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Grenzwissenschaften - Parapsychologie
(Anm.d.Erf.: Der Artikel von Prof. Dr. Werner Schiebeler stammt aus der Zeitschrift "Wegbegleiter" vom Januar 1997, Nr. 1, II. Jahrgang, S. 26ff.
Kommentare des Erfassers stehen in []-Klammern.)

Geheimnisvolle Fussspuren in einer Malerwerkstatt

ÜBERSICHT: Im März 1991 entstanden im Abstand von drei Wochen in einer Malerwerkstatt auf einem Stapel eingestaubter Holztüren zwei Laufspuren von unbeschuhten Füssen eines Wesens, das höchstens 70 cm gross gewesen sein kann, aber bestimmt kein irdisches Kind war. Die Spuren kamen aus dem "Nichts" und endeten im "Nichts". Aber wer erzeugte sie, und was bezweckte er damit? - Dieses als paranormal einzustufende Ereignis wird im Vergleich zu früher erfolgten Vorgängen besprochen, bei denen "materialisierte" Hände und Füsse unter kontrollierten Bedingungen Abdrücke ihres vorübergehenden Vorhandenseins hinterliessen.

Am 27. März 1991, abends um 20.35 Uhr, rief mich der Malermeister Ernst Brandt aus Baindt, einer Ortschaft 7 km nördlich von Ravensburg, an und berichtete mir, dass in seiner Malerwerkstatt vor einigen Wochen und erneut am heutigen Tag in der Mittagspause ganz seltsame Fussspuren von nackten Füssen eines kleinen Kindes aufgetreten seien. Niemand von seiner Familie könne sich die Entstehung erklären, da niemals ein kleines Kind, und schon gar nicht barfuss, in seine Werkstatt gekommen sei. Er fragte mich, ob ich mir die Sache nicht einmal ansehen und eine Erklärung dazu geben wolle. Zu erwähnen ist hier, dass die Ehefrau des Malermeisters und seine 26 Jahre alte Tochter, eine Arzthelferin, meine Vorlesung über Parapsychologie und Parapsychophysik an der Fachhochschule Ravensburg besucht hatten. Die Familie war also darüber unterrichtet, dass es manchmal seltsame und unerklärliche Vorgänge in unserer Welt gibt.
Am nächsten Vormittag suchte ich, ausgerüstet mit zwei Fotokameras und Massstab, die Malerwerkstatt auf. Familie Brandt bewohnte ein zweistöckiges, freistehendes Wohnhaus mit angebauter ebenerdiger Malerwerkstatt. Das Malergeschäft betrieb Herr Brandt mit seinen zwei Söhnen, 18 und 25 Jahre alt. In der Werkstatt lagerten in einer Ecke seit langem zwei Stapel von Holztüren (Abb. 1 ). Unmittelbar davor wurden häufig Schleifarbeiten, besonders an Autotüren, ausgeführt. Als Folge davon hatte sich eine dickere Staubschicht auf den Holztüren abgesetzt.
[ Bild 2: Schema der gestapelten Holztüren mit den entstandenen Fussspuren. ]
Etwa drei Wochen zuvor war zufällig bemerkt worden, dass auf dem linken Stapel eine Laufspur von nackten "Kinderfüssen" ziemlich diagonal von rechts vorne nach links hinten entstanden war (Abb. 2 und 3). Es handelte sich um den Abdruck von neun rechten und neun linken Füssen. Keiner konnte sich die Entstehung erklären. Niemand hatte ein Kind in der Werkstatt gesehen, das nach der Kleinheit der Fussabdrücke jünger als sechs Monate hätte sein müssen, also eigentlich noch gar nicht hätte laufen können. Ausserdem war die Jahreszeit noch sehr kalt. Kein Mensch wäre auf den Gedanken gekommen, schon barfuss herumzulaufen. Man liess die Angelegenheit aber zunächst auf sich beruhen. Man wunderte sich zwar, wischte die Fussabdrücke aber nicht weg und beobachtete die Türen, ob vielleicht weitere Spuren entstünden.
Am 27. März war vormittags der Zustand noch unverändert, als man um 12.00 Uhr zur Mittagspause die Werkstatt abschloss. Als um 14.00 Uhr die Werkstatt wieder aufgeschlossen wurde, war eine neue Laufspur auf dem linken Türenstapel zu sehen, diesmal quer von links nach rechts, jeweils vier linke und vier rechte Fussabdrücke (Abb. 4). Der Form nach stammten sie von denselben Füssen, die auch schon etwa drei Wochen zuvor die erste Spur verursacht hatten. Die Familie Brandt war diesmal aufs höchste erstaunt, zumal sie sicher war, dass in der Mittagszeit kein Fremder in die abgeschlossene Werkstatt gelangt sein konnte, denn auch alle Fenster waren geschlossen gewesen.
[ Bild 2 u. 3: Fussspuren von Anfang März 1991, diagonal von rechts unten nach links oben verlaufend ]
Als ich am 28.3.91 die Werkstatt besichtigte, bot sich folgendes Bild:
Die Fussspuren waren mit dem Auge gut zu erkennen, wegen des geringen Kontrastunterschiedes mit der eingestaubten Umgebung fotografisch im Schwarz-weiss-Bild aber nicht so sehr gut darstellbar (Abb. 2 bis 4). Die Fusslänge der Abdrücke betrug im Mittel etwa 9,5 cm. Die linken Abdrücke waren ein wenig länger als die rechten. Die Abdrücke waren solche von nackten, unbeschuhten Füssen. Aber waren es Kinderfüsse? Die Tochter der Familie, die ja Arzthelferin war, machte mich gleich darauf aufmerksam, dass das keine Abdrücke von Kinderfüssen seien, sondern von verkleinerten Erwachsenen-Füssen. Sie habe bei ihrer Tätigkeit genügend Kinderfüsse gesehen. Kleine Kinder verfügten noch über keine Fusswölbung, sondern hätten noch ausgesprochene Plattfüsse. Diese Fussabdrücke hier wiesen aber bereits eine ausgeprägte Fusswölbung auf. Auffällig waren auch die stark verlängerten grossen Zehen. Derartiges wird bei kleinen Kindern ebenfalls nicht beobachtet.
Als Vergleichsobjekte standen mir zwei eigene Enkelkinder zur Verfügung. Das jüngere, 6 Monate und 13 Tage alt und 66 cm gross, hatte eine Fusslänge von 10 cm (Abb. 5), also ziemlich genau den Abdrücken auf den Türen entsprechend. Der Abdruck zeigt noch keinerlei Fusswölbung. Das ältere Enkelkind, beide weiblich, war 5 Jahre und 4 Monate alt, 128 cm gross und hatte eine Fusslänge von 17 cm (Abb. 6). Hier fällt die bereits ausgeprägte Fusswölbung auf. Die beiden Fussabdrücke sind übrigens keine Laufspuren, sondern ich habe die Füsse selbst mit äusserster Behutsamkeit auf die Unterlage aufgesetzt und wieder abgehoben, um gute Abdrücke zu erzielen.
[ Fusspuren vom 27. März 1991, quer von links nach rechts verlaufend, in der linken Hälfte kreuzt die diagonale Spur von Anfang März 1991 ]
Bei den Fussspuren in der Malerwerkstatt fällt weiter auf, dass mehrere von ihnen einen zentralen dunklen Streifen aufweisen. Hier handelt sich um eine Anhäufung von Staub. Diese entsteht, wenn beim schnellen Abheben des Fusses die Luft unter der Fusssohle zusammenströmt und dabei den Staub mitnimmt. Ich konnte mit meiner eigenen nackten Hand beim Auflegen und schnellen Abheben gleichartige Strukturen erzeugen. Es müssen also wirkliche, materielle Füsse diese Laufspuren erzeugt haben. Aber wem gehörten sie, und woher kamen sie? Es muss ein sehr kleines Wesen gewesen sein, höchstens 60 bis 70 cm gross. Vielleicht ein Zwerg? Wie aber kam es überhaupt auf den 48 cm hohen Stapel herauf? Ein Liliputaner hätte das ohne Leiter gar nicht geschafft. Und wo blieb es bei der diagonalen Spur, die zwischen einem Pappkarton und einer Dämm-Mattenrolle endet? Dort hätte es gar nicht normal weiterlaufen können. Ging es durch die Wand hindurch, oder löste es sich in Luft auf? Fragen über Fragen. Eine normal-irdische Erzeugung der Fussspuren halte ich für ausgeschlossen. Ein dazu passendes menschliches Wesen gibt es nicht, und wenn es dieses gäbe, hätte es nicht unbemerkt in die Werkstatt gelangen können. Wir müssen das Ganze also als ein paranormales Geschehen ansehen, ohne die Hintergründe angeben zu können. Aber wer oder was wollte dort auf sich aufmerksam machen und ein Zeichen seiner Existenz geben? Wir wissen es nicht. Bis zum heutigen Tage hat es keinen ähnlichen Vorgang mehr in der Werkstatt und Familie gegeben. Es war ein zweimaliges, isoliertes Geschehen.
Nach möglichen Nebenumständen habe ich die Familie Brandt eingehend befragt. Die Familie, bestehend aus dem Elternpaar und drei erwachsenen Kindern, machte einen normalen, wirklichkeitsbezogenen und nicht überspannten Eindruck. Es traten keine familiären Spannungen in Erscheinung. Im ersten Stock des Wohnhauses wohnte eine Familie K. Der Ehemann Franz K. hatte sich im Juni 1988 mit etwa 37 Jahren wegen Eheschwierigkeiten das Leben genommen. Er fuhr sein Auto in den Wald, legte vom Auspuff einen Schlauch in das Auto und vergiftete sich. Waldarbeiter fanden ihn später. Er hinterliess eine Frau und ein damals zweijähriges Kind, das 1991 fünf Jahre alt geworden war. Die Frau wohnte mit dem Kind und inzwischen einem Freund weiterhin in dem Haus der Familie Brandt. Das Kind kam aber niemals in die Werkstatt und war inzwischen für die Fussspuren schon viel zu gross. Auch in der Nachbarschaft gab es keine Kinder, auch keine verstorbenen, die für die Fussspuren in Frage gekommen wären.
[ Abb. 5 und 6: Fussabdruck eines sechs Monate alten Kindes ohne Fusswölbung (l.), Fussabdruck eines fünf Jahre alten Kindes. ]
Nun sind Fuss- und Handabdrücke bei parapsychologischen Vorgängen nichts Neues. Es hat sie in den letzten 150 Jahren reichlich gegeben. Bei vielen Medien, besonders bei den sogenannten Materialisationsmedien, traten nicht nur Vollphantome, sondern oft auch losgelöste "menschliche" Gliedmassen, also Arme, Hände oder Füsse, vorübergehend in Erscheinung. Sie waren materiell voll ausgebildet, waren anfassbar, wiesen Körperwärme auf und konnten materielle Handlungen ausführen, beispielsweise die beobachtenden Menschen kneifen oder Gegenstände bewegen. Die Berichte der verschiedensten wissenschaftlichen Beobachter aus unterschiedlichen Zeiten habe ich in der Monographie (W. Schiebeler: "Zeugnis für die jenseitige Welt") mit dem Bildmaterial zusammengestellt. Von diesen materialisierten, paranormalen Gliedmassen wurden nicht nur Photoaufnahmen sondern oft auch Abdrücke gemacht, auf Papier, auf Wachs und in Gips. Zwei Beispiele möchte ich hier anführen.

Henry Slade

Ein bekanntes und bedeutendes Medium für physikalische Phänomene des vorigen Jahrhunderts [ 19. Jahrhundert ] war der amerikanische Zahnarzt Henry Slade (1836-1905, nach anderen Angaben bis 1909). Er wurde von zahlreichen Wissenschaftlern Amerikas und Europas untersucht, u. a. auch von dem deutschen Physiker Prof. Friedrich Zöllner (1834-1882). Er war Ordinarius für Astrophysik in Leipzig und der Begründer dieses Wissenschaftszweiges. Anlässlich zweier Europareisen von Slade experimentierte auch Zöllner mit ihm in den Jahren 1877 und 1878. Zöllner vertrat als Astrophysiker die Hypothese, dass unser Weltall ausser unseren uns geläufigen und erfahrbaren drei Raumdimensionen (Höhe, Breite, Tiefe) noch eine vierte Raumdimension aufweise. Ihr Vorhandensein versuchte er durch paraphysikalische Versuche nachzuweisen. Er vermutete, dass jenseitige Wesenheiten, "Spirits" wie Slade sie nannte, unter Ausnutzung der vierten Raumdimension Handlungen ausführen könnten, die uns Menschen undurchführbar sind, wie z. B. Transport von Gegenständen in allseitig umschlossene Räume oder das Schlagen von Knoten in geschlossene Schlaufen. Bei seinen Versuchen wirkten die sehr bekannten Physiker Prof. Wilhelm Weber (1804-1891 ) und Prof. Gustav Theodor Fechner (1801-1887) und der Mathematikprofessor Wilhelm Scheibner (1826-1908) mit. Dabei traten u. a. auch materialisierte "menschliche" Gliedmassen auf.
Bei einem derartigen Versuch, der am 8. Mai 1878 von 20.20 Uhr bis 20.35 Uhr in einem hellerleuchteten Zimmer in Zöllners Wohnung stattfand, nahmen ausser dem Medium Slade und Zöllner als weitere Beobachter Prof. Wilhelm Weber, Prof. Fechner und Prof. Scheibner teil. Zöllner berichtet (Zöllner: "Wissenschaftliche Abhandlungen", Bd. II/2, S. 913 und Schiebeler: "Zeugnis für die jenseitige Welt", S. 69):
[ Bemerkung 1: Die folgenden beiden Abschnitte sind im Original-Artikel im WB kursiv gedruckt. Der Erfasser hat der Deutlichkeit halber Normalschrift gewählt. ]

" Wahrend nun hierbei Slades Hände mir stets sichtbar ruhig auf der Tischplatte lagen, erschien plötzlich eine grosse Hand dicht vor mir unter dem Tischrande auftauchend Alle Finger der Hand bewegten sich schnell und ich konnte dieselbe während einer Zeit von mindestens zwei Minuten genau beobachten. Die Farbe der Hand war etwas fahl und spielte schwach ins Olivengrüne. Während ich nun Slades Hände stets vor mir auf dem Tisch liegen sah und er selbst zu meiner Linken am Tisch sass, stieg die oben erwähnte Hand plötzlich pfeilschnell noch höher und umfasste mit kräftigem Druck meinen linken Oberarm über eine Minute lang. Da meine Aufmerksamkeit ganz durch die Beobachtung der fremden Hand in Anspruch genommen war und der Griff nach meinem linken Oberarm so plötzlich, kräftig und für mich unerwartet geschah, so bin ich nicht imstande, etwas über die Beschaffenheit des Armes zu sagen, der die Verbindung der Hand mit dem Tischrand herstellte. Als diese Hand verschwunden war und Slades Hände nach wie vor auf dem Tisch lagen, wurde ich an meiner rechten Hand, welche während dieser vier Minuten noch immer die oben erwähnte Tafel unter den Tisch hielt, so heftig gekniffen, dass ich unwillkürlich laut aufschreien musste. Mit dieser Manifestation schloss die betreffende Sitzung.
Zur Vervollständigung des obigen Berichts über die im vorigen Jahr in Gesellschaft meiner Freunde und Kollegen Fechner, Wilhelm Weber und Scheibner stattgefundenen Erscheinungen von sicht- und tastbaren menschlichen Händen, erlaube ich mir nachträglich zu erwähnen, dass am 15. Dezember 1877 vormittags 11. 30 Uhr, als Wilhelm Weber und ich wiederum mit den früher erwähnten magnetischen Experimenten in Gegenwart Slades beschäftigt waren, plötzlich unter dem Tisch der Rock Webers aufgeknöpft, ihm die goldene Uhr aus seiner Westentasche genommen und ihm leise in seine unter den Tisch gehaltene rechte Hand gelegt wurde. Während dieses Vorgangs, der etwa drei Minuten in Anspruch nahm und von Weber in seinen einzelnen Phasen genau beschrieben wurde, befanden sich selbstverständlich Herrn Slades Hände vor unsern Augen auf dem Tisch und seine seitwärts übereinandergeschlagenen Beine in einer solchen Position, dass von einer Benutzung der letzteren nicht die Rede sein konnte. Die Sitzung selbst fand in meiner Wohnung in dem durch vier grosse Fenster hellerleuchteten Eckzimmer statt. "

Um einen bleibenden Eindruck einer solchen Hand zu erhalten, berusste Zöllner ein weisses Blatt Papier über einer Petroleumlampe und klebte es dann auf ein Holzbrett. Dieses wurde am nächsten Tag bei einem neuen Versuch unter den Tisch gelegt, an dem Zöllner, Wilhelm Weber und Slade Platz genommen hatten und wo sie zunächst mit magnetischen Experimenten beschäftigt waren (Slade konnte nämlich mit blossen Händen Stahlstricknadeln magnetisieren). Zöllner hoffte, dass er im Verlauf dieser Sitzung einen Handabdruck auf dem berussten Papier erhalten werde. Er berichtet darüber (Zöllner: "Wissenschaftliche Abhandlungen Bd. II/1, S. 345): [ Bemerkung 1: siehe oben, kursiv im Original ]

" Plötzlich wurde das Brett unter dem Tisch kräftig, etwa einen Meter weit, hervorgestossen, und als ich dasselbe aufhob, befand sich auf demselben der Abdruck eines nackten linken Fusses. Sofort ersuchte ich Slade aufzustehen und mir seine beiden Füsse zu zeigen. Es geschah dies in der bereitwilligsten Weise. Nachdem er seine Schuhe ausgezogen hatte, wurden die Strümpfe auf etwa anhaftende Russteilchen untersucht, jedoch ohne jedweden Erfolg. Hierauf musste Slade seinen Fuss auf einen Massstab setzen, wobei sich ergab, dass die Länge seines Fusses vom Hacken bis zu grossen Zehe 22,5 cm betrug, während die Länge des Fussabdruckes zwischen denselben Stellen nur 18,5 cm betrug.
Nach zwei Tagen, am 17. Dezember 1877, abends 20. 00 Uhr, wiederholte ich diesen Versuch, nur mit dem Unterschied, dass an Stelle des oben erwähnten Brettes (46 cm lang und 22 cm breit) eine Schiefertafel benutzt wurde, deren vom Holzrand nicht bedeckte Schieferfläche 14,5 cm breit und 22 cm Iang war. Auf die nicht bedeckte Schieferfläche klebte ich einen halben Bogen Briefpapier (Bath), welcher beschnitten genau dieselben Dimensionen der Schieferfläche besass. Unmittelbar vor der Sitzung und in Gegenwart von Zeugen berusste ich selbst in der oben beschriebenen Weise die Papierfläche. Hierauf wurde die Tafel, wie früher das Brett, mit der berussten Seite nach oben, unter den Tisch gelegt, an welchem wir sassen. Auf ein gegebenes Zeichen erhoben wir uns nach etwa vier Minuten, und auf der Tafel befand sich wiederum der Abdruck desselben linken Fusses, den wir zwei Tage früher auf dem oben näher bezeichneten Brett erhalten hatten. Ich habe diesen Abdruck auf Tafel X, Bd. II/1 in verkleinertem Massstab fotographisch mit dem Massstab [ zusammen ] reproduzieren lassen. " (Hier Abb. 7)

Nachdem dieser Versuch so ungewöhnlich erfolgreich verlaufen war, dachte sich Zöllner noch eine besonders eindrucksvolle Abwandlung der Versuchsanordnung aus. Er meinte, dass es einem Geistwesen aus der vierten Raumdimension heraus möglich sein müsste, einen Fussabdruck auch in einem ganz eng umschlossenen Raum zu erzeugen, und berichtet dazu (Zöllner: "Wissenschaftliche Abhandlungen", Bd. II/1, S. 349): [ Bemerkung 1: siehe oben, kursiv im Original ]

" Um derartiges als beobachtete Tatsache zu erlangen, nahm ich eine von mir gekaufte Doppeltafel (book-slate), d h. zwei Tafeln, welche an der einen Seite mit Scharnieren aus Messing wie ein Buch zum Aufklappen miteinander verbunden waren. Beide Tafeln beklebte ich (in Abwesenheit Slades) im Inneren auf den einander zugewandten Seiten, wie oben beschrieben, mit einem halben Bogen von meinem Briefpapier, welches unmittelbar vor der Sitzung in der angegebenen Weise gleichmässig mit Russ überzogen wurde. Diese Tafel schloss ich und bemerkte gegenüber Herrn Slade, dass, wenn meine Theorie von der Existenz intelligenter vierdimensionaler Wesen in der Natur begründet sei, es für dieselben ein leichtes sein müsste, die bisher nur auf offenen Tafeln erzeugten Fussabdrücke auch im Inneren der verschlossenen Tafeln herzustellen. Slade lachte und meinte, dass dies absolut unmöglich sein würde. Selbst seine 'spirits', welche er befragte, schienen anfangs über diesen Vorschlag sehr betroffen zu sein, antworteten aber schliesslich doch mit der stereotypen vorsichtigen Antwort auf einer Schiefertafel: 'we will try it' (wir wollen es versuchen). Zu meiner grössten Überraschung willigte Slade ein, dass ich mir die geschlossene Doppeltafel (die ich nach ihrem von mir selbst hergestellten Überzug mit Russ nicht aus meinen Händen gab) während der Sitzung auf meinen Schoss Iegte, so dass ich sie stets zur HäIfte beobachten konnte (bei den früheren Versuchen waren das Brett und die Tafel offen auf den Fussboden unter den Tisch gelegt worden).
Wir mochten in dem hell erleuchteten Zimmer etwa fünf Minuten an dem Tisch gesessen haben, die Hände in der gewöhnlichen Weise mit denen SIades oberhalb des Tisches verbunden, als ich plötzlich zweimal kurz hintereinander fühlte, wie die Tafel auf meinen Schoss herabgedrückt wurde, ohne dass ich das geringste Sichtbare wahrgenommen hatte. Drei Klopflaute im Tisch kündigten an, dass alles vollendet sei, und als ich die Tafel öffnete, befand sich im Inneren auf der einen Seite der Abdruck eines rechten, auf der anderen derjenige eines linken Fusses, und zwar desselben, den wir bereits an den beiden vorhergehenden Abenden erhalten hatten. "

[ Abb. 7: Paranormaler Abdruck eines "Männerfusses" auf berusstem Papier bei Prof. Zöllner am 17.12.1877, Medium Henry Slade ]
Diese beiden Fussabdrücke sind in F. Zöllner: "Wissenschaftliche Abhandlungen" (Bd. III, Tafel II) und W. Schiebeler: "Zeugnis für die jenseitige Welt" (Bild 101, S. 172) wiedergegeben. In dieser Abhandlung ist nur der erste einfache Abdruck in Abb. 7 dargestellt. Eine Beurteilung der Bilder ergibt, dass es sich um Abdrücke von Männerfüssen handelt, die nach irdischen Begriffen durch Schuhwerk stark eingeschnürt waren. Dadurch ist beim linken Fuss die zweite Zehe durch die Nachbarzehen emporgedrückt worden und kam dadurch nicht mehr zum Abdruck. Es entstand eine sogenannte Hammerzehe. Ausserdem sind die Füsse nicht im Ganzen auf das berusste Papier aufgesetzt worden, sondern, da die Tafeln nicht gross genug waren, in zwei Stufen. Vorderfuss und Hacken sind jeweils getrennt nacheinander aufgesetzt worden. Dadurch erscheinen die Füsse stark verkürzt. Auf Abb. 7 ist dies gut daran zu erkennen, dass die linke äussere Fusskante nicht durchgehend ist, wie das bei einem einmalig vollständigen Aufsetzen der Fall sein müsste.

Margery Crandon

In besonders reichem Ausmass konnte die paranormale Bildung von Händen bei dem amerikanischen Medium Margery Crandon, geb. Stinson (geb. Ende des vorigen Jahrhunderts [19.Jhd], gest. 1941 ), beobachtet werden. Sie war die Ehefrau eines Bostoner Chirurgen Dr. L. R. G. Crandon. Der Bruder des Mediums, Walter S. Stinson, starb 1911 als junger Mann. Ab 1923 entwickelte sich bei Margery Crandon eine Medialität in der Weise, dass sich durch sie eine Wesenheit kundgab, die behauptete, ihr verstorbener Bruder Walter zu sein. Dieses Kundgeben geschah u. a. durch die sogenannte direkte Stimme, d. h. eine frei im Raum entstehende, gut verständliche paranormale Stimme, mit der man sich fliessend unterhalten konnte. Von den Familienangehörigen wurde die Stimme als die des verstorbenen Walter Stinson erkannt.
Die zweite Art von Phänomenen bestand in einer vorübergehenden Materialisierung (d. h. paranormalen Bildung) des Armes von "Walter". Das geschah meistens aus dem Körper und aus dem Gewand des Mediums heraus aber auch losgelöst von ihm. Gelegentlich traten auch die Arme und Hände anderer Wesenheiten in Erscheinung. Ab Herbst 1929 befasste sich der Ingenieur und Instructor an der Graduate School of Engineering der Harvard Universität Brackett Thorogood mit den Phänomenen der Margery Crandon. Da immer wieder behauptet wurde (und das bis zum heutigen Tag), dass alle Phänomene nur auf Trick und Schwindel beruhten, wurde er im Juni 1931 offiziell von der American Society for Psychical Research als Research Consultant eingesetzt, um Margery Crandon sorgfältig zu untersuchen. Er hat darüber 1932 und 1933 die sehr umfangreichen Berichte (Thorogood: "The 'Margery' Mediumship" und "The 'Margery' Mediumship, the 'Walter' Hands") veröffentlicht. Darin legt der Ingenieur dar, dass er nach eingehenden Untersuchungen und Beobachtungen zu dem Ergebnis der Echtheit der Phänomene der Margery Crandon gekommen sei. So weit er ihnen beigewohnt habe, seien sie nicht durch Täuschung hervorgebracht worden.
Erstmals am 30. Juli 1926 ging man bei den Versuchen mit Margery Crandon dazu über, von den sich bildenden Händen Finger- und Handabdrücke zu nehmen. Bis 1933 wurden mehr als 200 solcher Abdrücke unterschiedlicher Güte erzielt. Man fertigte sie mit sogenanntem Zahnwachs der Marke "Kerr" an. Das war eine Substanz, die Zahnärzte für Gebissabdrücke verwendeten. Auf diese Weise erhielt man zahlreiche sehr gute und ausgeprägte Finger- und Handabdrücke, die an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig liessen. Einer entstand sogar in einem verschlossenen Holzkasten. Die meisten von ihnen stammten von dem Wesen "Walter" und waren daher untereinander im wesentlichen gleich (Thorogood: "The 'Margery' Mediumship, the 'Walter' Hands", S. 10). Manchmal erschienen sie auch spiegelverkehrt, sowie teils negativ, teils positiv. Letzteres soll bedeuten, dass das, was von den Finger-Tastlinien in dem einen Abdruck erhaben war, im nächsten Abdruck vertieft erschien und umgekehrt. Thorogood bemerkt, dass man derartiges mit einem menschlichen Finger nicht hervorrufen könne und dass man, wenn man es betrügerisch erzeugen wolle, sehr viele verschiedene Formen haben müsse. Solche Formen liessen sich aber nicht ständig unbemerkt in die Sitzungen einschmuggeln. Ausserdem habe er auch Abdrücke erzielt, wenn er mit dem Medium allein in einem verschlossenen Raum gewesen sei, also kein Helfershelfer habe mitwirken können. Eine Auswahl der Abdrücke hat Thorogood in seinen Veröffentlichungen (Thorogood: "The 'Margery' Mediumship" und "The 'Margery' Mediumship, the 'Walter' Hands",) wiedergegeben.

Franek Kluski

In reichem Masse konnten isoliert auftretende und sich bewegende materialisierte "menschliche" Hände, manchmal auch Füsse, neben anderen Erscheinungen bei dem polnischen Medium Franek Kluski (Pseudonym) beobachtet werden. Es handelte sich bei ihm um einen damaligen leitenden Bankbeamten und Schriftsteller in Warschau, der 1874 geboren wurde. Um die Jahreswende 1917/18 entdeckte er bei Besuchen von Sitzungen mit dem polnischen Materialisationsmedium Jan Guzyk seine eigenen medialen Fähigkeiten. In den folgenden Jahren entwickelte sich diese Gabe in erstaunlichem Masse und wurde nicht nur in Warschau untersucht, sondern auch in Paris im Laboratorium des Institut Métapsychique International. Die Pariser Untersucher waren der Direktor dieses Institutes der Arzt Dr. Gustave Geley (1868-1924), der französische Physiologe und Inhaber des Nobelpreises von 1913 Prof. Charles Richet (1850-1935), der französische Astronom Prof. Nicolas Camille Flammarion (1842-1925) und einige weitere wechselnde Beobachter. Bei Kluski konnten im Laufe der Jahre neben den anschliessend genauer besprochenen Erscheinungen noch folgende Vorgänge beobachtet werden: Paranormale Bewegung und Erhebung (Levitation) von Tischen, anderen Gegenständen und von Personen (Medium und Sitzungsteilnehmer). Paranormale Licht- und Leuchterscheinungen der verschiedensten Art. Paranormale Klopftöne und automatisches Schreiben des Mediums in Halbtrance oder Volltrance unter Einfluss jenseitiger Wesenheiten. Paranormale magnetische Vorgänge und die Bildung (Materialisation) vollständiger "Lebewesen" (Menschen und Tiere).
Hier soll zunächst die paranormale Bildung losgelöster menschlicher Gliedmassen besprochen werden (Geley: "Materialisationsexperimente mit M. Franek Kluski"). Die Versuche fanden Ende 1920 im Institut Métapsychique International in Paris statt. Als Versuchsraum diente ein Zimmer der Grösse 5 m mal 9 m, ohne Fenster, aber mit zwei Türen, die während der Versuche abgeschlossen wurden. Ausser Kluski, der auf einem einfachen Stuhl sass, waren nur die Untersucher anwesend. Zwei von ihnen, je einer zu seiner Rechten und Linken, hielten ihm während der ganzen Versuchsdauer die Hände. Auch die übrigen Teilnehmer gaben einander der Hände und bildeten auf diese Weise eine geschlossene "Kette". Die Beleuchtung bestand wegen der bekannten Lichtempfindlichkeit der ektoplastischen Gebilde aus dunkelrotem Licht einer 50-Watt-Glühbirne.
Kluski verhielt sich während der ganzen Dauer der Sitzungen fast völlig ruhig (Geley: "Materialisationsexperimente mit M. Franek Kluski", S. 20). Die einzige Bewegung, die er manchmal während des Trancezustandes machte, bestand darin, dass er seine Stirn auf den vor ihm stehenden Tisch legte oder seinen Kopf an die Schulter eines der Kontrollierenden anlehnte. Seine Hände bewegten sich niemals. Nach Beginn der Sitzung fiel Kluski sehr schnell in einen halbtranceartigen Zustand, blieb dabei aber bei Bewusstsein und konnte daher die Erscheinungen selbst mit beobachten. Jedoch liess jeder Willensakt oder jeder Versuch einer sonstigen aktiven Beteiligung Kluskis die Vorgänge sofort aufhören. Völlige Passivität des Mediums war also unbedingt erforderlich. Um sie in genügendem Masse zu erreichen, fiel Kluski auch manchmal in Volltrance. Nach Sitzungsbeginn entwickelten sich die Vorgänge meist ziemlich schnell. Puls und Atmung beschleunigten sich dabei etwas. Dr. Geley berichtet vom 14. November 1920 (ebenda, S. 28): [ Bemerkung 1: siehe oben, kursiv im Original ]

"Prof. Richet kontrollierte die linke Hand des Mediums. Plötzlich sah ich aus der linken Seite des Mediums eine weisse Masse hervorgehen, die fast augenblicklich die Form einer Hand annahm und sehr lebhaft vorrückte, bis sie den Arm des Professors berührte. In demselben Augenblick rief letzterer, der diese Hand noch nicht gesehen hatte: 'Ich bin berührt worden.' Wahrscheinlich ereignete sich dieselbe Tatsache mehrmals, blieb aber unbemerkt. "

Über die Sitzung vom 20. November 1920 berichtet Geley ("Materialisationsexperimente mit M. Franek Kluski", S. 30): [ Bemerkung 1: siehe oben, kursiv im Original ]

"Ich hielt die linke und Graf Julius Potocki, die rechte Hand des Mediums. Die Kontrolle war vollkommen. Unter anderen bedeutenden Phänomenen sah ich plötzlich eine lange und feine Hand am Ende eines Armes, die sich unter meinen Augen bildete und sich an dem Medium vorbei quer durch den Zirkel bewegte in der Richtung auf Madame Geley zu, die mir gegenüber sass. Die ganze Hand und auch Unter- und Oberarm waren sichtbar. Es handelte sich um eine männliche Hand von schöner Form. Das Handgelenk war fein entwickelt, Unter- und Oberarm waren mit einem Gewebe aus weissem Leinen mit regulären Längsfalten bekleidet. (Das Medium trug einen schwarzen Paletot) Nach der Berührung der Madame Geley verschwand das Gebilde. "

Diese Hände berührten oftmals die anwesenden Beobachter. Dabei fühlten sie sich warm an, wie "lebende" Hände bei normaler Temperatur. Sie streiften oder streichelten besonders Hände, Arme oder Kopf der Experimentatoren. Die Berührungen waren stets weich und sanft, niemals heftig oder grob (ebd., S. 30). Oft bewegten sie vorhandene Gegenstände, und manchmal waren sie auch selbstleuchtend.

Paraffinformen

Um das Auftreten dieser Gliedmassen nicht nur subjektiv, sondern auch objektiv nachweisen zu können, wurden von ihnen Paraffinformen hergestellt, die später mit Gips ausgegossen wurden. Das Verfahren dazu war folgendes (ebd., S. 36): In etwa 60 cm Abstand von dem Medium stand auf einem Tisch ein Gefäss von 30 cm Durchmesser, gefüllt mit warmem Wasser. Auf dessen Oberfläche schwamm eine etwa 10 cm dicke Schicht von geschmolzenem Paraffin (etwa 1 kg). Die "Wesenheiten" wurden nun gebeten, ihre materialisierte Hand oder ihren Fuss ein oder mehrere Male in das geschmolzene Paraffin zu tauchen. Der Vorgang setzte meist erst etwa 20 Minuten nach Sitzungsbeginn ein, lief dann aber sehr schnell in höchstens zwei Minuten ab. Er vollzog sich in zwei oder drei Abschnitten: Die Hand tauchte in das Gefäss, verliess es und berührte mit den von dem warmen Paraffin umhüllten Fingern die Hände der Kontrollierenden. Danach tauchte sie noch einmal in das Gefäss ein. Nach diesem Vorgang wurde der noch warme, aber schon feste Paraffin-Handschuh meistens auf die Hand eines der Kontrolleure gelegt, wobei sich die vorher darin befindliche Hand (oder der Fuss) auflöste oder, wie man sagt, "dematerialisierte".
Diese Paraffinhandschuhe waren dann leer und dadurch ziemlich zerbrechliche Gebilde. Ihre Wandstärke betrug am Handrücken nur etwa 1 mm und an der Handinnenseite 2 bis 3 mm. Sie konnten nur mit aller Vorsicht mit Gips ausgegossen werden. In der Untersuchungsperiode 1920/21 wurden in Paris auf diese Weise insgesamt neun Gipsabgüsse erzielt, und zwar von sieben Händen, einem Fuss und einer unteren Gesichtspartie (Lippen und Kinn). Das Herstellen solcher Gipsabgüsse ist ganz allgemein bei der grossen Zerbrechlichkeit der Paraffinformen eine sehr schwierige Angelegenheit. Ausserdem ist es nicht einfach, Luftblasen zu vermeiden. Aus diesen Gründen weisen die Gipsabgüsse des ersten Untersuchungsabschnittes mancherlei Fehlstellen auf. Es liess sich aber trotzdem folgendes feststellen: Die sieben Handabgüsse und der eine Fussabguss wiesen die Längenabmessungen eines Kindes von fünf bis sieben Jahren auf (Geley: "Materialisationsexperimente mit M. Franek Kluski", S. 37). In ihren Strukturen aber zeigten die Gipsabgüsse die Merkmale von Händen eines Erwachsenen, und zwar von ein und derselben "Wesenheit" (ebd., S. 45). Trotzdem traten bei den verschiedenen Abgüssen Längenunterschiede bis zu 1 cm auf. Es waren also Abbilder der Hand eines "Erwachsenen" in verkleinertem Massstab mit etwa 3/4 der normalen Grösse. Sie zeigten eine vollkommene Form mit Handlinien, Fingernägeln, Furchen der Haut und vorspringenden Knochen und Sehnen. Teilweise waren sogar kleine hervortretende Blutgefässe auf dem Handrücken erkennbar. Sie glichen aber in keiner Weise Kluskis Händen oder denen von anderen Anwesenden.
Eine grössere Zahl weiterer Paraffin-Formen wurde von Geley mit Unterstützung polnischer Mitarbeiter während zusätzlicher Untersuchungsabschnitte im September 1921 und April/Mai 1922 in Warschau erhalten (G. Geley: "L' Ectoplasmie et la Clairvoyance", S. 250 u. 255). Durch die in Paris gewonnenen Erfahrungen hatte man die Technik verfeinert und gelangte nun zu besseren Gipsabgüssen. Aus dieser Serie soll hier ein Gipsabguss wiedergegeben werden. Abb. 8 (Fussnote 1) Er zeigt den Abguss der Hand einer "erwachsenen" männlichen Wesenheit, deren Zeigefinger ausgestreckt und die übrigen Finger eingeschlagen sind. Auch diese Hand hatte nicht eine natürliche Grösse, sondern die eines sieben- bis achtjährigen Kindes (ebenda, S. 254). Weiterhin erhielt Geley den Gipsabguss gleich zweier Hände, deren Fingerspitzen leicht gefaltet waren. Er zeichnet sich durch grosse Deutlichkeit zahlreicher anatomischer Einzelheiten aus. Dr. Geley schreibt über den Vorgang des Entstehens dieser Paraffinform ("L' Ectoplasmie et la Clairvoyance", s. 257 ): [ Bemerkung 1: siehe oben, kursiv im Original ]

" Die Hände waren durch leuchtende Bereiche an den Fingern erhellt und bewegten sich langsam vor unseren Augen. Sie tauchten in den Paraffin-Behälter und plätscherten darin einen Augenblick. Dann verliessen sie ihn, aber immer noch leuchtend. Schliesslich wurde die Form noch warm auf eine meiner Hände gelegt. "

Dr. Geley widmet in seinen Ausführungen ("Materialisationsexperimente mit M. Franek Kluski" und "L' Ectoplasmie et la Clairvoyance") der Frage breiten Raum, ob die erhaltenen Gipsabgüsse vom Medium oder anderen Teilnehmern betrügerisch erzeugt sein könnten. Derartige Behauptungen wurden ja schon damals in reichem Masse aufgestellt und werden auch heute noch immer wiederholt. Von den ausführlichen Darlegungen Geleys soll aus Platzgründen hier nur weniges angeführt werden.. Die erste Frage ist: Kann man derartig zarte (von der Wandstärke her gesehen) Paraffinhandschuhe überhaupt auf normale Weise, also mit Hilfe der eigenen Hände, herstellen? Geleys Antwort lautet Nein ("Materialisationsexperimente mit M. Franek Kluski", S. 49), und zwar deshalb nicht, weil man seine Hand aus solchem Handschuh nicht herausbekommt, ohne ihn zu zerstören. Ein Prof. Pawlowski, Professor der Anatomie an der Universität Michigan (U.S.A.), von dessen Berichten später noch die Rede sein wird, beobachtete 1924 in Warschau ebenfalls das Geschehen bei Franek Kluski und die Entstehung der Paraffinhandschuhe. Über die "normale" Herstellbarkeit sagt er (F. W. Pawlowski: "Die Mediumschaft des Franek Kluski", S. 102): [ Bemerkung 1: siehe oben, kursiv im Original ]

" Das Phantom braucht 1/2 bis 3/4 Minute Zeit zur Herstellung einer Form. Als ich versuchte, dies selbst zu machen, dauerte es mehrere Minuten, bis das Paraffin genügend abgekühlt war, und auch dann war es unmöglich, den Handschuh, ohne ihn zu zerbrechen, von der Hand zu streifen, ja, ich konnte es nicht einmal mit einem einzigen Finger, der bis zum zweiten Glied in Paraffin getaucht war, fertigbringen. "

Obwohl sich Geley sicher sein konnte, dass es für Kluski unmöglich war, solche Handschuhe selbst herzustellen, sie in die Sitzung einzuschmuggeln (weil sie dazu viel zu zerbrechlich waren) und dann taschenspielerisch einem der Anwesenden in die Hand zu legen (denn seine Hände wurden ja festgehalten), nahm er trotzdem zweimal noch besondere Kontrollen vor. In der Sitzung vom 27. Dezember 1920 setzte er dem verwendeten Paraffin vor der Sitzung ohne Wissen Kluskis blauen Farbstoff zu (Geley: "Materialisationsexperimente mit M. Franek Kluski", S. 39). An diesem Abend entstanden im Verlauf von zwei Minuten zwei Paraffin-Handschuhe einer rechten und einer linken Hand, jeweils in den Grössenverhältnissen eines Kindes von fünf bis sieben Jahren, und zwar aus blaugefärbtem Paraffin. Hätte Kluski die Handschuhe mitgebracht, wären sie ungefärbt gewesen. In der nächsten Sitzung am 31 . Dezember 1920 wurde dem geschmolzenen Paraffin vor der Sitzung ohne Wissen Kluskis 0,5 g Cholesterin zugesetzt, das keine Färbung des Paraffins verursachte. Diese Chemikalie ist eine organische, aromatische Kohlenstoffverbindung, die in den meisten tierischen und menschlichen Organen vorkommt und Hauptbestandteil der Gallensteine ist. Diesmal erhielt man die Paraffinform eines Fusses (in den Abmessungen eines Kinderfusses) und eine Teilform der unteren Partie des Gesichtes eines Erwachsenen (ebd., S. 41). Jeweils ein kleines Stück dieser Formen wurde in Chloroform aufgelöst und mit einigen Tropfen Schwefelsäure versetzt. Es stellte sich dann langsam und stetig fortschreitend eine rote Färbung ein, die allmählich in braun überging. Machte man die gleiche Probe mit unbehandeltem Paraffin (also ohne Cholesterin-Zusatz), so ergab sich keinerlei rote Verfärbung. Auch dieser Versuch war ein Beweis, dass Kluski das Paraffin nicht eingeschmuggelt haben konnte.
Das Ergebnis aller Versuche war für Geley: Die Paraffinformen entstanden paranormal unter dem Einfluss jenseitiger Wesenheiten, welche die Versuche in gewisser Weise lenkten und mit denen man sich absprechen musste.

"Menschliche" Körper

Bei Kluski traten nicht nur isolierte Gliedmassen, sondern auch paranormal gebildete vollständige "menschliche" Körper auf. Der bereits erwähnte Prof. F. W. Pawlowski schreibt dazu (Pawlowski: "Die Mediumschaft des Franek Kluski", S. 19): [ Bemerkung 1: siehe oben, kursiv im Original ]

" Im Falle Kluski erschienen die Phantome meist unerwartet hinter oder neben dem Medium. Ich sah dann etwas wie einen leuchtenden Rauch oder Nebel, der über dem Kopf des Mediums wie eine kleine Wolke lag. Die Wolke ging seitwärts, und in wenigen Sekunden wurde daraus ein menschlicher Kopf, oder sie breitete sich senkrecht aus, und es wurde aus ihr eine ganze menschliche Erscheinung, die sofort anfing, herumzugehen usf. Sehr oft jedoch erschienen die Phantome in Entfernung vom Medium hinter den Rücken der weit weg sitzenden Teilnehmer und oft auch in einem entfernten Teil des Sitzungsraumes. Bei verschiedenen Gelegenheiten erschienen die Phantome hinter meinem Rücken. Ich wurde sie durch das Geräusch ihres Atems gewahr, das ich deutlich hören konnte, noch bevor die mir gegenüber Sitzenden sie sahen. Wenn ich mich umdrehte, sah ich ihre Gesichter einen Fuss breit von mir entfernt, sie Iächelten und sahen mich aufmerksam an. Manche von ihnen atmeten so heftig, als kämen sie von einem anstrengenden Lauf, und bei dieser Gelegenheit fühlte ich ihren Atem auf meinem Gesicht. Einmal horchte ich auf die Herzschläge eines Phantoms.
Die Erscheinungen bewegten sich rund um den Tisch und um die Teilnehmer. Sie machten so seltsame Bewegungen und Sprünge, dass, wenn sie wirklich mit dem Medium durch eine ektoplasmische Schnur oder ein ebensolches Band verbunden gewesen wären, die Teilnehmer davon hätten umwickelt werden müssen. Ich habe in diesem Zirkel von den Teilnehmern nie eine derartige ektoplasmische Verbindung nennen hören.
Das Gewicht der Phantome war, nach dem Klang ihrer Schritte auf dem Fussboden, normal. Auch hatte man beim Befühlen der Körper den Eindruck der Dichtigkeit. Trotzdem flogen manche Erscheinungen durch die Luft, über den Tisch und die Teilnehmer hinweg, wenn man es wünschte. Bei einer solchen Gelegenheit sah ich zwei Phantome über unseren Köpfen im hohen Zimmer fliegen und seltsame Volten machen, während eines das andere mit Leuchtplatten beleuchtete. Es war wirklich ein schöner Anblick, eine Art Luftballett.
Sehr oft legten die Phantome, nachdem sie die Runde um den Tisch gemacht hatten und bevor sie verschwanden, gerade vor mich die Leuchtplatten hin. Ich versuchte zweimal, die nächste Erscheinung vom Ergreifen der Leuchtplatte dadurch abzuhalten, dass ich sie selbst in die Hand nahm. Sie wurde mir aber jedesmal mit einem festen und starken Griff weggenommen.
Das Überraschendste und Interessanteste an den Erscheinungen, sozusagen das Wichtigste für mich daran, war das vollkommen menschliche Betragen derselben. Sie benahmen sich wie Teilnehmer an einer Gesellschaft. Bei ihrem Rundgang um den Tisch begrüssten sie die mehr familiären Teilnehmer mit einem Lächeln des Erkennens, während sie im Zirkel neue Personen aufmerksam betrachteten. Der neugierige Ausdruck in ihren Augen ist schwer zu beschreiben und gleicht dem von Kindern im Alter des Erwachens ihrer Intelligenz. Man denkt unwillkürlich daran, wer von beiden, Mensch oder Phantom, interessierter ist, den anderen zu sehen.
Einige Phantome sind sehr abgeklärt, andere zeigen eine heitere Veranlagung. Ich konnte aus ihren Bemühungen, unsere Blicke, unser Lächeln, unsere Fragen und Antworten zu verstehen, und aus ihren Handlungen entnehmen, dass es ihnen sehr darum zu tun war, uns davon zu überzeugen, dass sie wirkliche Wesenheiten und keine Illusionen oder Halluzinationen sind.
Da die Erscheinungen so vollkommen menschliche und zugleich realistische sind, wird der kritiklose Skeptiker sagen: 'Ja, das ist einfach, es sind eben wirkliche Menschen.' Doch dies würde die teilweisen Materialisationen von lebenden Händen, Armen und Köpfen nicht erklären. Auch sind die Erscheinungen nicht immer von normaler Grösse. Gegen Ende der Sitzung, wenn das Medium bis zu einem gewissen Grade erschöpft ist, oder wenn es schon vor der Sitzung weniger gut disponiert war, haben die Phantome nicht die volle Grösse, sondern nur zwei Drittel oder einhalb davon. Als ich ein solches Phantom zum ersten Mal erblickte, glaubte ich, es sei ein Kind, aber bei näherer Betrachtung sah ich an dem faltenreichen Gesicht, dass es eine alte Frau oder ein alter Mann war, nur unter Normalgrösse.
Der Zirkelleiter pflegt in einem solchen Fall zu sagen. 'Wir wollen dem Medium helfen' (ein technischer Ausdruck im Zirkel). Er fängt dann an, im Takt zu klopfen, wobei alle Teilnehmer tief und gleichmässig atmen. Der Effekt dieser Prozedur ist wunderbar: die verkleinerte Phantomgestalt wächst und erreicht in wenigen Sekunden ihre volle Grösse.
Die bei Kluski sich zeigenden Phantome gehören verschiedenen Nationen an und sprechen gewöhnlich ihre Muttersprache. Dessen ungeachtet verstehen sie die in jeder Sprache an sie gerichteten Worte sehr gut (Gewöhnlich wird im Zirkel polnisch gesprochen). "

Prof. Pawlowski schliesst seine umfangreichen Ausführungen mit folgenden Worten (ebd., S 21):
"In jedem Fall bin ich überzeugt, dass wir an der Schwelle einer neuen Wissenschaft und vielleicht auch einer neuen Ära angelangt sind. Es ist für jedermann unmöglich, diese Phänomene zu verneinen oder zu verwerfen, und es ist unmöglich, sie mit Taschenspielertricks zu erklären. Ich erkenne vollkommen an, dass es für die Mehrzahl schwer ist, sie zu glauben, dass es schwer ist, die Möglichkeit zu begreifen, dass innerhalb weniger Minuten lebende menschliche Wesen, deren Knochen man durch das Fleisch betasten kann, deren Herzschlag zu hören und zu fühlen ist, [entstehen können], ich erkenne an, dass dies alles ausserhalb unseres Fassungsvermögens liegt. Wir sind durch die Wunder der modernen Wissenschaft verdorben. Wir können an das Natürliche, das in so grosser Schönheit zu uns kommt, wir können an das Geheimnis des universellen Lebens nicht mehr glauben. Dies anzunehmen würde unseren ganzen Standpunkt sowohl dem Leben und dem Tod gegenüber von Grund auf verändern, als auch den der Philosophie und Wissenschaften."

Schluss

Die angeführten Berichte über Untersuchungen von teilweise sehr bedeutenden Wissenschaftlern sollen zeigen, dass im Vergleich dazu die rätselhaften Fussspuren in einer Malerwerkstatt im Jahre 1991 aus parapsychologischer Sicht nicht vollkommen aus dem Rahmen fallen. Noch viel Eindrucksvolleres ist schon bei geeigneten Medien beobachtet worden. Aber bei den Fussspuren können wir nur die Tatsachen, die Endprodukte feststellen. Der Ablauf und die Hintergründe bleiben uns völlig verborgen.

Prof. Dr. Werner Schiebeler


Quellen
Geley, G.: Materialisationsexperimente mit M. Franek Kluski, Verlag Oswald Mutze, Leipzig 1922
Geley, G.: L' Ectoplasmie et la Clairvoyance, Librairie Félix Alcan, Paris 1924
Pawlowski, F. W.: Die Mediumschaft des Franek Kluski, Z. f. Parapsychologie 1926, S. 5-22
Schiebeler, W.: Zeugnis für die jenseitige Welt, Verlag "Die Silberschnur", Melsbach/Neuwied 1989
Thorogood, B. K.: The "Margery" Mediumship, Journal of American Society for Psychical Research, Vol. XXVI, No. 3, 1932, S. 1 - 37
Thorogood, B. K.: The "Margery" Mediumship the "Walter" Hands, Proceedings of the American Society for Psychical Research, Vol. XXII, 1933
Zöllner, F.: "Wissenschaftliche Abhandlungen", 4 Bde., Verlag L. Staackmann, Leipzig 1878 - 1881


Fussnote 1: red. - Dieses Foto liess sich aus technischen Gründen leider nicht wiedergeben. Als Ersatz sehen Sie eine Sammlung von Gipsformen materialisierter Gliedmassen aus dem Archiv der Londoner Society for Psychical Research. [ Dieser Artikel beinhaltet keine Bilder. ]


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Letzte Änderung am 21. Juli 2000