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Geisteswissenschaft - Religion
(Anm.d.Erf.: Der Artikel stammt von Rudolf Passian aus der Zeitschrift "Wegbegleiter" vom Juli 1996, Nr. 4, I. Jahrgang, S. 139 ff. Anmerkungen des Erfassers stehen in [ ]-Klammern.)

Erd- oder Feuerbestattung?

ZUR EINFÜHRUNG: Hinsichtlich des Sterbevorgangs geschieht nach Carl du Prel mit der "Entseelung des Leibes" zugleich eine "Entleibung der Seele", das heisst, unser Geist-Ich mit seinem Seelenkörper verlässt den physischen Leib und führt fortan eine materiefreie Existenz im sogenannten Jenseits. Dieses wiederum beginnt da, wo unsere Sinne aufhören, uns Eindrücke zu vermitteln. Mit dem Begriff "Seelenkörper" ist unser innerer Leib gemeint, der allen alten Kulturen als solcher bekannt war. Heute verwendet man mehr die Bezeichnung Fluidal- oder Astralkörper. Jeder von uns besitzt ihn. Nach dem Verlassen der materiellen Welt ist er zwar unser Persönlichkeitsträger, aber nicht die einzige feinstoffliche Komponente des Wesens Mensch. Unter bestimmten physiologischen Voraussetzungen kann es zur zeitweiligen Trennung unseres inneren vom äusseren Körper kommen (s. Doppelgänger-Phänomen und ausserkörperliche Erfahrungen), aber sie existieren nicht isoliert voneinander. Ihre Verbindung wird während des Erdenlebens durch eine Art (unsichtbare) Nabelschnur hergestellt, auch "Lebensband" oder "Silberschnur" genannt. Das Zerreissen derselben bedeutet für den physischen Leib den Tod (vgl. Bibel, Prediger 12,6). Eine Wiederbelebung wie bei klinisch Totgewesenen ist dann nicht mehr möglich. Von da an ist das Wesen des Sterbevorgangs - wiewohl nur grob - umrissen. Der Vorgang selbst ist komplizierter, wie alles, was sich an Lebensprozessen in der Natur abspielt.

Zum Thema: In Bezug auf die Fragestellung, ob man der Erd- oder der Feuerbestattung den Vorzug geben sollte, wäre vorerst abzuklären, ob der Leichnam unmittelbar nach seiner Entseelung zur absolut toten Materie wird, und ob es völlig belanglos sei, was mit ihm geschieht? Ferner, ob es als erwiesen gelten darf, dass der abgestorbene Leib in keinerlei biologischer Wechselbeziehung mehr steht zum Seelenkörper seines vormaligen Besitzers?
Hier wäre die Behauptung vom Vorhandensein eines sog. "Ätherkörpers" einer näheren Betrachtung wert. Der Ätherleib galt und gilt in fernöstlichen und esoterischen Lehrsystemen seit jeher als Träger der regenerationsfähigen Lebenskraft und als Verbindungsglied zwischen Astralkörper und physischem Leib (Näheres entnehme man meinen Büchern "Abschied ohne Wiederkehr?", S. 28 und 290 ff., sowie "Wiedergeburt - Ein Leben oder viele?", S. 12 ff., beide erhältlich über Verlag M. Weber, [Schutterwald]). Was aber geschieht mit diesem Ätherleib beim Sterben? - Hellsichtigen Beobachtungen, wie auch esoterischen Lehren zufolge löst er sich bald auf, wobei sein Energiefeld grösstenteils vom Astralkörper aufgesogen wird. Ein Teil jedoch, in Form sogenannten niederen Äthers, verbleibt im Leichnam, um den naturgemäss langsamen Zersetzungsprozess zu gewährleisten.
1878 war in Deutschland, in Gotha, das erste Krematorium in Betrieb genommen worden. Lange hatten sich die Kirchen gegen die als unbiblisch geltende Feuerbestattung gewehrt. Der Widerstand katholischerseits wurde besonders durch einen entsprechenden Kongressbeschluss der italienischen Freimaurer herausgefordert, die mit der Befürwortung der Kremation erklärtermassen das Dogma von der Auferstehung des Leibes (Fleisches) treffen wollten. Überhaupt war damals das Werben für die Leichenverbrennung fast durchweg tendenziös-kirchenfeindlich geprägt (Freimaurer, Freidenker, Kommunisten), und nicht selten hatte die Mitgliedschaft in einem Feuerbestattungsverein den Kirchenaustritt zur Bedingung. Im Laufe der Zeit jedoch lockerte sich die kirchliche Haltung zur Kremationsfrage. Für Katholiken sind bei Verbrennungen das Spenden der Sterbesakramente und die Einsegnung allerdings erst seit dem 5. Juni 1963 erlaubt, sofern die Einäscherung nicht aufgrund einer glaubens- und kirchenfeindlichen Einstellung erfolgte. Im Bereich der evangelischen Landeskirchen gibt es schon seit der Generalsynode von 1925 für Pfarrer keine beschränkenden Vorschriften mehr.
Man könnte nun fragen: Ja, warum dieser kirchlicher Widerstand gegen die Kremierung, da doch im Zeitalter der Scheiterhaufen beide Kirchen massenhaft Menschen - sogar bei lebendigem Leibe - verbrennen liessen?
Der Grund des Verbrennens war folgender: Damals wusste man noch einiges über die (heute als esoterisch-okkult und damit als Phantasterei geltende) grob- und feinstoffliche Konstitution des Menschen. Man war überzeugt, dass der Ätherleib durch den Verbrennungsvorgang stark geschädigt oder gar völlig zerstört würde, so dass hierdurch sog. Vampirismus verunmöglicht, ja überhaupt nachtodliches Manifestieren verhindern werden könne. - Das ist eine uns Heutigen unbekannte Auffassung. Waren demnach Hinübergegangene, deren Erdenleib durch Feuer vernichtet wurde, grundsätzlich ausserstande, sich ihren zurückgelassenen Lieben bemerkbar zu machen?
Nun, die Erfahrung lehrt, dass Kontakte mit uns durchaus möglich bleiben, denn auf unser Ich, unsere Geistpersönlichkeit, haben dreidimensional bedingte Todesursachen und Bestattungsarten keinen dauerhaften Einfluss. Auch der sog. Verbrennungsschock, den ein unwissend Gestorbener erleidet, währt nicht ewig. Andererseits kann ein solcher Schock in gewissem Sinne sogar heilsam sein, indem der oder die Hinübergegangene hierdurch rascher zur Erkenntnis und Akzeptanz dessen kommt, was Gestorbensein in Wahrheit bedeutet. - Doch hören wir hierzu einige Aussagen "von drüben", aus dem sogenannten Jenseits:
Raymond, der im Ersten Weltkrieg in Flandern gefallene Sohn von Sir Oliver Lodge, liess auf die Frage "Wie steht es mit den Körpern, die verbrannt sind?" via Medium sagen: "Wir haben manchmal schreckliche Mühe mit Leuten, die zu schnell verbrannt worden sind... Nicht vor Ablauf von sieben Tagen sollten sie verbrannt werden!"
Ein vor anderthalb Jahren gestorbener Freimaurer, dessen Körper kremiert wurde, äusserte sich über ein Medium mit den Worten: "Ihr habt meinen Körper dem grossen Feuer übergeben. Ich musste ihn lassen und konnte es noch nicht." Diese Aussage ist von erschütternder Tragik. Sein jenseitiger Führer erklärte hierzu: "Ihr, die ihr vom Weiterleben eures eigentlichen Ichs durchdrungen seid, ihr werdet euch frei und erlöst vom Körper trennen. Für euch ist die Bestattung durch Hitze oder Verwesung gleich. Nur die Erdgebundenen und Unwissenden, die nichts von Tod und Weiterleben hören wollten, bäumen sich auf und nehmen das plötzliche Losreissen als körperlich und seelisch empfundenen Schmerz mit hinüber." Der Sprecher empfahl, auch bei Verunglückten, die einen plötzlichen Tod erlitten, von einer Kremation abzusehen. Für Wissende sei dies aber auch in letzterem Falle gleich [egal].
Ein anderer Jenseitiger (in solchen Fällen: ein Mensch ohne physischen Leib) sagte aus, ihm habe die Einäscherung grosse Leiden verursacht, da er "keinen Halt mehr" besass, als sein Körper in den Flammen verging. Es sei ein furchtbares Gefühl, "haltlos durch den Raum geschleudert zu werden". - Andere Jenseitige wiederum erfuhren erst später, was mit ihrer irdischen Hülle geschehen war; sie erlitten demnach nichts Nachteiliges und beklagten sich auch nicht, dass sie keinen Halt mehr empfunden hätten. Jenseitige Sterbehelfer hatten offenbar dafür gesorgt, ihnen den Anblick der Verbrennung zu ersparen. Dass jedoch ein Gestorbener, dessen Erdenleib eingeäschert wurde, sich plötzlich und scheinbar ohne festen Halt hin- und hergeschleudert fühlt, liegt erstens an seiner Unwissenheit, und zweitens an der Sprunghaftigkeit seines Denkens. Im Jenseits sind nämlich unsere Gedanken spontan wirkende Antriebs- und Gestaltungskräfte: wohin und woran man denkt, dort ist man; aber nicht örtlich, sondern zustandsmässig. Jeder Gedanke setzt sich sogleich in (scheinbare) Realität um. Diese Art "Traumumfangenheit" als Zwischenzustand kann sehr qualvoll sein und - nach irdischer Zeitauffassung - Jahre dauern!
Zu Adelma von Vay war von drüben gesagt worden, die Leichenverbrennung habe eine starke Wirkung auf den Astralkörper und sei dem Geist oft schmerzhaft. Die normale Verwesung des abgelegten Leibes hingegen sei naturgemäss (vgl. hierzu den Beitrag "Ist Feuerbestattung ratsam?" im vorigen Heft).
Interessant ist auch die Meinung von Sedir in dem Büchlein "Esoterisches Christentum" (Reichl-Verlag, St. Goar, S. 96). Er empfiehlt, das Begraben einer Verbrennung vorzuziehen, weil jeder Mensch - ausser anderen Aufgaben - eine bestimmte Menge Materie bekomme, um sie zu "heben" (zu evolutionieren, zu läutern, zu "erlösen"), "indem er ihr die Erfahrung der menschlichen Art des Lebens zuteil werden lässt. Ein Kohlenstoffatom z. B. arbeitet zuerst als Mineral, dann als Pflanze, darauf als Tier, gemäss den verschiedenen Stufen des Erdenlebens in jedem dieser drei Reiche. Es wird seinen Zyklus durch Eintritt in ein menschliches Wesen vollenden; sei es, dass es durch die Nahrung, die Atmung oder... auf anderen hyperphysischen Wegen in es gelangt."
Im Buch "Kundgaben" von Ernst Adam (erschienen 1925 in Brasilien) wird ebenfalls zur Frage der Kremation Stellung genommen. Unter Bezugnahme auf die rein materialistischen Argumente der Befürworter ("hygienischer und einfacher als Erdbestattung") heisst es hier, man nehme einfach an, dass mit dem letzten Herzschlag des Sterbens auch jede Gefühlsempfindung aufhöre. Mithin sei es ohne Belang, was mit der nunmehr leblosen Körpermasse geschehe. Das sei aber ein Irrtum. "Das magnetische Nervenband," so wird hier betont, "das als unsichtbares Bindeglied zwischen einem lebensfähigen Leib und seiner unsterblichen Seele dient, löst sich bei Eintritt des Todes nicht sofort auf. Es dauert noch einige Zeit bis diese Loslösung vollkommen stattgefunden hat. Beim ungläubigen oder irdisch gesinnten Menschen, der doch gewöhnlich an seinen Körper auch seelisch stark gefesselt ist und mit ihm alles zu verlieren glaubt - daher nur ungern aus diesem Leben scheidet - dauert es bis zu 72 Stunden, ehe das Nervenband völlig gelöst ist und körperliche Empfindungen sich alsdann auf die Seele nicht mehr übertragen können." Bei gottgläubigen Menschen jedoch, die sich nicht so stark ans Irdische klammerten, löst sich diese "nervliche Verbindung schon nach drei bis vier Stunden." Weiter lautet die Aussage: "Wird nun eine Leiche innerhalb jener Zeit verbrannt, wo Leib und Seele noch in Verbindung stehen, so muss die Seele den leiblichen Verbrennungsprozess mit durchmachen und kann sich nur mit grosser Gewalt, unter entsetzlichen Schmerzen, vom Körper losreissen. Diese Qualen sind furchtbar."
Wilhelm Otto Roesermueller behandelte unser Thema in seinen lesenswerten Schriften "Gegen den Frevel der Feuerbestattung" und "Unsere Toten leben" (jetzt im Turm-Verlag, D-74308 Bietigheim). In letzterer gibt Roesermueller das Erlebnis einer Dame wieder, die an einer Kremationsfeier teilnahm: "Als der Sarg zur Verbrennung in den Ofen fuhr, fühlte sie, wie sich die Heimgegangene in grosser Angst an sie heftete. Es wurde ihr zur schrecklichen Gewissheit, dass die Abgeschiedene grosse Pein mitmachte. Die Dame, die ganz unvoreingenommen zur Kremation gegangen war, konnte fortan keiner solchen mehr beiwohnen."
Der ehedem berühmte Arzt Carl Ludwig Schleich (in "Die Wunder der Seele", S. 303) lehnte die Feuerbestattung aus biologischen Gründen ab und nannte sie einen der grössten Irrtümer der Zivilisation. Das Feuer würde die Nukleinkerne unserer Zellen zerstören und damit latente persönlichkeitsgebundene Energie vernichten.
Doch nun zu den eine Leichenverbrennung befürwortenden Argumenten:
E. W. Dobberkau, szt. Schriftleiter einer bedeutenden grenzwissenschaftlichen Zeitschrift schrieb nach 28jähriger Erfahrung als Hellseher: "Das Feuer löst den geistigen Menschen von seinem Erdenleibe viel schneller und gründlicher als die Verwesung der Leiche im Grabe. Alles Materielle, das den abgeschiedenen Geist mit dem Diesseits verbindet, fällt durch die Verbrennung der Leiche von ihm ab; er wird frei und kann sich ganz seiner Weiterentwicklung im Jenseits widmen, um der Vollendung seiner geistigen Persönlichkeit entgegenzugehen."
Dies ähnelt einer Aussage, die der britische Justizrat Binney auf schreibmedialem Wege empfing: "Das Feuer zerstört nicht den geistigen Körper, sondern es löst ihn vom materiellen Teil und gibt dem Komplement (seiner geistigen Entsprechung) seine eigene Existenz frei." (Robert Friese, "Das Leben jenseits des Grabes", S. 37).
In einer anderen medialen Niederschrift (Rudolf Hein, "Der Fluidalkörper des Menschen", S. 29 ff) wird gesagt, dass nach dem Tode eine mehr oder weniger starke Anziehungskraft zwischen dem Fluidalkörper und dem zurückgelassenen Erdenleib bestünde, die erst mit zunehmender Zersetzung des letzteren nachlasse bzw. aufhöre. Hier sei auch die natürliche Erklärung zu suchen für Vorkommnisse, wo der Ermordete oder tödlich Verunglückte erscheint und die Beerdigung seines unentdeckt gebliebenen Leichnams veranlassen möchte.
Wie bei allen Lebensfragen, so sind auch in Bezug auf unser Thema die Meinungen unterschiedlich. Im allgemeinen jedoch kristallisiert sich die Auffassung heraus, dass der Verbrennungsakt eventuell auch eine positive Seite habe, wenn dadurch der abgeschiedene Mensch schneller zum Bewusstsein der Realität seiner nunmehr anderen Lebensform gelangt und sich daher rascher von den Banden der Materie - auch in seinem Denken - lösen kann (sofern er bis dahin unwissend war). Einem Selbstmörder beispielsweise, so lesen wir bei Franchezzo in "Ein Wanderer im Lande der Geister" (S. 231, jetzt im Turm-Verlag, Bietigheim), würde man mit der Kremation "einen guten Dienst erweisen... Die plötzliche Zerstörung seines irdischen Körpers durch Feuer würde seinem Geist zwar einen heftigen Schlag versetzt haben, hätte ihm aber wenigstens die andauernde Qual des allmählichen Verfalls erspart."
Die alten Ägypter verbrannten ihre Toten nicht. Mit dem kunstvollen Einbalsamieren des Leichnams praktizierten sie vielmehr das entgegengesetzte Extrem: Durch die Konservierung der Materie wurde es nämlich den magiekundigen Priestern möglich, den Geist des Abgeschiedenen in die Mumie zurückzurufen und mit ihm zu sprechen. Bei den Hebräern waren andere Methoden des "Totenbefragens" bekannt, wie aus dem Alten Testament hervorgeht.
Was die Gepflogenheit der rituellen Leichenverbrennung in Indien anbelangt, so gelten dort gewiss keine anderen Naturgesetze als sonstwo, d. h. für die Gestorbenen ist diese Prozedur nachteilig. Dies um so mehr (nach Walter Vogt in der Zeitschrift "Mensch + Geist" Nr. 7/1986, S. 3), als sich dieser Akt - im Gegensatz zur raschen und totalen Kremation bei uns - über Stunden hinzieht und die verkohlten Überreste sodann in den Fluss geworfen werden. Viele grosse Yogis, so bemerkt Vogt, haben sich nicht verbrennen lassen, darunter der berühmte Paramahansa Yogananda.
Alles in allem darf die Erdbestattung als naturgemässer gelten. Wo Feuer die Hauptrolle spielt, da ist - aus spiritueller Sicht - das satanische, das vernichtende, das hasserfüllt-lebensfeindliche Prinzip präsent. Ein Prinzip, dem es z. B. 1945 in Japan gelang, innerhalb weniger Minuten hunderttausende Menschen auf einmal zu kremieren und ihre Heimat in eine radioaktiv verseuchte Höllenlandschaft zu verwandeln... Nur wirkliche Teufel können sich solche "Waffen" ausdenken oder sie anwenden!
Im Zusammenhang mit unserem Thema lehren uns die Ergebnisse der modernen Sterbeforschung ferner, dass die persönlich erreichte ethische Entwicklungsstufe zugleich unsere Lebensqualität nach dem sogenannten Tode bestimmt, ganz gleich, auf welche Weise unser physischer Leib "entsorgt" wurde. Für geistig erwachte Menschen dürfte demnach eine Kremation von untergeordneter Bedeutung sein. Leute ohne höhere Interessen als üblich sollten jedoch ihren Körper, mit dem sie sich zu identifizieren pflegen, besser nicht verbrennen lassen! Für sie ist die Einäscherung ein entsetzliches Schockerlebnis. Angsterfüllt klammern sie sich an ihren Erdenleib, denn sie kennen und wissen nichts anderes. Da aber - wie wir hörten - die Trennung vom Körper mit dem Zerreissen der "Silberschnur" noch keineswegs restlos vollzogen ist, müssen sich hunderte feiner Nervenfäden" erst allmählich lösen; und das geht offenbar bei ethisch höherstufigen und gottverbundenen Menschen leichter und rascher vonstatten. Ein solcher Mensch schätzte das Wesen der vergänglichen Materie richtig ein, d. h. er gab "dem Kaiser" (der Materie) "was des Kaisers ist und Gott, was Gottes ist" (Matth. 22,21). Befreit von den Hemmnissen derselben, wendet sich ein solcher Mensch dankbar und glücklich dem Licht zu, d. h. seinem neuen Leben, im Sinne von Goethes Worten: "Zu neuen Ufern lockt ein neuer Tag!"
Selbstverständlich bleiben unsere Hinübergegangenen mit ihren zurückgelassenen Lieben innig verbunden; wie könnte es anders sein? Nur wenn sie unseren verzweifelten Trauerschmerz verspüren, wird ihre neue Daseinsfreude getrübt. Als Wissende sollten wir daher abgrundtiefes Trauern und Wehklagen vermeiden, schon aus Liebe zum oder zur Dahingegangenen, und in der tröstlichen Gewissheit des Verbundenbleibens über das Grab hinaus, bis zum dereinstigen glücklichen Wiedersehen in einer besseren Welt! -

Rudolf Passian


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Letzte Änderung am 24. Juni 2000