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Bücher - Rezension

Buchbesprechung von Werner Frangen, erschienen in der Zeitschrift 'Wegbegleiter' Nr. 1/2006, S. 69-74.

Neale Donald Walsch : "Gespräche mit Gott – Band 3: Kosmische Weisheit"

Aus dem Englischen von Susanne Kahn-Ackermann. Goldmann, 1999

(Red.: Von unserem Leser Werner Frangen, D-Karlsruhe erhielt ich eine kritisch- "abratende" Buchbesprechung. Wegen der weiten Verbreitung des Werkes (Bestseller) werde ich es anschliessend umfangreich kommentieren. – T.F.)

„Dieses Buch fasst die Lehren der ersten beiden Bände der Trilogie zusammen“ (S. 10). Der Autor schrieb Fragen an Gott nieder. „Und zu meiner Bestürzung und Überraschung antwortete Gott: In meinem Innern hörte ich eine Stimme, die mir etwas zuflüsterte, was ich ganz automatisch aufschrieb – ich nahm ein Diktat auf.“ (S. 9).
Der Buchtitel sollte richtiger "Gespräche mit dem Zeitgeist" lauten, denn die Danksagung (S. 8) richtet sich an 13 AutorInnen, u. a. an Elisabeth Kübler-Ross (3) und Raymond Moody (4). Es fehlt dagegen eine Beglaubigung von Gott, wie sie das Werk (2) von Johannes Greber durch sich erfüllende Visionen (5, S. 19-29) erfahren hat. Es werden Gott Aussprüche in den Mund gelegt, die eher aus pubertärem Wunschdenken oder Schlimmerem entsprungen scheinen.
– „Es gibt keinen Teufel“ (S. 20). Dem stehen die biblische Lehre vom Engelsturz und mannigfache parapsychologische Erfahrungsberichte entgegen.
– „So etwas wie die Zeit gibt es nicht“ (S. 77). – „Ich sagte, dass die Hölle nicht existiert“ (S. 101). – „Ich werde euch immer genau das geben, was ihr verlangt“ (S. 112; an anderer Stelle werden die Hungertoten erwähnt). – „In Wahrheit gibt es so etwas wie einen "Sünder" nicht“ (S. 119). – „In meiner Welt gibt es kein "richtig" oder "falsch", kein "du sollst" oder "du sollst nicht" “ (S. 158). – „Ich werde euch nie bestrafen“ (S. 435). – „Ihr entscheidet, was gut und böse ist“ (S. 444). – Vergl. 1. Mose 3,5.
Zeigt sich nicht irgendwo der Pferdefuss? – Ach ja:
– „Im Augenblick der göttlichen Wiedervereinigung, der Wiedervereinigung von Allem mit Allem, wird die Seligkeit so gross, so intensiv sein, dass ich wie ihr vor Wonne buchstäblich zerplatzen, vor Freude explodieren werden – und der Zyklus wird wieder von vorn anfangen“ (S. 333). – Das soll wohl die kosmische Weisheit sein.
Die ausufernden Heideggereien [gemeint sind die umstrittenen philosophischen Gedanken von Martin Heidegger, 1889-1976] durchzuarbeiten ist eine Qual. Die angeprangerten Umweltschäden und dergleichen liest man besser in ernsthaften Büchern. Die monatelange Aufführung des Buches in Bestsellerlisten (laut S. 461) beweist nur die Leichtgläubigkeit der Amerikaner. Die Besprechung eines solchen Schmarrens erübrigte sich, wenn ihn nicht die hochangesehene Frau Dr. Veronica Carstens (die Witwe des ehemaligen Bundespräsidenten) in ihrer Autobiographie (1, S. 175) empfohlen hätte. Es scheint, dass manchmal das kritische Denkvermögen aussetzt, wenn etwas als Gottes Offenbarung verkauft wird. Aber Gott ist nicht unlogisch.

Literatur:
(1) Veronica Carstens, "Dein Ziel wird dich finden.", Natur und Medizin e.V., Am Deimelsberg 36, D-45276 Essen
(2) Johannes Greber, "Der Verkehr mit der Geisterwelt", Teaneck 1932, Nachdruck Greber-Kreis Ungarn. Erhältlich bei Irmgard Herrmann, Alte Dorfstr. 4c, D-21444 Vierhöfen [siehe Buchangebote S. 81]
(3) Elisabeth Kübler-Ross, "Über den Tod und das Leben danach", Silberschnur, Melsbach/Neuwied, 2002
(4) Raymond Moody, "Leben nach dem Tod", Rowohlt, Reinbeck bei Hamburg, 1989
(5) Werner Schiebeler, "Johannes Greber – Sein Leben und sein Werk", Verlag Martin Weber, Fabrikstr. 1, D-77746 Schutterwald, 1998

Werner Frangen



(Red.: Zum oben kritisierten Buch gibt es auch andere skeptische Stimmen, z.B. von Armin Risi, die ich im Folgenden wiedergeben möchte: – T.F.)

(...) Gerade angesichts dieser äusseren Bedrohungen ist es nur verständlich, dass Menschen, nicht zuletzt auch in esoterischen Kreisen, hoffen, dass ein Weltenlehrer oder irgendein Wunder das sich Anbahnende abwenden wird. Wenn dieses Hoffen allerdings auf Kosten des klaren Unterscheidens geht, besteht die Gefahr, dass man falschen Versprechungen Gehör schenkt und sie mit den wahren lichtvollen Perspektiven verwechselt. Ein Beispiel für einen Fall, in dem man zwischen falschen und richtigen Versprechungen unterscheiden muss, findet sich in einem der grössten esoterischen Bestseller der Gegenwart, im Buch Gespräche mit Gott. Hier sehen wir, wie "Gott" namentlich Präsident Bush sen. und dessen new world order gutheisst und propagiert:

„Also wäre die kurzfristige Lösung angesichts dieses Dilemmas vielleicht eine neue soziale Struktur – eine neue Weltregierung./ Es gab unter euch Führungspersönlichkeiten, die einsichtig und mutig genug waren, den Beginn einer solchen neuen Weltordnung vorzuschlagen. Euer Präsident George Bush, den die Geschichte als einen Mann beurteilen wird, der weitaus mehr Weisheit, Weitsicht, Mitgefühl und Mut zeigte, als die zeitgenössische Gesellschaft anzuerkennen willens oder fähig war, war eine solche Führungspersönlichkeit. (Es werden auch Gorbatschow und Carter genannt ...) Jeder von ihnen hat zu seiner Zeit die Welt vor dem Abgrund eines Krieges bewahrt. Der Prophet gilt nichts im eigenen Lande, sagt man. Im Falle dieser drei Männer war der Grund der, dass sie mit ihren Visionen ihrem Volk meilenweit voraus waren, das nur seine beschränkten, kleinkarierten Interessen zu sehen vermochte und sich nur Verluste bei der Verfolgung dieser grösseren Visionen vorstellen konnte.“
(Neil D. Walsch. Gespräche mit Gott, Band 2, S. 295-296)

Worin besteht die "neue Weltordnung", die George Bush fordert? Sind alle, die kritisch sind, wirklich nur nicht "willens oder fähig", die "grösseren Visionen" zu sehen? Verfolgten diejenigen, die gegen Bushs Golfkrieg protestierten und die entsprechenden Lügen aufdeckten, wirklich nur "beschränkte, kleinkarierte Interessen"? Wer ist tatsächlich "mutig": diejenigen, die kritische Wahrheiten an den Tag bringen, oder diejenigen, die mit den Förderern der "neuen Weltregierung" gemeinsame Sache machen? Hat es "Gott" nötig, dubiose Kriegsherren kritiklos als vorbildliche "Führungspersönlichkeiten" und Friedensbringer zu propagieren, dafür aber diejenigen, die kritisch sind, zu kritisieren?
Angesichts der angeführten Kali-Yuga-Beispiele sollten wir uns also nicht fürchten, eine gesunde Skepsis zu bewahren, auch – und gerade – Stimmen gegenüber, die uns weismachen wollen, wir würden nicht in einem Kali-Yuga leben oder dieses sei bereits vorbei, und alles, was jetzt geschehe, diene bereits direkt dem neuen Zeitalter. Wie immer, ist man auch hier gut beraten, sich an die Regel zu erinnern: „Prüft alles, und das Gute behaltet.“ (1 Thess. 5,21)
Warum wollen Menschen unbedingt, dass gewisse Prüfungen – wie z.B. das Erscheinen des "Tieres" – nicht stattfinden? Wir sollen es selbstverständlich nicht beschwören, aber wir sollen es auch nicht ignorieren oder wegzaubern wollen. Denn hinter dem Beschwören einer heilen Welt steckt oft nichts anderes als Angst. Wer mit einem naiven oder aggressiven Optimismus nichts von Warnungen und Prophezeiungen hören will und glaubt, dies alles werde ohnehin nicht eintreffen, sollte seine Motive hinterfragen. Wir können nicht ins Licht kommen, indem wir vor der Dunkelheit die Augen verschliessen!
Ausserhalb der Dunkelheit ist das Licht unvermindert gegenwärtig, und von dort kommt das echte Licht: die göttliche Hilfe und Inspiration. Nur aus dieser Perspektive ist es möglich, die Dunkelheit als solche zu erkennen und zu durchschauen, frei von Angst und frei von Pessimismus. Denn das neue Zeitalter wird das dunkle ablösen, und in dieser Hinsicht besteht aller Grund zu Hoffnung und Freude. Gerade deshalb ist es tragisch, wenn sich Menschen von falschen Versprechungen zu falschen Hoffnungen verleiten lassen und beim "Erstbesten" hängenbleiben.
„Lasst euch nicht täuschen!“ (Mt 24,4). „Bleibt kritisch und lasst euch nicht verführen. [...] Man wird euch verachten/hassen, weil ihr euch zu mir bekennt. Wer aber bis zum Schluss standhaft bleibt, wird gerettet werden.“ (Mk 13,5 und 13,13)
Wie viele Menschen werden es durchschauen, sollte es zu neuen Verführungen und Täuschungen kommen? „Der Geist, der die ganze Welt verführt [...] Durch seine (technischen?) Wunder wurden alle Menschen getäuscht, die auf der Erde lebten.“ (Offb, 12,9; 13,14)

Aus Armin Risi: "Licht wirft keinen Schatten", S. 60 + 61)


Zitate aus dem Kapitel 7: Unterscheiden, ohne zu urteilen

Wenn Begriffe wie positiv und negativ, Licht und Dunkelheit, gut und böse, göttlich und diabolisch verwendet werden, lautet ein häufiger Einwand, man dürfe nicht urteilen und etwas als "positiv" oder "richtig" und etwas anderes als "negativ" oder "falsch" bezeichnen; das sei dualistisches Denken; man solle nie werten und nie urteilen, denn in Wirklichkeit sei nichts schlecht oder falsch.
Dies ist vor allem in der modernen Esoterik eine weitverbreitete Ansicht, und sie weist auf eine tiefe Wahrheit hin, die aber sehr leicht missverstanden werden kann. Das Thema "nicht urteilen" hängt mit emotionsgeladenen Fragen zusammen: Gibt es Gut und Böse, oder ist dieser Unterschied letztlich nur eine Illusion der Dualität? Was bedeutet dann Gut und Böse in unserer Welt? Was ist mit den Völkermorden und Konzentrationslagern? Wirkten hier satanische Kräfte, oder ist das Böse notwendig für die Entwicklung des Menschen? Verhält es sich vielleicht sogar so, wie es Mephisto sagt (Goethe, Faust I, Zeile 1335 ff.)? Nämlich, er sei „Ein Teil von jener Kraft, / Die stets das Böse will und stets das Gute schafft. So ist denn alles, was ihr Sünde, / Zerstörung, kurz das Böse nennt, / Mein eigentliches Element.“
Ist das Böse also die Kraft, die Gutes schafft?
Hier scheiden sich die Geister, denn jedes Weltbild hat seine eigenen Antworten und Erklärungen. Auch in der modernen Philosophie und Esoterik sorgen diese Fragen nach wie vor für kontroverse Diskussionen. Ein Beispiel hierfür sind die Bücher Gespräche mit Gott, die hier nochmals zitiert werden (siehe S. 60), weil sie zu zentralen Werken der modernen Esoterik geworden sind, und dies nicht ohne Grund. Sie stechen hervor durch scharfsinnige Ausführungen über verschiedenste Themen, vor allem über die alten Gottesbilder, die herkömmlichen Religionen und die damit verbundenen Denkmuster (Dogmenabhängigkeit, strafender Gott, Angst vor Gott, usw.). Dennoch entsteht der Eindruck, dass die Gespräche mit Gott dazu tendieren, ins andere Extrem zu gehen und alles zu relativieren, nicht nur das Urteilen, sondern auch die Notwendigkeit des Unterscheidens.

„Es ist alles relativ. Es ist alles Teil dessen, was ist. Ich liebe das "Gute" nicht mehr als das "Schlechte". Hitler ging in den Himmel ein. Wenn ihr das begreift, begreift ihr Gott. [...] Wiederholen wir noch einmal: Es gibt nichts "Falsches" an irgend etwas.“ (Band 1, S. 103, 231; Hervorhebungen im Originaltext)

Solche Aussagen müssen natürlich im grösseren Zusammenhang gesehen werden, sprechen aber auch für sich, und der Autor, Neale Donald Walsch, hat sie in seinen Seminaren mit denselben Formulierungen (inkl. „Hitler kam in den Himmel“) noch im Jahr 2004 mehrfach wiederholt. Angesichts der Tatsache, dass der Autor Amerikaner und nicht etwa Deutscher ist, sind solche Aussagen einerseits versöhnlich, andererseits aber auch sehr missverständlich, wenn nicht sogar irreführend. Ist wirklich alles relativ? Gibt es nichts "Falsches" an irgend etwas?

„Im gleichen Sinn ist Gottes grösster Moment der Augenblick, in dem ihr erkennt, dass ihr keinen Gott braucht“ (ebd. S. 177).

Gott liebt das "Gute" nicht mehr als das "Schlechte", und letztlich brauchen wir ohnehin keinen Gott, sagt Gott selbst. Gleichzeitig lobt er Präsident Bush sen., propagiert dessen "neue Weltordnung" und kritisiert diejenigen, die dieser Weltordnung gegenüber kritisch sind. Wenn es „nichts ,Falsches' an irgend etwas“ gibt, gäbe es auch an dieser kritischen Haltung nichts Falsches. Warum bezeichnet dann "Gott" die Bush-Kritiker bzw. deren "Interessen" als "beschränkt" und "kleinkariert". Dieser Gott hat anscheinend politische Vorlieben – und widerspricht sich selbst. Und das ist gut, denn dies lehrt zu unterscheiden! „Prüft alles, und das Gute behaltet.“ (1 Thess. 5,21)
Denn nicht alles ist gut...

Aus Armin Risi: "Licht wirft keinen Schatten", S. 213 + 214)

(Red.: Herr Bernt Högsdal wiederum zitiert in seinem guten Buch "Wo ist die Oma jetzt?" Aussagen von Walsch (zu anderen Themen), die mir auch im Vergleich zu Greber, Vay, Emanuel, u.a. haltbar erscheinen.
Laut WB-Fragebogen ist einer unserer Leser von den "Gesprächen mit Gott" ebenfalls sehr angetan.
Meine Meinung: Ich finde das Zitat aus dem Buch von Walsch: „Im gleichen Sinn ist Gottes grösster Moment der Augenblick, in dem ihr erkennt, dass ihr keinen Gott braucht“ entlarvend. Wer könnte ein Interesse daran haben, dass wir keinen Gott brauchen? Eben! Das ist keine Halbwahrheit mehr, sondern eine dicke Lüge. Wer ist der Vater aller Lüge? Wir wissen doch, wer das ist!
Ich habe mir mal die Internetseiten von Walsch angesehen und hatte den Eindruck einer süsslichen, typisch (kommerziell) esoterischen, etwas überladenen Internetpräsenz (Adresse: www.nealedonaldwalsch.com) Die Top-Level-Domain "com" steht für kommerzielle Internetangebote. Walsch macht vermutlich kräftig Kasse mit seinen Büchern, wenn er sich eine so "schöne" und teure Website leisten kann. Na, ja... Fazit: Mir scheinen die jenseitigen Inspirationsquellen von Walsch recht fragwürdig zu sein. – T.F.)


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"Letzte Änderung dieser Seite am 10. Juni 2014"