kippte, bald nach der einen oder anderen Seite gezerrt wurde. Auch der Waldheger des Dorfes, Jon Ostafi, ein kräftiger 28jähriger junger Mann, der erst wenige Wochen im Dorfe weilte, war unter den Beobachtenden. Als dieser sah, wie sich die Truhe bewegte, ging er auf sie zu und legte mit den Worten: "Warte Teufel, ich sehe, du kannst es nicht allein, ich will dir helfen", Hand an die Truhe. In diesem Augenblick flog aus einem verborgenen Winkel des Raumes zwischen Wand und Ofen ein Polentabrett gegen den Kopf des Waldhegers und verwundete ihn ziemlich stark am Schädel. Nach diesem Vorfall begaben sich die Bauern wieder zum Pfarrer. Als jener seine Gebete für das Seelenheil des Mädchens beendet und sie mit Weihwasser bespritzt hatte, stellte jemand den Antrag, man möchte mit der Kleinen zum hl. Johannes von Suczawa wallfahren. Kaum war das Wort "Sfinte Ivon" (hl. Johannes) gefallen, als ein Stein gegen das an der Wand hängende Bild des hl. Johannes flog, es durchschlug und in der Mauer steckenblieb. Nach dieser offenkundig teuflischen Kundgebung flohen alle; nur das Kind blieb in ängstlicher Verzweiflung beim alten Pfarrer. Der Lehrer, der inzwischen neuen Mut gefasst hatte, kam bald zurück und setzte sich gegenüber einem Schemel nieder, auf dem eine Wasserkanne stand. Mit einem Male hob sich diese Kanne, stieg ca. ½ m senkrecht in die Luft, beschrieb einen Bogen und stellte sich am anderen Ende des Schemels nieder, ohne dass ein Tropfen ihres Inhaltes verschüttet worden wäre.
Auf Wunsch der geängstigten Bauern hielt nunmehr der Pfarrer Konstantin Iliescu, der für den alten kranken Pfarrer den Dienst versah, zwei Messen ab, die dazu dienen sollten, der Eleonore Zugun den Teufel auszutreiben, dem sie nach Ansicht der Leute verfallen war. Diese Zeremonien hatten jedoch nicht den gewünschten Erfolg, und so wussten sich die Bauern keinen anderen Rat mehr, als die geplante Wallfahrt zum hl. Johannes in das Kloster Zuczawa anzutreten. Die Erscheinungen liessen jedoch auch nach dieser Pilgerfahrt nicht nach und ereigneten sich in immer gleicher Stärke, weshalb man das Mädchen in das vom Dorfe Talpa ca. 20 km entfernte Kloster Gorowei brachte, dessen Vorstand der Prior Joanitta Jeremciuc war.

Eleonore kommt in ein Kloster

Auch im Kloster wurde sofort ein Bittgottesdienst für das Seelenheil der kleinen Eleonore zelebriert. Als der Prior und seine Mönche in der Kirche vollzählig versammelt waren und für das in ihrer Mitte befindliche Kind beteten, fielen plötzlich die eisernen Ringe des Sparherdes, der ungefähr 40 m von der Kirche entfernten Küche auf unerklärliche Weise vor den Füssen des entsetzten Priors nieder. In der Nacht wurde das Mädchen auf Anordnung des Klostervorstandes vom Kirchensänger überwacht. Dieser sass lesend am Tisch, während Eleonore schlief. Plötzlich hob sich ein ungefähr 20 kg schwerer Sack mit Weizenmehl in die Luft und öffnete sich oben, so dass alle Gegenstände bei seinem Herunterfallen weiss bestäubt waren. Auch der Schirm der Hängelampe wurde bewegt und dem Kirchensänger an die Brust geworfen. Eleonore selber stürzte einige Male, wie von einer unsichtbaren Kraft gestossen, mit Wucht auf den Boden, weshalb sie sich in den nächsten Tagen ihr Lager auf der Erde bereitete.
Hinter dem Kloster befand sich eine tiefe Grube, die für den Keller eines zu bauenden Hauses gegraben wurde. Über diese Grube, die von den Häusern so weit entfernt war, dass ein Funke unmöglich überspringen konnte, waren einige Balken gelegt. An einem ganz windstillen Nachmittag begannen diese Balken zu brennen. Die Mönche, die durch den Rauch aufmerksam gemacht wurden, liefen herbei, um den Brand zu löschen. Als sie hinkamen, bemerkten sie, wie eine Aschensäule gegen den Himmel emporstieg. Sie waren über dieses Schauspiel so entsetzt, dass sie kaum Kraft hatten, Wasser zum Löschen herbeizuschleppen. Glücklicherweise war der Schaden nicht gross, denn die Brandstelle befand sich ziemlich weit vom Kloster entfernt. Nur ein paar Balken gingen dabei zugrunde. Dieses Geschehnis, das ebenfalls auf die Anwesenheit Eleonores zurückgeführt wurde, und der fortwährende Schaden an Tellern, Gläsern und irdenen Schüsseln veranlasste die Mönche, alles aufzubieten, um die arme, gehetzte Kleine wieder zu entfernen. Doch der Prior wollte das aus Mitleid nicht zulassen und behielt das Mädchen drei Wochen lang unter seiner Obhut im Kloster.

Der Spuk wird auch im Ausland bekannt

Die Kunde von den Spukvorgängen gelangte auch nach Czernowitz. Alsbald bemächtigte sich die Presse dieses Themas, wobei nur die "Czernowitzer Allgemeine Zeitung" objektive und brauchbare Berichte lieferte. Ihr Berichterstatter Kubi Klein fuhr zum Kloster Gorowei, sah dort Eleonore Zugun persönlich und liess sich vom Prior alle Geschehnisse berichten. In der Folge erschien am 19. April 1925 in der Czernowitzer Allgemeinen Zeitung ein ausführlicher Bericht über das Spukgeschehen mit dem Titel "Das verhexte Dorf". Die Wirkung war unbeschreiblich: Um 4 Uhr nachmittags war kein Exemplar der mittags erschienenen Zeitung mehr zu bekommen. Das Thema wurde Tagesgespräch, und die anderen Zeitungen zogen mit mehr oder weniger phantasievollen Berichten pro und contra nach. Das Czernowitzer Morgenblatt bot sogar eine achtköpfige Untersuchungsgruppe auf, bestehend aus einem Chirurgen, zwei Rechtsanwälten, einem Schriftsteller und mehreren Redakteuren, die an den Orten des Geschehens Erkundigungen einziehen sollten. Das Morgenblatt trachtete danach sogar, das vielumstrittene Mädchen in seine Gewalt zu bekommen.
Eleonore war inzwischen aus dem Kloster Gorowei entlassen und nach Hause (Talpa) zurückgekehrt. Der Schriftsteller der Untersuchungsgruppe wurde beauftragt, Eleonore nach Czernowitz zu geleiten. Tatsächlich gelang es ihm, das Mädchen in aller Heimlichkeit von Talpa nach Czernowitz zu bringen. Da aber ein Reporter der Allgemeinen Zeitung davon Wind bekommen hatte und die Sache publik machen wollte, überführte die Redaktion des Morgenblattes Eleonore am folgenden Tag um 19.30 Uhr in die örtliche Irrenanstalt. Eleonore war darüber verzweifelt und untröstlich.
Durch die Presseveröffentlichung vom 19. April 1925 wurde der spiritistische "Revalo-Bund" in Deutschland auf diesen Fall aufmerksam. Er richtete am 25. April 1925 ein Schreiben an die Schriftleitung der Czernowitzer Allgemeinen Zeitung und bat darum, die Angelegenheit wegen ihrer wissenschaftlichen Bedeutung durch einen deutschen okkulten Forscher (heute würden wir sagen Parapsychologen) erforschen zu dürfen. Im Auftrag dieser Hamburger Gesellschaft untersuchte nun ab dem 1. Mai 1925 der damals sehr bekannte Berliner Parapsychologe Ing. Fritz Grunewald diesen Spukfall, wobei er die Hilfe des Berichterstatters der "Czernowitzer Allgemeinen Zeitung" Herrn Kubi Klein in Anspruch nahm.
Für Grunewald bestand die zunächst vorhandene grosse Schwierigkeit, Eleonore aus der Irrenanstalt herauszuholen. Mit Hilfe des Lehrers und Pfarrers von Talpa gelang es, den Vater von Eleonore zu veranlassen, seine Tochter mittels väterlicher Gewalt wieder nach Hause zu nehmen und sie anschliessend erneut in das Kloster von Gorowei zu bringen. Dort konnte Grunewald dann in Ruhe seine Beobachtungen vornehmen, wobei sich wiederum gleichartige Phänomene ereigneten, wie sie auch schon vorher in Gorowei auftraten.
Leider konnte dieser Forscher seine Studien nicht beenden. Der unerbittliche Tod hatte Ingenieur Grunewald am 7. Juli 1925 unter den tragischen Umständen einer Magenblutung dahingerafft. Von den zahlreichen Phänomenen, welche Grunewald beobachten konnte, schildert er ein besonders schönes und überzeugendes selbst (Psychische Studien, Juli-Heft 1925, S. 408): "Das für mich eindrucksvollste Erlebnis war der Apport einer Silberkette, den ich beobachtete, als ich an einem Vormittag mit Eleonore ganz allein auf einer offenen Veranda sass, mir gegenüber an einem Tisch das Mädchen sitzend, in dessen Rücken als Hintergrund der Grasgarten des Klosters und darüber der klarblaue, in hellstem Sonnenlichte strahlende Himmel." Im Abschiedsinterview von Gorowei drückte sich Herr Grunewald Herrn Klein gegenüber folgendermassen über diesen Apport aus: "Den tiefsten gefühlsmässigen Eindruck hat das Erlebnis mit einer Silberkette hervorgerufen, das sich folgendermassen abspielte: Diese Kette fiel bei hellstem Sonnenlichte vor meinen Augen aus der Luft über den Tisch hinweg auf den Boden. Der Tisch stand im Freien, auf einer offenen Veranda; Eleonore und ich sassen uns gegenüber."

Die Gräfin Wassilko-Serecki übernimmt den Fall

Durch die Berichte der "Czernowitzer Allgemeinen Zeitung" und die Veröffentlichungen des Revalo-Bundes wurde die Gräfin Wassilko-Serecki auf das Spuk-Medium Eleonore Zugun aufmerksam gemacht. Am 3. September 1925 trat die Gräfin die Reise von Wien nach Czernowitz an, um womöglich persönliche Beobachtungen anzustellen. Gleich nach ihrer Ankunft ersuchte sie Herrn Klein, auf den sie aus den obenerwähnten Zeitungsberichten aufmerksam geworden war, ihr die Möglichkeit zur Beobachtung der kleinen Eleonore zu verschaffen. Das zu tun versprach dieser auch in zuvorkommendster Weise. Seiner Ansicht nach war der hierzu geeignetste Ort das Kloster Gorowei. Und so reisten die beiden nach einigen vorbereitenden Schritten am 8. September 1925 per Mietauto dorthin ab. Die Gräfin berichtet (9):
"Das Kloster liegt in der Gegend von Dorohoi mitten im Walde in tiefster Einsamkeit und besteht aus einem grösseren Komplex ebenerdiger Häuser, einer Kirche und einer kleinen, 380 Jahre alten Kapelle. Eine grosse Rasenfläche trennt die einzelnen Gebäude voneinander. Gegenüber dem Einfahrtstor liegt das Wohnhaus der Mönche, rechter Hand die Kirche, links die Behausung des Priors, dahinter die Küche, in der sich bis jetzt Hunderte von Phänomenen abgespielt haben. Inmitten des Hofes steht ein riesiger alter Birnbaum, von gezimmerten Bänken und Tischen umgeben, daneben ein Brunnen. Wir fahren mit dem Auto bis zum Mönchsgebäude vor, die ganze Zeit von einer Schar kläffender Klosterhunde umgeben. Am Wohnhaus der Mönche angelangt, liegen dort die für Gäste reservierten Räume. Es sind dieselben Zimmer, die Grunewald bewohnte. Eine Dienerin erscheint und hinter ihr Eleonore Zugun, die einige Stunden vorher in Gorowei eingetroffen war. Sie begrüsst lebhaft den ihr wohlbekannten Herrn Klein, dann mich mit einem respektvollen Handkuss. Ich betrachte sie voller Interesse, was sie in grösste Verlegenheit versetzt. Den bäuerlichen Gewohnheiten ihres Landes folgend, versteckt sie den Kopf in den Armen und tut, als ob sie nicht bis auf 3 zählen könnte. Ich nehme mir vor, in erster Linie das Zutrauen dieses Wunderkindes zu erobern, dessen Benehmen im umgekehrten Verhältnis zu seiner Berühmtheit steht. Eleonore ist für ihre 12 Jahre klein und eher wenig entwickelt; sie hat ein nettes Gesichtchen, in dem schöne braune Augen manchmal schalkhaft, öfter träumerisch leuchten. Ihre Kleidung ist ärmlich. Ein dunkler geflickter Rock, ein Bauernhemd und ein Jäckchen, das sie von Ing. Grunewald zum Geschenk erhalten hatte, ist alles, was sie am Körper hat. Die Füsse sind bloss, der Kopf ist in ein schwarzes Tuch gewickelt. Nach einiger Zeit verschwindet das Mädchen und kehrt bald mit allerhand landesüblichen Speisen zurück. Sie bedient uns aufmerksam beim Mittagsmahle, während ich die Bekanntschaft der geistlichen Herren mache, die nicht genug des Wunderbaren berichten können, das sie mit wenig Unterbrechungen seit Frühjahr an der kleinen Eleonore erlebt haben. Um das Kind an mich zu gewöhnen, halte ich es soviel als möglich bei mir und nehme es auf unserem Rundgang durch das Kloster mit. Man zeigt die Kirche, in der eine byzantinische Goldstickerei, den Heiland darstellend, am erwähnenswertesten ist. Ich habe lebhaftes Interesse für den Ort, an dem mit grossem geistlichen Prunk Gottesdienste abgehalten worden waren, die der Austreibung des Teufels, dem Eleonore Zugun nach Ansicht aller Klostereinwohner verfallen ist, dienen sollten. Man zeigte mir den Platz, an dem während dieser Zeremonie die Ringe des Herdes der 40 m entfernten Küche auf unerklärliche Weise niedergefallen waren. Nachdem auch der Schmuck des Klosters besichtigt ist, gehen wir in die kleine Kapelle, deren Keller die säuberlich in Kisten sortierten und mit Namenstafeln versehenen sterblichen Überreste aller Mönche birgt. Wieder im Freien, macht man mich auf eine Feuerstelle aufmerksam, die auf geheimnisvolle Art in Brand geraten sein soll. Ich sehe verkohlte Balken von beträchtlicher Grösse, eine Art Brücke über eine Grube bildend und lasse Eleonore nicht aus den Augen, jeden Moment gewärtig, etwas Aussergewöhnliches mit ihr zu erleben. Doch sollte ich noch längere Zeit darauf warten; erst am dritten Tage meines Aufenthaltes ward es mir vergönnt, mit eigenen Augen eines jener vielbesprochenen Wunder zu beobachten.

Die Gräfin sieht die ersten Spukerscheinungen

9. September ½ 8 Uhr abends: Ich sitze mit Herrn Klein auf der Veranda des von mir bewohnten Hauses, in dem sonst niemand anwesend ist. Eleonore war eben in die Küche gelaufen, um das Nachtmahl zu holen, also ca. 50 m weit entfernt. Mit der Zeichnung einer Skizze beschäftigt, sehe ich aufblickend einen der vielen, ausgehungerten Klosterhunde aus dem Freien kommen und in den kleinen Gang vor meinem Zimmer laufen. Eben sehen wir seinen Schwanz in der Türe verschwinden, als ein heftiger Fall hörbar wird. Der Hund heult im gleichen Augenblick erschreckt auf und rast ins Freie zurück. Wir gehen unverzüglich nachschauen und finden vor der Schwelle meiner Türe ein in Papier gewickeltes Paket Wurst, das vorher mit einigen anderen Provianten in einem grösseren Paket vereint auf der von der Fundstelle 5,80 m entfernten Etagère meines Zimmers gelegen hatte. Dieses einen Hund mit einer Wurst kombinierende Phänomen erscheint grotesk und unglaubwürdig, gibt aber doch zu denken, wenn man die Tatsache in Rechnung zieht, dass wir das Tier eben verschwinden gesehen hatten, ihm infolge dessen unmöglich die Zeit hätte reichen können, um, abgesehen vom Suchen in einem zugewickelten Paket, hin und her zu gelangen. Ausserdem ist der Schreck des Hundes auf gewöhnliche Weise schwer zu begreifen.
Im Zusammenhang mit dieser Erscheinung scheint mir Eleonores oft beobachtete Roheit mit Tieren, speziell Hunden, zu stehen. Um sie zu studieren, liess ich sie gewähren und sah sie häufig aus purer Grausamkeit schlafende Hunde mit einem Steinwurf wecken oder durch Fusstritte aus meiner Veranda jagen.
¾ 8 Uhr: Gleiche Situation. Ein Schlag wie gegen den Fussboden in meinem Zimmer.
10. September: Eleonore und der Knecht sassen wie gewöhnlich - es ist eine typische Situation - auf der Bank unter dem Fenster. Plötzlich flog ein Stück Mamaliga (Polenta) vom Tisch an die Stirn der Kleinen, von dort einem Bruder in die Hand. Einige Minuten, nachdem es sich ereignet hatte, wurde Eleonore von der Küchenmagd beauftragt, dem Prior das Essen in dessen der Küche benachbartes Haus zu bringen. Sie leistete Folge und ging bis an die Stufen zur Wohnung des geistlichen Herrn, wo sie von der Wirtschafterin zurückgeschickt wurde. Im Augenblicke des Umwendens flog ihr ein kleiner, apfelgrosser Kürbis heftig an die Stirne über dem linken Auge. Der Kürbis hatte früher am Küchenfenster gelegen. Einen analogen Fall dazu bietet der Spuk in Wolfsgraben, wo seinerzeit dem mir persönlich gut bekannten Pfarrer Bruckner ein Kohlrabikopf auf die Brust schlug, ohne dass man eine Flugbahn oder den Wurf gesehen hätte, obwohl dieser vorher allen sichtbar vor einem vergitterten Fenster gelegen hatte.
Es ist überhaupt ein charakteristisches Merkmal echten Spuks, das keine Wurfbahnen zu sehen sind, sondern nur Ortsveränderungen. Jedenfalls betrug die Distanz zwischen dem ursprünglichen Orte des Kürbisses und der letzten Stufe des Priorhauses 20 m. Während ich noch in der "Hexenküche" stehe und mit Herrn Kleins übersetzender Hilfe diese beiden Fälle rekonstruiere, lässt mich ein Ausruf seinerseits umwenden, und ich sehe einen Kochlöffel, der früher am Küchentisch gelegen hatte, an die Stirne Eleonores schlagen und dann herunterfallen. Dieses Phänomen war für mich das überzeugendste, weil es das erste war, das ich mit eigenen Augen fast in seinem ganzen Verlaufe beobachten konnte. Eine betrügerische Ausführung war nach der Lage der Dinge ausgeschlossen. Man hatte den Eindruck, dass der Löffel nicht geworfen, sondern geführt und zum Schluss an die Stirne des Kindes geschlagen wurde. Eleonore bleibt in ihrer Stellung und weint leise vor sich hin; ihre Umgebung ist erregt. Ich rede ihr zu, soweit dies meine kärglichen rumänischen Kenntnisse zulassen und nehme sie mit in die Veranda, in der lebhaften Erwartung, auch dort etwas zu erleben.
Drüben angekommen, lasse ich Eleonore neben mir sitzen. Sie schaut interessiert bei der Eintragung meiner Notizen zu. Mit einem Male stürzt sie wie hingeschmettert zu Boden. Wir heben sie auf, setzen sie zurück, und ich lege schützend meinen Arm um sie. Kaum beruhigt, schreit sie auf – 'wailo!' ein rumänischer Schreckensruf - und liegt im nächsten Augenblicke wieder auf der Erde. Die Gewalt dieses Hinfallens hat etwas Beunruhigendes für mich, soll aber immer gleichzeitig mit stärkeren Phänomenen auftreten. Über ihre Empfindungen dabei befragt, gibt sie an, vorher einen Stoss im Genick oder ein Reissen an der Brust (Hemd) zu fühlen. Um ein neuerliches Stürzen zu vermeiden, betten wir Eleonore auf das Sofa und setzen uns davor. So beschützt, beruhigt sie sich und schläft bald darauf, auf ihren Wunsch bei Licht, ein.
Am nächsten Tag im Morgengrauen verliess ich in Begleitung Herrn Kleins das Kloster. Eleonore nahm herzlich Abschied von uns, wobei ich an ihre Verlegenheit mir gegenüber bei der Begrüssung denken musste. Diese Einstellung hatte sich inzwischen ins Gegenteil verwandelt, was sie durch allerhand kleine Aufmerksamkeiten und freiwillige Dienstleistungen zum Ausdrucke gebracht hatte. Schwankend, wie die Psyche aller Medien, ist jedoch auch die Seelenlage dieses Kindes. Sie half uns in den kleinen Bauernwagen, auf dem wir im strömenden Regen durch den Wald fahrend, die Autobuslinie erreichten."
Das in Gorowei Gesehene beeindruckte die Gräfin derartig, dass sie beschloss, die Eleonore Zugun für längere Zeit nach Wien einzuladen, um sie dort gründlich studieren zu können. Dieser Einladung stimmte die Eleonore bereitwillig zu, und Herr Klein bemühte sich um die Einwilligung des Vaters.

Eleonore Zugun kommt nach Wien

Am 29. Januar 1926 brachte Herr Klein Eleonore nach Wien, und sie blieb bei der Gräfin Wassilko für 2 Jahre und 2 Monate (13). Diese widmete sich dem Mädchen und dem Spuk ununterbrochen und beobachtete alle Phänomene auf das sorgfältigste. Über alles wurde genau Buch geführt. In den ersten 6 Wochen in Wien haben sich 900 Phänomene ereignet, das sind im Durchschnitt 21 am Tag. Sie waren aber unregelmässig verteilt. So gab es Grossspuktage mit bis zu 80 Phänomenen. Insgesamt wurden rund 5000 Phänomene protokolliert. Eleonore wurde durch den Nervenarzt Dr. Karl Weiss neurologisch untersucht und für völlig normal erklärt. Alle Reflexe waren in Ordnung. Dagegen bestand ein auffälliger Dermographismus, d.h. eine gesteigerte Hautreaktion auf mechanische Reize. Bei Kratzen oder Ritzen der Haut schwoll die gereizte Stelle nach wenigen Sekunden an und bildete sich erst nach 3 - 4 Minuten zum Normalzustand zurück. Diese Eigenschaft wird bei den später beschriebenen Hautphänomenen eine Rolle spielen (Bilder 7 und 8).
Zu Beginn der Wiener Beobachtungsperiode traten hauptsächlich Ortsveränderungen von Gegenständen auf, deren Mehrzahl als sog. Apporte angesehen werden müssen, auch dann, wenn sie innerhalb desselben Raumes stattfanden. Der betreffende Gegenstand verschwand, um plötzlich und lärmend an einem anderen Ort zu erscheinen, zumeist am Kopf des Mediums, ohne dass seine Flugbahn sichtbar gewesen wäre. Nur in seltenen Fällen konnte man das letzte Stück des Weges kurz nach dem Wiedererscheinen beobachten. Verschiedentlich verschwanden Gegenstände für mehrere Stunden oder viele Wochen. Das Zurückkommen der Gegenstände, oft beschädigt, spielte sich dann genauso ab wie das Ende einer nur kurzfristigen Ortsveränderung. Derartiges geschah z.B. mit Bleistiften, zwei Zigarettenspitzen, einem Füllfederhalter, einer Stickerei mit Garnen und Nadeln, einer Schere und einem Schreibheft. Richtige Telekinesen, bei denen der Gegenstand während der ganzen Zeit der Bewegung beobachtet werden konnte, traten nur in etwa 10 % der Ortsveränderungsphänomene auf.
Für den 10. Februar 1926 berichtet die Gräfin (13, S. 9): "Um 11 Uhr nachts sass ich wieder an meinem Schreibtisch und sprach mit Eleonore, die schon in ihrem Bett lag, das am Sofa daneben zurechtgemacht war. Eleonore war bis an den Hals zugedeckt und hielt beide Arme unter der Decke. Plötzlich blickte sie erstaunt nach oben, und im selben Augenblick fiel eine Marmortaube, die vorher auf der Bücheretagère gelegen hatte, von rückwärts, und dem Fall nach von hoch oben kommend, unter meinen Sessel. Eleonore sagte, etwas Dunkles von der Lampe herabkommen gesehen zu haben. Ein dunkles Etwas habe später auch ich immer dann gesehen, wenn es mir vergönnt war, das Wiedererscheinen eines Gegenstandes mit dem Blick zu erhaschen."
Für den 21. März 1926, 23 Uhr berichtet die Gräfin (13, S. 10): "Eleonore stand mit Bettzeug in beiden Armen knapp seitlich neben der Etagère, ich dicht neben ihr, sie ansehend und gerade im Begriff ihr etwas zu erklären, als das Feuerzeug, das am Lampentischchen ca. 2 m von uns entfernt gelegen hatte, mit grosser Gewalt gegen die Vorzimmertür fiel. Durch automatische Schrift war für den Abend ein heftiges Phänomen angekündigt worden. - (13, S. 18) Eines Tages gab es einen Kurzschluss. Wir sassen mit [einem] Krach im Finstern. Der herbeigeholte Elektriker fand den Schaden an der Leitung im meinem Zimmer, ca. 3 ½ Meter über dem Fussboden. Er erklärte kopfschüttelnd, dass die Drähte wie durchgeschnitten aussähen. Übrigens hat Eleonore in ihrem späteren Beruf als Friseuse die elektrischen Apparate nicht anrühren dürfen, weil sonst sie und manchmal auch die Kundinnen elektrisiert wurden."

Die äusseren Umstände der Phänomene

Die körperlichen Begleiterscheinungen vor Eintritt der Phänomene waren fast immer heftige, akute Kopfschmerzen und seltener ein Druck im Rückgrat in Höhe der 6. Rippe. Nach Auftreten dieses Druckes stürzte Eleonore, ohne das Bewusstsein zu verlieren, zumeist wuchtig zu Boden, wobei sie immer angab, gestossen oder niedergerissen worden zu sein. In ihrer Vorstellung schrieb sie die Urheberschaft dem Draku, also dem Teufel, zu.
Die Beobachtungsbedingungen waren bei allen Phänomenen ausgezeichnet. Eleonore zeigte keine Empfindlichkeit gegenüber heller elektrischer Beleuchtung oder vollem Tageslicht und auch nicht gegenüber der Anwesenheit fremder Personen. Sie fügte sich auch willig in alle Versuchsmassnahmen und Vorsichtsmassregeln.
Im Laufe der Zeit kamen neue Phänomengruppen hinzu: automatisches Schreiben, Klopftöne, die sich nach einiger Zeit intelligent äusserten, und gelegentlich eine hauchzarte direkte Stimme, die aber immer nur das sagte, was Eleonore sich offensichtlich gerade dachte oder nicht auszusprechen wagte.
Während des Schlafes kam es niemals zu Phänomenen. Darum wartete die Gräfin immer, bis Eleonore fest schlief, ehe sie sich selbst im Nebenzimmer zur Ruhe begab.
Bevor sie vom phänomenlosen Zustand im Schlaf wusste, war es einmal vorgekommen, dass sie ein Röcheln zu der noch halbwachen Eleonore zurückrief. Dabei stellte sie dann fest, dass die Strumpfbänder von Eleonore so fest um ihren Hals gewunden und verknotet waren, dass sie nur durch Zerschneiden entfernt werden konnten.
Eleonore glaubt, dass dies alles der Teufel, den sie rumänisch "Draku" nennt, macht. Am allerauffallendsten ist die ausgesprochen boshafte Tendenz, die ausnahmslos allen Erscheinungsgruppen anhaftet, meistens das Medium selber zum Ziele hat und nur selten gegen andere Personen gerichtet ist, wie z. B. beim Verschwinden der Stoffe (als die Haushälterin in der gräflichen Wohnung einmal den Stoff für ein zu nähendes Kleid zuschnitt und von fünf Stoffbahnen zwei ganz plötzlich in ihrem Beisein auf Nimmerwiedersehen "deportiert" wurden, d.h. also auf Nimmerwiedersehen verschwanden).
Die meisten Würfe trafen Eleonore am Kopf; der Inhalt von Tintenfässern und Flaschen ergoss sich auf sie, und ihr Bett und ihre Schuhe wurden mit Wasser angefüllt, Hefte und Bücher wurden zerfetzt, und die Handarbeit verschwand. Nadeln wurden zerbrochen, viele Lieblingsspielereien ruiniert, wie z. B. ein Ballon durch einen Nadelstich, sie selber wurde gestochen, zerkratzt, verschmiert und gebissen. Es hatte bildlich gesprochen ganz den Anschein, als ob irgendeine Kraft an jenen Sachen zurückblieb, die lange unter Eleonores Einwirkung standen. Unter den erforderlichen, unbekannten Bedingungen schnellte die Kraft wieder in ihren Organismus zurück und riss dabei den Gegenstand mit sich. Eleonore muss oft mit den später bewegten Dingen vorher in Beziehung, meist körperlicher Nähe, gestanden haben, sie "reisst es dann mit sich", "es kommt ihr nach". - In neuer Umgebung vergehen meist einige Tage, bis die Phänomene in Gang kommen.
Zwei körperliche Symptome begleiten die Phänomene: heftiges, akutes, nach der medialen Entladung abklingendes Kopfweh und ein Druck wie von etwas Schwerem im Rücken (auf der Wirbelsäule und in der Höhe der 6. Rippe), bei dessen Auftreten man immer darauf gefasst sein muss, dass Eleonore zu Boden fällt. Während sie schläft, ereignen sich keinerlei Phänomene. Trance konnte die Gräfin bei ihr nie beobachten, nur manchmal eine leise Bewusstseinstrübung, die jedoch nur genauen Kennern ihres Wesens auffiel.

Körperverletzungsphänomene

Im März 1926 traten bei Eleonore zum ersten Mal Hautverletzungsphänomene auf, nämlich Stiche mit Nadeln, Bisse und Kratzer, verbunden manchmal mit Benetzungen durch eine schleimige und fadenziehende Flüssigkeit, die sich chemisch und mikroskopisch als menschlicher Speichel erwies. Die Bisse waren keine blutigen Verletzungen, sondern bestanden aus Zahnabdrücken wie von einem menschlichen Gebiss, die oft tief in das Fleisch eingegraben waren.
Am 21. März, gegen 7 Uhr abends, war Dr. Baron Winterstein wieder bei mir, und wir machten, wie schon so oft einen kleinen Sitzungsversuch mit Eleonore. Wir sassen, uns die Hände reichend, um den kleinen runden Tisch, auf dem die Lampe brannte. Nach einiger Zeit zuckte Eleonore zusammen und behauptete, an ihrer rechten Hand, die von Baron Winterstein gehalten wurde, von etwas Spitzem gestochen worden zu sein, wie von einer Nadel. Diese Stiche wiederholten sich viermal an derselben Hand vor unseren Augen bei hellem Lampenlicht.
Sofort nach jedem Stich bildete sich eine runde, rot entzündete Stelle mit einem dunkleren roten Stich in der Mitte, an dem von Eleonore bezeichneten Orte. Noch am selben Abend hatte sich dieses Phänomen dahin entwickelt, dass wirkliche Nadeln in Eleonorens Hand staken, die zumeist durch die oberste Schicht der Oberhaut horizontal durchgesteckt waren, so dass die Spitze wieder heraussah. Wie sie kamen, war nicht zu beobachten. Ein Zusammenzucken, ein Schrei, und die Nadel war da. Eleonore hielt mir ihre Hand hin, auf dass ich sie wieder befreien möge. (Die Nadeln waren dem Nähzeug der Gräfin entnommen, das sich in einem Nebenzimmer befand. Dort fehlten sie dann.) Die Nadelstiche wiederholten sich in den nächsten Tagen mit erschreckender Häufigkeit und wurden zu einer grossen Plage für das arme Kind. Allein am folgenden Tage stachen sich 28 Nadeln in ihre linke Hand, hauptsächlich am Daumenballen. Trotz dieser relativ grossen Anzahl hatte ich nur einmal die Möglichkeit, eine absolut einwandfreie Beobachtung des Nadelphänomens anzustellen.
Es war am 22. März nachmittags: Eleonore kam weinend aus der Küche zu mir ins Zimmer und zeigte mir ihre total zerstochene Hand. Sie hatte draussen Ballon gespielt, war aber fortwährend durch Nadelstiche am Spiel gehindert worden. Ganz verzweifelt setzte sie sich an das Aufklappbrett meines Schreibtisches. Ich holte eine Alkoholflasche und wusch ihre zerstochene linke Hand, die sie ebenso wie die rechte unbeweglich am Tische liegen liess. Ihre beiden Hände waren etwa 50 Zentimeter voneinander entfernt. In dieser Situation sass die Kleine apathisch da und rührte sich nicht. Es war auch sonst ein starker Tag mit 32 Phänomenen. Als ich mit der Behandlung fertig war, sprach ich ihr aufmunternd zu und ging hierbei, sie nicht aus den Augen lassend, aber ohne Beobachtungs- oder Kontrollabsicht und ohne mich umzuwenden, langsam nach rückwärts, ungefähr drei Schritte bis zu einer Etagère. Da! ein Zusammenzucken, ein Schrei, und in derselben misshandelten Stelle, die ich soeben mit Alkohol gewaschen, also genauestens besichtigt hatte, stak wieder eine Nadel! Nie wieder habe ich dieses Phänomen so eindeutig wie damals beobachten können, trotzdem Eleonore in den folgenden drei Tagen von mindestens 100 Nadeln gestochen wurde, später sogar im Gesicht.
Sofort anschliessend an diese Phänomene traten eigentümliche Kratzer und Farbflecke an ihrem Hals und ihren Wangen auf , die genauso aussahen, wie von nassen schwarzen, roten oder blauen Bleistiften ausgeführt."
Die ersten Bisse im März 1926 waren noch ungenau gewesen. Die einzelnen Zahnspuren standen nicht gerade nebeneinander. jedoch wurde jede folgende Bissform deutlicher als die vorhergehende, bis sie vollkommen naturgetreu war. Einmal trat ein Biss auf Eleonores Schulterrückseite auf, bei dem alle Backenzahnabdrücke eines normalen menschlichen Gebisses bis zu den rückwärtigsten Zähnen zu sehen waren, so als ob das verursachende Gebiss durch keine Wangen behindert worden wäre und sich vollständig hätte öffnen können. An einem sog. Grossspuktag am 25. März 1926 erlitt Eleonore in Anwesenheit des Mathematikers Prof. Dr. Hans Hahn sechs Bisse am Unterarm nebeneinander auf einmal. Insgesamt traten dann innerhalb von 45 Minuten etwa 25 Bisse auf. Die Zahnabdrücke der Bisse schwollen infolge des Dermographismus bei Eleonore zunächst an, um dann nach einigen Minuten wieder zu verschwinden.
Die Kratzer sahen aus, als ob sie von scharfen Fingernägeln oder Krallen ausgeführt worden wären. Manchmal war die Haut blutig aufgeritzt. Eine äussere Ursache war niemals erkennbar. Eleonore fühlte bei den Bissen und Kratzern stets einen intensiven Schmerz, zuckte zusammen, schrie auf und deutete auf die Stelle, die verletzt worden war. Manchmal traten diese Kratzer sehr schnell hintereinander auf, bis zu 20mal in wenigen Minuten.
Die Kratzer konnten dadurch provoziert werden, dass Eleonore ihren "Draku" reizte. Sie konnte das, indem sie eine selbstgemachte Zeichnung (Bild 5) von ihm mit einem Hammer schlug (Bild 6).
Um die Frage zu klären, ob es sich um endogene Hautreaktionen handelte, die sich also wie bei Hypnotisierten von innen heraus entwickelten oder ob es sich um exogene, also äussere Einwirkungen handelte, wurden Eleonores Unterarme mit einer dicken Schicht rosa Fettschminke überzogen. Ausserdem musste sie weisse Glacéhandschuhe anziehen, um den Verdacht auszuschliessen, sich selbst zu kratzen. Trotzdem ereigneten sich die Phänomene, wobei die Kratzer in die Schminkschicht eingegraben waren. Die weissen Handschuhe waren dabei rein geblieben. Damit war bewiesen, dass es sich um von aussen her wirkende Ursachen handelte. Es war also ein physikalisch-mediumistisches Phänomen.

Reisetätigkeit

Die Gräfin unternahm mit Eleonore eine ausgedehnte Reisetätigkeit, um ihr Spukmedium auch anderen interessierten Wissenschaftlern und Gesellschaften für Psychische Forschung in Aktion vorzuführen. Da die Erscheinungen sowohl fast ständig spontan auftraten als auch provozierbar waren, waren alle Untersucher bei allen durchgeführten Vorsichtsmassnahmen sehr schnell von der Tatsächlichkeit der paranormalen Phänomene überzeugt. Solche Untersuchungen wurden in Berlin, München, Nürnberg, Paris und London angestellt. In London erstreckten sie sich im National Laboratory of Psychic Research im September 1926 über den Zeitraum von drei Wochen. Vom November 1926 bis Februar 1927 gab es in Berlin ausgedehnte Untersuchungsreihen. Wie auch sonst ereigneten sich hier nicht nur während der offiziellen Sitzungen telekinetische Erscheinungen, Apportphänomene und Körperverletzungen, sondern auch vorher und nachher traten diese Vorgänge auf, wobei nur die Gräfin Wassilko die Beobachterin und Zeugin war.
Zwei dieser Apportphänomene, die gelegentlich zur Befriedigung unerfüllter Wünsche des Spuk-Mediums dienten und die sich in Berlin ereigneten, sollen hier mit den Worten der Gräfin Wassilko geschildert werden (13, S. 24):
"Wenige Tage vor Weihnachten gingen wir vom Kaufhaus des Westens kommend mittags durch die Hardenbergstrasse nach Hause (d.h. ins Hotel). Da es die ersten Weihnachten waren, die Eleonore unter grossstädtischen Verhältnissen erlebte, bemühte ich mich, ihr recht viel Freude zu bereiten und hatte ihr Geld gegeben, damit auch sie Einkäufe nach Herzenslust tätigen konnte. Als wir an einem Süsswarengeschäft vorbeikamen, stachen ihr Weihnachtsmänner aus Schokolade in die Augen, die in buntes Gold- und Silberstanniol eingewickelt waren und in allen Grössen wie die Orgelpfeifen reihenweise in der Auslage standen. Eleonore wollte durchaus einen haben. Es war aber schon spät, wir mussten noch Mittag essen, und danach war eine Sitzung angesetzt. Deshalb schlug ich ihr diesen Wunsch rundweg ab, und wir eilten ohne stehenzubleiben weiter. Wie stets, fügte sich die Kleine in meine Anordnung, aber ihr Unwille war deutlich zu spüren. Im Hotelzimmer angekommen, war Eleonore gerade im Begriff, ihren Mantel abzulegen, und ich tat daneben dasselbe, als mit grossem Krach von der sehr hohen Decke etwas herabkam: einer dieser Weihnachtsmänner in mittlerer Grösse! Eleonore stürzte sich darauf, stiess einen Freudenschrei aus, rief: 'Danke, Draku, das hast du gut gemacht!' und verspeiste diesen kostbaren Apport rascher, als ich es verhindern konnte. Mir blieb nur das Bedauern, dieses fabelhafte Phänomen alleine, ohne Zeugen, erlebt zu haben."
Am Neujahrsmorgen 1927 geschah es im Hotelzimmer in Berlin (13, S. 25), dass es von der Zimmerdecke herab Geldstücke "regnete". 10- und 50- Pf-Münzen fielen von oben auf den Fussboden. Eleonore sammelte sie in freudiger Zufriedenheit auf und hatte bald eine prallgefüllte Geldbörse. Sie bedankte sich bei ihrem Draku gebührend für sein Neujahrsgeschenk. Später, beim Mittagstisch, fielen im Restaurant sachte und spielerisch Würfelzuckerstückchen von oben herunter. Eines traf den Rücken eines Herrn, der sich unwillig umdrehte. Seine Begleiterin machte ihn auf Eleonore aufmerksam, die durch Zeitungsberichte dem Publikum schon bekannt geworden war. "Oh, wie interessant!" rief er aus. Und mit einem Mal war es wie während einer Sitzung. Die Zuckerstückchen fielen da und dort vor aller Augen in der Luft erscheinend herab. Die Gäste hatten ihre Freude daran, auch dabei gewesen zu sein, und der mutige Wirt kam auf seine Rechnung. Die Gräfin aber zog es vor, sich mit Eleonore bald zurückzuziehen, ehe heftigere Phänomene einsetzten.
(13, S. 26) "In Nürnberg ereignete sich ausserhalb der Sitzungen wieder ein Apport vom Typus des Berliner Weihnachtsmannes. Wir wohnten dort im Hotel 'Zum roten Hahn'. Gegenüber befand sich ein Kaufhaus, das gerade Ausverkauf hatte. Eleonore durfte dort einkaufen, was sie wollte; sie wählte eine Menge billiger Sachen. Als wir schon im Fortgehen waren, zog sie mich noch rasch zu einer verglasten Tischvitrine zurück, wo sie eine 50-Pfennig-Brosche erblickt hatte, die sie noch haben wollte. Wieder schlug ich ihr diesen Wunsch aus Zeitmangel ab und weil sie ohnehin mehr als genug gekauft hatte. Das war um die Mittagszeit. Darauf folgte eine lange Sitzung in unserem Hotelzimmer bis gegen 11 Uhr nachts. Als die Herren fortgegangen waren, stillte Eleonore ihren grossen Hunger mit einer Riesenportion belegter Brote, die ich - wie immer - zu ihrer Stärkung nach anstrengenden Untersuchungen vorbereitet hatte. Sie stand im Baderaum vor meinen Augen, in jeder Hand ein Brot, abwechselnd davon abbeissend. Da erfolgte ein fürchterlicher Krach, und etwas fiel, aus einer Ecke des Plafonds kommend, klirrend in die Waschmuschel. Ich hatte den Eindruck, dass diese in Trümmer gegangen sein müsse. Aber nein! Darin lag nur die kleine, leichte, unversehrte Blechbrosche, die Eleonore sich gewünscht hatte! Sie nahm die Nadel begeistert in Empfang, steckte sie gleich an ihr Nachthemd und trug sie dann monatelang, bis sie eines Tages in Wien auf Nimmerwiedersehen verschwand. Unnötig zu sagen, dass ich - ebensowenig wie in Berlin - im Geschäft nicht nachgefragt habe, ob das Stück dort abging, hätte man mich doch lediglich für verrückt gehalten. Wieder blieb mir nur das Bedauern, die einzige Zeugin dieses ungeheuer eindrucksvollen Vorgangs gewesen zu sein."

Filmaufnahmen der Hautphänomene

Da die Hautphänomene provozierbar waren, konnten sie Ende Januar 1927 in München bei der EMELKA-Kulturfilm GmbH gefilmt werden (Bild 3). Eine Kopie dieses Filmes stellte die Gräfin Wassilko dem Verfasser freundlicherweise zur Verfügung. Er hat ihn in seiner Vorlesung über die Einführung in die Parapsychologie über zweieinhalb Jahrzehnte hinweg neben anderen Filmen seinen Hörern regelmässig vorgeführt. Bei diesen Filmaufnahmen von 12 Minuten Länge geht es speziell um die Entstehung der besonderen Form der Hautverletzungserscheinungen. Eleonore wird zunächst unverletzt von allen Seiten filmisch vorgestellt. Zur inneren Entspannung lässt man sie dann "Diabolo" (Bild 4) spielen. Um die spukhaften Vorgänge hervorzurufen, wird nun der "Draku" gereizt. Dazu schlägt Eleonore mit einem Hammer auf sein Bild (Bild 6), welches sie sich von ihm gezeichnet hat (Bild 5). Sofort danach zuckt sie schmerzhaft zusammen und zeigt mit dem Hammerstiel auf die Stelle, an der sie einen längeren Kratzer bekommen hat. Dieser ist im Film zunächst kaum sichtbar, schwillt aber im Verlauf von einigen Sekunden infolge des vorhandenen Dermographismus stark an. Im Verlauf der Filmaufnahmen entstehen auf diese Weise eine Vielzahl von eindrucksvollen Striemen an den Wangen (Bild 7), an Hals und Nacken, an den Unterarmen und der Abdruck eines Bisses am Arm. Vier Zeugen, der Augenarzt Dr. Rudolf Tischner, der Psychologe Prof. Dr. Traugott Österreich, ein Herr von der Filmgesellschaft und die Gräfin Wassilko beobachten dabei das Geschehen aus nächster Entfernung.
Im Frühjahr 1927 stellten sich bei Eleonore die Menses [Monatsblutungen] ein, worauf die Phänomene stark nachliessen und bis zum Herbst 1927 fast völlig verschwanden. Spukphänomene haben sich bei ihr später nie mehr ereignet.

Die Gegner alles Paranormalen stellen eine Falle

Die Gräfin Wassilko hatte eigentlich vorgehabt, ein Buch über ihre Beobachtungen mit Eleonore Zugun zu veröffentlichen. Doch leider nahm ihr ein sehr unangenehmes Ereignis jede Lust dazu. Als sie mit Eleonore im Februar 1927 in München weilte, bat sie der bekannte parapsychologische Forscher Dr. v. Schrenck-Notzing, seinem erbitterten parapsychologischen Gegner Dr. med. Hans Rosenbusch in dessen Haus eine Sitzung zu geben. Er hoffte, dass sich Dr. Rosenbusch unter dem Eindruck der massiven Spukphänomene von einem Gegner zu einem Befürworter der Parapsychologie bekehren würde. Die Gräfin Wassilko stimmte diesem Wunsch zu, allerdings unter der Bedingung, dass auch einige der bekannten Parapsychologen, darunter Prof. Österreich und Dr. med. Tischner, die auch bei den Filmaufnahmen zugegen waren, der Sitzung beiwohnen müssten. Diese Bedingung nahm Dr. Rosenbusch an.
Als die Gräfin am 10. Febr. 1927 mit Eleonore in der Villa des Dr. Rosenbusch eintraf, fand sie dort nur einen seiner Gesinnungsgenossen, einen Grafen Klinckowström und einen Kameramann der Emelka-Filmgesellschaft vor. Auf ihre Frage hiess es, die anderen Herren, also die Parapsychologen, kämen später. Schliesslich wurde behauptet, einer sei krank und die anderen hätten soeben telephonisch abgesagt. In Wirklichkeit waren sie aber gar nicht über den Termin der Sitzung unterrichtet worden. Die Gräfin Wassilko erkannte in ihrer Arglosigkeit damals nicht, dass sie in eine Falle gegangen war. Zunächst liess sich alles ganz harmlos an. Die Spukphänomene spielten sich bei vollem Licht und unter der Kontrolle des Dr. Rosenbusch einwandfrei, wenn auch etwas schwach, ab. Es gab Bisse, Kratzer, Benetzungen usw. Dr. Rosenbusch gebärdete sich darüber sehr anerkennend und tat überaus freundlich. Man schied voneinander im besten Einvernehmen. 10 Tage später erschien jedoch in der Nr. 86 des "Berliner Tageblattes" ein Artikel des Dr. Rosenbusch unter der Überschrift "Die Entlarvung des rumänischen Teufels - der Film bringt es an den Tag!". In diesem Artikel behauptete Dr. Rosenbusch, die Phänomene der Eleonore Zugun seien durchweg Schwindel und die Gräfin Wassilko hätte dabei mitgewirkt. Dabei hatte er überhaupt keine Filmaufnahmen gemacht, sondern nur einen Kameramann zusehen lassen.
Die Gräfin Wassilko strengte darauf eine Verleumdungsklage vor Gericht an. Das bayerische Gericht wies die Klage jedoch ab, da die Behauptungen des Dr. Rosenbusch nur als wissenschaftliche Kritik, nicht dagegen als Verleumdungen zu bewerten seien.
Die Gräfin Wassilko erhielt zwar wenige Tage nach dem Rosenbusch-Artikel eine Ehrenerklärung mehrerer Wiener Wissenschaftler, welche die Spukphänomene für echt befunden hatten. Aber die Freude an der weiteren intensiven Bearbeitung des Falles war ihr trotzdem vergangen. Sie schreibt (13, S. 31): "Trotzdem die Überzeugung von der Echtheit der Zugunphänomene in Fachkreisen durch den Rosenbuschangriff nicht erschüttert worden war, hatte mir der erlittene Schock und der Ekel über die Kampfmethoden eines immerhin akademisch gebildeten Gegners die Lust genommen, das geplante umfassende Buch über den Spuk von Talpa herauszugeben. Ich habe dieses Werk auch später nicht geschrieben und mich erst jetzt (aus Anlass der Internationalen Konferenz für Parapsychologie in Konstanz am 8. Juni 1966, die von Dr. Hans Gerloff organisiert wurde) entschlossen, diesen besonderen Fall aufgrund der sorgfältig aufbewahrten Aufzeichnungen wenigstens in gedrängter Form in seinem Gesamtverlauf niederzulegen (13)". - So ist eine umfassende Publikation der umfangreichen Beobachtungen leider unterblieben, zumal ja auch die Zusammenfassung (13) nur in unveröffentlichter Fotokopie vorliegt.
Solche Pseudoentlarvungen nach der Art des Dr. Rosenbusch haben alle bedeutenden physikalischen Medien über sich ergehen lassen müssen. Ich erinnere nur an Henry Slade, Carlos Mirabelli, Einer Nielsen, Maria Silbert usw. Wenn Weltanschauungen einzustürzen drohen, scheuen gewisse Kreaturen vor gar nichts zurück. Das Schlimme ist nur, dass solche Pseudoentlarvungen als angeblich echt weiterverbreitet werden, und das sogar von Menschen, die sich als parapsychologische Forscher ausgeben. Ein unrühmliches Beispiel in dieser Richtung ist die Schweizer Zoologin Dr. Fanny Moser, die in ihrem sehr umfangreichen Werk "Der Okkultismus - Täuschungen und Tatsachen", München 1935, die "Rosenbuschentlarvung" ausführlich kolportiert und dann auf Seite 749 zusammenfassend über die meisten bedeutenden Medien behauptet: "Was ist von allen geblieben? Eine Entlarvung nach der anderen, zuletzt K. Kraus und Zugun, ausnahmslos unter übelsten Umständen, ähnlich wie bei Eva, den Golighers und Laszlo! Nicht eines dieser berühmten Medien der modernen Forschungsära, das nicht belastet ist, zumindest mit dem stärksten Betrugsverdacht, auch wo der Betrug infolge aufgezwungener Bedingungen nicht direkt nachweisbar ist. Das gleiche gilt von allen übrigen Medien der Neuzeit, bis hinauf zu Valiantine und Millesimo: Alle umgibt Finsternis in des Wortes vollster Bedeutung. Die Behauptung ist wahr: 'Die Geschichte der Entlarvungen', eine Tatsache, die rückwirkend auch die klassische Forschungsära und damit Home, Slade und Eusapia überschattet." - So einfach kann man Menschen moralisch in einen Abgrund stürzen.
An der Vorgehensweise des Dr. Rosenbusch im Falle Zugun lässt sich exemplarisch erkennen, wie solche "Entlarvungen" in vielen Fällen zustande gekommen sind und dann in die "Fachliteratur" übernommen wurden.

Das weitere Schicksal der Eleonore Zugun

Gegen Jahresende 1927 waren die paranormalen Erscheinungen bei Eleonore Zugun völlig und unwiderruflich zum Erliegen gekommen. Die Gräfin sah es jetzt als ihre Pflicht an, das an "Publicity" gewöhnte Mädchen ohne seelischen Schaden ins gewöhnliche Leben zurückzuführen. Sie liess Eleonore im gekürzten Verfahren in der Berufsschule den Friseurberuf erlernen und schickte sie dann zu einem Friseur in die Praxis (Bild 9). Sie übte diesen Beruf mit Freude und Geschick aus. Ein Jahr später besorgte ihr Herr Klein in einem Czernowitzer Salon einen Posten als "Wiener Friseuse", was eine besondere Attraktion war.
Am 30. März 1929 brachte die Gräfin Eleonore zur Bahn, und beide trennten sich schweren Herzens voneinander. Sie blieben aber weiterhin in Verbindung (Bild 10). Eleonore hat später geheiratet, hiess dann Georghiu, blieb kinderlos und verlor ihren Mann bereits 1960 durch den Tod. Wenig später zog sie zu ihrem Bruder und dessen zwei Kindern nach Talpa in das Dorf zurück, aus dem sie stammte. 1969 kam sie noch. einmal nach Wien, um ihre frühere Gönnerin Gräfin Wassilko zu besuchen. Die deutsche Sprache hatte sie schon wieder weitgehend verlernt, was die Unterhaltung schwierig machte. Erstaunlicherweise stellten sich damals im Beisein Eleonores noch einmal kurzzeitig in einem Lampenschirm ganz leichte Klopfgeräusche ein.
Der Wiener Parapsychologe Wilhelm Peter Mulacz hat das Spukgeschehen von Talpa und die Lebensleistung der Gräfin Wassilko-Serecki, die er persönlich gut gekannt und deren Nachlass er übernommen hat, nach ihrem Tod 1978 in einer umfassenden Arbeit (3) gewürdigt. Sie war Mitbegründerin der Österreichischen Gesellschaft für Psychische Forschung und eine Reihe von Jahren deren Generalsekretärin. Sie hat an der Untersuchung zahlreicher weiterer Medien mitgewirkt. In starkem Masse befasste sie sich auch mit der Astrologie und wurde 1948 Präsidentin der Österreichischen Astrologischen Gesellschaft. Die letzten Lebensjahre war sie krank und starb am 26. 11. 1978.

Zusammenfassende Beurteilung des Spukgeschehens

Bei der Einordnung der von ihr beobachteten Spukphänomene kam die Gräfin Wassilko zu dem Schluss, dass eine animistische Erklärung (also ohne Annahme von jenseitigen Geistern) zwanglos möglich sei. Sie hatte den Eindruck, durch das enge Zusammenleben mit Eleonore immer in der Lage gewesen zu sein, festzustellen, aus welchen Empfindungen und Erlebnissen sich die medial durch automatisches Schreiben oder Sprechen gegebenen Äusserungen zusammensetzten. Spiritistische Gesichtspunkte ergaben sich dabei für sie nie. Andererseits sprachen viele Phänomene dafür, dass der Astralkörper von Eleonore, obwohl sie bei Bewusstsein war, an der Hervorbringung der physikalischen Vorgänge beteiligt war. Sie gewann oft den Eindruck, dass der Astralkörper bei seiner vermutlichen Rückkehr in den sichtbaren Leib die apportierten Gegenstände sozusagen mit sich riss, wodurch sie oft am Körper, insbesondere an der Stirn des Mädchens, wiedererschienen oder knapp neben ihr zu Boden fielen und immer auf sie zukamen.
Innere Ursache aller Phänomene schienen seelische Spannungen des Mädchens zu sein, so meint die Gräfin, hervorgerufen durch kindliche Erlebnisse mit dem oftmals betrunkenen Vater. Diese führten u. a. auch dazu, dass Eleonore jedesmal von dem "Draku" gebissen wurde, wenn man ihr Gelegenheit gab, Wein zu trinken, den sie übrigens sehr schätzte. Offensichtlich sollte das Phänomen eine vom Unterbewusstsein vorgenommene Bestrafung sein und bedeuten, dass es verwerflich sei, Alkohol zu trinken.
Dagegen hatten anscheinend unwillkürlich hingeworfene Bemerkungen und auch nicht völlig zum Bewusstsein gelangende Gedankenverbindungen starke suggestive Wirkung. Psychische Erregung in jedem Sinne förderte die Phänomene, z.B. Ausgelassenheit beim Spiel oder Wut wegen eines Tadels. Jedes neu und heftig auftretende Phänomen wiederholte sich vier bis fünf Tage lang immerfort und anscheinend zwanghaft, bis die betreffende psychogene Triebkraft ausgelaufen zu sein schien, nur mehr sporadisch aufflammte oder auch ganz erlosch. Die Gräfin schreibt (10, S. 79): "Ich habe dem psychischen Mechanismus der Phänomene die allergrösste Aufmerksamkeit gewidmet und bin hierbei zu einer bestimmten Ansicht über seine Funktionsweise gelangt, deren Darlegung ich mir für später vorbehalte. In den psychischen Äusserungen sehe ich keinen Grund, dieselben auf Konto einer "dritten Intelligenz" setzen zu wollen. Im bösartigen Charakter der Phänomene erblicke ich eine Art Selbstbestrafung, ja, durch die ungemein aufschlussreiche automatische Schrift wurde diese animistische Auffassung bestätigt.
So relativ durchsichtig mir die psychischen Grundursachen von Eleonores Phänomenen nach einigen Monaten Studium auch erschienen, so absolut unaufgehellt blieb die physikalische Wirkungsweise dieser nach Ausdruck drängenden psychogenen Kräfte auf die objektive Umwelt. Um das zu erforschen, wäre ein Laboratorium nötig, das mir leider nicht zur Verfügung steht. Bei Eleonores völliger Unempfindlichkeit gegen Licht könnte man fraglos unter Aufwand einiger Geduld und vieler tausend Meter Film den Ablauf eines Apportfalles kinematographisch aufnehmen und ein für allemal als unbestreitbare Tatsache festnageln. Mit der Hoffnung, dass eine solche Untersuchung der Zugun-Phänomene doch noch einmal zustande kommen werde, schliesse ich diesen Bericht, der nur eine vorläufige Skizze zu meinem in Vorbereitung begriffenen Buch 'Das Medium Eleonore Zugun und seine Phänomene' sein soll."
Zu dem geplanten Buch ist es bekanntermassen nicht gekommen. Aber Filmaufnahmen von Vorgängen, wie sie bei Eleonore Zugun auftraten, sind Jahrzehnte später tatsächlich gelungen. In den Jahren 1978 bis 1980 hat die Society for Research on Rapport and Telekinesis (SORRAT) in Rolla in den USA das paranormale Verschwinden und Wiedererscheinen von Gegenständen auf 8mm-Farbfilm dokumentarisch festhalten können. Auch das paranormale Entflammen von Papier konnte gefilmt werden. In dem Buch (8) "Zeugnis für die jenseitige Welt" habe ich ausführlich über diese Versuche berichtet und Einzelbilder aus den längeren Filmaufnahmen abgebildet. Die paranormalen Vorgänge in Rolla hatten seinerzeit einen eindeutig spiritistischen Hintergrund, d.h. jenseitige, intelligente Wesenheiten waren die eigentlichen Verursacher der Vorgänge. Die Filmaufnahmen wurden bei den telekinetischen Vorgängen automatisch ohne direkte Anwesenheit von Medien ausgelöst.
Bei den Vorgängen um Eleonore Zugun meinte die Gräfin Wassilko, ohne eine dritte Intelligenz, also ohne eine jenseitige Wesenheit als Verursacher auskommen zu können. Aber ist das wirklich eine ausreichende Annahme und Erklärung? Auf jeden Fall war es damals unter den akademisch vorgebildeten Untersuchern paranormaler Vorgänge allgemein verbreitet, die Phänomene animistisch zu erklären. Auch der verstorbene Prof. Dr. Hans Bender und seine Schule vertreten bis heute die Meinung, dass eine spiritistische Erklärung mancher paranormalen Erscheinungen zwar nicht absolut widerlegbar, aber auch nicht beweisbar und auf jeden Fall unwissenschaftlich sei. Wer auf seinen wissenschaftlichen Ruf Wert legt, argumentiert in dieser Weise. Aber ist das auch für den Normalbürger einsichtig?

Fachkenntnisse müssen erst erworben werden

Jedes komplizierte, nichtzufällige Geschehen auf dieser Erde bedarf einer erfahrenen, intelligenten Steuerung. Ein Blitz ist zwar kompliziert, aber er entsteht ohne intelligente, gewollte Steuerung. Der Anbau eines Getreidefeldes dagegen erfolgt nicht ohne das Dazutun eines erfahrenen, intelligenten Menschen. Die Fähigkeit dazu ist diesem nicht angeboren, sondern er hat sie wie Autofahren und Schwimmen im Laufe seines Lebens erst erwerben müssen. Bei der Geburt bekommt der Mensch (wie auch Tiere) zwar ein Betriebsystem (Wie ein Computer) eingebaut, das die normalen Lebensvorgänge aufrechterhält, wie Atmung, Verdauung, Durst- und Hungergefühle usw. Aber alles andere, z.B. Sprache, muss der Mensch erst durch Informationsaufnahme von anderen erlernen. Ein Mensch kann nur das vollbringen, was seinem Wissens- und Erfahrungsstand entspricht oder sich daraus erschliessen lässt. Ein Mensch kann z.B. ohne Erfahrung kein Feuer machen.
Das gleiche gilt natürlich auch für das Unterbewusstsein eines Menschen oder seinen Astralleib, sofern man einen solchen annimmt. Ohne Erfahrung geht auch bei denen gar nichts. Was bedeutet das nun für die Vorgänge um Eleonore Zugun in ihrem Alter von 12/13/14 Jahren? Das Werfen von Gegenständen oder ihre Beschädigung entsprach ihrer Erfahrungswelt. So etwas hatte das Kind vorher gesehen, und sein Unterbewusstsein und sein Astralleib, von dem die Gräfin Wassilko ja ausging, kannten so etwas. Was schon etwas mehr Verständnisschwierigkeiten bereitet, ist die Annahme, dass Unterbewusstsein und Astralleib des Kindes die angeborene Fähigkeit besassen, Steinwürfe auf sich selbst oder in andere Fensterscheiben paranormal vorzunehmen. Was mir aber völlig unmöglich erscheint, ist, dass ein Kind imstande sein soll, normal oder paranormal, Balken in einer Baugrube in Brand zu setzen. Das würde selbst mir nur gelingen, wenn ich z.B. Benzin und ein Feuerzeug zur Hilfe nähme. Ein solcher Vorgang geht über die Erfahrungswelt eines 12jährigen Kindes hinaus. Und wie kann ein 13jähriges Kind 3 ½ m über dem Fussboden in einer elektrischen Leitung einen Kurzschluss erzeugen? Diese zweiadrige Leitung hat ja entweder in einem Schutzrohr oder sogar unter Putz gelegen. Einen Kurzschluss kann man aber nur dadurch erzeugen, dass man eine solche Leitung mit einer Zange durchzwickt und auf diese Weise die beiden Kupferdrähte kurzzeitig leitend miteinander in Berührung bringt. Und genau das Durchzwicken hat der Elektriker festgestellt. Eleonore und ihr Unterbewusstsein oder ihr Astralleib hatten aber weder das Wissen, wie man so etwas machen muss, noch besassen sie eine Zange. Da muss also eine weitere Intelligenz mit entsprechenden Fachkenntnissen am Werk gewesen sein.
Ähnliches gilt auch für andere personengebundene Spukvorgänge, bei denen ebenfalls von animistisch eingestellten Parapsychologen immer behauptet wird, dass alles nur vom Unterbewusstsein hervorgerufen wird. Als Beispiel führe ich den Spuk in der Anwaltskanzlei des Rechtsanwaltes Adam in Rosenheim an. Dort war seit Mitte 1965 ein damals 16jähriges Mädchen namens Annemarie Schaberl angestellt. Mitte 1967 setzten jeweils nur bei Anwesenheit der Annemarie die Spukvorgänge in der Anwaltskanzlei ein, die mit Telefonstörungen begannen: Gespräche wurden unterbrochen, die vier Telefonapparate läuteten gleichzeitig, und die Zeitansage wurde laufend angewählt, ohne dass jemand die Telefonapparate bediente. Dadurch ging die Telefonrechnung rapide in die Höhe. Später kamen zahlreiche andere Störungen hinzu. Es kam vor, dass die Nummer der Zeitansage 0119 bis zu sechsmal in einer Minute angewählt wurde, ohne dass jemand eine Wählscheibe betätigte oder einen Telefonapparat überhaupt anfasste. Ein solcher Vorgang ist nur möglich, wenn äusserlich unsichtbar in dem Telefon der Kontakt des Gabelumschalters rhythmisch geschlossen und geöffnet und damit die Funktion der Wählscheibe ausgeübt wird. Dazu ist aber Fachkenntnis der damaligen Fernsprechtechnik erforderlich, welche die 18jährige Rechtsanwaltsgehilfin nicht hatte und nicht haben konnte, noch weniger ihr Unterbewusstsein. Da muss eine Intelligenz, eine Wesenheit am Werk gewesen sein, die Spezialkenntnisse besass und die nicht mit der Annemarie Schaberl identisch war. In gleicher Weise muss es bei der Eleonore Zugun zumindest zeitweise gewesen sein.
Der Spuk bei der Eleonore Zugun trug in seiner oft zerstörerischen Form schon gewisse dämonische Züge. Dämonischer Spuk und dämonische Besessenheit werden aber oft durch Verfluchungen ausgelöst (7). Nun soll die Grossmutter ja ihre Enkelin verflucht haben.
Aber ob der Fluch nun ernst gemeint und wie wirksam er war, weiss man nicht. Diese Frage bleibt also offen. Jeder Leser muss sich jetzt selbst seinen eigenen Reim auf das ganze Geschehen machen, ob er die animistische Erklärungsweise mit Unterbewusstsein usw. oder die spiritistische Erklärung mit jenseitiger Einwirkung für sich am glaubhaftesten hält. Seltsam und für uns zunächst ungewöhnlich ist sowohl die eine, wie die andere Auffassung. Und wie derartige Vorgänge in unsere irdische Physik hineinwirken, ist ebenfalls völlig unaufgeklärt und unverständlich. Es bleibt eine Aufgabe künftiger Forschung, diese Kausalzusammenhänge aufzudecken.

Waren die Untersuchungen an der Eleonore Zugun moralisch vertretbar?

Es könnte sein, dass es ein Leser für verwerflich hält, einen Menschen als Versuchsobjekt zu verwenden und herumzuzeigen, anstatt mit allen Mitteln zu versuchen, ihn von den lästigen Erscheinungen zu befreien. Die Priester haben das ja mit kirchlichen Mitteln versucht, aber keinen Erfolg gehabt. Die Wissenschaftler sahen bei ihrer animistischen Voreinstellung gar keine Veranlassung, nach einer jenseitigen Ursache zu suchen. Und die nervenärztliche Untersuchung ergab keinen krankhaften Befund. Also konnte man die Sache nur so laufen lassen und. beobachten. Die wissenschaftliche, d.h. geordnete und gründliche Untersuchung durch Ing. Grunewald und die Gräfin Wassilko hatte für Eleonore den unschätzbaren Vorteil, dass sie aus der Irrenanstalt befreit wurde und in geordnete familiäre Verhältnisse kam.
Ich muss allerdings den Mut der Gräfin Wassilko und vor allem ihrer Eltern bewundern, dass sie es auf sich nahmen, ein Spuk-Medium in ihrer Wohnung aufzunehmen. Sie bewohnten in Wien ja kein Adelspalais, sondern nur eine herrschaftliche Mietwohnung. Ich hätte es meiner 28jährigen Tochter wahrscheinlich nicht gestattet, und meiner Frau schon überhaupt nicht, solch ein Spukgeschehen in die eigene Wohnung zu bringen. Keiner konnte ja voraussehen, wie sich der Spuk entwickeln würde. Er hätte ja absolut zerstörerisch werden können. Aus der Literatur sind Fälle bekannt, bei denen Bauernhäuser wegen der fortdauernden Zerstörungen unbewohnbar wurden und abgerissen werden mussten. Insofern hatten die Wassilkos Glück, dass die Spukphänomene doch mehr harmloserer Natur blieben. Die Eleonore Zugun aber hatte doppeltes Glück, dass sie mit ihren lästigen Spukerscheinungen behütet wurde, viel von der Welt zu sehen bekam und eine wertvolle Berufsausbildung erhielt, die ihr der trunksüchtige Vater nie hätte verschaffen können.

Die Frage der Energieübertragung bei Spukvorgängen

Spukvorgänge bestehen überwiegend aus mechanischen Bewegungen von Teilen unserer irdischen Materie. Dazu bedarf es der Bereitstellung und Zuführung von Energie, d.h. gespeicherter Arbeitsfähigkeit, wie sie bei jedem anderen normalen Bewegungsvorgang auch stattfindet. Diese Energie kommt aber nicht etwa aus dem Nichts. Bei personengebundenen Spukvorgängen wird die Energie dem Spuk-Medium entzogen, das ja die Energie in chemischer Form für seine gesamten Lebensvorgänge in grossem Umfang gespeichert hat. Wie aber diese Energieübertragung physikalisch stattfindet, ist unbekannt. Es gibt auch keine plausible Hypothese dafür. Man sagt einfach, das sei eben paranormal und die betreffenden Menschen seien medial veranlagt.
Nun zeigt die Erfahrung, dass nicht jeder Mensch diese mediale Veranlagung hat und in bezug auf die Spukvorgänge nur wenige und meist junge Menschen davon betroffen sind. Das heisst, ihr Unterbewusstsein oder ihr Astralleib oder eine jenseitige Wesenheit (je nach Deutung) haben bei jenen die Möglichkeit, Energie herauszulösen und in den Spukvorgang zu übertragen. Warum das so ist, wissen wir nicht. Bemerkenswert ist jedoch, dass bei den betroffenen Jugendlichen nach abgeschlossenem Reifungsprozess (Pubertät) der Spuk in der Regel erlischt. Bei Eleonore Zugun war das ganz ausgeprägt. Mit Einsetzen der Menses hörte der Spuk auf. Was hier stattfand, war je eine Umstellung des Hormonhaushaltes. Man fragt sich, hat Medialität auch etwas mit den Hormonen zu tun?


Literaturangaben

1) Kröner, Walther: "Sammelbericht über die Ergebnisse der in Berlin vorgenommenen Untersuchungen der Phänomenik des Mediums Eleonora Zugun während der Monate November 1926 bis Januar 1927", Zeitschr. f. Parapsychologie, H. 5, 1927, S. 272 - 286

2) Kröner, Walther: "Sammelbericht über die Phänomenik des Mediums Eleonore Zugun", Ärztliche Rundschau, Jahrg. 37, Nr. 8, April 1927

3) Mulacz, Wilhelm Peter: "Der Spuk von Talpa", ESOTERA; Febr. 1979, S. 127 -137

4) Price, Harry: "Das Spukmedium Eleonore Zugun und seine Phänomene", Zeitschr. für Parapsychologie, H. 1, 1927, S. 8 - 26

5) Price, Harry: "Bericht über telekinetische und andere Phänomene bei Eleonore Zugun", Zeitschr. f. Parapsychologie, H. 9, 1927, S. 540 -559

6) Schiebeler, Werner: "Das Wilde Heer im Odenwald", Kapitel 43 des Buches "Nachtodliche Schicksale", WerSch Verlag, 4. Aufl., Ravensburg 1999

7) Schiebeler, Werner: "Besessenheit und Exorzismus, Wahn oder Wirklichkeit?", WerSch Verlag, 2. Aufl., Ravensburg 1999

8) Schiebeler, Werner: "Zeugnis für die jenseitige Welt. Eine Darstellung der Erfahrungsbeweise", Verlag Die Silberschnur, Melsbach/Neuwied 1989

9) Wassilko-Serecki, Zoë: "Der Spuk von Talpa", Otto Wilhelm Barth Verlag, München-Planegg 1926

10) Wassilko-Serecki, Zoë: "Beobachtungen an Eleonore Zugun", Zeitschr. f. Parapsychologie, H. 2, 1927, S. 65 - 80

11) Wassilko-Serecki, Zoë: "Kritische Analyse der Angriffs-Argumente und 'Betrugsbeweise' des Dr. Rosenbusch", Zeitschr. f. Parapsychologie 1927, H. 5 - 7 (Mai - Juli), 1927

12) Wassilko-Serecki, Zoë: "Begleitvortrag zum Film Eleonore Zugun", gehalten in der Österreichischen Gesellschaft für Psychische Forschung am 27. Febr. 1932 und mehrmals später, unveröffentlicht

13) Wassilko-Serecki, Zoë: "Phänomene und Probleme des Spuks", Vortrag gehalten auf der Internationalen Konferenz für Parapsychologie in Konstanz am 8. Juni 1966, unveröffentlicht, nur im Manuskript vorhanden

14) O. V. [Ohne Verfasser]: "Die angebliche Entlarvung der Eleonore Zugun", Zeitschr. f. Parapsychologie, H. 3, 1927, S. 186 - 189

15) Mulacz, Peter: "ELEONORE ZUGUN: THE REEVALUATION OF A HISTORIC RSPK CASE", The Journal of Parapsychology, Vol. 63, March 1999, S. 15 - 45



Abbildungen
[ Die Bilder sind technisch nicht in bester Qualität wiedergegeben, da sie dem Heft entnommen wurden. Wichtig ist, dass sie überhaupt existieren. Heutzutage können Bilder kaum mehr etwas beweisen, denn am Computer sind Bild-Manipulationen jeglicher Art möglich. Wer nicht glauben will, bzw. alle paranormalen Erlebnisberichte und photographischen "Beweise" als Betrug, Täuschung und Wichtigtuerei ablehnt, den überzeugen auch Fotographien nicht. Deshalb spielt die Qualität der Aufnahmen eine untergeordnete Rolle. ]

Zoë Gräfin Wassilko-Serecki
Bild 1: Zoë Gräfin Wassilko-Serecki, geb. 11.7.1897 in Czernowitz, Bukowina (bis 1918 Kaiserreich Österreich), gest. 26.11.1978 in Wien

Eleonore Zugun
Bild 2: Eleonore Zugun, geb. 24.5.1913 in Losna bei Talpa in der Bukowina (damals Österreich, ab 1918 Rumänien)

Titel der Filmaufnahmen der EMELKA-Kulturfilm GmbH
Bild 3: Titel der Filmaufnahmen der EMELKA-Kulturfilm GmbH im Januar 1927 in München

Eleonore Zugun zu Beginn der Filmaufnahmen
Bild 4: Eleonore Zugun zu Beginn der Filmaufnahmen beim Diabolo-Spiel, um in eine entspannte Haltung zu kommen. Rechts Gräfin Wassilko, links Dr. med. Rudolf Tischner (1879-1961)

Zeichnung des 'Draku'
Bild 5: Zeichnung des "Draku", wie ihn Eleonore sich vorstellt

Eleonore Zugun schlägt die Zeichnung des Draku mit einem Hammer
Bild 6: Eleonore Zugun schlägt die Zeichnung des Draku mit einem Hammer, um ihn zu reizen, was jeweils zu Hautkratzern führt

Nach der Reizung des Draku erfolgen Kratzer
Bild 7: Nach der Reizung des Draku erfolgen Kratzer, hier an der Wange, die schnell anschwellen

Kratzer an der Wange
Bild 8: Kratzer an der Wange, die ausserhalb der Filmaufnahmen entstanden sind

Eleonore Zugun 1928 als Friseurlehrling
Bild 9: Eleonore Zugun 1928 als Friseurlehrling in Wien

Eleonore Zugun im Alter von 17 Jahren
Bild 10: Eleonore Zugun im Alter von 17 Jahren in Rumänien


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"Letzte Änderung dieser Seite am 10. Juni 2014"